Es ist ein Maß in allen Dingen 200 Jahre Bayerische Vermessungsverwaltung 1801–2001 Grußworte 5 Vermessung im Wandel 1 Verantwortung und Subsidiarität – der 10 Bayerische Weg im Vermessungswesen 2 Das Bayerische Landesvermessungsamt – 16 Gegenwart und Perspektiven 3 Wie alles begann 26 Die Entstehung des Topographischen Büros 1801 in München 4 Streiflichter über technische 38 Wechselwirkungen im Bereich des Vermessungswesens 5 Qualitätsmanagement an den bayerischen 50 Vermessungsämtern Herausgeber Bayerisches Staatsministerium der Finanzen 6 Vom Antragsteller zum Kunden 56 Abteilung Vermessung, Informations- Kundenorientierung und Marketing in der und Kommunikationstechnik Bayerischen Vermessungsverwaltung Odeonsplatz 4 80539 München 7 Die Datenautobahn in Bayern 66 http://www.stmf.bayern.de Copyright © 2001 8 Einkaufen rund um die Uhr 74 Schriftleitung Neue Wege beim Vertrieb amtlicher Geodaten Dr.-Ing. Klement Aringer Bayerisches Staatsministerium der Finanzen 9 Geodäsie - Studium mit Zukunft 84 Redaktion und Lektorat Karlheinz Goller, Vermessungsamt München Josef Klapf, Vermessungsamt Freising Landesvermessung Umschlagbild James Turrell, USA 10 Ein Blick über die weißblauen Grenzpfähle 96 Pink Central Crater Das Bayerische Landesvermessungsamt im Grafik-Design internationalen Rahmen Marlene Kern, München 11 Die amtliche Kartographie in Bayern 108 Druckvorstufe und Druck von 1473 bis 1801 Bayerisches Landesvermessungsamt Bindung 12 Wo Bayern endet 120 EOS-Verlag + Druck, Erzabtei, St. Ottilien Aufgaben und Arbeiten an den Landesgrenzen Vertrieb 13 Bayern aus der Luft 130 Bayerisches Landesvermessungsamt Luftbildwesen, Photogrammetrie und Alexandrastraße 4 Fernerkundung – aktueller Stand und 80538 München Perspektiven http://www.geodaten.bayern.de ISBN 3–935612–01–X 14 Das ist die Höhe! 148 15 Wie ist die Lage? 160 29 Der Vermessungsingenieur im 312 Vom trigonometrischen Signal zur Satelliten- Freien Beruf – Stand und Ausblick technik – Lagefestpunktfeld im Wandel 30 Fortschritt in der GIS-Entwicklung durch 320 16 ATKIS® – mit Bits und Bytes zur Karte 170 mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit 17 Budgetierung und KLR am Bayerischen 180 31 Landesplanung und Umweltschutz 334 Landesvermessungsamt mit amtlichen Geodaten 18 Das geodätische Observatorium in Wettzell 188 32 Einsatz von amtlichen Geodaten in der 342 Der deutsche Beitrag zu den internationalen Landwirtschaftsverwaltung Raumbezugssystemen 33 Eine Kommune baut auf Geodaten 348 Geoinformationssysteme bei der Stadt Nürnberg Katastervermessung 34 Outsourcingmodelle von Dienstleistungen 358 19 Das Liegenschaftskataster auf dem Weg 200 für Kommunale Informationssysteme zum Geoinformationssystem 35 Wasserstraßen in Bayern 368 20 Der Weg zum EDV-Grundbuch 212 Die Aufgaben im Bezirk der Wasser- und Entwicklungen im Liegenschaftsrecht Schifffahrtsdirektion Süd aus geodätischer und Grundbuchwesen Sicht 21 Ohne EDV geht nichts mehr 224 36 Ausbildung im Fachbereich 380 Innendienst am Vermessungsamt – „Geoinformationswesen“ an der gestern, heute und morgen Fachhochschule München 22 Die Flurkarte erobert den PC 238 37 Die Ausbildung zum Vermessungs- 390 Der Einsatz der interaktiven Grafik ingenieur an der Universität bei der Bayerischen Vermessungverwaltung der Bundeswehr München 23 Vom Messtisch zum fahrbaren Büro 246 Außendienst am Vermessungsamt – gestern, heute und morgen Zeittafel 404 24 Sichere Grenzen – gute Nachbarschaft 254 Literaturverzeichnis 428 Die Abmarkung von Grundstücksgrenzen Bildquellen 432 25 Von der grünen Wiese zum baureifen 266 Grundstück Mitwirkung der Vermessungsämter bei der Bodenordnung und Wertermittlung 26 Feldgeschworene - Ehrenamt mit 282 Tradition und Zukunft Partner der Vermessungsverwaltung 27 Die Partnerschaft Bayern/Thüringen im 296 Kataster- und Vermessungswesen 28 Die Verwaltung für Ländliche Entwicklung 302 Partner der Vermessungsverwaltung Grußwort des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber Zwischen der Gründung des „Topographischen Bureaus“ und der Nutzung des Geodatenservers in Bayern liegen 200 Jahre Forschung und Entwicklung der Bayerischen Vermessungsverwaltung. Bis heute ist das Vermessungswesen Ländersache: Während man sich unter Kurfürst Max IV. Joseph tatsächlich bei Messungen für eine topographische Karte an die Ländergrenzen hielt, macht das Erfassen und Bereitstellen der Geodaten heute vor nationalen Grenzen nicht mehr Halt. Im globalen Wettbewerb zählt die länderübergreifende Zusammenarbeit im Vermessungswesen ebenso zu den Standards wie die Nutzung der modernen IuK-Technologien. Im 21. Jahrhundert ist die Bayerische Vermessungs- verwaltung eine High-Tech-Einrichtung, die interna- tional höchsten Anforderungen an raumbezogene Daten genügt. Sie ist aber auch eine Dienstleistungs- behörde mit Tradition, die selbstbewusst auf ihre Entwicklung zurückblicken kann. Da die Geoinforma- tik zu den am stärksten wachsenden Wirtschafts- branchen zählt, sehe ich für die Bayerische Vermes- sungsverwaltung wichtige Aufgaben in der Zukunft. Für deren Bewältigung wünsche ich ihr vollen Erfolg. Dr. Edmund Stoiber Bayerischer Ministerpräsident 5 Grußwort des Bayerischen Staatsministers der Finanzen Prof. Dr. Kurt Faltlhauser Die Vermessungsverwaltung liefert mit der flächendeckenden Be reit stellung von Geoinformationen in analoger und zunehmend auch digitaler Form einen unverzichtbaren Beitrag zur Infrastruk tur Bayerns. Die Grundstücksvermessungen und der Nachweis der Grenzen im Liegenschaftskataster sichern in Verbindung mit dem Grundbuch das Grundeigentum. Seit den Anfängen der systematischen Landesver messung in Bayern war es das Ziel der Vermes sungs verwaltung, die Bedürf nisse von Politik, Wirtschaft und Verwaltung zu erfüllen und ihren gesetzlichen Auftrag an neuen gesellschaftspolitischen und technischen Entwick- lungen auszurichten. Derzeit steht die gesamte Staatsverwaltung in einem großen Reformprozess. Wesentliches Kenn zeichen dieser Reform ist der Umbau der Ver waltungen zu Dienstleistern mit ver- stärkter Bürgerorientie rung. Gleichzeitig erhalten die Mitarbeiterinnen und Mit arbei ter mehr Verantwortung und Gestaltungsspiel raum bei der Erledigung ihrer Aufgaben. Für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Ver wal tung liegen enorme Chancen und Möglichkeiten in diesem Paradig menwechsel. Die Vermessungsverwaltung steht mit an der Spitze des Reform prozesses. Gerade die moderne Infor ma- tions- und Kommunika tionstechnik bietet ihr beste Voraus set zun gen für neue Dienst leis tungen – beispielsweise über das Internet mit dem Service „GeodatenOnline“. In ihrer 200-jährigen Geschichte hat es die Bayeri sche Ver messungs- verwaltung hervorragend verstanden, aus einer langen Tra dition die Zukunft erfolgreich zu gestalten. Das Maß, das nach dem Motto die- ser Festschrift in allen Dingen ist, könnte für die Vermessungs- verwaltung lauten: „Modern aus Tradition“. Mein herzlicher Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbei tern der Vermessungsverwaltung, die durch ihre gute Arbeit und mit ho hem Einsatz das positive Erscheinungsbild dieser Verwaltung prägen. Prof. Dr. Kurt Faltlhauser Bayerischer Staatsminister der Finanzen 6 Grußwort des Vorsitzenden der Arbeitsgemein schaft der Vermes- sungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV) Heinrich Tilly 1801 schlug die Geburtsstunde einer der ältesten Vermessungsver- waltungen Deutschlands, der Baye rischen Vermessungsverwaltung. Sie kann heute mit Stolz auf ihr 200-jähriges Bestehen zurück- blicken – dazu im Namen der AdV – herzlichen Glückwunsch! In der Zusammenarbeit mit den Ländern versteht sich die AdV als ein Forum, auf dem grundlegende, alle Länder betreffende Fragen von den Mitglieds verwaltungen erörtert werden mit dem Ziel, unbe- dingt notwendige länderübergreifende Regelungen gemeinsam zu erarbeiten und Empfehlungen zu geben, die den einzelnen Ländern gleichzeitig aber auch viel Raum für eigene Wege und fruchtbaren Wettbewerb untereinander lassen. Dies alles ge schieht unter dem Aspekt Informationsgesellschaft und Geodäsie im gemeinsamen Europa. Insbesondere auf dem Gebiet der Geoinformations systeme profitieren die Vermessungsverwaltungen vom Kooperationswillen aller AdV-Mitglieder und von einem funktionierenden Netzwerk aus Arbeits kreisen und Expertengruppen. Die Bayerische Vermessungs- verwaltung ist ein aktives und kreatives Mitglied der AdV und inten- siv in diese eingebunden. Es ist mit Sicherheit interessant und lohnend, sich mit der Ge schich te des bayerischen Vermessungs wesens der vergangenen 200 Jahre intensiver zu befassen. Der Blick für Ursprung und Rolle von Veränderungen wird geschärft. Er dokumentiert die Entwick lung zum heutigen föderativen System mit seiner fruchtbaren Zusammenarbeit in der AdV. Ich wünsche der Bayerischen Vermessungsverwal tung, dass sie ihren bisherigen Weg auch künftig erfolgreich fortsetzen kann. Heinrich Tilly Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV) 7 Vermessung im Wandel Der Bayerische Weg hat sich bewährt. Er schafft klare Zuständigkeiten, bündelt die Kompetenzen und legt dadurch zu - sätzliche Effizienzpotenziale frei, die zu hoher Kostendeckung bei trotzdem ver- gleichsweise sehr günstigen Gebühren- sätzen führen. Der Bayerische Weg hält die Vermessungsverwaltung schlank, oder – besser gesagt – macht sie noch schlanker und effektiver. Die Bayerische Vermessungsverwaltung sieht auch künftig ihre größte Heraus- for derung darin, die amtlichen Geo-Basis- daten aktuell und flächendeckend mit Hilfe modernster IuK-Technik ihren Nutzern zugänglich zu machen. Dabei werden auch die Möglichkeiten von Public-Private-Partnership geprüft und eingesetzt. 1 Verantwortung und Subsidiarität – der Bayerische Weg im Vermessungswesen Von Josef Frankenberger, München Die Bayerische Vermessungsverwaltung feiert ihr 200-jähriges Bestehen. Das ist sicher Grund zur Freude, gleichzeitig aber auch Anlass zur Bestands- aufnahme und zum Ausblick. Denn beim hohen Alter der Jubilarin stellen selbst freundliche Gratulanten zu Recht die Frage: Wie rüstig ist die Bayerische Ver messungsverwaltung noch? Ist sie ihren Aufgaben auch künftig gewachsen? Zeiten des Umbruchs – damals wie heute Viele von uns halten die derzeitigen Entwicklungen in der Technik und der Wirtschaft, ja in der gesam- ten Gesellschaft nicht nur für atemberaubend, son- dern teilweise auch für Angst einflößend. Dabei sind wir seit Jahrzehnten an hohes Tempo gewöhnt. Um wie viel stärker muss der Wandel zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf die Menschen gewirkt haben? Die Französische Revolution war noch keine fünf Jah re zu Ende und die Napoleonischen Kriege wüte- ten über ganz Europa. Da ist es wohl zunächst gar nicht so sehr aufgefallen, dass Europa an der Schwelle des technischen Zeitalters stand. Die Technik als Instrument zur Lösung politischer und administrativer Aufgaben lässt sich beispielhaft an der Landesvermessung in Bayern zeigen: Genaue Karten für das Militär, genaue Bodenflächen für die Besteuerung auf ein und derselben Basis, exaktes Messen mit ganzheitlichem Ansatz. 10 Was heute in jedem Grundseminar der Betriebswirtschaft gelehrt wird – das ver- netzte Planen und synergetische Handeln – war damals völlig neu. Die Väter der bayerischen Landes- und Katastervermessung haben damals den Prototyp ge schaffen für die Vermessungs- und Katasterwerke in Österreich, Baden, Württem berg, Sach sen-Meiningen und Sachsen-Coburg. Die Erfindungen eines Fraunhofer, Reichenbach und Senefelder, die wissenschaftlichen Konzepte eines Schiegg, Soldner und Utzschneider sind bis auf den heutigen Tag beispielhaft für die Symbi ose von Wis senschaft, Technik und Wirtschaft. Der technologische Sprung von der Messkette zu den Reichenbach’schen Distanz- fäden vor 200 Jahren war kaum kleiner als der Übergang vom elektronischen Tachymeter zur Satellitenpositionierung heute. Entscheidendes Ergebnis war da mals wie heute die Effizienzsteigerung durch Änderung der Technik. Ähnliche Parallelen über 200 Jahre lassen sich im Informationsmanagement aufzeigen: Nach Aufstel lung der Grundsteuerkatas ter in den Gemeinden erhielt jeder Grund- eigentümer seinenKatasterauszug. Heute sind lediglich an die Stelle des Papiers der elektronische Daten träger und das Internet getreten. Das Vermessungswesen in Bayern befindet sich heute – 200 Jahre nach seiner Institutionalisierung als Verwaltung – vor ähnlichen Aufgaben und Herausforde- run gen wie damals. Vom Industriezeitalter zum Informationszeitalter Der Übergang vom Industriezeitalter zum Informationszeitalter kündigte sich ei gent lich schon an, als die ersten Prototypen von Transistor-Rechnern in den Fünf zigern in die Serienproduktion gingen. Geodäten waren an dieser Entwicklung nicht nur recht maßgeblich beteiligt; sie zählten auch mit zu den Ersten, die damit arbeiteten. Und auch in der Prognose lagen sie recht gut, wenn HansAschauer 1976 in der Festschrift zum 175-jährigen Bestehen feststellte: „... Soviel aber scheint aufgrund steigender Personal- und fallender Gerätekosten festzustehen: Die elektronische Tachy metrie wird die anderen Aufnahmeverfahren immer mehr verdrängen. Die Tisch computer dürften zu Subsystemen weiter entwickelt werden, die über Fern über tragungsleitungen mit den großen ADV-Zentralen zusammenar- beiten. Letztlich wird auch die Fortführung der Karten von elektronischen Verfah- ren beherrscht werden.“ Im Rückblick können wir sagen: Alles ist so eingetreten. Teilweise stehen wir so gar schon ein gutes Stück weiter bei der Satellitenpositionierung und dem World Wide Web. Ort und Zeit verlieren an Bedeutung. Entscheidend wird die Verfüg barkeit aktu el ler Daten und leis tungsfähiger Datenportale. Zu den drei Dimensio nen des Raums und zur Zeit kommt heute als die fünfte das Wissen hinzu, geordnet und gespeichert in objektorientierten untereinander vernetzten Informationssys- temen. 11 Von der Vermessung zur Geoinformatik Die Erfassung der raumbezogenen Daten mit Tachy- meter, GPS oder Luftbild wird auch in Zukunft not- wendig sein. Allerdings steht nicht mehr die Mess- kunst im Vordergrund; vieles werden sogar Roboter erledigen können. Gefragt sind aktuelle Daten in der gewünschten Genauigkeit und mit exakter Zuordnung in europa-, ja sogar weltweit einheitlichen Raum- Zeit-Systemen. Je geringer der Messaufwand wird, desto mehr fällt der Wert der bloßen Koordinate. Der Kunde möchte die zuverlässige Geoinformation, abgeleitet aus ge nau charakterisierten, raumbezogenen Objekten. Die Bayerische Vermessungs ver- Nur noch im Beipack ist die Koordinate mit Zeit- waltung gehörte 1996 zu den stempel interessant. Darin verkörpert sich der Wert Preis trägern des 3. Speyerer moderner Geo-Informationssysteme. Allerdings ist Quali tätswettbewerbs. hier eine Differenzierung sinnvoll in Geo-Basisdaten In der Laudatio wurden die „herausragenden Leistungen der und Fachdaten unter Beachtung der Grundsätze höchst effizienten Organisation“ „zuständige Verantwortung und Subsidiarität”. gewürdigt. Der Bayerische Weg im Vermessungswesen In Industrie und Wirtschaft ist es mittlerweile – nach einer Zeit sehr weit gehender Diversifizierung – üblich, sich auf die Kernkompetenzen zu konzentrie- ren. Alles andere wird zugekauft. Damit sollen ein Optimum an Effizienz und Ressourceneinsatz sowie bestmögliche Kundenorientierung erzielt werden. In der Verwaltung nennt man diese auf Kernkompe- 12
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