UTB 3 Hans-Uwe Otto · Thomas Rauschenbach Peter Vogel E ditors Erziehungswissenschaft: Professionalität und Kompetenz Erziehungswissenschaft in Studium und Beruf U'!'B FURWISSEN SCHAFf UTB 8194 Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Wilhelm Fink Verlag München A. Francke Verlag Tübingen und Basel Paul Haupt Verlag Bern . Stuttgart . Wien Hüthig Fachverlage Heidelberg Verlag Leske + Budrich GmbH Opladen Lucius & Lucius Verlagsgesellschaft Stuttgart Mohr Siebeck Tübingen Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim Ernst Reinhardt Verlag München und Basel Ferdinand Schöningh Verlag Paderborn . München· Wien· Zürich Eugen Ulmer Verlag Stuttgart Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen und Zürich WUVWien Erziehungswissenschaft in Studium und Beruf Eine Einführung in vier Bänden Herausgegeben von Hans-Uwe Otto Thomas Rauschenbach Peter Vogel Redaktion: Karin Bock Band 3: Erziehungswissenschaft: Professionalität und Kompetenz Die weiteren Bände: Band 1 Erziehungswissenschaft: Politik und Gesellschaft Band 2 Erziehungswissenschaft: Lehre und Studium Band 4 Erziehungswissenschaft: Arbeitsmarkt und Beruf Hans-Uwe Otto/Thornas Rauschenbachl Peter Vogel (Hrsg.) Erziehungswissenschaft: Professionalität und Kompetenz Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2002 Gedruckt auf säurefreiem und alters beständigem Papier. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme ISBN 978-3-663-08030-5 ISBN 978-3-663-08029-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-08029-9 © 2002 Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Leske + Budrich, Opladen 2002 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung au ßerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzu lässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfaltigungen, Übersetzungen, Mikroverfil mungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart Inhalt Zur Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 (Hans-Uwe Ottoffhomas RauschenbachiPeter Vogel) Grundlagen Kompetenz ... 13 (Wol/gang Nieke) Professionalität . . . . . . . . . 29 (Arno CombelWerner Helsper) Kompetenzprofil: LehrerIn. 49 (Karl-Oswald Bauer) Qualifikationsprofil : Diplom-PädagogIn 65 (Karin BöllertIWolfgang Nieke) Sozialpädagogische Interaktions- und Klientenarbeit 79 (Burkhard Müller) Pädagogische Arbeit in Organisationen 91 (Eckard König/Gerda Volmer) Supervision . . . . 101 (Lothar Nellessen) Weiterbildung im Beruf - Weiterbildung als Beruf 115 (Rolf ArnoldJlngeborg Schüßler) 5 Kontroversen ErziehungswissenschaftlerInnen - die neuen Generalisten? . 141 (Barbara Friebertshäuser) Qualitätsentwicklung - eine neue Herausforderung? 163 (Bernd Dewe/Lutz Galiläer) Unterrichten - was sonst? LehrerInnen zwischen Fach-und Erziehungskompetenz. 183 (Hartmut Wenzel) Was ist erwachsenenpädagogische Professionalität? 197 (Wiltrud Gieseke) Sozialpädagogik - Handeln in Widersprüchen? . . . . . . . . . . . . . .. 209 (Hans Thiersch) Berufspädagogische Handlungskompetenz - neue Anforderungen an die Akteure? 223 (Anne BusianlGünter Pätzold) Materialien Der »geborene Erzieher«? Erzieherische Kompetenz zwischen Intuition und Planbarkeit. Eine Textsammlung aus vier Jahrhunderten . . . . . . . . .. 241 (Zusammengestellt von Peter Kauder) Verzeichnis der Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . .. 261 6 Zur Einführung Hans-Uwe OUo/Thomas RauschenbachiPeter Vogel I. In den letzten 50 Jahren hat die Pädagogik, oder wie das Fach an den bundesdeut schen Hochschulen inzwischen zunehmend genannt wird: die Erziehungswissen schaft, einen weitreichenden Gestaltwandel vollzogen. Bis in die I 960er-Jahre hin ein war sie gekennzeichnet durch die Tradition der geisteswissenschaftlichen Päd agogik. Eingebettet in die Lehrerbildung war die Erziehungswissenschaft damals an den Universitäten - ungeachtet ihrer prägenden Persönlichkeiten und deren päd agogischer Entwürfe - ein kleines Fach. Auch mit den in dieser Zeit entstehenden Magisterstudiengängen konnte die Pädagogik zunächst keine besondere Aufmerk samkeit auf sich ziehen. Zentrale Bedeutung erlangte des Fach in dieser frühen Phase allein durch die Lehrerbildung an den damals noch flächendeckend vorhan denen Pädagogischen Hochschulen. Diese überschaubare und wenig Veränderungsbedarf signalisierende Lage än derte sich ab Mitte der I 960er-Jahre einschneidend durch drei Entwicklungen, • durch den rasant steigenden Lehrerbedarf in Deutschland im Gefolge der demo graphischen Entwicklung einerseits und der Erhöhung der Bildungsbeteiligung ab Mitte der 60er bis Ende der 70er Jahre andererseits; • durch die explosionsartig steigende Nachfrage nach erziehungswissenschaftli chen Studienplätzen im Zuge der bundesweiten Einführung des Diplomstudien gangs ab Anfang der 70er Jahre; • durch die sukzessive Umwandlung der Pädagogischen Hochschulen in Wissen schaftliche Hochschulen bzw. deren Integration in bestehende Universitäten in den 70er und frühen 80er Jahren. Alle drei Entwicklungen zusammen haben für die Erziehungswissenschaft grund legende Veränderungen mit sich gebracht, deren Auswirkungen innerhalb und au ßerhalb des Faches bis heute zu spüren und noch lange nicht in das Bewusstsein al ler gedrungen sind. 11. Inzwischen gehört die Erziehungswissenschaft zahlenmäßig zu den zehn großen Universitätsfächern. Dies gilt mit Blick auf die Zahl der Studierenden und der Ab- 7 solventinnen bzw. Absolventen ebenso wie mit Blick auf die Summe der Hoch schulstandorte mit einem erziehungswissenschaftlichen Studienangebot und die Zahl der Professuren. Die Erziehungswissenschaft ist heute aus dem universitären Erscheinungsbild nicht mehr wegzudenken. Als integraler Bestandteil einer mo demen Lehrerbildung, als einer der größten universitären Diplom- sowie inzwi schen auch einer der größten Magisterstudiengänge in Deutschland hat sich das Fach innerhalb der wissenschaftlichen Ausbildungslandschaft auf breiter Ebene etabliert. Diese Entwicklung ist in vielfacher Hinsicht nicht folgenlos geblieben. Die Er ziehungswissenschaft musste versuchen, gewissermaßen bei laufendem Ge schäftsbetrieb, ihre Grundlagen, Ziele, ihre Ausstattung und Inhalte den wissen schaftsimmanenten und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen. Die damit verbundenen Prozesse des personellen Ausbaus, der disziplinären Institutio nalisierung sowie einer verstärkten Ausweitung der Teildisziplinen und Fachge biete führte zu einer erheblichen fachinternen Dynamik. Dies hat die Erziehungs wissenschaft weitaus mehr gefordert - bisweilen auch überfordert - als ursprüng lich zu vermuten war. Trotz dieser Entwicklungen wird die Erziehungswissenschaft auch heute noch vielfach in ihrer tradierten Form wahrgenommen oder aber mit langlebigen Vorur teilen konfrontiert: • Noch immer wird die Pädagogik vielerorts gleichgesetzt mit der Lehrerbildung, werden ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen gleichgesetzt mit dem Be rufsbild der Lehrerin/des Lehrers; • noch immer wird die Mehrzahl der pädagogisch Examinierten in der Außen wahrnehmung im Anschluss an das Studium trotz anders lautender Befunde ent weder arbeitslos - oder weicht auf fachfremdenTätigkeitsbereiche aus; • noch immer wird die Ausbildungsverantwortung für die große Zahl der Studie renden nicht durchgängig als eine eigenständige akademische Aufgabe und He rausforderung anerkannt, die mehr sein muss als die Weitergabe allein diszipli nären Wissens. Dieses Spannungsverhältnis zwischen disziplinärem Beharrungsvermögen und professionellem Veränderungsbedarf ist der Ausgangspunkt des vorliegenden Ein führungskurses in vier Bänden. In ihm sollen nicht nur die unverzichtbaren und elementaren Aufgaben der Modernisierung der Erziehungswissenschaft als akade mische Disziplin im Rahmen ihrer theoretischen Weiterentwicklung und empiri schen Forschung sichtbar werden. Er basiert darüber hinaus zugleich auf der Über zeugung, dass die Erziehungswissenschaft als großes, universitäres Fach ihre um fassende Verantwortung für die Gestaltung einer wissenschaftlichen Ausbildung offensiv übernehmen und sich der Frage nach den beruflichen Anforderungen und Perspektiven für die zahlreichen Absolventinnen und Absolventen eines erzie hungswissenschaftlichen Studiums gezielt stellen muss - und dieses gerade auch dann, wenn es um hoch qualifizierte Tätigkeiten außerhalb von Forschung und Lehre geht. Die damit einhergehenden Verpflichtungen einer gleichermaßen refle xiven, wissenschaftlich ambitionierten wie qualitativ hochwertigen und kompe tenzfördernden Ausbildung sollte am Ende zu dem führen, worum in Deutschland immer noch gerungen wird: zu einer Professionalisierung akademisch-pädagogi- 8 scher Berufe. Diese Herausforderung muss unausweichlich auch zu einer Klärung der erforderlichen Qualität beruflichen Handeins in Bildungs-, Erziehungs- und Lernprozessen führen, die allemal mehr ist als eine bloße Anwendung von Erfah rungsregeln in Alltagsroutinen. Der Einführungskurs »Erziehungswissenschaft in Studium und Beruf« will hierzu einen grundlegenden Beitrag leisten. Sein eigentlicher Ort ist die wissen schaftliche Auseinandersetzung an der Schnittstelle zwischen disziplinärem Wis sen und professionellem Handeln. Dazu bietet er eine Fülle von Analysen, Infor mationen und Anregungen, die sich sowohl auf die Lage des Faches, seine Studien gänge und die beruflichen Perspektiven beziehen, zugleich aber auch die zentralen Anforderungen an ein modemes Kompetenzprofil für Erziehungswissenschaftle rinnen und Erziehungswissenschaftler zum Gegenstand haben, seien es nun die Lehramtsstudiengänge, das Diplom- oder Magisterstudium oder auch die neuen Bachelor- oder Masterstudiengänge. Der Aufbau des Einführungskurses wurde so gewählt, dass die wesentlichen Bereiche einer modemen Erziehungswissenschaft mit Blick auf die Formen und Strukturen professionellen Handeins sichtbar werden. Unter dieser Aufgabenstei lung werden in den vier Bänden unterschiedliche Perspektiven aufbereitet, die von Studierenden als eine erste Annäherung ebenso gelesen werden können wie auch als weitergehende Selbstvergewisserung. Im Mittelpunkt stehen vier Themenschwer punkte: • Politik und Gesellschaft • Lehre und Studium • Professionaliät und Kompetenz • Arbeitsmarkt und Beruf Damit werden zentrale Bezugspunkte einer modemen Erziehungswissenschaft auf gegriffen, wesentliche Orientierungen für Studium und Beruf geliefert sowie für alle Studiengänge und Berufsgruppen grundlegende Entwürfe, Perspektiven und Wissensbestände aufbereitet. III. Ausgangspunkt und Impulsgeber für die vorliegenden Bände war eine erste profes sionspolitische Konferenz, die im Frühjahr 1999 in Dortmund stattfand und von der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft zusammen mit der dortigen Universität ausgerichtet wurde. Auch wenn die vorliegende Veröffentlichung weit über die unmittelbaren Konferenzergebnisse hinausgeht, hat diese doch mehr als augenscheinlich gemacht, dass nach wie vor ein großer Bedarf an einer Auseinan dersetzung mit den fachlichen Eckwerten und den Fragen einer professionellen Identität besteht. Erstmalig für das Fach Erziehungswissenschaft versuchen die vor liegenden Bände hierauf umfassend und gezielt einzugehen und aus unterschiedli chen Perspektiven Antworten zu formulieren. Alle Bände sind nach einer einheitlichen Struktur in drei Teile untergliedert, in Grundlagen, Kontroversen und Materialien. Durch diesen Aufbau soll sicherge- 9