Mythen und Mythenbildung sind in den Wissenschaften der Postmoder- )g g.n ne ein sehr aktuelles Thema. Der vorliegende Sammelband möchte als rsu Hf Beitrag zur kulturgeschichtlichen Arbeit am Thema des Mythos verstan- (p u ö den werden. Der interdisziplinär ausgerichtete Band vereint nach einer ah kc thematischen Einführung literaturwissenschaftliche, ägyptologische und ncS ar bibelwissenschaftliche Perspektiven. Das Themenspektrum reicht von g Lde verschiedenen Repräsentationen des Mythischen bis hin zum Vergleich örg schriftlicher Überlieferungen aus dem antiken Griechenland, Mesopota- & Jun mien, Ägypten und Israel, die von der Erschaffung der Welt und der Be- ger ör et drohung in Katastrophen sprechen. Firs l e aeZ h cd Min u g n u ff Michael Fieger & Jörg Lanckau (Hrsg.) a h c s r E Erschaffung und Zerstörung der Schöpfung Ein Beitrag zum Thema Mythos Michael Fieger ist ordentlicher Professor für Alttestamentliche Wissen- schaften und Dozent für Althebräisch an der Theologischen Hochschule Chur. D A S A L T E T E S T A M E N T I M D I A L O G Jörg Lanckau ist Post-Doc am Universitären Forschungsschwerpunkt a n o u t l i n e o f a n o l d t e s t a m e n t d i a l o g u e Asien und Europa der Universität Zürich und Pfarrer in Untervaz und Vol. 4 Haldenstein GR. g n ISBN 978-3-0343-0479-5 a L r e t Peter Lang e P www.peterlang.com Peter Lang Erschaffung und Zerstörung der Schöpfung D A S A L T E T E S TA M E N T I M D I A L O G a n o u t l i n e o f a n o l d t e s t a m e n t d i a l o g u e Band /Vol. 4 Herausgegeben von / edited by Michael Fieger & Sigrid Hodel-Hoenes PETER LANG Bern (cid:115) Berlin (cid:115) Bruxelles (cid:115) Frankfurt am Main (cid:115) New York (cid:115) Oxford (cid:115) Wien Michael Fieger & Jörg Lanckau (Hrsg.) Erschaffung und Zerstörung der Schöpfung Ein Beitrag zum Thema Mythos PETER LANG Bern (cid:115) Berlin (cid:115) Bruxelles (cid:115) Frankfurt am Main (cid:115) New York (cid:115) Oxford (cid:115) Wien Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.d-nb.de› abrufbar. Umschlagabbildung: Zeichnung eines assyrischen Rollsiegels, Serpentin, 32,2 x 15,3 mm, Neuassyrische Zeit (900-700 v.Chr.). Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, VR 1993.6, Ex-Sammlung Marcopoli. Gott im Kampf mit einem Schlangendrachen: Ein auf einem vorn aufgerichteten Schlangendrachen mit zwei Händen und Hörnern nach links dahineilender Gott im langen Fransenschlitzrock hält in der vorgestreckten Rechten ein Doppelblitz- bündel, seine Linke ist nach hinten erhoben; achtstrahliger Stern und Mondsichel im oberen, Raute (Auge) und einzelne Keile im unteren Bildfeld; Randleiste. Beschreibung mit weiterer Literatur in: BIBEL+ORIENT Datenbank online: http://www.bible-orient-museum.ch/bodo/details.php?bomid=459 Umschlaggestaltung: Thomas Jaberg, Peter Lang AG ISSN 1662-1689 ISBN 978-3-0351-0182-9 © Peter Lang AG, Internationaler Verlag der Wissenschaften, Bern 2011 Hochfeldstrasse 32, CH-3012 Bern [email protected], www.peterlang.com, www.peterlang.net Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das giltins- besondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Inhaltsverzeichnis Vorwort ......................................................................................................... 7 Heinrich Reinhardt Was ist ein Mythos? Eine Hinführung zum Begriff und seiner Geschichte ............................... 9 Marcel Weder Literatur als Manifestation des Mythischen ............................................. 17 1. Einleitung ................................................................................................................... 17 2. Grundzüge des Mythischen .................................................................................... 19 3. Literatur als Aktualisierung des Mythischen ......................................................... 35 Jutta Krispenz Am heiligen Ort Der Hof im Tempel als mythischer Raum ................................................ 45 1. Raumkonzepte und religiöse Erfahrung .............................................................. 45 2. Psalmen und „Heiliger Ort“ .................................................................................. 46 3. Die Textauswahl ...................................................................................................... 49 4. Psalm 84 .................................................................................................................... 53 5. Archäologische Zeugnisse ...................................................................................... 54 6. Der Hof im Tempel als mythischer Raum .......................................................... 60 Michael Fieger Die Erschaffung der Schöpfung Ein religionsgeschichtlicher Vergleich zwischen Enūma Eliš und Gen 1,1-2,4a ................................................. 65 1. Das Gute in Verbindung mit dem Motiv der Ruhe in Enūma Eliš und Gen 1,1-2,4a ............................................................................ 66 1.1. Ruhe verknüpft mit dem Sieg über das Böse in Enūma Eliš ................ 66 1.2. Die friedlich-idyllische Alternative in Gen 1,1-2,4a ................................ 69 1.3. Marduk / Bel und Elohim im Gegensatz ................................................. 70 1.4. Zusammenfassung ........................................................................................ 71 6 Inhaltsverzeichnis 2. Das Motiv des Wassers ............................................................................................ 72 2.1. Wasser versus Wasser .................................................................................. 72 2.2. tǝhôm und rāqîʿa im Alten Testament ...................................................... 74 3. Anthropologie ........................................................................................................... 77 3.1. Das Menschenbild in Enūma Eliš ............................................................. 77 3.2. Theologische Implikationen ....................................................................... 80 3.3. Der Mensch in Gen 1,26-29 und in Enūma Eliš ..................................... 82 3.4. Das Bild der Götter in Enūma Eliš ........................................................... 83 4. Zusammenfassung .................................................................................................... 87 Jörg Lanckau Göttliche Reue und menschlicher Trost Der Mythos der Zerstörung der Schöpfung und des Überlebens in der Katastrophe im Diskurs der biblischen Sintfluterzählung ........................................... 89 1. Fragestellung und Ziel ............................................................................................. 89 2. Vorüberlegungen ...................................................................................................... 91 2.1. Die vorderorientalisch-levantinische Flutüberlieferung ......................... 91 2.2. Methodische Überlegungen zur Textgenese von Gen 6-9 .................... 96 2.3. Begriff und Funktionen des Mythos ......................................................... 99 3. Problemfelder des Mythendiskurses in Gen 6-9 ................................................ 109 3.1. Der Sintflutheld als Repräsentation der überlebenden Menschheit ... 109 3.2. Das göttliche Rollenspiel ........................................................................... 112 3.3. Anlass, Begründung und Konsequenz der Flutkatastrophe ................ 115 3.4. Die Arche als Heiligtum ............................................................................ 124 4. Zusammenfassung .................................................................................................. 128 Sigrid Hodel-Hoenes Schöpfung im Alten Ägypten ................................................................... 131 1. Einleitung ................................................................................................................. 131 2. Die Entstehung der Welt ....................................................................................... 132 2.1. Der Ur- oder Schöpfergott ....................................................................... 139 2.2. Chnum als Schöpfergott ............................................................................ 143 2.3. Weltentstehungsvorstellungen .................................................................. 144 2.4. Die Neunheit von Heliopolis ................................................................... 145 2.5. Die Götterlehre von Memphis ................................................................. 154 2.6. Die Achtheit von Hermopolis (Personifikation des Chaos) ................ 159 3. Die Zerstörung der Schöpfung ............................................................................ 167 Vorwort Mythen und Mythenbildung sind in den Wissenschaften der Postmo- derne ein sehr aktuelles Thema. Der vorliegende Sammelband, der von Michael Fieger (Chur) und Jörg Lanckau (Untervaz und Zürich) herausgegeben wird, in Zusammenarbeit mit Sigrid Hodel-Hoenes (Fontnas Weite), Jutta Krispenz (Marburg), Marcel Weder (Zürich) und Heinrich Reinhardt (Zizers), steht unter der Überschrift „Er- schaffung und Zerstörung der Schöpfung“ und möchte als Beitrag zur kulturgeschichtlichen Arbeit am Thema des Mythos verstanden werden. Die Idee einer gemeinsamen Publikation geht auf die Vorle- sung „Mythen und Mythenbildung in der Tora“ an der Theologi- schen Hochschule Chur im Jahr 2009 zurück. Der bewusst interdis- ziplinär ausgerichtete Band behandelt nach einer thematischen Einführung zum Begriff „Mythos“ von H. Reinhardt (Philosoph) ein weit gefasstes Themenspektrum: M. Weder (Literaturwissenschaftler) reflektiert in einem ersten Bei- trag über Literatur als Manifestation des Mythischen. Begreift man Mythen nicht nur als sprachliche, sondern vor allem auch als narrati- ve Erscheinungen, rückt ihr Bezug zur Literatur ins Zentrum. Aus- gehend von einer am Begriff der Bedeutsamkeit orientierten Defini- tion des Mythischen soll gezeigt werden, worin der spezifische mythische Gehalt von literarischen Texten besteht. Neben der For- menvielfalt werden dabei auch die literarischen Grenzen des Mythos ins Auge gefasst. J. Krispenz (Alttestamentlerin) widmet sich im zweiten Beitrag dem Tempelhof als einem mythischen Ort. Sie erhebt den Hof im Tempel als denjenigen Ort, an dem der Psalmenbeter sich in der Tempelarchitektur situiert. Der Symbolik dieses Ortes nähert der Beitrag sich durch einen Blick auf Höfe in unterschiedlichen Gebäu- den im alten Orient. M. Fieger (Alttestamentler) nimmt im dritten Beitrag die überlie- ferten Erzählungen von der Erschaffung der Welt in den Blick. Im 8 Vorwort Mittelpunkt steht ein religionsgeschichtlicher Vergleich zwischen dem altbabylonischen Schöpfungsmythos Enūma Eliš und dem priesterschriftlichen Schöpfungsbericht in Gen 1,1-2,4a. Dabei wer- den verschiedene Vorstellungen vom Schöpfer und der Schöpfung im Widerstreit verglichen. J. Lanckau (Alttestamentler) untersucht im vierten Beitrag die biblische Sintflutgeschichte auf Spuren eines israelitisch-jüdischen Mythendiskurses. Anhand von vier ausgewählten Problemfeldern zeigt er auf, wie die gemeinsame vorderorientalische Überlieferung von der Zerstörung der Schöpfung durch eine Flut und der Rettung des Einzelnen aus der Katastrophe in Gen 6-9 aufgenommen und transformiert wurde. S. Hodel-Hoenes (Ägyptologin) führt im fünften und letzten Bei- trag in die verschiedenen ägyptischen Vorstellungen der Weltentste- hung ein. Dabei stehen die ausführlichen Erzählungen aus Heliopo- lis, Memphis und Hermopolis im Mittelpunkt, wobei ein besonderes Augenmerk dem unendlichen Perpetuieren der Schöpfung gilt, das mit der Vorstellung von der Maat korreliert. Dennoch existieren auch in Ägypten vereinzelte Zeugnisse des Sterbens der Götter und der Vorstellung eines Weltuntergangs. Ohne die vielfältige, entweder finanzielle oder geistige, Unterstützung von Bischof Dr. Vitus Huonder (Chur), Bischof Markus Büchel (St. Gallen), Domdekan Walter Niederberger (Chur), Esther Herzog (Zürich), Christine Truog (Chur), René Romanin (St. Gallen), Prof. Dr. Philippe Talon (Brüssel) und der Kirchgemeinde Gais (AR) wäre dieser Sammelband nicht zustande gekommen. Ihnen allen sei herz- lich gedankt. Besonderer Dank gilt Jörg Lanckau für die druckreife Erstellung des Layouts und Frau Sara Negro vom Peter Lang Verlag für das Lektorat. Die Herausgeber Was ist ein Mythos? Eine Hinführung zum Begriff und seiner Geschichte HEINRICH REINHARDT Die Beschäftigung mit Mythen war über Jahrhunderte hin ein wichti- ger Bestandteil europäischer Selbstvergewisserung, Selbstdarstellung und Identität. Dabei war es fast ausschliesslich der Formenschatz der griechisch-römischen Mythologie in seiner spätantik-hellenistischen Ausprägung, der von der Frührenaissance (14. Jh.) angefangen über Barock und Klassik bis ins 20. Jahrhundert herein als gesamteuropäi- sches Ausdrucksmedium benutzt, der in den Gymnasien im Grie- chisch- und Lateinunterricht immer neuen Generationen nahege- bracht, der in den Kunstakademien immerfort als Ausgangspunkt gebraucht und in Literatur und ‚kultivierten Alltagsgesprächen‘ zahl- lose Male variiert wurde. Erst an der Wende zum 19. Jahrhundert traten mythische Überlieferungen und Einzelgestalten aus dem ägyp- tischen, keltischen und germanischen Kulturraum als Ergänzungen zum klassisch antiken Fundus hinzu, blieben aber insgesamt eher marginale Impulse. Mythische Gestalten wurden in all diesen Jahrhunderten nicht ernsthaft religiös verstanden. Es ist ja überhaupt ein Grundzug der europäischen Vorstellungswelt, dass seit der Frührenaissance die ‚weltanschaulichen Hintergründe‘ in einem langsamen, aber stetigen Distanzierungsprozess von der konkreten Lebenswelt ‚weggescho- ben‘, also immer weiter in den Hintergrund abgedrängt wurden. Die Konfessionskriege des 16./17. Jahrhunderts haben diesen Prozess vorangetrieben, sind jedoch nicht dessen Ursache. Diese liegt viel- mehr wohl in der kollektiven Ermüdung der Europäer durch eine übermässig eifrig gepredigte christliche Religiosität im hohen und
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