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Erkrankungen der Wirbelsäule des Schädels mit Nebenhöhlen und der Hüllen PDF

470 Pages·1936·19.356 MB·German
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HANDBUCH DER NEUROLOGIE HERAUSGEGEBEN VON O. BUMKE O. FOERSTER UND MUNCHEN BRESLAU ZEHNTER BAND SPEZIELLE NEUROLOGIE II ERKRANKUNGEN DER WIRBELSAULE DES SOHADELS MIT NEBENHOHLEN UNDDER HOLLEN BERLIN VERLAG VON JULIUS SPRINGER 1936 ERKRANKUNGEN DER WIRBELSA00 ULE .. .. DES SCHADELS MIT NEBENHOHLEN UND DER HULLEN BEARBEITET VON N. ANTONI . H. BRUNNER . L. EHRENBERG O. HIRSCH· M. LANGE· H. PETTE . W. SCHULZE MIT 105 ABBILDUNG-EN BERLIN VERLAG VON JULIUS SPRINGER 1936 ISBN-13: 978-3-642-88884-7 e-ISBN-13: 978-3-642-90739-5 DOl: 10.1007/978-3-642-90739-5 ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER OBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN VORBEHALTEN. COPYRIGHT 1936 BY JULIUS SPRINGER IN BERLIN. SOFTCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER 1ST EDITION 1936 Inhaltsverzeichnis. Affektionen der Wirbelsaule. Seite Erkrankungen der Wirbelsiiule. Von Professor Dr. MAx LANGE·Miinchen. (Mit 22 Abbildungen). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 I. KUMMELLsche Wirbelerkrankung ............ . 2 II. Spondylosis und Arthrosis deformans (Spondylarthropathie) 5 1. Spondylosis deformans. . . . . . 5 2. Arthrosis deformans. . . . . . . . . . 9 III. Spondylarthritis ankylopoetica 13 IV. Die tuberku16se Spondylitis ..... 22 V. Die nichttuberku16sen Spondylitiden 35 1. Die osteomyelitische Spondylitis 35 2. Die Spondylitis infectiosa . 37 3. Die Echinokokkenspondylitis . . 40 4. Die syphilitische Spondylitis . . 41 VI. Kyphoskoliosen. . . . . . . . 42 1. Skoliosen bei Poliomyelitis und Syringomyelie 42 2. Wurzelsymptome und Lahmungserscheinungen bei Skoliosen. 45 Literatur .................. . 47 Tumoren der Wirbelsiiule einsehlielllieh des epiduralen Spinalraums. Von Professor Dr. NILS ANTONI-Stockholm. (Mit 33 Abbildungen) ...... . 51 Sanduhrgeschwiilste S.53. - Tumoren der Wirbel S.58 - Chondrome und Osteome S. 60. - Osteome der Wirbel S. 63. - Chordom S. 63. --Ekchondrosen der Zwischenwirbelscheiben S. 65. - Hamangiom S. 70. - Osteitis fibrosa ein schlieBlich Riesenzel1entumoren S. 72. - Nichtosteogene Formen b6sartiger Knochengeschwiilste S.75. - Multiples Myelom S. 76. - Carcinose (sekundare) der Wirbelsaule S. 88. -- Hypernephrom S. 102. - Sacralregion S. 104. - Literatur S. 105. Affektionen des Schiidels mit NebenhOhlen. Erkrankungen des Sehiidels, der Kopfsehwarte und Briiehe der Sehiidelkapsel. Von Professor Dr. WERNER SCHULZE-Berlin. (Mit 22 Abbildungen) no I. Angeborene MiBbildungen der Kopfschwarte und des Schadels. . . .. no II. Akut und chronisch-eitrige Infektion der Kopfschwarte und des Schadels (Osteomyelitis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lIS III. Tuberkulose und Syphilis des Schadels. . . . . . . . . . . . 124 IV. Geschwiilste der Kopfschwarte und des Schadeldaches. . . . . 129 V. Verletzungen der Kopfschwarte und Briiche der Schadelkapsel. 139 1. Verletzungen der Kopfschwarte.. ....... 139 2. Briiche des Hirnschadels. . . . . . . . . . . . . . 144 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Endokranielle Komplikationen der Nebenhiihlenentziindungen. Von Professor Dr. OSKAR HIRSCH-Wien. (Mit 7 Abbildungen) 159 KieferhOhle . 160 Keilbeinh6hle 165 Stirnh6hle. . 174 SiebbeinhOhle 189 Literatur . . 193 Otogene endokranielle Erkrankungen. Von Privatdozent Dr. HANS BRUNNER-Wien. 194 Pachymeningitis externa (extraduraler AbsceB) 194 Die interduralen Entziindungen . . 199 1. Eiterungen im Cavum Meckelii 200 2. Saccus empyem. . . . . . 200 3. Die otogene Sinusthrombose 200 Die subduralen Entziindungen. . 215 1. Der otogene SubduralabsceB 215 VI Inhaltsverzeichnis. Seite 2. Leptomeningitis . . . . . . . 216 Otogener SchliifenlappenabsceB . . 233 Otogener KleinhirnabsceB ..... 251 Otogene Encephalitis non purulenta 261 Literatur ........... . 263 Erkranknngen der Riillen des Zentralnervensystems. Pachymeningitis und Leptomeningitis. Von Professor Dr. H. FETTE-Hamburg. (Mit 21 Abbildungen) ........... . 268 A. Die Pachymeningitis .......... . 268 I. Die Pachymeningitis externa . . . . . . . 268 II. Die Pachymeningitis haemorrhagica interna 277 B. Die Leptomeningitis ..... 294 I. Allgemeiner Teil . . . . . . . 294 Pathologische Ana~omie. . . . 294 Pathogenese und Atiologie. . . 299 a) Die fortgeleitete Meningitis . 302 b) Die metastatische Meningitis 307 Symptomatologie. . . . . . . . 307 Diagnose und Differentialdiagnose 316 Verlauf und Prognose. . . . . . 320 Therapie ........... . 321 a) Die operative Therapie der Meningitis 321 b) Die Eigentherapie der Meningitis . . 325 c) Die interne Behandlung der Meningitis. 333 d) Die Allgemeinbehandlung der Meningitis 335 II. Spezieller Teil . . . . . . . . . . . . . " . 335 Die Meningokokkenmeningitis (epidemische Meningitis) 336 Die Gonokokkenmeningitis. . . . . . 350 Die Micrococcus catarrhalis-Meningitis 352 Die Pneumokokken-Meningitis .. . 352 Die Influenzameningitis . . . . . . . 355 Die Typhusmeningitis. . . . . . . . 357 Die Pyocyaneus-Meningitis. . . . . . .. . 358 Die Milzbrandmeningitis (Meningitis anthracica) . . 359 Meningitis bei Maltafieber und BANGScher Krankheit 360 Seltenere Formen von Meningitis. . . . . . . . . 363 Die meningeale Spirochatose (WEILsche Krankheit) 364 Die Blastomykose der Meningen. . . . . . . . 367 Die infektiiisen Meningitiden nichtbakterieller Art 370 a) Die idiopathische aseptische Meningitis. . 370 b) Die Mumpsmeningitis ......... . 376 Die sog. Meningitis serosa. . . . . . . . . . . . ........ 379 a) Der meningeale Reizzustand bei akuten Infektionskrankheiten und Intoxikationen. . . . . . . . . . . . 380 b) Die Meningitis sympathica . . . . . . . . . 381 c) Die Arachnitis adhaesiva circumscripta et cystica. . . . . . . . 382 Literatur ............................. . 395 Die Subarachnoidealblutung. Von Dr. LENNART EHRENBERG-Falun (Schweden) 413 Einleitung. . . . . . . 413 Geschichtliches. . . . . 413 Atiologie . . . . . . . 414 Pathologische Anatomie. 418 Krankheitsbild. . . . . 419 Liquorbefund . . . . . . . 424 Krankheitstypen und Verlauf . 425 Diagnose . . . . . . . . . 426 Prognose 429 Therap ie 429 Literatur 430 Namenverzeichnis. 432 Sachverzeichnis. . 446 Affektionen der Wirbelsaule. Erkrankungen der Wirbelsaule. Von MAX LANGE-Munchen. Mit 22 Abbildungen. Wirbelsaule, Riickenmark und Nervenwurzeln bilden eine bedeutungsvolle Einheit. Die engen raumlichen Beziehungen dieser Teile zueinander bringen es mit sich, daB die verschiedensten Veranderungen, die sich an der gesamten Wirbelsaule oder an einzelnen Teilen der Wirbelsaule abspielen, leicht das Riickenmark oder die Nervenwurzeln in Mitleidenschaft ziehen. Das Auftreten von Riickenmarksstorungen, Wurzelreizerscheinungen oder Nervenausfallen ist deshalb keine Seltenheit, und die Verhaltnisse liegen in manchem Fall sogar so, daB die Storungen von seiten des Nervensystems die ersten Zeichen sind, die als Ausdruck einer bestehenden Wirbelsaulenerkrankung festgestellt werden. Die Ausfalle des Nervensystems zeigen bei den einzelnen Wirbelsaulen erkrankungen wohl gewisse Unterschiede, aber sie tragen im allgemeinen doch den Stempel einer gewissen GIeichformigkeit. Dies kommt daher, daB der Charakter der Nervenerscheinungen in erster Linie durch den Sitz der Wirbel erkrankung und erst in zweiter Linie durch die besondere Art der Wirbel saulenerkrankung bestimmt wird. So konnen entziindliche Erkrankungen der Wirbelsaule, wie z. B. die Tuberkulose, die gleichen Ausfallserscheinungen des Nervensystems hervorrufen wie Veranderungen, die nur auf eine Formverun staltung der Wirbelsaule wie bei der Kyphoskoliose beruhen. Eine gute Kenntnis der verschiedenen Wirbelsaulenerkrankungen ist deshalb auch fiir den N eurologen unentbehrlich. Fiir die Diagnose der Wirbelsaulenerkrankungen, die oft mit betrachtlichen Schwierigkeiten verbunden ist, kann schon die gewohnliche Ruckenuntersuchung ausschlaggebend oder wenigstens richtungsbestimmend fiir den ganzen weiteren Untersuchungsgang sein. Es muB zuerst darauf geachtet werden, ob die Form und die Stellung des Rumpfes normal ist; sodann muB eine Untersuchung darauf vorgenommen werden, ob eine Bewegungseinschrankung der Wirbelsaule besteht oder nicht. Die Wirbelsaule ist normalerweise senkrecht iiber dem Becken aufgerichtet und hat drei Ausbiegungen in der sagittalen Ebene, eine Lordose an der Hals-, eine Kyphose an der Brust- und wieder eine Lordose an der Lendenwirbelsaule. In der Frontalebene ist die Wirbelsaule fiir das bloBe Auge des Untersuchers gerade, wahrend das Rontgenbild oder das pathologische Praparat auch normalerweise nicht selten geringfiigige Abweichungen er kennen laBt. Eine sorgfaltige Bewegungsprufung der Wirbelsaule ist fiir die Diagnosen stellung jeder Wirbelsaulenerkrankung unerlaBlich. 1st ein groBer Teil der Wirbelsaule versteift, so erkennt man das beim Vorwartsbeugen des Rumpfes daran, daB sich die Wirbelsaule nicht in einem leicht nach oben gerichteten Bogen einstellt, sondem daB der Rumpf eine mehr gerade Linie bildet. Teilweise Versteifungen eines Wirbelsaulenabschnittes lassen sich besonders gut bei den Handbuch der Neurologie. X. 1 2 MAX LANGE: Erkrankungen der Wirbelsaule. seitlichen Bewegungen der Wirbelsaule feststellen. Bei dem Beugen nach der Seite stellt sich normalerweise die Wirbelsaule in einen gleichmaBigen nach der Gegenseite gerichteten konvexen Bogen ein. Besteht eine teilweise Versteifung, so wird der Bogen an der Versteifungsstelle abgeflacht (s. Abb. 1) oder, wenn die Versteifung wie bei mancher Skoliose hochgradig ist, so wird der Bogen im Bereiche der Versteifung nach der umgekehrten Seite ausgebuchtet. Die Unter suchung erleichtert man sich, indem man die Dornfortsatzreihe mit einem Farb stift auf der Raut aufzeichnet. Mit der Feststellung einer Wirbelsaulenversteifung darf man sich nicht begniigen. Eine abnorme Wirbelsaulenversteifung ist nicht mehr, wie zu der Zeit als BECHTEREW sein Krankheitsbild beschrieb, ein Krank heitsbegriff, die Wirbelsiiulenversteifung ist nur ein Symptom. Zur Klarung der Abb.la. Abb. lb. Abb. la und b. Bewegungspriifung der Wirbelsaule auf Versteifung. Beim Biegen nach rechts ist an der Lendenwirbelsaule ein deutlicher Bewegungsausfall feststellbar (-+). Ursache der Wirbelsaulenversteifung ist in vielen Fallen eine ausgiebige Rontgen untersuchung unerlaBlich. Die Anschauungen iiber die Wirbelsaulenerkrankungen haben sich in den letzten Jahren vielfach geandert. Das hangt damit zusammen, daB das klinische Bild der Wirbelsaulenerkrankungen durch die Fortschritte der Rontgentechnik wesentlich gefOrdert wurde, und daB die Pathologie der Wirbelsaule durch die klassischen Arbeiten SCHMORLS neu erschlossen wurde. Auf Grund der so gewonnenen Kenntnisse haben auch die Krankheiten der Wirbelsaule zum Teil eine Umbenennung erfahren. Als Spondylitis werden nur noch die Erkran kungen bezeichnet, bei denen sich wirklich eine infektiose Entziindung abspielt (tb., osteomyelitische usw.). Die degenerativen Erkrankungen der Wirbelsaule werden je nachdem, ob die Erkrankung ihren Sitz an den Wirbelkorpern oder den Wirbelgelenken hat, als Spondylosis oder Arthrosis deformans benannt. Sind beide Teile, Wirbelkorper und -gelenke betroffen, so spricht man von einer Spondylarthropathie. I. KtlMMELLsche Wirbelerkrankung. (Posttraumatische Wirbelkorpernekrose.) KtiMMELL kennzeichnet das von ihm aufgestellte Krankheitsbild seIber zuletzt folgendermaBen: "Bei der posttraumatischen Wirbelerkrankung handelt es sich um ein Trauma oft geringfiigiger Art, welches die Wirbelsaule direkt oder indirekt trifft, in seiner sofortigen Wirkung nach wenigen Tagen abklingt, um nach wenigen Monaten, schein barer Gesundheit mit nur relativ geringen KUMMELLsche Wirbelerkrankung. 3 Beschwerden einen rarefizierenden ProzeB der Wirbelkorper einzuleiten und mit einem Substanzverlust derselben, mit Gibbusbildung, zu enden. Bei diesem KrankheitsprozeB kommt es niemals zur Eiterung wie bei einer tuberkulosen Spondylitis oder zu Verdickungen wie bei luis chen Prozessen. Auch die Zacken bildungen, wie man sie von der Spondylosis deformans her kennt, entstehen nicht an dem zusammengebrochenen Wirbelkorper." Diese Beschreibung entspricht im wesentlichen der ersten Darstellung des Symptomenkomplexes der Erkrankung, die KUMMELL schon im Jahre 1891 gab. VERNEUIL beschrieb 1892 ein ahnliches Krankheitsbild, nur mit dem Untel'schied, daB sich die Spatdeformierung eines Wirbels im AnschluB an einen schweren Unfall, an eine Wirbelfraktur ausbilden sollte. In del' franziisischen Literatur spricht man deshalb von del' KUMMELL·VERNEuILschen Spondylitis. Seitdem das Krankheitsbild der posttraumatischen Wirbelerkrankung auf gestellt wurde, hat es Gegner und Beftirworter fUr das Vorkommen dieser Er krankung gegeben. Uber die Einstellung der deutschen Chirurgen und Ortho paden zu dem Vorkommen der KUMMELLschen Krankheit gibt das Ergebnis einer Rundfrage guten AufschluB, das SCHMIEDEN auf dem ChirurgenkongreB 1930 mitteilte. Von 79 Chirurgen und Orthopaden erkennen 38 das Krankheits bild der KUMMELLschen Krankheit an, 13 lehnen es ab und 28 haben seIber nie einen typischen Fall dieser Erkrankung beobachtet. Das Ergebnis dieser Rund frage muB zu denken geben, insbesondere die Tatsache, daB so viele namhafte Chirurgen und Orthopaden unter ihrem Material nie eine KUMMELLsche Krankheit gesehen haben. Auch in der franzosischen Literatur, wo im AnschluB an die Verhandlungen auf dem ChirurgenkongreB 1930 eine lebhafte Diskussion tiber die KUMMELL-VERNEUILscheKrankheit stattfand, wurde keineEinigkeit tiber das Vorkommen und die Haufigkeit dieser Erkrankung erzielt. Wahrend FROELICH, MOUCHET und andere sie anerkennen, beobachtete z. B. JAILLARD sie nie. Die Gegner des Krankheitsbildes der KUMMELLschen Krankheit fUhren an, daB die Aufstellung eines eigenen Krankheitsbildes del' KUMMELLschen Krankheit ungerechtfertigt sei. Es handelte sich entweder nur urn die Spatfolgen tiber sehener typischer Wirbelfrakturen, oder es hatten tiberhaupt andere Erkran kungen, wie z. B. eine Tuberkulose vorgelegen, die nicht erkannt waren und die spater zur Gibbusbildung AniaB gegeben hatten. Eine Sttitze fand diese Auf fassung durch die Untersuchungen von HEILIGTAG, der zeigen konnte, daB die Diagnose der "KUMMELLschen Spondylitis" oft nicht mit der geniigenden Kritik gestellt worden war. HEILIGTAG lieB sich von verschiedenen deutschen Berufsgenossenschaften die Akten von 70 Fallen, bei denen eine "KUMMELLsche Spondylitis" anerkannt war, zusenden. In allen diesen Fallen wies er nach, daB die Diagnose irrtumlich gestellt war. Oft hat es sich urn eine sichere Tuberkulose gehandelt, so daB spater schon in den Akten die Diagnose berichtigt war, in vielen Fallen waren es die Folgezustande nach sicheren Wirbelfrakturen gewesen und in anderen Fallen waren keiIfiirmige Verunstaltungen del' Wirbelkiirper, wie sie durch die Adoleszentenkyphose oder bei del' Spondylosis deformans entstehen, fur eine "KUMMELLsche Spondylitis" gehalten worden. DaB tatsachlich die Diagnose KUMMELL-VERNEuILsche Erkrankung manchmal zu weitherzig gestellt wird, zeigt u. a. die Angabe IMBERTs, der unter 88 Wirbel brtichen llmal die "KUMMELL-VERNEuILsche Spondylitis" beobachtet haben will! Solchen Mitteilungen stehen die einwandfreien Beobachtungen HAUMANS, JOUILLARDS, ISELINS u. a. gegentiber, die unter vielen Hunderten von Wirbel brtichen und unter Tausenden von Unfallen, die die Wirbelsaule betrafen, keinen einzigen Fall von KUMMELLscher Krankheit gesehen haben. In diesem Streit der Meinungen ist heute eine Klarung moglich. Wir wissen heute, daB das Krankheitsbild der KUMMELLschen posttraumatischen Wirbelerkrankung zu Recht besteht. Das Vorkommen dieser El'krankung ist durch einzelne klinische 1* 4 MAx LANGE: Erkrankungen der Wirbelsaule. Beobachtungen erwiesen (GOLD). Es ist in den letzten Jahren gelungen, einzelne Falle mit beweisenden Rontgenbildern zu beobachten. Es war in den Fallen so, daB nach einem anfangs rontgennegativen Befund nach einem Zwischen raum von mehreren Monaten eine keilformige Formveranderung des Wirbels entstanden war (BRESSOT, RIGLER, SOLKARD). Auch die pathologischen Unter lagen fur die posttraumatische Wirbelerkrankung, die bisher vollig fehlten, wurden in den letzten Jahren erbracht. So beobachtete SCHMORL einige typische Falle von KUMMELLscher Krankheit. Er fand an den zusammengebrochenen Wirbeln eine hochgradige Zerstorung der Spongiosa, ohne daB irgendwelche entzundliche Erscheinungen nachweisbar waren, auch fehlten irgendwelche Callusbildungen. Die Ursache dieser Veranderungen sieht SCHMORL in einer traumatischen Schadigung der Spongiosa, wodurch es zu Ernahrungsstorungen des verletzten Wirbels kommt. Die Erkrankung erstreckt sich nur auf die Wirbelkorper, die Zwischenwirbelscheiben sind fast unversehrt und insbesondere die knorpeligen SchluBplatten der Wirbelkorper sind unverandert. Ferner konnte SCHMORL die wichtige Tatsache feststellen, daB Infraktionen und selbst Frakturen vorkommen konnen, ohne daB die Menschen wahrend ihres Lebens etwas davon gewuBt hatten. Die Regel ist, daB diese Verletzungen ohne Dauer schaden und insbesondere ohne Ausbildung einer posttraumatischen Spat schadigung ausheilen. In einzelnen solchen Fallen entwickelt sich aber eine fort schreitende Nekrose der Spongiosa mit Wirbelkorperschwund. Auf Grund dieser Kenntnisse mussen wir annehmen, daB es tatsachlich, wie KUMMELLimmerwieder betont hat, schonnach geringfugigen Traumender Wirbel· saule zu einer spateren Deformierung und zu einem teilweisen Schwund eines Wirbelkorpers einmal kommen kann. Fur den Neurologen gewinnt das Krank heitsbild dadurch ein besonderes Interesse, daB selbst Markschddigungen mit Liihmungserscheinungen an den Beinen und von Blase und Mastdarm beobachtet sind (GOLD, SCHMIEDEN). Eine solche Entwicklung ist aber etwas AuBer gewohnliches. Es milssen ganz besondere Verhitltnisse vorliegen, weshalb die normale Knochenheilung ausbleibt und weshalb sich an eine an/angs umschriebene Spongiosaschitdigung ein Zusammenbruch des ganzen W irbels entwickelt. {jber die Grunde im einzelnen sind wir noch nicht unterrichtet. Die Verhaltnisse diirften ahnlich wie bei anderen Knochenverletzungen z. B. am Schenkelhals liegen. Durch die Verletzung wird eine so weitgehende Ernahrungsstorung gesetzt, daB eine fortschreitende Nekrose entsteht, und daB die normalen Heilungsvorgange der Fraktur ausbleiben. Wenn noch auBerdem eine zu frw zeitige Belastung hinzukommt, bricht der weiche, wenig widerstandsfahige Knochen zusammen. Das gleiche beobachtet man auch bei Infraktionen des Calcaneus, wenn der FuB bela stet wird, bevor die Schadigungen im Spongiosabau wieder ausgeglichen sind. Der Wirbelkorper eines Jugendlichen erscheint uns gefahrdeter als der eines Erwachsenen, weil der wachsende Knochen auf eine Ernahrungsstorung starker reagiert als ein ausgewachsener Knochen. Ebenso wie nach leichten Schadigungen des Wirbelkorpers kann es auch nach schweren Verletzungen, nach vollstandigen Wirbelbruchen zu einer spateren Deformierung des Wirbelkorpers kommen. Das diirfte nur fiir die FaIle zutreffen, die nicht auf Wirbelbruch behandelt wurden und bei denen infolge der zu frw zeitigen Belastung (STAHL) die Frakturheilung ausbleibt. AuBerdem diirften diese Falle eine individuelle mangelnde Knochenheilungstendenz haben, genau so wie man das auch nach Briichen der Rohrenknochen beobachtet. So fand SCHMORL bei den Fallen mit KfulMELLscher Krankheit nicht die geringste Callus bildung. Nimmt man an, daB eine zu frUbe Belastung eines unerkannten Wirbel bruches die Entstehung der KUMMELLschen Krankheit fordert, so wird es verstandlich, weshalb an dem groBen Material der Unfallkrankenhauser in den Spondylosis deformans. 5 Ietzten 10 Jahren keine solche Erkrankung beobachtet wurde. Die Wirbel briiche waren erkannt und die Wirbelkorper erhielten Ruhe und Zeit zur Heilung. Die KUMMELLsche Wirbelerkrankung, die frillier als Spondylitis bezeichnet wurde, hat mit einer Entziindung, wie die pathologisch-anatomischen Unter suchungen SCHMORLS gelehrt haben, nichts zu tun. Man soIl deshalb den irre fiihrenden Namen Spondylitis fallen lassen und statt dessen von einer posttrau matischen Wirbelkorpernekrose sprechen. Dieser Name wird den pathologisch-anatomischen Be funden gerecht. Mit der Moglichkeit der Entwicklung einer posttraumatischenSpatschadigung nach einem Wirbelsaulenunfall muB man rechnen. Ihr Vorkommen ist aber auBerst selten. Je mehr Rontgenaufnahmen man nach Wirbelsaulen unfallen bald nach dem Unfall macht, urn keine Fraktur zu iibersehen, urn so weniger posttraurnatische Spaterkrankungen wird man beobachten. Die Prognose der posttrauma-1 tischen Wirbelkorpererkrankung ist nicht giin stig. Der Wirbelkorperschwund schreitet, wenn keine Behandlung erfolgt, ungehemmt fort. Das kann so weit gehen, daB nur noch geringe Spongiosareste zwischen den Band scheiben, die oben und unten den Wirbel korper begrenzt haben, iibrigbleiben (M. B. SCHMIDT, SCHMORL) (s. Abb. 2). Wenn es zu ausgedehnten Lahmungen kommt, kann die Erkrankung selbst todlich enden (GOLD). 1st ein fortschreitender posttraumatischer Wirbel korperschwund sichergestellt, so muB durch eine Behandlung fiir eine Entlastung des er krankten Wirbelkorpers gesorgt werden. Die notwendige Stiitze wird der Wirbelsaule durch ein Korsett gegeben, in einzelnen Fallen wird sogar die Behandlung in einer Liegeschale notig sein. Auch die operative Schienung der Abb. 2. KUMMELLsche Erkl'ankull/E des Wirbelsaule im Bereich des Wirbels, in dem 11. Brustwirkelkorpers. An del' Stelle des Wil'helkorpers findet sich nur noch sich die Spongiosanekrose abspielt, ist empfoh ein hrockliges Gewebe mit sparlichell Re· sten nekrotischer Knochenbalkchen (1). len worden. (Aus SCHMOHL·JUNGHANNS.) II. Spondylosis nnd Arthrosis deformans (Spondylarthropathie). Es gibt an der Wirbelsaule zwei Krankheiten, die be ide der Ausdruck von Abniitzungserscheinungen sind. Die eine Erkrankung spielt sich an den Wirbel korpern ab (Spondylosis deformans) und die andere hat ihren Sitz in den Wirbel gelenken (Arthrosis deformans). 1. Spondylosis deformans. Die Spondylosis deformans hatte schon lange die Aufmerksamkeit der Kliniker und Pathologen auf sich gezogen. Dadurch sind wir heute iiber das pathologisch anatomische Bild recht gut unterrichtet. Schon ROKITANSKY hatte darauf hingewiesen, daB die Ursache der deformierenden WirbeIkorpererkrankung eine Degeneration der Zwischenwirbclscheiben ist. Durch die

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