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Erkenntnis und Irrtum. Skizzen zur Psychologie der Forschung PDF

481 Pages·1905·52.652 MB·German
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JG 3 \ i i 1. ~ 1..,0<] lt ·--\ l - -·---~-~· - - . - - ~ -~ .. _ll Erkenntnius nd Irrtum. Skizzen zur Psychologie der Forschung. ){on EfMACH Emer. Professor .~ der Unlvertlllt IVkn. LEIPZIG Verlag von Johann Ambros\us Barth 1905. ------- - - - • Druck von Grimme & Tromel in Leipzig. ... 0 .4,. ._, 1 .... ,-.! WILHELM SCHUPPE IN HERZLICHERV EREHRUNGG EWIDMET. ,- '- -.-.. ·.•\ .<,t. . 1417::i9 Vorwort. Ohne im geringsten Philosoph zu sein oder auch nur heißen zu wollen, hat der Naturforscher ein starkes Bedürfnis, die Vor gänge zu durchschauen, durch welche er seine Kenntnisse er wirbt und enveitert. Der nächstliegende Weg hierzu ist, das Wachstum der Erkenntnis im eigenen Gebiet und in den ihm leichter zugänglichen Nachbargebietena ufmerksamz u betrachten, und vor allem die einzelnen den Forscher leitenden Alotive zu erspähen. Diese müssen ja ihm, welcher den Problemen so nahe gestanden, die Spannung vor der Lösung und die Ent lastung nach derselben so oft miterlebt hat, leichter als einem andern sichtbar sein. Das Systematisieren und Schematisieren wird ihm, der fast an jeder größeren Problemlösung immer noch Neues erblickt, schwerer, erscheint ihm immer noch verfrüht, und er überläßt es gern den darin geübteren Philosophen. Der Naturforscher kann zufrieden sein, wenn er die bewußte psy chische Tlltigkeit des Forschers als eine methodisch geklllrte, verschllrfle und verfeinerte Abart der instinktiven Tlltigkeil der Tiere und il'lenschen wiedererkennt, die im Natur- und Kultur /eben tllglich geübt wird. Die Arbeit der Schematisierung und Ordnung der metho dologischen Kenntnisse, wenn sie im geeigneten Entwicklungs stadium des Wissens und in zureichender Weise ausgeführt wird, dürfen wir nicht unterschätzen.') Es ist aber zu betonen, daß ') Eine systematische Darstellung, welcher Ich in allem Wesentlichen zustimmen kann, in welcher auch strittige psychologische Fragen, deren Entscheidung rur die Erkenntnistheorie nicht dringend und nicht unbedingt nOtig Ist, sehr geschickt ausgeschaltet sind, gibt Prof. Dr. H. Kleinpeter. tDle Erkenntnistheorie der Gegenwart. Leipzig. J. A. Barth. 1905.) ~ooglc VI Vorwort. die Übunl( im Forschen, sofern sie überhaupt erworben werden kann, viel mehr gefördert wird durch einzelne lebend1°l(eB ei spiele, als durch abgeblallte abstrakte Fonneln, welche doch wieder nur durch Beispiele konkreten, verständlichen Inhalt ge winnen. Deshalb waren es auch besonders Naturforscher, wie Kopernikus, Gilbert, Kepler, Galilei, Huygens, Newton, unter den neueren j. F. W. Hersehe!, Faraday, Whewell, Maxwell, J evons u. a., welche dem Jünger der Naturforschung mit ihren Anleitungen wirkliche Dienste geleistet haben. Hoch verdienten Männern, wie J. F. Fries und E. F. Apelt, denen mancheT eile der naturwissenschaftlichenM ethodik so au.sgiebige Förderung verdanken, ist es nicht gelungen, sich von vorge fallten philosophischen Ansichten ganz zu befreien. Diese Philo sophen, wie selbst der Naturforscher Whewell, sind durch ihre Anhänglichkeit an Kan tsche Gedanken zu recht wunder lichen Auffassungen sehr einfacher naturwissenschaftlicherF ragen gedrängt worden. Die folgenden Blätter werden darauf zurück kommen. Unter den älteren deutschenP hilosophen ist vielleicht nur F. E. Beneke als derjenige zu nennen, welcher sich von solchen vorgefallten Meinungen ganz frei zu machen wußte. Rückhaltlos bekennt er seine Dankesschuld an die englischen Naturforscher. Im Winter 1895/6 hielt ich eine Vorlesung über „Psycho logie und Logik der Forschung", in welcher ich den Versuch machte, die Psychologie der Forschung nach Möglichkeit auf autochthone Gedanken der Naturwissenschaft zurückzuführen. Die vorliegenden Blätter enthalten im wesentlichen eine Aus wahl des dort behandelten Stoffes in freier Bearbeitung. Ich hoffe hiermit jüngeren Fachgenossen, insbesondere Physikern, manche Anregung zu weiteren Gedanken zu bringen, und die selben zugleich auf von ihnen wenig kultivierte Nachbargebiete hinzuweisen, deren Beachtung doch jedem Forscher über das eigene Denken reiche Aufklärung bietet. Die Durchführung wird natürlich mit mancherlei Mängeln behaftet sein. Obgleich ich mich nämlich stets für die Nach bargebiete meines Spezialfaches und auch für Philosophie leb haft interessierte, so konnte ich selbstverständlich manche dieser Gebiete, und so besonders das letztgenannte, doch nur als ! ~ooglc Vorwort. VII Sonntagsjäger durchstreifen. Wenn ich hierbei das Glück hatte, mit meinem naturwissenschaftlichenS tandpunkt namhaftenP hilo• sophen,w ie Avenarius, Schuppe, Ziehen u. a., deren jüngeren Genossen Cornelius, Petzoldt, v. Schubert-Sondern u. a., auch einzelnen hervorragenden Naturforschern recht nahe zu kommen, so mußte ich mich hiermit von andern bedeutenden Philosophen, wie es die Natur der gegenwärtigen Philosophie notwendig mit sich bringt, wieder sehr entfernen.') Ich muß mit Schuppe sagen: Das Land des Transcendenten ist mir ver schlossen. Und wenn ich noch das offene Bekenntnis hinzufüge, daß dessen Bewohner meine Wißbegierde gar nicht zu reizen vermögen, so kann man die weite Kluft ermessen, welche zwi schen vielen Philosophen und mir besteht. Ich habe schon des halb ausdrücklich erklärt, daß ich Kar kein Phi/oS(}ph, sondern nur Naturforscher bin. Wenn man mich trotzdem zuweilen, und in etwas lauter Weise, zu den ersteren gezählt hat, so bin ich hierfür nicht verantwortlich. Selbstverstllndlichw ill ich aber auch kein Naturforscher sein, der sich blind der Führung eines 1) In je einem Kapitel der .Mechanik" und der .Analpse• habe ich die mir bekannt gewordenen Einwendungen gegen meine Ansichten beantwortet. Hier muB Ich nur einige Bemerkungen Ober Hönigswalds .zur Kritik der Machschen Philosophie" (Berlin 1903) elnlilgen. Es gibt vor allem keine Machsche Philosophie, sondem höchstens eine naturwissenschaltllcheM etho dologie und Erkenntnispsychologie, und beide sind, wie alle naturwissen schaltlichen Theorien vorlAulige, unvollkommene Versuche. Für eine Philo sophie, die man mit Hille lremder Zutaten aus diesen konstruieren kann, bin ich nicht verantwortlich. DaB meine Ansichten mit den K an tschen Ergeb nissen nicht stimmen können, mußte, bei der Verschiedenheit der Ansitze, die sogar einen gemeinsamen Boden !Ur die Diskussion ausschließen( vgl. Kleinpeters .Erkenntnistheorie" und auch die vorliegende Schrill!, lür jeden Kantianer und auch fllr mich von vornherein leststehen. Ist denn aber die Kantsche Philosophie die alleinige unlehlbare Philosophie, daß es ihr zusteht, die Spezialwissenschaltenz u warnen, daß sie Ja nicht aul eigenem Gebiet, aul eigenen Wegen zu leisten versuchen, was sie selbst vor mehr als hundert Jahren denselben zwar versprochen, aber nicht geleistet hat? Ohne also Im mindesten an der guten redlichen Absicht von Hönigswald zu zweileln, glaube Ich doch, daß eine Auseinandersetzunge twa mit den .,Em piriokritikem" oder mit den .Immanenten", mit welchen er doch noch mehr Berührungspunktel inden konnte, !Ur ihn und andere bessere Früchte getragen hllle, Sind die Philosophen einmal untereinander einig, so wird die Ver stlndlgung mit den Naturlorschem nicht mehr so schwer fallen. \Jooglc

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