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Erinnerungen an Johannes Brahms: Tagebuchnotizen aus den Jahren 1875 bis 1897 PDF

185 Pages·1971·22.742 MB·German
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Richard Heuberger •Erinnerungen an Johannes Brahms RICHARD HEUBERGER ERINNERUNGEN AN BRAHMS JOHANNES Tagebuchnotizen aus den Jahren 1875 bis 1897 erstmals vollständig herausgegeben von Kurt Hofmann VERLEGT BEI HANS SCHNEIDER TUTZING 1971 ISBN 3 7952 0114 4 © 1971by Hans Schneider, Tutzing Satz und Druck: Ernst Vögel, München 22, Kanalstraße 10 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 7 Erinnerungen aus den Jahren 1867—1884 9 1885 26 1886 31 1887 32 1888 35 1889 41 1890 43 1891 47 1892 50 1893 58 1894 63 1895 74 1896 90 1897 119 Johannes Brahms als Pianist 128 Johannes Brahms bei Landpartien 130 Anhang I: Zusätzliche Tagebuchnotizen 133 Anhang II: Biographische Skizze Richard Heubergers . . . . 157 Namensverzeichnis 165 5 VORWORT Richard Heubergers „Erinnerungen an Johannes Brahms" sind die um fangreichsten, die in der Brahms-Literatur zu verzeichnen sind. Namentlich in den Jahren von 1885 bis zum Tode des Komponisten am 3. April 1897 hat Heuberger seine Begegnungen und Gespräche mit dem Meister genau auf gezeichnet. Die Authentizität der Erinnerungen ist über jeden Zweifel er haben, was vor allem Vergleiche der geschilderten Ereignisse mit den bereits bekannten Tatsachen ergeben. Das Manuskript befand sich im Nachlaß Max Kalbecks, der einige Passa gen in seine Brahms-Biographie aufnahm. Heuberger selbst hat seine Erinne rungen mehrmals zitiert — so unter anderen in seinen „Musikalischen Skiz zen", Leipzig 1901; in der Zeitschrift „Die Musik" II. Jahr 1902 Heft 5; in „Der Kunstwart" XX. Jahrgang 1907 Heft 13 —, auch schöpften andere Biographen aus ihnen manche Erkenntnisse. Es ist jedoch nie zu einer Ver öffentlichung der vollständigen Erinnerungen gekommen, obwohl sich noch 1936 Robert Hernried mit den Heubergerschen Brahms-Erinnerungen be faßte. Hernried berichtete darüber in der Zeitschrift „Anbruch" und hat auch ein Manuskript hinterlassen, das aber nicht Gegenstand dieser Herausgabe ist. Die vorliegenden Aufzeichnungen, die Heuberger in Tagebuchform führte, sind von Kalbeck nicht publiziert worden, vermutlich um Brahms wegen mancher offenherzigen Äußerung über seine Zeitgenossen zu schützen. Dieser Grund fällt heute freilich fort. Schon Richard Specht hat 1928 in seiner Brahms-Biographie vornehmlich menschliche Züge des Meisters durchleuchtet und dabei interessante Details aufgezeigt; aber das Gespräch mit Brahms, das eigene Wort des Meisters aufzuzeichnen, blieb Richard Heuberger vorbehalten, der viele persönliche Äußerungen von Johannes Brahms, die von besonderem Wert sind, fast gänz lich und wortgetreu wiedergibt. Der Stil ist daher nicht immer geschliffen, doch kann darauf verzichtet werden, denn gerade die häufig umgangssprach liche Ausdrucksweise läßt manche Stellen unmittelbar lebendig erscheinen. Die Chronologie der Aufzeichnungen bringt es mit sich, daß einige The men immer erneut angesprochen werden, so vor allem Richard Wagner. Das Gespräch hierüber erhellt, daß Johannes Brahms ein großer Kenner der Mei sterschaft Richard Wagners war und zwar in einem bislang nicht bekannten Ausmaß. Richard Heubergers Manuskript ist im wesentlichen unverändert geblie ben, das gilt auch für die beiden, den Erinnerungen folgenden kleinen Kapi tel „Johannes Brahms als Pianist" und „Johannes Brahms bei Landpartien". Eine große Hilfe war mir die Inanspruchnahme einer größeren Anzahl von 7 Briefabschriften Max Kalbecks, die er sich von Brahms'schen Originalbriefen an verschiedene Empfänger machte. Aus ihnen konnte ich 17 Briefe und Kor respondenzkarten von Brahms an Heuberger feststellen! Sie sind im vorlie genden Text chronologisch eingeschaltet worden und bieten damit auch eine kleine Ergänzung zu den Tagebuchnotizen. Heuberger selbst erwähnte nur 2 Korrespondenzkarten vom 2. August und 10. September 1896 in seinem Manuskript. Zusätzlich wurde von den Erben Richard Heubergers das Ori ginalmanuskript der Tagebuchnotizen zur Verfügung gestellt. Ihnen sei dafür an dieser Stelle besonders gedankt. Beim Vergleich der Fassung aus dem Nach laß von Max Kalbeck mit dem Originalmanuskript stellte sich heraus, daß Richard Heuberger selbst eine Anzahl von Notizen nicht zur Veröffentlichung vorsah, um die Beteiligten vor Indiskretionen zu schützen. Schon längst sind aber auch diese Persönlichkeiten Geschichte geworden. In einem Anhang wer den daher jene damals nicht zur Publizierung bestimmten Aufzeichnungen mitgeteilt. Im vorliegenden Text wird auf diese Stellen hingewiesen, so daß der Zusammenhang erkennbar bleibt. Die persönlichen Aussprüche von Johan nes Brahms sind in keiner Weise angetastet worden. Es wurden lediglich kleine Verbesserungen, vornehmlich in der Chronologie vorgenommen. In runden Klammern stehende Sätze sind von Heuberger so eingefügt worden. In ecki gen Klammern vorkommende Bemerkungen in den Briefen und Karten von Johannes Brahms bezeichnen Stellen, die Brahms selbst so gekennzeichnet hat. Die Anmerkungen sind auf Wesentliches beschränkt geblieben, um das Bild der Erinnerungen nicht allzu sehr zu stören, Öfter zitiert worden ist — als größte Materialsammlung — nur Kalbecks Brahms-Biographie (Band I: Zweite Auflage 1908. Band II, 1: dto. Bände II—IV: Erste Auflage 1909— 1914), weil sie ausführliche Vergleiche zuläßt und die Details vertieft. In einem weiteren Anhang schließlich wird eine kurze biographische Skizze Richard Heubergers beigefügt. In dem abschließenden Namensverzeichnis sind vornehmlich diejenigen Persönlichkeiten erläutert worden, deren Wirken im einzelnen nicht ohne weiteres allgemein geläufig ist. Diese Veröffentlichung ermöglichte Herr Hans Schneider in Tutzing, der das Manuskript und die Briefabschriften aus dem Nachlaß Max Kalbecks zur Verfügung stellte. Ihm sei dafür sehr herzlich gedankt. Hamburg, im Mai 1971 Kurt Hofmann 8 Meine Erinnerungen an Johannes Brahms sind aus Notizen entstanden, die ich vom Jahre 1875 an, bis zum Tode Brahms machte. In der ersten Zeit unseres Verkehrs schrieb ich bedauerlicherweise keine Aufzeichnungen über Brahms. Bald aber erschien mir das Gespräch mit dem Meister so wertvoll, daß ich mir vornahm, es für mich zu fixieren. Ich notierte mir den Inhalt der vielen mit ihm geführten Gespräche durchaus am selben Tage, da ich die Beobachtung gemacht hatte, daß sich nach etwas längerer Zeit Gedächtnis unsicherheiten einstellten. Brahms hatte keine Ahnung von diesen Aufzeich nungen. Als er nach langen Jahren durch einen Zufall Kenntnis davon be kam, war er sehr entrüstet. Er befürchtete Indiskretionen, worüber ich ihn nach einem sehr heftigen Gespräch völlig beruhigte. Ich gebe diese Aufzeich nungen, namentlich aus späterer Zeit, fast ganz wortgetreu wieder, ein Vor gehen, worin mich verschiedene Freunde, unter anderen der Dichter J. V. Widmann, dem ich manches davon mitteilte, sehr bestärkten. 1867—1884 Ich sah Brahms zum ersten Mal im November 1867, als er am 11. und 14. November, gemeinsam mit Joseph Joachim in Graz konzertierte. Ich erinnere mich genau des großen Eindrucks, den mir der Vortrag der Beethovenschen Violin-Sonate c-Moll, op. 30,2 machte. Die beiden Brahms- schen Kompositionen, die der Meister — damals ein blonder hagerer Mann von ausgesprochenem Professorentypus — spielte, sind mir sicherlich nur als konfuses Zeug erschienen . . . und doch waren es das es-Moll Scherzo op. 4 und die HändelVariationen! Das ist nicht merkwürdig! Man kannte Brahms damals fast nur als Bearbeiter des Chorliedes „In stiller Nacht"; im übrigen war nur einigen Wenigen einiges Wenige von seinen Werken bekannt. Das B-Dur-Sextett, das H-Dur-Trio wurden mit scheuer Neugier hier und da probiert. Engere Fühlung mit dem neuen Genius hatte nur ein kleiner Kreis. Seine pastorenhafte Erscheinung hatte für uns etwas Zugeknöpftes. Wir jungen Leute kamen über ein ansehnliches Maß von Respekt nicht hinaus. In diesen Tagen war Brahms bei meinem Lehrer, dem Grazer Musikvereins direktor Dr. Wilhelm Mayer (W. A. Remy) eingeladen. Bei dieser Gelegen heit sah ich ihn die Stiege zu Mayer hinaufgehen! Als ich Mayer fragte, was er von Brahms halte, meinte er: „Ein großer Künstler! Technik wie Seba stian Bach!" Das imponierte wieder. Doch die wahre Liebe klang auch da nicht heraus. 9

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