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Erhebung aus der Pfälzischen Erhebung im Mai und Juni 1849 PDF

94 Pages·1849·4.181 MB·German
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Preview Erhebung aus der Pfälzischen Erhebung im Mai und Juni 1849

CErlebniſe aus ber Pfälziſchen Erhebung im Mai und Juni 1849 bon Ludwig Bamberger. Frankfurt a. M. literariſche Ant ſt a l t. (J. Rütten.) 1 8 4 9. Bawar. 191 ? BIBLIOTHECA HEGIA MOICENSIS. B8 V or w or t. Der und Fener, welchem id das nadsfolgende Schriftohen ganz oder bruchſtüdweiſe mitgetheilt habe, ehe ich es dem Druce übergab, hat mir von der Veröffentlichung deſſelben abgerathen: der Eine, weil er eß überhaupt für zwecwidrig hielt, dieBlößen, welche ſich die eigne Partei gab, rüdhaltslos aufzudeđen; der Andere, weil er nur befürchtete, daß der größte Theil des Pub likums jener Anſicht ſein und inir meine Offenheit hodhi ver übeln werde. Mich ſelber haben dieſe Einwürfe nicht einınal zu ernſtem Nachdenken bringen fönnen. Uns bis auf's Kleinſte klar zu machen, an welchen Mängeln und Fehlern wir zu Grunde gegangen ſind, ſcheint inir eine ſo einfache Forderung des Mens ſchenverſtandes, daß mein Ohr für jeden Disput darüber taub ift. Daß wir nicht von der eignen Partei reden fönnen, ohne zugleich von der gegneriſchen vernommen zu werden, mag unan genehin, mag nachtheilig ſein; doch iſt es ein größeres Uebel, VI ſeine eignen Unvollkommenheiten nicht zu fennen, als ſie dein Gegner zu verratben. Zudem, was iſt denn hier Unbekanntes aufzuideđen ? Da dod) dicThatſadie offenkundig iſt, daß wir un terlegen ſind, ſo fann es fein Geheimniß ſein, daß unſere Leiſtungen ungenügend waren. Wenn die Niederlage die Ver. rätherin unſerer Schwäche iſt, ſo iſt das einzige Mittel, dieſen Sdaden auszubeſſern, fie audy zur Lchrerin zu machen. In allen Dingen gilt es ſonſt als Regel, daß man um eine Aufgabe zu löſen, ihre Schwierigkeiten fennen muß. Im Revolutioniren allein, der ſchwierigſten aller IInternehmungeni, huldigt inan theilweiſe der Anſicht, daß es gelte, ſich und ſeinen Genoſſen die Sowies rigkeiten, welche zu beſiegen find, zu verheimlichen. Das iſt allerdings das beſte Mittel, um revolutionäre Verſuche hervor zurufen, aber das ſchlechteſte, in fie durchzuführen. Eine miß lungene Erhebung iſtimmer ein großes Unglück. Der Saß, daß es recht ſlecht fommen müſſe, um 'beſſer 311 werden, iſt mir viel zu problematiſd, um mich fürdie poſitiven Uebel einer Niederlage zu entidjädigen. Wäre er mehr als ein arıſeliger Troſt, ſo müßte man in abſichtlich dem Gegner in die Hände arbeiten, was toch Reiner zu thun den Muth hat. Möge man ſich in Deutſdland daran gewöhnen, den Schwierigkeiten einer Revolution in's Auge zu ſehen und ſich von ſeinen Kräften Rechenſchaft zu geben. FürchtetEiner, ſolche verſtändige Vorſicht möchte die Nevolution ein für allemal unmöglich machen? Nun dann fürchtet er aud), daß die Revolution cii für allemal ui möglich ſei, und dann müßten wir nachſeinerMeinung darauf verzichten. Wenn es ein Verdienſt wäre,an den fünftigen Sieg der Deinofratie z11 glauben (inan hört nämlich oft aus dieſein Glauben eine Tugend und einen Stolz machen, wie in VII der fatholiſchen Kirche) ſo wäre es verdienſtvoller zu glauben, daß dieſer Sieg mit Umſicht und mit offiien Augen, als daß er bloß mit blindern und tollem Wagen zu erringen ſei. Will man den Zufall mit in Redinung bringer – gut, ſo überlaffe inan auch deinZufall, der den Erfolg bereiten ſoll, die Revolution hervorzurufen. Die Deutſchen haben ihren Ruf der praktiſchen Untauglichkeit diesmal in einem ſchredlichen Grade bewahrheitet,und obgleich namentlich die Niederlage der badiſchen Sadie von der allgemeinen Stimme mehr der prinzipiellen Shwäche der Brentano'ſchen Partei in die Schuhe geſchoben wird, ſo fann ich midj soch nicht von dein Gedanken los maden, daß das Gelingen vielmehr an das Auftreten praktiſcherTalente geknüpft war. Es heifit Brentano viel zu ſehr als eine ſtaats männiſche Größe hinſtellen, wenn man behauptet, er habe die Kraft, welche retten konnte, nicht auffommen laſſen. Wer die unordentliche und gehaltloſe Herrſchaft Brentano's nidt ſtürzen konnte, der fonnte noch weniger den europäiſchen Abſolutisinus ſtürzen, und die Partei Struve hätte wohl geſiegt, wenn in ihr felber und im Volf eben ſo viel Glaube an die Tüdytigfeit ihrer individuellen Kräfte, wie an die Richtigkeit ihrer allge meinen Grundfäße geweſen wäre. In der Pfalz gar waren die Sachen ſo, daß ich lachen müfte über denjenigen, weldier bes haupten wollte: er hätte es viel beſſer gemacht, wenn er an's Nuder gekommen wäre. Die Pfälzer Regierung ließ ſich ſelber nicht nur gern von Jedem regieren, ſondern hätte fich, glaub idy, aud init Freuden von jedem revolulionären Uſurpator ſtürzen laſſen. Weil ich inir dies nicht verheble, nehine ich mir auch die Erlaubniß, unverhalten zu tadeln; oder wo mich die Luft anwandelt — zu perfifliren. YUI Im Munde des Hochmuths klingt ein ſcharfe$Urtheil widers wärtig und ungerecht. Jo glaube deinüthig genug aus der legten Revolution gefoininen zu ſein, um mich ſogar über meineNeben menſchen luſtig machen zu dürfen *). Im Juli 1849. 2. B. *) Wir find dem Leſer die Bemerkung fchuldig, daß die vorliegende Schrift bereits im Juli d.I., alſo unmittelbar“und ganz unter demfriſchen, lebhaften Eindruck der darin geſchilderten Ereigniſſe, geſchrieben und zum Druck eingeſendet war, dieHerausgabe jedoch aus triftigenGründen, obwohl ohne alles Verſchulden des Verfaſſers, bis jeßt unterbleiben mußte. Die Sdhrift ſelbſt hat dadurch natürlich weder ihre äußerę noch innere Berecha tigung verloren, und unſere Mittheilung foll nur den richtigen Standpunkt für ihre Beurtheilung erleichtern. Frankfurt, Ende Oktober 1849. Die Verlagshandlung. Mit Mühe entfinne ich mids, wie die Sache bei uns an ging. Nach zwei Monaten herber Erfahrungen und nach der gänzlichen Niederlage des Volkes, wird es mir faſt unmöglich, inich in die Stimmung der Tage zurüđzuverſeßen, wo wir - zwar durchſdhnittlich mit ſchwerem Herzen - doch immerhin mit einer Art von Schwung dein Ausbruch der Bewegung entgegens gingen. Seitdein die Reichsverfaſſung den Anſtoß zu einem end lichen offenen Kampf zwiſchen den deutſchen Großmächten und der Nationalverſammlung herbeiführen zu wollen ſchien, dachte man in Deutſchland wieder an eine handgreifliche Revolution. Es wurden auch bei uns, in Nheinheſſen, im Stillen Vorbereis tungen getroffen, und wie das geht, die Vorbereitungen ſteigerten die luſt nach der Ausführung. Es wurde Munition angefauft, nach Waffendepots gefundſchaftet und dergleichen Dinge mehr getrieben, welche die Geinüther in Spannung ſeßen und als ahnungsgrauendes Geheimniß die Reihen entlang von Einem dein Andern in's Dhr geflüſtert werden. Die erſten Demonſtra tionen in Württemberg, ſo miſerabel fic nad berkömmlicher Weiſe verpfuſcht wurden, fachten die Volfsſtíminung nod mehr an. Jedes Geſicht auf der Straße fah Einen, je nach der Geſinnung des Inhabers, argwöhniſd) oder erwartungsfreudig an, mit der ſtillen Frage: geht's los? und mehr als einmal riefen mir Leute aus dem Volf dies auf offener Straße laut nach. In den öffent Bamberger, Rheinpf. Revol. 1 - 2 - - lichen Zuſammenfünften des demokratiſchen Vereins wurde es verübelt, wenn man von irgend etwas Anderem , als von dem bevorſtehenden Rampf ſprach. Am bunteſten gar ging es auf dein Redaktionsbüreau der Mainzer Zeitung zu. Dort ſuinunte von früh bis ſpät der ganze Schwarın der Ungeduldigen, Neu gierigen, Berichterſtatter abund zu; es war nicht mehr möglich drei Worte iin Zuſammenhang zu ſchreiben, und nachdem alles Einriegeln und Hinauswerfen fich als unzureichende Maßregeln erwieſen, mußte feierlich beſchloſſen werden: in Anbetracht der ſturins und drangvollen Zeiten keine leitenden Artikel mehr zu fchmieden.; Undan dein Aden war merkwürdiger Weiſe die ehrſame deutſche Reichsverfaſſung ſchuld. Was hatte aus dem blöden Machwerk plößlich einen Revolutionshebel gemacht? Es war nicht das Vertrauen auf die Bundesgenoſſenſchaft mit dein Reichs philifterium, welches die Demokratie in Bewegung fegte. Wer wäre ſo dumm geweſen zu glauben, daß der Philiſter für fein lange beſungenes einiges Deutſchland in den Kampfgeben werde? Wenn eine Bevölkerung in Konſtitutionelle und Republikaner zerfällt, ſo zerfällt ſie deshalb nicht auch in Soldhe, welche fico für die Konſtitution und Solde, welche ſich für die Republik ſchlagen. Da gibt es nur zweierleiRaſſen, Solche die fich übers haupt und Solche bie fich gar nicht ſolagen. Zu der lebtgenannten Sorte gehörte eben die deutſche Reichspartei. Denn es war Keinem ein Geheimniß, daß der ganze Troß der Nationalvers ſammlung, der Einheit, furz des ganzen hochtönenden Reichss plunders eigentlich nichts wollte, als Nichts, wofür er ſich, ſo lang es anging, wohlklingender Phraſen bediente. Troßdem der Philiſter in den erſten Wochen des Verfaſſungsfonfliftes eine wüthige Miene annabm und wieder einmal, wie vor Zeiten für Schleswig-Holſtein Gut und Blut verpfändete, wußten wir Alle, daß nidt ein Haar breit auf ſie zu rechnen ſei. - 3 Man hat ſeit dem Anbeginn der legten Bewegung bis auf dieſen Moment die Demokratie init dem Vorwurf verfolgt, daß es ihr init dem Verfaſſungsgeſchrei nicht ernſt geweſenſei. Wäre nicht die politiſơe Didhäutigkeit der deutſchen Verräther bis zu einem fabelhaften Grade ausgebildet, der Vorwurf fönnte Einen in Erſtaunen reßen. Was hat die Partei Gagern id finde keinen beſſeren Ausdruck um die Niederträchtigkeit, die Flach föpfigfeit und das ſchmähliche Ende der großen Reichsſippſchaft deutlich zu bezeichnen - was hat die Partei Gagern nicht Alles beinäntelt mit dem Vorwande, daß die deutſche Einheit, die Ves ſühlüſſe der hohen Nationalverſammlung, die Vollendung der Reichsverfaſſung über Alles gingen ! Als Arnold Nuge die Siege Radekfy's inItalien bedauerte, wurde er im Namen der deutſchen Einheit zu einem Scheuſal ·von Vaterlandsverräther gefehit. Später wurden von denſelben Einheitsleuten die deutſchen Deſter reicher verfolgt, welche in der Nationalverſammlung blieben. Schleswig-Holſtein, mit weldjem das Einheitsgeſchrei begonnen, wurde geopfert, damit man nicht in der Vollendung der Reichs verfaſſung geſtört werde. Baden wurde zweimal verwüſtet, die Zellengefängniſſe wurden angefüllt in Folge der Empörungen gegen die Almacht der Nationalverſammlung, Friedrich y. Gagern und lidhnowsky wurden kanoniſërt, weil ſie für das einige und unheilbare deutſche Reich gefallen waren, und endlich die - Weltgeſchichte, welche an Schandthaten wahrlich nidt arm iſt, kennt Nichts, was eine Vergleichung mit der jammervollen und niederträchtigen Deſertion der Reichspartei aus der Nationalver: ſammlung zuließe! Eswarwohlräthſelhaft, wie Heinrich v. Gagern bei offenbar geringen Anlagen und ohne alle erhebliche Verdienſte zu einer ſo hohen Autorität in Deutſchland und dadurch zur Weltberühintheit einporſteigen fonnte. Ehrgeizigen Gemüthern könnte man zu ihrer Heilung kein beſſeresMittel empfehlen, als das Studium dieſes Phänomens, weldes zeigt, daß das höchſts 1* 4 geſchäfte Gut, der Gipfel des Ruhms, den geiſt- und darakter loſeſten Menſchen zufallen fann. Räthſelhafter aber noch als die Art, wie Gagern zu dieſer Höhe emporgeſtiegen, iſt ſein Nüdtritt von der Szene. Mag man noch ſo oft die Reihen der gefallenen Größen aller Zeiten durchmuſtern, eine ähnliche Selbſtentieibung wird man vergeblid ſuchen. Der Boden von Gagern’ Eriſtenz war die Neugeſtaltung, welche Deutſchland im Jahr 1848 beo gann, war ganz insbeſondere die Nationalverſamınlung. Und dies Gebiet lieferte er zollweiſe den Gegnern deſſelben in die Hände, um endlicy, nachdem er ſich ſo lang auf der Rednerbühne, dein Präſidentenſtuhl und der Miniſterbank der Nationalverſammlung gebrüſtet, aus ihr hinauszuſchleichen, weil ſie bei den Fürſten in Ungnade gefallen war. Als er bei der Kaiſerdebatte außrief: „ Wenn das preußiſche Kaiſerthuin unmöglich iſt, ſo iſt das ganze 3 Streben meines Lebens verurtheilt“ richtete er ſeine Fähigkeit; als er init ſeinem Schwarın ohne ein Wort der Erklärung aus der Nationalverſammlung fich hinausſtahl, richtete er ſeinen Chas rafter; und dennoch, wenn inan die Laufbahn verfolgt, auf welcher Gagern Glied für Glied Deutſchland und ſich ſelber Preis gab, iſt man wechſelweiſe in Verſuchung auszurufen: für einen Vers räther iſt er zu dumm, und für einen Dumufopf iſt er zu ver rätheriſch geweſen.-- Und dieſe Partei Gagern, welche im o Namen des zu gründenden deutſchen Reichs über ein Jahr lang Ehren und Aemter auf ihre Häupter, Verfolgungen auf die ihrer Gegner gebäuft hatte, im erſten Augenblick des Rons fliftes aber Alles ſdmählich fahren ließ um die Protektion der Fürſten nicht einzubüßen, dieſe wagt es der Demokratie vorzuwerfen, daß ſie es nicht ehrlich gemeint hätte, als fie für die deutſche Verfaſſung in die Schranken trat!! .So hart es mir anfommt, der geſinnungsloſen Bourgeoiſie gegen über, welche das namenloſe Unglück Deutſchlands zu Verant worten hat, die redlichen Abſichten der demokratiſchen Partei

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