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Ergebnisse der Physiologie Biologischen Chemie und Experimentellen Pharmakologie PDF

493 Pages·1961·13.192 MB·German
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ERGEBNISSE DER PHYSIOLOGIE BIOLOGISCHEN CHEMIE UND EXPERIMENTELLEN PHARMAKOLOGIE HERAUSGEGEBEN VON K. KRAMER O. KRA YER E. LEHNARTZ GOTIINGEN BOSTON MONSTER J. WESTF. A.v.MURALT H.H.WEBER BERN HEIDELBERG EINUNDFONFZIGSTER BAND MIT BEITRÄGEN VON F. DUSPIVA . ;'C.ECCLES . F.L. HOCH· H. HOFFMANN-BERLING W. D. KEIDEL . L. LENDLE . H. MERCKER . H. SCHAEFER W. TRAUTWEIN . B.L. VALLEE MIT 106ABBILDUNGEN UND 3 PORTRÄTS SPRINGER-VERLAG BERLIN • GOTTINGEN· HEIDELBERG 1961 Alle Rechte, insbesondere das der übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile -daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen © by Springer-Verlag OHG I Berlin . Göttingen . Heidelberg 1961 Softcover reprint ofthe hardcover 1st edition 1961 ISBN 978-3-642-49652-3 ISBN 978-3-642-49946-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-49946-3 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buche berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinn der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften Inhaltsverzeichnis Seite Nachruf auf K. U. Linderstmm-Lang t. Von Professor Dr. F. DUSPIVA, Heidelberg. Mit 1 Porträt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachruf auf Otto F. Ranke t. Von Professor Dr. W. D. KEIDEL, Erlangen. Mit 1 Porträt und 1 Abbildung 21 Nachruf auf Ulrich Ebbecke t. Von Professor Dr. HANS SCHAEFER, Heidelberg. Mit 1 Porträt ... 38 Pyridine .Nuc1eotide Dependent Metallodehydrogenases. By Dr. BERT L. VALLEE and Dr. FREDERIC L. HOCH, Boston, Mass. (USA). With 12 Figures. . . . . 52 Über die verschiedenen molekularen Mechanismen der Bewegungen von Zellen. Von Privatdozent Dr. HARTMUT HOFFMANN-BERLING, Heidelberg. Mit 9 Abbildungen 98 Elektrophysiologie der Herzmuskelfaser. Von Professor Dr. WOLFGANG TRAUT\yEIN, Salt Lake City, Utah (USA). Mit 32 Abbildungen. . . . . . . . . . . . . . 131 Extrakardiale Digitaliswirkungen. Von Professor Dr. L. LENDLE, Göttingen und Professor Dr. H. MERcKER, StolbergjRhld. Mit 9 Abbildungen. . . . . . . . 199 The Mechanism of Synaptic Transmission. By Professor Dr. JO HN C. EccLEs, Canberra (Australia). With 43 Figures 299 N amen verzeichnis 431 Sachverzeichnis . 457 Ergebnisse der Physiologie, Bd. SI Springer-Verlag, Berlin-Göttingen-Heidelberg K. u. t Linderstr~m-Lang Von F. DUSPIVA Drei kostbare Gaben wurden KA} ULRIK LINDERSTR0M-LANG in die Wiege gelegt: eine geniale Begabung, die seine prominente Stellung in der Ge schichte der Biochemie ermöglichte, ein künstlerisches Talent, das ihn befähigte, das Erkannte und Erlebte seiner Umwelt zu übermitteln, und ein warmes Herz, das ihm die Liebe seiner überaus zahlreichen Freunde und Schüler einbrachte. K. U. LINDERSTR0M-LANG kam am 29. November 1896 in Frederiksberg, einem Vorort von Kopenhagen, zur Welt. Sein Vater, eARL FREDERIK LINDER STR0M-LANG, war Lehrer am Frederiksberg-Gymnasium; er unterrichtete in den Fächern Deutsch und Latein. Er galt als guter und strenger Erzieher. In der Ahnenreihe des Vaters sind sehr häufig Lehrer anzutreffen. K. U. LANGS Begabung zu wissenschaftlicher Forschung dürfte im Erbgut dieser Familie wurzeln. K. U. LANGS Mutter, ELLEN HEDWIG, geb. BACH, war die Tochter von P. J. BACH, einem Bankier in Svendborg. Die männlichen Ahnen dieser Familie waren Fischer auf Thy. In dieser Linie läßt sich eine künstlerische Ader nachweisen. LANGS Mutter war musikalisch; ihr Bruder wurde Architekt. Der Drang nach künstlerischer Betätigung kam auch in K. U. LANG so stark zur Entwicklung, daß er zeitlebens erhalten blieb und zeitweise sogar mit seiner wissenschaftlichen Arbeit interferierte. Wahrscheinlich bewirkte er in LANGS Wesen jene fruchtbare Spannung und Ruhelosigkeit, die eine Voraus setzung zur Vollbringung von Höchstleistungen ist. Man weiß aus LANGS Erzählungen, daß sein Elternhaus am Kong Georgsvej mit künstlerischem Geschmack eingerichtet war. Sein Vater veranstaltete gelegentlich Gesell schaftsabende, die mit besonderer Sorgfalt vorbereitet wurden. Er soll sich hierbei durch interessante Gespräche über kulturelle Probleme und Dichtkunst, aber auch durch humorvolle Beiträge zur Unterhaltung ausgezeichnet haben. Diese Fähigkeiten hat auch sein Sohn in ganz hervorragendem Maße besessen. Als Kind zeigte LANG vielseitige Interessen. Er zeichnete, malte und model lierte. Später schrieb er kleine Gedichte und spielte Violine. Auch das Zimmer mannshandwerk interessierte ihn sehr. Die Eltern sahen in seiner Entwicklung Ergebnisse der Physiologie, Bd. 51 2 F. DUSPIVA: keinen klaren Weg und machten sich Sorgen. Die Schule hat keinen stärkeren Einfluß auf seine Entwicklung genommen; unter den Lehrern am Frederiks berg-Gymnasium war keiner, der sein Interesse fesseln konnte. Als LANG 15 Jahre alt war, starb sein Vater an Magenkrebs. Da das elter liche Haus verkauft werden mußte, änderte sich das Milieu, in dem er bisher lebte. Besonders schwer traf ihn die lange und schmerzhafte Krankheit seiner Mutter. Noch zu L~bzeiten des Vaters mußte sie sich einer Operation unter ziehen und verstarb im Jahre 1921 an Zungenkrebs. LANG hing sehr an seiner Mutter. Die gemeinsame Liebe zur Musik und das besondere Verständnis, das die Mutter für seine Eigenart aufbrachte, knüpften die engen Bande zwischen Mutter und Sohn. über seinen Jugend jahren lastete noch ein weiterer Schatten. Sein rotblondes Haar und sommer sprossiges Gesicht brachten ihn zu der überzeugung, daß er abscheulich häßlich sei. Daraus resultierte ein Gefühl der Unterlegenheit, das noch dadurch ge steigert wurde, daß er der Sohn eines angesehenen Lehrers war. Zur Kompen sation dieses Minderwertigkeitsgefühls brauchte er die Anerkennung und Freundschaft möglichst vieler Schulkameraden und bemühte sich, sie zu erringen. Im Jahre 1914 war seine Schulzeit zu Ende, und er begann im Alter von 17 Jahren das Studium der Chemie an der "Polyteknisk Laereanstalt" in Kopenhagen. Es ist nicht bekannt, warum er gerade Chemie als Fach wählte; eine Begeisterung dazu fehlte ihm damals noch vollkommen. Er betrieb das Studium als Mittel zum späteren Broterwerb und absolvierte die notwendigen übungen und Vorlesungen. Seine wirklichen Interessen lagen auf künstle rischem Gebiet. Allein, da er so vielseitig talentiert war, konnte er sich nicht entschließen, eine ganz bestimmte Richtung einzuschlagen. Er gab eine Studentenzeitschrift heraus und schrieb Schauspiele für studentische Theater vorstellungen. Sein Ansehen wuchs zusehends. Doch hegte er Zweifel, ob sein Talent groß genug sei, um den Lebensweg als Schriftsteller zu gehen. Da faßte er ein Herz und schickte eines seiner Dramen dem dänischen Essayisten GEORG BRANDES mit der Bitte um eine Kritik. Die Antwort hatte den Charak ter eines Orakels: Er sollte die Entscheidung selbst treffen, ob er Talent hätte oder :qicht., Der Zustand seiner Ratlosigkeit gipfelte in einer ziemlich schweren Krise, aus der ihn seine Mutter rettete. Nach' einer kürzeren Unterbrechung des Studiums entschloß er sich, das Examen abzulegen. Er erwarb 1919 das Diplom eines Chemie-Ingenieurs mit einer Arbeit über die Planung einer Porzellanfabrik. Allein, die Tatsache, daß er mir später einmal im Scherz sagte, daß er mit dieser Fabrik zugrunde gegangen wäre, wäre sie je zustande gekommen, zeigt, wie unzufrieden er damals mit seinen Leistungen war. Mit guten Empfehlungen seiner Lehrer ausgestattet, trat LANG im August 1919 eine AssistentensteIle bei S. P. L. S0RENSEN an der chemischen Abteilung des Carlsberg Laboratoriums an. Er hat damit den entscheidenden Schritt K. U. LINDERSTR0M-LANG t 3 seines Lebens getan. Hier geschah etwas völlig Unerwartetes: er wandte sich mit Leib und Seele der Wissenschaft zu. Nun hatte er ein lohnendes Lebensziel gefunden. Auf Grund seiner besonderen Begabung machte er hier eine glänzende Karriere. Schon innerhalb weniger Jahre erfüllte er das ganze Haus mit seinen Ideen. Nach S0RENSENS Rücktritt übernahm er die Direktion des Institutes, die er bis zu seinem Tode behielt. Seine glänzenden wissen schaftlichen Leistungen trugen seinen Ruf und den des Carlsberg Laborato riums weit über die Grenzen seines Vaterlandes in alle Welt. LANG hat später zu heiterer Stunde gestanden, daß er sich um die Assisten tenstelle bei S. P. L. S0RENSEN nur deshalb beworben hätte, weil er hoffte, an einem Forschungsinstitut mehr als anderswo die Zeit zu finden, seinen schriftstellerischen Neigungen nachgehen zu können. Daß es in der Tat so ganz anders kam, ist sicher ein Verdienst von S. P. L. S0RENSEN, dem damali gen Direktor der chemischen Abteilung. S0RENSEN war ein Meister der präparativen chemischen Arbeit. Seine Art, Experimente sorgfältig zu planen und mit äußerster Genauigkeit durchzuführen, kann als beispielhaft gelten. S0RENSEN lebte für die Wissenschaft und war ganz von ihrem Geiste durch drungen. Ich erinnere mich noch heute daran, wie er als alter Herr zu früher Morgenstunde durch das Laboratorium ging, sich nach dem Fortschritt der Arbeiten erkundigte und dann mit größter Sorgfalt mein Gerät prüfte. Immer wieder schärfte er mir ein, daß kleine, scheinbar unbedeutende Verunreini gungen oder andere Störungen an Meßgeräten den Erfolg der experimentellen Arbeit in Frage stellen. Wenn ich ihm einen erfreulichen Befund mitteilen konnte, so sagte er stets die mahnenden Worte: "Wiederholen Sie diesen Versuch noch einige Male." LANG erzählte mir mit großem Spaß, wie S0REN SEN einst durch diese seine Eigenart eine spiritistische Sitzung zum Scheitern gebracht hat, die einen wirkungsvollen Anfangserfolg aufzuweisen hatte 1. LANG wurde von S0RENSEN zunächst mit präparativer Arbeit betraut, neben bei hatte er einen guten Teil Routine zu leisten. LANG zeigte mir ein kleines Kellerlaboratorium, in dem er unzählbar viele Kjeldahl-Analysen ausgeführt hatte. In dieser Atmosphäre echter Begeisterung zu experimenteller Forschung fand LANG Gefallen an seiner Arbeit, stellte seine künstlerischen Bestrebungen mehr in den Hintergrund und wurde S0RENSENS bester Mitarbeiter. Im März 1922, im Alter von 25 Jahren, heiratete LANG. Seine Frau GERDA, geb. KYNDBY, war Lehrerin. Sie ist die Tochter von JOHANNES KYNDBY, einem Lehrer in Herning. Der Ehe entstammen zwei Töchter und ein Sohn. LANGS wissenschaftliche Tätigkeit beginnt mit eine~ Untersuchung über die Brauchbarkeit der damals von BIlLMANN neuentdeckten Chinhydron elektrode zur PH-Messung, die zusammen mit S. P. L. und MARGRETHE 1 Diese Begebenheit wird von KALCKAR ausführlich nacherzählt [Science 131, 1420 bis 1425 (1960)]. 1* 4 F. DUSPIVA: S0RENSEN durchgeführt wurde. In Gegenwart von Salzen wurden systema tische Abweichungen der Meßwerte in bezug auf die Wasserstoffelektrode beobachtet. LANG erfaßte sofort, daß hierdurch Probleme allgemeinerer Natur, den Einfluß von Salzen auf die Löslichkeit von Chinon, Hydrochinon, Bern steinsäure und Borsäure betreffend, aufgeworfen wurden, die neben experi menteller auch eine theoretische Behandlung erfordern. LANG vertiefte sich in die Grundlagen ~er physikalischen Chemie, studierte eingehend die Arbeiten von GIBBS und diskutierte die ihn bewegenden Fragen mit NIELS BJERRuM, J. A. CHRISTI ANSEN und HOLGER J 0RGENSEN. 1923 legte er eine grundlegend wichtige Abhandlung unter dem Titel "On the salting-out effect" vor, in der er, fußend auf der Aktivitätstheorie von LEWIS, BJERRuM und BR0NSTEDT und speziell auf der Hypothese von DEBYE, eine allgemeine Darstellung des Aussalzeffektes bringt. Im gleichen Jahr wurde die Theorie der Elektrolyte von DEBYE und HÜCKEL bekannt. Bald darauf erweitert LANG die in dieser Lehre enthaltenen Grundvorstellungen in seiner Abhandlung "On the ioni sation of proteins" auf Lösungen vielwertiger Ampholyte. LANG hat hier erstmalig gezeigt, wie die Form der Titrationskurve von Eiweißlösungen von der Ionenstärke abhängt. Eine Nutzanwendung dieser Erkenntnisse beschreibt LANG zusammen mit ELLEN LUND in einem Artikel über "The influence of salt concentration on the acid-binding capacity of egg albumin". Schon in diesen ersten Arbeiten LANGS erkennt man die geistige Eigen ständigkeit dieser Forscherpersönlichkeit. LANG hat bald nach seinem Eintritt in das Carlsberg Laboratorium erkannt, daß das große experimentelle Werk S0RENSENS einer Ergänzung in theoretischer, physikochemischer Richtung bedarf. Obwohl er an ein biochemisches Institut kam, machte er sich alsbald einen Namen als Physikochemiker, der eine exakte physikalische Denkungs weise in das Gebiet der Proteinchemie hineinzutragen versteht. Sein erstaun liches mathematisches Talent kam ihm hierbei ganz besonders gut zustatten. Es muß aber betont werden, daß er neben den genannten physikochemischen Arbeiten auch Untersuchungen über die fraktionierte Auft rennung von Proteinen ausführte, die dem engeren Interessengebiet von S0RENSEN an gehören. Zusammen mit dem J apaner S. KOSAMA lieferte er einen Beitrag zur Frage nach der Einheitlichkeit des Caseins, der noch zwei weitere folgen, die er allein zeichnete. Die letzte dieser Arbeiten legte er 1928 als Disser tationsschrift zur Erlangung des Doktorgrades vor. LANG konnte zeigen, daß Casein ein Gemisch mehrerer, einander sehr ähnlicher Proteine ist, die gemischt das ursprüngliche Casein ergeben, ein erstaunlicher Befund, zumal nach der damals herrschenden Ansicht zu erwarten war, daß Casein ein einheitlicher Stoff sei. Nachdem LANG den Doktor-Grad erworben hatte, wandte er sich für längere Zeit von diesem Gebiete ab. Ein wichtiger Grund hierfür war wahrscheinlich, daß er die Grundauffassung S0RENSENS von der Natur der Proteine als "reversibel dissoziable Komponentsysteme" nicht ganz teilen K. U. LINDERSTR0M-LANG t 5 konnte und es vermeiden wollte, den Gegensatz zu vertiefen und sein gutes Verhältnis zu S0RENSEN zu trüben. In diese Zeit fällt ein steiler Aufschwung der Enzymforschung, ein Gebiet, das auch LANGs Interesse erweckte. Er erwarb im Jahre 1926 ein Stipendium, um in München die Methoden der Willstätterschen Schule kennenzulernen. Sein Aufenthalt in Deutschland war kurz; er dauerte nur 2 Monate. Mit der wissenschaftlichen Ausbeute der Reise war er recht zufrieden. LANG sprach aber oft davon, wie ihn die Geheimratsallüren der Ordinarien in Deutschland erstaunten, und bedauerte, mit diesen Herren nicht ins Gespräch gekommen zu sein. Er war ein Mann, der zu seinen Lehrern, und später zu seinen Fach kollegen, einen menschlichen Kontakt suchte und brauchte, da er offensichtlich nur auf diesem Wege den rechten Zugang zu ihrem wissenschaftlichen Wirken finden konnte. In dieser Hinsicht bedeutete München für ihn eine gewisse Enttäuschung. Nach Kopenhagen zurückgekehrt, konzentrierte er sein Interesse ganz auf die proteolytischen Enzyme. Das Gebiet wurde ihm durch eine von ihm selbst entwickelte Methode erschlossen: die Bestimmung der Aminogruppen durch Titration in 90%igem Aceton mit Naphthylrot als Indicator. LANG hatte diese Methode benötigt, als er die Stickstoffverteilung in den einzelnen Casein fraktionen bestimmen wollte. Nun konnte er sie zur Ermittlung des proteo lytischen Abbaugrades anwenden. In den Jahren 1929-1930 legte LANG eine Reihe von Arbeiten vor, aus denen hervorging, daß die Peptide Alanyl glycin und Leucylglycin durch zwei verschiedene Enzyme gespalten werden. Die Leucylpeptidase baut auch längere Peptidketten ab, sofern sie einen terminalen Leucylrest tragen. Das Resultat stand im Gegensatz zu der damals herrschenden Meinung, daß nur Di- und Polypeptidasen existierten, deren Spezifität allein von den Kettenlänge des Peptides abhängig sei. LANGs Ergebnisse wurden - wie zu erwarten - heftig kritisiert, sind aber heute bestätigt. LANG war es klar, daß man Enzymologie nur in enger Anlehnung an Biologie betreiben kann. Zu jener Zeit waren bereits zahlreiche Enzyme bekannt. Man unternahm Versuche sie zu reinigen, untersuchte ihre Kinetik und Spezifität. Aber über ihre biologische Bedeutung hatte man nur un zureichende Informationen. LANG kam der Gedanke, daß man mehr Licht in diese Frage bringen könnte, wenn es gelänge, die Aktivität der Enzyme in eine direkte Beziehung zur Struktur der Gewebe zu bringen. Er plante, eine Lokalisierung der enzymatischen Aktivitäten in Gewebe- und Zellstrukturen vorzunehmen. Ein solcher Plan fordert quantitative Methoden der Analyse enzymatischer Aktivitäten, die in ihrer Empfindlichkeit zu der Größen ordnung passen, in der die Gewebeelemente von Natur aus vorliegen, sowie Verfahren zur mengenmäßigen Erfassung der morphologischen Einheiten, um Bezugsgrößen für die ermittelten enzymatischen Daten zu gewinnen. Da 6 F. DUSPIVA: damals auf diesem Sektor der Forschung noch keinerlei Erfahrungen vorlagen, war es LANG klar, daß er ganz von vorne anfangen mußte. In diese Zeit der Planung fällt die so bedeutsame Begegnung mit HEINZ HOLTER. Als einer der vielen Gäste, die das Carlsberg Laboratorium besuchten, um Protein-Chemie zu betreiben, war HOLTER 1930 in das Haus gekommen und hat hier seine Arbeit mit einer Untersuchung von Pepsin begonnen. Aus dem Kontakt, der. sich hierdurch ergab, wurde bald eine Freundschaft und enge geistige " Symbiose" , wie man sie unter Forschern nur selten findet. HOLTER brachte aus Wien einen großen Erfahrungsschatz über analytische Mikromethoden mit. Aus langer gemeinsamer Planungs- und Versuchsarbeit sind die heute in aller Welt bekannten "Methoden der enzymatischen Histo chemie" geworden. LANG widmete sich damals den histochemischen Problemen mit großer Begeisterung und war nicht nur an Ergebnissen, sondern auch an dem technischen Fortschritt der enzymatischen Mikroanalyse stark interessiert. Die Resultate dieser Arbeiten wurden 1931-1940 unter dem gemeinsamen Obertitel "Studies on Enzymatic Histochemistry" in den "Comptes Rendus des Travaux du Laboratoire Carlsberg", der Hauszeitschrift des Carlsberg Laboratoriums, veröffentlicht. Zunächst wurde eine Reihe von histochemi schen Methoden zur quantitativen Bestimmung der Aktivität von Proteasen, Carbohydrasen und Esterasen entwickelt, die in ihrer Empfindlichkeit die damals allgemein bekannten Verfahren um etwa 3 Zehnerpotenzen übertrafen, aber noch nicht empfindlich genug waren, um die Aktivität von Einzelzellen aus tierischen oder pflanzlichen Organen zu erfassen. Sie erlaubten jedoch, eine Aktivitätsbestimmung von Riesenzellen (Eizellen) oder von einzelnen Mikrotomschnitten tierischer Gewebe vorzunehmen. Neben diesen quanti tativen chemischen Methoden wurde eine Reihe sehr wertvoller Verfahren entwickelt, den mengenmäßigen Anteil biologischer Einheiten innerhalb einer Schnittserie (Bezugsgrößen für die enzymatischen Mikroanalysen) zu messen. Zu Beginn dieser Epoche erhielt LANG ein Rockefeller-Stipendium. Als Reiseziel wählte LANG das Laboratorium von TH. H. MORGAN am "California Institute of Technology" in Pasadena, in der Absicht, sich in biologische Fragen einzuarbeiten. Auf dieser Reise hat LANG auffallend viele Institute besucht und manche Bekanntschaft mit amerikanischen Forschern ge schlossen, die später vertieft wurde. Seit 1937 wurde ihm von der Rockefeller Foundation eine Beihilfe für sein Laboratorium zuerkannt, die er - nur durch den Krieg unterbrochen - bis an sein Lebensende behielt. Es ist faszinierend, auf welche einfachen Prinzipien LANG zurückgriff, um eine ganz neue Technik zu entwickeln. Im Jahre 1937 veröffentlichte LANG zwei kleine Mitteilungen, in denen der analytischen Mikrochemie ein ganz neuer Weg gewiesen wurde, der hinsichtlich seiner Empfindlichkeit in Dimensionen führte, die bis dahin gänzlich unerreichbar erschienen. Die eine dieser Methoden beruht auf der bekannten Tatsache, daß ein kleiner Tropfen,

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