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Ergebnisse der Inneren Medizin und Kinderheilkunde/Advances in Internal Medicine and Pediatrics PDF

148 Pages·1987·4.95 MB·English
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Ergebnisse der Inneren Medizin und Kinderheilkunde 55 Advances in Internal Medicine and Pediatrics Neue Folge Herausgegeben von P. Frick G.-A. von Harnack K. Kochsiek G. A. Martini A. Prader Mit 17 Abbildungen und 17 Tabellen Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo ISBN -13: 987-3-642-71053-7 e-ISBN -13: 987-3-642-71052-0 001: 10.1007/987-3-642-71052-0 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung vorbehalten. Die Vergütungsansprüche des § 54, Abs. 2 UrhG werden durch die "Verwertungs- gesellschaft Wort" München, wahrgenommen. © by Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1987:. Library of Congress Catalog Card Number 43-32964. Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1987 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall an hand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. 2121/3130-543210 Inhaltl Contents Das Hyper-1gB-Syndrom (Buekley- oder Hiob-Syndrom) B.H. Belohradsky, S. Däumling, W. Kiess und C. Griseelli (Mit 3 Abbildungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Review of Hypertrophie Cardiomyopathy J.F. Goodwin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 The MeCune-Albright Syndrome M. Danon and J.D. Crawford (With 1 Figure ). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Haemoehromatosis C. Niederau, W. Stremmel and G. Strohmeyer (With 13 Figures) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 117 Das Hyper-IgE-Syndrom (Buckley- oder Hiob-Syndrom) B. H. BELOHRADSKy1, S. DÄUMLING 1 , W. KIESS2 und C. GRISCELLI3 Professor Dr. Walter H. Hitzig in Verehrung gewidmet 1 Einleitung........................................... 2 2 Historische Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 3 Defmition........................................... 3 4 Kasuistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 5 Klinik.............................................. 5 5.1 Infektionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 5.2 Dennatologische Befunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 5.3 Knochen- und Gelenkveränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 10 5.4 Gesichtsdysmorphie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 11 5.5 Wachstumsretardierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 5.6 Malignome und sonstige assozüerte Krankheiten. . . . . . . . . . . . . .. 13 5.7 Allergische Manifestationen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 13 6 Hämatologie.......................................... 14 7 Immunologie......................................... 14 7.1 T-Zell-Immunität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 14 7.2 B-Zell-Immunität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 7.3 Unspezifische Abwehrfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 17 8 Therapieversuche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 19 8.1 Symptomatische Therapie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 19 8.2 Alternative Therapieversuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 20 9 Krankheitsverlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 22 10 Genetische Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 23 11 Pathogenesetheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 25 12 HIES-Varianten und differentialdiagnostische Erwägungen. . . . . . . . . .. 28 13 Zusammenfassung...................................... 31 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 33 Key words: Hyper-IgE-Syndrom - Hiob-Syndrom - Buckley-Syndrom - Chemo- taxisdefekt - Staphylokokkeninfektionen - Candidainfektionen - Immundefekt 1 Prof. Dr. Bernd H. Belohradsky, Abteilung für Antimikrobielle Therapie und Infektionsimmuno - logie der Kinderklinik der Universität im Dr. von Haunerschen Kinderspital, Lindwurmstr. 4, 8000 München 2 2 Derzeit: National Institutes of Health, Bethesda, Maryland/USA 3 Departementde Pediatrie, INSERM u-132, Hopital Necker - Enfants Malades, 149 rue de Sevres, Paris Ergebnisse der Inneren Medizin und Kinderheilkunde, Bd. SS © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1987 2 B.H. Belohradsky et al. 1 Einleitung Das Hyper-IgE-Syndrom (HIES) ist wegen der BeteiligungzahlreicherOrgansysteme, des Krankheitsbeginns im frühen Kindesalter und der wahrscheinlichen Erblichkeit eine Erkrankung, die nicht nur bei Pädiatern, sondern auch bei Dermatologen, HNO-Ärzten, Immunologen und Genetikern Aufmerksamkeit erweckt. Kamen bis zum Jahre 1975 Veröffentlichungen über dieses Krankheitsbild ausschließlich aus den USA, so ist seit 1976 eine Zunahme der Publikationen aus dem europäischen Raum zu verzeichnen. Trotz zunehmendem Interesse an dieser Erkrankung ist es bis heute - 20 Jahre nach der Erstbeschreibung - nicht gelungen, die Pathogenese des Syndroms aufzuklären. Somit fehlen zum einen die Voraussetzungen für eine exakte Abgrenzung des HIES gegenüber anderen Krankheitsbildern ähnlicher Sympto- matik, die in der Regel ebenfalls auf Defekten des Immunsystems beruhen, zum anderen fehlt ohne exakte pathogenetische Kenntnisse die Möglichkeit einer ge- zielten, ggf. sogar kausalen Therapie. Obwohl in den letzten Jahren gerade auf dem Gebiet der Immunologie zahl- reiche neue Erkenntnisse gewonnen wurden, ist es nicht verwunderlich, daß die Meinungen einiger Autoren bezüglich pathogenetischer Details und geeigneter The- rapie des HIES weit auseinandergehen. Aufgabe der vorliegenden Arbeit sollte es sein, eine Zusammenfassung möglichst aller in der Literatur beschriebenen Fälle insbesondere nach klinischen, hämato- logischen, immunologischen, mikro biologischen , pathogenetischen und therapeu- tischen Gesichtspunkten zu erstellen. Zusammen mit den eigenen Erfahrungen an über 20 Patienten sollen in einer übersicht die gesicherten Daten zu Klinik, Hämatologie, Immunologie und Genetik den offenen Fragen bezüglich Pathogenese und Ätiologie gegenübergestellt werden. 2 Historische Daten "Und der Satan ging vom Angesichte Jahwes fort. Er schlug Hiob mit bösartigem Geschwür von seiner Fußsohle bis zu seinem Scheitel." Mit diesem Bibelzitat aus dem Buch Hiob 11, 7, beschrieben Davis, SchaUer u. Wedgwood [40] im Jahre 1966 die Erkrankung von 2 rothaarigen Mädchen, die sie "Job-Syndrom" (bzw. Hiob- Syndrom) nannten. Hervorstechende Merkmale dieser Erkrankung waren ein un- mittelbar nach der Geburt auftretendes Ekzem, ausgedehnte "kalte" (ohne klinische Entzündungszeichen) Staphylokokkenabszesse der Haut, rezidivierende Otitiden, Sinusitiden und Pneumonien sowie eine überstreckbarkeit der Gelenke. Die hämat0- logisehe Untersuchung ergab lediglich bei einer Patientin eine leichte Eosinophilie. Die Bestimmung der Serum werte für 19E und die Messung der Granulozytenchemo- taxis wurden damals nicht durchgeftihrt. Erst 1974 stellten Hili et al. [72] bei den beiden Patientinnen nachträglich eine 19E-Vermehrung auf 7300 bzw. 19500 lU/mI und eine starke Verminderung der Chemotaxis fest. Im Jahre 1972 wurden von Buckley et al. [19] 2 weitere Fälle dieser Erkran- kung publiziert, wobei es sich allerdings um 2 männliche, nichtrothaarige Patienten Das Hyper-IgE-Syndrom (Buckley- oder Hiob-Syndrom) 3 handelte. Auch fand sich keine Überstreckbarkeit der Gelenke. Da diese beiden Erkrankungsfälle zunächst nicht mit dem zuvor beschriebenen "Job-Syndrom" gleichgesetzt wurden, sprach man damals - und zum Teil auch heute noch - vom "Buckley-Syndrom". Buckley et al. zeigten dabei erstmals, daß diese Erkrankung mit einer außerordentlichen Vermehrung des Serum-IgE einhergeht. Außerdem fielen ihnen merkwürdige Veränderungen der Gesichtszüge ("coarse facial features"), die auf einer Verbreiterung des. Nasenrückens und einer Disproportionierung des Gesichtsschädels sowie der Wangen- und Mundpartie beruhten, sowie eine Wachs- tumsretardierung beider Patienten auf. In der Folge wurden innerhalb kurzer Zeit mehrere Fälle publiziert [31, 38, 131), wobei klar wurde, daß die Erkrankung weder an eine bestimmte Rasse noch an ein Geschlecht gebunden ist. Ebenso besteht keine geographische Beschränkung auf einen bestimmten Kontinent. Darüber hinaus bemerkte die überwiegende Zahl der Untersucher einen Chemotaxisdefekt der Granulozyten [31, 69, 71, 131). Da der Großteil der Autoren der Meinung ist, daß es sich beim "Job-Syndrom", beim "Buckley-Syndrom" und den später beschriebenen Fällen mit hoher Wahrschein- lichkeit um dieselbe Erkrankung handelt, deren immunologisches Hauptmerkmal die extreme Vermehrung des 19E auf Werte bis über das 100fache der Norm ist, setzte sich die Krankheitsbezeichnung Hyper-IgE-Syndrom (HIES) sowohl im anglo- amerikanischen als auch im deutschen Sprachgebrauch weitgehend durch (Aus- nahmen: Rebora u. Patrone [107), Patrone et al. [100)). Mit der Weiterentwicklung immunologischer Methoden konnten einige Autoren zeigen, daß die Pathogenese wesentlich komplexer ist, als zunächst von Davis oder Buckley angenommen. Außer einer Störung der unspezifischen Abwehr (Chem0- taxisdefekt) wurden auch Funktionsstörungen im Bereich der zellulären und hu- moralen Immunität beschrieben [30, 81,117,118,123). Diese Erkenntnisse könnten für die Pathogeneseforschung von entscheidender Bedeutung sein. 3 Definition Betrachtet man die zahlreichen bisher in der literatur vorhandenen Definitionen des HIES, so kann man erkennen, daß z.T. ganz erheblich differierende Meinungen unter den verschiedenen Autoren bestehen. In Anlehnung an die Arbeiten von Donabe(};an u. Gallin [44), Buckley u. Becker [16) und unter Einbeziehung der Ergebnisse der vorliegenden Arbeit erscheint folgende Definition sinnvoll: Das HIES ist gekennzeichnet durch rezidivierende bakterielle Infektionen der Haut und des Respirationstrakts, die in der Regel im Säuglings- oder frühen Kindesalter beginnen und in der überwiegenden Zahl der Fälle durch Staphy- lococcus aureus verursacht werden. Darüber hinaus kommt eine Vielzahl anderer grampositiver und gramnegativer Keime als Erreger dieser Infektionen in Be- tracht. Im Gegensatz zur sehr häufig vorkommenden Pneumonie sind infek- tionen anderer Organe eher ungewöhnlich. Dennoch wurden Osteomyelititden, Arthritiden und viszerale Abszesse beobachtet. Bakteriämie und Sepsis sind sehr selten. Die Erkrankung tritt bei beiden Geschlechtern und bei allen Rassen auf. 4 B.H. Belohradsky et al. Bei allen Patienten fmden sich exzessiv erhöhte Serum-IgE-Werte von mindes- tens 2000 IU/ml bis zum 100fachen des Normalwertes. Sehr häufig vorhandene Begleiterscheinungen sind chronisch-ekzematoide Haut- veränderungen, die sich nach Ansicht der meisten Autoren aufg rund der Lokali- sation vom atopischen Ekzem unterscheiden, eine in der Regel mukokutan lokalisierte Candidiasis mit schweren Nageldystrophien, eine mäßiggradig bis stark ausgeprägte Eosinophilie des peripheren Blutes und ein Chemotaxisdefekt der neutrophilen Granulozyten, der jedoch im Verlauf der Erkrankung nicht konstant vorhanden sein muß. Nicht selten wird eine auff:illige Vergröberung der Gesichtszüge (sog. "coarse facial features") beobachtet, die vorwiegend auf einer Verbreiterung des Nasen- rückens und einer Disproportionierung der Wangen- und Mundpartie beruht. Seltener als zunächst angenommen, werden sog. "kalte Abszesse" (Abszesse mit verminderten oder fehlenden lokalen Entzündungszeichen) gefunden. Allergische Manifestationen (z.B. Asthma bronichale, Nahrungsrnittelallergien) und eine Beteiligung des Skeletts in Form einer Osteoporose und/oder Wachs- tumsretardierung werden nicht selten beobachtet, können jedoch keinesfalls als obligate Bestandteile dieser Erkrankung betrachtet werden. Erst seit kürzerer Zeit zeichnet sich ab, daß beim HIES zusätzlich Defekte der zellulären und humoralen Immunität vorzuliegen scheinen. Allenijngs sind diese Immundefekte erst bei einer sehr geringen Zahl von HIES-Patienten unter- sucht worden und sollten deshalb solange nicht in die Definition miteinbezogen werden, bis signifikante Daten dazu vorliegen [44]. Die Abgrenzung des HIES ist jedoch nicht immer so eindeutig möglich, wie dies aufg rund der vorliegenden Definition der Fall zu sein scheint. Zum einen verlaufen Erkrankungen wie die chronisch-mukokutane Candidiasis oder das relativ häufig anzutreffende bakteriell superinflzierte atopische Ekzem klinisch sehr ähnlich wie das HIES. Zudem gehen diese Erkrankungen ebenfalls sehr häufig mit 19B-Erhöhung, Störungen der zellulären und humoralen Immunität und/oder Chemotaxisdefekt einher [105). Zum anderen gibt es liES-Varianten (atypische Verläufe), von denen in Kap. 4 in tabellarischer Form 20 Fälle erfaßt sind. 4 Kasuistik Die HIES-Häufigkeit wurde im Jahre 1982 von Quie (vgl. [104, 105]) auf 1:500000 geschätzt. Dieser Wert hat jedoch lediglich ftir die Stadt Minneapolis in den USA Gültigkeit. Schätzwerte über die weltweite Verbreitung der Erkrankung liegen in der Literatur bislang nicht vor. Bis Anfang 1985 wurden etwa 146 liES-Fälle sowie 20 Fälle von Varianten des Syndroms mehr oder weniger ausfiihrlich beschrieben. Die wichtigsten epidemiologischen, genetischen, klinischen, hämatologischen, immunologischen und therapeutischen Daten dieser Patienten stammen von Pa- tienten der Autoren [34,35, 74] und aus den folgenden Literaturstellen: [2-22,27, 26-61,63-88,93-94,97-102,104-108,111-127, 130-132, 134-138,140,141]. Das Hyper-IgE-Syndrom(Buckley- oder Hiob-Syndrom) 5 Eine ausfUhrliche tabellarische Zusammenstellung hätte den Rahmen dieser Veröffentlichung gesprengt (sie kann von den Autoren angefordert werden). Aus den wenigen nationalen ImmundeflZienzregistern lassen sich folgende relative Häufigkeiten nachweisen: Bis 1980 wurden in Dänemark 134 Kinder mit primären Immundefekten erfaßt; darunter waren das Hiob-Syndrom oder HIES nicht vertreten (84). Von 1974 bis 1983 erfaßte das schwedische Register 279 Patienten mit primären Immundefekten, darunter 1 Mädchen mit HIES [49, 50). In Japan wurden von 1974 bis 1981 von Hayakawa [65, 66) 543 Patienten mit primären Immundefekten registriert; bei 6 der 13 Kinder mit Granulozytendefekten wurde ein HIES diagnostiziert. Im italienischen Register (1972-1982) fmden sich unter den 884 erfaßten Kindern 12 mit HIES, was 1,5% aller primären Immundefekte entspricht [4,91). 5 Klinik Schwangerschafts- und Geburtsverlauf waren bei allen dargestellten Fällen kompli- kationslos. Der Beginn der Erkrankung wird von vielen Autoren nicht angegeben. Er liegt häufig schon innerhalb der ersten Lebenswochen bzw. -monate, spätestens jedoch im frühen Kindesalter. Als Erstsymptom tritt immer eines der beiden Hauptsymp- tome - nämlich Infektionen oder Ekzem - auf. In 66 Fällen der Literatur wurden Angaben zu den Erstmanifestationen der klinischen Symptome gemacht: 34mal war es das Ekzem, 20mal waren es Infektionen und bei 12 Patienten gleichzeitig Ekzem und Infektionen. Eine eindeutige Bevorzugung eines Geschlechts ist nicht zu erkennen. Bei 140 Fällen mit Angaben zum Geschlecht sind 66 weibliche und 74 männliche Patienten. Die geographische Verteilung der 146 HIES-Fälle zeigt die folgende übersicht: USA 95 Spanien 2 Kanada 2 Belgien 2 Japan 2 Schweiz 2 Frankreich 23 Griechenland 1 Italien 7 England 1 Deutschland 4 Nordirland 1 Holland 4 Rote Haare - anfangs von Davis et al. [40] als Bestandteil des Syndroms be- trachtet - wurden lediglich bei 10 von 146 Fällen beobachtet. 6 B.H. Beloluadsky et al. 5.1 Infektionen Bakterielle Infektionen Rezidivierende bakterielle Infektionen sind eines der beiden flihrenden Symptome des HIES. Wie bereits erwähnt, beginnen sie in der Regel in den ersten Wochen bzw. Monaten des Lebens, wobei zuerst Infektionen der Haut oder der Lunge auftreten. Die Infektionslokalisation bei 138 der 146 erfaßten Fälle zeigt Tabelle 1. Besonders häufig sind dabei oberflächliche Infektionen der Haut (Abszesse, Furunkel, Pyodermien; vgl. Abb. 1), Pneumonien und Infektionen im HNO-Bereich. Erwähnenswert ist, daß insbesondere die Infektionen der Lunge zu einem kompli- zierten Verlauf neigen. Bei 51 Patienten entwickelten sich Lungenabszesse bzw. Pneumatozelen, wobei wegen häufiger bakterieller Superinfektion in 21 Fällen eine Lobektomie und in 3 Fällen eine Pneumonektomie erforderlich wurde. Relativ selten sind dagegen viszerale Infektionen, Infektionen der Knochen, Gelenke und des Gehirns einschließlich seiner Hüllen zu verzeichnen. Leberabszesse Tabelle 1. Infektionslokalisation bei 138 Patienten mit Hyper-IgE-Syndrom (bakterielle Infektionen) Lokalisation Manifestationsform n Haut Abszeß/Fuxunkel/Pyodermie 131 Tiefe Gewebsentzündung (Zellulitus) 16 Lunge Pneumonie 105 Pneumatozele/A bszeß 51 Pleuxaempyem 17 HNO Otitis media 61 Otitis externa 13 Mastoiditis 6 Parotitis 1 Sinusitiden 20 Tonsillitis 17 Stomatitis/Gingivitis 49 Extreme Karies 6 Lymphadenitis 24 Augen Konjunktivitis/Kornealulzera 23 Knochen/Gelenke Artluitis 6 Osteomyelitis 8 Viszeral Leberabszeß 3 Sonstige abdominale Abszesse 7 Peritonitis 5 Renaler/perirenaler Abszeß 4 ZNS Meningoenzephalitis 2 Blut Sepsis 5 Das Hyper-IgE-Syndrom (Buckley- oder Hiob-Syndrom) 7 Abb. 1. Abheilende pustulöse Hautveränderungen durch kulturell nachgewiesenen Staphylococcus aureus bei Hyper-lgE-Syndrom fanden sich in 3 Fällen [47, 48, 93], renale und perirenale Abszesse in 4 Fällen [29,52,98, 132], wobei in einem Fall [29] eine Nephrektomie vorgenommen werden mußte. Nur in 5 Fällen wurde ein septischer Krankheitsverlauf beobachtet. Die von Davis et al. [40] als typisch bezeichneten "kalten Abszesse" traten lediglich in 38 von 116 Fällen auf. Typischer Erreger dieser bakteriellen Infektionen ist Staphylococcus aureus. Wie in Tabelle 2 zu sehen, werden jedoch auch zahlreiche andere grampositive und gramnegative Keime gefunden. Mykotische Infektionen Mykotische Infektionen werden bei einem Großteil der Patienten durch Candida albicans verursacht. Sie verlaufen in der Regel als mukokutane Candidiasis und gehen häufig mit schweren destruktiven Nagelveränderungen einher (Abb. 2). Bei einem Patienten wurde ein Candidagranulom im vorderen Mediastinum festge- stellt [14].

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