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Ergebnisse der Inneren Medizin und Kinderheilkunde: Vierzigster Band PDF

870 Pages·1931·40.76 MB·English
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ERGEBNISSE DER INNEREN MEDIZIN UND KINDERHEILKUNDE HERAUSGEGEBEN VON A. CZERNY . F. KRAUS· L. LANGSTEIN . O. MINKOWSKI FR. MULLER· H. SAHLI· A. SCHITTENHELl\I REDIGIERT VON L. LANGSTEIN A. SCHITTENHEL1U BERLIN KIEL VIERZIGSTER BAND MIT 160 ABBILDUNGEN BERLIN VERLAG VON JULIUS SPRINGER 1931 ISBN-13:978-3-642-88790-1 e-ISBN-13:978-3-642-90645-9 DOI: 10_1007/978-3-642-90645-9 ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER UBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN. VORBEHALTEN. COPYRIGHT 1931 BY JULIUS SPRINGER IN BERLIN. SOFTCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER 1ST EDITION 1931 Inhaltsverzeichnis. Seite I. PEIPER, Professor Dr. A. Die Atemstorungen der Friihgeburten. Mit 25 Abbildungen ................... , 1 II. GUNTHER, Professor Dr. H. Der Turmschadel als Konstitutions- anomalie und als klinisches Symptom. Mit 8 Abbildungen . 40 III. FREUND, Dr. W. Der heutige Stand der Lehre von der natiirlichen Ernahrung. . . . . . . . . . . . . . . .. ...... 136 IV. ENGEL, Professor Dr. K. und Dr. T. EpSTEIN. Die Quecksilber- diurese. Mit 8 Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 V. KARTAGENER, Dr. M. Die Wasserstoffionenkonzentration und die Pufferung der Faeces. Mit 24 Abbildungen . . . . . . . . . . 262 VI. DAUTREBANDE, Professor Dr. L. Der Gaswechsel in den Lungen und in den Geweben; Physiologie und Physiopathologie. (fiber- setzt von Dr. F. SCHEEL.) Mit 95 Abbildungen 336 VII. LEHMANN, Dr. W. Streptokokkenerkrankungen 604 VIII. LAUDA, Privatdozent Dr. E. und Dr. E. HAAM. Die Beziehungen der Milz zum Eisenstoffwechsel . . . . . . . . . . . . 750 Namenverzeichnis. 814 Sachverzeichnis. . 834 Inhalt der Bande 26-40 842 Ein Generalregister fiir die Bande 1-25 befindet sich in Band 25. I. Die Atemstorullgell der Friihgeburtell \ Von ALBRECHT PEIPER-Berlin_ Mit 25 Abbildungen. Inhalt. Seite Der Aufbau des Atemzentrums beim hoheren Saugetier 5 Die Atmung der Friihgeburten 9 Untersuchungsverfahren . 11 Die Atemformen . . . . . 12 Die hochste Atemform . 12 Die periodische Atmung 14 Die Keuchatmung . . . 17 Die Schnappatmung . . 18 Die Kehlkopfbewegungen 23 Zusammenwirken verschiedener Atemformen 24 Die Atmung klinisch gesunder Friihgeburten 24 Der Block im Atemzentrum. . . . . . . . 26 Block zwischen Perioden- und Schnappzentrum 27 Singultus ........ . . . . . . . . . 28 Seufzeratmung . . . . . . . . . . . . . . . 31 Die Atmung unmittelbar nach der Geburt und wahrend des Sterbens 32 Die standige UnregelmaBigkeit . . . . . . . . . . . . . 34 Atemstorungen und Friihsterblichkeit ........... 35 Zusammenfassung: Der Aufbau des Atemzentrums beim Menschen 38 Literatur. AHLFELD, F.: tiber bisher noch nicht beschriebene intrauterine Bewegungen des Kindes. Verh. dtsch. Ges. Gynak. 2, 203 (1888). - Beitrag zur Lehre vom tibergang der intrauterinen Atmung zur extrauterinen. 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LieB sich doch zeigen, daB im Tierversuch unter geeigneten Bedin- gungen nach Entfernung des verlangerten Riickenmarks noch Atembewegungen auftreten konnen. BROWN SEQUARD war namlich imstande, den "Lebens- knoten" zu entfernen, ohne das Tier durch den Eingriff zu toten. ROKITANSKY sah bei Kaninchen noch Atembewegungen, nachdem er das Riickenmark von der Medulla oblongata abgetrennt hatte, wenn er die nervose Erregbarkeit durch Strychnin steigerte. Weitere Tierversuche, die das Vorhandensein spinaler Atemzentren bewiesen, stammen von LANGENDORFF und WERTHEIMER. Wurde nach Entfernung des verlangerten Riickenmarks eine Zeitlang kiinstlicheAtmung unterhalten, so stellten sich allmahlich wieder Atembewegungen ein, oft von stundenlanger Dauer. LANGENDORFF sieht deshalb in dem Atemzentrum nur einen physiologischen Begriff, aber keine anatomische Einheit. Dieser Satz wurde nach langem Kampfe von der Mehrzahl der Forscher als richtig anerkannt. Nach LANGEN- DORFF vereinigt das Atemzentrum in sich aIle bei der Atmung tatig werdenden Segmentalzentren des Riicken- und Kopfmarks. Es gelingt daher unter Um- standen, einzelne der Teilzentren, aus denen das gesamte Atemzentrum besteht, aus ihrem Verbande zu losen und selbstandig werden zu lassen. Die erwahnten Befunde erklaren sich dadurch, daB nach der Enthirnung die vorher nicht erkennbaren Atemzentren des Riickenmarks tatig werden und eine, wenn auch nur unvollkommene, Atmung aufrecht erhalten. 1m Einklang !nit diesen Vorstellungen stehen die Ergebnisse der vergleichen- den Physiologie. Besitzt doch bei vielen Athropoden jedes atmende Korper- segment sein eigenes antonomes Atemzentrum im zugehorigen Ganglion. Erst bei der weiteren stammesgeschichtlichen Entwicklung treten die Teilzentren zu einem einheitlich wirkenden Atemzentrum zusammen, das aber in seinem Aufbau noch die einzelnen Bestandteile erkennen laBt. Deshalb sieht J. LOEB in dem Atemzentrum der Medulla oblongata das segmentale Ganglion fiir ein 6 ALBRECHT PEIPER: Atemorgan, das nur noch voriibergehend im embryonalen Leben des Menschen besteht, namlich fur die Kiemen. LANGENDORFFS Versuche sind vielfach nachgepruft, aber nur zum Teil bestatigt worden. So ergaben die Abkuhlungsversuche W. TRENDELENBURGS, daB das fuhrende Atem- und GefaBzentrum im Kopfmark liegt. Die einwandfrei isolierten Atemzentren im Ruckenmark unterhielten keine rhythmischen Atem- bewegungen. BETHE erklart die Befunde TRENDELENBURGS damit, daB bei der reizlosen Ausschaltung durch Kalte die notwendigen Bedingungen fUr das Inkrafttreten der tieferen Atemzentren (starke Erstickung) nicht in aus- reichendem MaBe geschaffen wurden. Mag aber auch die Beweiskraft einzelner Versuche LANGENDORFFS strittig sein, so kann doch nach BETHE vergleichend physiologisch an del.' Richtigkeit der LANGENDORFF-LoEBschen Lehre nicht gezweifelt werden. Danach sind in del.' Entwicklungsreihe der Tiere die tieferen Zentren immer unselbstandiger geworden, sodaB mehr und mehr eine bestimmte, meist vorn gelegene Stelle zur Herrschaft gelangte (BETHE). Zweifellos spricht das Atemzentrum leicht auf auBere Reize hin an. Versuche am isolierten Kopfmark haben aber gezeigt, daB ihm eine Automatie, d. h. eine in ihm selbst entstehende Erregbarkeit zukommt. Damit gewinnt es groBe Ahnlichkeit mit einem anderen automatisch erregbaren Organ, namlich dem Reizleitungssystem des Herzens. Schon von vielen Seiten sind derartige Ver- gleiche durchgefiihrt worden (J. LOEB, WENCKEBACH, LANGENDORFF, TREN- DELENBURG, RECHNITZER u. a.). 1m Herzen besitzt der Sinusknoten die starkste Automatie und zwingt den abwarts gelegenen, weniger stark erregbaren Ab- schnitten des Reizleitungssystems seinen Rhythmus auf. Wird aber die Reizleitung unterbrochen, so erwacht die Automatie del.' anderen Abschnitte. Ahnliches ist fUr die einzelnen Teilzentren des Atemzentrums denkbar. Auch hier konnte der oberste Teil am erregbarsten sein, wahrend die Reizschwelle fUr die niederen Teilzentren nicht erreicht wird (J. LOEB). Zur Zeit ist die rhythmische Tatigkeit des Herzens sehr viel besser erforscht als die des Atemzentrums, weil die Unter- suchungsvedahren fur das Herz seit J ahrzehnten gut ausgearbeitet sind. Des- halb kann die bisher weniger entwickelte Forschung uber das Atemzentrum groBen V orteil aus Vergleichen mit der Herztatigkeit ziehen. 1m ubrigen sind wir VOl.' aHem auf Tierversuche angewiesen. Da sich namlich bei manchen Krankheiten del.' Atemrhythmus des Menschen in bestimmter Weise verandert, sind die Tierversuche wichtig, in denen es gelang, durch Ab- tragung hoherer Hirnteile die gleichen Veranderungen des Atemrhythmus her- vorzurufen. Sprechen doch diese Befunde dafUr, daB das menschliche und das tierische Atemzentrum nach den gleichen Regeln arbeiten. LUMSDEN legte Reihenschnitte durch den Hirnstamm von Katzen und sah dabei, der Hohe des Schnittes entsprechend, verschiedene Atemformen auf- treten. Am tiefsten, namlich nahe der Spitze des Calamus scriptorius befindet sich das Schnappzentrum (gasping centre), unmittelbar dariiber liegt das Aus- atmungszentrum, dann folgt in Hohe der Striae acusticae das apneustische Zentrum fUr die Einatmung und scblieBlich in der oberen Halfte del.' Brucke das pneumotaxische Zentrum, das die gewohnliche Atmung des Saugetieres bewirkt. Die Atemstorungen der Friihgeburten. 7 Je tiefer am Hirnstamm sich eines dieser Zentren befindet, desto alter scheint es stammes- und entwicklungsgeschichtlich zu sein. Das Schnapp- zentrum bildet nach LUMSDEN den Rest einer friiheren Atemvorrichtung. Es beeinfluBt fiir gewohnlich die Atmung nicht, weil es durch die hoheren Zentren gehemmt wird. Werden diese aber auBer Tatigkeit gesetzt (durch Absterben, Vergiftung oder Schnitt), so wird das Schnappzentrum wirksam. Der schnap- pende Atemzug ist kiirzer als der gewohnliche; zwischen je 2 schnappende Atemziige sind langere Pausen von wechselnder Dauer eingeschaltet. Die Schna ppatmung kann noch ein Tier wieder beleben, bei dem die hoheren und empfindlicheren Atemzentren ausgesetzt haben, und damit Ie bensrettend wirken. LUMSDEN vergleicbt sie mit del' schnappenden Atmung des Fisches, del' aus dem Wasser herausgenommen ist. Wir werden zeigen, daB eine ganz ent- sprechende Schnappatmung bei jungen Friihgeburten baufig vorkommt. Das Ausatmungszentrum ist bei ruhiger Ausatmung wahrscheinlich am Tonus del' Ausatmungsmuskeln beteiligt; es wird bei aktiver Ausatmung durch das pneumotaxiscpe Zentrum gebemmt. 1st das apneustische Zentrum noch erhalten, so entsteht eine periodische Atmung bestimmter Art. Es wird zunachst tief eingeatmet und die Einatmungs- stellung minutenlang innegehalten. Wahrend des letzten Abschnittes erschlaffen die Muskeln langsam und geben zum SchluB plOtzlich nacho Nun folgen 2-3 ziemlich unregelmaBige Atemziige, dann wieder eine verlangerte Einatmung usw. Schon VOl' LUMSDEN hatten MARCKWALD und LEHMANN am Kaninchen periodische Atmung von CHEYNE-STOKEsscher Form hervorgerufen, indem sie die Medulla. oblongata in Reihenschnitte zerlegten. Die periodische Atmung entstand, sobald del' Schnitt die auBerlich sichtbare Spitze del' Alae cillereae getroffen hatte. Wie schon lange bekannt ist, atmen die im Wasser lebenden Saugetiere (ebenso wie die eigentlichen Amphibien) periodisch. SWINDLE konnte am Eisbar und Seehund nachweisen, daB sich die Atemform nicht wesent- Hch durch Kopfung verandert. Er nimmt deshalb an, daB die Riickenmarks- zentren diesel' Tiere noch verhaltnismaBig unabhangig von den Zentren im Hirnstamm sind und von ihnen nul' gesteuert werden. Bei den standigen Landbewohnern reicht nach LUMSDEN die periodische Atmung nicht aus, vielmehr besteht das Bediirfnis nach einem hoherenZentrum, das eine ununterbrochene Atmung gewahrleistet. Diese Aufgabe hat das pneumo- taxische Zentrum, das regelmaBig die Apnoe hemmt, und so die Atemform del' Landbewohner zustande bringt. Bei erstickenden Tieren sterben nach LUMSDEN die Teile des Atemzentrums in del' gleichen Reihenfolge von oben nach unten ab wie bei den Schnittver- suchen. Zuerst schwindet das pneumotaxische Zentrum, und es entstehen verlangerte 1nspirationen, dann versagt das apneustische Zentrum, und es erscheint als Letztes die Schnappatmung. Zu einem anderen Ergebnis als LUMSDEN kam TEREGULOW, del' allerdings auch mit einem anderen Verfahren arbeitete. Er beobachtete namlich nach elektrischer Reizung des oberen Hirnstammabschnittes Atemveranderungen, die nach den LUMSDENschen Annahmen nicht zu erklaren waren. Auf Grund seiner Versuche sieht er nul' die physiologische Teilbarkeit des Atemzentrums in ein Einatmungs- und ein Ausatmungszentrum als bewiesen an.

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