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Ergebnisse der Hygiene Bakteriologie Immunitätsforschung und Experimentellen Therapie: Zwanzigster Band Fortsetzung des Jahresberichts Über die Ergebnisse der Immunitätsforschung PDF

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ERGEBNISSE DERHYGIENE BAKTERIOLOGIE IMMUNITATSFORSCHUNG UND EXPERIMENTELLEN THERAPIE FORTSETZUNG DES JAHRESBERICHTS DBER DIE ERGEBNISSE DER IMMUNITXTSFORSCHUNG UNTER MITWIRKUNG HERVORRAGENDER F ACHLEUTE HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR DR. WOLFGANG WEICHARDT WIESBADEN ZWANZIGSTER BAND BERLIN VERLAG VON JULIUS SPRINGER 1937 ISBN-13:978-3-642-90535-3 e-ISBN-13:978-3-642-92392-0 DOl: 10.1007/978-3-642-92392-0 ALLE RECHTE. INSBESONDERE DAS DER "OBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN. VORBEHALTEN. COPYRIGHT 1937 BY JULIUS SPRINGER IN BERLIN. SOFTCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER 1ST EDITION 1937 Einfiihrnng. Das sehr reiche Material, das fUr die "Ergebnisse" vorlag, konnte diesmal nur durch raschere Folge der einzelnen Bande herausgebracht werden. Auf dem Gebiete der Tollwutforschung sind seit dem Jahre 1930, in dem SCHNIERER und DAVID die Materie behandelten, viele neuere Ergebnisse ge wonnen und in der Literatur niedergelegt worden. In grfindlicher und inter essanter Weise hat FRITZ SCHWEINBURG die neuere Entwicklung des Gebietes dargestellt. Aus dem Chemischen Universitats-Laboratorium Gottingen stammt die Beschreibung des neuesten Standes der Ohemie der Vitamine und Hormone von H. BROCKMANN und KARL MAYER. Die ungemein raschen Fortschritte dieses Forschungszweiges bedingten seit der Darstellung von WINTERSTEIN und SCHON eine neue Fassung. Nur sich rasch erneuernde "Ergebnisse" konnen, im Gegensatz zu Handbfichern und Lehrbfichern, auf derartig sich schnell entwickelnden Gebieten dem neuesten Stande des jeweiligen Wissenszweiges folgen. Daneben ist das Studium der bei parenteraler Verdauung entstehenden Wirk stolte von den verschiedensten Seiten in den letzten Jahren weiter gefordert worden. H. HEINLEIN hat als Pathologe den Fernerstehenden einen gro13en Dienst dadurch erwiesen, da13 er die Arbeiten fiber die morphologischen Veranderungen nach parenteraler Einverleibung von EiweifJen in kritischer und fibersichtlicher Weise bespricht. Endlich hat KARL ZIPF als Pharmakologe die Literatur fiber korpereigene Wirkstoffe, zunachst fiber das Histamin und Acetylcholin, grfindlich bearbeitet und aIle wichtigen Daten darfiber zusammengestellt. Wiesbaden, im November 1937. Der Herausgeber. Inhaltsverzeichnis. Seite 1. SCHWEINBURG, Dr. F., Neuere Ergebnisse der Tollwutforschung 1 II. BROCKMANN, Dozent Dr. habil. H. und Dr. K. MAIER, Chemie der Vitamine und Hormone . 155 0 • • 0 III. HEINLEIN, Dozent Dr. Ho, Morphologische Veranderungen durch parenterale Eiweii3zufuhr . 274 0 • IV. ZIPF, Professor Dr. K.; Korpereigene Wirkstoffe (Histamin und Acetylcholin) . 349 N amen verzeichnis 382 Sachverzeichnis . 393 Inhalt der Bande 1-20 398 I. Nenere Ergebnisse der Tollwntforschnng\ Von FRITZ SCHWEINBURG-Wien. Inhalt. Seite 1. Einleitung . . . . . . . . . . . . I 2. Stra.Benvirus und Virus-fixe. . . . 3 a) Einleitung . . . . . . . . . . . 3 b) mer die Wanderung des Wutvirus 6 c) Natiirliche Inkubation des Stra.Benvirus beim Menschen. . . . II d) mer die experimentellen Inkubationszeiten der yom Menschen stammenden Stra.Benvira . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 12 e) mer die experimentellen Inkubationszeiten der yom Hunde stammenden Stra.Benvira . . . _ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 f) mer die Eigenschaften verschiedener Virus-fixe-Stamme . . • . . . . .. 19 g) mer die Veranderungen der Stra.Benvira bei fortgesetzten Tierpassagen . . 30 3. ttbe» das Virus der Rinderepidemien in Siidamerika, iiber das Trinidadvirus und das Oulou-Fato. . . . . . . . . . . . . . .. .......... 39 4. mer das Vorkommen des Lyssavirus au.Berhalb des Zentralnervensystems 43 5. Zur Morphologie des Wuterregers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 6. Physikalische und chemische Eigenschaften des Wuterregers . . . . . . . . . 61 7. Zur Histopathologie der Tollwut. . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . 65 8. Einige Bemerkungen iiber die natiirliche ttbertragung der Tollwut, das klinische Bild bei Mensch und Tier und die Differentialdiagnose. . . . . . . . . . . . 69 9. Medikamentose Heilversuche bei Tollwut. Therapeutische Anwendung der Wut- schutzimpfung bei anderen Krankheiten . . . . . 76 10. ttber Lyssaimmunitat ............. 78 II. mer rabicides Serum. . . . . . . . . . . . . . 86 a) Herstellung, Wertbestimmung, Wirkung in vitro 86 b) mer die Wirkung des rabiciden Serums in vivo . . . . . . . . . . . . . 94 12. mer natiirliche Immunitat und natiirliche Rabicidie. ttber die Beziehungen der Immunitat zur Rabicidie unter natiirlichen und kiinstlichen Bedingungen 103 13. Kurze ttbersicht iiber die derzeit gebrauchlichen Impfmethoden 108 14. ttber postvaccinale Lahmungen . . . . . . . . 117 15. ttber die Immunisierung der Tiere gegen Tollwut 131 Literatur . . . . . . . . . • . • . . . . . . . . 134 1. Einleitung. In dieser Abhandlung wird der Versuch gemacht, die auf dem Gebiete der Wutforschung seit den letzten zusammenfassenden Mitteilungen, also etwa seit 1928, neu erschienenen Arbeiten zu besprechen. Die einzelnen Abschnitte sind ganz ungleich groG ausgefallen; insbesondere sind die Methoden der Wutschutz impfung bei Mensch und Tier und deren Ergebnisse sehr kurz behandelt; erstere weil hier nichts irgendwie grundlegend Neues vorliegt, letztere weil die von 1 Aus der bundesstaatlichen Schutzimpfungsanstalt gegen Wut in Wien. (Leiter: Dr. FRITZ SCHWEINBURG.) Ergebnisse der Hygiene. XX. I 2 FRITZ SCHWEINBURG: McKENDRICK alljahrlich im Auftrage des Hygienekomitees des Volkerbundes herausgegebenen Berichte den Gegenstand so griindlich und erschopfend behan deln, daB seinen Angaben eigentlich nichts hinzuzufiigen ist. Wer also Naheres iiber Impfmethoden und Impfergebnisse erfahren will, dem sei das Studium dieser Berichte empfohlen. Den groBten Raum in dieser Abhandlung nimmt der Abschnitt iiber StraBen virus und Virus-fixe ein, da sich auf diesem Gebiet ein volliger Wandel der An schauungen vollzogen hat. AhnIiches gilt von den Abschnitten iiber Immunitat und Serologie, iiber die NEGRI-Korper und schlieBlich iiber die postvaccinalen Lahmungen. AIle anderen Teile wurden tunlichst kurz gehalten, um den Umfang dieser Arbeit nicht allzusehr zu vergroBern. Das Schrifttum ist nach Moglichkeit vollstandig beriicksichtigt worden, doch verhehle ich mir nicht, daB mir bei der Fiille der in den letzten 10 Jahren iiber Wut erschienenen Veroffentlichungen sowie bei der Kiirze der mir zur Verfiigung stehenden Zeit, gewiB Arbeiten, besonders auswartiger Fachgenossen, entgangen sein konnten. Ich bitte die geehrten Forscher schon jetzt, dies entschuldigen zu wollen. Die deutsch und franzosisch erschienenen Arbeiten wurden fast ausnahmslos im Original gelesen. Anderssprachige Arbeiten wurden meist nur nach den Referaten im "Zentralblatt fiir Bakteriologie" und im "ZentraJblatt fiir die gesamte Hygiene" herangezogen. • Ich habe mich bemiiht, stets objektiv zu bleiben und die Kritik, die stellen weise notwendig war, rein sachlich zu halten. Es wird vielleicht auffallen, daB das 1935 erschienene Buch von MARIA VAN STOCKUM (New Principles of Anti-rabic Treatment und Rabies statistics, The HAGUE, MARTINUS NIJHOFF) in diesem Aufsatz nicht erwahnt wird. Der Grund hierfiir liegt nicht etwa darin, daB die Arbeiten des Wiener Institutes und ganz besonders die meinen vor den Augen der geehrten Verfasserin keinen Beifall gefunden haben, sondern vielmehr darin, daB die Besprechung und die sehr notwendige Kritik ihrer Art, Schutzimpfungsmethoden und deren Wirk samkeit zu beurteilen, eigentlich wieder ein eigenes Buch erfordern wiirden. Zu ganz besonderem Dank bin ich den Herren verpflichtet, die durch person liche Mitteilungen das Zustandekommen meiner Arbeit wesentlich gefordert haben. Es sind dies die Vorstande, bzw. Abteilungsleiter der PAsTEUR-Institute in Algier, Bandoeng, Berlin, Bern, Bologna, Breslau, Coonoor, Jerusalem, Kasauli, Kiew, Leningrad, Lille, Lissabon, Mailand, Novi-Sad, Palermo, Paris, Sassari, Sofia, Tanger und Tunis. Das am SchluB dieses Aufsatzes stehende Verzeichnis des Schrifttums beginnt mit dem Jahre 1929 und endet mit den letzten Monaten des Jahres 1936. Friiher erschienene Arbeiten, auch wenn sie im Text eingehend beniitzt wurden, sind nicht angefiihrt. Sie sind enthalten in: KRAUS, GERLACH, SCHWEINBURQ: Lyssa bei Mensch und Tier. Verlag Urban & Schwarzenberg, Berlin -Wien 1926; in LUBINSKI und PRAUSNITZ Lyssa: Diese Ergebnisse, Bd. 8, 1926; weiters im Handbuch der pathogenen Organismen von KRAus, KOLLE, UHLENHUT, 3. Auflage, 1929, Bd.8: Die AbhandIungen von JOSEF KOCH: Lyssa, und von KRAus und SCHWEINBURG: fiber die experimentellen Grundlagen der Schutz impfung gegen Hundswut. Methoden der -Schutzimpfung und ihre Resultate. Neuere Ergebnisse der Tollwutforschung. 3 2. StraJ3envirns und Virus-ftxe. a) Einleitung. Dasjenige Wutvirus, das auf natiirliche Weise, fast ausschlieBlich durch BiB, also durch den Speichel von Tier zu Tier (Mensch) iibertragen wird, das also stets von Haut zu Haut, Haut zu Muskel, Muskel zu Muskel, aber niemals direkt ins Zentralnervensystem fortgepflanzt wird, nennen wir seit PASTEUR StrafJenvirus, virus des rues. Es ist durch ganz bestimmte Eigenschaften charak terisiert, die bei der rwiurlichen trbertragung im groBen und ganzen immer die gleichen bleiben. Wie bei allen anderen Bakterien und Virusarten sind bestimmte Gruppensymptome allen StraBenvira gemeinsam, aber ganz so wie aIle anderen Keime unterscheiden sich auch die einzelnen StraBenwutstamme in gewisser Beziehung voneinander; wir finden hier ebenfalls Stamme mit langerer oder kiirzerer Inkubation, mit groBerer oder geringerer Virulenz, mit verstarkter oder verminderter Haftfahigkeit. Gemeinsam sind allen StraBenwutstammen das klinische Krankheitsbild und die pathologisch-anatomischen Veranderungen, die im Zentralnervensystem hervorgerufen werden. Weiters werden aIle StraBen vira bei entsprechender Technik im Reagensglasversuch von rabicidem Serum abgetotet. Fast allen kommt auch die Fahigkeit zu, bei natiirlicher Dbertragung NEGRI-Korper zu bilden. Die einzelnen Eigenschaften der StraBenwutvira konnen aber erst dann mit Erfolg eingehend erortert werden, bis wir einen anderen Typus des Wutvirus in groBen Ziigen besprochen haben. Denn es scheint uns von besonderer Wichtigkeit, die gemeinsamen und gegensatzlichen Eigen schaften der beiden Arten des Wuterregers festzustellen, sie miteinander zu vergleichen und aus diesem Vergleich heraus beide zu charakterisieren. Wenn man mit einem StraBenwutvirus ein Kaninchen subdural (intracerebral) impft, so erkrankt es nach einer bestimmten Zeit an Wut und geht in wenigen Tagen zugrunde. Mit dem Bulbus dieses Kaninchens wird auf gleiche Art ein zweites infiziert, von diesem ein drittes usw. PASTEUR zeigte, daB sich bei diesem Verfahren die Inkubation des StraBenvirus allmahlich verkiirzt, wahrend das Krankheitsbild und die Krankheitsdauer unverandert bleiben. Die Inkubation des von ihm beniitzten StraBenwutstammes betrug urspriinglich 20 Tage, nach etwa 100 Passagen 7, nach 178 Kaninchenpassagen 6 Tage. Bei weiteren Hirn zu-Him-Passagen tritt nun keine Inkubationsverkiirzung mehr ein. Auch bei groBten Dosen und zahlreichsten Dberimpfungen bleibt die Inkubation bei cerebraler Kaninchenpa8sage stets die gleiche, sie ist jetzt bei diesem Dbertragungs modus ein fiir allemal fixiert und laBt sich weder verkiirzen noch verlangern, es sei denn, daB man mit ganz schwachen, an der Grenze der Dosis letalis minima liegenden Dosen infiziert; in diesem FaIle ist es wie bei anderen pathogenen Keimen moglich, Inkubationsverlangerungen zu erzielen. Diese sind aber natiir lich dem Stamme nicht eigentiimlich; bei Dbertragung von Him zu Him von einem solchen nach verlangerter Inkubationszeit erkrankten Kaninchen stellt sich sofort die alte fixierte Inkubation wieder ein. Ein derartiges, durch zahl reiche cerebrale Kaninchenpassagen in seiner Inkubation fixiertes Wutvirus nannte PASTEUR Virus-fixe, Virus du passage, Passagevirus. Dieses Virus-fixe, das, wie er annahm, gegeniiber dem StraBenwutvirus, von dem es abstammt, in vielen Eigenschaften sehr verandert war, verwendete. PASTEUR zur Schutz impfung gegen Wut beim Menschen. Die Eigenschaft; sich durch andauernde 1* 4 FRrrz SCHWEINBURG: cerebrale Kaninchenpassagen allmahlich in ein Virus-fixe umzuwandeln, scheint allen oder wenigstens den meisten Stra.l3enwutstammen zuzukommen. HOGYES, B.A.1lES, BUJWID, GALLI-VALERIO u. a. konnten diese Umwandlung bestatigen. Die Zahl der Passagen, die notwendig ist, um aus einem bestimmten Stra.l3en wutvirus ein Virus-fixe zu machen, ist freilich jedesmal sehr verschieden. HOGYES konnte die Zahl der Passagen durch Verwendung sehr junger Kaninchen stark vermindern. B.A.1lES gelang es, durch Hirn-zu-Hirn-Impfungen bei Meerschwein chen in verhaltnismaBig wenigen Passagen zu einem in seiner Inkubation fixierten Virus zu kommen; GALLI-VALERIO konnte eine fmerte Inkubation schon durch 3--4malige cerebrale Passage bei Ratten und Mausen erhalten, wobei die Muriden freilich noch an rasender Wut erkrankten. Bei Passage durch Katzen oder Wolfe fmert sich die Inkubation ebenfalls sehr schnell (DE BLASI und Russo TRAVALLI, MATTEI, JONNESCO). Heute ist es allerdings ganz sicher, da.13 derartige durch wenige Passagen in ihrer Inkubation fixierte Stra.l3enwutvira keineswegs als echte Virus-fixe-Stamme zu betrachten sind. Es ware ganz unsinnig, sie mit Riicksicht auf ihre gleichbleibende Inkubation etwa zur Schutzimpfung ver wenden zu wollen, was ja auch tatsachlich nie jemand getan hat. Schon PASTEUR hat ja die gleichbleibende Inkubation nur als ein Charakteristikum des Virus fixe betrachtet, keineswegs als einziges. Er hat, im Gegenteil, auf sehr viele Kaninchenpassagen (wie wir glauben, mit Recht) gro.l3ten Wert gelegt, um das Virus an das Kaninchenhirn zu gewohnen und ihm verschiedene Eigenschaften des Stra.l3enwutvirus zu nehmen, die dieses zur Schutzimpfung ungeeignet machen. Es ist also sicher, da.13 bei andauernden cerebralen Passagen durch bestimmte Tierarten (Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten) das Stra.l3enwutvirus in seinen Eigenschaften geandert werden kann, und zwar, wie wir gleich horen werden, recht weitgehend. Anders verhalt sich nach PASTEUR das Stra.l3enwutvirus bei Passage durch Affen. Da wird die Inkubation allmahlich langer und schlie.l3lich gehen weitere Passagen iiberhaupt nicht mehr an. Ahnliches behaupten italienische Autoren (CELLI und MARrNO-ZUPPI, DE BLASI und Russo TRAVALLI) auch fiir den Hund. Doch haben Nachpriifungen (MARIE, BABES) diese Befunde nicht bestatigen konnen. Das einmal gewonnene Virus-fixe verandert im allgemeinen seine Eigen schaften nicht, solange es cerebral von Kaninchen zu Kaninchen weitergeimpft wird. Ebenso la.l3t es sich cerebral auf Hunde, Schafe, Affen usw. iiberimpfen und in diesen Tieren unverandert weiterziichten. So hat FERMI vor Jahren zur menschlichen Schutzimpfung Virus-fixe yom Hunde, KERBLER fiir Massen impfungen Virus-fixe yom Schaf empfohlen. Die Institute in Indien, die sehr viele Gebissene impfen miissen, verwenden in den letzten J ahren mit gutem Erfolg Virus-fixe yom Schaf. Das PAsTEUR-Institut in Bandoeng (Holl.-Indien) impft mit Virus-fixe von Mfen. Bei der natilrlichen Ubertragung durch BiP, also durch fortlaufende intramuskuli;i,re oder subcutane Infektion, entsteht bei keiner Tierart jemals eine Virus-fixe. Um ein Stra.l3envirus in ein Virus-fixe iiberzufiihren, ist die Tierart, mit der dieser Versuch gemacht wird, wahrscheinlich nicht von Bedeutung. Wichtig ist nur die Art der Infektion; nur durch fortlaufende cerebrale Passagen kann ein Virus-fixe entstehen. Wenn wir nun di~ Eigenschaften der zwei Typen des Wutvirus feststellen wollen, so ergeben sich zahlreiche groBe Schwierigkeiten. Die Dinge Hegen viel Neuere Ergebnisse der Tollwutforschung. 5 komplizierter als der geniale SchOpfer des Virus-fixe und der Wutschutzimpfung es sich vorstellte. Das StraBenvirus war urspriinglich etwa folgendermaBen charakterisiert: es hat eine verhiiltnismaBig lange Inkubation; es hat die Fahigkeit, bei natiirlicher, ebenso bei experimenteller Vbertragung auf Hunde, Meer schweinchen, Ratten usw., haufig das Bild der rasenden Wut hervorzurufen. Beim Kaninchen entsteht fast immer stille Wut. Es geht bei der kiinstlichen Vbertragung von der Subcutis und vom Muskel aus fast immer an. Es wandert wohl ebenso wie das Virus-fixe von der Infektions-(BiB-}S telle auf dem Nerven wege zum Zentralnervensystem und in diesem ins Gehirn, aber es wandert langsamer als das Virus-fixe (KRAus, KELLER und CLAmMONT, DI VESTEA und ZAGARI). Es hat ferner die Fahigkeit, im Gehirn die fiir Wut charakteri stischen NEGRI-Korper zu bilden. Es sollen weiters nach Versuchen von HOGYES im gleichen Volumen der gleichen Hirnpartie weniger Keime vorhanden sein als nach Infektion mit Virus-fixe. Die Giftproduktion setzt spater ein und ist geringer als beim Virus-fixe (BUSSON). SchlieBlich ist es fUr Mensch, Hund, Mfen hochpathogen, dagegen nach Annahme PASTEURS fiir das Kaninchen weniger virulent als das fiir das Kaninchengehirn hochgeziichtete Virus-fixe. Bei beiden Virusarten findet man in der grauen Substanz des Gehirns mehr Keime als in der weiBen. Das Verhaltnis ist nach NITSCH beim StraBenwut virus etwa 2: 1 bis 20: 1, dagegen beim Virus-fixe 100: 1 bis 200: 1. Demgegeniiber ware das Virus-fixe durch eine kurze und vor allem stets gleichbleibende Inkubation charakterisiert, die unter den gewohnlichen Passage bedingungen immer erhalten bleibt. Es ist fiir das Kaninchen neurotrop hoch geziichtet, dem Organismus dieses Tieres und ganz besonders seinem Gehirn weitgehend angepaBt; es ist daher fiir das Kaninchen besonders virulent, dagegen fiir Mensch, Mfen, Hund im Vergleich zum StraBenvirus abgeschwacht. Mit seiner Anpassung an das Kaninchenhirn geht meist der Verlust der urspriinglichen Fahigkeit, intramuskular und subcutan Wut hervorzurufen, einher. Der Verlust der subcutanen und haufig auch der intramuskularen Haftfiihigkeit ist wohl am ehesten durch seine hochgeziichtete Neurotropie zu erklaren. Das ist beim PASTEUR-Virus und einigen anderen, nicht aber bei allen Virus-fixe-Stammen der Fall (dariiber siehe spater). Die Wanderung des Virus-fixe ins und im Zentralnervensystem geht schneller vor sich als beim StraBenwutvirus; jenes vermehrt sich dort wesentlich rascher als dieses. Nach PASTEUR, HOGYES u. a. enthalt das gleiche Volumen der ent sprechenden Hirnstelle wesentlich mehr Virus-fixe-Keime als StraBenwutkeime. Diese Ansicht ist aber unrichtig. Wenn dem so ware, so miiBte das Virus-fixe Hirn in weit starkeren Verdiinnungen Wut hervorrufen konnen als das StraBen virus-Hirn. Wir werden bei Besprechung der Virulenz sehen, daB fast immer das umgekehrte Verhalten vorkommt. Das Virus-fixe macht beim Versuchstier keine rasende Wut, sondern stets die stille Form der Erkrankung; die Giftproduktion ist wesentlich rascher und starker. Dem Virus-fixe fehlt auch die Fahigkeit, NEGRI-Korper zu bilden. PASTEUR und mit ihm aIle alteren Autoren nahmen an (und dies scheint mir das Wesent liche an ihrer Auffassung vom Virus-fixe), daB die eben aufgezahlten Eigenschaften konstant und unabanderlich seien; es seien also aIle diese Abweichungen vom StraBenwutvirus ein fiir allemal fixiert, und -as gelinge-niemals, durch irgendwelche 6 FRITZ SCHWEINBURG: chemische, physikalische oder biologische Eingriffe das Virus wieder in das urspriingliche StraBenwutvirus zuriickzuverwandeln oder ihm auch nur einige Eigenschaften desselben wieder zu verleihen. Auch heute vertreten noch NICOLLE und BALOZET, sowie LEVADITI, SCHOEN und MEZGER den Standpunkt, daB das Virus-fixe eine irreversible Mutation des StraBenvirus sei. 1m Gegensatz hierzu sei es so gut wie immer moglich, ein StraBenvirus durch zahlreiche Hirn-zu Hirn-Passagen bei Kaninchen in ein Virus-fixe zu verwandeln; die Eigenschaften des StraBenwutvirus seien daher in keiner Weise fixiert, sondern leicht zu andern. Diese Ansicht PASTEUlt'3 ist bis vor etwa 8 Jahren von allen Gelehrten, die sich mit Tollwutfragen beschaftigten, als absolutes Dogma anerkannt worden. Niemand hat an diesen Angaben gezweifelt, aber es hat sie auch bis dahin kaum jemand nachgepriift. Auch in den zwei groBen Lyssareferaten (dem Buch von KRAUS, GERLACH, SCHWEINBUltG und dem ausfiihrlichen Aufsatz von LUBINSKI und PRAUSNITZ in diesen Jahresberichten) findet sich die gleiche Ansicht iiber StraBenwutvirus und Virus-fixe wiedergegeben. Dort waren auch die Versuche der alteren Forscher nachzusehen, auf die sich dieser angeblich so scharf ausgepragte Gegensatz zwischen StraBenwutvirus und Virus-fixe stiitzt. Die Arbeiten der letzten Jahre, an denen vor aHem franzosische, deutsche und osterreichische Forscher beteiligt sind, haben einen gewissen Wandel in dieser Auffassung der beiden Arten von Wutvirus herbeigefiihrt. Diese Versuche, die mir grundsatzlich Neues in die Beziehung StraBenwut-Virus-fixe zu bringen scheinen, sollen im folgenden besprochen werden, wobei die Eigenschaften beider Virusarten getrennt erortert werden. Bevor wir nun diese eingehend erlautern, miissen wir noch den Weg besprechen, auf dem das Wutvirus yom Orte der Infektion an den Ort seiner Wirksamkeit gelangt. b) fiber die Wanderung des Wutvirus. Die Tollwut ist klinisch betrachtet eine Erkrankung des Zentralnervensystems. Auch histologisch weist nur dieses charakteristische Veranderungen auf. Das Virus ist also ein neurotropes; urn seine krankmachende Wirkung zu entfalten, muB es bei jeder Art von Infektion das Gehirn erreichen und sich dort vermehren. Nach der vorherrschenden Ansicht dringt das Lyssavirus auf dem Wege iiber die peripheren Nerven in das Zentralnervensystem ein. Demgegeniiber vertreten JOSEF KOCH und SCHUDER die Ansicht, daB bei der Wanderung ins Gehirn und Riickenmark auch dem Blutwege eine wichtige Rolle zufallt. Die Griinde fiir seine Ansicht fiihrt JOSEF KOCH in seiner Abhandlung iiber Lyssa im Handbuch von KOLLE, KRAUS, UHLENHUT, Bd.8, S.656-664 ausfiihrlich an, und sie mogen dort nachgesehen werden. Sie sind, meiner bescheidenen Ansicht nach, nicht stichhaltig; aber ihre Widerlegung wiirde eine eigene groBere Abhandlung erfordern, kann also an dieser Stelle schon aus raumlichen Griinden nicht unter nommen werden. Die wichtigsten Gegengriinde gegen JOSEF KOCHS Ansicht liegen in den zahlreichen Versuchen, die, wie mir ·scheint, restlos beweisen, daB die Wanderung des Wutvirus von der BiB-{Infektions-)Stelle aus ins Zentral nervensystem auf dem Wege der Nervenbahn erfolgt. Schon vor vielen Jahren zeigte HELMAN, daB Hunde und Kaninchen, denen er Wutvirus in die Schweif spitze einspritzte, vor der Erkrankung bewahrt werden konnten, wenn er 12 Stun den nach der Infektion den Schweif amputierte. Intraokular infizierte Tiere

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