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Ergebnisse der Hygiene Bakteriologie Immunitätsforschung und Experimentellen Therapie: Fortsetzung des Jahresberichts Über die Ergebnisse der Immunitätsforschung Achter Band PDF

765 Pages·1926·29.558 MB·German
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Preview Ergebnisse der Hygiene Bakteriologie Immunitätsforschung und Experimentellen Therapie: Fortsetzung des Jahresberichts Über die Ergebnisse der Immunitätsforschung Achter Band

ERGEBNISSE DER HYGIENE BAKTERIOLOGI E IMMUNITATSFORSCHUNG UND EXPERIMENTELLEN THERAPIE FORTSETZUNG DES JAHRESBERICHTS DBER DIE ERGEBNISSE DER IMMUNITATSFORSCHUNG UNTER MITWIRKUNG HERVORRAGENDER F AOHLEUTE HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR DR. WOLFGANG WEICHARDT ERLANGEN ACHTER BAND MIT 36 ABBILDUNGEN BERLIN VERLAG VON JULIUS SPRINGER 1926 Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Copyright 1926 by Julius Springer in Berlin. Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1926 ISBN-13: 978-3-642-90546-9 e-ISBN-13: 978-3-642-92403-3 DOl: 10.1007/978-3-642-92403-3 Zur Einfiihrung. Auch in dem neu vorliegenden Bande werden wiederum eine Reihe aktueller Themata von besonderen Fachleuten zusammenfassend dargestellt. H. L ubi n sky und C. P r a u B nit z behandeln eingehend das wichtige Gebiet der "Lyssa". G. B. Gru ber faBt die jetzt bekannten Tatsachen uber "Trichinellen, Trichinose und ihre Abwehr" zusammen, A. K 0 e gel die uber "Leberegelkrankheit". Sie hat ja durch ihre Verbreitung und wirtschaftliche Schadigung zu ernsten Besorgnissen AnlaB gegeben. A. Loewy-Davos erortert den heutigen Stand der "Physiologie des Hohen klimas". Diese hygienisch wichtige Forschung hat in dem schweizerischen Institut fur Hochgebirgsphysiologie und Tuberkuloseforschung eine ideale Pflege statte gefunden. L. Hirszfeld stellt das allgemein interessierende Problem der "Kon stitutionsserologie im Zusammenhang mit der Blutgruppenforschung" dar. C. Lew i n beschreibt den Stand der "atiologischen Krebsforschung". Zum SchluB hat O. Ulsamer aUe Unterlagen gesammelt, welche fur die "Chlorung des Trink-und Abwassers" wesentlich sind, so daB auch diese hygienisch in neuester Zeit besonders wichtige Frage in den Ergebnissen einmal zusammen fassend behandelt ist. Erlangen, im Oktober 1926. Der Herausgeber. Inhaltsverzeichnis. Seite I. Lubhiski, Dr. Herbert, und Professor Dr. Carl Prausnitz, Lyssa 1 II. Gruber, Professor Dr. Georg B., Trichinellen, Trichinose und· ihre Abwehr. (Mit 5 Abbildungen) . . . . . . . . . .. 165 III. Koege), Privatdozent Dr. A., Die Leberegelkrankheit. (Mit 9 Abbildungen) . . . . . . . . . . . . . . . . .. 266 IV. Loewy, Professor Dr. A., Der heutige Stand der Physiologie des H6henklimas. (Mit 13 Abbildungen) . . . . . . . .. 311 V. Hirszfeld, Professor Dr. L., Uber die Konstitutionsserologie im· Zusammenhang mit der Blutgruppenforschung. (Mit 9 Ab- . bildungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 367 VI." Lewin, Professor Dr. Carl, Der Stand der atiologischen Krebs- forschung 513 VII. msamer, Dr. Otto, Die Chlorung des Trink- und Abwassers 661 N amen verzeichnis ... . 726 Sachverzeichnis .... . 747 Inhalt der Bande I-VIII 755 Von Herbert Lubinski und Carl Prausnitz-Breslau. Inb alt. Seite A) Epidemiologie, Patbologie, Atiologie 2 1. Geschichtliches. . . . . . . . . . . . . 2 2. Verbreitung der Wut .. . . . . . . . 3 3. Natiirliche tlbertragungswege der Wut 3 4. Das Krankheitsbild der Wut. a) Beim Hund . . . . . . . . 6 b) Beim Menschen . . . . . . 8 5. Die kiinstliche tJbertragung 12 Virus fixe . . . . . . . . . 13 6. Die Impfverfahren zur tlbertragung der Lyssa 17 7. Die Fundorte des Virus 20 a) Nervensystem . 20 b) Speichel . . . . . . . 21 c) Andere Organe. . . . 23 d) Blut ..... . . . 23 e) Erbliche "Obertragung 23 f) Nervenleitung . . . . 24 8. Pathologisch-anatomischer Befund 26 Mikroskopische Ergebnisse 26 9. Die Negrischen Korperchen . . . . 28 a) Untersuchungsmethoden der N. K. . . 32 b) Weitere Untersuchungen iiber die Struktur 34 c) Die staubformigen, kokkenformigen Gebilde. 36 d) Kritik. . . . . . . . . . . . . . 38 e) Das Vorkommen in Speicheldriisen. . . . . 40 10. Versuche der Ziichtung des Virus. . . . 41 11. Das Verhalten gegeniiber physikalischen und chemischen Einwir- kungen 45 a) Filtration . . 45 b) Diffusion 46 c) Zentrifugierung . 47 d) Physikalische Schiidigungen 48 e) Chemische Einwirkungen auf das Virus 51 12. Wutgifte . . . . . . 54 13. D'iagnose der Lyssa 57 1) Tell A und B, Nr.16, wurde von C. Prausnitz und Teil B, Nr.14 und 15 von H. Lubinski bearbeitet. Ergebnisse der Hygiene. VIII. 1 2 Herbert Lubinski und Carl Prausnitz: Seite B) Die MaBnabmen zur Bekiimpfung der Tollwut . . . . . . . . . . . 61 14. Verhiitung des Ausbruchs der Wut beim gebissenen Menschen 61 a) Gewinnung des Virus fixe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 b) Schutzimpfungsverfahren (Pasteur S. 62, Remlinger (a) S. 64, Calmette S. 64, Isa bolinski und Zeitlin S. 65, Hogyes S: 65, Protopopoff S. 66, Proescher S. 66, Phillips S. 67, Remlinger (b) S. 68, Ferran S. 68, luscariu S. 69, Babes S.70. Alivisatos S. 73, Hempt S. 76, Pereira da Silva S. 77, Fermi S. 77, Puntoni S. 78, Semple S. 79, Krikorian S. 79, Harris S. 79, Cumming S. 80). c) Rabicides Serum . . . . . . 82 d) Komplementbindungsversuche . . . 89 e) Antilyssin . . . . . . . . . . . . 91 f) Chemotherapeutische Vorbehandlung 91 g) Allergische Reaktion . . 92 h) Impfschadigungen . . . . . 93 i) Statistik der Impferfolge . . 114 k) Indikation zur Schutzimpfung 121 1) Dauer des Impfschutzes 122 m) Lokale Behandlung der BiBwunde 123 n) Versendbarkeit des Impfstoffes 124 0) Behandlung der ausgebrochenen Wut 126 p) Nebenwirkungen der Schutzimpfung . 126 15. Bekampfung der Lyssaverbreitung. a) Schutzimpfung der Hunde ..... 127 b) Bedenken gegen deren Durchfiihrung . 132 c) Vererbung der Wutimmunitat 134 d) Gesetzliche MaBnahmen . 135 16. Pseudowut 143 Literatur . . . . . . . . . 144 A. Epidemiologie, Pathologie, .ltiologie. 1. Gesehiehtliehes. Die Tollwut - syn. Hundswut, Lyssa, Wasserscheu, Hydrophobie, Rabies (engl.), Rage (franz.), Rabbia (italien.) - ist dem Menschengeschlecht seit iiber 2 Jahrtausenden bekannt. In der altesten zuganglichen Literatur der Agypter und Assyrer, in der Bibel und den iilteren griechischen Schriften von der IUas bis zu Hippokrates wird sie noch nicht beschrieben: es ist schwer vorstellbar, daB eine so charakteristische Erkrankung der Be obachtung entgangen ware; vielmehr muB man annehmen, daB sie - wenigstens bei Hund und Mensch - nicht oder hochstens ganz ausnahmsweise vorgekommen ware; man kann allerdings mit Babes fragen, ob nicht vor dem Hund und dem Menschen noch andere Tiere infiziert waren, und wird hier besonders an die Nager zu denken haben. Die erste sichere Beschreibung der Wut des Hundes findet sich bei Aristoteles (gest. 322 v. Chr.), der ihre ijbertragung von Hund zu Hund durch den BiB bereits gekannt hat. Ob er von der Wut des Menschen etwas gewuJ3t hat, ist strittig (vgl. K. F. H. Marx). Die spateren medizi nischen und Laienschriftsteller des Altertums, vor aHem Celsus, Caelius Africanus, Galen, beschreiben die SYIl1ptome, auch der menschlichen Wut, genau und lehren das Aus brennen der Wunde alB einzigen Schutz vor der Krankheit. Die darauffolgenden 16 Jahr hunderte haben fiir die Fragen der Atiologie wenig Neues gelehrt. Den eigentlichen Fort schritt in der Kenntnis der Krankheit brachte erst das 19. Jahrhundert: 1804 iibertrug Zinke kiinstlich die Lyssa auf gesunde Hunde, Kaninchen und Hiihner, indem er ihnen den Speichel toller Hunde in frisch gesetzteWunden einpinselte. Dies war, wie es scheint, der Beginn der experimentellen Erforschung der Wut. 1813 verimpften Magendie und Breschet mit Erfolg den Speichel eines wutkranken Menschen auf Hunde. Die nachsten Jahrzehnte brachten zahlreiche Erweiterungen der Erkenntnis der Lyssa, insbesondere lehrte Galtier (1879), daB das Kaninchen leicht zu infizieren ist, sicher erkrankt und eine ffir den Experimentator weniger gefahrliche Form der Krankheit durchmacht; er hat da durch erst die Grundlage zur eingehenderen experimentellen Erforschung gelegt, anf welcher Pasteurs Arbeiten sich aufbauen konnten. Lyssa. 3 Pasteur und seinen ersten Mitarbeitern Chamberland und Roux ver danken wir die bahnbrechenden Untersuchungen, aus denen das konstante Vor kommen des Lyssaerregers im Zentralnervensystem der kranken Tiere hervorging, und hieraus folgend die Methode der sicheren Diagnose der Wut, die Moglichkeit ihrer Fortziichtbarkeit im Kaninchengehirn, die Auffindung des Kaninchen Passagevirus und damit das erste Verfahren der Wutschutzimpfung. Diesen klassischen Arbeiten, die vorwiegend in die Zeit von 1881-1888 fielen, ist bis heute keine Entdeckung auf dem Gebiet der Wut als gleichwertig an die Seite zu stellen, so wichtig auch die Feststellung der spezifischen Ganglienzellen einschliisse durch Negri (1903) und die sich daran anschlieBenden Arbeiten iiber den auch heute noch hypothetischen Erreger der Wut gewesen sind. So ist es eine Pflicht dankbarer Anerkennung gewesen, daB fast auf der ganzen Welt "Pasteur-Institute" zur Erforschung und Bekampfung der Lyssa errichtet worden sind. 2. Verbreitung der Wut. Kein Land und kein Klima ist von der Lyssa verschont, ausgenommen Australien, wo jeder eingefiihrte Rund einer sechsmonatigen Quarantane unter worfen wird. In Europa war die Seuche in den letzten J ahrhunderten weitver breitet. Sie scheint periodische Zunahmen der Verbreitung unter den Runden aufzuweisen, die sprunghaft bald das eine, bald das andere Land betrafen. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts sollen nach Frosch (2) allein in PreuBen jahrlich 200-250 Menschen an Wut erkrankt und gestorben sein. Von 1871-1880 war die entsprechende Zahl fiir Deutschland nach den freilich nicht ganz voll standigen amtlichen Meldungen 290, in der Folge ging sie weiter zuriick und betrug (seit EinfUhrung der Pasteurschen Schutzimpfung 1885) fUr 1891-1900 nur noch 43; seit Griindung der deutschen Wutschutzabteilungen (1898 am Institut fUr Infektionskrankheiten in Berlin, 1906 am Rygienischen Institut der Universitat Breslau) blieb die Zahl annahernd die gl~iche und betrug 1901-1910: 46, 1911-1920: 44. Dabei ist die Zahl der im Reich festgestellten FaIle von Tollwut bei Hunden und anderen Tieren sowie der BiBverletzungen von Menschen durch tollwiitige und verdachtige Tiere immer noch recht hoch - mehrere Rundert in jedem Jahr. Ahnlich war der Verlauf in den anderen europaischen Staaten. Nur in England ist es, dank seiner giinstigen Lage, am Ende des vorigen Jahr hunderts gelungen, durch scharfe Durchfiihrung des Maulkorbzwanges und durch sechsmonatige Absonderung und amtstierarztliche 1Jberwachung aller eingefiihrten Hunde die friiher sehr verbreitete Wut, wie es scheint liickenlos, auszurotten. In den meisten europaischen Landern ist seit dem Krieg eine erhebliche Zunahme der Wut unter den Tieren festzustellen, wahrend die menschlichen Erkrankungen, jedenfalls dank der peinlichen Durchfiihrung der Schutzimpfung, keine wesent liche Zunahme aufgewiesen haben. Australien ist wohl das einzige Kulturland, das sich durch strenge QuarantanemaBnahmen dauernd wutfrei gehalten hat. 3. Natiirliche Vbertragungswege der Wut. Ahnlich wie die Pest primar eine Krankheit der Nagetiere ist und nur aus nahmsweise auf den Menschen iibertragen wird, ist die Tollwut wenigstens in den Kulturlandern primar eine enzootische Erkrankung der Runde, und nur 1* 4 Herbert Lubinski und Carl Prausnitz: selten werden andere Tiere und Menschen von ihnen aus angesteckt. Diese Tat sache diirfte wesentlich mit den Lebensgewohnheiten des Hundes zu erklaren sein, seiner verhaltnismaBig groBen Freiheit, seiner Wanderlust, seiner von Natur schon in gesunden Tagen hohen Neigung zu kampfen und zu beiBen, alles Eigen schaften, die in den friihen Stadien der Wut, in denen der Speichel des Hundes schon infektios ist, stark verscharft sind. Durch diese Umstande ist meistens das sprunghafte Auftreten der Wut an oft weit entfernten Orten und ihr zahes Festhaften an den bereits infizierten Gegenden zu erklaren. Fiir die Kulturlander stellen daher unzweifelhaft die Hunde den Hauptbehalter des KrankheitsstoHes dar; vor allem sind es die herrenlos umherirrenden, die jeder Kontrolle entgehen, bald hier, bald da durch ihren BiB neue Ansteckungsherde setzen, bis sie schlieBlich erschopft, gelahmt am Wegrand der Krankheit erliegen. DaB auch andere Tiere, z. B. Katzen, unter Umstanden eine ahnliche Rolle spielen konnen, ist zuzugeben, aber ihre Lebensgewohnheiten eignen sich doch in geringerem MaBe fiir die Ver breitung der Krankheit. Inwieweit andere Tiere, besonders die Ratten, als Wut iibertrager oder gar als Reservoir in Betracht kommen [Fermi (2 b)], steht noch nicht fest; wie J. Koch mit Recht sagt, wiirde bei starkerer Verbreitung der natiirlichen Infektion unter diesen Tieren doch wohl die Ubertragung auf gewisse Haustiere, wie Pferde, Schafe, Schweine, Rinder, Hiihner, haufiger sein miissen. Dagegen kommt in Landernniedrigerer Kulturstufe den Verwandten des Hundes, den Wolfen, Fiichsen, Schakalen, Hyanen, erhebliche Bedeutung zu; besonders die Wolfsbisse bedingen infolge der viel schwereren Verletzungen haufiger das Haften der Infektion am Gebissenen und werden daher besonders gefiirchtet. Von tollen Hunden werden auBer den Hunden oft auch andere Haustiere gebissen: ein Teil erkrankt und stirbt an Wut. In Deutschland erkrankten von 1910-1915 an Wut 1583 Hunde, 254 Rinder, 17 Pferde, 15 Schweine, 12 Schafe, 22 Katzen, 7 Ziegen, 2 Hiihner, zusammen 1912 Tiere (Frohner und Zwick): Auch unter den Wildbestanden kommen gelegentlich schwere Epizootien vor, die wohl in der Regel von tollen Hunden ausgegangen sein mogen; so starben 1888 in Siidengland aus einer Damwildherde von 650 Tieren nach Adami 500 an Wut. In Landern mit ausgedehnter Viehzucht konnen sehr schwere Verluste durch Enzootien von Wut entstehen: vor einigen J ahren starben in Colorado von einer 300kopfigen Rinderherde 70 an Lyssa (Newsom); meist findet wohl hier die Ubertragung durch die Schaferhunde statt. Eine sonderbare Ausnahme stellt die schwere, iibrigens etwas atypisch verlaufe,lle Enzootie dar, die seit 1908 im Staate Santa Catarina in Brasilien herrschte: allein von 1913-1918 fielen etwa 30% aller Pferde, 15% der gesamten Rinder; die Krankheit verlief unter dem Bild der stillen Wut, ihre Ubertragung geschah nicht durch Hunde, sondern nachweislich durch biutsaugende Fledermause (Haupt und Rehaag). In Agypten wurde Wut der Kamele beobachtet - bedenklich wegen der tiefen BiB verletzungen d urch diese Tiere (D 0 I bey und elK a t i b). Ais eine besondere Seltenheit sei die von Manouelian und Viala (1) an einer jungen, aus Abessinien eingefiihrten Lowin festgestellte Erkrankung erwahnt. Nach Casper, Hogyes wurde natiirlich vorkommende Lyssa beobachtet bei Hund, Mensch, Katze, Rind, Pferd, Esel, Maultier, Maulesel, Schaf, Ziege, Schwein, Wolf, Fuchs, Schakal, Hyane, Dachs, Stachelschwein, Marder, AHe, Hirsch, Reh, Antilope, Kamel, Ichneumon, Stinktier, Wiesel; Kraus (10) nennt auBerdem Bar, Elch, Lyssa. 5 Affe, Fledermaus, Igel, Iltis, Eichhornchen, Hase, Kaninchen, Meerschwein, Ratte, Maus. Die experimentelle "Obertragung ist ferner gelungen auf Kaninchen, Meerschwein, MurmeItier, Ratte, Maus, Huhn, gewisse Eulen. und Habicht· arten, junge Tauben, Frosche. Die Infektion des Menschen ist nach Bollinger durch den BiB von Hunden in 90%, von Katzen und Wolfen in je 4%, von Fiichsen in 2% bedingt; doch ist diese VerteiIung natiirlich ortlich sehr verschieden. Anders gestaltet sich das Verhaltnis in Landern, wo groBere Raubtiere vorkommen, z. B. nach Hogyes: Infektioll. dnrch Frankreich') Pa~teur-Instltut Paris') I Pasteur-Intitut Budapest') toile: 1850-1876 1887-1895 15. 4. 1890 bis 31. 12. 1895 Runde. 707 13315 4481 Katzen 23 823 387 WoHe. 38 17 19 Fiichse. 1 2 1 Schakale. 0 5 0 Pferde. 0 32 14 Esel und Maultiere . 0 27 3 Ochsen, Kiihe, Kiilber. 1 53 26 Schafe. 0 4 0 Schweine und Ferkel 0 11 16 Kaninchen. 0 0 1 Menschen 0 I 7 I 13 Zusammen 770 I 14296 I 4961 Mehrfach ist die Ubertragung der Krankheit durch den BiB von Hunden erfolgt, die noch gesund erschienen, aber, wie sich spater heraussteIIte, sich in der Lyssainkubation befanden, vgl. S.22. Auch das Hineingelangen von Speichel kranker Tiere in frische Kratzwunden (z. B. von Hunden oder Katzen), manch· mal auch in altere Wunden, kann die Krankheit herbeifiihren. Babes und V asili u konnten zwar kleine, oberflachliche Wunden von Hunden nach 24 Stun· den nicht mehr infizieren, tiefere Kopfwunden aber noch nach 72 Stunden. Neben den seltenen Fallen, wo Verletzungen durch toIle Katzen menschliche Lyssa verursachten, sei ein eigenartiger Fall erwahnt: Ein toller Hund geiferte eine Katze an, diese kratzte kurz danach ihre Herrin, als sie sie auf den Arm nahm; die Herrin starb an Wut, die Katze bliebgesund (Kocewaloff). Pace (2) berichtet einen typischen Fall von menschlicher Lyssa, bei dem die Ubertragung dadurch erfolgte, daB der toIle Hund seinem Herm die Nase und Nasenlocher mit der Zungenspitze leckte. Remlinger (2) beschreibt einen ebenfalls typischen Fall von Lyssa bei einem Mann, dem bei der Defakation der unverletzte Anus von einem Hunde geleckt wurde; der Hund ging 4-5 Tage, der Mann 42 Tage spater zugrunde. Wutinfektionen von Menschen durch den BiB toller Pflanzen· fresser sind sehr selten, doch sah J. Koch (5) einen Fall nach PferdebiB, Remlinger (6) nach MausebiB. "Obertragungen von Mensch zu Mensch, die an sich denkbar waren, sind auBer einem eigenartigenFall, den Palmirski und Karlowski berichtet haben, nicht bekannt geworden: Bier coitierte ein 33jahriger Mann mit seiner Bedienungsfrau, die sich am ersten Krankheitstag 1) Todesfalle von Menschen nach BiB durch die betr. Tiere. 1I) Schutzimpfungen von Mens!l~!lJl Jlach BiB dUl'ch die betr. Tiere. 6 Herbert Lubinski und Carl Prausnitz: der Lyssa befand, und starb seIber an Wut; die Verfasser nehmen an, daB die Ansteckung durch BiB- oder Kratzwunden, vielleicht auch durch KuB erfolgt sei; angesichts der Tatsache, daB dies der einzige berichtete Fall einer Mensch zu -Mensch -Ubertragung ist, wird er mit Skepsis zu beurteilen sein; es ware immerhin denkbar, daB beide Erkrankungsfalle eine gemeinsame Ansteckungs quelle (Hund 1) gehabt hatten. Zuzugeben ist freilich, daB der Fall theoretisch denkbar ware, da die Infektiositat des Speichels toller Menschen durch Tier versuche bewiesen ist. Beziiglich der Dbertragung der Wut auf indirektem Wege durch Gegen stande, die mit dem infektiosen Speichel toller Tiere in Beriihrung gekommen sind, lagen bis vor kurzem, abgesehen von dem oben angefiihrten Fall von Ko c e - waloff keine beweisenden Beobachtungen vor. Um so wichtiger ist der folgende, jiingst von Kraus (10) mitgeteilte Fall: Ein sicher wutkranker Hund zerreiBt einem Knaben die Hose; dessen Mutter flickt das Loch und beiBt den zum Niihen verwendeten Faden ab; hierbei verletzt sie sich leicht an der Unterlippe. Sie stirbt 14 Tage danach an Wut. 4. Das Krankheitsbild der Wut. a) Beim Hund. Von den durch einen tollen Hund gebissenen Hunden erkrankt nach Hogyes 1/4_1/3, was ungefahr mit dem Ergebnis der kiinstlichen subcutanen Impfungen iibereinstimmt. Ais normale Inkubation gibt er 30-60 Tage an, selten ist sie kiirzer, ausnahmsweise bis 12 Monate; bei ganz jungen Hunden ist sie nach Remlinger (15) etwas kiirzer. 1m Krankheitsverlauf pflegt man zwei Formen zu unterscheiden, die "rasende" und die "stille Wut". ZweckmaBiger ist die von Frohner und Zwick empfohlene Einteilung in a) das prodromale oder melan cholische, b) das Reiz- oder maniakalische und c) das paralytische oder End stadium; bei abgekiirztem oder fehlendem Reizstadium hat man eben das Bild der paralytischen oder stillen Wut, die in manchen Gegenden, z. B. in den Polarlandern, der Tiirkei, angeblich auch in den Vereinigten Staaten, vor herrscht. In Deutschland und Frankreich ist die "rasende" Wut die haufigste Erscheinungsform (80-85% nach Marie). Das Prodromalstadium dauert selten iiber 2 Tage; es ist ausgezeichnet durch leichtes Fie b e r , Veranderung des Benehmens und erhohte Reflexerregbar keit: meist sind die Tiere miirrisch, reiz bar, schreckhaft, selten freudig erregt; bald verkriechen sie· sich in entfernte Winkel, bald irren sie unruhig umher, wechseln die Lagerstelle, vielleicht unter dem Eindruck von Halluzinationen, und sind ungehorsam. So kann es schon in diesem Stadium, in dem noch keine eigentliche BeiBsucht besteht, zu Meinungsdifferenzen zwischen Herrn und Hund kommen - zur Ziichtigung und in der Gegenwehr zum BiB. Seltener sind die Tiere in dieser Zeit zutraulicher als gewohnlich und lecken ihren Herrn, was auch eine Gefahr darstellt, da schon in dieser Zeit der Speichel infektios sein kann. - Die alte,langst verheilte BiBstelle, in welche das Virus eingedrungen war, wird auffallend viel geleckt, wahrscheinlich ist sie Sitz von Parasthesien. - Der Appetit andert sich, es werden unverdauliche Dinge gefressen, die der Hund in gesunden Tagen nie anriihrte, wie Stroh, Holz, Lumpen, Papier, Leder, Haare, Erde, Steine, Glas, Eisen, der eigene Kot und Harn. - Noch bestehen anscheinend

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