Christian Rauscher Erfolgreiches Management internationaler Geschaftsbeziehungen GABLER EDITION WISSENSCHAFT Christian Rauscher Erfolgreiches Management internationaler Geschaftsbeziehungen Organisationstheoretische Grundlagen, Marketing und interkulturelle Aspekte Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Reiner Springer Deutscher UniversiHits-Verlag Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet Ober <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Dissertation Wirtschaftsuniversitat Wien, 2001 1. Auflage Oktober 2002 Aile Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag GmbH, Wiesbaden, 2002 Lektorat: Brigitte Siegel/Nicole Schweitzer Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschOtzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fOr Vervielfiiltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dOrften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN-13:978-3-8244-7645-9 e-ISBN-13:978-3-322-83474-4 001: 10.1007/978-3-322-83474-4 Geleitwort Mit fortschreitender Globalisierung wachst die Zahl der Unternehmen, die sich am internationalen Austausch beteiligen und zu diesem Zweck internationale Geschafts beziehungen eingehen. Die Strukturen und Risiken internationaler Geschaftsbe ziehungen sind anderer Art und komplexer als jene nationaler Geschaftsbe ziehungen, wei! ein Beziehungsgeflecht zwischen institutionellen bkonomischen Akteuren aufgebaut werden muss, deren Handlungsweisen und Entscheidungs verhalten durch unterschiedliche Marketingumfeldbedingungen gepragt sind. Welche Voraussetzungen und Faktoren begrunden den Erfolg von internationalen Geschaftsbeziehungen? Genau dieser Fragestellung, die bisher in der Marketing literatur kaum systematisch behandelt wurde, geht der Verfasser in der vorliegenden Schrift nach und erbffnet damit fUr das internationale Marketing ein neues Forschungsfeld. Mit zunehmender Internationalisierung der Unternehmensaktivitaten unter den Be dingungen der Globalisierung ist diese Fragestellung sowohl von theoretischer als auch praktischer Relevanz. Dies insbesondere deshalb, wei! sich mit der Globalisierung in hohem Tempo vielfaltige Optionen fur neue internationale Ge schaftsbeziehungen erbffnen, die bei sich verscharfenden Wettbewerbsbedingungen ergebnisorientiert verhandelt und realisiert werden mussen. Sind nun jene Faktoren bekannt, die Zufriedenheit und Erfolg einer internationalen Geschaftsbeziehung begrunden, dann kbnnen Geschaftsbeziehungen zielstrebig und bewusst durch das Management zum Erfolg gefUhrt werden. 1m Ergebnis der Analyse internationaler Geschaftsbeziehungen aus organisations theoretischer, marketingtheoretischer und interkultureller Sicht werden yom Autor 9 bkonomische und 11 nicht-bkonomische Zufriedenheitsfaktoren internationaler Ge schaftsbeziehungen identifiziert. Neue Erkenntnisse vermittelt in diesem Zusammen hang vor allem die Analyse der internationalen Geschaftsbeziehungen als inter kulturelles Beziehungsgeflecht. Der Verfasser zeigt auf, welche kulturbezogenen Determinanten die Zufriedenheit internationaler Geschaftsbeziehungen beeinflussen und prasentiert ein dynamisches Funfschichtmodell der kulturellen Einflussfaktoren v auf internationale Geschaftsbeziehungen. In diesem Modell werden fUnf Kultur ebenen unterschieden: Nationalkultur, Unternehmenskultur, Branchenkultur, Subkultur und internationale Geschaftsbeziehungskultur. Neu an diesem Ansatz ist die Einbindung von Branchenkultur und internationaler Geschaftsbeziehungskultur in die Verknupfung verschiedener Kulturebenen. Mit der Kennzeichnung der Komplexitat kulturbedingter Zufriedenheitsfaktoren internationaler Geschaftsbe ziehungen werden gleichzeitig auch M6glichkeiten fUr ein erfolgsorientiertes Management der interkulturellen Dimension grenzuberschreitender Geschaftsbe ziehungen aufgezeigt. Die vorliegende Schrift geht von der Beobachtung aus, dass die Globalisierung eine zunehmende Verflechtung internationaler Geschaftstatigkeit von Unternehmen be dingt. Damit entwickeln sich notwendigerweise vielta/tige internationale Geschafts beziehungen, deren Erfolg wesentlich von der Zufriedenheit der beteiligten Partner abhangt. Der Verfasser weist mit seiner Untersuchung erstmals und uberzeugend nach, dass Zufriedenheit in einer Geschaftsbeziehung zu einer Grundvoraussetzung unternehmerischen Erfolgs wird. Neu ist weiters die differenzierte, mehrdimensionale Sicht auf das Konstrukt Zufriedenheit, wodurch es gelingt, die Komplexitat der Zufriedenheitsfaktoren internationaler Geschaftsbeziehungen realitatsnah darzu stellen. Insbesondere mit der Identifikation und Systematisierung jener Faktoren, welche die Zufriedenheit internationaler Geschaftsbeziehungen bedingen, hat der Verfasser einen herausragenden Beitrag zur Weiterentwicklung der theoretischen Einsichten uber die erfolgsorientierte Anbahnung, Verhandlung und Realisierung von internationalen Geschaften geleistet. Sowohl Wissenschafter als auch Praktiker werden diese Schrift mit gro~em Erkenntnisgewinn lesen. Univ.-Prof. Dr. Reiner Springer VI Vorwort Wirtschaft ist Beziehung. Erfolgreiches Wirtschaften setzt demnach erfolgreiches Gestalten von Beziehungen voraus. Diese Uberzeugung konnte sich im Konsum guterbereich bereits gut etablieren. Zahlreiche Unternehmen bemuhen sich aktiv urn eine enge Beziehung zu ihren Kunden; urn eine Beziehung die auf einem lebendigen Austauschverhaltnis basiert und in der beide Partner profitieren. Wissenschafter erforschen die Vorzuge von Kundenbindungsprogrammen und von Kundenloyalitat. Uber die blosse Zufriedenstellung der Kunden braucht man sich also keine Gedanken mehr zu machen? Doch in der Realitat argert sich der Autor uber zahlreiche fehlgeschlagene Versuche einen Internetanschluss bei seinem Telefonanbieter zu erhalten und erhalt im Call Center die Auskunft er mbge doch via Internetrecherche seine Fragen selbst beantworten, sammelt als Mitglied des VIP Kundenclubs "treu" Bonuspunkte bei seiner Bank die in den vergangenen zehn Jahren keine einzige nutzenstiftende Information von sich aus erteilt hatte und "freut" sich uber Geburtstagskarten des Mbbelhauses bei dem die Lieferzeiten dreimal so lange dauern wie vereinbart. Diese Unternehmen taten gut daran nicht vorschnell Kundenbegeisterung zu propagieren wo Zufriedenheit noch nicht annahemd erreicht ist. Aber auch im Industrieguterbereich, der stets von individuellen Anbieter-Kunde Beziehungen gepragt war, ist Kundenzufriedenheit keine Selbstverstandlichkeit. Nach Hinweisen zur optimalen Gestaltung von Geschaftsbeziehungen sucht man in der Literatur vergebens. Verscharfend kommt hinzu, dass B2B Geschafts beziehungen haufig grenzuberschreitenden Charakter aufweisen und damit zu satzliche, unbekannte Grb(l,en des kulturellen Umfeldes zu berucksichtigen sind. In vorliegender Arbeit beschreibe ich jene Faktoren, die uber Erfolg oder Misserfolg einer internationalen Geschaftsbeziehung entscheiden. Aufgrund der Spezifika des Industrieguterbereichs bezieht sich das Konstrukt der Kundenzufriedenheit auf die (gesamte) Beziehung zwischen Anbieter und Kunde und nicht auf eine einzelne Transaktion. Somit bleibt die Erreichung und Sicherstellung der Zufriedenheit des Kunden immer noch die zentrale Aufgabe jedes Marketingverantwortlichen. VII Wer uber Zufriedenheit in Beziehungen forscht, muss auch in seinem personlichen Umfeld auf eben diese achten. Das Abfassen einer Dissertation kann einige "Trans aktionsepisoden" mit der Familie und Freunden belasten, insbesondere werm der Forschungsfortschritt nicht wie gewunscht verlauft. Daher mochte ich mich fUr viele wichtige Anregungen und Ideen zu meiner Dissertation und insbesondere dafUr, dass ich in den vergangenen Jahren nicht nur geforscht habe, bei meinen Freunden und Kollegen bedanken. Besonderer Dank gilt meinem Doktorvater Prof. Reiner Springer, der mich als Mitarbeiter an der Wirtschaftsuniversitat Wien aufgenommen hat und mir die Moglichkeit bot, ein fUr das Institut fUr Betriebswirtschaftslehre des Au13.enhandels untypisches Thema zu bearbeiten, sowie meinem Zweitbegutachter Prof. Reinhard Moser der mit einer gesunden Portion kritischer Distanz meinem Forschungsthema gegenuberstand. Eine besonders schone und innige Beziehung verbindet mich mit meinen Eltern Gerda und Helmut, die in mich unerschutterliches Vertrauen investierten und mir ein besonders kostbares Gut mit auf den Weg gaben: Lebensfreude und Optimismus. 1m Zentrum all meiner Beziehungen steht Barbara, deren Liebe, Zielstrebigkeit und Elan mir zugleich Ansporn als auch Vorbild sind. Dr. Christian Rauscher VIII InhaltsUbersicht Einfiihrung in den Problembereich der Arbeit ............................................................................ 1 1.1 Problemhintergrund ................................................................................................ .. .. ... 1 1.2 Zentrale Fragestellung ............ .............. ............... ........................ .. ........................ . .. ...... 8 1.3 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit... ............................................ .. .. 12 1.4 Der Begriff <Geschaftsbeziehung> ......................................................................................... 18 2 Geschiiftsbeziehungen als Organisationsproblem .................................................................. 32 2.1 Neue Institutionenokonomische Theorien ................... . .36 2.2 Interorganisationstheorien ....................... . .64 2.3 Politokonomische Theorien ........................................... . .. .... 85 2.4 Zwischenergebnis ................................................................... . .. ..... 97 3 Geschiiftsbeziehungen als Marketingproblem ....................................................................... 106 3.1 Beziehungen als zentrale Aufgabe des Relationship Marketing. .......................................... 108 3.2 Geschaftsbeziehungen als zentrale Aufgabe des Investitionsgutermarketing ...................... 131 3.3 Zwischenergebnis ................................................................................................................ 163 4 Geschiiftsbeziehungen als interkulturelles Problem ............................................................. 171 4.1 Der Begriff <Kultur> .................................... . .. .............................................................. 1n 4.2 Schichtmodell der kulturellen Einflussfaktoren auf internationale Geschaftsbeziehungen ........................................ .. .. .................. 182 4.3 Zwischenergebnis ............................. .. .. ..... 243 5 Literaturgestiitzte Grundlagen der Zufriedenheit.. ................................................................. 247 5.1 Der Begriff <Zufriedenheit> ............................ .. .. ........................... 248 5.2 Erklarungsansatze der Kundenzufriedenheit.. ........................ . .. .............................. 252 5.3 Das C/D-Paradigma als Basismodell der Kundenzufriedenheil.. ......... .. ........ 265 5.4 Verhaltensalternativen von Kunden bei (Un-) Zufriedenheit.. .. ......... 279 5.5 Messung der Kundenzufriedenheil.. .................................. . .. ............................. 290 6 Intemationale Geschiiftsbeziehungen: Synthese einer organisationstheoretischen, marketingtheoretischen und interkulturellen Betrachtung ................................................... 304 6.1 Konzeptualisierung der Zufriedenheitsfaktoren internationaler Geschaftsbeziehungen.... .. .............................. .. ............... 306 6.2 Zufriedenheitsfaktoren internationaler Geschaftsbeziehungen ............................................. 312 7 Resiimee und Ausblick .............................................................................................................. 358 7.1 Resumee ................................................................................................................................. 358 7.2 Ausblick ................................................................................................................................... 364 IX Inhaltsverzeichnis Einfiihrung in den Problem bereich der Arbeit ............................................................................ 1 1.1 Problemhintergrund ............ . ............. 1 1.2 Zentrale Fragestellung ................... . . .. 8 1.3 Zielselzung und Aufbau der Arbeit... ... . 12 1.4 Der Begriff <Geschaftsbeziehung> ..... . .18 2 Geschiiftsbeziehungen als Organisationsproblem .................................................................. 32 2.1 Neue Institutioneniikonomische Theorien .... 36 2.1.1 Transaktionskostentheorie .. ..... 40 2.1.2 Prinzipa/-Agenten -Theorie ... 51 2.1.3 Property Rights Theorie ......... . . .. 59 2.2 Interorganisationstheorien. .... ...... . ............................... . ................. 64 2.2.1 Spieltheorie ................................................................ . . ................. 67 2.2.2 Soziale Austauschtheorie............... . ............... . .73 2.2.3 Resource Dependence Theorie ... . .......... 78 2.3 Politiikonomische Theorien ................. . . .. 85 2.3.1 Institutionalistische Ansatze ........ . .. 86 2.3.2 Population Ecology Ansatz ....................................... ...................... ...................... 90 2.3.3 Kontingenztheorie ....... 94 2.3.4 Konsistenztheorie ... 96 2.4 Zwischenergebnis .......... . . ..... 97 3 Geschiiftsbeziehungen als Marketingproblem ....................................................................... 106 3.1 Beziehungen als zentrale Aufgabe des Relationship Marketing .................. . . ...... 108 3. 1. 1 Der Begriff <Relationship Marketing> ..... . ..... 113 3.1.2 Anspruchsgruppen des Relationship Marketing ... .. ........ 120 3.1.3 Formen von Beziehungen.. ................. .. ....................... 123 3.2 Geschaftsbeziehungen als zentrale Aufgabe des Investitionsgutermarketing................. 131 3.2.1 Multi-organisationaler Interaktionsansatz von Kutschker und Kirsch .......................... 141 3.2.1.1 Transaktionsumfeld .......... . . ......... 142 3.2.1.2 Transaktionsepisode .......... .............................. . ............. 142 3.2.1.3 Transaktionspotential ......................................................... 143 3.2.2 Multi-organisationaler Interaktionsansatz der IMP Gruppe.. 149 3.2.2.1 Interaktionsprozess ... ............................................................... . ... 153 3.2.2.2 Parteien des Interaktionsprozesses ............................................... . . .... 158 3.2.2.3 Atmosphiire des Interaktionsprozesses ............ . .............................. 159 3.2.2.4 Umwelt des Interaktionsprozesses.. .. ................................................................. 161 3.3 Zwischenergebnis ................................................................................................................. 163 XI