Erfolgreiche Karriereplanung Heiko Mell Erfolgreiche Karriereplanung Praxistipps für Bewerbung, Beruf und Karriere vom erfahrenen Personalberater 2. Auflage Heiko Mell Heiko Mell & Co. GmbH Rösrath Deutschland ISBN 978-3-642-54260-2 ISBN 978-3-642-54261-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-54261-9 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natio- nalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer vieweg © Springer-verlag Berlin Heidelberg 2006, 2014 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des verlags. Das gilt insbesondere für vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die- sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu be- trachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer vieweg ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media www.springer-vieweg.de Vorwort zur zweiten Auflage Seit mehr als 40 Jahren gehe ich nahezu täglich mit Menschen um, die ihre „Karrie- re“ im Munde führen. Sie arbeiten bereits daran, sie träumen nur davon, sie haben erste Probleme damit oder sind bereits mit ihrem Projekt gescheitert. Das alles macht sie grundsätzlich zu interessanten Partnern für jemanden, der beratend in diesem Metier tätig ist. Und zu potenziellen Lesern einer Art „Ge- brauchsanweisung“ für die Planung eines solchen vorhabens, also für dieses Buch. Nun wachsen Bäume nicht in den Himmel, auch die eines Spezialisten für Karriereplanung nicht. Denn schnell stößt er auf ein ganz besonderes Problem in diesem Metier – vor allem, wenn er gleich so richtig loslegen möchte mit seinen Regeln und Empfehlungen für sinnvolles vorgehen: Nicht wie, sondern dass überhaupt geplant werden muss, ist für die Betroffenen die große Unbekannte. Fazit: Sie fangen – ausgerüstet mit Ehrgeiz und fachlichem Anspruch – irgend- wo an und schauen teils hoffnungsvoll, teils bangen Herzens, was dabei wohl he- rauskommen mag. Eher selten trifft man auf einen Berufsweg, der zumindest so aussieht, als hätte ihm von Anfang an ein Konzept zugrunde gelegen. „Aber ich wusste doch bei Abschluss meines Studiums so gut wie nichts über diese Welt der Praxis“, das war vormals eine denkbare Ausrede. Denn die Hoch- schule vermittelt nur wenig Wissen über das, was „da draußen“ vor sich geht (wenn auch die Ausnahmen langsam zunehmen). Zumindest galt das bis 1984. Seitdem erscheint in jeder Ausgabe der vDI nach- richten die „Karriereberatung“, in der ich konkrete Leserfragen zu allen denkbaren Aspekten dieses Themas ausführlich beantworte und detaillierte Empfehlungen gebe. In den fast 30 Jahren der Laufzeit dieser Serie ist sicher nicht alles, aber doch ein ansehnlicher Prozentsatz davon zur Sprache gekommen. Auf dem, was dort speziell die Karriereplanung betraf und weiter betrifft, basie- ren wesentliche Bausteine dieses Buches. Dessen Zweiteilung ist bewusst gewählt worden, um zum einen Anhaltspunkte für eigene Planungsansätze zu vermitteln V VI Vorwort zur zweiten Auflage und zum anderen zu zeigen, wo die Probleme in der Praxis liegen, wie sie entstehen und was man – möglichst noch, bevor es irgendwann zu spät dafür ist – dagegen tun kann. Auf die immer noch zu beobachtende tiefe Diskrepanz zwischen Theorie und heutiger Praxis in der Karriereplanung weise ich in der Einleitung zum Ab- druck der Einzelfälle aus den VDI nachrichten noch einmal gezielt hin. Im Original meiner Beiträge in der genannten Wochenzeitung gibt es am Schluss, so der Inhalt sich dafür eignet, eine Art plakativer Zusammenfassung für den unter Zeitdruck stehenden und daher an schnell aufnehmbaren Kernsätzen interessierten „Querleser“. Nach diesem Prinzip kann ich hier schreiben: Wenn Sie akzeptieren, dass Karriere geplant werden sollte, haben Sie einen großen, wichtigen Schritt getan. Wenn Sie dann auch noch die im „System“ verankerten Spielregeln dieses Prozesses beachten, sind Sie so nahe am Erfolg wie das überhaupt möglich ist. Rösrath, im Dezember 2013 Heiko Mell Inhaltsverzeichnis 1 Karriereplanung: Das Konzept � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 1 1�1 Worüber reden wir hier überhaupt? � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 1 1�2 Die unverzichtbaren Voraussetzungen für eine erfolgreiche Planung � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 5 1�3 Die Planung beginnt � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 13 2 Karriereplanung: Die Praxis � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 27 2�1 Zur Entstehungsgeschichte des Praxis-Teils � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 27 2�2 Einstimmung auf die nachfolgenden konkreten Fragen � � � � � � � � � � 28 2�3 Fragen und Antworten zur Karriere und zu angrenzenden Be- reichen aus der Serie „Karriereberatung“ der VDI nachrichten � � � � 29 3 Ihr Karrierepotenzial: Der Test � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 239 VII Karriereplanung: Das Konzept 1 1.1 Worüber reden wir hier überhaupt? Begriffsdefinition „Karriere“; Merkwürdigkeiten des Systems; Planung als zwingende Basis für den Erfolg 1.1.1 „Karriere“ hat einen elitären Touch Es kann keinesfalls schaden, erst einmal zu klären, was „Karriere“ überhaupt ist. Das Lexikon ist in seinen Definitionsangeboten weit weniger eindeutig als man hoffen möchte: die schnellste Gangart des Pferdes, die schnelle berufliche Lauf- bahn, die mit Aufstieg verbundene Berufslaufbahn und der besonders erfolgreiche Berufsweg. Den Erklärungen, vom Pferdegang abgesehen, ist ein Kern gemeinsam, der Kar- riere vom Durchschnitt abhebt: es geht entweder um ausgesprochen schnelles und/ oder besonders erfolgreiches berufliches Fortkommen. Darin steckt die Aussage: Wer Karriere macht, erreicht mehr als viele andere. Ein bisschen tendiert schon diese allgemeine Definition in Richtung elitär. Ich benutze dieses Reizwort bewusst, um von Anfang an zu signalisieren: Wer Karriere will, darf keine Berührungsängste haben, wenn Begriffe ins Spiel kommen, die bei bestimmten Mitmenschen grund- sätzlich negativ besetzt sind: Leistungsträger, besonders erfolgreich, mehr als ande- re, schneller, besser. Karriere ist also in jedem Fall mehr als das gelassene Durchschreiten einer vor- gegebenen Laufbahn. Einigen wir uns für dieses Buch darauf: Karriere ist eine besonders erfolgreiche Berufslaufbahn, die mit der Übernahme ständig steigender Sach- und in der Regel auch Personalverantwortung verbunden ist. Äußeres Kennzeichen ist der kontinuierliche Aufstieg im Hierarchiesystem. H. Mell, Erfolgreiche Karriereplanung, 1 DOI 10.1007/978-3-642-54261-9_1, © Springer-verlag Berlin Heidelberg 2014 2 1 Karriereplanung: Das Konzept Um auch das gleich zu sagen: So etwas gegen den stets gegebenen Wettbewerb mit anderen zu erreichen, ist nicht leicht – aber unbedingt möglich. Die Positionen nämlich, um die es dabei geht, sind vorhanden, sie müssen in jedem Fall besetzt sein, und sie werden in unterschiedlichen Zeiträumen immer wieder frei. Man muss nur unter denen sein, die für die Neubesetzung jeweils auswählt werden. Das ist nicht so schwer, wie es zunächst aussieht. Und wenn Sie in der Praxis einige Chefs kennengelernt haben, werden Sie immer wieder einmal denken: Das kann ich auch. Damit wäre ein guter Anfang gemacht. 1.1.2 Das „System“ steckt voller Überraschungen Das hier besprochene berufliche System ist Teil unseres Wirtschaftssystems. Die Probleme beginnen mit den völlig unterschiedlichen Zielsetzungen in beiden Be- reichen. Nehmen wir beispielhaft das Unternehmen und seine Mitarbeiter: Das – in klassischer Form kommerziell ausgerichtete – Unternehmen hat die Gewinnmaximierung als zentrales Ziel, das je nach vorgabe der Eigentümer durch andere Ziele ergänzt werden kann. Sinn und Zweck des Unternehmens ist es nicht, möglichst viele Mitarbeiter zu beschäftigen und auch noch glücklich zu machen. Andererseits sind sie unverzicht- bar, aber auch wieder zentraler Kostenfaktor, mitunter bis oft mit ihren Ansprü- chen lästig und stehen, wenn man sie einmal hat, oft dem im Wege, was man kurz- fristig gern tun möchte: z. B. bei plötzlichem Umsatzeinbruch ebenso plötzlich die Personalkosten herunterfahren. Unternehmen bewegen sich auf Märkten. Diese sind definitionsgemäß kaum berechenbar, oft launisch, kennen den Begriff der Gerechtigkeit nicht (sind nicht etwa ungerecht, können nur mit dem Wort nichts anfangen), verändern sich stän- dig. Was gestern noch Marktrenner war, kauft heute kein Mensch mehr – und wer sich auf ein ganz kompliziertes Minenfeld begeben möchte, der beschäftige sich mit der für die Wirtschaft so wichtigen Börse. Als Teil dieser sehr speziellen Strukturen und irgendwie stets von diesen abhän- gig ist nun unser berufliches System etabliert. Kann es da höchsten Ansprüchen an Logik, an absolute Klarheit, überzeugende Gerechtigkeit oder auch nur verständ- lichkeit genügen? Wenn dann noch hinzukommt – wie hier nun einmal gegeben –, dass überall unterschiedlich qualifizierte Menschen sitzen und entscheiden, die Regeln gestalten und Schicksale bestimmen, dann haben Sie die Antwort darauf: Es kann nicht. Wenn jemand die erforderlichen Informationen hat, die jeweiligen Machtkons- tellationen ebenso kennt wie die Stärken, Schwächen und Ambitionen der beteilig- ten Manager, dann sieht er, dass die Dinge durchaus ihrer eigenen Logik folgen. Da 1.1 W orüber reden wir hier überhaupt? 3 man aber bei den angesprochenen Details oft im Dunkeln tappt, ist das Berufsleben immer wieder für Überraschungen gut. Nur scheinbar ungeordnet, liste ich hier einige „Erkenntnisse“, Mitarbeitersprü- che und Erfahrungen auf, die Ihnen zumindest einen Einblick in jene am Anfang etwas „spröde“ erscheinende Welt des beruflichen Systems vermitteln sollen: • Wenn Sie eine schwierige Konstellation analysieren müssen, denken Sie auch (und vor allem) über konventionelle Argumente und Lösungsansätze hinaus. Die Dinge sind mitunter einfacher und schwieriger zugleich. Beispiel: Welchem System folgt diese Zahlenreihe und was wäre danach die nächste Zahl? 8 3 1 5 9 6 7 Wenn Sie die üblichen mathematischen Methoden ausprobiert und keinen Er- folg gehabt haben, wird Sie die Lösung verblüffen: Die Zahlen sind ganz schlicht nach dem Alphabet ihrer Schreibweise geordnet, „vier“ käme als nächste (ich habe diese Aufgabe vor Jahrzehnten irgendwo gelesen und kann leider den Schöpfer nicht mehr benennen; aber das Beispiel zeigt, wie leicht man immer wieder in vertraute Denkschemata hineinrutscht und sich dann festfährt; in der beruflich relevanten Umgebung droht das ständig). • Nicht jeder, der qualifiziert ist, kommt nach oben; nicht jeder, der nach oben kommt, ist qualifiziert – das umreißt die Chancen und zeigt die Grenzen auf. • Das – unvollkommene – System ist von den vorhandenen Menschen für vor- handene Menschen entwickelt worden und passt recht gut zu ihnen. Ein besse- res System würde vor allem bessere Menschen bedingen. • Verschwenden Sie Ihre Zeit nicht darauf, bei angeordneten innerbetrieblichen veränderungen die – oft kleinen – erkennbaren vorteile gegen die – oft großen – spontan sichtbaren Nachteile abzuwägen. Wichtig war zumeist, dass etwas ge- ändert wird. Was das ist, gilt als weniger wichtig. Bei Problemen lautet die De- vise: „Es muss etwas geschehen.“ Bis man merkt, was dabei herausgekommen ist, sind viele Monate ins Land gegangen und die Zeit ist reif für eine neue ver- änderung. • Alle Entscheidungen von Unternehmensleitungen folgen einer bestimmten Lo- gik, die sich oft nur dem erschließt, der dabei gewesen ist. Den anderen bleiben dann Kommentare wie: „Ein großes Haus kann Großes bieten.“ • Nichts beeinflusst die für die Mitarbeiter so wichtigen innerbetrieblichen Ge- gebenheiten aller Art so sehr wie das Denken und Handeln der Unternehmens- leitung. Dort aber sitzen „auch nur“ Menschen, letztlich irgendwie solche „wie du und ich“. Bei aller Professionalität sind sie geblieben, was sie vor der Be- förderung waren. vorstandssitzungen laufen schon einmal ab wie Kindertref- fen im Sandkasten: „Haust du mein Förmchen, haue ich dein Förmchen“; auch