Nordrhein-Westfalische Akademie der Wissenschaften Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften Vortrage . N 410 Herausgegeben von der Nordrhein-Westfalischen Akademie der Wissenschaften HARTMUT ZABEL Epitaktische Schichten: Neue Strukturen und Phaseniibergange ECKART KNELLER, REINHARD HAWIG Der Austauschfeder-Magnet: Ein neues Materialprinzip fUr Permanentmagnete Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 383. Sitzung am 1. April 1992 in Düsseldorf Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Zabel, Hartmut: Epitaktische Schichten: neue Strukturen und Phasenübergänge / Hartmut Zabel. Der Austauschfeder-Magnet: ein neues Materialprinzip für Permanentmagnete / Eckart Kneller; Reinhard Hawig. - Opladen: Westdt. Verl., 1995 (Vorträge / Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften: Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften; N 410) ISBN 978-3-531-08410-7 NE: Kneller, Eckart: Der Austauschfeder-Magnet; Hawig, Reinhard: Der Austausch feder-Magnet; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften (Düsseldorf): Vorträge / Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation. © 1995 by Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag GmbH Opladen in 1995 ISSN 0944-8799 ISBN 978-3-531-08410-7 ISBN 978-3-663-14435-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-14435-9 Inhalt Hartmut Zabel, Bochum Epitaktische Schichten: Neue Strukturen und Phasenubergange 1. Einleitung ..................................................... 7 2. Herstellung von metallischen Schichten und Dbergittern mit der Molekularstrahlepitaxie ......................................... 9 3. Wachstumsverhalten und epitaktische Relationen ................... 11 4. In-situ- und ex-situ-strukturelle Charakterisierungen ................. 17 5. Oxidation von Metallschichten ................................... 23 6. Magnetische Dbergitter ......................................... 25 7. SchluBbemerkung .............................................. 30 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 32 Diskussionsbeitrage Professor Dr. rer. nat. Eckart Kneller; Professor Dr. rer. nat. Hartmut Zabel; Professor Dr. rer. nat. Theodor Schmidt-Kaler; Professor Dr.-Ing. Erhard Hombogen; Professor Dr. rer. nat., Dr. rer. nat. E. h. Werner Schreyer; Professor Dr. phil. Friedrich Scholz; Professor Dr. phil. Henricus P.! Wijn; Professor Dr. rer. nat., Dr. sc. techno h. C. Bernhard Korte .... 33 Eckart Kneller, Reinhard Hawig, Bochum Der Austauschfeder-Magnet: Ein neues Materialprinzip fur Permanentmagnete 1. Einleitung ..................................................... 39 1.1 Energieprodukt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 39 1.2 Konventionelle Magnete ..................................... 40 1.3 Neues Prinzip .............................................. 42 2. Gefuge .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 43 2.1 Kritische Abmessungen ...................................... 43 2.2 Volumenanteile der Phasen .................................. 47 6 Inhalt 3. Magnetisches Verhalten ......................................... 48 3.1 Hystereseschleife, Entmagnetisierungskurve .................... 48 3.2 Remanenzverhaltnis mr = M/Ms • • • • • .. • • • • • • • • .. • • • .. • • • • • • •• 50 Hno 3.3 Kritisches Feld und Koerzitivkraft MHc .................... 52 4. Technologische Realisierung ..................................... 53 4.1 Herstellungsverfahren ....................................... 53 4.2 Legierungssystem ........................................... 54 4.3 Gefiige .................................................... 55 4.4 Magnetische Eigenschaften der Legierung (D) ................... 64 4.5 Eisenreichere Legierungen ................................... 66 Zusammenfassung ................................................ 68 Literatur ......................................................... 69 Diskussionsbeitrage Professor Dr. rer. nat. Karl-August Hempel; Professor Dr. rer. nat. Eckart Kneller; Professor Dr. rer. nat. Ulrich Buchenau; Professor Dr.-lng. Manfred Depenbrock; Professor Dr. phil. Henricus P. J. Wijn ................... 70 Eptitaktische Schichten: Neue Strukturen und Phaseniibergange Von Hartmut Zabel, Bochum 1. Einleitung Vnter Epitaxie versteht man die geordnete, orientierte Verwachsung von zwei Kristallen. An der Beriihrungs- oder Grenzflache stehen die Netzebenen beider Kristalle in einem rationalen, symmetrischen Verhaltnis zueinander. In der Natur beobachtet man epitaktisches Verwachsen besonders haufig bei den kubischen Kristallen Steinsalz, Pyrit, Bleiglanz und Kalziumfluorit. Die Verwachsung von chemisch oder strukturell gleichen Kristallen wird als Homoepitaxie bezeichnet, die Verwachsung verschiedener Kristalle als Heteroepitaxie. Statt naturgewach sener Kristalle werden in der modernen Festkorperphysik fast ausschlieBlich kUnstlich gezogene, hochreine Einkristalle ohne Zwillingsbildung verwendet. Diese werden mit Impflingen aus der Schmelze gezogen, wobei der Impfling als kleiner perfekter Einkristall das Wachstum eines groBeren Kristalls in vorgegebe ner Orientierung durch Homoepitaxie induziert. Eine schematische Darstellung der zwei gebrauchlichsten Methoden des Kristallwachstums ist in Abb. 1 wieder gegeben. Basierend auf Einkristallen hat die Festkorperphysik in den letzten siebzig Jahren eine beeindruckende Entwicklung erlebt. Grundsatzliche Phanomene sind in dieser Zeit untersucht und erklart worden, so z. B. das Auftreten von Ferro und Antiferromagnetismus, die Leitfahigkeit von Halbleitern und Metallen, das Phanomen der Supraleitung und die dielektrischen und optischen Eigenschaften von Isolatoren, urn nur einige Beispiele zu nennen. FUr einen vorzUglichen histo rischen Uberblick sei auf [1] verwiesen. Wissenschaft lebt von dem Grenzbereich zwischen gesichertem Wissen und Ignoranz, Uberpriiften Tatsachen und VorstoB in unbekanntes Terrain. Die Extra polation von Volumenkristallen zu dUnnen kristallinen Schichten entspricht diesem GrenzUbergang. Neue Quantisierungs-und Lokalisierungseffekte konnen eine groBe Rolle spielen, und durch die Nahe der Oberfl1iche und Grenzflache zum Substrat wird die Symmetrie gebrochen, was sich wiederum auf die kristall elektrischen Felder und damit auf die dielektrischen und magnetischen Anisotro pien auswirkt. Friihe Versuche auf diesem Gebiet sind an vielfaltigen Problemen des Schichtwachstums, der Verunreinigungen und mangelnder Einkristallinitat 8 Hartmut Zabel a) Drahl Schmelze Heizelemente -e • Abstand • • • • _•I T , • Tiegel • e' . ................ . "Kri~i~ii • • T: Heizungsrohr T, T: Temperatur Schmelzpunkt b) Halterung fOr Impfkristall Impfknstall wachsender Knstall Tiegel Schmelze Abb.1: Kristallzuchtverfahren nach (a) Bridgman-Stockbarger und (b) nach Czochralski zur Herstel lung makroskopischer Einkristalle. gescheitert. Erst in den letzten Jahren ist hier durch die konsequente Anwendung von Ultrahochvakuumtechniken und von kontrollierten Aufdampfbedingungen ein Durchbruch gelungen. Damit erMfnen sich vollig neue Moglichkeiten fur eine strukturell hochsten Ansprlichen genugende reproduzierbare Schichtherstellung. AuBer Einzelschichten konnen verschiedene Schichten in beliebiger Reihenfolge ubereinander gestapelt werden. Kunstliche Strukturen konnen ,maBgeschneidert' werden, und physikalische Eigenschaften, die sich strikt gegeneinander aus schlieBen, lassen sich in unmittelbare Nachbarschaft bringen. Dieser Beitrag behandelt einige der Phanomene, die man mit metallischen epitaktischen Schich ten erzielen kann. Zunachst wird die Herstellungsmethode erlautert, sodann werden die am haufigsten auftretenden epitaxiellen Relationen diskutiert. Daran anschlieBend werden in-situ-und ex-situ-Methoden zur strukturellen Charakteri- Epitaktische Schichten: Neue Strukturen und Phaseniibergange 9 sierung von Schichten und Dbergittern behandelt. AbschlieBend folgt eine Diskussion aktueller Beispiele zur Oxidation dUnner Metallschichten und zum Magnetismus von Dbergittern. 2. Herstellung von metallischen Schichten und Obergittern mit der Molekularstrahlepitaxie Die wichtigste Methode zur Herstellung einkristalliner Schichten mit atomarer Prazision und hochster kristalliner Qualitat ist die Molekularstrahlepitaxie (Mole cular Beam Epitaxy oder MBE) [2]. Der Begriff MBE beinhaltet mehrere Tat sachen. Zunachst versteht man darunter die Erzeugung eines Atom- bzw. Mole kularstrahls unter Ultrahochvakuum-(UHV)-Bedingungen und die Abscheidung der Atome auf einem geeigneten festen Substrat, im engeren Sinne einem einkri stallinen Substrat. 1m UHV von einigen 1Q-9 Pa legt der Atomstrahl die Weg strecke von ca. 0,2 m zwischen Verdampfer und Substrat ohne Kollisionen mit dem Restgas zuriick, d. h. die Strahleigenschaften bleiben erhalten. Damit ist ein gerichtetes Verdampfen moglich und die beheizbare Substrathalterung ist im Zen trum der sich Uberschneidenden Strahlungskeulen von mehreren Verdampfer quellen positioniert. Metalle mit Schmelztemperaturen bis ca. 1500°C konnen in Effusionszellen, sogenannten Knudsenzellen, resistiv erhitzt und sublimiert werden, wobei die Offnung der Zelle den Raumwinkel des Atomstrahls begrenzt. Hoher schmelzende Materialien werden mit einem Elektronenstrahl aufge schmolzen und dann verdampft. Pneumatisch betatigte Schieber vor den Quellen erlauben ein abruptes Unterbrechen des Atomstrahls zur Erzeugung von atomar scharfen Grenzflachen. Der gesamte MBE-ProzeB wird in-situ Uberwacht, riickge koppelt und rechnergesteuert. Der schematische Aufbau einer MBE-Anlage ist in Abb. 2 wiedergegeben. Die Aufdampfraten liegen typischerweise bei einer Mono lage pro 1-10 Sekunden. Zur Herstellung einer 10 nm dicken Schicht werden somit ca. 5 min benotigt. Urn wmrend dieser Zeit Kontaminationen mit dem Restgas zu vermeiden, sind UHV-Bedingungen unabdingbar. Diese werden auch wahrend des Aufdampfens durch eine Batterie von lonen-, Sublimations- und Kryopumpen sowie durch KUhlung alIer Wande mit flUssigem Stickstoff aufrecht erhalten. Verunreinigungen sind besonders schadlich fUr Halbleiter, da sie sich als storende Dotierung bemerkbar machen wiirden. Aber auch das Wachstum von Metallschichten wiirde durch Restgase wie Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff, die leicht in die Metallmatrix eindringen konnen, beeintrachtigt. 1m UHV be notigt die Adsorption einer Monolage des Restgases auf der Schichtoberflache ca. drei Stunden. Aus dem Verhaltnis der Wachstumsraten von gewiinschter 10 Hartmut Zabel Beschichtungskammer I zur Vorkammer Elektronen Knudsen strahlverdampfer zellen Abb. 2: Schematischer Aufbau einer Molekularstrahlepitaxieanlage zur Herstellung dunner epitakti scher Metallschichten. In der Hauptkammer, die mit diversen Vakuumpumpen auf einem Druck von ca. 5 x 10-9 Pa gehalten wird, sind Knudsenzellen zum Verdampfen von Metallen mit Schmelztemperaturen bis ca. 1500oe, und dariiberhinaus Elektronenstrahlverdampfer zum lokalen Aufschmelzen der Metalle untergebracht. AuBerdem enthalt die Hauptkammer ein elektronenoptisches System rur die Reflexion von Elektronen an der Oberflache der wach senden Schicht (RHEED), sowie Monitore zur Kontrolle der Schichtdicke und der Verdamp fungsraten. Die Probenhalterung kann geheizt und rotiert werden, urn optimale Substrattem peraturen fur Schichtwachstum einzustellen und urn laterale Schichthomogenitat zu gewahr leisten. Schicht zur Kontamination mit Restgasen folgt eine Verunreinigung, die maximal im unteren ppm Bereich liegt. Neben der chemischen Reinheit ist auch die strukturelle Qualitat der Schich ten, die mit dem MBE-Verfahren erzielt werden, ein wesentlicher Grund fur deren Anwendung, trotz des erheblichen technischen und damit finanziellen Aufwan des. Dabei stellt sich als besonderer Vorzug der Methode heraus, daB die Struktur der wachsenden Schicht unmittelbar und fortlaufend in-situ kontrolliert werden kann. Dies geschieht durch Elektronenbeugung unter streifendem Einfallswinkel zur Schichtoberflache, wie weiter unten noch erlautert wird. Das MBE-Verfahren eignet sich nicht nur zur Herstellung von einzelnen epitak tischen Schichten, sondern auch von Multilagen mit beliebiger Abfolge von ver-