DK 620.193:620.197 FORSCH U NGSBE RICHTE DES WI RTSCHAFTS- UND VE RKE H RSMI NISTE RI UMS NORDRH EI N-WESTFALE N Herausgegeben von Staatssekretär Prof. Dr. h. c. leo Brandt Nr.406 Werner Kirsch Chemieprodukte G. m. b. H., leverkusen-Rheindorf Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiete des Korrosionsschutzes und der Abdichtung Als Manuskript gedruckt Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 1957 ISBN 978-3-663-03628-9 ISBN 978-3-663-04817-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-04817-6 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen G 1 i e der u n g I. Einleitende Übersicht über Korrosionsschutz und Abdich . . . . . . . . . . tungsfragen " s. 5 Ir. 1. Korrosionstheorie •••••••••••.•••••• s. 6 a) Elektrochemische Theorie des Korrosionsvorganges im . . . . . . . s. feuchten Erdreich • • • • • 6 s. b) Korrosion durch elektrische Streuströme • 7 c) Durch mikrobiologische Wirkungen veranlaßte Korrosion S. 8 2. Korrosionsschutz durch Umhüllung. • • • • • s. 9 a) Anforderungen an Schutzbinden, insbesondere für erd- . . . . . . . . . . . . . . verlegte Anlagen S. 9 b) Meßmethoden und Versuchsergebnisse S. 14 111. Verbesserungen und Neuentwicklungen ••• S. 19 1 • a) Verbesserungen durch Änderung des grundsätzlichen Aufbaus s. 19 b) Hemmung der mikrobiologischen Einwirkung im Erdreich S. 22 c) Verhinderung des Durchwachsens von Pflanzenwurzeln S. 26 s. d) Verbesserung der Wasserfestigkeit • • • • • • • • • • 27 e) Entwicklung wärmefester plastischer Schutzbinden auf · . . . . . . . Weich paraffin-Basis • • s. 30 2. Entwicklung von Spezialbinden, Folien, Platten und Profilen auf Kunststoff-Basis für Korrosionsschutz . . . . und Abdichtung · · · · · · · · · · · · · · s. 34 s. a) Korrosionsschutzbinden mit Kunststoffgewebeträger 34 b) Kunststoffbänder als Träger für Korrosionsschutz- massen · · · · · · · s. 36 . . . . c) Plastelan als Korrosionsschutzmittel · s. 37 d) Plastelan 2 als Rohstoff für Dichtungen und Zwischen- . . . lagen · · · · · · · · · · · · s. 49 e) Korrosionsschutzbänder und Abdichtungsprofile aus . . . . . Densit · · · · · · · · · · · · · · s. 52 Sei te 3 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen 3. Neuartige Abdichtungsmittel ••• s. 57 a) Abdichtungsmittel für Kanalrohre in Form von TOK-Band • • • • • • • s. 57 b) Ibenulit-Dichtungen s. 59 IV. Entwicklung neuartiger Membranen für Gasdruckregler, Gasmesser und Gasfernzündapparate s. 69 V. Literaturverzeichnis und Patentschriften • s. 75 Seite 4 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen I. Einleitende Übersicht über Korrisionsschutz- und Abdichtungsfragen Wenn im vorliegenden Bericht Entwicklungs- und Untersuchungsergebnisse über neue Korrosionsschutz- und Abdichtungsmittel zusammengefaßt werden, so geschieht es deshalb, weil in ihnen nicht nur stofflich und verfah rensmäßig gleichartige bzw. ähnliche Erzeugnisse vorliegen, sondern weil auch die Anwendungsgebiete in engster Beziehung zueinander stehen. Der Haupteinsatz erfolgt im Bereich der Verteilungsanlagen für Gas, Wasser und Elektrizität; aber auch mannigfache Anordnungen bei der Erdölgewin nung, -Verteilung und -Verarbeitung sowie in der Industrie treten hinzu. Darüber hinaus bedient sich auch die Abwassertechnik in großem Ausmaß eines Teils der Produkte, die im folgenden in ihrem Aufbau und ihren Eigenschaften beschrieben werden sollen. Im allgemeinen sind es wirtschaftliche Momente, die vielen Zweigen der Industrie den Anstoß für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten geben. Nicht immer geht es lediglich um billigere Herstellungsmethoden bereits vorhandener Produkte, sondern vor allem auch um die Gewinnung neuer bes serer Materialien, die den gesteigerten Anforderungen der Praxis in hö herem Ausmaß gerecht werden. Wenn wir die bedeutenden Ausgaben berücksichtigen.., die in allen Ländern der Erde durch zerstörende Einflüsse an Anlagen aus Eisen und Stahl ent stehen - UHLIG nennt allein für die USA 5,5 Milliarden Dollar an Materi alverlust und Ausgaben für die Materialerhaltung - so wird es verständ lich, daß die Gewinnung hochwertiger Korrosionsschutzmittel mit dem Ziel der Verhinderung von Zerstörungen an lebenswichtigen Anlagen eine vor dringliche Aufgabe ist. In entsprechender Weise gilt diese Problemstellung auch für alle Fragen der Erzeugung möglichst vollkommener Abdichtungsstoffe. Über die aus wirtschaftlichen Erwägungen entstehende Forderung nach lei stungsfähigen Erzeugnissen hinaus, geht es bei der Entwicklungsarbeit jedoch auch um die Beachtung eines weiteren Moments. Es handelt sich um die Sicherheit der Versorgungseinrichtungen für Gas, Wasser und Elektri zität und die Verhinderung von Gefahren, die durch Korrosion und unzu reichende Abdichtung entstehen können. Seite 5 Forschungsberichte des Wirtscha~ts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-West~alen In diesem Zusammenhang tritt im Gasfach in enger Anlehnung an das Gebiet des Korrosionsschutzes und der Abdichtung ein weiteres sehr wichtiges Problem auf, das die aus einheimischen Rohstoffen erfolgende Gewinnung von gasdichten und gasunempfindlichen Membranen für Gas-Zähler und -Reg ler zum Inhalt hat. Hier gilt insbesondere der Grundsatz, daß neben der technischen Eignung auch die vollkommene Gebrauchssicherheit gewährlei stet ist. Mit den genannten Problemstellungen war das Ziel der Arbeiten bestimmt, die diesem Bericht zu Grunde liegen. 11. 1. Korrosions-Theorie a) Elektrochemische Theorie des Korrosionsvorganges im feuchten Erdreich Unter Metallkorrosion versteht man eine zerstörende Einwirkung~ die an der Oberfläche beginnt und allmählich nach der Tiefe zu fortschreitet, wobei das angegriffene Metall aus dem Zustand des Elements in die Form der chemischen Verbindung zurückkehrt, aus der es durch Energieaufwand entstanden war. Der Ablauf dieser Erscheinungen ist durch chemische, vorzugsweise aber durch elektrochemische Vorgänge zu deuten, wie sie sich in wässrigen Lö sungen abspielen. Durch Messung von Strömen, die von Potentialdifferen zen zwischen kathodischen und anodischen Stellen der Metalloberfläche verursacht werden, können die elektrochemischen Einzelvorgänge verfolgt werden. Die auftretenden Ströme werden allgemein als Lokalströme bezeich net. Eine schematische Darstellung der Erscheinungen, die sich zwischen ka thodischen und anodischen Bereichen abspielen, gibt Abbildung 1. Aus dem Metall gehen im anodischen Bezirk Fe++-Ionen in Lösung über, während die freiwerdenden Elektronen (ee) zu den kathodischen Bezirken wandern. Hier stoßen sie auf Wasserstoffionen (H+), die auf diese Weise in den atoma ren Zustand übergehen. Da sich dieser atomare Wasserstoff als dünne Haut den Kathoden auflagert, erhöht sich der Übergangswiderstand in Richtung des Wassers, und der die Korr~sion kennzeichnende Strom wird geschwächt (Polarisation). Dieser Sei te 6 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Ei sen (Fe) A b b i I dun g 1 Vorgang bringt in sauerstoffreien wässrigen Lösungen den Stromfluß prak tisch zum Stillstand. In sauerstoffhaItigen Wässern tritt dagegen eine Depolarisation durch Oxydation des Wasserstoff-Films an den kathodischen Stellen zu Wasser ein. Auf diese Weise steigt das Potential zwischen Ka thode und Anode wieder an, der StFomfluß wird verstärkt, und weitere Eisenionen gehen in Lösung. Gleichzeitig werden diese zweiwertigen Eisen ionen (Fe++) zu dreiwertigen Ionen (Fe+++) oxydiert, und Eisenhydroxyd wird ausgefällt. Der Korrosionsablauf an den dieser Betrachtung vorzugsweise zu Grunde ge legten erdvergrabenen Rohrleitungen, die der Feuchtigkeit des Erdreichs mit seinem Gehalt an Elektrolyt dauernd ausgesetzt sind, folgt den theo retisch dargestellten Erscheinungen. b) Korrosion durch elektrische Streuströme Weitere sehr ernste und schwerwiegende Korrosionen kommen häufig durch eine direkte Elektrolyse zustande, die durch elektrische Fremdströme an Stromaustrittsstellen von Rohrleitungen verursacht werden. Das Ausmaß der Zerstörungen durch die meist von elektrischen Gleichstrombahnen der Großstädte ausgehenden Ströme ist gemäß den Faradayschen Gesetzen abhän gig von ihrer Intensität und der Dauer des Stromflusses. Die wechselnde Seite 7 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Intensität der in Gasleitungen fließenden Ströme in einem bestimmten Zeitabschnitt kennzeichnet Abbildung 2, während Abbildung 3 eine prin zipielle Darstellung des Stromverlaufs zeigt. N I:.C bD s:: so: ..;:.:1. ;::1 +' 0"< 0"< Cl> Cl> ....:l ....:l 'l> e ~ 1,0 'Qp). E: 'Cl> ~ P- ° E <Il 1, 0,5 0,5 - Zeit A b b i 1 dun g 2 Rohrströme in Gasleitungen. (3.6.35) Abstand der Zeitmarken 5 min ~ t----------------------~~----~ Einspeisungsstelle ;".1" ., ,t,;; »'; J ,,:::::: ::;:::::::::::::::::;:::::;::::::::, \ \ \ " I / \ \ \ '{itrom-Austri ttsgebiet/ / / / Strom-Ein- \ \ \ \ / / / // tri ttsgebiet L0\i l!ra~ \ \. \. '- a '-/ ( / ee::: / ( / 5 ~. 1I! ! !I§ ! ii r i .i=:~_:;_:===Lt;S:=~=====::l' A b b i 1 dun g 3 Korrosion durch elektrische Streuströme c) Durch mikrobiologische Wirkungen veranlaßte Korrosion In anaeroben sulfathaltigen Böden kann es durch mikrobiologische Vorgän ge zu sehr schweren kommen. Sulfatabbauende Bak Korrosionsersche~nungen terien (z.B. sporovibrio desulfuricans) redu~ieren in Gegenwart von orga- Sei te 8 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen nischen Kohlenstoffspendern die vor allem in Meeresablagerungen und Lehm-, Sumpf- bzw. Moorböden vorhandenen Sulfate, wobei in Abwesenheit von Sauerstoff die Wasserstoff-Depolarisation an den kathodischen Berei chen der Eisenoberfläche durch die Tätigkeit der sulfatabbauenden Bakte rien übernommen wird. Der Prozeß der mikrobiologisch beeinflußten kcthodischen Depolarisation des Wasserstoffs verläuft nach UHLIG in Anlehnung an die Forschungen von WOLZOGEN-KÜHRS in folgender Weise: 1 ) 4 Fe + 8 H+ , 4 Fe ++ + 8 H; ) 2) 8 H + CaSO 4 3) Weiterverlauf in Gegenwart von H2C03: 4) Zusammenfassung des Gesamtprozesses: Die Korrosionsschäden durch derartige mikrobiologische Vorgänge sind deshalb besonders groß, weil die elektrische Leitfähigkeit von Bö~en der beschriebenen Art oft sehr hoch ist. Ferner scheint eine Ausbildung schützender Deckschichten an der Metalloberfläche nicht möglich zu sein, so daß auf diese Weise die besonders starken Korrosionen unter dem Ein fluß von sulfatabbauendenoBakterien verständlich werden. 2. Korrosionsschutz durch Umhüllung a) Anforderungen an Schutzbinden, insbesondere für erdverlegte Anlagen Die bisher geschilderten, hauptsächlich an Rohrleitungen und Kabeln im feuchten Erdreich betrachteten Korrosionserscheinungen machen einen be sonders wirksamen Korrosionsschutz notwendig, der meist aus Umhüllungen besteht, für die hinsichtlich der zu verwendenden Ausgangsstoffe strenge Ansprüche gestellt werden müssen. Die jeweilige Struktur des Bodens in physikalischer Beziehung, der chemische Aufbau sowie die elektrische Leitfähigkeit, sind neben mikrobiologischen Einflüssen bestimmende Fak toren für die Auswahl der im Einzelfalle geeigneten Korrosionsschutzum hüllung. Seite 9 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen Grundsätzlich sind auf Grund der praktischen Erfahrungen und der eigenen Untersuchungen von einem guten Korrosionsschutzmittel folgende Eigen schaften zu verlangen: 1) Es muß den zu schützenden Gegenstand (im vorliegenden Fall die boden verlegten Leitungen, insbesondere Rohrleitungen) dicht und lückenlos umhüllen, damit kein Wasser mit darin gelöstem Bodenelektrolyt an das Schutzobjekt gelangen kann. 2) Der Schutzbelag muß fest am Rohr haften, damit er weder durch Wasser noch durch Bodenbewegungen oder Austrocknungsvorgänge und Schrumpfun gen im Erdreich abgelöst wird. 3) Der Belag muß druck-, stoß- und erschütterungsfest sowie wasserabwei send sein. 4) Er soll im allgemeinen einen möglichst hohen elektrischen Widerstand besitzen und behalten. 5) Die schützende Umhüllung muß eine gute Standfestigkeit aufweisen; ge gen chemische, physikalische und biologische Einwirkungen der Umge bung soll sie resistent sein. 6) Die Schutzwirkung muß dauernd erhalten bleiben. Stahlrohre, insbesondere solche großen Durchmessers, erhalten meist be reits im Röhrenwerk eine gegen Korrosionen schützende Isolierung. Im Nor malfall besteht diese aus sogenannten Wickelmassen, die im geschmolzenen Zustand über einen Voranstrich maschinell aufgetragen werden und die fast ausschließlich aus bituminösen Stoffen aufgebaut sind, denen zur Er höhung ihrer Standfestigkeit Füllstoffe eingemischt sind. Beim Wickel vorgang dient als Träger und Stütze der geschmolzenen Bitumenmischungen eine Einlage aus Glasvlies (mit Kunstharzen gebundene Glasfaser-Schleier). Im Ausland erfolgt die Auftragung der bituminösen Massen häufig maschi nell auf der Baustelle; Gußrohre werden bei besonderen Bodenverhältnis sen auch in Deutschland auf der Baustelle mit Steinkohlenteer-Sonderpe ehen geschützt. Die Rohrverbindungen der im Lieferwerk bereits fertig isolierten Rohre, sowie die ohne Umhüllung angelieferten Leitungsteile, werden im Rohrgra ben nach der Verlegung vorzugsweise im Kaltverfahren mit Schutzbändern Seite 10