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Entstehung und Ausbreitung der Alchemie: Ein Beitrag zur Kulturgeschichte PDF

761 Pages·1918·49.66 MB·German
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Preview Entstehung und Ausbreitung der Alchemie: Ein Beitrag zur Kulturgeschichte

E.O.v.Lippmann . Entstehung und Ausbreitung der Alchemie Edmund O.von Lippmann Entstehung und Ausbreitung der Alchemie Mit einem Anhange : Zur älteren Geschichte der Metalle 1978 Georg Olms Verlag Hildesheim . N ew Y ork Dem Nachdruck liegt das Exemplar der Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover zugrunde. Signatur: N S05 Das Format des Nachdrucks ist kleiner als das der Vorlage. Nachdruck der Ausgabe Berlin 1919 Mit freundlicher Genehmigung des Springer Verlages, Berlin-Heidelberg-New York Herstellung: Strauss & Cramer GmbH, 6945 Hirschberg 11 ISBN 348706472 3 ENTSTEHUNG UND AUSBREITUNG DER ALCHEMIE MIT EINEM ANHANGE: ZUR ÄLTEREN GESCHICHTE DER METALLE EIN BEITRAG ZUR KULTORGESCH1CHTE VON PROF. DR. EDMUND O. VON I.lIPPMANN DR.-ING. E. H. DER KGL. TECHN. HOCHSCHULE ZU DRESDEN DIREKTOR DER "ZUCKERRAFFINERIE HALLE" IN HALLE J.. S. BERLIN VERLAG VON JULIUS SPRINGER 1919 ISBN 978-3-642-50639-0 ISBN 978-3-642-50949-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-50949-0 Alle Rechte, insbesondere das der 'Obersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Copyright 1918 by Julius Springer in Herlin. Softcover reprint ofthe hardcover 1st edition 1918 GEWIDMET MEINER LIEBEN FRAU, DEREN VERSTÄNDNISVOLLE TEILNAHME UND UNERMÜDLICHE FÜRSORGE DIE VOLLENDUNG DIESES WERKES IN SCHWERER ZEIT ALLEIN ERMÖGLICHTE, SOWIE DEM ANDENKEN IHRES BRUDERS, MEINES FRUHVERLORENEN SCHWAGERS DR. AUGUST MüLLER, PROJrBSSORS DBR ORIBNTALISCHBN SPRACHBN AN DBR UNIVBRSITÄT HALLB-WITTBNBBRG. DES ERSTEN FORDERERS MEINER GESCHICHTLICHEN ARBEITEN. Vorrede. Die Geschichte der Alchemie ist nach Kopp "die Geschichte einE)B Irrtums" 1). Die Seltsamkeit seiner Natur, die Größe seines Beharrungs vermögens und die Bedeutsamkeit seiner Folgen stempeln ihn in gleicher Weise zu einem der merkwürdigsten im Gesamtgebiete der Kulturentwick lung. Daß die KWlSt des Gold- und Silbermachens Wlgefähr seit Beginn WlSerer ZeitrechnWlg den Anspruch erheben und auch festhalten konnte, eine tatsächliche zu sein, obwohl sie im Verlaufe von fast zwanzig Jahr hunderten niemals auch nur das geringste nachwe~bare Ergebnis, ge schweige denn einen dauernden Erfolg zu verzeichnen hatte, möchte zu nächst unbegreiflich, ja unfaßbar erscheinen! Einige Aufklärung gewähren indessen Beispiele, die verwandten Gebieten zu entnehmen sind, z. B. jenem der Astrologie, über die es im 2. Teile des "Faust" heißt 2): "Empfangt mit Ehrfurcht sterngegönnte Stunden: Durch magisch Wort sei die Vernunft gebu.nden; Dagegen weit heran bewege frei Sich herrliche verwegne Phantasei. Mit Augen schaut nu.n was Ihr kühn begehrt, Unmöglich ist's, drum eben glaubenswert. " Von solchem Glauben gilt, was UHLAND in den "Schriften zur Ge schichte der Dichtung und Sage" ausspricht 8): "Aller Zauberglaube beruht auf dem Gefühle der Abhä.ngigkeit von Kräften, deren Wirken ein Un begriffenes ist und eben darum auch für ein Grenzenloses angesehen werden kann; ... da wird denn ... eine Formel gesucht, welche, die Sinne treffend, unmittelbar das Geheimnis in sich schließt." Hinsichtlich derartiger Ge fühle und Formeln wieder sagt BoucHt-LECLERCQ ebenso geistvoll wie treffend '): "Lehren, die sich auf den Glauben berufen, müssen ihren Ursprung verbergen und in eine möglichst entlegene Vorzeit zurückversetzen, um der Kritik zu entgehen. Sie suchen die Wunder, und zwar die ,alten', als spezifische Kennzeichen göttlicher Werke oder Wahrheiten, und wünschen nicht, daß ihnen Einsicht das Vergnügen des Glaubens verderbe. Den Glauben der Menschen erfüllt aber das, was sie hoffen, daher geht er aus jeder WiderlegW1g durch die Erfahrung immer wieder siegreich hervor; auch ist die Fähigkeit zu glauben unbegrenzt, und was man voraussetzt 1) "Beiträge zur Geschichte der Chemie" (Braunschweig 1869) 1, 17. 2) GoETRES "Werke" (Weimarer Ausgabe) Bd. 15, 80; Vers 6415 ff. a) Stuttgart 1868; 7, 404. ') "L'astrologie grecque" (Paris 1899) 51, 578, 207, 548, 579, 573. VI Vorrede. sieht man auch, oder sah es doch in frfiherer Zeit, als die Menschen noch bessere Augen hatten." - Die so geschaute "geheime" Wahrheit stellen nun die bevorzugten Geister, die mit ihr begnadet sein wollen, dem harrenden Chorus der Urteilslosen dar, und zwar unter dem "geziemenden" Schleier jener nebelhaften und mystischen Andeutungen, die ihren Eindruck auf die große Masse niemals verfehlen. Schon LUOBETIUS versichert 1): "Alles bewundern die Toren und lieben es über die Maßen, Was man verblümt ihnen sagt, mit recht verachrobenen Worten," und über die maßgebende Rolle der Zeit hierbei äuBert sich ein orientalischer Geistesverwandter 2) : "Was töricht schien von Anbeginn. Woran kein Weiser sich beteiligt, - Rollt ein Jahrtausend drüber hin, Erschclnt's ehrwürdig und geheiligt. Und bringt es den Verstand auch ins Gedränge, Wirkt es doch mächtig auf die Menge." Wird aber das Dunkel der Autoren allmählich doch gar zu sehr als solche.'! empfunden, dann betritt, es zu lichten, die Schar der Kommentatoren den Schauplatz; über ihr Treiben ergeht sich schon ein altindischer Kenner in bewegter, leider nur allzu berechtigter Klage 8): "Wenn der Sinn höchst unverständlich, Sagen sie, er sei ganz klar; Wenn er leicht zu fassen war, Schwätzen breit sie und unendlich. Durch den Schwall der Wortgeflechte, Wo er gar nicht angebracht, Wird der Hörer irr gemacht, Wird verdunkelt ihm das Rechte, Bis er schließlich, ganz verloren Abseits steht, wo keines Bleibens, Fern vom Wege! Also treibens Schon seit je Kommentatoren:" Allen den aus dem Vorstehenden ersichtlichen Schwierigkeiten wird vereint begegnen, wer sich mit der Geschichte der Alchemie beschä.ftjgt. Mich selbst hat hierzu das Bestreben veranlaBt, nach Aufklärung der einga.ngJJ angedeuteten, kulturgeschichtlich wie psychologisch gleich fesseln den Probleme zu suchen: wie und wo ist der Glauben an das Gold- und Silbermachen entstanden, und du:ich welche UIDStiLnde begtinstigt konnte er sich ausbreiten und. dauernd erhalten ~ Als ich mir vorsetzte, diese Fragen einer ausreichenden Beantwortung eni"ßegen zu ftlhren, hielt ich eine solche, wie das auch dem schon Erfahreneren immer wieder begegnet, fI1r weitaus einfacher als sie sich im Laufe fortBchreitender Untersuchung erwies; schon bevor mein Irrtum endgfiltig zutage trat, war jedoch so viele Mühe und Zeit aufgewandt, daß ich sie hinterher nicht verloren geben konnte 1) "De nature. rerum", lib. 1, Vers MI. S) VgI. BoDBNIITlIDT, "Aus dem NachJa&se des :MIBZA 8oB.uTy" (Berlin 1877) 71; der Gedanke entstammt einem persischen oder arabischen Dichter, doch habe ich ·mir leider vor Jahren weder seinen Namen &Jigemerkt, noch den des ttberaetzera. ') Frei übenetzt in Anlehnung an DBusBBN, "Geschichte der Phi1oaopbie" (Leipzig 1908); 1 (3), 5. Vorrede. VII und mochte, nun vielmehr erst recht trachtete, ganze Arbeit zu leisten. Während mehr als zwei Jahrzehnten betrieb ich daher, soweit berufliche und ältere wissenschaftliche Verpflichtungen von vielerlei Art es zuließen, die erforderlichen Studien auf allen den zugehörigen, sehr mannigfaltigen Gebieten, denen der Chemiker mei'lt so gut wie völlig fernsteht und in die er sich daher erst einzuarbeiten hat. Zu einem endgültigen Abschlusse, insoweit ein solcher überhaupt erreichbar ist, war ich noch nicht gelangt, als der Weltkrieg ausbrach. Für den Leiter eines großen industriellen Unternehmens galt es, der voraussichtlich äußersten Inanslruchnahme seiner Kräfte dauernd gewachsen zu bleiben; dies aber, so fühlte ich, war nur möglich, wenn der Anstrengung des Berufes ein Gegengewicht ge schaffen wurde, und zwar in Gestalt einer gänzlich fernliegenden, hier durch aber ablenkend wirkenden Tätigkeit. So begann ich denn mit der Abfassung und Niederschrift des vorliegenden Werkes, und war so glück lich, es nicht nur vor etwa Jahresfrist im wesentlichen zu vollenden, sondern auch einem Verleger zu begegnen, der sich sogleich bereit erklärte, trotz der allbekall11ten, fast unglaublichen Schwierigkeiten, den Druck umgehend zu beginnen und nach Möglichkeit zu fördern. Hierfür habe ich der Firma JULIUS SPRINGER ganz besonderen Dank auszusprechen. Die Eigenart des behandelten Gegenstandes und seine Verzweigung nach den verschiedensten Richtungen erweckte das dringende Verlangen, der Drucklegung nicht ohne jene Mitarbeit und Berichtigung seiteus nach prüfender Fachmänner näher zu treten, die nach einem schönen Ausspruche REITZENSTEINS 1) "den einzigen Lohn bildet, den ehrliche Arbeit sich wünscht". In dieser Richtung fand ich, wie bei Herausgabe meiner früheren Werke so auch diesmal, das erfreuendste Entgegenkommen: Gelehrte allerersten Ranges auf altphilologischem, orientalischem, paläographischem und reIigionsgeschichtIichem Gebiete, die Herren Geheimräte und Pro fessoren G. JACOB in Kiel, R. REITZENSTEIN in Göttingen, J. RUSKA iri Heidelberg und C. WESSELY in Wien erklärten sich bereit, die Korrekturen mitzulesen und hierdurch ein Opfer an Arbeitslast und Zeitverlust auf sich zu nehmen, das angesichts der gegebenen Umstände gar nicht hoch genug veranschlagt werden kall11. Die Herren Geheimräte Prof. Dr. R. REITZEN STEIN und G. JACOB sahen sich allerdings veranlaßt, bald nach Vollendung des 1. Abschnittes zurückzutreten; die übrigen beiden Herren hielten jedoch bis zum Schlusse mit durch, und Herr Geheimrat Prof. Dr. G. JACOB hatte noch die Güte, seine Herren Kollegen Prof. Dr. W. JAEGER und H. PRINz für die Durchsicht einiger besonderen Kapitel zu gewinnen. Ihnen allen möchte ich auch an dieser Stelle nochmals und aus ganzem Herzen wahren und aufrichtigen Dank darbringen, und ich bin überzeugt, daß die Leser, von gleichem Gefühle beseelt, voll in ihn einstimmen werden. Die mir mitgeteilten kleineren Berichtigungen konnten mit vereinzelten Ausnahmen noch im Texte verwertet werden; größere Zusätze hingegen mußte..!, da. Abänderungen des einmal fertigen Satzes tunIichst zu vermeiden waren, unter Bezeichnung mit dem Namen ihres Urhebers in die Nachträge wandern. ') PAULy-WISSOWA, "Real-Enzyklopädie des klassischen Altertums" (Stuttgari 1894 ff.) 6, 807.

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