Entscheidungstheorie und -praxis · Heike Y. Schenk-Mathes Christian Köster (Hrsg.) Entscheidungstheorie und -praxis Tagungsband des Workshops der GOR-Arbeitsgruppe „Entscheidungstheorie und -praxis“ am 27. und 28. März 2014 in Clausthal-Zellerfeld Herausgeber HeikeY. Schenk-Mathes Christian Köster Betriebswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre und Betriebliche Umweltökonomie, Betriebliche Umweltökonomie, TU Clausthal TU Clausthal Clausthal-Zellerfeld Clausthal-Zellerfeld Deutschland Deutschland ISBN 978-3-662-46610-0 ISBN 978-3-662-46611-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-46611-7 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Gabler © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. 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Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer-Verlag Berlin Heidelberg ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Vorwort Die Arbeitsgruppe „Entscheidungstheorie und –praxis“ der Gesellschaft für Operations Research e. V. (GOR e. V.) trifft sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch zwischen Wirtschaftswissenschaftlern, Mathematikern, Ingenieuren, Informatikern sowie Anwen- dern in der außeruniversitären Praxis und allen Wissenschaftlern mit einem aktiven Interesse an Entscheidungstheorie und multikriterieller Optimierung. In 2014 fand die Sitzung der GOR-Arbeitsgruppe im März am Institut für Wirtschaftswissenschaft der TU Clausthal statt. In 13 theoretischen und experimentellenVorträgen wurden Forschungsergebnisse aus den Bereichen Entscheidung bei Risiko, Entscheidung bei mehrfacher Zielsetzung und bei Informationsdefiziten, Decision Support Systeme sowie Spieltheorie präsentiert. Die Vielfalt der Beiträge demonstrierte eindrucksvoll die unterschiedlichen Herausforderun- gen, die mit der Gestaltung von Entscheidungsprozessen verbunden sind, und zeigte wieder einmal den interdisziplinären Charakter dieses Wissenschaftsgebietes auf. Be- richte über Fragestellungen der Nachhaltigkeit, der multiattributiven und –kriteriellen Optimierung sowie der Beachtung von Unschärfe speziell im Szenariomanagement und über Erkenntnisse bezüglich desVerhaltens in realen Entscheidungssituationen beleuch- tetendenaktuellenStandderDisziplinundbotenAnknüpfungspunktefürfruchtbareund interessante Diskussionen. Der vorliegende Tagungsband enthält Langfassungen von sieben Beiträgen, die von Dritten begutachtet worden sind. Darüber hinaus werden Kurzfassungen der übrigen Beiträge zurVerfügung gestellt. Wir möchten uns zunächst bei den Teilnehmern der Arbeitsgruppensitzung für die interessanten Präsentationen der Forschungsergebnisse, die anregenden Diskussionen und die angenehmeArbeitsatmosphäre bedanken. Ein herzliches Dankeschön geht auch an die nicht genannten Gutachter für ihre Unterstützung bei der Vorbereitung dieser Veröffentlichung. Schließlich sind in den Dank insbesondere die fleißigen Helfer bei der Durchführung der Sitzung, Herr Jan-Martin Köckemann für die Organisation so- V VI Vorwort wie Frau Magdalena Grobmann und Herr Dennis Wagner für die redaktionelle Arbeit einzubeziehen. Clausthal, im Januar 2015 HeikeY. Schenk-Mathes Christian Köster Inhaltsverzeichnis Simulation des Entscheidungsträgers unter Unsicherheit – Mehrkriterielle Optimierung für das integrierte Bestands- und Tourenplanungsproblem .... 1 Sandra Huber, Martin Josef Geiger und Marc Sevaux How to Support Energy Efficiency – An Experimental Investigation of Individual Preferences.................................................. 23 Gregor Beyer and Roland Menges Ambiguitätssensitivität im Szenariomanagement .......................... 55 Thomas Spengler Direct and Indirect Constraints for Decision-Making and the Impact on Agent Behavior—An ExperimentalAnalysis .............................. 71 Jan Lenard Rother and HeikeY. Schenk-Mathes Der Einfluss verzerrter Selbsteinschätzung auf die Qualität von Prognosen.. 93 Sebastian Robert undAchim Hendriks Willingness to Pay for Imperfect Information: Evidence from a Newsvendor Problem................................................... 113 Christian Köster Elicitation of Risk Preferences: Complexity VersusAccuracy............... 137 Christian Köster, HeikeY. Schenk-Mathes and Dennis Wagner Abstracts .............................................................. 161 VII Simulation des Entscheidungsträgers unter Unsicherheit – Mehrkriterielle Optimierung für das integrierte Bestands- und Tourenplanungsproblem Sandra Huber, Martin Josef Geiger und Marc Sevaux Zusammenfassung Dieser Beitrag behandelt die Problemstellung der Integration eines Entscheidungsträ- gers (ET) in einen interaktiven Ansatz und geht in diesem Kontext auf den offen- sichtlichen Bedarf von Simulationsmethoden ein. Das neuartige Simulationskonzept fokussiert hierbei die experimentelle Integration vonVerhaltensmustern des ET. Sol- cheVerhaltensweisenkönnenbeispielsweisedieErmüdungoderdasLernverhaltendes ET während des Interaktionsprozesses beinhalten. In den bisherigenAnsätzen wurde dem Verhalten des Experten Rechnung getragen, indem sich viele Arbeiten mit der Anwendung von Nutzenfunktionen beschäftigen. Im Rahmen experimenteller Arbeit wird anhand von Testinstanzen für das integrierte Bestands- und Tourenplanungspro- blemaufgezeigt, dassderLösungsansatzinderLageist, Lösungenzugenerieren, die gegen eine meistpräferierte Lösung konvergieren. S. Huber ((cid:13)) · M. J. Geiger Betriebswirtschaftslehre, insbes. Logistik-Management, Helmut Schmidt Universität, Holstenhofweg 85, 22043 Hamburg, Deutschland Email: [email protected] M. Sevaux Université de Bretagne-Sud-Lab-STICC, CNRS UMR 6285, 2 rue de St Maudé, 56321 Lorient, Frankreich © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015 1 H.Y. Schenk-Mathes, C. Köster (Hrsg.), Entscheidungstheorie und –praxis, DOI 10.1007/978-3-662-46611-7_1 2 S. Huber et al. 1 Einleitung Der Begriff der Unsicherheit kann in der mehrkriteriellen Entscheidungstheorie un- terschiedliche Ausprägungsformen annehmen. Stewart (2005) unterscheidet in diesem Zusammenhang zwischen den Begriffen der inneren Unsicherheit und der äußeren Unsicherheit. Während die äußere Unsicherheit Umweltbedingungen oderAbhängigkei- ten von Entscheidungen bezeichnet, die der ET häufig nicht beeinflussen kann, befasst sichdieinnereUnsicherheitmitungenauenAussagendesETsodereinerunsicherenPrä- ferenzenbildung, da sich dieAuswirkungen der Entscheidung nur schwierig abschätzen lassen(Stewart2005).AlseineweitereUrsachefürdasEntstehenderinnerenUnsicher- heitistderZeitdruckdesETszunennen, unterdemeineEntscheidunggetroffenwerden mussundwodurchdieBegutachtungderAlternativennurbegrenzterfolgenkann(Mars- den et al. 2006). In der bisherigen Literatur gibt es bereits eine Vielzahl vonAnsätzen, die diese Unsicherheitskomponente einbeziehen: zum Beispiel dieArbeit von Miettinen et al. (2014), Lahdelma et al. (2009), Durbach und Stewart (2009) sowie Stewart et al. (2013). Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegendenArbeit ein Konzept vorgestellt, das die Antworten des ETs simuliert, in dem die innere Unsicherheit, basierend auf der Entscheidungsfindung zu einem bestimmten Zeitpunkt, zu dem der ET die zukünftigen Konsequenzen nicht genau bestimmen kann, abgebildet wird (Miettinen et al. 2014). Das Konzept beinhaltet zusätzlich die Integration der Lernperspektive des ETs. Im Hin- blick auf die Verhaltensmuster des ETs sind derzeit wenig Ansätze bekannt, die diesen AspektausdrücklichineinerSimulationerschließen. IndiesemKontextpostulierenBel- ton et al. (2008) die Integration einer Lernperspektive des ETs in der Simulation. Die Idee von Belton et al. (2008) wird in der vorgestellten Methode aufgegriffen und in einem interaktivenAnsatz umgesetzt. Dieser Beitrag ist wie folgt aufgebaut: ImAnschluss an die Einleitung in dieThema- tikvonderinteraktivenIntegrationdesETsindiesemAbschnittwerdeninAbschn.2die Anforderungen an eine Simulation des ETs erläutert sowie ein kurzer Literaturüberblick zubisherigenSimulationenvorgenommen. InAbschn.3wirddiekonkreteProblemstel- lung des integrierten Bestands- undTourenplanungsproblems vorgestellt.Aufbauend auf der Darstellung des Grundprinzips des Lösungsverfahrens wird dieVorgehensweise des a posteriori- und des interaktiven Ansatzes näher erläutert. Im Anschluss konzentriert sichAbschn. 4 auf das für die Problemstellung entwickelte Simulationskonzept, in wel- chem auch die Integration der Lernperspektive beschrieben wird. Anschließend werden inAbschn. 5 die mit dem Simulationskonzept erzeugten Lösungen eingehend analysiert undimHinblickaufihreLösungsgüteinAbhängigkeitvomTeilbereichderPareto-Front klassifiziert. Der Beitrag schließt mit einer Zusammenfassung sowie einer Auswahl an zukünftigen Forschungsaktivitäten in Abschn. 6. Simulation des Entscheidungsträgers unter Unsicherheit – Mehrkriterielle ... 3 2 Interaktive Integration des Entscheidungsträgers 2.1 Grundprinzipien der Entscheidungsunterstützung Ausgangspunkt bei mehrkriteriellen Optimierungsproblemen ist die grundsätzliche Un- terteilungderLösungderProblemstellunginzweiProzesse: ZumeinenderSuchprozess und zum anderen der Entscheidungsprozess (Miettinen 2008). Während im Suchprozess Lösungen generiert werden müssen, besteht das elementare Ziel des Entscheidungs- prozesses darin, dass der ET eine meistpräferierte Lösung x∗ aus der Menge der Pareto-optimalenAlternativen P identifiziert (x∗ ∈P). Dementsprechend ist die Lösung des Problems abhängig von den Präferenzen des ETs (Miettinen 2008; Roostaee et al. 2012). Im Hinblick auf die Entscheidungsunterstützung des ETs, werden im Detail drei grundsätzlicheVorgehensweisen kategorisiert (Hwang et al. 1980): 1. Gemein ist bei a priori Konzepten die Konzentration auf das Elizitieren von Prä- ferenzinformationen vor dem Suchprozess. Hierzu werden häufig zu maximierende Nutzenfunktionen formuliert. Allerdings sind die Anforderungen an den ET bei der Bestimmung von Nutzenfunktionen hoch. Wenn angenommen wird, dass eine Nut- zenfunktion vom ET bestimmt werden kann, die seine Präferenzen widerspiegeln, wird diese für die Optimierung eines vereinfachten Problems verwendet.Vereinfacht indemSinne,dassmithilfederNutzenfunktiondieLösungenineineReihenfolgege- bracht werden können und diejenige mit dem höchsten Nutzenwert ausgewählt wird (Miettinen, 2008). 2. Typischerweise wird bei derVerwendung von a posteriori Verfahren zunächst P be- rechnet.ImAnschlussdaranwähltderETausderPareto-Mengeeinemeistpräferierte Lösung aus. Bei einem Großteil derAnsätze wird dieses Konzept verwendet, da der SuchprozessohneBeteiligungdesETsstattfindet.MitBlickaufdieAnzahlanLösun- gen ist es aber durchaus denkbar, dass der ET überfordert ist und es ihm/ihr schwer fällt, eine meistpräferierte Lösung auszuwählen (Miettinen et al. 1999). 3. Die Vorgehensweise von interaktiven Konzepten konzentriert sich auf die aktive IntegrationdesETsundermöglichtsomitdieSteuerungdesSuchprozesses.Derwahr- genommeneErfolgsolcherVerfahrenliegtdarin,dassderETdieMöglichkeithat,mit demSuchverfahrenzuinteragieren.FolglichhilftdasinteraktiveKonzeptdemETdie innereUnsicherheitabzubauenundsichseinenPräferenzenanzunähern,daerimLau- fedesElizitationsprozessesdenTradeoffderunterschiedlichenLösungenkennenlernt (Luque et al. 2011). Ein weitererVorteil ist, dass nicht die ganze Pareto-Front gene- riertwerdenmuss(Miettinenetal. 2008).Allerdingsistzubeachten, dasszurBeant- wortung der gestellten Fragen die Präsenz des ETs notwendig ist (Miettinen 2008). Zu den oben skizzierten Grundprinzipien existieren in der Literatur zahlreiche Studien, die auch in Übersichtsarbeiten zusammengefasst werden (Branke et al. 2008; Köksalan et al. 2011).
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