Michael Walter Enge Oligopole und Wettbewerbspolitik Wirtschaftswissenschaft ~ Michael Walter Enge Oligo pole und Wettbewerbspolitik GesetzmiiBigkeiten des Videospiel- und des Mobilfunkmarktes Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Horst Albach Deutscher Universitiits·Yerlag Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Walter, Michael: Enge Oligopole und Weltbewerbspolitik : GesetzmaBigkeiten des Videospiel-und des Mobilfunkmarktes / Michael Walter. Mit einem Geleilw. von Horst Albach. - 1. Aufl .. - Wiesbaden : Dt. Univ.-Verl., 2001 (DUV : Wirtschaftswissenschaft) Zug!.: Berlin, Humboldt-Univ., Diss., 2000 ISBN 978-3-8244-0559-6 ISBN 978-3-322-81047-2 (eBook) 00110.1007/978-3-322-81047-2 1 . Auflage Juni 2001 Aile Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag GmbH, Wiesbaden, 2001 lektorat: Ute Wrasmann / Monika MOlhausen Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschOtzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgeset zes ist ohne Zustimmung des Verlag!i unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fOr Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikraverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt ouch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dOrften. Gedruckt auf sCurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. ISBN 978-3-8244-0559-6 Meiner Familie "Ich bin der Ansicht, daft in vielen Fiillen die traditio nelle Wettbewerbstheorie fUndamental unvollstiindig, falsch und irrefiihrend ist, Sie ist unvollstiindig in dem Sinne, daft es viele Erscheinungsformen aUf den Miirkten gibt, die sie schlichtweg nicht erkliirt. Sie ist falsch, wei! ihre Voraussagen iiber das Verhalten des Marktes hiiufig unzutreJfend sind. Sie ist irrefiihrend, wei! sie oft zu wettbewerbspolitischen Empfehlungen fiihrt, die von zweifelhafter Giiltigkeit sind". Joseph Stiglitz] I Das Zitat entstammt Albach, Horst (1991), S. 256. Das Originalzitat stammt aus Stiglitz, Joseph (1989), S. 769. Geleitwort Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt zu zeigen, dass enge Oligopole zurn Leitbild der Wettbewerbspolitik gemacht werden sollten. Er versucht, diese These sehr praxisnah anhand zweier Miirkte, niimlich des Heim-VideospieImarktes und des Marktes fUr mobile Telekom munikation, zu beweisen. Dabei handelt es sich bei dem Markt fUr Heim-Videospiele urn ei nen Markt oIme Marktzutrittsschranken, bei dem Markt fUr mobile Telekommunikation urn einen Markt mit staatlich reguliertem Zugang. Ferner handelt es sich bei dem Markt fUr Heim-Videospiele urn einen Markt mit Netzprodukten, wiihrend es sich bei dem Markt fUr mobile Telekommunikation urn einen Markt mit Systemprodukten handelt. Bei der DurchfUhrung geht der Verfasser zunachst auf den Heim-Videospielmarkt ein, der ausfiihrlich und kenntnisreich beschrieben wird. Der Markt fUr mobile Telekommunikation wird im siebten Kapitel untersucht. Die Darstellung der Miirkte ist theoriegeleitet. Zwei Modelle werden eingesetzt. Bei dem ersten Modell, das auf die Konzentrationsbewegungen im Markt fUr Heim-Videospiele ange wandt wird, handelt es sich urn das bekannte Modell von Sutton, bei dem zweiten Modell handelt es sich das Modell von Stefan Vogt fUr Konzentrationsbewegungen auf globalen Miirkten. Beide Modelle werden nicht formal ausgefiihrt und anhand der Daten dieser Miirkte empirisch getestet, sondern die Anwendung erfolgt verbal mit einer Methodik, die man "ver stehende Methode" nennen konnte. Diese ist zwar in der Literatur urnstritten, aber sie gibt Walter Orientierung und stUtzt die verbale Argumentation. Der Markt fUr Heim-Videospiele wird von Walter mit dem Konzept des "intergenerationa len W ettbewerbs" untersucht. Sutton hatte gezeigt, dass es bei Miirkten mit Sunk Costs zwar zu Konzentrationsbewegungen kommt, jedoch die Sorge davor, dass nur ein einziges Unter nehmen ubrig bleibt, unbegriindet ist. Es kommt in diesem Modell auch nicht zu kollusivem Verhalten im engen Oligopol. Dieses Ergebnis des Sutton-Modells erweist sich sowohl beim Markt fUr Heim-Videospiele als auch beim Markt fUr mobile Telekommunikation als giiltig. Hierin liegt der Kern der Analyse von Walter. Walter zeigt, "dass das sich im Ninten do/Sega/Sony-Oligopol ergebende enge Oligopol einen gro/3eren Nutzen sowohl fUr die Kun den als auch fUr die Anbieter hat". In den theoretischen AbscImitten zeigt er, dass sowohl der Heim-Videospielmarkt als auch der Markt fUr mobile Telekommunikation als Miirkte fUr Scienceware Products zu verstehen sind. Miirkte fUr Scienceware Products entwickeln sich zwangslaufig zum engen Oligopol. Kollusives Verhalten ist auf diesen Miirkten jedoch un wahrscheinlich. x Die Arbeit vertritt eine klare These und entwickelt diese These beispielhaft an zwei hoch interessanten Miirkten, die charakteristisch fUr die ,,New Economy" sind. Die These lautet: In der Wettbewerbspolitik ist der Ubergang yom Wettbewerbsleitbild des weiten Oligopols auf das Leitbild des engen OJigopols geboten. Diese These ist sehr diskussionswiirdig. Prof. Dr. Horst Albach Vorwort Die Beobachtung sich in vielen Madden zunehmend herausbildender enger Oligopole -vor allem durch eine zunehmende Anzahl von Untemehmenszusammenschlussen auf der Ebene des globalen Wettbewerbs -haben mich auf die Fragestellung aufinerksam gemacht, welche Auswirkungen diese engen Oligopole fur die Wettbewerbsentwicklung haben. Diese Arbeit widmet sich deshalb der Frage, ob die Marktform des engen OJigopols die nach Kantzenbach und auch dem aktuellen Leitbild der Wettbewerbspolitik in der Bundesrepublik Deutschland per se vermuteten schadlichen Auswirkungen hat oder ob vielmehr positive Auswirkungen zu erwarten sind. Diese Fragestellung wird anhand der Betrachtung von Mlirkten mit Scienceware Products untersucht, die Netz-bzw. Systemeffekten unterliegen. Die Auswirkungen der Marktform des engen Oligopols wurden anhand detaillierter Analysen der Strategien der Anbieter und der Marktentwickiung des Heim-Videospielmarkts und des Markts fur mobile Telekommunikati on untersucht. Damit wurden die Auswirkungen fur die Kunden und die Anbieter sowohl auf einem eher global als auch auf einem eher national gepragten Markt betrachtet. Die vorlie gende Arbeit lenkt das Augenmerk auf zwei Mlirkte, die in den neunziger Jahren des vergan genen Jahrhunderts zu den weltweit am schnellsten wachsenden Mlirkten gehOrten und auch als zukUnftige Wachstumsmlirkte gewertet werden. Die Produkte auf beiden Mlirkten haben sich zu typischen Massenprodukten entwickelt, die in vielen Landem der Erde zur Grundaus stattung eines Haushaltes gehOren bzw. im Bereich der Mobiltelefone bald sogar von jedem Konsumenten besessen werden. Beide Mlirkte beinhalten Technologien, die im Zeitalter der zunehmenden Konvergenz immer weiter zusammenwachsen werden und zusammen mit ande ren Produkten der Konsumelektronik und neuen Erkenntnissen der Wissenschaft sowie Er gebnissen von Forschungs-und Enrtwickiungsanstrengungen von Untemehmen einen immer stlirkeren Einfluss auf das Leben eines modemen Menschen ausuben werden. Vor diesem Hintergrund werden die beiden Mlirkte in dieser Arbeit detailliert analysiert sowie die ihnen zugrundeliegenden GesetzmiiBigkeiten identifiziert und in ein Verhliltnis zur Wettbewerbspolitik gesetzt. Die Analyse der beiden Mlirkte vor diesem Hintergrund zeigt, dass die Marktform des engen Oligopols zu einer ErhOhung des Nutzens fur die Kunden fiihrt. Die Gefahr kollusiven Verhaltens der Wettbewerber oder sogar der Entstehung eines Mono pols in den betrachteten Mlirkten kann aufgrund der in der Arbeit festgestellten und unter suchten Eigenschaften dieser Scienceware Products weitgehend ausgeschlossen werden. Um erfolgreich im Wettbewerb zu bestehen, mussen die Anbieter in diesen und in verwandten bzw. lihnlich strukturierten Mlirkten immer anstreben, als erste ein neues Produkt auf den Markt zu bringen, in einem global orientierten Wettbewerb eine weltweite Standardisierung XII anzustreben, eine positive Reputation bei Kunden und Lieferanten zu erzielen und langfristige Partnerschaften und Austauschbeziehungen mit Kunden und Lieferanten zu etablieren. Die Ergebnisse der in dieser Arbeit durchgefUhrten Analysen wurden in ein neues Leitbild der Wettbewerbspolitik integriert, das enge Oligopole auf Markten mit Scienceware Products als effizienzsteigemd anerkennt und dessen Umsetzung die nachhaltige Wettbewerbsflihigkeit deutscher Untemehmen unterstiitzen soli. Die Arbeit wurde im Juni 2000 an der Humboldt-Universitiit zu Berlin als Dissertation ein gereicht. Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorvater, HeITIl Professor Dr. Dr. h.c. multo Horst Albach, durch den diese Arbeit erst moglich wurde. Er hat nicht nur die Grundlagen fUr die Arbeit gelegt, sondem das Projekt mit wertollen Ratschliigen und fachlicher Hilfe unter stiitzt. Ich verdanke HeITIl Professor Albach einen GroBteil meiner wissenschaftlichen Aus bildung und vor aHem viele wertvolle Erkenntnisse und Erfahrungen, die ich als Wissen schaftlicher Mitarbeiter an seinem Institut fUr Untemehmenstheorie und Untemehmenspolitik an der Wirstchaftswissenschaftlichen Fakultiit der Humboldt-Universitiit zu Berlin erfahren durfte. Viele der Erfahrungen haben mich fur mein weiteres Leben gepriigt und die gewonne nen Erkenntnisse werden mein kiinftiges berufliches und wissenschaftliches Handeln immer begleiten und leiten. HeITIl Professor Dr. Lutz Hildebrandt, dem Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fa kuItiit der Humboldt-Universitiit zu Berlin, danke ich fUr die Ubemahme des Koreferates zu meiner Dissertation. Ein besonderer Dank gilt meinem Kollegen am Institut fUr Unterneh menstheorie und Untemehmenspolitik und Freund Dr. Peter Witt fur seine stetige Bereitschaft zu vielfaItigen Diskussionen und seine Anregungen zu dieser Arbeit. Mein groBter Dank gilt meinen Eltem und meiner ganzen Familie. lch danke ihnen fUr ihre Unterstiitzung, ihr Verstandnis und ihr Vertrauen in meine Person, das sie mir wiihrend der Jahre meiner beruflichen und wissenschaftlichen Ausbildung und vor allem wiihrend der Zeit der Anfertigung dieser Arbeit entgegengebracht haben. Diese Arbeit ware aber nicht zustande gekommen, wenn nicht vor einigen Jahren meine GroBeltem mit der Anbaimung der richtigen Kontakte dafur die Weichen gestellt hiitten. Dafiir bin ich ihnen sehr dankbar. Meinen Freun den danke ich dafUr, dass ich mich in den Jahren, in denen ich mich (manchmal zu sehr) der Umsetzung dieser Arbeit gewidmet habe, immer auf sie verlassen konnte. Aile Genannten ermoglichten es, dass ich meine Doktorarbeit hiermit veroffentlichen kann. Michael Walter
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