Energiewirtschaft in Europa Friederike Anna Dratwa • Malko Ebers Anna Kristina Pohl • Björn Spiegel Gunnar Strauch Energiewirtschaft in Europa Im Spannungsfeld zwischen Klimapolitik, Wettbewerb und Versorgungssicherheit 1 C Friederike Anna Dratwa Björn Spiegel Universität Konstanz Universität Konstanz – Europakolloquium – – Europakolloquium – Universitätsstraße 10 Universitätsstraße 10 Fach D 76 Fach D 76 78457 Konstanz 78457 Konstanz [email protected] [email protected] Malko Ebers Gunnar Strauch Universität Konstanz Universität Konstanz – Europakolloquium – – Europakolloquium – Universitätsstraße 10 Universitätsstraße 10 Fach D 76 Fach D 76 78457 Konstanz 78457 Konstanz [email protected] [email protected] Anna Kristina Pohl Universität Konstanz – Europakolloquium – Universitätsstraße 10 Fach D 76 78457 Konstanz [email protected] ISBN 978-3-642-02339-2 e-ISBN 978-3-642-02340-8 DOI 10.1007/978-3-642-02340-8 Springer Heidelberg Dordrecht London New York Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. (cid:162)(cid:0)Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2010 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Über- setzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenver- arbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Einbandentwurf: WMXDesign GmbH, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem Papier Springer ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Vorwort Der vorliegende Sammelband geht aus den Ideen und Impulsen des 5. Konstanzer Europakolloquiums „Energiewirtschaft in Europa – Im Spannungsfeld zwischen Klimapolitik, Wettbewerb und Versorgungssicherheit“ hervor. Der rege Austausch politischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Sicht- weisen zeichnete dieses dreitägige Kolloquium aus, in dessen Rahmen die jeweils genannten drei Schwerpunkte aus dem Bereich der Energiewirtschaft akzentuiert wurden. Der so entstandene intensive Diskurs soll durch den Sammelband auf- gegriffen, vertieft und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Es konnten neben vielen Vortragenden des Kolloquiums auch neue Autoren für diese Herausforderung begeistert werden, so dass die vorliegenden Beiträge eine eigenständige Weiterführung des Europakolloquiums darstellen. Die Frage der Energieversorgung wird verschiedentlich als eine der Quer- schnittsmaterien unserer Zeit bezeichnet. Um der Komplexität und den Ver- schränkungen des Themas so gerecht wie möglich zu werden, haben wir die folgenden Artikel so heterogen und divers wie möglich angelegt. Wir bedanken uns vor allem bei der Universität Konstanz, stellvertretend für viele steht hier der Rektor der Universität, Herr Prof. Dr.Dr.h.c. Gerhart von Graevenitz, und bei der Stadt Konstanz, insbesondere Herrn Oberbürgermeister Horst Frank, die neben materieller Förderung auch ideell stets unser Vorhaben zu unterstützen wussten. Des Weiteren gilt unser Dank den Sponsoren, deren groß- zügiges finanzielles Engagement die Tagung sowie den Sammelband überhaupt erst ermöglicht haben. Dieser Dank gilt nicht zuletzt unserem Hauptsponsor, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, und den weiteren Sponsoren A.T. Kearney, der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, EADS, der Deutschen Shell Holding GmbH, der Stiftung der Landesbank Baden-Württemberg, dem Staatsministerium Baden-Württemberg, der Tognum AG, der Universitätsgesellschaft Konstanz e.V., dem Verein der Ehemaligen der Universität Konstanz VEUK e.V., sowie den zuvor Genannten, der Stadt Konstanz und der Universität Konstanz. Dieser Band wäre ohne die Hilfe zahlreicher Personen in allen Phasen des Projektes nicht in dieser Form entstanden. Die Betreffenden wissen um ihren jeweiligen Anteil und können sich unseres Dankes gewiss sein. Konstanz, im Juli 2009 Die Herausgeber Inhaltsverzeichnis Björn Spiegel Einleitung: Energiewirtschaft in Europa – Im Spannungsfeld zwischen Klimapolitik, Wettbewerb und Versorgungssicherheit 1 Teil I Ökonomie und Ökologie in Europa – (k)ein Gegensatz? Prof.Dr.Peter Hennicke Ohne eine Effizienzrevolution sind nachhaltige Energiesysteme nicht realisierbar 7 RA Dr.Thorsten Gottwald und RRef Tatjana G’Giorgis Europäisches Biogas als Eckpfeiler autarker und ökologischer Energieversorgung 23 Dr.Colette Lewiner How to respond to an increasing energy demand without increasing the carbon dioxide emissions? 41 Bene Müller Erneuerbare Energien und regionale Wertschöpfung 47 Teil II Wettbewerb und Marktmacht im Energiesektor Dr.Jörg Adolf Globale Ölmärkte im Wettbewerb? – Die ‚wahren‘ Herausforderungen der künftigen Energieversorgung 55 Ulrich von Koppenfels Mehr Wettbewerb durch wirksame Entflechtung der Strom- und Gasversorgungsnetze. Das dritte Liberalisierungspaket zum Energiebinnenmarkt der Europäischen Union 77 VIII Inhaltsverzeichnis Andreas Renner und Dr.habil. Jörg Jasper Wettbewerb und Sicherheit in der Energieversorgung – worauf es wirklich ankommt 91 RA Stefan Lars- Thoren Heun- Rehn Mag. jur. LL.M. und RRef. Friederike Anna Dratwa Mag. jur. In varietate concordia – Strategie und Ziele der „neuen“ EU-Energie und Klimapolitik 101 Teil III Der globale Wettbewerb um energetische Ressourcen Dr.Joachim Pfeiffer MdB Zwei-Wege-Strategie für Europas Energiesicherheit 131 Staatssekretär Heinrich Tiemann Energieaußenpolitik im Rahmen der Europäischen Union 143 Dr.Werner Brinker Versorgungssicherung aus der Perspektive eines Regionalversorgers 151 Prof.Dr.Gerald Schneider und Sascha Patrick Meßmer Die Ölversorgung der EU im Angesicht internationaler Konflikte 169 Prof.Dr.Heinz Stigler und Univ.-Ass. Dr.Udo Bachhiesl Künftige Herausforderungen für die Europäische Energiewirtschaft 183 Autorenverzeichnis 203 Stichwortverzeichnis 209 Einleitung: Energiewirtschaft in Europa – Im Spannungsfeld zwischen Klimapolitik, Wettbewerb und Versorgungssicherheit Björn Spiegel Eine sichere, kostengünstige und umweltverträgliche Energieversorgung ist welt- weit die Grundvoraussetzung für die Funktionsfähigkeit und den wirtschaftlichen Erfolg aller Volkswirtschaften. Insbesondere die Mitgliedstaaten der Europäischen Union mit energieintensiver Industrie sind auf eine langfristig stabile Energie- versorgung angewiesen. Gleichzeitig ist eine verlässliche Energieversorgung als ein Grundbedürfnis der Menschen in jeder Gesellschaft einzuordnen, das zur Sicherung des Wohlstandes unabdingbar ist. Trotz der grundlegenden Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbe- dingungen durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise und die daraus resultierenden Belastungen für Unternehmen weltweit, ist die Energiewirtschaft in Europa relativ solide aufgestellt. Dennoch sind die Herausforderungen an die Branche unverändert hoch: Energie muss auf Basis einer sicheren und stabilen Versorgung im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig, für den Verbraucher bezahlbar und zusätzlich klimafreundlich sein. Entsprechend diesem Dreiklang von Wettbewerbsfähigkeit, Klimaschutz und Versorgungssicherheit muss sich die Strategie der europäischen Energiewirtschaft ausrichten, ohne dabei das Vertrauen der Kunden und der Gesellschaft außer Acht zu lassen. Die weltweit steigende Energienachfrage, die Endlichkeit fossiler Brennstoffe, steigende Treibhausgasemissionen und unabsehbare Folgen des Klimawandels, sowie eine drastisch steigende energetische Importabhängigkeit, mangelnde Investitionen in die Energieinfrastruktur und ein unvollständiger Energiebinnen- markt sind die zentralen Herausforderungen denen sich die Branche stellen muss. Zur Bewältigung dieser Aufgaben und der potentiellen Gefahren, ist ein gemein- sames Handeln aller beteiligten Akteure erforderlich. Um der Europäischen Union eine gemeinsame Stimme zu verleihen, müssen Wirtschaft, Politik und Wissen- schaft auf allen Ebenen ihre Kräfte bündeln und eine konsistente und effiziente Energiestrategie entwickeln. Diese europäische Strategie muss sich in allen Teilen der energiewirtschaft- lichen Wertschöpfungskette widerspiegeln und darüber hinaus dynamisch ausge- richtet sein, respektive je nach Erforderlichkeit an die aktuellen Entwicklungen angepasst werden. Jedoch müssen aufgrund der Kostenintensivität und der 2 Björn Spiegel langen Laufzeiten von Infrastrukturprojekten im Energiesektor die allgemeinen politischen Rahmenbedingungen auf langfristiger Basis angelegt werden. Bei der Umsetzung einer nachhaltigen europäischen Energiestrategie kommt der Energieeffizienz eine Schlüsselrolle zu. Die umfassende Implementation in allen industriellen Prozessen und im täglichen Leben der Menschen schafft neben der einfachen Kosteneinsparung zusätzliche wirtschaftliche und politische Spiel- räume. Die Weiterentwicklung und Nutzung hocheffizienter Anlagen verschafft den Mitgliedstaaten der Europäischen Union nicht nur eine Reduktion der Treib- hausgas-Emissionen und eine Minderung der Abhängigkeit von Drittstaaten, sondern ermöglicht zusätzliche Chancen für die europäische Exportwirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Darüber hinaus müssen die Energie- infrastruktur und insbesondere die Energienetze den strukturellen Veränderungen der letzten Jahre angepasst werden. Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien in Europa und die damit einhergehende fluktuierende Leistung sowie die Dezentralisierung auf der einen Seite und Zentralisierung auf der anderen Seite der Energieerzeugung erfordern intelligente und flexiblere Netze sowie neue und effizientere Formen der Speicherung von Energie. Gleichzeitig müssen diese nach innen gerichteten Anstrengungen durch eine konsistente europäische Energieaußenpolitik flankiert werden. Dabei erfordert die Repolitisierung des Themas Energie und der Trend zur Renationalisierung der Energiepolitik in vielen Erzeugerstaaten sowie die damit einhergehende Verstaat- lichung von Energiekonzernen und Bildung von staatlichen Monopolen eine gebündelte Antwort der Europäischen Union1. Insbesondere der Diversifizierung und Sicherung von Energieträgern, Energiequellen und Transportrouten kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Schließlich erfordert der Klimawandel verstärkte Anstrengungen im Bereich der Forschung und Entwicklung, um dessen Auswirkungen zu mindern und die weltweite Nutzung fossiler Energieträger mit klimapolitischen Zielen zu verein- baren. Das Auslaufen des Kyoto-Protokolls im Jahr 2012 erfordert zudem konse- quente gemeinsame Anstrengungen zur Durchsetzung eines Nachfolgeabkommens in Kopenhagen zum Ende dieses Jahres mit einer größtmöglichen internationalen Beteiligung. Dabei ist ein klares Signal der Industriestaaten ebenso wichtig wie die Einbeziehung der Länder, die nicht der OECD angehören, da diese nach dem Referenzszenario der IEA bereits ab dem Jahr 2020 für 62% des globalen CO - 2 Ausstoßes verantwortlich sein werden2. Auf die regionalen und globalen Herausforderungen im Energiesektor ant- wortete die Europäische Kommission im Jahr 2006 mit Vorschlägen zu einer gemeinsamen europäischen Energiestrategie und gab damit den Anstoß zu einer ‚europäischen‘ Debatte. Das Grünbuch „Eine europäische Strategie für nach- haltige, wettbewerbsfähige und sichere Energie“ stellt aufgrund einer fehlenden europäischen Verfassung mit einem eigenständigen Energiekapitel die Grundlage einer einheitlichen europäischen Energiepolitik dar, die regelmäßig überprüft 1 Vgl. Helm 2007: Introduction: The Return of Energy Policy, in: Dieter Helm (Ed.): The New Energy Paradigm, Oxford, Oxford University Press, 1–8. 2 Vgl. International Energy Agency 2008: World Energy Outlook 2008, Paris, 416–418. Einleitung 3 werden soll3. Dabei wurden drei Hauptziele der europäischen Dimension der Energiepolitik ausgemacht: Nachhaltigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Versor- gungssicherheit4. Dieses vielfach zitierte ‚magische Zieldreieck‘ wurde durch die erste Überprüfung der Energiestrategie als Fundament und Grundlage der europäischen Energiestrategie bekräftigt5. Zu den einzelnen Teilbereichen gibt es bereits zahlreiche vertiefende Literatur. Allerdings werden die, durch das Spannungsfeld verursachten, Zielkonflikte zwischen den Teilbereichen in der wissenschaftlichen Arbeit eher vernachlässigt. Wie die vorliegende Publikation unter anderem zeigt, sind diese Bereiche auf vielfache Weise miteinander verflochten und müssen gemeinsam und als interdependent betrachtet werden. Jede Aktion in einem dieser Bereiche, sei es politischer, wirtschaftlicher oder wissenschaftlicher Herkunft, hat ebenfalls Auswirkungen auf die anderen Gebiete. Der vorliegende Sammelband beschäftigt sich daher eingehend mit den drei Hauptzielen der europäischen Energiepolitik und untersucht anhand von drei miteinander verbundenen Kapiteln die Problematiken der europäischen Energie- wirtschaft im Spannungsfeld zwischen Klimaschutz, Wettbewerb und Versor- gungssicherheit. Dabei zeigen die Autoren Interdependenzen und Wechselwir- kungen zwischen den Teilbereichen und mögliche Lösungswege für die gegebenen Zielkonflikte zwischen den Gebieten auf. Der erste Themenblock ‚Ökonomie und Ökologie in Europa – (k)ein Gegen- satz?‘ beschäftigt sich maßgeblich mit den umweltpolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen des Klimawandels und den erforderlichen strukturellen Veränderungen. Der Fokus liegt dabei auf klimafreundlichen Technologien, Erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Der folgende Themenblock ‚Wettbewerb und Marktmacht im Energiesektor‘ konzentriert sich auf die Analyse des europäischen Energiemarktes. Dabei werden die politischen und wirtschaftlichen Sichtweisen und Argumente speziell im Bereich der Liberalisierung des Marktes gegenübergestellt. Der abschließende dritte Themenblock zum Thema ‚Der globale Wettbewerb um energetische Ressourcen‘ fokussiert auf die Energie-Versorgungssicherheit der Europäischen Union. Dabei werden wiederum marktwirtschaftliche Perspektiven durch politische Perspektiven ergänzt. 3 KOM 2006: Grünbuch: Eine europäische Strategie für nachhaltige, wettbewerbsfähige und sichere Energie, 08.03.2006, KOM(2006) 105 endgültig, Brüssel. 4 Ebd., S. 20–21. 5 Vgl. KOM 2007: Eine Energiepolitik für Europa, 10.01.2007, KOM(2007) 1 endgültig, Brüssel. Teil I Ökonomie und Ökologie in Europa – (k)ein Gegensatz?