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Empirische Theorien im Kontext der Mathematikdidaktik PDF

147 Pages·2018·0.908 MB·German
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Kölner Beiträge zur Didaktik der Mathematik und der Naturwissenschaften Hans Joachim Burscheid Horst Struve Empirische Theorien im Kontext der Mathematikdidaktik Kölner Beiträge zur Didaktik der Mathematik und der Naturwissenschaften Reihe herausgegeben von A. Banerji, Köln, Deutschland A. Bresges, Köln, Deutschland M. Meyer, Köln, Deutschland C. Reiners, Köln, Deutschland F. Schäbitz, Köln, Deutschland K. Schlüter, Köln, Deutschland D. Schmeinck, Köln, Deutschland I. Schwank, Köln, Deutschland H. Struve, Köln, Deutschland Die Kölner Fachgruppe der MINT-Didaktiken verfolgt mit ihrem Forschungspro- gramm das Ziel, ausgewählte Themen des Lehrens und Lernens der Mathematik und der Naturwissenschaften zu erforschen und auf dieser Basis weiter zu entwi- ckeln. Die Publikationen dieser Reihe werden sich zwischen zwei Polen verorten lassen: Zum einen werden Theorien erstellt, die das Lehren und Lernen in den MINT-Fächern zu verstehen helfen, zum anderen werden Unterrichts- und Lehr- konzepte entwickelt und empirisch erprobt. Die VertreterInnen dieser Fachgruppe sind in allen Bereichen der Erforschung und Vermittlung von mathematisch-na- turwissenschaftlichem Wissen tätig. Entsprechend umfasst die Reihe „Kölner Beiträge zur Didaktik der Mathematik und der Naturwissenschaften“ ein breites Spektrum: von vorschulischen Erfahrungen (auch in der Familie) bis zu Weiter- bildungen nach dem Studium. Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/13626 Hans Joachim Burscheid · Horst Struve Empirische Theorien im Kontext der Mathematikdidaktik Hans Joachim Burscheid Horst Struve Köln, Deutschland Köln, Deutschland ISSN 2510-4861 ISSN 2510-4888 (electronic) Kölner Beiträge zur Didaktik der Mathematik und der Naturwissenschaften ISBN 978-3-658-23089-0 ISBN 978-3-658-23090-6 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-23090-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Spektrum © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer Spektrum ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Vorwort Mathematik,soeinelandläufigeMeinung,istformalundabstrakt.Sie ist formal, da ihre Theorien auf symbolischer Ebene in der Sprache der Mengenlehre formuliert werden. Die Theorien sind axiomatisch – deduktiv aufgebaut und in dem Sinne abstrakt, als sie nicht auf Gegenstände der Realität referieren. Im Gegensatz hierzu beschreiben und erklären empirische Theori- en Phänomene der Realität. Klassische Beispiele sind naturwissen- schaftliche Theorien, etwa die Newtonsche Mechanik, die Maxwell- sche Elektrodynamik und die Einsteinsche Relativitätstheorie. Em- pirische Theorien sind in dem Sinne nicht abstrakt, als ihre Begrif- fe sich auf diese Phänomene beziehen und daher — jedenfalls zum größten Teil — Referenzobjekte besitzen. Auch empirische Theorien lassensichformaldarstellen,wassichausGründeneinerPräzisierung oftmals empfiehlt. Zahlreiche Erkenntnisse und Ergebnisse der Mathematikdidaktik lassen sich mit Hilfe empirischer Theorien darstellen. Dies haben wir in [2009] gezeigt. So lässt sich das mathematische Wissen und die Entwicklung dieses Wissens von Schülern — und von Mathematikern historischer Epochen — mit Hilfe empirischer Theorien rekonstruie- ren. Diese Rekonstruktionen können (auch) als Grundlage für Unter- richtskonzeptionen dienen. Der Inhalt des Werkes [2009] war der systematischen Darstellung dieses Ansatzes gewidmet. Im vorliegenden Buch versuchen wir, den Ansatz in die Mathematikdidaktik einzuordnen, d.h. ähnliche Sicht- weisen und Perspektiven auf mathematikdidaktische Probleme mit der eigenen zu vergleichen und zu diskutieren. — Der vorliegende Band ist allerdings für sich verständlich und läßt sich unabhängig von [2009] lesen. ZuBeginndeserstenTeilsgehenwirkurzaufdenBegriffderempi- rischen Theorie in seiner historischen Entwicklung ein und beschrei- ben das strukturalistische Theorienkonzept. Dies geschieht zunächst in allgemeiner Form und dann anhand von zwei historischen Beispie- len,derpythagoräischenMusiklehreunddermittelalterlichenTheorie VI Vorwort negativer Größen. Anschließend diskutieren wir Auffassungen von Mathematik, die der von uns vertretenen verwandt sind und diese zu einem gewissen Grad stützen. Dabei greifen wir insbesondere zurück auf einschlägig bekannte Mathematiker wie Morris Kline, die Mathematikphiloso- phenImreLakatosundPhilipKitcher,führendeVertreterder„cogni- tive semantics“ wie Mark Johnson und George Lakoff sowie auf Anna SfardundGuyBrousseau,diewesentlichzumTheorieverständnisder Mathematikdidaktik beigetragen haben. Wir werden uns dabei einer Vielzahl von Zitaten bedienen — wir bitten dafür bei Leserin und Leser um Verständnis — um zu belegen, daß die genannten Autor- innen und Autoren die ihnen zugewiesenen Auffassungen tatsächlich vertreten haben. Abschließend beschreiben wir eine Unterrichtskonzeption, die sich fürdieVermittlungvonMathematik,aufgefasstgemäßdembeschrie- benen Ansatz, in besonderer Weise eignet. Im zweiten Teil zeigen wir an Hand von klassischen Beispielen der Mathematikdidaktik, wie der hier beschriebene Ansatz zur Ausarbei- tung, zur Präzisierung und auch zur Rechtfertigung von Vorschlägen und Standpunkten beitragen kann. Bei diesen Beispielen handelt es sich um den Piagetschen Begriff der Gruppierung, um die Lawlersche Theorie der Mikrowelten und um die Frage, wie sich empirische Be- funde inUnterrichtskonzeptioneneinbindenund damitauch rechtfer- tigenlassen.DiesesThema—dieVerzahnungtheoretischerKonzepte und empirischer Befunde — erscheint uns besonders bedeutsam, da es in der mathematikdidaktischen Diskussion bislang nicht die ihm gebührende Beachtung gefunden hat. DenHerrenDres.BenediktBirkhäuserundSimeonSchlichtdanken wir für freundliche Hilfen bei der Erstellung des Manuskripts. Köln, im Wintersemester 2017/18 Hans Joachim Burscheid Horst Struve Inhaltsverzeichnis 1 Mathematisches Wissen im Kontext empirischer Theorien 1 1.1 Die strukturalistische Metatheorie/das strukturalisti- sche Theorienkonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.2 Historische Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 1.3 Eine Auffassung von Mathematik . . . . . . . . . . . . 25 1.4 Eine Stützung der vorgestellten Auffassung von Ma- thematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 1.5 Eine lernpsychologische Sichtweise . . . . . . . . . . . 54 1.6 Eine passende Unterrichtskonzeption . . . . . . . . . . 69 1.7 Eine Anmerkung zum epistemologischen Status der Mathematikdidaktik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 2 DidaktischrelevanteThemenimKontextempirischer Theorien 81 2.1 Die empirische Basis von Gruppierungen . . . . . . . . 83 2.2 Zahlaspekte und Mikrowelten . . . . . . . . . . . . . . 89 2.3 Zur konzeptionellen Einbindung empirischer Befunde . 105 Literaturverzeichnis 125 1 Mathematisches Wissen im Kontext empirischer Theorien In den „Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie“ stellt Wolf- gang Stegmüller u.a. den modernen Empirismus dar. Die Grund- überzeugung der modernen Empiristen, derjenigen Philosophen, auf deren Arbeiten sich die folgenden Überlegungen beziehen, läßt sich wie folgt formulieren: „Esistunmöglich,durchreinesNachdenkenundohneeineempirischeKon- trolle (mittels Beobachtungen) einen Aufschluß über die Beschaffenheit und über die Gesetze der wirklichen Welt zu gewinnen.“ [1978, p. 346]) Motiv für die Entstehung der modernen empiristischen Philoso- phiewarendieFortschrittederEinzelwissenschaftenundeinegewisse Stagnation bei der Ausarbeitung spezifisch philosophischer Gebiete. Ein wesentlicher Grund für diese gegenläufige Entwicklung dürfte die bessere Kontrollierbarkeit des in den Einzelwissenschaften Ausgesag- ten sein. Die Logik und ihre Ausarbeitung spielt dabei eine wesent- liche Rolle. Auch sind in den empirischen Wissenschaften bei der Einführung eines neuen Ausdrucks stets durch Beobachtung feststell- bare Bedingungen anzugeben, unter denen der Ausdruck angewendet werden darf. Damit muß für den empiristischen Philosophen wissen- schaftliche Erkenntnis zwei Bedingungen erfüllen: 1. Die verwendeten Begriffe müssen entweder formale Begriffe der LogikoderMathematikodersog.empirischeBegriffe sein,d.h.solche Begriffe, über deren Anwendbarkeit man in jedem konkreten Falle allein mit Hilfe von Beobachtungen entscheiden kann. 2. Alle wissenschaftlich akzeptierten Aussagen müssen entweder rein logisch begründbar sein oder es muß sich um Aussagen handeln, die sich erfahrungsmäßig bewährten. In diesem Falle kann es sich um Berichte über Beobachtungen handeln oder um aus solchen abgelei- tete Aussagen. Zulässig sind auch Hypothesen, sofern diese prinzipiell © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018 H. J. Burscheid und H. Struve, Empirische Theorien im Kontext der Mathematikdidaktik, Kölner Beiträge zur Didaktik der Mathematik und der Naturwissenschaften, https://doi.org/10.1007/978-3-658-23090-6_1 2 1 Mathematisches Wissen empirisch nachprüfbar sind, entweder direkt oder in negativer Weise, indemBeobachtungenbeschriebenwerdenkönnen,diedieHypothese widerlegen. [ibd., pp. 354/355] Da Theorien aus Sätzen bestehen, sind sie nur durch Sätze über- prüfbar. Beobachtungen und Experimente sind keine Sätze sondern Erlebnisse oder Handlungen. Erst die Aussagen, die ihre Ergebnis- se festhalten, können daher zur Überprüfung von Hypothesen oder Theorien herangezogen werden. GegenstandderphilosophischenUntersuchungensindalsonichtdie ObjekteoderEreignissederrealen—odereineridealen—Welt,son- dern wissenschaftliche Aussagen und Begriffe. Philosophische Unter- suchungen richten sich vor allem darauf, Grundbegriffe und Denkver- fahren der Einzelwissenschaften zu klären. Damit werden Logik und sprachliche Elemente, die zur Formulierung von Theorien erforder- lich sind, zu ihrem Gegenstand. Die logische Sprachanalyse wird zum Hauptgegenstand,diesinsbesonders,umdieVagheitenundMehrdeu- tigkeiten der Alltagssprache aufzudecken und letztere durch künstli- che Sprachsysteme zu ersetzen, die nach präzisen Regeln aufgebaut werden. Da das Begriffssystem, mit dem die Wissenschaftler arbeiten, zweckmäßigerweise nicht unnötig umfangreich sein sollte, ist es we- sentlich,möglichstalleAussageneinerwissenschaftlichenDisziplin— damitinsbesonderedieihrerTheorien—aufwenige,möglichstsiche- re Grundaussagen zurückzuführen. Damit erhält die Frage nach der Überprüfbarkeit und Bestätigung von Sätzen zentrale Bedeutung. Als Basis der wissenschaftlichen Erkenntnis dienen sog. Beob- achtungssätze, Aussagen, die einem bestimmten Objekt eine beob- achtbareEigenschaftzusprechen.DabeiheißteineEigenschaftPbeob- achtbar für eine Person, wenn diese Person imstande ist, unter ge- eigneten Bedingungen entscheiden zu können, ob ein Gegensand die Eigenschaft P hat. [ibd., pp. 407/408] Eine Aussage heißt bestätigungsfähig, wenn ihre Bestätigung zu- rückführbar ist auf eine endliche Klasse von Beobachtungssätzen. [ibd., p. 408] Sei K eine endliche Klasse von (bestätigten) Sätzen (z.B. Beob-

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