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Emil Kraepelin und die Psychiatrie als klinische Wissenschaft: Ein Beitrag zum Selbstverständnis psychiatrischer Forschung PDF

239 Pages·1994·12.303 MB·German
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Monographien aus dem 73 Gesamtgebiete der Psychiatrie Herausgegeben von H. Hippius, Munchen . w. Janzarik, Heidelberg C. Muller, Onnens (VD) Band 65 Affektive, schizoaffektive ond schizophrene Psychosen Eine vergleichende Langzeitstudie Von A. Marneros, A. Deister und A. Rohde Band 66 Jahreszeit ond Befindlichkeit in der AligemeinbevOikerung Eine Mehrebenenuntersuchung zur Epidemiologie, Biologie und therapeutischen BeeinfluBbarkeit (Lichttherapie) saisonaler Befindlichkeitsschwankungen Von S. Kasper Band 67 Biologische Korrelate der Angst bei psychiatrischen Erkrankongen Von M. Albus Band 68 Die depressive Reaktion Probleme der Klassifikation, Diagnostik und Pathogenese Von T. Bronisch Band 69 Therapie ond Verlaof von Alkoholabhangigkeit Auswirkungen auf Patient und Angehorige Von M. M. Fichter und U. Frick Band 70 Die oneiroide Erlebnisform Zur Problemgeschichte und Psychopathologie des Erlebens fiktiver Wirklichkeiten Von M. Schmidt-Degenhard Band 71 Alkohol ond Gehirn Uber strukturelle und funktionelle Veriinderungen nach erfolgreicher Therapie Von K. Mann Band 72 Reliabilitat ond Validitat der Sobtypisierung ond Schweregradmessong depressiver Syndrome Von W. Maier und M. Philipp Band 73 Emil Kraepelin ond die Psychiatrie als klinische Wissenschaft Ein Beitrag zum Selbstverstiindnis psychiatrischer Forschung VonP. Hoff Paul Hoff Emil Kraepelin und die Psychiatrie als klinische Wissenschaft Ein Beitrag zum Selbstverstandnis psychiatrischer Forschung Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo Hong Kong Barcelona Budapest Priv.-Doz. Dr. med. Dr. phil. Paul Hoff Universitat Miinchen Psychiatrische Klinik NuBbaumstraBe 7 D-80336 Miinchen ISBN-13:978-3-642-85080-6 e-ISBN-13 :978-3-642-85079-0 DOl: 10.1007/978-3-642-85079-0 Dieses Werk ist urheberrechtIich geschtitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, dec Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funk sendung, der Mikroverfilmung oder der VervielfaItigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfaltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Gren zen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulassig. Sie ist grundsatzlich vergtitungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1994 Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1994 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk be rechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dtirften. Produkthaftung: Ftir Angaben tiber Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewlihr tibemommen werden. Derartige Angaben mtissen vom jeweiligen Anwender im Einzel fall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit tiberprtift werden. Satz: Reproduktionsfertige Vorlage vom Autor 25/3130-543210 - Gedruckt aufsaurefreiem Papier multum, non multa. Plinius d. J., 62-113 n. Chr. Episteln VII, 9, 15 Inhalt I. Fragestellung und Autbau der Stodie................................................ 1 II. Biographischer Uberblick ................. .................................................. 5 ill. Einfliisse auf KraepeIin: Psychiatrie im 18. und 19. Jahrhundert zwischen RationaIismus und kIinischer Verlaufsforschung............ 21 IV. "Wissenschaft und Weltanschauung": Kraepelins Psychiatrieverstiindnis und seine Beziehung zu den Nachbardisziplinen.................................................................. 33 IV. I. Wilhelm Wundt und Emil Kraepelin -nur eine Beziehung zwischen Lehrer und Schiiler? ............................................................... 33 IV.2. Philosophie............................................................................................. 47 IV.3. Forschung in der Psychiatrie..................................... ........ ..................... 59 IVA. Psychologie und Psychopharmakologie ................................................ 73 IV.5. Rechtswissenschaft und forensische Psychiatrie................................... 77 IV.6. Exkurs: Die politische Dimension ......................................... .... ............ 85 V. Psychopatbologie und Nosologie bei Kraepelin: Grundstruktoren und zeitliche Entwicklung.................................... 89 V.l. Begriffliche Grundlagen der "Allgemeinen Psychiatrie" ...................... 89 V.2. Die klinische Nosologie......................................................................... 97 V.2.1. Affektive Psychosen: Das Konzept der manisch-depressiven Erkrankung .......... .................... 97 V.2.2. "Nicht-affektive Psychosen": Das Konzept der Dementia praecox ...... 112 V.2.3. Die Paranoia........................................................................................... 126 V.2A. Personlichkeitsstorungen und psychogene Erkrankungen .................... 142 V.2.5. Hirnorganisch begriindbare Erkrankungen............................................ 157 V.2.6 Diagnostischer ProzeS und psychiatrische Therapie............................. 160 V.2.7. Synopsis: Der "friihe" Kraepelin ..... ...................................................... 170 V.2.8. Synopsis: Der "mittlere" Kraepelin ....................................................... 171 V.2.9. Synopsis: Der "spate" Kraepelin............................................................ 173 vm Inhalt VI. KraepeJin und die Psychiatrie des ausgehenden 20. Jahrhunderts 175 VI. I. "Kraepelin-Renaissance" -Zufall oder Notwendigkeit? ....................... 175 VI.2. Die operationalisierte Diagnostik in der Psychiatrie zwischen Kraepelin, Hoche und Kurt Schneider................................... 181 VI.3. "Neo-Kraepelinianer" -Bemerkungen zum Selbstverstandnis der biologischen Psychiatrie .................................................................. 189 VI.4. Kraepelin und die "postmodeme Psychiatrie" ....................................... 201 VII. Zusammenfassung: Emil Kraepelin und die Psychiatrie a1s k1inische Wissenschaft -10 Thesen............................................... 209 vm. Literatur. ............................................................................................... 215 IX. Index ...................................................................................................... 235 I. Fragestellung und Autbau der Studie Die Erorterung historischer Hintergrtinde der Einzelwissenschaften krankt oft an einer Tendenz zu unangemessener Vereinfachung. Gerade in dem besonders komplexen, da mit zahlreichen Nachbarwissenschaften eng vernetzten Bereich der psychiatrischen Ideengeschichte ist es bedenklich, lediglich auf die Aktuali tat alterer Konzepte hinzuweisen, deren Struktur aber nicht umfassend zu erar beiten. Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist die Psychiatrie Emil Kraepe lins und deren Bedeutung fur das heutige Selbstverstandnis der Psychiatrie als klinischer Wissenschaft. Kraepelin stellt insoweit ein anschauliches Beispiel fur das eingangs erwahnte Problem dar, als sich in den letzten Jahren, tiberspitzt formuliert, kaum noch ein Ubersichtsartikel in der deutschsprachigen wie inter nationalen psychiatrischen Literatur findet, der nicht in mehr oder weniger deut licher Weise auf ihn Bezug nimmt. Oft wird dabei aber eine schlaglichtartige Verkurzung seiner Positionen vorgenommen, so daB es zu sinnentstellenden MiBverstandnissen kommt. Beispiele fur derartige Fehleinschatzungen sind etwa die Darstellung Kraepelins als materialistisch denkenden "Gehirnpsychiater" oder als dogmatischen Verfechter einer selbstgeschaffenen starren Nosologie. Aus der eingehenden Beschaftigung mit der Entwicklung des Kraepelinschen Denkens entstanden die beiden wesentlichen Zielsetzungen dieser Studie: Zum einen solI Kraepelins Psychiatrieverstandnis und des sen "innere" Strukturiertheit, die sich tiber einen Zeitraum von fast 5 Jahrzehnten (1880 - 1926) entfaltete, jen seits gangiger Schlagworte dargestellt werden. Dabei werden Moglichkeiten und Grenzen eines solchen Ansatzes deutlich. Zum anderen werden die Hintergrtinde des zunehmenden Interesses an diesem Autor thematisiert. So etwa hat sich in den USA seit einigen Jahren die Bezeichnung einer einfluBreichen psychiatri schen Stromung als "Neo-Kraepelinianer" eingebtirgert (vgl. Vr.3.). Urn die Aktualitat der von ihm aufgeworfenen Fragen nicht nur zu behaupten, sondern mit schliissigen Argumenten zu belegen, wird es tiberdies urn eine "auBere" Strukturierung gehen, also urn die Einbettung des Kraepelinschen An satzes und seiner heutigen "Nachfolger" in die psychiatrische Ideengeschichte. Dabei kommen auch philosophische Aspekte zur Sprache, deren Bezug zur klinischen Praxis nicht unmittelbar evident ist, die aber dennoch ftir die psychia trische Konzeptbildung von wesentlicher Bedeutung sind. Nur wenn man sich dieser begrifflichen Anstrengung unterzieht, werden Kraepelins tragende Gedan ken in differenzierter Weise erfaBt; nur dann werden ihre gerade fur die aktuelIe 2 I. Fragestellung und Aufbau der Studie Diskussion wichtigen Aspekte ebenso deutlich wie ihre Eingebundenheit in zeit genossische Denkkategorien und damit ihre Begrenztheit. Eine solche Differen ziertheit wird der Bedeutung dieses Autors gerecht und weist uber die in der Li teratur von Kraepelins Tod (1926) bis heute iIruner wieder anzutreffenden Ten denzen hinaus, grob vereinfachend Kraepelin entweder in unkritischer Hagiogra phie zu uberhohen oder ihn, ebenso einseitig, als reaktioniiren Sozialdarwinisten zu verurteilen. Die Studie hat folgenden Aufbau: Nach einem biographischen, aber bereits problemorientierten Uberblick (II.) werden in systematischer Weise diejenigen geistes- und psychiatriegeschichtlichen Stromungen erortert, die fUr Kraepelins Denken -wenn auch mitunter nur mittelbar - von tragender Bedeutung geworden sind (111.). Die sich anschlieBenden Abschnitte beschaftigen sich mit Kraepelins allgemeinem und psychiatrischem Wissenschaftsverstandnis (IV.), mit seiner "Allgemeinen Psychopathologie" - Kraepelin selbst benutzt diesen Ausdruck al lerdings nicht -und der speziellen Nosologie in ihrer zeitlichen Entwicklung (V.) und schlieBlich mit den auf Kraepelin folgenden theoretischen Konzepten bis hin zur aktuellen psychiatrischen Methodendiskussion (VI.) Besonderer Wert wird dabei auf die kritische Darstellung der Gemeinsarnkei ten und Unterschiede gelegt, die zwischen Kraepelins Denken und den aktuellen Kontroversen in der Psychiatrie bestehen. Die subtile Analyse seiner Positionen namlich legt Strukturen frei, die fUr das wissenschaftliche Selbstverstandnis un seres Faches schlechthin von Bedeutung sind. Diese werden abschlieBend the senhaft zusammengestellt (VII.). Aus Grunden der Ubersichtlichkeit werden bei den Zitaten aus Kraepelins Texten nur Iahres- und Seitenzahl, nicht aber der Name genannt; aIle Zitate ohne Namensangabe stammen also von Kraepelin. Bei kurz aufeinander folgenden Zi taten wird, sofern sie demselben Kontext entnommen sind, die Quelle nur im AnschluB an das letzte Zitat aufgefUhrt. In Anbetracht eines so umfangreichen Werkes wie dasjenige Kraepelins ist es unerlaBlich, aUf die Grenzen der vorliegenden Untersuchung hinzuweisen: Zum einen ruckt sie nicht den biographischen und auch nicht den sozialgeschichtlich politischen, sondern den inhaltlich-psychiatrischen Aspekt in den Vordergrund. Nicht historische Vollstandigkeit ist ihr Ziel, sondern der argumentative Bezug zur aktuellen Psychiatrie. Zum anderen nimmt sie zwar aus den genannten Grunden Gedanken und Me thoden aus unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen auf, vor all em aus der Psychiatrie, der Geschichte und der Philosophie, doch liegt ihr Schwerpunkt klar auf den Grundlagen der klinischen Psychiatrie, die ganz allgemein in den letzten Iahren wiedeevermehrt Beachtung finden (Blankenburg 1992, Hoff 1989b, Rez nek 1991, Schleiffer 1980, Schwartz 1991, Schwartz und Wiggins 1986a, Spitzer 1988). Somit wird sie vorwiegend den Anspruch erheben, auf dem Hintergrund klinischer Erfahrung einen Beitrag zum vertieften Verstandnis aktuell diskutier ter Grundprobleme der Psychiatrie zu liefern. I. Fragestellung und Aufbau der Studie 3 Ohne Frage wird der historische oder philosophische Fachwissenschaftler auf kritikwOrdige Aspekte stoBen. Auch konnten einige Themen nur vergleichsweise knapp angesprochen werden und bedOrfen gesonderter Untersuchung, wie etwa Kraepelins Verhiiltnis zur Psychotherapie zwischen Forel und Freud, die person lichen und zeitgeschichtlichen HintergrOnde seiner politischen Einstellung oder der ideengeschichtliche Kontext der von Kraepelin wissenschaftlich stark aufge werteten transkulturellen Psychiatrie. Dennoch bin ich der Auffassung, daB die hier gewablte Vorgehensweise die Debatte urn das Selbstversmndnis einer ange fochtenen, mitunter auch von Selbstzweifeln beddingten Wissenschaft beleben kann (Littlewood 1991). DafOr scheint mir nun gerade das Beispiel Emil Krae pelins geeignet zu sein, hat er sich doch zeit seines Lebens - in gewiB nicht im mer unproblematischer Weise - fOr die Anerkennung der Psychiatrie als selb stiindige medizinische Disziplin eingesetzt. Bei dem vorliegenden Text handelt es sich urn die geringfOgig Oberarbeitete Fassung meiner Habilitationsschrift, die der Medizinischen Fakultiit der Ludwig Maximilians-Universitiit MOnchen vorlag. Ihr in Teilbereichen interdisziplinarer Charakter erforderte psychiatrischen, philosophischen, juristischen und histori schen Rat. In erster Linie danke ich Herrn Prof. Dr. med. Hanns Hippius, Direk tor der Psychiatrischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universitiit MOnchen, der mir das Thema Oberlassen und mich durch sein psychiatriehistorisches Inter esse und Wissen seit dem Beginn meiner Tiitigkeit an seiner Klinik im Jahre 1981 kontinuierlich und groBzOgig gefOrdert hat. DarOberhinaus habe ich von ihm in mehrjiibriger enger Zusammenarbeit in der klinischen Patientenversor gung sehr viel Ober Psychopatbologie und psychiatrische Therapie gelernt. Von den zahlreichen Mitarbeitern der psychiatrischen Klinik, die mich unter stOtzt haben, mochte ich vor allem Frau Alma Kreuter, MOnchen, danken, der frOheren Chefsekretarin, die der Klinik das von ihr erarbeitete psychiatriehistori sche Archivmaterial OberlieB. Frau Elke Sund, Bibliothekarin der Klinik, stand fOr meine zahllpsen LiteraturwOnsche zur VerfOgung. Bei Frau Monika Schowal ter, forensische Abteilung, bedanke ich mich fOr die Ubernahme eines betriichtli chen Teiles der Schreibarbeiten, bei Herrn Harald Rolle fOr die Erstellung des Layout. Herr Prof. 1;:>r. med. Henning SaB, Direktor der Psychiatrischen Klinik der RWTH Aachen, vermittelte mir den Bereich der forensischen Psychiatrie in sei ner unabdingbaren Verbindung mit der Psychopatbologie als Grundlagenwissen schaft. Durch die gemeinsam mit ihm und Herrn Prof. Dr. jur. Horst Schiiler Springorum, Vorstand des Instituts fOr die gesamten Strafrechtswissenschaften der LMU MOnchen, veranstaltete forensisch-psychiatrische Vorlesung habe ich wertvolle Einblicke in das nicht nur fOr die Kraepelinforschung wichtige Span nungsfeld von Psychiatrie und Recht gewonnen. 1m medizinhistorischen Institut der LMU MOnchen wurde mir durch dessen Leiter, Herrn Prof. Dr. Dr. Paul U. Unschuld, sowie durch Frau Prof. Dr. Juliane C. Wilmanns und Herrn Privatdozenten Dr. Wolfgang Locher kontinuierliche Hilfe zuteil.

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