Familie und Familienwissenschaft Irene Gerlach Hrsg. Elternschaft Zwischen Autonomie und Unterstützung Familie und Familienwissenschaft Herausgegeben von S.-H. Filipp, Trier I. Gerlach, Bochum S. Keil, Marburg N. Ott, Bochum K. Scheiwe, Hildesheim Familienpolitik hat sich seit der Jahrtausendwende zu einem zentralen Politik - thema entwickelt, denn sie ist Zukunftspolitik. Aber erst seit wenigen Jahren wird zunehmend Wissen zusammengetragen, das eine evidenzbasierte Politikgestaltung ermöglicht. In der Reihe „Familie und Familienwissenschaften“ werden sowohl die Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen beim BMFSFJ als auch weiterführende Analysen zum Thema Familie veröffentlicht. Damit trägt die Reihe zu einer methodisch differenzierten und oft empirisch fundierten Analyse von Familienleben und Familienpolitik bei und eröffnet nicht zuletzt auch neue Perspektiven für Familienwissenschaftler und -wissenschaftlerinnen aus dem ge - samten Bereich der Sozial- , Wirtschafts- und Rechtswissenschaften und Praktiker/ innen aus Politik und Verbänden. Herausgegeben von Prof. Dr. Sigrun-Heide Filipp Prof. Dr. Notburga Ott Universität Trier Ruhr-Universität Bochum Prof. Dr. Irene Gerlach Prof. Dr. Kirsten Scheiwe Evangelische Fachhochschule Bochum Universität Hildesheim Prof. Dr. Siegfried Keil Philipps-Universität Marburg Irene Gerlach (Hrsg.) Elternschaft Zwischen Autonomie und Unterstützung Herausgeber Prof. Dr. Irene Gerlach Münster, Deutschland Familie und Familienwissenschaft ISBN 978-3-658-16031-9 ISBN 978-3-658-16032-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-16032-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 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Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhaltsverzeichnis Einleitung: Wandel von Elternschaft als Herausforderung für familienpolitische Akteure und Eltern ..................................................... 9 Irene Gerlach Konturen der „neuen“ Elternschaft ......................................... 19 Elternschaft und Elternpflichten im Spannungsfeld zwischen Leitbildern und Alltag ........................................................................... 21 Irene Gerlach 1 Einleitung ............................................................................................... 21 2 Familien- und Eheleitbilder: ein kurzer Blick zurück ............................... 23 3 Elternschaft in Zahlen ............................................................................. 28 4 Elternschaft in Leitbildern ....................................................................... 36 5 Leitbilder von Elternschaft: Bilanz .......................................................... 42 6 Literatur .................................................................................................. 43 Eltern und Staat: Konturen der Veränderung eines Verhältnisses ........... 49 Irene Gerlach 1 Einleitung ............................................................................................... 49 2 Staat und Elternschaft in der Bundesrepublik Deutschland ....................... 52 3 Die finanzielle Unterstützung von Elternschaft ........................................ 60 4 Unterstützung von Elternschaft durch infrastrukturelle Angebote ............. 64 5 Eltern und Staat: Zusammenfassende Einordnung und Ausblick ............... 66 6 Literatur .................................................................................................. 68 6 Inhaltsverzeichnis Nur aufgeschlossen oder wirklich überzeugt? Konzeption und Rahmenbedingungen aktiver Vaterschaft. .................... 71 Inga Laß und Henning Heddendorp 1 Einleitung ............................................................................................... 71 2 Das Konzept aktiver Vaterschaft: State of the debate ............................... 73 3 Empirische Ergebnisse zu aktiver Vaterschaft .......................................... 77 4 Zusammenfassung und Ausblick ............................................................. 95 5 Literatur .................................................................................................. 97 6 Anhang ................................................................................................. 101 Herausforderung Elternschaft und die öffentliche Verantwortung für den Kinderschutz........................................................................... 105 Susanne von Hehl 1 Einleitung ............................................................................................. 105 2 Das Verhältnis von Familie und Staat oder Aufwachsen in öffentlicher Verantwortung ...................................................................................... 108 3 Konzepte zur Unterstützung von Familien: die Debatte rund um Kinderschutz und Frühe Hilfen .............................................................. 111 4 Schlussbetrachtungen: Herausforderung Elternschaft – was bleibt zu tun?.................................................................................. 119 5 Literatur ................................................................................................ 123 Steuerung von Elternschaft durch Recht ............................... 125 Elternrechte und Elternpflichten: Art. 6 GG sowie das Familienrecht und seine Reformen ...................................................... 127 Irene Gerlach 1 Einleitung ............................................................................................. 127 2 Zur Entwicklung ................................................................................... 127 3 Elternschaft im Recht ............................................................................ 130 4 Das Elternbild im Unterhaltsrecht .......................................................... 140 5 Kinderschutzgesetz ............................................................................... 143 6 Zusammenfassung ................................................................................. 144 7 Literatur ................................................................................................ 145 Inhaltsverzeichnis 7 Moderne Väter, antikes Recht? Zu den Dynamiken der Rolle von Vätern in Recht und Rechtsprechung .................................................. 147 Jan Nicolas Höbel 1 Einleitung ............................................................................................. 147 2 Rahmenbedingungen ............................................................................. 148 3 Reformen 2013 ..................................................................................... 151 4 Kritik .................................................................................................... 154 5 Ausblick ............................................................................................... 155 6 Literatur ................................................................................................ 156 Unterstützung von Elternschaft ............................................. 159 Nicht-staatliche Akteure in der Familienpolitik – Die besondere Bedeutung von Arbeitgebenden ................................... 161 Corinna Schein und Ann Kristin Schneider 1 Einleitung ............................................................................................. 161 2 Arbeitgebende als Akteure in der deutschen Familienpolitik: eine historische Einordnung................................................................... 163 3 Familienbewusste Personalpolitik – Dimensionen, Handlungsfelder und betriebswirtschaftliche Effekte ........................................................ 165 4 Status quo des betrieblichen Familienbewusstseins ................................ 173 5 Schluss ................................................................................................. 190 6 Literatur ................................................................................................ 192 Öffentliche Kinderbetreuung in Deutschland – Suboptimale Problemlösung im Föderalismus? ................................... 197 Janina Blome 1 Hinführung zum Thema ........................................................................ 197 2 Grundzüge des bundesdeutschen Föderalismus ...................................... 200 3 Politische Ausgestaltung der öffentlichen Kinderbetreuung in Deutschland .......................................................................................... 204 4 Öffentliche Kinderbetreuung und Föderalismus: Kritische Punkte .......... 211 5 Fazit und Ausblick ................................................................................ 220 6 Literatur ................................................................................................ 221 8 Inhaltsverzeichnis Unternehmen als treibende Kraft für mehr Partnerschaftlichkeit – Befunde zur Elternzeit aus einer repräsentativen Unternehmensbefragung ..................................................................... 227 Ann Kristin Schneider 1 Einleitung ............................................................................................. 227 2 Motive für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf von Beschäftigten, Arbeitgebenden und staatlicher Politik ................................................... 229 3 Familienbewusstsein und Elternzeitdauer in Unternehmen ..................... 234 4 Wechselwirkungen zwischen staatlicher und betrieblicher Familienpolitik ...................................................................................... 242 5 Fazit und Ausblick ................................................................................ 245 6 Literatur ................................................................................................ 247 Familienpolitik für junge Eltern zwischen Leitbild und Alltag – Elterngeld (Plus) und Kinderbetreuungs-Rechtsanspruch auf dem Prüfstand ............................................................................................ 249 Regina Ahrens 1 Einleitung ............................................................................................. 249 2 Die Reform des Elterngeldes – zwischen Flexibilisierung und Verkomplizierung ................................................................................. 252 3 Kinderbetreuungs-Rechtsanspruch – auf dem Weg zu mehr Wahlfreiheit? ........................................................................................ 256 4 Fazit ..................................................................................................... 259 5 Literatur ................................................................................................ 261 Väter und bezahlte Elternzeit – Ausgestaltungsmerkmale und Inanspruchnahme im europäischen Vergleich...................................... 263 Corinna Schein 1 Einleitung ............................................................................................. 263 2 Kriterien zum Vergleich der länderspezifischen Regelungen .................. 264 3 Regelungen zur bezahlten Elternzeit im Ländervergleich ....................... 265 4 Schluss ................................................................................................. 280 5 Literatur ................................................................................................ 283 Personenverzeichnis ........................................................................... 285 Einleitung: Wandel von Elternschaft als Herausforderung für familienpolitische Akteure und Eltern Irene Gerlach Selten hat sich in der deutschen Familienpolitik so viel bewegt wie in den beiden letzten Jahrzehnten. Vor dem Hintergrund eines ausgeprägten Wandels im Ver- halten von Frauen und Männern in Bezug auf die Gründung und auch auf das Leben von Familie ebenso wie hinsichtlich abzuschätzender gesamtgesellschaft- licher Konsequenzen des dadurch erzeugten demografischen Wandels (z. B. Fach- und Arbeitskräfteknappheit und Abnahme der volkswirtschaftlichen Leis- tungsfähigkeit) kam es in der deutschen Familienpolitik zu einem Wandel, der getrost als Paradigmenwechsel bezeichnet werden darf. Elternschaft wurde im Zusammenhang dieses Paradigmenwechsels im Hinblick auf viele Aspekte und von unterschiedlichen Akteuren neu bzw. umdefiniert und zwar unter drei Per- spektiven: - Familienleben ist viel pluraler geworden als es je war, - es ist eingebunden in Kooperations- und Unterstützungsangebote, die es so ebenfalls zuvor nicht gab, - und die Selbstverständlichkeit der bis von wenigen Jahrzehnten von der Mehrzahl der Familien gelebten geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung wird zunehmend in Frage gestellt. Im Einzelnen bedeutet dies Folgendes: Pluralisierung: Wenngleich schon die großen historischen Familienstudien der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts betonten, dass es immer schon eine Vielzahl gelebter Familienformen gegeben habe, so kann heute hinsichtlich des Phäno- mens der Pluralisierung von Familie von einer anderen, von einer neuen Qualität ausgegangen werden. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jh. hinein galt die auf der Ehe basierende Familie mit geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung zwischen Erwerbs- und Familienarbeit nicht nur als Idealform von Familie und quasi nor- © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 I. Gerlach, Elternschaft, Familie und Familienwissenschaft, DOI 10.1007/978-3-658-16032-6_1