Sigrid Tsch6pe-Scheffler Elternkurse auf dem Prufstand Sigrid Tsch6pe-Scheffler Eltern ku rse auf dem Prufstand Wie Erziehung wieder Freude macht Leske + Budrich, Opladen 2003 Gedruckt auf saurefreiem und alterungsbestandigem Papier. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz fur die Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhaltlich ISBN-13: 978-3-8100-3692-6 e-ISBN-13: 978-3-322-83415-7 001: 10.1007/978-3-322-83415-7 ~ 2003 Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fUr Vervielfaltigungen, Obersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Verlag Leske + Budrich, Opladen Inhalt Vorwort von Klaus Hurrelmann ........................................................................ 9 Danksagung ............................................................................................................ 11 1. Einleitung ................................................................................................ 13 2. Zur aktuellen Erziehungsdebatte .................................................... 17 2.1 Erziehungskatastrophe - Erziehungsnotstand? ............................. 17 2.2 LebensfUhrung - ein "individualisiertes Projekt" ........................... 21 3. Alltag und Erziehung ........................................................................... 25 3.1 Anthropologische Dimensionen von Erziehung ............................. 25 3.2 Zur Theorie alitaglichen Wissens und Handelns ............................ 28 3.3 Erziehung unter dem Aspekt alitaglichen Handelns und Wissens ...................................................................................................... 32 4. Kompetenzforderndes Verhalten im Erziehungsalltag - oder: Wie Erziehung Freude macht .............................................. . 37 4.1 Interaktion im Erziehungsalitag ........................................................ . 40 4.2 Von den Rechten des Kindes .............................................................. . 41 4.2.1 UN-Kinderrechtskonvention ............................................................... . 42 4.2.2 Das Recht des Kindes auf eine gewaltfreie Erziehung ................ . 44 4.3 Zur Bedeutung von Kompetenz- und Kontrolierfahrung ........... . 46 4.3.1 Elterliche Kompetenzerfahrung ......................................................... . 47 4.3.2 Kindliche Kompetenzerfahrung ........................................................ .. 48 4.4 Formen entwicklungsfordernden Erziehungsverhaltens ............. . 50 4.4.1 Liebevolle Zuwendung ........................................................................... 51 4.4.2 Achtung und Respekt ............................................................................ 59 4.4.3 Kooperation .............................................................................................. 64 4.4.4 Verbindlichkeit und Grenzsetzung ..................................................... 69 5. Entwicklungshemmende Interaktionen in der Erziehung - oder: Wie Erziehung keine Freude macht ................................... 75 5.1 Psychische und physische Gewalt in Familien ............................... 76 5 5.1.1 Von Ohrfeigen, Demiitigungen und anderen sogenannten "ErziehungsmaBnahmen" ..................................................................... 80 5.1.2 Gestorte Partnerbeziehung .................................................................. 85 5.1.3 Nicht-konstruktive Konfliktlosungen und Stress ........................... 89 5.1.4 Auswirkungen psychischer Gewalt auf das Kind ........................... 93 5.2 Formen entwicklungshemmenden Erziehungsverhaltens ........... 98 5.2.1 Unterbehiitung und Ablehnung (emotionale Kalte) ..................... 99 5.2.2 Oberbehiitung (emotionale "Oberhitzung") .................................... 103 5.2.3 Missachtung ............................................................................................. 105 5.2.4 Dirigismus ................................................................................................. 107 5.2.5 Beliebigkeit und Grenzenlosigkeit ..................................................... 108 6. Unterstutzung der elterlichen Erziehungskompetenz - oder: Wie Erziehung wieder Freude macht ................................ 111 6.1 Praventionsformen ................................................................................. 112 6.2 Pravention durch Elternkurse .............................................................. 115 6.3 Qualitatsanforderungen an Elternkurse ........................................... 116 6.4 Inhalte, Methoden und Ziele von vier Elternkursen ...................... 117 6.4.1 Das Multiplikatorinnenprojekt des Deutschen Kinderschutzbundes Bundesverband ev' "starke Eltern - Starke Kinder®" ....................................................................................... 122 6.4.2 Triple P (Positive Parenting Programm) ............................................ 128 6.4.3 STEP-Elternkurs ....................................................................................... 140 6.4.4 Erziehung macht SpaB - Older Erziehungsfiihrerschein" .............. 147 6.5 Elternkurse im Vergleich - eine Synopse ......................................... 153 7. Elternkurse auf dem Prufstand - Verfahren und Ergebnisse der Evaluationsstudie zu Starke Eltern - Starke Kinder@ .... 173 7.1 Verfahren und Ergebnisse der Teilnehmerbefragung in Form eines Versuchs- und Kontrollgruppenvergleichs ........................... 174 7.1.1 Konzeption und Durchfiihrung der Elternbefragung .................... 174 7.1.2 Ergebnisse des Versuchs- und Kontrollgruppenvergleichs: Veranderungen des entwicklungshemmenden Erziehungsverhaltens ............................................................................. 180 7.1.3 Ergebnisse des Versuchs- und Kontrollgruppenvergleichs: Veranderungen des entwicklungsfordernden Erziehungsverhaltens ............................................................................. 192 7.2 Tiefeninterviews mit Kursteilnehmerinnen ..................................... 206 6 7.2.1 Zur Konzeption der Tiefeninterviews: Der Interviewleitfaden ... 207 7.2.2 Ein Beispiel: Die beiden Interviews mit Frau A.............................. 208 7.2.3 Ergebnisse der Tiefeninterviews ......................................................... 211 7.3 Die Kinderbefragung .............................................................................. 214 7.3.1 Konzeption und Ergebnisse der Kinderbefragung ......................... 214 7.3.2 Konzeption und Ergebnisse des Handpuppenspiels ...................... 217 7.3.3 Konzeption und Ergebnisse des Vollendens einer Bildgeschichte ......................................................................................... 218 7.3.4 Foigerungen aus der Kinderbefragung ............................................. 220 7.4 Zusammenfassung der Evaluationsergebnisse ............................... 222 8. Eltern und ihren Erziehungsproblemen mit Respekt begegnen .................................................................................................. 227 Perspektive von Michael Delorette als Erziehungsbeistand beim Jugendamt ..................................................................................... 227 8.1 Urn wen geht es hier eigentlich? - Eltern, Erziehungsbeistand und Elterntraining .................................................................................. 227 8.2 Wer kommt, der kommt - Freiwilligkeit beim Elterntraining?. 230 8.3 Wo bitte geht's zum Ziel? - Ziele setzen bei Elterntrainings .... 235 8.3.1 Wozu dienen Ziele? ................................................................................ 235 8.4 Wer steht da auf dem Siegertreppchen? - Erfolgreiches Elterntraining ........................................................................................... 239 8.5 Fragen sind wie Inseln im Antwortenmeer, ohne sie wurde ich ertrinken! - Elterntrainings sind ein Weg ....................................... 241 9. Bremer Modellprojekt - Bildungsangebote fur Familien und unser "Zwolf-Punkte-Programm" ......................................... 243 Literatur ................................................................................................................... 246 Internetseiten ........................................................................................................ 254 Anhang ................................................................................................................... 255 A.l Fragebogen ................................................................................................... 255 A.2 Auswahl weiterer Elternkurse ................................................................... 267 Bibliographisches ................................................................................................ 275 7 Vorwort Das neue Buch von Sigrid Tschope-Scheffler erscheint genau zum richtigen Zeitpunkt. Eine hitzige offentliche Debatte uber die Krise der Bildung in den Schulen und die Krise der Erziehung in den Familien ist nun endlich auch in Deutschland ausgebrochen. Viele stehen unter dem "Pisa-Schock", weil die deutschen Schulerinnen und Schuler so mittelmaBig im interna tionalen Leistungsvergleich abschnitten. Aber auch der "Erfurt-Schock" steckt allen Eltern und Padagogen in den Gliedern und macht nur allzu deutlich, wie schwierig es heute sein kann, als junger Mensch mit den Le bensanforderungen in einer offenen Gesellschaft zurecht zu kommen. Kein Wunder, dass viele Eltern unsicher und hilflos geworden sind und nicht wissen, wie sie ihren Kindern am Besten helfen konnen. Die Verunsicherung druckt sich zum Teil in einem irritierten Ruckzug von Muttern und Vatern aus, in dem Bemuhen, nur ja keinen Fehler in der Erziehung zu machen und sich deswegen am Besten ganz herauszuhalten. Das andere Extrem ist die Kurzschlussreaktion von Gewalt in der Erziehung der Kinder. Aus volliger Oberforderung, nervlicher Oberbeanspruchung und absoluter Ratlosigkeit werden Kinder geschlagen oder psychisch maltratiert. So groB wie heute war der UnterstUtzungsbedarf von Eltern (und auch von Berufspadagogin nen und -padagogen!) wohl noch nie. Sigrid Tschope-Schefflers Arbeit geht genau auf diese Ausgangslage ein. In dem vorliegenden Buch wird die heutige Erziehungsproblematik umfas send analysiert, von ihren sozialen und gesellschaftlichen Verankerungen bis hin zu den Beziehungsproblemen in der Familie. Angesichts der zuneh menden Unsicherheit und Hilflosigkeit vieler Eltern in Erziehungsfragen werden konkrete Vorschlage unterbreitet, wie ein entwicklungsforderndes Erziehungsverhalten von Muttern und Vatern erlernt werden kann. Eltern kurse, die inzwischen auch in Deutschland einen wachsenden Markt fin den, haben diese Problematik erkannt. Sie finden immer mehr Verbreitung, ohne dass wir bisher etwas uber die Qualitat und die Wirksamkeit dieser Angebote wissen. Genau an dieser Stelle leistet das vorliegende Buch eine Pionierarbeit. Die Autorin unternimmt mit ihrem Forschungsteam erfolgreich den Ver such, das Dickicht verschiedener Angebote fUr Elternkurse und Elterntrai- 9 nings zu durchleuchten. An der Fachhochschule Koln wurde unter ihrer Leitung der Elternkurs des Deutschen Kinderschutzbundes "Starke Eltern - starke Kinder" systematisch wissenschaftlich evaluiert. Sowohl die For schungsmethode als auch die Forschungsergebnisse, vor allem im Hinblick auf die gewaltpraventiven Effekte und die Starkung der elterlichen Erzie hungskompetenz, werden in diesem Buch ubersichtlich prasentiert. Der Kurs des Deut55schen Kinderschutzbundes wird mit weiteren Elternkursen verglichen. Das Buch bietet Informationen uber die unterschiedlichen in haltlichen und methodischen Schwerpunkte der verschiedenen Kurse. Die Leserinnen und Leser erhalten Hinweise, fur welche Probleme welcher Kurs besonders gut geeignet ist. Fur kunftige Forschung in diesem Bereich rich tungsweisend ist die Diskussion von "Erziehungsdimensionen", die familiale und elterliche Erziehungspraktiken kennzeichnen. Sigrid Tschope-Scheffler und ihr Team unterscheiden vier entwicklungs fordernde und vier entwicklungshemmende Dimensionen von elterlichen Erziehungspraktiken. Die Darstellung ist praktisch und realitatsnah. Sie ist auch fUr Eltern gut verstandlich, die sich nicht taglich mit Fachliteratur beschaftigen. Ich wunsche dem Buch eine gute Resonanz in der Elternschaft und auch bei Lehrkraften in verschiedenen Institutionen. Das Buch macht Mut und starkt die Hoffnung, dass immer mehr Eltern sich den Ruck geben, Eltern kurse zu besuchen. Heute ist es eben nicht mehr so einfach wie noch vor ein oder zwei Generationen, Mutter oder Vater zu sein. Wer an einem EI ternkurs teilnimmt, der zeigt damit nicht ein Eingestandnis von Defiziten, sondern ganz im Gegenteil seine Sensibilitat fUr die Wichtigkeit einer gu ten Erziehung zu den eigenen Kindern. Eine gute Erziehung ist immer auch in eine gute Beziehung eingebettet. 1m Idealfall gelingt es den Eltern, in dieser Beziehung das "magische Erzie hungsdreieck" umzusetzen. Es besteht aus den drei Polen der Anerkennung der Personlichkeit von Kindern und Jugendlichen, der Anregung ihrer Ent wicklung durch Fordern und Fordern und der Anleitung aufgrund verlassli cher Regeln, die auch von den Eltern mit eingehalten werden. Klaus Hurrelmann, Professor an der Universitat Bielefeld 10 Oanksagung Die meisten der vorliegenden Beitrage sind in diskursiven Arbeitsgruppen im Rahmen unseres Forschungsprojekts und in Seminaren zur Gewaltpra vention im Fach Erziehungswissenschaft entstanden, die in der Zeit vom Wintersemester 2001 bis zum Wintersemester 2002/2003 an der Fach hochschule Koln stattfanden. Katrin Kruger, Claudia Popat und Berit Zim mer nahmen als engagierte Studentinnen und studentische Mitarbeiterin nen sowohl am Forschungsprojekt zur Evaluation des Elternkurses "starke Eltern - Starke Kinder®" als auch an den Seminaren teil. Ihre Diplomar beiten zur IIpsychischen Gewalt in Familien"\ zur "synopse zweier Eltern kurse"2 oder zur IIAktualitat von PraventionsmaBnahmen"3 stellen wissen schaftliche Vertiefungen von Fragestellungen dar, die in den Seminaren bearbeitet wurden. Der Forschungsbericht zur Evaluation wurde von Jo chen Niermann und mir erstellt,4 die wichtigsten Ergebnisse daraus hat )0- chen Niermann fUr dieses Buch in Kapitel 7 zusammengestellt Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den vielen hier ungenann ten Studentinnen und Studenten, die an den Seminaren teilgenommen oder im Forschungsprojekt mitgearbeitet haben sowie den Kolleginnen und Kollegen, die mit uns im wissenschaftlichen Diskurs stehen, danke ich fur die engagierte Mitarbeit und die interessanten und weiterfUhrenden Dis kussionen und Anregungen. Danken mochte ich ebenfalls den Vertreterinnen und Vertretern der ein zelnen Elternkurskonzepte, die uns Materialien zur VerfUgung gestellt und zu Informationsgesprachen bereit waren, Paula Honkanen-Schobert, die das Konzept "starke Eltern - Starke Kinder®" entworfen hat, des weiteren den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Deutschen Kinderschutzbundes 1 Kruger, K.: Psychische Gewalt im Erziehungsalitag von Familien, unveriiffentlichte Diplomarbeit, Fachhochschule Kiiln 2002. 2 Zimmer, 6.: Vergleich zweier Elternkurse zur Erziehungskompetenz, unveriiffentlichte Diplomar beit, Fachhochschule Kiiln 2002. c.: 3 Popat, Hilfe fUr Eltern in einer Zeit der Werte- und Orientierungslosigkeit, unveriiffentlichte Diplomarbeit, Fachhochschule Kiiln 2002. 4 Tschiipe-Scheffler, 5., Niermann, J.: Forschungsbericht - Evaluation des Elternkurskonzepts .Starke Eltern - Starke Kinder®" des Deutschen Kinderschutzbundes, Bundesverband e.v., Fach hochschule Kiiln 2002. 11 (Bundesverband e.v., Landesverband NRW e.V. und 18 Ortsverbande in NRW), die uns durch ihre UnterstUtzung ermoglicht haben, das Eltern kurskonzept "Starke Eltern - Starke Kinder"® zu evaluieren, den Mitarbei terinnen yom PAG (Institut fUr Psychologie AG) aus Munster, die Triple P vertreten, Jurgen Steckel und Annegret Klein-Hel3ling aus der Psychologi schen Beratungsstelle der Diakonie Viersen, die den Erziehungsfuhrerschein entwickelt haben und Trudi Kuhn, die u.a. das STEP- Programm in Deutschland vertritt und fur dessen Verbreitung sorgt. Besonders danken mochte ich Jochen Niermann und Nina Schlegel, die vielfaltige Aufgaben der Manuskriptbearbeitung sachkundig durchgefuhrt haben, sowie Martina Brandt, Wolfgang Reier, Barbara Engemann-Rein hardt, Monika Greese und meinem Mann, Helmut Tschope. Sie aile haben auf unterschiedliche Weise, sei es durch Motivationsarbeit, Korrekturlesen und/oder inhaltliche bzw. technische Beratung mit zum Entstehen dieses Buches beigetragen. AbschlieBend gebuhrt mein Dank meiner Lektorin Barbara Budrich fur ihre kritischen Anregungen, die humorvolle Art der Zusammenarbeit und ihre engagierte Manuskriptbetreuung. 12