Elektrodynamik Torsten Fließbach Elektrodynamik Lehrbuch zur Theoretischen Physik 11 6. Auflage ~ Springer Spektrum Prof. Dr. Torsten Fließbach Universität Siegen 57068 Siegen E-Mail: [email protected] ISBN 978-3-8274-3035-9 ISBN 978-3-8274-3036-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-8274-3036-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografisehe Daten sind im Iotemet über http://dnb.d-nb.de abrulbar. Springer Spektnnn 2.-5. Aufi.: © Spektnnn Akademischer Verlag Heidelbcrg 1997, 2000, 2004, 2008 6. Aufi.: © Springer-Verlag Berlin Heidelbcrg 2012 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht aus drücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikrover:filmungen und die Ein speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk be rechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Planung und Lektorat: Dr. Vera Spillner, Barbara Lühker Einbandentwuif: SpieszDesign, Neu-Ulm Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Spektnnn ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-spektrum.de Vorwort Das vorliegende Buch ist Teil einer Vorlesungsausarbeitung [1,2,3,4] des Zyklus TheoretischePhysikIbisIV.EsgibtdenStoffmeinerVorlesungTheoretischePhy- sikIIüberdieElektrodynamikwieder. DieDarstellungbewegtsichaufdemdurchschnittlichenNiveaueinerKursvor- lesunginTheoretischerPhysik.DerZugangisteherintuitivanstellevondeduktiv; formaleAbleitungenundBeweise werdenohne besonderemathematischeAkribie durchgeführt. In enger Anlehnung an den Text, teilweise aber auch zu dessen Fortführung und Ergänzung werden über 100 Übungsaufgaben gestellt. Diese Aufgaben erfül- len ihren Zweck nur dann, wenn sie vom Studenten möglichst eigenständig bear- beitet werden. Diese Arbeit sollte unbedingt vor der Lektüre der Musterlösungen liegen,dieimArbeitsbuchzurTheoretischenPhysik[5]angebotenwerden.Neben den Lösungen enthält das Arbeitsbuch ein kompaktes Repetitorium des Stoffs der Lehrbücher[1,2,3,4]. DerUmfangdesvorliegendenBuchsgehtetwasüberdenStoffhinaus,derwäh- rend eines Semestersin einemPhysikstudiumüblicherweisean deutschenUniver- sitätenbehandeltwird.DerStoffistinKapitelgegliedert,dieimDurchschnittetwa einer Vorlesungsdoppelstunde entsprechen. Natürlich bauen verschiedene Kapitel aufeinanderauf.Eswurdeaberversucht,dieeinzelnenKapitelsozugestalten,dass sie jeweilsmöglichstabgeschlossensind.Damitwirdeinerseitseine Auswahlvon KapitelnfüreinenbestimmtenKurs(etwaineinemBachelor-Studiengang)erleich- tert, indemder Stoff stärker begrenztwerden soll.Zumanderen kann der Student leichterdieKapitelnachlesen,diefürihnvonInteressesind. Es gibt viele gute Darstellungen der Elektrodynamik, die sich für ein vertie- fendes Studium eignen. Ich gebe hier nur einige wenige Bücher an, die ich selbst bevorzugt zu Rate gezogen habe und die gelegentlich im Text zitiert werden. Als StandardwerkmöchteichdieKlassischeElektrodynamikvonJackson[6]hervorhe- ben.EmpfohlenseiauchdieKlassischeFeldtheoriederLehrbuchreihevonLandau- Lifschitz [7]. Im Übrigen sollte jeder Physikstudenteinmal die Feynman Lectures [8]gelesenhaben. Bei Michael Lenz (Dresden), Hans Walliser und anderen Lesern früherer Auf- lagen bedanke ich mich für wertvolle Hinweise. Weitere Hinweise, Anregungen oder Kritik sind jederzeit willkommen, etwa über den Kontaktlink auf meiner Homepage www2.uni-siegen.de/∼flieba/.Auf dieser Homepage finden sichaucheventuelleKorrekturlisten. Siegen,April2012 TorstenFließbach VI Vorwort Literaturangaben [1] T.Fließbach,Mechanik,6.Auflage,SpektrumAkademischerVerlag,Heidel- berg2009 [2] T.Fließbach,Elektrodynamik,6.Auflage,SpringerSpektrumVerlag,Heidel- berg2012(diesesBuch) [3] T.Fließbach,Quantenmechanik,5.Auflage,SpektrumAkademischerVerlag, Heidelberg2008 [4] T.Fließbach,StatistischePhysik,5.Auflage,SpektrumAkademischerVerlag, Heidelberg2010 [5] T.FließbachundH.Walliser,ArbeitsbuchzurTheoretischenPhysik–Repeti- toriumundÜbungsbuch,3.Auflage,SpektrumAkademischerVerlag,Heidel- berg2012 [6] J.D.Jackson,KlassischeElektrodynamik,4.Auflage,deGruyter,Berlin2006 [7] L. D. Landau, E. M. Lifschitz, Lehrbuch der theoretischen Physik, Band II, KlassischeFeldtheorie,12.Auflage,HarriDeutschVerlag,1997 [8] R.P.Feynman,R.B.Leighton,M.Sands,TheFeynmanLecturesonPhysics, Vol.I–III,Addison-WesleyPublishingCompany,Reading1989 Deutsche Übersetzung: Feynman Vorlesungen über Physik,, 2. Auflage, Ol- denbourgVerlag,München2007 Inhaltsverzeichnis Einleitung 1 I Tensoranalysis 3 1 Gradient,DivergenzundRotation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2 Tensorfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3 Distributionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 4 Lorentztensoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 II Elektrostatik 37 5 Coulombgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 6 Feldgleichungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 7 Randwertprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 8 Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 9 Legendrepolynome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 10 ZylindersymmetrischeProbleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 11 Kugelfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 12 Multipolentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 III Magnetostatik 117 13 Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 14 Feldgleichungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 15 MagnetischerDipol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 IV Maxwellgleichungen:Grundlagen 145 16 Maxwellgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 17 AllgemeineLösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 18 Kovarianz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 19 Lagrangeformalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 VIII Inhaltsverzeichnis V Maxwellgleichungen:Anwendungen 181 20 EbeneWellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 21 Hohlraumwellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 22 TransformationderFelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 23 BeschleunigteLadung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 24 Dipolstrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 25 StreuungvonLicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 26 Schwingkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 VI ElektrodynamikinMaterie 257 27 MikroskopischeMaxwellgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . 257 28 LinearerResponse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 29 MakroskopischeMaxwellgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . 269 30 ErsteAnwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 31 DielektrischeFunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284 32 Permeabilitätskonstante . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 33 Wellenlösungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302 34 DispersionundAbsorption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 VII ElementederOptik 325 35 HuygensschesPrinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325 36 InterferenzundBeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 37 ReflexionundBrechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 38 GeometrischeOptik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352 Anhänge 361 A MKSA-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361 B PhysikalischeKonstanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 C Vektoroperationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 Register 369 Einleitung In der Punktmechanik stehen die Bahnkurven r(t) von Teilchen und ihre Bewe- gungsgleichungenimMittelpunkt.Im Gegensatzdazu sindinderElektrodynamik FelderdiegrundlegendenGrößen.DerFeldbegriffdürftebereitsauseinfachenAn- wendungen der Kontinuumsmechanik (etwa der Saitenschwingung) bekannt sein. DieelektromagnetischenFelderE(r,t)undB(r,t)werdendurchdieKraftF de- finiert,diesieaufeineLadung q ausüben: v F =qE(r,t)+q ×B(r,t) (DefinitionderFelder) c Hier ist r der Ort und v die Geschwindigkeit der Ladung. Es wird das Gaußsche Maßsystemverwendet;cistdieLichtgeschwindigkeit. DieBewegungsgleichungenfürdieFelderheißenFeldgleichungen.Siesindpar- tielle Differenzialgleichungen, die das raumzeitliche Verhalten der Felder bestim- men. Die Feldgleichungen des elektromagnetischen Felds sind die Maxwellglei- chungen: 1∂B 1∂E 4π divE =4π(cid:2), rotE+ =0, divB =0, rotB − = j c ∂t c ∂t c DieLadungsdichte(cid:2)(r,t)unddieStromdichtej(r,t)sindQuellendesFelds.Die MaxwellgleichungensinddieGrundgleichungenderElektrodynamik.IhreBegrün- dung, ihre Eigenschaften, Implikationen und Lösungen werden im vorliegenden Buchuntersucht. Ebenso wie andere Naturgesetze oder Grundgleichungen der Physik sind die Maxwellgleichungennichtableitbaroderbeweisbar.SiekönnenentwederalsPos- tulat aufgestellt oder als Verallgemeinerung von Schlüsselexperimenten (etwa der Messung der Coulombkraft) plausibel gemacht werden. Wir gehen im Folgenden den zweiten Weg, der einer idealisierten historischenEntwicklungentspricht. Aus den Maxwellgleichungen werden zahlreiche Folgerungen abgeleitet, die experi- mentellüberprüftwerdenkönnen. Für statische Phänomene verschwinden die Zeitableitungen in den Maxwell- gleichungen. Dann zerfallen sie in zwei unabhängige Gleichungspaare, nämlich einerseits divE = 4π(cid:2) und rotE = 0, und andererseits rotB = (4π/c)j und divB = 0. Dies sind jeweils die Feldgleichungen der getrennten Gebiete der Elektrostatik(TeilII)undderMagnetostatik(TeilIII). 1 T. Fließbach, Elektrodynamik, DOI 10.1007/978-3-8274-3036-6_1 © Springer-Verlag Berlin Heidelbcrg 2012 2 Einleitung Für zeitabhängige Prozesse sind elektrische und magnetische Felder miteinan- der gekoppelt; dies kommt im Faradayschen Induktionsgesetz und im Maxwell- schen Verschiebungsstromzum Ausdruck. Außerdem transformieren sich die Fel- der E und B ineinander, wenn man von einem Inertialsystem zu einem anderen übergeht. Die Aufspaltung in elektrische und magnetische Phänomene ist daher vom Beobachter abhängig und insofern teilweise willkürlich. Wir werden zeigen, dassdieausderMechanikbekannteLorentztransformationdieTransformationdes elektromagnetischenFeldsbestimmt,unddassdieMaxwellgleichungenihreForm bei diesen Transformationen nicht ändern. Die grundlegenden Eigenschaften der MaxwellgleichungenwerdeninTeilIVuntersucht.Dabeiwirdauchdieallgemeine LösungfürräumlichbegrenzteLadungs-undStromverteilungenangegeben. Der Teil V behandelt die wichtigsten Anwendungen der Maxwellgleichungen. Dazu gehören insbesondere elektromagnetische Wellen, die Strahlungsfelder von beschleunigten oder oszillierenden Ladungen, die Streuung von Licht an Atomen undderSchwingkreis. Die Maxwellgleichungen gelten auch in Materie (Teil VI). Die Felder und die Quellen werden nach dem Gesichtspunkt der Unterscheidung zwischen der Stö- rungundderReaktionderbetrachtetenMaterieaufgeteilt.FürdierelevantenFelder erhalten wir dann zunächst mikroskopische Maxwellgleichungen und Response- funktionen. Erst danach erfolgt der Übergang zu makroskopischen Maxwellglei- chungen und genäherten Responsebeziehungen. Die Responsefunktionen werden ineinfachenModellenderPhysikderkondensiertenMaterieberechnet.DieEigen- schaften von elektromagnetischen Wellen in Materie und die damit verbundenen PhänomeneDispersionundAbsorptionwerdeneingehenduntersucht. TeilVIIführtindieAnfangsgründederOptikein.ZunächstwirddieAbleitung desHuygensschenPrinzipsdiskutiert.DanachwerdendieInterferenzundBeugung, sowiedieReflexionundBrechunguntersucht.ZumSchlussgehenwirnochkurzauf diegeometrischeOptikein.
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