FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr. 2881 /Fachgruppe Physik/Chemie/Biologie Herausgegeben vom Minister fUr Wissenschaft und Forschung Prof. Dr. Joachim Richter Dr. Ulrich Gasseling Lehrgebiet Physikalische Chemie der Rhein. -Westf. Techn. Hochschule Aachen Elektrische Uberftihrung und Strukturuntersuchungen in Salzschmelzen Westdeutscher Verlag 1979 Dem Landesamt fUr Forschung des Landes Nordrhein Westfalen gilt unser Dank fUr groBzUgige finanzielle UnterstUtzung. Herrn Dipl.-Phys. R. Conradt, Dr. W. Ott und Dipl.-Phys. Sauer danken wir fUr die DurchfUhrung verschiedener Messungen. Frau Schonheit sind wir fUr die Hilfe bei der Fertig stellung des Manuskriptes zu Dank verpflichtet. CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Richter, Joachim: Elektrische Uberftihrung und Strukturuntersu chungen in Salzschmelzen / Joachim Richter ; Ulrich Gasseling. - Opladen : Westdeutscher Verlag, 1979. (Forschungsberichte des Landes Nordrhein Westfalen ; Nr. 2881 : Fachgruppe Physik, Chemie, Biologie) ISBN-13: 978-3-531-02881-1 e-ISBN-13: 978-3-322-87520-4 DOl: 10.1007/978-3-322-87520-4 NE: Gasseling, Ulrich: © 1979 by Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag ISBN-13: 978-3-531-02881-1 Inhalt 1. ElnfUhrung 2. Theoretlscher Tell 6 2.1 EMK-Messung 6 2.2 HITTORFsche UberfUhrungszahlen 8 2.3 Konzentratlonskette mlt UberfUhrung 10 2.4 Ionenle1tf~hlgkeit, Ionenbeweglich keit und ~quivalentleltf~higkeit 20 2.5 Ideallslerte Salzschmelzen 22 3. Experlmenteller Teil 22 3.1 Temperlerelnrlchtung 22 3.2 Regler 24 3.3 MeJ3apparatur 25 3.3.1 Zellen zur Messung an Konzentrations ketten 25 3.3.2 Elektroden 26 3.4 Chemlkallen 28 3.5 MeJ3werterfassung 29 4. Mei3ergebnlsse 29 4.1 UberfUhrungszahlen 29 4.2 EMK-Werte zur Glasuntersuchung 32 5. Auswertung der Mei3ergebnisse 32 5.1 UberfUhrungszahlen 32 5.2 Ionenleitfahigkeit, Ionenbeweg11ch keit, ~quivalentleitfah1gkeit 34 5.3 Aquivalentle1tfahigkeit der 1deali s1erten Schmelze, zusatz11che Aquiva lentleitfahigkeit und tJberfUhrungs zahlen der 1dealis1erten Schmelze 34 6. D1skusslon der Mei3ergebnlsse 35 6.1 uoerfUhrungszahlen der Alkalinitrat Silbernitrat-Systeme 35 - 2 - 6.1.1 Das System RbN03 + AgN03 36 6.1.2 Das System KN03 + AgN03 37 6.1.3 Das System CSN03 + AgN03 38 6.1.4 Das System L1N03 + AgN03 39 6.1.5 Das System NaN03 + AgN03 41 6.2 fUr dle Uber- Fehlerabsch~tzung fUhrungszahlen 42 6.3 GlaselnfluS 44 6.4 Entwlcklung elnes Ionenmodells fUr Nltratschmelzen 47 6.4.1 Das System L1N03 + AgN03 49 6.4.2 Das System NaN03 + AgN03 50 6.4.3 Das System KN03 + AgN03 51 6.4.4 Dle Systeme RbN03 + AgN03 und CSN03 + .AgN03 52 6.4.5 Verhalten bel Temperatur~derung 52 7. Tabellen 54 8. Abblldungen 112 9. Zusammenfassung 162 10. Llteraturverzeichnls 165 - 3 - 1. EinfUhrung FUr die physikalisch-chemischen die an Salzschmel Ph~omene, zen beobachtet werden, g1bt es zur Zeit noch keine umfassende theoret1sche Darstellung.Daher 1st es von gro3em Interesse, Uber mBgl1chst viele Typen von Salzschmelzen Me3daten zu sam meln. Besonders hervorzuheben sind Daten Uber Transportvorg~e in der Schmelze. Im Rahmen des vorliegenden Forschungsvorhabens werden die UberfUhrungszahlen der Alkal1n1trat-Sllbern1trat-Schmelzen der Form MN03 + AgN03 mit M = L1, Na, K, Rb, Cs in Abh~ig keit von der Zusammensetzung und der Temperatur best1mmt. Da rUber hinaus einem ein-zweiwert1gen System - der sollt~bei hochviskosen Schmelze Ca (N03)2 + AgN03 - die UberfUhrungs zahlen in yom Molenbruch bei 573,15 K bestimmt Abh~1gke1t werden. Be1 der D1skussion der elektr1schen nehmen Transportvorg~ge die UberfUhrungszahlen be1 F1Uss1gkeiten mit Ionenleitungs mechanismus einen wichtigen Platz ein. Aus ihnen lassen sich zusammen mit anderen Transportdaten die Reibungskoeffizienten, die ein Ma3 fUr die Wechselwirkungskrafte zwischen den ioni schen Bestandteilen der Ionenschmelze sind, berechnen (18, 21, 22). Zur Ermittlung der Transportdaten, die nicht-isotherme Salzschmelzen charakterisieren, werden UberfUhrungszahlen eben falls dringend benBtigt (8, 20, 23). Alle diese grundlegenden Daten tragen dazu bei, anwendungstechnische Probleme der Schmel zen, die Optimierung fUr ihren Einsatz und Korrosionsprobleme zu lBsen. FUr die weitere Verwendung der UberfUhrungszahlen sind Prazi sionsmessungen erforderlich. Deshalb werden die Untersuchungen nach zwei verschiedenen Verfahren durchgefUhrt: 1. EMK-Messungen an Konzentrationsketten mit tiberfUhrung (24, 30); 2. HITTORFsche UberfUhrungsversuche (2, 11, 14). - 4 - Vergleichsmessungen zwischen den beiden Verfahren werden von OTT (15) am System NaN03 + AgN03 durchgefUhrt. Die Ergebnisse ze1gen e1ndeut1g, daS EMK-Messungen an Konzentrat1onsketten zu wesentl1ch genaueren Ergebnissen fUhren als HITTORF-Messungen, sowe1t Tracer-Messungen n1cht mBgl1ch sind. Die UberfUhrungszahlen des Systems Ca(N03)2 + AgN03 kennen nur aus HITTORF-Versuchen best1mmt werden, da ke1ne Akt1v1t~tskoeff1- zienten bekannt sind. Die groSe Streuung der MeSwerte 1st be d1ngt durch die Ungenau1gkeiten der Analysen (15). FUr die obengenannten Alkal1n1trat-S1lbern1trat-Schmelzen werden Pr~z1s1onsmessungen an Konzentrat1onsketten mit Uber fUhrung durchgefUhrt. Die Arbe1tstemperatur der kal1um- und c~s1umhalt1gen Systeme l1egt zwischen 503,15 und623,15 K, die der l1th1umhalt1gen be1 617,65 K und die der natriumhal tigen be1 621.95 K. Das System RbN03 + AgN03 wird be1 vier Temperaturen von 533,15 K bis 623,15 K untersucht. Der Konzentrationsbereich ist be1 den s1lbern1tratarmen SChmelzen in manchen durch das Phasend1agramm einge F~llen Als kle1nster Molenbruch des Silbern1trats w1rd, schr~kt. = wenn meglich. ~ 0,1 gewahlt. Die Konzentrationsschritte betragen ~ X:2 = 0,1. Die Messungen werden auf reines Silber "litrat bezogen. Aus den UberfUhrungszahlen werden die Leitf~igkeiten und Ionenbeweglichkeiten bestimmt. Es wird angestrebt, ein Modell fUr das elektr1sche Verhalten der Salzschmelzen zu entw1ckeln. Die Xnderungen der Bewegl1chke1ten werden durch e1n erwe1tertes Netzmodell, w1e es von OTT (15) vorgeschlagen wurde, erkl~rt. Die Messungen werden in e1ner kompakten Konzentrat1onszelle mit UberfUhrung durchgefUhrt. Die Schmelzen stehen in d1rektem Kontakt. Es bef1ndet s1ch ke1ne Fr1tte in den Verb1ndungskap1~ laren, die das Ergebn1s bee1nflussen kennen. Zusammen mit der im Rahmen d1eser Arbeit entwickelten Zelle wird ein neukonstru1erter kleiner Heizofen verwendet. Bei der Konstruktion kam es darauf an, daS ein kurzer Of en mit groSem - 5 - Innendurchmesser zur VerfUgung steht. D1e Untersuchungen ergeben, daa durch d1e Auswahl der Glas sorten das Ge11ngen der Messungen an N1tratschmelzen bee1n fluat w1rd. Deshalb werden Meare1hen 1n Quarz-, Duran- und durchgefUhrt und der E1nflua d1skut1ert. ~remaxglas - 6 - 2. Theoretischer Teil In der vorliegenden Arbeit werden die UberfUhrungszahlen der ion1schen Eestandteile in Salzschmelzen errechnet. Die Versuche werden an einer Konzentrationskette mit UberfUh- rung durchgefUhrt. Dabei handelt es sich urn eine galvanische Kette mit zwei Elektroden, zwischen denen sich zwei Salz schmelzen unterschiedlicher Zusammensetzung befinden. Diese stehen Uber eine "ErUckenschmelze" 1n Verbindung, eine Schmel ze also, in der sich die Zusammensetzung kontinuierlich mit dem Ort andert. In dieser "ErUckenschmelze" findet standig Diffusion statt, so daB die Kette irreversibel ist. Es sol len nur Effekte bestimmt werden, die von Konzentrationsun terschieden herrUhren; es darf deshalb innerhalb der Schmelze weder ein Temperatur- noch ein Druckgradient vorliegen. An den Elektroden (Endphasen) einer solchen Kette liegt eine Potentialdifferenz an. Wird diese Potentialdifferenz bei Stromlosigkeit gemessen, spricht man von einer elektromoto rischen Kraft - EMK -, wenn gleichze1tig lokales heterogenes Gleichgewicht an jeder Phasengrenze herrscht. Eesteht die Schmelze aus zwei Salzen mit nur drei ionischen Eestandtei len, z.B. AX + BX, handelt es sich urn eine "einfache binare Schmelze" (18). Nur in solchen einfachen binaren Salzschmel zen 1st das Diffusionspotential der BrUckenschmelze eindeutig bes timmt (17). Die in dieser Arbeit angegebenen Endformeln fUr die UberfUh rungszahlen gelten daher nur fUr.diese einfachen binaren Schmelzen. Sobald eine Schmelze mehr als nur drei 10nische - 7 - Bestandteile enthalt, werden die Verhaltnisse wesentlich komplizierter. In der Schmelze enthaltenes Wasser ist eben falls als eine Komponente zu betrachten. Exakte Ergebnisse sind somit nur moglich, wenn mit wasserfreien Schmelzen ge arbeitet wird. Die Schmelzen werden durch die Temperatur, den Druck und den stochiometrischen Molenbruch xl der Komponente 1 bzw. ~ der Komponente 2 beschrieben. Der Molenbruch der Komponenten 1 und 2 ist definiert durch (la) und Dabei bezeichnet nl bzw. n2- die Stoffmenge der Kom ponente 1 bzw. 2. Als Komponente 1 wird das Alkali-, als Komponente 2 das Silbernitrat angesehen. Bei den hier un tersuchten Systemen ist das Anion der gemeinsame ionische Bestandteil. Es wird im folgenden mit dem Index _y be zeichnet; das Alkali-Ion wird durch den Index a, das Silberion mit ~ gekennzeichnet. Bei der nachfolgenden tiberlegung werden nicht nur die be reits definierten MolenbrUche benotigt, sondern auch die wahren MolenbrUche. Diese geben an, wieviele Teilchen einer Ionensorte sich bei vollstandiger Dissoziation in der Schmel ze befinden. Beim Aufschmelzen zerfallen die beiden Salze der Mischung in die Bestandteile AX - Va A + (2 ) BX - Dabei ist va die Zerfallszahl des kationischen Bestand teils der Komponente I, v~ die des kationischen Bestand teils der Komponente 2 und v;) bzw. V'y d:l.e der anionischen Bestandteile der jeweiligen Salze. - 8 - Selbstverst~d11ch gllt dabel fUr jedes Salz dle Elektro neutralltatsbed1ngung o (3) o Dabel slnd za ' z~ und z y dle Ladungszahlen der 10nl- schen Bestandte11e. Es erglbt slch nun fUr dle ~ahren MolenbrUche il der 10nlschen Bestandtel1e 1 xl 'Va 'V 1- xl + 'V2 ~ X2 'Va (4 ) 'VI xl + 'V 2 x2 'Vy xl + 'Vi: x2 'VI xl + 'V2 ~ mlt den AbkUrzungen + Zur Berechnung von UberfUhrungszahlen muB e1n geelgnetes Bezugssystem def1nlert werden. Es 11egt bel den Salzschmel zen nahe, das HITTORFsche Bezugssystem zu wahlen; hler wer den alle Geschw1ndlgke1ten auf dle m1ttlere Geschw1n - d1gke1t elnes 10nlschen Bestandte1ls