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Elektrische Kontakte und Schaltvorgänge: Grundlagen für den Praktiker PDF

116 Pages·1956·6.073 MB·German
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Elektrische Kontakte und Schaltvorgange Grundlagen fur den Praktiker Von Dr. Walther Burstyn vorm. a. o. Professor an der Technischen Hochschule in Berlin-Chariottenhurg Vierte verbesserte und erweiterte Auflage Mit 92 Abbildungen Springer-Ver lag Berlin / Gottingen / Heidelberg 1956 ISBN-13:978-3-540-01999-2 e-ISBN-13:978-3-642-92668-6 DOl: 10.1007/978-3-642-92668-6 Aile Rechte, insbesondere das der t.tbersetzung in [remde Sprachen, vorbehalten Ohne ausdriiekliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Bueh oder Teile daraus auf photomechanisehem Wege (photokopie, Mikrokopie) zu vervie]f;11tigen Copyright 1937,1912 and 1950 by Springer-Verlag OHG., Berlin/G6ttingen/Heidelberg © by Springer-Verlag OHG. in Berlin / G6ttingen / Heidelberg 1956 Vorwort zur vierten Auflage Gleich der dritten Aufla,ge ist a,uch die vierte a,n einigen Stellen erganzt und erwei tert worden, vor a,llem d urch Einb eziehu ng der Ergebnisse einiger neuerer Arbeiten a,uf den Gebieten der Verbundwerkstoffe, der Korrosion und der Dberga,ngswiderstande. Bisher ka,um bea,chtet worden ist die elektrosta,tische Anziehuug, die zwischen Konta,kten bei sehr kleinen Abstanden a,uftritt und iiberra,schend groBe Werte erreichen kann; sie erklart u. a. die "kalte Punktentladung". Die Technik beniitzt in immer hoherem MaBe Relais und Schalter, und so ist auch das Bediirfnis der Konstrukteure und Techniker gestiegen, iiber die Leistungen und Eigenschaften der Kontakte Bescheid zu wissen, urn sie richtig anwenden zu konnen und Fehlgriffe zu vermeiden. Ins besondere diesem Zwecke solI, wie die bisherigen, auch die vorliegende vierte Auflage dienen. Berlin, Juni 1956 W.Burstyn Vorwort zur ersten Auflage Das vorliegende Buch befaBt sich nicht mit jenen Schaltern, die die Stromunterbrechung durch Verlangerung oder Ausblasen des Licht bogens bewirken und fUr hohe Spannungen und Strome bestimmt sind, sondern mit solchen, die nur einen kleinen Hub auszufiihren brauchen, wie die meisten Relais. Dennoch handelt es sich dabei nicht nur urn sog. Schwachstrom. Merkwiirdigerweise sind die physikalischen Grundlagen fUr solche Schalter wenig bekannt lrod in keinem Lehrbuche Zll finden, obwohl sie zu den elementarsten Dingen der Elektrotechnik gehoren. Zum Beispiel zeigt es sich, daB sehr viele Ingenieure auf die Frage, welche Luftstrecke 220 V zu durchschlagen vermogen, nicht die richtige Antwort zu geben wissen. Das Buch will diese Grundlagen sowie die sich dara,us ergebenden praktischen Folgerungen zusammenfassend beschreiben, zum groBen Teil gestiitzt auf eigene Arbeiten. Es erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Hohe oder erschopfende Beharidlung des Stoffes. Ma,thematik ist fast ganz vermieden; wo sie vorkommt, kann dariiber hinweggelesen werden, so daB sich auch der ungeschulte Praktiker des Buches bedienen kann. Berlin-Wilmersdorf, im Juli 1937 W. Burstyn Inhaltsverzeichnis Seite Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1. Bezeichnungen ................................................... 1 2. Einleitung ....................................................... 1 3. Arbeitsweise und Formen del' Kontakte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 2 4. Kontaktstoffe .................................................... 3 a) Elementare Kontaktstoffe ....................................... 3 b) Legierungen. . . . . . . . . . . . . . . . .. ................................. 5 e) Verbundstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 6 5. Kondensatoren ... ....... ......... .......... .. ........•........... 9 a) Papierkondensatoren ........................................... 9 b) Glimmerkondensatoren ......................................... 10 c) TrolitulkondenEatoren .......................................... 11 d) ElektrolytkondeIlEatoren ........................................ 11 6. Ohmkreise ....................................................... 11 7. Veranderliche Widerstiinde ........................................ 11 8. Elektromagnete ............................ ;..................... 12 9. Hochfrequenzspulen .............................................. 13 10. Schwingungskreise ................................................ 13 11. Gleichwertige Schaltvorgiinge ...................................... 13 Das AU88chalten von Gleichstrom ....... , ................................. 16 A. Ohmkreis ........................................................ 16 1. Der Grenzstrom iu .............................. " ............ 16 2. Die Lichtbogenmindestspannung Vb ............................. 20 3. Der Lichtbogen ................................................ 22 4. Das Glimmlicht und seine Mindestspannung Vg ................... 25 5. Die "Oberschlagspannung ........ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 27 6. Die drei Spannungsbereiche ..................................... 29 7. Die Liischung des Unterbrechungsfunkens ........................ 29 a) Aufgabe .................................................... 29 b) Widerstand mit Vorschaltkondensator parallel zum Schalter ....... 30 c) Schwingungskreis parallel zum Schalter ......................... 31 B. Induktiver Kreis ................................................. 34 1. Das Ausschalten einer Selbstinduktion ........................... 34 2. Die Liischung des Selbstinduktionsfunkens durch Diimpfung ........ 37 a) Widerstand parallel zur Selbstinduktion ........................ 37 b) Induktive Diimpfung der Selbstinduktion ...................... 39 c) Widerstand parallel zum Schalter ............................. 39 d) Widerstand mit Vorschaltkondensator parallel zum Schalter ..... ,. 40 e) Dampfung durch Entladestrecken ............................. 42 f) Diimpfung durch Gleichrichter ................................ 42 v Inhaltsverzeichnis 3. Die Loschung des Selbstinduktionsfunkens dureh einen Kondensator 43 a) Kondensator parallel zur Selbstinduktion ....................... 43 b) Schwingungskreis parallel znm Schalter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 44 4. Das Ausschalten eines Fernsprechrelais ........................... 46 C. Besondere Loschschaltungen fiir Gleichstrom ........................ 47 Das A U8schalten von Wechselstrom ....................................... 50 A. Ohmkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 50 1. Scheitelspannung Uk unter del' Lichtbogenmindestspannung Ub ...... 50 2. Scheitelspannung Uk unter der Glimmlichtspannung Uu .......••..• 50 a) Die Unterbrechung findet beim Nullwert statt ....... " ......... 50 b) Die Unterbrechung findet nicht beim Nullwert statt ............ 50 3. Scheitelspannung Uk iiber del' Glimmlichtspannung Ug ••••••••••••• 52 a) Strom unter del' Grenzstromstii..rke .................... , ....... 52 b) Strom iiber del' Grenzstromstiirke ............................ 52 B. Induktiver Kreis ................................................. 53 C. Kapazitiver Kreis .........................................." . ..... 55 Das Einschalten von Btromkreisen ....................••..•...••......... 55 A. Vorbemerkung ................................ . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 55 B. Das Einschalten von Gleiehstrom ................................... 5.5 1. Ohmkreis ..................................................... .55 2. Induktiver Kreis ;............................................. 56 3. Kapazitiver Kreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 56 4. Schwingungskreis ............................" . . . . . . . . . . . . . . . . .. 57 5. Entladen eines Kondensators .................................... 57 6. Kippschwingungen ............................................. 58 C. Das Einschalten von "Techselstrom ... " " ... , ............. '" ...... 59 1. Ohmkreis ..................................................... 59 2. Induktiver Kreis, Uk < UII ...................................... 59 3. Induktiver Kreis, Un> Ug ••••••••••••••••••••••••••••••••••••• 60 4. KapazitiverKreis, Uh < UII ................................... 61 5. Kapazitiver Kreis, Uk> Uu .....•.....•...........•............ 61 6. Schwingungskreis .............................................. 61 Vbe'rgangswiderstande ............ " .................................... 61 A. Allgemeines .................................................... " 61 B. Beriihrungsflachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 62 C. Del' Engewidcrstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 63 D. Entfestigungs. und Schmelzspannung ............................... 63 E. Diinne und dicke Deckschichten ................................... 64 F. Stromdurchgang durch diinne Deekschichten ...............•........ 66 G. Reibung und Schmieren .......................................... 68 H. Das Fritten und del' Stromdurchgang durch dicke Deckschichten von 30 bis 3000 A .................................................... 69 J. Geklemmte Schienen. und Drii..hte .................................. 73 K. Grobe Ubergangswiderstande ...................................... 74 L. Schleifkontakte .................................................. 76 M. Kornerkontakte ................................................. 78 N. Elektrostatische Erscheinungen .................................... 78 O. Die kalte Punktentladung ......................................... 79 VI Inhalt.sverzeichnis Son8tige storende Er8cheinungen ........................................ 80 A. Das Prellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 80 B. Das Schweben .................................. :............... 81 C. Das SchweiLlen ................................................. 81 D. Die elektrostatische Selbstunterbrechung ............ " .. . . . . .. .. . .. 82 Pilege der Kontakte .................................................. 83 Die Erwiirmung von Schaltern ......................................... 84 Die Abnutzung von Druckkontakten bei Gleich8trom ........................ 86 A. V'bersicht ...................................................... 86 B. Untersuchungen von W. KRUGER ..... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 87 1. Ausschalten eines Ohmkreises .................................. 87 2. Ausschalten eines induktiven Kreises ............................ 89 3. Entladen eines Kondensators ................................... 89 4. Ausschalten eines induktiven Kreises mit cR-Loschkreis .......... 90 C. Untersuchungen von R. HOLM • . . • . • . • • . • . • • • . • • . • . . • • . . • • • • . • . . •. 91 1. Ausschalten eines Ohmkreises .................................. 92 2. Ausschalten eines induktiven Kreises ............................ 94 3. Entladen eines Kondensators .................................... 94 4. Einschalten eines Ohmkreises .................................. 95 5. Ausschalten eines Ohmkreises mit cR-Loschkreis ................. 95 6. Ausschalten eines Ohmkreises mit cL-Loschkreis ... ......... ...... 95 7. Ausschalten eines induktiven Kreises mit cR-oder cL-Loschkreis '" 95 D. Erorterung der Ergebnisse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . .. 95 1. Ausschalten eines Ohmkreises ......................... :........ 96 2. Ausschalten eines induktiven Kreises ............................ 96 3. Entladen eines Kondensators tiber einen Widerstand . . . . . . . . . . . . . .. 96 4. Entladen eines Kondensators tiber eine Selbstinduktion ... . . . . . . . .. 97 5. Einschalten eines Ohmkreises .................................. 97 6. Ausschalten eines Ohmkreises mit cR-Loschkreis ................. 97 7. Ausschalten eines Ohmkreises mit cL-Loschkreis ......... ......... 98 8. Ausschalten eines induktiven Kreises mit cR-Loschkreis ........ .. 98 9. Ausschalten eines induktiven Kreises mit cL-Loschkreis ........... 99 E. Neuere Untersuchungen ...•...................................... 99 Die Abnutzung von Druckkontakten bei WechselBtrom '. ..................... 100 Die Abnutzung von Schleilkontakten .....••.•........................... 101 Besonderer Schalter ................................................... 102 A. Vakuumschalter ............................................... 102 B. Schalter in Gasen und Fltissigkeiten ............................... 104 C. Quecksilberschalter ..................................•........... 105 Litaaturverzeichnis .................................................. 107 Sachverzeichnis .............................................. " ....... 109 Allgemeines 1. Bezeichnungen A = Arbeit (Wattsekunde, Joule). e =spez. Widerstand (!Lcm). A = Angstrom 10-10 m). R = Widerstand (Q). Ag = Silber. Re = Vorsehaltwiderstand eines Kon. Al = Aluminium. densators (Q). Au = Gold. Rd = dampfender Widerstand (Q). a = Abstand (em). Rs = Widerstand einer Selbstinduktion a = Kapazitat(Farad). Sehaltstoff = Kontaktmaterial. [(Q). eu = Kupfer. Schaltstiick = Kontaktstiiek,Kontakt. d = Drahtdurehmesser (em). T, t = Zeit, Periode (Sekunden). b = logar. Dekrement. U, u = Spannung (Volt). j = Frequenz = liT. Ub = Mindestspannung am Lichtbogen. I, i = Strom (Ampere). Ug = Mindestspannung am Glimmlicht. iu = Grenzstrom bei del' Spaunung U. Uh = Scheitelspannung eines 'Yechsel· L = Selbstinduktion (Henry). stromes. p = 10-6 m = 10-4 A Uu = Spannung am Schalter. Ni = Nickel. V = Wicklungsvolumen (ema). Pd = Palladium. W = Warmemenge (geal). Pt = Platin. W = Watt. r = Halbmesser einer Spule (em). W = Wolfram. 2. Einleitung Ein groBer Vorteil del' Elektrizitat gegeniiber anderen Energieformen besteht darin, daB sIe es gestattet, kleine und groBe Leistungen mit einem verhaltnismaBig viel geringeren Kraftaufwande zu steuern, als es mechanisch odeI" nydraulisch 'lliog1ich ist. Das Mittel dazu ist del' Schalter, und dieser heruht auf dem ele~t.rischen Kontakte. Kontakte sind in allen elektrischen Geraten vorhanden. Klemmen, Schalter, Relais, Schiitze, Schleifringe und Kollektoren sind durch Kon. takt wirksam. An den Kontaktstellen treten physikalische und chemi. sche Erscheinungen mannigfacher Art au,{, die bei Nichtbeachtung zu erheblichen Storungen fiihren konnen. Di.e wichtigsten Anforderungen an einen Kontakt sind: Einwandfreies SchlieBen und Offnen eines Stromkreises und fiir die Dauer des SchlieBens ein moglichst kleiner Dbergangs»i.derst.and, der sich auch fiir eine ge wisse Schaltzahl und Zeit.dauer (z. B. 5 bis 20 Jahre) nicht merkbar andern solI. Bei elektrisch hochbelasteten Kontakten miissen Material. verlust durch Abbrand und Mat.erialwanderung so klein sein, daB fiir 2 Allgemeines eine geforderte Schaltzahl ein einwandfreies Schalten gesichert ist. Bei Relais mit genauen SchaItzeiten sollen die~e innerhalb der vorgeschrie benen Grenzen bleiben. These Leistungen und die Auswahl eines Kontaktstoffes sind abhangig von seinen Eigenschaften und den Bedingungen, unter denen er arbeitet. Es sind dies insbesondere folgende: Physikalische Eigenschaften: Elektrische und thermische Leitfahigkeit, Schmelztemperatur und -warme, Schmelzspannung, Verdampfungs temperatur (Siedepunkt) und Verdampfungswarme, Temperaturkoeffi zient des elektrischen Widerstandes, Elektronenaustrittsarbeit. Ghemische Eigenschaften: Bestandigkeit gegen Korrosion lmd gegen die Bildung von Deckschichten durch Sauerstoff und Schwefel. Technologische Eigenschaften: Gefiige (homogen, Mischkristalle, ge sintert), Harte mit und ohne Oberflachenverdichtung, Zugfestigkeit, Dehnung, Streckgrenze, Elastizitatsmodul, Warmefestigkeit, Viskositat, Verschlei£festigkeit, Bearbeitbarkeit. Elektrische Bedingungen: Schaltspannung und -strom, Gleich- oder We chselstrom , Belastungsart (ohmisch, induktiv, kapazitiv), mit oder ohne Lichtbogenloschung. Mechanische Bedingungen: Bei Abhebekontakten Abmessungen und Form der Kontaktstiicke, Kontaktdruck und Schaltgeschwindigkeit beim Offnen und SchlieBen, Schaltfrequenz, Flachenreibung oder nicht. Bei Schleifkon~akten Druck und Geschwindigkeit. Preis: Die Wahl eines Kon taktstoffes ist nicht zum mindesten von seinem Preise abhangig, der allerdings schwankt. Die nachstehenden Angaben je Gramm gaIten im Herbst 1954: Silber Palladium Gold Platin Iridium Rhodium 0,12 3,60 5,10 13 15 18 DM 3. Arbeitsweise nod Formen 4.er KoJJtakte Nach ihrer Arbeitsweise lassen sich die Kontakte einteilen in Abhebekontakte, Steckkonta.kte und Schleifkontakte, Klemmkontakte. Abhebekontakte oder DruckschaIter nach Art eines Morsetasters werden in» uden meisten Schaltgeraten, insbesondere in Relais, verwendet. Die Schaltstiicke sind meist rund mit flacher oder schwach- konvexer Beriihrungsflache (Bild I) und haben einen Durch- messer von wenigen Millimetern. Fiir Versuchszwecke, ~. namentlich solche mit verschiedenen Schaltstoffen, gibt man den Scha,ltstiicken zweckmaBig die Form runder Stifte von, BUd 1. Kontakt 4 bis 5 mm Durchmesser und etwa 20 mm Lange. Einerder- Kontaktstoffe 3 selben wird fest eingespannt, der andere mit einer geeigneten Handhabe versehen oder in einen Schalthebel eingesetzt. Proben edler Metalle lotet man auf das Ende eines Stiftes auf. Bei Versuchen mit uber etwa 5 A erhalt der Schalter besser eine Bau art ahnlich wie nach Bild 54. Oft werden auch gekreuzte Drahte (Drahtstifte, sog. Kreuzkontakte) angewandt. Sie verhalten sich ahnlich wie zwei Kugeln yom doppelten Durchmesser der Drahte und ergeben bei Verformung durch Druck an genahert dieselbe kreisformige Beruhrungsstelle. Elektrische und thermische Leitfahigkeit spielen besonders bei mit starken Stromen belasteten Kontakten eine bedeutende Rolle. - Je nach ihrer Bauart und Anwendung konnen Abhebekontakte mit Schalt frequenzen bis zu 1000 Hz und Schaltzahlen bis zu 2.109 beansprucht werden. Steckkontakte sind Verbindungsstecker, Steckerleisten u. dgl. mit den zugehorigen Fassungen. Der bewegliche Teil ist aIs runder Stift oder messerartig geformt; einer der beiden TeiIe federt und bewirkt den kraftigen Reibungsdruck. Die Schalthaufigkeit ist sehr gering. Klemm- und Schraubkontakte haben groBe Beriihrungsflachen, werden mit starkem Druck gegeneinander gepreBt und nur selten, niemaIs unter Strom, geschlossen und geoffnet. Schleifkontakte sind solche mit mindestens einem schleifenden Kon taktstuck, wie Schleifringe, Kollektoren llnd Drehschalter. 4. Kontaktstoffe Die Kontaktwerkstoffe lassen sich in drei Gruppen einteilen: Elemente, Legierungen und Sinter- oder Verbundwerkstoffe. Legierungen sind Mischungen von Metallen, die sich in geschmolzenem Zustande vollig in einander losen und beim Erkalten homogene Mischkristalle bilden. 1hr Schmelzpunkt liegt niedriger, ihre Harte hoher, aIs die Zusammen setzung erwarten lieBe. Selten werden Legierungen benutzt, die sich beim Erkalten und Kristallisieren wieder sondern. - Verbundstoffe bestehen aus Metallen, die sich nicht miteinander legieren. Sie werden durch Sinterung (oder, wie man auch sagt, pulvermetallurgisch) hergestellt, in dem feinste Pulver der (zwei oder mehr) Bestl;tndteiIe miteinander ge mischt und bei einer unter dem Schmelzpunkte eines oder alIer Bestand teiIe liegenden Temperatur und unter hohem Druck in einem geeigneten Schutzgase langere Zeit zusammengepreBt werden, wodurch sie sich voIlkommen fest zusammenbacken. a) Elementare Kontaktstoffe. Kupfer hat bei reiner Oberflache gute Schalteigenschaften, biIdet aber leicht eine braune bis schwarze, isolie rende Oxydschicht und ist dann fur niedrige Spannungen ungeeignet. Burstyn, Elektr. Kontakte, 4. Auf!. 1 4 Allgemeines Nur bei hoheren Spa,nnungen, die diese Schicht zu durchbrechen ver m6gen, oder wenn sie durch einen kraftigen Schalter immer wieder zer klopft wird, ist Kupfer fUr kurze selbstloschende Lichtbogen bei geringen Anforderungen an die Kontaktgute brauchbar, wird aber immer mehr durch Silber und Silberlegierungen verdrangt. Silbe1· ist der am meisten verwendete Kontaktstoff der Elektro technik. Kein anderes Metall hat eine so hohe thermische und elektrische Leitfahigkeit wie Silber. Unter norma,len Bedingungen und allch im Lichtbogen oxydiert es nicht, doch bildet es in schwefelhaltiger Luft gelbe bis schwarze Anlaufschichten aus SilbersuIfid, deren Widerstand bei kleinen Kontaktkraften (unter 50 g) st6rt. Silber ist sehr duktil und wird in Form von Nieten, Formstucken, aufgelOteten Plattchen, plat tiertem Material lmd galvanischen Dberzugen verwendet. Es besitzt eine fUr die meisten Zwecke ausreichende Abbra,ndfestigkeit, neigt aber zUlli VerschweiBen und bei Gleichstrom etwas zur Ma,teria,lwa,nderung. Fur sehr zarte Scha,lter, die kleinen Dbergangswidersta,nd haben sollen, ist Silber nicht geeignet. Bei genugender Schaltkraft hat Silber den weitesten Anwendungsbereich aller Metalle bis hinauf zu Str6men von mehreren 1000 A. Gold ist das edelste aller Metalle. Es bildet keinerlei Deckschichten, ist aber sehr weich und neigt stark zum VerschweiBen und Kleben, sowie bei Gleichstrom zur Materialwanderung. Es laBt sich gut galvanisch auf bringen und wird rein nur so verwendet, sonst in Form von Legierungen. Platin ist ziemlich weich, gut verformbar und plattierbar und bildet unter keinen Umstanden eine isolierende Deckschicht. Sein hoher Sclllue1zpunkt ergibt eine gute Abbrandfestigkeit. Dank dieser und seiner hinreichenden Leitfahigkeit ist es von besonderer Bedeutung fUr Kontakte, von denen· ein konstanter niedriger Dbergangswiderstand verlangt wird. Bei Gleichstrom neigt es ein wenig zur Materialwanderung und Spitzenbildung. Es wird in der Schwachstromtechnik angewandt, wenn hochste Kontaktsicherheit verlangt ist, meist in Form von Legie rungen. Palladium hat von allen Metallen der Platingnlppe die geringste Korrosionsfestigkeit, indem es in Luft oberhalb von 3500 eine Oxydhaut biIdet, die sich indes uber 9000 wieder zersetzt. Palladium neigt weniger zum SchweiBen als Platip., hat aber eine etwas geringere Abbrandfestig keit. Gegen Schwefel ist es unempfindlich. Dank seinem viel niedrigeren Preise und rund halb so hoher Dichte kommt es wesentlich billiger als Platin und ersetzt in der Schwachstromtechnik vorteilhaft sowohl dieses als das schwefelempfindliche Silber. Unter allen Edelmetallen genugt von Palladium der geringste Zusatz (30%), um Silber schwefelfest zu. machen. Das reine Metall sowohl wie seine Legierungen werden daher fUr Relais u. dgl. immer mehr verwendet.

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