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Electrical Conductivity II / Elektrische Leitungsphänomene II PDF

497 Pages·1957·18.044 MB·German-English-French
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ENCYCLOPEDIA OF PHYSICS EDITED BY s. FLaGGE VOLUME xx ELECTRICAL CONDUCTIVITY 11 WITH 272 FIGURES SPRINGER-VERLAG BERLIN . GOTTINGEN . HEIDELBERG 1957 HANDBUCH DER PHYSIK HERAUSGEGEBEN VON S. FLOGGE BAND XX ELEKTRISCHE LEITUNGSPHANOMENE 11 MIT 272 FIGUREN SPRINGER-VERLAG BERLIN . GOTTINGEN . HEIDELBERG 1957 ISBN-13: 978-3-642-45860-6 e-ISBN-13: 978-3-642-45859-0 DOI: 10.1007/978-3-642-45859-0 Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. © by Springer-Verlag oHG. Berlin· Göttingen . Heidelberg 1957 Softcover reprint ofthe hardcover 1st edition 1957 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinn der Warenzeichen -und Markenschu tz Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Inhaltsverzeichnis. Seite Halbleiter. Von Dr. OTFRIED MADELUNG, Forschungslaboratorium der Siemens Schuckert-Werke AG, Erlangen (Deutschland). (Mit 108 Figuren) A. Grundbegriffe der Halbleiterphysik 2 1. Der Halbleiterbegriff . . . 2 II. Der ungestörte Halbleiter. 9 II1. Gitterstörungen . . . . . 15 B. Der Halbleiter im thermischen Gleichgewicht 31 C. Theorie der Leitfähigkeit in homogenen Halbleitern 48 I. Allgemeine Theorie der Leitfähigkeit in isotropen Halbleitern 50 a) Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . 50 b) Elektrische, magnetische und thermische Effekte 53 c) Theorie der Beweglichkeit . . . . . . 62 11. Isotherme Effekte in isotropen Halbleitern . . . 68 II!. Nicht isotherme Effekte in isotropen Halbleitern . 86 IV. Anisotrope Halbleiter 95 D. Nichtgleichgewichtsprozesse in homogenen Halbleitern 108 1. Das Verhalten einer lokalen Dichteabweichung im Halbleiterinneren 110 11. Leitungsprozesse . 121 E. p-n-übergänge . . . . 145 1. Theorie des einzelnen p-n-Übergangs . 147 Ir. Mehrfache p-n-übergänge. 166 F. Oberflächen und Kontakte . . . 1 iG 1. Die freie Halbleiteroberfläche, die Grenze Halbleiter-Vakuum und Halb- leiter-Gasphase . . . . . . . . . 176 11. Der Kontakt Halbleiter-Metall 188 II!. Der Kontakt Halbleiter-Halbleiter. 205 G. Halbleiteroptik . . . 207 H. Magnetische Probleme 213 J. Bestimmungsmethoden der wichtigsten Halbleiterparameter 217 K Spezielle Halbleiter . . . . . 229 Zusammenfassende Literatur 243 Ionic Conductivity. By Dr. ALAN BERNARD LIDIARD, Atomic Energy Research Esta- blishment, Harwell, Berkshire (Great Britain). (With 54 Figures) . . . . . 246 1. Chemical nature and atomic configuration of the charge carriers. . 250 11. Theory of intrinsic conductivity by FRENKEL and SCHOTTKY models 258 a) Statistical theory of the densities of defects 258 b) Atomic theory of heats of formation of defects 263 c) Statistical theory öf the mobility of defects. . 275 VI Inhaltsverzeichnis. Seite III. Ionic conductivity in the extrinsic or "structure-sensitivc" region 279 a) Effects giving rise to a structure sensitive conductivity 279 b) Application of aliovalent impurities to the elucidation of the mechanism and the parameters of intrinsic conductivity . . . . . . . . . . . . 285 c) The solubility of impuritics and other factors implicit in thc treatment of the preceding section . . . . . . . 290 IV. More accurate theory of ionic conductivity 298 V. Alternating current phenomena . . . . . 311 a) Dielectric loss due to complexes. . . . 312 b) Polarisation effects in ionic conductivity . 318 VI. Diffusion. . . . . . . . . . . . . . . . 324 a) Self-diffusion in the intrinsic and "structure-sensitive" regions 324 b) Diffusion of impurities. . . . . . . . . . 335 c) Thermal diffusion and thermoelectric power 339 Bibliography . . . 346 General references. 348 The Electrical Properties of Glass. By Dr. J. M. STEVELS, Senior Research Chemist, Philips Research Laboratories, Eindhoven (Netherlands). (With 41 Figures) . 350 A. The behaviour of glass in direct-current electric fields 350 I. Volume properties . 350 II. Surface properties . 367 III. Dielectric strength . 369 B. The behav iour of gl ass in periodic electric fields 372 I. Dielectric losses as a function of the temperature and the frequency of the applied field . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 II. Dielectric losses as a function of the chemical composition 379 III. The behaviour of other physical properties in periodic electric fields 388 General references. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391 Electrochimie. Par Dr. E. DARlIfOIS, Professeur a la Faculte des Sciences de I'Universite de Paris, Paris (France). (Avec 69 Figures) 392 I. Ions. - Conductibilite. . . . 392 a) Generalites. - Ions. . . . 392 b) Conductibilite des electrolytes 394 II. Mobilite des ions. . . . . . . . 397 a) Definition. - Formule de KOHLRAUSCH 397 b) Nombres de transport . . . 398 c) Mobilite des ions et viscosite . 400 III. Force electromotrice des piles. . 408 IV. Anomalies des electrolytes forts. - Theorie de l'interaction ionique 414 V. Associations de BJERRUlIf. . . . . . . . . . 421 VI. Viscosite des solutions electrolytiques 425 VII. Proprietes optiques des solutions electrolytiques 426 VIII. Electrolytes fondus . . . . . . . . . . . . . 433 IX. Retour sur les f.e.m. des piles. - PotentieIs normaux 437 X. Piles avec potentieIs de diffusion (jonction liquide) . 447 XI. Mesure de la concentration des ions hydrogene (PR) 451 XII. Constitution de la double couche. Theories . . . . 456 XIII. Electrocapillarite 461 XIV. Mesures directes de la capacite de la double couche 463 Inhaltsverzeichnis. VII Seite XV. Phenomenes electrocinetiques ... 466 a) Electroosmose. - Electrophorese 466 b) F.e.m. de filtration . . . . . . 470 c) Filtration des solutions salines sur membranes 471 d) Phenomenes irreversibles aux electrodes 472 Sachverzeichnis (Deutsch-Englisch) 480 Subject Index (English-German) 485 Table des matiE~res (Franyais) . 490 Halbleiter. Von O. MADELUNG. Mit 108 Figuren. 1. Einleitung und Überblick. Die Halbleiterphysik befaßt sich mit den elektri schen, magnetischen und optischen Eigenschaften aller nicht-metallischer elek tronenleitender Festkörper, sie stellt also ein Bindeglied zwischen der Metall physik einerseits und der Physik der Ionenleiter und der Isolatoren andererseits dar. Die wachsende wissenschaftliche und technische Bedeutung, die die Halb leiter in den letzten Jahren gewonnen haben, beruht auf einer Reihe charakteri stischer Eigenschaften, von denen wir hier nur zwei Beispiele anführen wollen. Die starke Abhängigkeit der Dichte der im Halbleiter enthaltenen freien Ladungs träger von Gitterstörungen und von der Temperatur gestattet es, mit einem ein zigen Halbleiter häufig das gesamte Gebiet von hoher (metallischer) Leitfähigkeit bis zu fast verschwindender Leitfähigkeit zu überdecken. Das Auftreten von zwei verschiedenen Leitungsmechanismen (Elektronen- und Löcherleitung) führt zu einer Anzahl interessanter Erscheinungen, von denen wir hier nur die Injektion von Minoritätsträgern und den Transistor-Effekt nennen. Gerade die Anfälligkeit der elektrischen Leitfähigkeit eines Halbleiters und der damit verbundenen Erscheinungen gegenüber Gitterstörungen und Verun reinigungen erschwert jedoch häufig die genaue Analyse seiner Eigenschaften. So war die erste Phase der Halbleiterforschung gekennzeichnet durch die technolo gischen Schwierigkeiten der Herstellung reiner Halbleiter mit reproduzierbaren Eigenschaften. Erst die Suche nach neuen halbleitenden Festkörpern und die Intensivierung der Halbleiterforschung für technische Bedürfnisse in den Kriegs jahren haben diese Schwierigkeiten weitgehend überwunden. In den Halbleitern Germanium und Silizium, denen sich die Forschung damals zuwandte, sowie in einigen der in neuerer Zeit entdeckten halbleitenden III-V-Verbindungen stehen heute Halbleiter zur Verfügung, deren technologische Behandlung weitgehend gelöst ist und deren Eigenschaften sich zum überwiegenden Teil quantitativ deuten lassen. Wenn auch alle Halbleiter in den Grundzügen den gleichen Lei tungsmechanismus besitzen, so sind doch bei den meisten anderen Halbleitern die technologischen Schwierigkeiten zu groß, um ein ähnlich geschlossenes Bild ihrer Eigenschaften zu entwerfen, wie dies bei den oben erwähnten Halbleitern der Fall ist. Wir werden uns deshalb vorwiegend auf diese ,Modellhalbleiter' be ziehen. Bei der Fülle der in Halbleitern auftretenden verschiedenartigsten Erschei nungen ist eine Begrenzung des Rahmens dieses Beitrages unumgänglich. Wäh rend die Grenze zwischen Halbleitern und Metallen verhältnismäßig scharf ge zogen werden kann, besteht zu den Isolatoren und Ionenleitern ein kontinuierlicher Übergang. Hier wird jedoch die Gruppe der Photoleiter, die das Grenzgebiet zwischen Halbleitern und Isolatoren überdecken, in einem gesonderten Beitrag (GARLICK, Bd. XIX) behandelt. Wir werden infolgedessen alle Fragen der Photo leitfähigkeit nur soweit behandeln, wie sie auch für Halbleiter mit großer Handbuch der Physik. Bd. XX. 2 O. MADELUNG: Halbleiter. Zift. 2. ,Dunkelleitfähigkeit' von Interesse sind. Festkörper mit beträchtlicher Ionen leitung bleiben schließlich dem folgenden Beitrag überlassen. Das so abgegrenzte Gebiet umfaßt alle Halbleiter mit vorwiegend homöopola rem Bindungscharakter. Auch hier sind Teilprobleme, deren Bedeutung sich über die Halbleiter hinaus auf die gesamte Festkörperphysik erstreckt, bereits in anderen Beiträgen enthalten, so die elektronentheoretischen Grundlagen in dem Beitrag von SLATER in Bd. XIX, die Theorie der Gitterfehlstellen in Bd. VII/i, ferromagnetische Probleme in Bd. XVIII, Optik in Bd. XXV und die Luminiszenz in Bd. XXVI. Das Hauptgewicht des vorliegenden Beitrages erstreckt sich also auf den Leitungsmechanismus der Halbleiter und die Vielfalt der damit verbun denen Erscheinungen. Zur Durchführung dieses Programms ist noch folgendes zu bemerken. Bei der derzeitigen raschen Entwicklung der Halbleiterphysik sind viele Teilfragen noch weitgehend ungeklärt. Eine ausführliche Diskussion dieser akuten Probleme würde den Umfang dieses Berichtes sprengen und vielleicht allzu rasch durch neue Ergebnisse überholt werden. Wenn auch alle diese Probleme angedeutet werden, so liegt doch das Schwergewicht der Darstellung auf den gesicherten Grundlagen der Halbleiterphysik. Diese letzte Beschränkung kann vor allem deshalb in Kauf genommen werden, als in der von W. SCHOTTKY herausgegebenen Reihe ,Halbleiterprobleme' [23J gerade die Problematik in den Vordergrund ge stellt wird und jährlich in einem neuen Band über deren Weiterentwicklung aus führlich berichtet wird. Wir werden der eingehenden Darstellung der Halbleitertheorie (Abschnitt B bis D) im ersten Abschnitt einen Überblick über die wichtigsten Begriffe der Halbleiterphysik voranstellen. Hier wird ein großer Teil der Fragen, die in späteren Ziffern ausführlich behandelt werden, kurz zusammengefaßt. In den späteren Abschnitten folgen dann spezielle Probleme und zum Abschluß ein Über blick über die wichtigsten Halbleiter und deren Eigenschaften. A. Grundbegriffe der Halbleiterphysik. I. Der Halbleiterbegriff. 2. Definition des Halbleiters, Klassifizierung verschiedener Halbleitertypen. Die Definition des Halbleiters und damit der Rahmen der als Halbleiter bezeichneten Stoffe hat im Laufe der Zeit eine starke Wandlung erfahren. Der Halbleiter begriff wurde ursprünglich eingeführt, um diejenigen Festkörper zu erfassen, deren spezifische Leitfähigkeit zwischen der der Metalle einerseits und der der Isola toren andererseits liegt. Diese Definition durch die Größe der Leitfähigkeit bei einer willkürlichen Bezugstemperatur umfaßt natürlich sehr heterogene Stoff gruppen und kann nicht allein zur Kennzeichnung einer physikalisch fest umrisse nen Klasse von Festkörpern benutzt werden. Der nächste Versuch die Halbleiter durch eine strenge physikalische Meß vorschrift zu definieren, war die Definition, daß zu den Halbleitern alle Körper mit einem positiven Temperaturkoeffizienten der elektrischen Leitfähigkeit zu rech nen sind. Auch diese Definition ist nicht eindeutig, da der Temperaturverlauf der spezifischen Leitfähigkeit eines Festkörpers in verschiedenen Temperatur bereichen verschieden sein kann und zudem bei den meisten Halbleitern von Probe zu Probe stark schwankt. Eine weitere Definitionsmöglichkeit, die zwar auch noch nicht alle Schwie rigkeiten beseitigt, aber wohl doch den heute allgemein verwendeten Halbleiter begriff umschließt, ist die folgende: Ziff. 2. Definition des Halbleiters, Klassifizierung verschiedener Halbleitertypen. 3 Halbleiter sind kristalline Festkörper, die in reinem Zustand in der Nähe des absoluten Nullpunktes der Temperatur isolieren, bei höheren Temperaturen iedoch entweder eine eindeutig nachweisbare elektronische Leitfähigkeit besitzen, durch Störung des idealen Gitteraufbaus eine Leitfähigkeit erhalten oder bei welchen zu mindest durch äußere Einwirkung eine Leitfähigkeit erzwungen werden kann. Hierzu ist eine eingehende Erläuterung notwendig: Die Forderung des kri stallinen Aufbaus schließt zunächst alle physikalisch undefinierten Körper, wie Holz, "feuchter Bindfaden" usw. aus, die nach der zuerst angeführten Definition eine Leitfähigkeit zwischen der der Metalle und der der Isolatoren besitzen. Erfaßt werden also nur Festkörper mit eindeutig gegebener Gitterstruktur, wobei jedoch nicht ausgeschlossen werden soll, daß Halbleiter auch nach über schreiten ihres Schmelzpunktes, also in der flüssigen Phase noch halbleitende Eigenschaften beibehalten können (vgl. z. B. Ziff.93). Die Forderung einer elektronischen Leitfähigkeit schließt die Ionenleiter aus. Die Grenze zwischen Halbleiter und Ionenleiter ist hier natürlich verwaschen, da Elektronenleitung und Ionenleitung nebeneinander auftreten können. Das Kriterium für den Halbleiter soll hier sein, daß die Elektronenleitung überwiegt. Abweichend von dieser Definition wurden früher auch die Ionenleiter zu den Halb leitern gerechnet und die jetzt allein als Halbleiter bezeichneten Körper als elektronische Halbleiter bezeichnet. Die obige Definition grenzt weiterhin die Halbleiter gegen die Metalle ab. Es wird gefordert, daß der Grundzustand des Festkörpers von den Zuständen höherer Energie, insbesondere von den erst eine elektronische Leitfähigkeit ermöglichenden Zuständen (vgl. Ziff.4) durch einen endlichen, d.h. nicht infini tesimal kleinen Energiebetrag getrennt ist. In der Einelektronennäherung des Bändermodells bedeutet dies, daß im Grundzustand das höchste besetzte Band (Valenzband) des Halbleiters völlig mit Elektronen besetzt ist, das nächsthöhere (Leitungsband) dagegen leer ist, und daß zwischen den beiden Bändern im reinen Zustand ein endliches unbesetztes Intervall, die verboteneZone, liegt. Dies braucht bei gestörter Gitterstruktur nicht mehr zu gelten (Störbandleitung, vgl. Ziff.34). Hiernach liegt einer der charakteristischen Unterschiede zwischen Halbleiter und Metall in der stark temperaturabhängigen Konzentration der Leitungs elektronen des reinen Halbleiters und der damit verbundenen starken Zunahme seiner Leitfähigkeit mit wachsender Temperatur. Eine weitere Eigenart des Halbleiters ist die starke Empfindlichkeit der Leitfähigkeit gegenüber Gitterstörungen (Fehlordnung, Fremdatome im Gitter, Versetzungen, Korngrenzen usw.). Die Ursache hierfür liegt in der Fähigkeit solcher Störstellen, Elektronen abzugeben oder anzulagern und damit die Kon zentration der am Stromtransport teilnehmenden Ladungsträger zu verändern. Während Metalle durch ihre große Zahl von Leitungselektronen verhältnismäßig unempfindlich gegen solche Faktoren sind, ist die Halbleiterphysik durch die Vielfalt der die Leitfähigkeit beeinflussenden Faktoren und der daraus resul tierenden Fülle verschiedenster Effekte gekennzeichnet. Ein Halbleiter kann je nach seinem Gehalt an Störstellen oder je nach dem zu untersuchenden Tem peraturbereich um viele Größenordnungen variierende Leitfähigkeitswerte be besitzen. Gerade dies ist der Punkt, der die Halbleiterphysik so kompliziert macht und in der Frühzeit ihrer Entwicklung zu vielen Irrtümern Anlaß gegeben hat, der sie aber auch andererseits zu so vielen Aussagen über die Natur der Elektrizitätsleitung in festen Körpern befähigt. Die Halbleiter werden also von den Metallen dadurch unterschieden, daß sie keine elektronische Leitfähigkeit aufweisen, wenn gleichzeitig drei Bedingungen erfüllt sind: 1. genügend tiefe Temperaturen; 2. genügend geordneter kristalliner 1* 4 O. MADELUNG: Halbleiter. Ziff. 2. Gitterbau, insbesondere genügender Reinheitsgrad; 3. Fehlen äußerer Einwir kungen (z.B. Strahlung), die zur Elektronenanregung führen können. Die Abgrenzung der Halbleiter gegenüber den Isolatoren stößt dagegen auf Schwierigkeiten, die in der Definition des Isolators liegen. Da jeder Isolator eine geringe, wenn auch oft verschwindend kleine Leitfähigkeit besitzt, ist eine Abgren zung mehr eine meßtechnische als eine grundsätzliche Frage, zum al im Leitungs mechanismus keine Unterschiede zwischen Halbleiter und "Isolator" bestehen. Von vielen Autoren wird die Grenze willkürlich auf 10-10 Ohm-1 cm-1 festgelegt. Bei solchen "hochohmigen" Körpern kann jedoch vielfach durch äußere Ein griffe (Lichteinstrahlung, Beschuß mit Korpuskularstrahlen) eine höhere Leit fähigkeit zeitweise erzwungen werden. Diese Körper verhalten sich elektrisch während des Eingriffs dann genau wie Halbleiter, und es besteht keine Veran lassung, sie nicht zu den Halbleitern zu rechnen. Von den Isolatoren und Ionenleitern wollen wir die Halbleiter durch die Forderung unterscheiden, daß die letzteren eine merkliche (überwiegend elektro nische) Leitfähigkeit besitzen sollen, wenn eine oder mehrere der drei oben zur Abgrenzung gegen die Metalle aufgeführten Bedingungen nicht erfüllt sind, wenn also durch genügend hohe Temperaturen, durch Gitterstörungen oder durch äußere Einwirkung eine elektrische Leitfähigkeit erzwungen werden kann. Aus allem diesem gehen die Schwierigkeiten in einer klaren Abgrenzung der Halbleiter hervor. Die oben getroffene Definition legt zwar modellmäßig eine scharfe Grenze zwischen die Metalle und Halbleiter und trennt auch quali tativ die Halbleiter gegen die Isolatoren ab, sie gibt aber keine physikalisch eindeutige Meßvorschrift, um ohne Zuhilfenahme theoretischer Betrachtungen zu entscheiden, ob ein Festkörper zu den Metallen, den Halbleitern oder den Isolatoren gerechnet werden muß. So kann ein Halbleiter durch eine kleine Breite der verbotenen Zone oder durch eine große Beweglichkeit der Ladungs träger schon bei Zimmertemperatur eine Leitfähigkeit besitzen, die sich größen ordnungsmäßig nicht von der der Metalle unterscheidet. Oder er kann eine so große Störstellendichte besitzen, daß seine Halbleitereigenschaften völlig ver deckt werden. Andererseits kann er jedoch bei einer großen Breite der verbotenen Zone wegen seiner kleinen Ladungsträgerdichte praktisch isolieren. Erst die Messung verschiedener Eigenschaften und ihre theoretische Verknüpfung kann dann entscheiden, welche Vorstellungen man sich über den Leitungsmechanismus eines gegebenen Stoffes machen darf. Es ist deshalb vielleicht zweckmäßiger, den Begriff des "Halbleiters" als Körper gegebener chemischer Zusammensetzung völlig zu verlassen und nur von "halbleitenden Eigenschaften" zu sprechen, die gewisse Festkörper unter geeigneten Vorbedingungen besitzen können. Diese Festkörper werden dann durch die obige Definition erfaßt. Wir werden im folgenden den Halbleiterbegriff in diesem Sinne verstehen. Ein Beispiel für die Schwierigkeiten, den Halbleiterbegriff klar abzugrenzen, geben die beiden Modifikationen des Kohlenstoffs. Der Graphit nimmt eine Zwischenstellung zwischen den Metallen und den Halbleitern ein und scheint gerade den Grenzfall des "Halbleiters mit verschwindender Breite der ver botenen Zone" zu realisieren. Infolgedessen wird er auch in der Literatur teils als Metall, teils als Halbleiter bezeichnet. Der Diamant andererseits besitzt eine so breite verbotene Zone, daß er allgemein als Isolator aufgefaßt wird. Er besitzt jedoch eine hohe Beweglichkeit der Ladungsträger, tritt überschußleitend und defektleitend auf und zeigt einen deutlichen Gleichrichtereffekt. Er besitzt also Eigenschaften, die man gerade als für Halbleiter typisch ansieht (vgl. auch die folgenden Ziffern).

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