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Einwanderungsgesellschaft Deutschland: Entwicklung und Stand der Integration PDF

369 Pages·2016·3.658 MB·German
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Heinz Ulrich Brinkmann Martina Sauer Hrsg. Einwanderungs- gesellschaft Deutschland Entwicklung und Stand der Integration Einwanderungsgesellschaft Deutschland Heinz Ulrich Brinkmann · Martina Sauer (Hrsg.) Einwanderungs­ gesellschaft Deutschland Entwicklung und Stand der Integration Herausgeber Heinz Ulrich Brinkmann Martina Sauer Alfter, Deutschland Essen, Deutschland ISBN 978-3-658-05745-9 ISBN 978-3-658-05746-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-05746-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Lektorat: Jan Treibel, Stefanie Loyal Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Inhalt Aydan Özoğuz Grußwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Martina Sauer und Heinz Ulrich Brinkmann Einführung: Integration in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Silke Hans Theorien der Integration von Migranten – Stand und Entwicklung . . . . . 23 Jochen Oltmer Europäische und deutsche Migrationsverhältnisse im 19 . und 20 . Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Petra Bendel und Andrea Borkowski Entwicklung der Integrationspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Dieter Filsinger Integrationsmonitoring . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Heinz Ulrich Brinkmann Soziodemografische Zusammensetzung der Migrationsbevölkerung . . . 145 Irena Kogan Arbeitsmarktintegration von Zuwanderern . . . . . . . . . . . . . . . . 177 VI Inhalt Haci-Halil Uslucan Religion und Migration: Vom Nutzen und Nachteil religiöser Lebensführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 Naika Foroutan Postmigrantische Gesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 Martina Sauer Politische und zivilgesellschaftliche Partizipation von Migranten . . . . . 255 Frank Gesemann Kommunale Integrationspolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 Jürgen Leibold und Steffen Kühnel Migranten und Einheimische – Welche wechselseitigen Wahrnehmungen haben sich im Verlauf der Zeit durchgesetzt ? . . . . . . 311 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347 Tabellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 Grußwort Ein Lehrbuch ist vielleicht nichts Erwähnenswertes, nützlich eben, aber keine Be- sonderheit. Aber das erste Lehrbuch, das sich explizit mit Migrations- und Inte- grationsthemen befasst und auf die Bedürfnisse in der Hochschullehre zuge- schnitten ist, ist etwas Besonderes. Deutschland kann heute auf eine längere Geschichte der Vielfalt zurückbli- cken. Inzwischen gibt es zahlreiche Studien und wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit der Einwanderungsgesellschaft auseinandersetzen und auf die wir uns berufen können, wenn wir die Vielfalt unserer Gesellschaft verstehen, uns mit ihr auseinandersetzen möchten. Nicht nur die Politik ist angewiesen auf vali- de Analysen und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit unserer Einwande- rungsgesellschaft. Auch eine Nachwuchsförderung lebt davon, dass Theorien und Methoden in der Auseinandersetzung mit Migrations- und Integrationsthemen entwickelt werden. Das vorliegende Lehrbuch fasst die Vielzahl an Arbeiten und Er kenntnissen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammen und kommt so den Bedürfnissen von Lehrenden und Studierenden entgegen. Dass dieses Lehrbuch ein Besonderes ist, sollte uns auch zum Nachdenken an- regen. Es ist recht erstaunlich, dass nicht bereits eine Vielzahl von Lehrbüchern für die Hochschullehre speziell für Migrations- und Integrationsthemen ent wickelt oder Standardwerke auf diesem Gebiet veröffentlicht sind. Immerhin liegt das ers- te Abkommen zur Gastarbeiter-Anwerbung, mit dem die Einwanderung in die Bundesrepublik Deutschland so richtig startete, über 60 Jahre zurück. Lehrbücher auf diesem Gebiet sollten eigentlich schon Normalität sein und nicht eine Beson- derheit darstellen, wenn sie veröffentlicht werden. Das Buch behandelt zentrale Fragen unserer Einwanderungsgesellschaft. Wie setzt sich unsere Gesellschaft zusammen ? Welche Rechte haben Einwanderer ? Welche Diskurse gibt es über Einwanderung und Integration und welche Wahr- nehmungen oder Zuschreibungen ? Für mich ist für ein gutes Zusammenleben in VIII Grußwort einem vielfältigen Land entscheidend, dass jede und jeder, unabhängig von der Herkunft, die Chance auf Teilhabe hat – Teilhabe an Bildung, Ausbildung, am Ar- beitsmarkt oder im Gesundheitswesen. Unsere Einwanderungsgesellschaft kann niemals ein fertiges, in sich geschlos- senes System sein. Sie lebt von Aushandlungsprozessen. Das Aushandeln von Identitäten, von Zugehörigkeit, von Zusammenhalt ist ein elementarer Bestand- teil unserer Offenheit. Hier sind Politik und Öffentlichkeit mehr denn je auf Ex- pertisen aus der Wissenschaft angewiesen. Ohne wissenschaftliches Wissen und Begleitung fahren wir nur auf Sicht und haben kaum Chancen, mittel- und län- gerfristige Entwicklungen abzusehen. Eine gesellschaftliche Entwicklung zu an- tizipieren, bedeutet auch, dass wir aktiv an der Gestaltung unserer Gesellschaft mitwirken können. Diese Möglichkeit sollten wir uns nicht aus der Hand neh- men lassen. Das Buch kann nur ein Anfang sein. Es gibt den strukturellen Rahmen für eine Hochschullehre vor, die Migrations- und Integrationsthemen eine hohe Wert- schätzung beimisst. Es bietet einen Ansatzpunkt für die Öffentlichkeit, Migrations- und Integrationsthemen mit Wissen und Expertise zu verbinden. Und letztlich ist das Buch auch ein Plädoyer für die Politik, Migrations- und Integrationsthemen nicht als Nischen-, sondern als Gesellschaftspolitik in der Einwanderungsgesell- schaft zu begreifen. In diesem Sinne wünsche ich eine anregende Lektüre. Aydan Özoğuz Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Einführung: Integration in Deutschland Martina Sauer und Heinz Ulrich Brinkmann 1 Paradigmenwechsel in der deutschen Politik Ende der 1990er Jahre hat sich Deutschland als Einwanderungsland definiert und damit dem jahrzehntelangen Leugnen der Zuwanderungsrealität ein Ende bereitet. Mit der Anerkennung der Existenz einer Einwanderungsgesellschaft in Deutschland gingen auf politischer Ebene zahlreiche rechtliche und institutionelle Veränderungen einher. Damit ergab sich ein Paradigmenwechsel von der Abwehr von Zuwanderung und einseitiger Integrationsforderung an Einwanderer1 hin zu einer gezielten Förderung von (spezifischer) Zuwanderung und zu einer gesamt- gesellschaftlichen Verantwortung für Integration, die Klaus Bade als » nachho- lende Integrationspolitik « (K. J. Bade 2009) bezeichnete. So wurde zunächst im Jahr 2000 das Staatsangehörigkeitsgesetzt neu gefasst, das durch die Einführung von Elementen des Geburtsortprinzips eine wesentliche Zäsur des bisher allei- ne maßgeblichen Abstammungsprinzips bedeutete. Im gleichen Jahr wurde die Kommission Zuwanderung eingesetzt, die erstmalig Handlungsfelder einer bun- desweiten Integrationspolitik bestimmen sollte. Daraus ging 2007 der Nationale Integra tionsplan hervor, der alle relevanten politischen Akteure – Bund, Länder, Kommunen, aber auch zivilgesellschaftliche Organisationen – in die Verantwor- tung für Integration einbezieht. Die Deutsche Islam Konferenz wurde eingerich- tet, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geschaffen (durch umfassende Neuausrichtung und Erweiterung der Vorgängerinstitution), Sprach- und Integra- tionskurse eingerichtet. 2005 wurde ein neues Zuwanderungsgesetz erlassen, das in spezifischen Fällen wieder Arbeitsmigration zulässt, das aber auch Integration 1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Buch auf eine geschlechtergerechte Formu- lierung verzichtet. Soweit nicht anders gekennzeichnet, schließt die männliche immer die weibliche Form ein. © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 H.U. Brinkmann und M. Sauer (Hrsg.), Einwanderungsgesellschaft Deutschland, DOI 10.1007/978-3-658-05746-6_1 2 Martina Sauer und Heinz Ulrich Brinkmann als staatliche Aufgabe festschreibt. 2012 folgte das Gesetz zur Anerkennung aus- ländischer Berufsausbildungen. Mit den politischen Veränderungen und der zunehmenden gesellschaftspoli- tischen Relevanz der Thematik hat sich auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Phänomen der Zuwanderung und der Einbindung in die Gesellschaft intensiviert und differenziert. Eine Auswertung des Sozialwissenschaftlichen In- formationssystems (vgl. Schimany und Schock 2010) ergab zwischen 1999 und 2008 eine Zunahme um 60 % der nachgewiesenen Forschungs- und Literaturdo- kumente zum Thema Integration, wobei insbesondere die Themen Sozialisation und Bildung, aber auch sozioökonomische Fragestellungen mit den Schwerpunk- ten soziale Sicherung, Arbeitsmarkt und Beschäftigungsbedingungen im Mittel- punkt stehen. Dies ist nicht zuletzt dem Bedarf der Politik nach wissenschaft- lich abgesicherten Erkenntnissen und Daten geschuldet. Zahlreiche umfassende Studien entstanden, auch unter finanzieller Beteiligung der Regierung. Die Dis- kussion um die Veränderung der amtlichen Statistik – die mit der Kategorisie- rung des Migrationshintergrundes2 der ethnischen Vielfalt jenseits der Staatsan- gehörigkeit gerecht werden sollte – führte erstmalig 2005 zur amtlichen Erfassung der Migranten im Mikrozensus. Zahlreiche Forschungsprojekte in den verschie- densten Disziplinen mit sehr unterschiedlichen Fragestellungen entstanden eben- so wie Lehrstühle, Institute und Programme, die in ihrer Vielfalt kaum mehr über- schaubar sind. Übergeordnete Fragestellungen sind dabei jedoch meist, wie sich das Verhältnis von Migranten und einheimischer Bevölkerung gestaltet, aus wel- chen Gründen sich Unterschiede zwischen ethnischen Gruppen ergeben, wie bzw. in welche Richtung der Eingliederungsprozess gesteuert werden kann und soll. Im Fokus stehen Ressourcen und Orientierung von Zuwanderern ebenso wie die ge- sellschaftlichen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen. 2 Relevanz des Lehrbuches Studienschwerpunkte, umfassende Studiengänge und Forschungsschwerpunkte zum Bereich Integration/Migration gibt es inzwischen an einer großen Zahl deut- scher Hochschulen. Dies trifft nicht mehr nur auf die geistes-, sozial- und wirt- schaftswissenschaftlichen Fächer zu, diesbezügliche Veranstaltungen und Stud ien finden sich in allen Fächern außerhalb der Technik- und Naturwissenschaften. Entsprechend existieren zahlreiche Bücher und Artikel in Periodika zu den The- menbereichen Integration und Migration. (Fast) alle hierbei relevanten sozialwis- senschaftlichen Fragestellungen bzw. Aspekte wurden in der einen oder anderen 2 Vgl. Abschnitt 4.

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