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Einstellung und Verhaltensabsicht: Eine Studie zur Schulischen Weiterbildung PDF

175 Pages·1976·9.366 MB·German
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PRAXIS DER SOZIALPSYCHOLOGIE PRAXIS DER SOZIALPSYCHOLOGIE Herausgegeben von Prof. Dr. Georg Rudinger, Bonn BAND 6 EINSTELLUNG UND VERHALTENSABSICHT " ~ DR. DIETRICH STEINKOPFF VERLAG DARMSTADT 1976 EINSTELLUNG UND VERHALTENSABSICHT EINE STUDIE ZUR SCHULISCHEN WEITERBILDUNG Von Dr. Reinhard Oppermann Bonn-Beue! Mit 37 Tabellen DR. DIETRICH STEINKOPFF VERLAG DARMSTADT 1976 Reinhard Opper1l1Jlnn wurde am 16. Juni 1946 in Hoxter/Weser geboren. Nach Berufsausbildung (Elektriker) und Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg Studium der Theologie und Philosophie in Paderbom und ab 1969 der Psychologie in Bonn; 1973 Dipl. Psych.; 1975 Promotion. Seit 1974 wissenschaftlicher Angestellter am Seminar fijr Politische Wissenschaft an der Universitat Bonn im Studienprojekt "Partizipations forschung". Interessengebiete: Bildungsentscheidungen unter sozialpsychologischem Gesichtspunkt Einstellungs-Verhaltens-Relation Sozialisation Politisches Verhalten CIP-Kurztitel der Deutschen Bibliothek Oppermann, Reinhard Einstellung und Verhaltensabsicht: e. Studie zur schul. Weiterbildung. 1. Aufl. - Darmstadt: Stemkopff, 1976 (Praxis der Sozialpsychologie; Bd. 6) ISBN-13: 978-3-7985-0465-3 e-ISBN-13: 978-3-642-47058-5 DOl: 10.1007/978-3-642-47058-5 © 1976 by Dr. Dietrich Steinkopff Verlag GmbH & Co. KG./Darmstadt Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1976 Aile Rechte vorbehalten (insbesondere des Nachdrucks und der 'Obersetzung) Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form (durch Photokopie, Xerographie, Mikrofilm, unter Verwendung elektronischer Systeme oder anderer Reproduktions verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert werden. Bei Her stellung einzelner Vervielfiiltigungsstiicke des Werkes oder von Teilen davon ist nach § 54, Abs. 2 URG eine Vergiitung an den Verlag zu entrichten, iiber deren Hahe der Verlag Auskunft erteilt. Gesamtherstellung: Mono-Satzbetrieb, Darmstadt-Arheilgen IV Zweck und Ziel der Reihe Praxis der Sozialpsychologie liefert Informationen aus der Praxis sozialpsycho logischer Forschungsarbeit, deren Ergebnisse Moglichkeiten zur Losung gegen wartiger Sozialer Probleme bieten sollen. Praxis der Sozialpsychologie tragt zur systematischen Sammlung sozialpsycholo gischer Kenntnisse und Erkenntnisse bei. Sozialpsychologie wird dabei im weite sten Sinne, z. B. im Sinne der Handbticher von Graumann und Lindzey/Aron son·), verstanden. Praxis der Sozialpsychologie ist als Forum fur soziale Psychologie in seiner Erscheinungsform und -weise nicht fixiert: neben Monographien werden auch Sammelbiinde mit mehreren Beitragen verschiedener Autoren zu einem tiberge ordneten Leitthema, kritische Sammelreferate tiber sozialpsychologische Neuer scheinungen und Reader zur VerOffentlichung angenommen. Hauptgewicht wird auf empirische Beitrage gelegt, seien es Feldstudien, Feldexperimente oder Labor versuche. Der stets angestrebte Praxis-Bezug mu6 jedoch in jedem Fall den metho dischen Anforderungen geniigen, wie sie etwa von Bredenlazmp und Feger··) zusammengestellt worden sind. Die Bevorzugung empirischer Arbeiten steht jedoch der Publikation von theoretischen Entwiirfen und methodologischen Beitragen nicht im Wege. Praxis der Sozialpsychologie wendet sich an Psychologen, Soziologen, Sozial wissenschaftler allgemein und an die Fachleute der Praxis, welche in ihrer Arbeit auf empirisch fundierte Informationen aus der Sozialpsycho!ogie angewiesen sind. Praxis der Sozialpsychologie solI moglichst in 4 Banden pro Jahr in etwa vierteljahrlichen Abstanden erscheinen. Manuskripte sind an den Unterzeichneten einzureichen, der tiber ihre Aufnahme in die Sammlung entscheidet und den Mitarbeitern die entsprechenden Richtlinien fur die Gestaltung der Bande auf Wunsch tibermittelt. Herausgeber und Vedag sind fur alle Anregungen fur die weitere Ausgestaltung der Reihe jederzeit dankbar. Prof. Dr. Georg Rudinger Psychologisches Institut der Universitat Bonn, 5300 Bonn 1, An der Schlo6kirche .) Lindzey, G. & Aronson, E.: (Eds.): The Handbook of Social Psychology, 5 Vols., Addison-Wesley, Reading Massachusetts 1968/1969 Graumann, C.F. (Hrsg.): Handbuch der Psychologie, 7, I: Sozialpsychologie: Theorien und Methoden, Hogrefe Gottingen 1969 und Handbuch der Psychologie, 7,2: Sozialpsychologie: Forschungsbereiche, Hogrefe Gottingen 1972 **) Bredenkamp, J. & Feger, H.: Kriterien flir die Entscheidung tiber Aufnahme empirischer Arbeiten in die Zeitschrift flir Sozialpsychologie, Zeitschrift ftir Sozialpsychologie, 1, 1970, 43 - 47 v Vorwort GroLl.e Teile der Arbeit wurden als Dissertation betreut von Herrn Prof. Dr. R. Bergler, dem ich fUr die dabei gewahrte Hilfe danke. Wertvolle Anregungen erfuhr ich in Diskussionen mit den Herren Drs. B. Schiifer und B. Six und Herrn Prof. Dr. G. Rudinger. Besonders hilfreich war die im Rahmen von Praktika geleistete UnterstUtzung von Fraulein Giesela Nickel und Herrn Klaus Landwehr. Die Arbeit hatte nicht zustandekommen konnen, wenn mir durch Kultusministerium, Schulaufsichtsbehorde, Schulleiter und Lehrer nicht groLl.zUgiges Entgegenkommen gezeigt worden ware und die Schiller nicht in oft mUhevoller Arbeit die Fragebogen der Vor-und Hauptuntersuchung beantwortet hatten. Die Datenverlochung der Hauptuntersuchung besorgte Herr Gerd Schiifer. Allen beteiligten Personen gilt mein ausdrUcklicher Dank! Die Berechnungen wurden auf der Rechenanlage IBM 370-165 im Rechenzentrum der Universitat Bonn durchgefUhrt. Au&r eigenen wurden u.. Rechenprogramme von K.H. Steffens, F. Kahlau, H. Kohr, T. Krumnack und F. Gebhardt benutzt. Bonn, Herbst 1976 Reinhard Oppermann VI Erliiuterungen zum Autbau dieses Beitrages Die vorliegende Arbeit kann als die Synthese von drei Untersuchungs anliegen betrachtet werden: 1. soUte ein theoretischer und operationaler Beitrag zur Analyse des Ein stellungskonzeptes geliefert werden mit der Behandlung von Fragen der Einstellungsbildung, der -iinderung und der Verhaltensrelevanz von Ein steUungen (Kapitel 2); 2. sollte die methodische Umsetzung der Operationalisierung der relevanten Variablen geleistet werden in kritischer Auseinandersetzung mit den wichtigsten Meflverfahren der Einstellung: semantisches Differential, Likert-, Thurstone- und Guttman-Skala. Dabei sollten sowohl der heutige Kenntnisstand aufgearbeitet als auch die eigenen Konstruktionsschritte ausfUhrlich beschrieben werden (Kapitel 5 und 6); 3. sollte zusammenfassend der Forschungsstand dargestellt werden zur Frage der Bedeutung von Schulblldung fUr unser soziales System und der Abhiingigkeit der Schulentscheide von den Einstellungen der Eltern beim Dbertritt des Kindes von der Grundschule zur weiterfiihrenden Schule (diese Fragen werden auf dem Hintergrund bisheriger Untersu chungen in Kapitel 1 behandelt) und ein eigener Beitrag geleistet werden zur Frage der Abhiingigkeit der Bereitschaft zu schulischer Weiterbildung; nach einem Lehrabschlufl von den Blldungseinstellungen und den wahr genommenen sozialen Verhaltenserwartungen bei Schillern des Ab schlufljahrgangs kaufmiinnischer Berufe einerseits und zur Abhiingigkeit der Auseinandersetzung der SchUler mit schulischer Weiterbildung von Merkmalen ihrer Sozialisation andererseits (die Ergebnisse dieser Unter suchung werden in Kapitel 8 dargestellt - cf. besonders 8.4 und 8.5). Die beiden ersten Teile der Arbeit wurden in etwas anderer Form im Sommer 1975 als Dissertation an der Philosophischen Fakultiit der Uni versitiit Bonn vorgelegt mit dem Titel: "Die Dreikomponentenkonzeption der EinsteUung - untersucht am Beispiel der schulischen Weiterbildung". der Punkt 3 stellt grofltenteils eine Ergiinzung dar. Die einzelnen Teile der Arbeit sind zwar aufeinander bezogen, doch lassen sie sich auch einzeln verwerten fUr solche Leser, die z.B. hauptsiich lich an Konstruktionsprinzipien von Einstellungsskalen interessiert sind oder an der Einstellungsstruktur von kaufmiinnischen Berufsschiilern zur schulischen Weiterbildung VII Inhalt Zweck und Ziel der Reihe . . . . . . v Vorwort ....................... . VI Erliiuterungen zum Aufbau die8e8 Beitrage8 . . . . . . . . . VII 1. Bedeutung von SchulbHdung und BHdungsentscheidungen .. 1 2. EinsteUungskonzeption. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 21 Begriffsbestimmung ....................... . 5 22 Aussagenanalyse .........•................ 10 22.1 Affektive und kognitive Aspekte der Einstellungsaussagen ........ . 11 22.2 Konative Aussagen ............•................... 25 23 Theoretische und empirische Beitriige zur Beziehung der Komponenten zueinander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.3.1 Die Beziehung zwischen Affekt und Kognition ............... . 32 23.2 Die Beziehung zwischen Einstellung und Verhaltensabsicht bzw. Verhalten 39 3. Hypothesen der Untersuchung. . . . . . . . . . . . . . 50 4. Wahl des Einstellungsobjektes der Untersuchung . . . . . SO S. Darstellung des Versuchsplanes und der Methoden 51 5.1 Das Bewertungsdifferential. . . . . . . . . . . . 52 5.2 Das Wahrscheinlichkeitsdifferential . . . . . .. 58 5.3 Konstruktionskriterien von Einstellungsskalen. 62 5.3.1 Die Thur8tone-Skala. . . . . . . . . . . . . . . . 62 5.3.2 Die Likert-Skala. . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 5.3.3 Kombinierbarkeit von Thu1'8tone- und Likert-Skalen . . . 69 6. Entwicklung der eigenen Skalen . . . . . . . . . . . . . . 72 6.1 Bestimmung der Untersuchungspopulation und Beschreibung der Stich- proben ...................................... . 73 6.2 Konstruktion des Bewertungsdifferentials . . . . . . . . . . . . . . . . .. . 78 6.3 Konstruktion des Wahrscheinlichkeitsdifferentials. . . . . . . . . . . . . . 80 6.4 Konstruktion der Einstellungs-und Absichtsskala. •.............. 81 6.5 Ermittlung der Bezugsobjekte, Bezugspersonen und Entscheidungs- alternativen. . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . .. 88 7_ Zuverllissigkeitsschiltzungen der entwickelten Instrumente . 95 8. Ergebnis1tericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 8.1 Zur Variablenbildung . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . 97 8.2 Deskriptive Statistiken der Variablen . . . . . . . . . . . . . . . . 101 8.3 Entscheidung tiber die Zusatzhypothesen .. 103 8.4 Entscheidung tiber die Haupthypothesen. . . . . . . . . . . . . . 105 VIII 8.5 Erkllirbarkeit der Bildungseinstellungen, -erwartungen und -absichten durch Sozialisationsmerkmale der SchUler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 8.5.1 Der Einflu1\ des Vaters. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 8.5.2 Der Einfluf.\ der Mutter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 122 8.5.3 Der Einflu1\ der Geschwister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 123 8.5.4 Der Schulabschluf.\ der SchUler und ihr Beruf als Merkmale sekundlirer und beginnender tertilirer Sozialisation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 125 8.6 Merkmale der schulischen Weiterbildung und ihre Bedeutsamkeit. . . . 126 9. ZU!JI1mmenfassung. . 127 10. Anhang..... 129 11. Literatur.... 157 Sachregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 IX 1. Bedeutung von Schulbildung und Bildungsentscheidungen Bildung und Erziehung hat fUr aIle Kulturen eine bedeu tsame Rolle im Prozei.) der Vergesellschaftung gespielt. Bildungs- und Erziehungsinstitu tionen - besonders Sehuleinriehtungen - haben daher aufmerksame 8e achtung gefunden: in standischer Gesellschaft ausdriicklich als Instrument der Aufrechterhaltung von Standes- und Berufsprivilegien, in heutiger Ge sellsehaft faktisch als "erste und damit zentrale soziale Dirigierungsstelle fUr die zukiinftige soziale Sicherheit, fUr den kiinftigen sozialen Rang und fUr das Ausmai.) kiinftiger Konsummogliehkeiten" (Scheisky 1961, 17). Dabei sind es nicht unbedingt die dort vermittelten Kenntnisse und Fertigkeiten, mit denen ausgeriistet man den Zutritt zu bestimmten sozia len oder beruflichen Positionen erwirbt, sondern "der Grad des Abschlus ses der Schulbildung (ist) ein manifestes soziales Merkmal, ein Attribut, das yom letzten Schultag bis ans Lebensende unabhangig yom Lebens erfolg und fast so unverandoerlieh wie angeborene Merkmale gewertet wird" (Strzelewicz, Raapke und Schulenberg 1966, 587), so dai.) "ein Abiturient, der als unterer Angestellter sein Leben beschliei.)t, ... vor sich und seiner Umwelt Abiturient bleiben (wird), wie andererseits ein erfolgreicher Ge schaftsmann es nicht vergii.)t oder vergessen machen kann, wenn er ,nur' von der Volksschule kommt" (ebenda, 588). Vor diesem Hintergrund sind zwei Fragen bedeutsam, die unter den Begriffen der Chancengieichheit und der Bildungssackgasse in die politisehe wie wissenschaftliehe Diskussion eingegangen sind. Bei der Auseinandersetzung urn die Chancengleichheit geht es verkiirzt gesprochen darum, jedem Mitglied der Gesellschaft eine gleiche Chance zum Einstieg in den Verteilungskampf urn soziale und materielle Giiter zu verschaffen. In einer kritischen Besprechung des in deutscher Ubersetzung "Chancengleichheit" genannten Buches von Christopher Jencks (1973) nennt Hartmut von Hentig (1973) dies den von den USA und uns be schrittenen indirekten Weg zur Uberwindung von Ungleichheit: "Man ver such~ dafUr zu sorgen, dai.) aIle den Wettbewerb mit gleichen Vorteilen und Nachteilen beginnen" (ebenda, Lit. 4). Anstoi.) fUr die Forderung nach Chancengleichheit war die Beobachtung, dai.) nicht aile Bevolkerungsteile gleiche Zugangs- und Durchhaltemoglich keiten zu und in den Bildungsinstitutionen weiterfUhrender Art haben. Als besonders benachteiligt haben sich Kinder aus unteren Schichten, aus Landgemeinden, aus katholischen Familien sowie Madchen herausge stellt (cf. Heller 1966, 326 ff.). Diese Benachteiligung nicht durch Be gabungsmangel erklaren zu konnen, war man sich bald einig; denn selbst wenn Erblichkeit von Begabung und Intelligenz eine bedeutsame, wenn auch umstrittene Rolle spielt (cL die Kontroverse Arthur R. Jensen versus Hans-Jilrgen Eysenck oder allgemeiner der Environmentalisten versus die Nativisten), so kann dieser Faktor doch nicht annahernd die festgestellten Unterschiede der Beschulung der verschiedenen Bevolkerungsgruppen er klaren (ef. v. Bracken 1967, 131 f.). Der Versuch scheitert bereits, wenn man die Intelligenz- und Leistungswerte in der letzten Klasse der Grund schule als Kriterium fiir die Ubergangseignung in eine weiterfiihrende

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