FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr.2208 Herausgegeben im Auftrage des Ministerprasidenten Heinz Kuhn yom Minister fUr Wissenschaft und Forschung Johannes Rau Prof. Dr.-Ing. Dres. h. c. Herwart Opitz Dtpl.-Ing. Matthias Baum Jean-Pierre Lacoste) I ngenieur diplome INSA Laboratorium fiir Werkzeugmaschinen und Betriebslehre an der Rhein.-Westf. Techn. Hochschule Aachen Einsatz elektronischer Datenverarbeitungsanlagen zur Automatisierung der Arbeitsvorbereitung fur NC-Maschinen WESTDEUTSCHER VERlAG· OPLADEN 1972 ISBN-13: 978-3-531-02208-6 e-ISBN-13: 978-3-322-88236-3 om: 10.1007/978-3-322-88236-3 © 1972 by Westdeutscher Verlag GmbH, Op1aden Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag· Inhalt 1. Einleitung ........................................................... 5 2. Fertigungstechnische Programmiersysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3. Zugriffsmoglichkeiten zu elektronischen Datenverarbeitungsanlagen ......... 8 3.1 Datenfernverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 3.1.1 Betriebsweise von Datenfernverarbeitungssystemen . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 3.1.2 Aufbau eines Datenfernverarbeitungssystems ...................... 9 3.1.2.1 Datenstation .................................................. 9 3.1.2.2 Obertragungsleitungen ......................................... 9 3.1.3 Kosten eines Datenfernverarbeitungssystems ...................... 10 3.1.4 Einsatz von Datenfernverarbeitungssystemen fur die NC-Program- mierung .................. . .. .. ... ............................ 11 3.2 Echtzeitverarbeitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.2.1 Betriebsweise von Echtzeitverarbeitungssystemen .................. 12 3.2.2 Dialogverkehr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.2.3 Bildschirmgerate. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 4. Digigraphic-Bildschirmsystem an der RWTH Aachen ..................... 14 4.1 Geratekonfiguration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 14 4.2 Programmierung.... ........... ........ . . ....... . . ..... ....... 15 4.3 Datenstruktur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 5. Stand der Technik bei Echtzeit-NC-Systemen ............................ 17 5.1 Beschreibung von Echtzeit-NC-Systemen ........................ . 18 5.1.1 Nixdorf-Kleinprocessor ........................................ . 18 5.1.2 QUICKPOINT .............................................. . 18 5.1.3 COMPACTII ............................................... . 18 5.1.4 ICAM 2+, ICAM 3 ........................................... . 18 5.1.5 MCG-Projekt ................................................ . 19 5.1.6 NC-Graphics ................................................. . 19 5.1.7 Chrysler-Projekt .............................................. . 20 5.1.8 Sikorsky-Projekt ............................................. . 20 5.1.9 McDonnell-Douglas-Projekt .................................... . 20 5.1.10 CONAPT ................................................... . 21 5.1.11 APT/IGS .................................................... . 21 5.2 Vergleich und Entwicklung der Systeme ......................... . 21 3 6. Grundlagen eines Bildschirm-NC-Systems ............................... 22 6.1 Gesamtiibersicht .............................................. , 22 6.2 Aufgaben aktiver Bildschirmsysteme ............................. 23 6.3 Aufbau der Zwischenausgaben .................................. 24 6.4 Aufgabenverteilung zwiscben Batchrechner und Echtzeitrechner ..... 24 7. Entwicklung eines Bildschirm-i-JC-Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 26 7.1 Teileprogrammierung am Bildschirm ............................. 26 7.1.1 Formalstruktur der Programmiersprache EXAPT 1 ................ 26 7.1.2 Analyse des EXAPT l-Sprachvorrats .. . .. . ..... ... . . . . . . . . .. . . . .. 27 7.1.3 Grundprogramme fUr eine Bildschirmeingabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 28 7.1.3.1 Lichttastatur zur Eingabe beliebiger alphanumerischer Zeichenfolgen . 28 7.1.3.2 Lichtregister zur Zahleneingabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 29 7.2 Oberpriifung und Anderung von Bohrbearbeitungsdaten am Bildschirm 29 7.2.1 Simulation der Bohrbearbeitung ................................. 30 7.2.2 Gezielte MaBkontrolle mit dem Lichtstift am Bildschirm ............ 34 7.2.3 Direkte Datenanderung am Bildschirm ........................... 35 7.3 Oberpriifung un:! Anderung von Drehbearbeitungsdaten am Bildschirm 38 7.3.1 Grundsatzliche Unterschiede zwischen EXAPT 1 und EXAPT 2 . . . .. 38 7.3.2 Simulation der Drehbearbeitung ................................. 38 7.3.3 Graphische Manipulat:o 1 und Bildhandhabung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 39 7.3.4 Gezielte Informationsiiberpriifung und -anderung am Bildschirm ..... 41 7.3.5 Auswahl von Werkzeugen am Bildschirm ......................... 42 8. Zusammenfassung .................................................... 42 9. Literaturverzeichnis ................................................... 43 10. Abbildungsnachweis 45 Abbildungsanhang ...................................................... 46 4 1. Einleitung Die Einfuhrung numerisch gesteuerter Werkzeugmaschinen (NC-Maschinen) verlagerte einen grog en Anteil von Aufgaben der Fertigung in die Arbeitsvorbereitung. Da NC Maschinen eine erheblich genauere Planung erfordern als konventionelle Werkzeugma schinen, stellte sich verstarkt die Aufgabe, Rationalisierungs- und Automatisierungs magnahmen in der Arbeitsvorbereitung vorzunehmen. Die erforderliche Genauigkeit der zu erstellenden NC-Steuerungsinformationen und die damit verbundene Routinearbeit haben zum Einsatz von elektronischen Datenverarbeitungsanlagen bei der NC-Pro grammierung gefuhrt. In den letzten Jahren wurden in den USA und in Europa zahlreiche Programmiersysteme zur rechnergestutzten Erstellung der Informationstrager fur NC Maschinen entwickelt. Die Leistungsfahigkeit der Programmiersysteme ist sehr verschie den, wegen der immer grogeren Personalknappheit zeigt sich jedoch deutlich der Trend zu einem stan dig wachsenden Automatisierungsgrad. Daher weden von der Industrie immer leistungsfahigere Programmiersysteme verlangt. Da der Verarbeitungsaufwand und der Programmumfang mit der Leistungsfahigkeit des Programmiersystems steigt, werden dazu immer grogere elektronische Datenverarbeitungsanlagen (EDVA ) benotigt. Andererseits ist die Wirtschaftlichkeit des eingesetzten Programmiersystems von einer rich tigen und fehlerfreien Verarbeitung der Eingabeinformationen urn so mehr abhangig, je mehr Aufgaben dem Rechner ubertragen werden. Mit dem zunehmenden Einsatz von EDVA zur Automatisierung der Arbeitsvorbereitung ergeben sich im wesentlichen also zwei Aufgaben: 1. Vereinfachung des Zugangs zur EDVA , 2. Sicherheit und Richtigkeit der Ein-und Ausgabedaten. Im Rahmen dieses Projektes wurden die Moglichkeiten der Datenfern- und Echtzeitver arbeitung auf ihre Brauchbarkeit fur die Automatisierung der Arbeitsvorbereitung unter sucht, und ein Losungsweg an Hand von Programmsystemen gezeigt, die im Rahmen des Forschungsvorhabens entwickelt worden sind. 2. Fertigungsorientierte Programmiersysteme Unter Programmierung von NC-Maschinen versteht man aile Verfahren, mit den en die Eingabeinformationen zur Steuerung von Werkzeugmaschinen erstellt werden. Die direk teste Form der Dateneingabe geschieht durch Einstellen der einzelnen Steuerbefehle an der Werkzeugmaschinensteuerung mit Hilfe manuell zu bedienender Dekadenschalter und Wahlscheiben. Heute ist diese Form der Programmierung nicht mehr ublich, da durch die Erweiterung der Steuerung urn automatische Lesegerate die Moglichkeit geschaffen wurde, die Steuerbefehle auf einem Informationstrager zu speichern, der von der Steuerung ge lesen wird. Als Informationstrager konnen Lochkarten, Lochstreifen oder Magnet bander benutzt werden. In den letzten Jahren hat sich dabei der 8-Kanal-Lochstreifen immer mehr durchgesetzt. Da die Erstellung des Informationsspeichers durchgefuhrt wer- 5 den muB, bevor das betreffende WerkstUck an der Maschine angelangt ist, wird mit dem Einsatz numerisch gesteuerter Maschinen zwangsHiufig eine bis ins Detail gehende Planung des gesamten Arbeitsablaufs notwendig. Ein Verfahren zur Erstellung der Informationstrager ist die direkte, maschinenorientierte Programmierung, oft auch manuelle Programmierung genannt, bei welcher der Teilepro grammierer ein Programmanuskript erstellt, das aIle Steuerinformationen fUr die NC Maschine enthalt, die - auf Lochstreifen Ubertragen - von der Steuerung gelesen und verarbeitet werden. Beim Einsatz weniger NC-Maschinen wird in den meisten Fallen an fangs die direkte Pro grammierung gewahlt werden. Mit zunehmender Anzahl numerisch gesteuerter Ferti gungseinrichtungen vergroBern sich aber die anfallenden und zu verarbeitenden Daten mengen, so daB es erforderlich und lohnend wird, Mittel und Wege zur Automatisierung der Programmierarbeiten zu suchen [3]. Durch Bereitstellen geeigneter Unterlagen und Rechenhilfen konnen zwar die Program mierarbeiten rationalisiert werden, die erzielbaren Verbesserungen halten sich jedoch in Grenzen. Wesentlich groBere Vorteile konnen durch den Einsatz elektronischer Datenver arbeitungsanlagen erreicht werden. Allerdings benotigt man dazu geeignete Rechnerprogramme, die ausgehend vom Informa tionsinhalt der Werkstattzeichnung nach bestimmten Algorithmen den Steuerlochstreifen erstellen. Diese Programme mUssen die beim direkten Programmieren anfallenden Rou tinearbeiten ausfUhren konnen und eine Eingabeform gestatten, in der sich die Zeich nungsangaben einfach beschreiben lassen. Derartige den Fertigungsaufgaben angepaBte Eingabeformen nennt man fertigungstechnisch orientierte Programmiersprachen. Die ersten in den USA entwickelten Programmiersysteme wie z. B. das APT-System sind vorwiegend geometrisch orientiert, d. h., sie erlauben eine vereinfachte geometrische Be schreibung von Werkzeugwegen. Bei komplizierten Raumformen, wie sie z. B. in der Luft- und Raumfahrt haufig auftreten, stellt die Beschreibung der Werkzeuge ein groBes Problem dar. Neuere Programmiersysteme gehen darUber hinaus und losen auch technologische Auf gaben automatisch. Beim EXAPT-System, einem besonders weitgehend automatisierten System, werden bereits Arbeitsablaufe, Werkzeuge und Schnittaufteilungen automatisch ermittelt [4, 5 J. 1m folgenden wird an Hand eines FluBdiagrammes der Programmablauf bei der rechner gestUtzten Programmierung mit EXAPT aufgezeigt (Abb. 1). Die Beschreibung der Fer tigungsaufgabe in der fertigungstechnisch orientierten Programmiersprache Ubernimmt ein Teileprogrammierer. Ein EXAPT-Teileprogramm besteht aus geometrischen und tech nologischen Angaben. 1m allgemeinen sind bei der Geometriebeschreibung weder trigonometrische noch andere Berechnungen erforderlich, da sich die WerkstUcke durch die Angabe von Koordinaten, Radien, Durchmessern und Winkeln beschreiben lassen, die direkt der Zeichnung ent nommen werden konnen. Zur Verarbeitung der Teileprogramme wird der Rechner durch ein Verarbeitungspro gramm, den sogenannten Processor, der fUr jede Programmiersprache zur VerfUgung stehen muB, gesteuert. Dieses Verarbeitungsprogramm Ubernimmt aIle geometrischen und technologischen Berechnungen. Das Ergebnis ist eine allgemeine Zwischenausgabe, die in einheitlicher Form aIle Arbeitsschritte in der Reihenfolge enthalt, wie sie an der Werk zeugmaschine auszufUhren sind. Diese Zwischenausgabe muB durch ein Anpassungspro gramm, den sogenannten Postprocessor, weiterverarbeitet werden, der die Informationen der Zwischenausgabe in eine fUr die jeweilige Werkzeugmaschine geeignete Form um wandelt. Wahrend der Processor eine maschinenneutrale Ausgabe hat und nur einmal fUr 6 jede Programmiersprache erstellt werden muB, wird ein gesonderter Postprocessor fur jede numerisch gesteuerte Fertigungseinrichtug benotigt. 1m folgenden solI die Programmierung eines Drehwerkstuckes mit EXAPT 2 an Hand eines Beispiels kurz erlautert werden: 1m Teileprogramm (Abb. 2) werden zunachst allge meine Angaben wie Werkstuckname und Maschinenname gemacht. Die »Maschine« ist hier ein Zeichentisch, der die errechneten Schnittbewegungen simuliert (Abb. 3). Durch die Anweisungen CONTUR/BLANCO bzw. CONTUR/PARTCO eingeleitet, wird die Kontur des hal ben Achsschnittes im Uhrzeigersinn element weise beschrieben. Der Teileprogrammierer ist dabei von jeglicher Rechenarbeit befreit. 1m zweiten Abschnitt des Teileprogramms ist der Arbeitsablauf festzulegen. Die Bear beitungsdefinitionen, z. B. fur die Schruppbearbeitung SCHRU =CONT/ ..., werden getrennt von den Bearbeitungsaufrufen WORK/SCHRU vereinbart. Das hat den Vor teil, daB die gleiche Bearbeitungsdefinition mehrmals aufgerufen werden kann, ohne daB jeweils eine neue formuliert werden muB. Das Erlernen der Sprache wird dadurch erleichtert, daB Sprachworte aus dem Fertigungs bereich gewahlt wurden [6, 7]. Der Vorteil problemorientierter Programmiersprachen gegenuber dem manuellen Pro grammieren wird durch einen Zeit- und Kostenvergleich veranschaulicht [8]. Der obere Balken jeder Zeile der Obersicht auf der rechten Seite von Abb. 4 entspricht den Angaben zum manuellen Programmieren; durch den mittleren Balken werden die Angaben beim Einsatz einer problemorientierten Programmiersprache ohne automatische Technologie Planung, wie zum Beispiel bei APT, wiedergegeben; der untere Balken entspricht den Ergebnissen bei automatischer Technologie-Planung, d. h. automatischer Schnittaufteilung und Schnittwertermittlung, mit Hilfe des EXAPT-Systems. Durch Vereinfachung der Programmierung konnte, wie in Abb. 4 oben rechts dargestellt ist, die Programmierzeit von 70 Stun den stufenweise auf 35 bzw. 10 Stun den reduziert werden. Zwar ist die Anzahl der Programmsatze beim zweiten Verfahren hoher als bei der manu ellen Programmierung; die erforderlichen Informationen konnen jedoch direkt der Zeich nung entnommen und ohne Verschlusselung in einfacher Form niedergeschrieben werden, so daB der Zeitaufwand fur das zweite Verfahren geringer ist. Fur die Fertigungszeit auf der Werkzeugmaschine liegen fUr die Verarbeitung des manuell erstellten Steuerlochstreifens keine Angaben vor; die Fertigungszeit durfte sich jedoch exakt in gleicher Hohe wie beim zweiten Verfahren bewegen, da in beiden Fallen mit den gleichen Werkzeugbewegungen und Schnittwerten gearbeitet wurde. Bei Anwendung des dritten Programmierverfahrens konnte die Fertigungszeit durch hohere, nach zerspanungs technischen und wirtschaftlichen Kriterien automatisch yom EXAPT 2-Verarbeitungs programm berechneten Schnittwerte verkurzt werden. Die Summe aller erfaBten Kostenanteile in den Gesamtkosten zeigt, daB die rechnerge stutzte Programmierung fUr das gezeigte Beispiel wesentlich gunstiger als die manuelle Programmierung ist. Durch den weiteren Ausbau der technologischen Planungsprogramme konnen trotz des damit verbundenen Anstiegs der Rechenzeiten und -kosten die Planungs kosten wegen der Einsparung an Personalkosten erheblich reduziert werden. Als weitere Vorteile automatisierter Verfahren mussen aber auch die verkurzte Bereitstellungszeit und die geringere Fehlerwahrscheinlichkeit der automatisch erstellten Informationen starker berucksichtigt werden, die sich nur schwer quantitativ ausdrucken lassen. 7 3. Zugriffsmoglichkeiten zu elektronischen Datenverarbeitungsanlagen Notwendig zur Automatisierung der Arbeitsvorbereitung sind elektronische Datenver arbeitungsanlagen. Es gibt vielfaltige Moglichkeiten fur ein Unternehmen, sich eine EDVA zuganglich zu machen. Voraussetzung fur die Entscheidung uber die Art der Rechner benutzung ist die Aufstellung eines differenzierten Anforderungsprofils. Durch den zu nehmenden Umfang der Programmsysteme steigen die Anforderungen bezuglich der Rech nergroBe oft uber die eigener verfugbarer Rechner. Abb. 5 zeigt Moglichkeiten der Benutzung elektronischer Datenverarbeitungsanlagen, die neben dem »Hausrechner« zur Verfugung stehen. Von besonderer Bedeutung bei der Benutzung einer Datenverarbeitungsanlage ist die Zeit, die ven der Erzeugung der Daten bis zum Beginn der Ergebnisauswertung vergeht, die sog. Umlaufzeit. Wie lang diese Umlaufzeit ist, richtet sich nach der Organisation des Datenverarbeitungsprozesses und der Leistung der Rechenanlage. Die Auftragsprogrammierung ist bei Personalknappheit besonders vorteilhaft. Der Nach teil dieses Verfahrens liegt darin, daB der Kunde die Programmierung nur schlecht beein flussen kann und die Zeit relativ groB ist, bis man die Ergebnisse erhalt. Eine zweite Moglichkeit ist die Benutzung eines Rechenzentrums. Hierbei gehort fur den Benutzer auch die Zeit fur den Transport zum Rechenzentrum und zuruck in die effektive Umlaufzeit. Tritt in diesem ProzeB ein Fehler auf, so muB der gleiche Weg erneut zuruck gelegt werden, die Umlaufzeit fallt noch einmal an. Wie die praktische Erfahrung zeigt, sind bei rechnergestutzter Programmierung etwa drei Teileprogramm-Durchlaufe bis zu einer fehlerfreien Erstellung des Steuerlochstreifens erforderlich. Eine Moglichkeit, dies en Zustand zu verbessern, ist in der Kurzung der Umlaufzeit zu finden. Da die Umlaufzeit der EDVA einerseits gegenuber den Transportzeiten relativ klein ist und andererseits nur durch weitere Entwicklungen im Rechnerbau beeinfluBbar ist, stellt sich das Problem, die Datentransportzeit zu verringern. Dies laBt sich durch den Einsatz der Datenfernverarbeitung realisieren. 3.1 Datenfernverarbeitung Unter Datenfernverarbeitung versteht man Datenverarbeitung mit einer Dbertragung von Ein- und Ausgabedaten uber groBere Entfernungen. Die Datenubertragung erfolgt im allgemeinen tiber offentliche Fernmeldewege bzw. tiber private Leitungen. 3.1.1 Betriebsweise von Datenfernverarbeitungs.rystemen Datenfernverarbeitungssysteme lassen sich im wesentlichen in zwei Gruppen einteilen. Bei Teilhabersystemen arbeiten viele Benutzer gleichzeitig an der Losung des gleichen Problems. Ein Beispiel fur Teilhabersysteme sind Platzbuchungssysteme fur Flug- oder Bahngesellschaften oder zentrale Krankenkarteien mehrerer Arzte oder Krankenhauser. In diesen Fallen wird von vielen AuBenstellen eine Datenbank mit Informationen gefullt; gleichzeitig konnen diese Informationen auch von vielen Benutzern wieder abgerufen werden. Bei Teilnehmersystemen arbeiten dagegen verschiedene Benutzer an verschiedenen Pro blemen mit unterschiedlichen Programmen gleichzeitig, oder aber die Verwendung des gleichen Programms geschieht zeitlich aufeinanderfolgend. 8 Man unterscheidet bei Teilnehmersystemen zwischen Stapelverarbeitung und Dialogver arbeitung. Bei der Stapelverarbeitung werden ahnlich wie bei der direkten Benutzung einer Datenverarbeitungsanlage Datenpakete, d. h., alle Daten ftir einen Rechenlauf, von der AuBenstation an den Zentralrechner tibergeben. Diese Datenpakete werden auf den Stapel der bereits ftir die Verarbeitung gesammelten Datenpakete gelegt und erhalten eine Prioritatsziffer. Nach Abarbeitung der Stapel mit h5herer Priorit at wird das einge gegebene Datenpaket verarbeitet, und die Ergebnisse werden an die AuBenstation zurtick gegeben. Die Dialogverarbeitung erlaubt dagegen eine zeitlich aufeinanderfolgende Eingabe ein zelner Daten oder Datengruppen. Die Daten werden sofort nach ihrer Erzeugung einge geben und verarbeitet. Die Rechenanlage gibt das Ergebnis zurtick, welches sofort ausge wertet wird. Erst danach werden, meist beeinfluBt yom zuletzt erhaltenen Ergebnis, neue Daten eingegeben. Dadurch wird ein dauernder Dialog zwischen dem Benutzer und der Datenverarbeitungsanlage erreicht. 3.1.2 Atifbau cines Datenfernverarbeitungssystems Ein Datenfernverarbeitungssystem besteht aus drei Gruppen von Geraten: 1. den Datenstationen zur Eingabe und Ausgabe der Daten, 2. den Obertragungsmitteln und 3. der zentralen Datenverarbeitungsanlage. 3.1.2.1 Datenstation Datenstationen lassen sich einteilen nach den ftir die Ein-und Ausgabe gewtinschten Daten tragern und den Ein-und Ausgabegeschwindigkeiten. Vor allem bei der Dialogverarbeitung haufig verwendete Datenstationen sind Fern schreibgerate; die Dateneingabe erfolgt tiber eine Tastatur oder Lochstreifen, die Ausgabe durch ein Druckwerk oder ebenfalls auf Lochstreifen. Die maximale EinlA usgabege schwindigkeit dieser Gerate betragt etwa 5-10 Zeichen/Sekunde. Sie eignen sich daher nur ftir wenig datenintensive Probleme. Der Stapelbetrieb ist in der Regel bei groBen ein- und auszugebenden Datenmengen vor teilhaft. Er verlangt einen anderen Aufbau der Datenstation als bei Dialogverarbeitung. Es muB dabei immer ein Datentrager vorhanden sein, auf dem die Daten vor der Eingabe und nach der Ausgabe gesammelt werden. Als Datentrager werden Lochstreifen, Loch karten, Magnetbander oder Druckerformulare verwendet. Eine derartige Datenstation erlaubt eine wesentlich h5here EinlA usgabegeschwindigkeit als ein Fernschreiber. Die Ein- und Ausgabe der Daten kann ebenso schnell erfolgen wie bei der direkten Benutzung einer Datenverarbeitungsanlage in einem Rechenzentrum. Sie wird meist nur begrenzt durch die Geschwindigkeit der Datentibertragung. 3.1.2.2 Obertragungsleitungen Zur Obertragung tiber eine Fernmeldeleitung werden alle Zeichen nach einem bestimmten Code in einzelne Elementarinformationen, sogenannte Bits, zerlegt. Jedes Bit kann zwei Zustande annehmen, die meistens in der Binardarstellung durch die Ziffern 0 und 1 darge stellt werden. Jedes Zeichen wird in dieser Weise binar codiert tiber die Obertragungs leitung gesendet. Man unterscheidet zwischen Paralleltibertragung und Serientibertragung. Bei der Paralleltibertragung werden alle Bits eines Zeichens gleichzeitig tiber mehrere Kanale tibertragen. Bei der Serientibertragung werden die Elementarinformationen nacheinander tiber einen Kanal gesendet. Die Serientibertragung erfolgt im Asynchron- oder Synchronverfahren. 9 Die asynchrone Obertragung wird bei langsamen und mittleren Obertragungsgeschwin digkeiten angewendet. Die Synchronisierung zwischen dem Sen de-und Empfangsrhythmus erfolgt fUr jedes Zeichen getrennt. Jedes Zeichen wird durch einen Startimpuls angekUndigt und durch einen Stopimpuls beendet. Zwischen den einzelnen Zeichen konnen beliebig lange Pausen sein. Da die Zeichenfolgefrequenz und damit die Obertragungsge schwindigkeit durch den Rhythmus der Dateneingabe bestimmt wird, wird die asynchrone Obertragung haufig bei der Dialogverarbeitung angewendet. Die schnelle Obertragung gro~er Datenmengen, die meist notwendig ist fUr die Stapel verarbeitung, wird in der Regel mittels des Synchronverfahrens durchgefUhrt. Bei dies em Verfahren werden Sender und Empfanger zu Beginn der NachrichtenUbertragung mittels Synchronisationszeichen aufeinander abgestimmt. Danach erfolgt ohne Pausen die Ober tragung der Datenzeichen mit konstanter Zeichenfolgefrequenz. Da diese Obertragung in DatenblOcken erfolgt, mUss en die Daten vor und nach der Obertragung gepuffert und zu Datenblocken zusammengestellt werden. FUr die SerienUbertragung sind Obertragungs geschwindigkeiten von 50-4800 Bd (Bit/Sekunde) international festgelegt worden. Bei der Betriebsweise der Leitungen, die fUr die DatenUbertragung verwendet werden, mUssen grundsatzlich 3 Verfahren unterschieden werden (Abb. 6): 1. Simplexbetrieb, 2. Halbduplexbetrieb und 3. Duplexbetrieb. Der Simplexbetrieb erlaubt lediglich eine Obertragung in einer Richtung und ist daher nur fUr Datensammelsysteme anwendbar. Der Halbduplexbetrieb ermoglicht eine Obertra gung in beiden Richtungen, wobei jeweils an beiden Stationen eine Umschaltung erfolgen mu~. Bei Duplexbetrieb kann die Obertragung gleichzeitig in beiden Richtungen erfolgen, allerdings sind dabei zwei Leitungen erforderlich. Halbduplex- und Vollduplexbetrieb ermoglichen beide einen Dialogverkehr. Die hochste Obertragungsrate kann beim Duplex betrieb erreicht werden. Als Obertragungsleitungen stehen Telegraphen-, Fernsprech- oder Breitbandleitungen zur VerfUgung, die zwischen Sender und Empfanger festgeschaltet sind oder Uber Wahlnetze geschaltet werden. Bei Obertragungen nach Obersee, oder z. B. von der Bundesrepublik nach Berlin, benutzt man au~erdem Funkverbindungen. Bei der Obertragung der Informationen konnen Fehler durch Storungen oder Unter brechungen auftreten, deren Haufigkeit bei den verschiedenen Obertragungswegen sehr unterschiedlich ist. Durch PrUfmechanismen konnen Obertragungsfehler zu einem gro~en Teil automatism behoben werden. Dadurch bedingt liegt die tatsachliche Obertragungsge smwindigkeit je nam der Fehlerhaufigkeit bei etwa 50-80 Ufo der theoretischen Ober tragungsgesmwindigkeit einer Leitung. 3.1.3 Kosten eines Datenfernverarbeitungssystems Die Kosten fUr die Benutzung eines Datenfernverarbeitungssystems unterteilen sich in: - Kosten fUr die Datenstation, - Kosten fUr die DatenUbertragung, - Rechnerkosten fUr die zentrale Datenverarbeitungsanlage. Die Kosten fUr Datenstationen schwanken sehr mit den Anforderungen, die an diese Gerate gestellt werden. Zum Beispiel sind die monatlichen Mietkosten fUr Fernschreib gerate etwa 250 DM, fUr Datenstationen mit Lochkartenleser und Schnelldrucker etwa 5000 bis 12000 DM und fUr Satellitenrechner 15 000 bis 25000 DM. 10