OK 545.81 FORSCH U NGSBE RICHTE DES WIRTSCHAFTS- UND VERKEHRSMINISTERIUMS NORDRH EI N-WESTFALE N Herausgegeben von Staatssekretar Prof. Dr. h. c. Dr. E. h. Leo Brandt Nr.495 Prof. Dr. phil. Dipl.-Ing. Erik Asmus Dr. rer. nat. Hans-Friedrich Kurandt Einige analytische Anwendungen der Zincke-Konigschen Reaktion Ais Manuskript gedruckt SPRINGER FACHMEDIEN WIESBADEN GMBH ISBN 978-3-663-03599-2 ISBN 978-3-663-04788-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-04788-9 UrsprOnglich erschienen bei Westdeutscher Verlag I Koln und Opladen 1958 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen G 1 i e d e run g . . . . . . . . . . . . . . . · · s. 1. Vorwort •••••• 5 2. Die photometrische Bestimmung von Pyridinderivaten · s. 6 2.1 Absorptionskurven der Farbstoffe ••••••• · · · s. 1 s. 2.11 Absorptionskurven der Picolinfarbstoffe • • 1 2.12 Absorptionskurven der Lutidinfarbstoffe • · · · S. 8 2.13 Absorptionskurven der Pyridinaldehydfarbstoffe · · · S. 8 2.14 Absorptionskurven der Pyridincarbonsauren- farbstoffe · . s. 9 2.15 Vergleich der Absorptionskurven • · . s. 9 . . . . . 2.2 Bestimmungsmethoden · · · · · S. 12 2.21 Die Bestimmung von '{ -Picolin · · · S. 12 2.22 Die Bestimmung von B-Picolin · S. 18 3. Eine fur freies Chlor spezifische Bestimmungsmethode · · · S. 21 4. Eine Chlorid-Mikrobestimmungsmethode · · · · · S. 28 . . . . . . . . . 5. Zusammenfassung · · · · S. 32 . . . . . 6. Literaturverzeichnis · · · · · · · s. 33 Saite 3 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen 1. Vorwort Nach Th. ZINCKE (1) und W. KONIG (2) entstehen bei der Einwirkung von Ha logencyan auf ein Gemisch von Pyridin und primaren aromatischen Aminen unter Ringaufspaltung des Pyridins gefarbte Verbindungen, die sich vom Glutacondialdehyd ableiten. Der eine von uns hat zusammen mit H. GARSCHAGEN erstmalig Barbitursaure an Stelle der von den oben genannten Autoren verwendeten Amine benutzt (3,4,5). Hierbei wird aus Chlor, Cyanid, Pyridin und Barbitursaure ein Polymethinfarbstoff gebildet. Die Konzentration dieses Farbstoffes, die photometrisch ermittelt werden kann, stellt je nach den Versuchsbedingun gen ein MaB fur die Menge der jeweils im UnterschuB vorhandenen Reaktions komponente dar. Auf diese Weise laBt sich eine Chlorbestimmung in Wasser durchfuhren und analog Cyanid, Rhodanid und Pyridin quantitativ bestimmen. Die Farbbildung bei der so modifizierten ZINCKE-KONIGschen Reaktion wird durch folgende Gleichungen wiedergegeben: KCN + C12 KCl + ClCN CH / , /CH " HC CH HC CH ClCN + Cl II I U I HC CH HC CH \./ '\/ N N I CN /CH~ HN--CO O_C---NHJ HC CH I I \I I II I Cl + 2 [ OC C=CH-CH=CH-CH=CH-C CO HC CH I I I I HN-CO O=C-NH ""-/ N I Farbstoff CN Die hier vorliegende Arbeit hatte in Fortsetzung der fruheren Untersuchun gen folgende Ziele: Sei te 5 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen 1. Ersatz des Pyridins durch Pyridinderivate. Es sollte festgestellt wer den, ob mit Hilfe der ZINCKE-KONIGschen Reaktion Pyridinderivate photome trisch bestimmt werden konnten. 2. Eine photometrische Bestimmung von freiem Chlor in Wasser bei Anwesen heit von Brom. 3. Eine Chlorid-Mikrobestimmung. 2. Die photometrische Bestimmung von Pyridinderivaten Zunachst muBte festgestellt werden, ob bei Ersatz des Pyridins durch seine Derivate sich tiberhaupt Farbstoffe bilden und wie ihre Absorptionskurven aussehen. Die quantenmechanischen Berechnungen vonH. KUHN (6) erlaubten einige al lerdings nicht weitgehende Aussagen tiber die Lage der zu erwartenden Ab sorptionsmaxima. Man konnte lediglich sagen, daB die Absorptionsmaxima der aus in 2- und 3-Stellung substituierten Pyridinen entstehenden unsym metrischen Polymethinfarbstoffe im Vergleich zu den symmetrischen Farb stoffen (entstanden aus in 4-Stellung substituierten Pyridinen) nach ktir zeren Wellenlangen hin verschoben sein muBten, was die Versuche auch be statigten. Um die Absorptionskurven der zu erwartenden Farbstoffe aufzunehmen, muB ten diese zunachst einmal hergestellt werden. Ihre Darstellung konnte in prinzipiell gleicher Weise vorgenommen werden: 10 g Pyridinderivat werden in 100 ml Wasser gelost. Unter Rtihren werden 5 g Chlorcyan, gelost in 50 ml Alkohol, zugeftigt. Dabei farbt sich die Losung gelb, es bildet sich der entsprechende Abkommling yom Glutacondial dehyd. Nach Beendigung der Chlorcyanzugabe gibt man tropfenweise wassrige Barbitursaurelosung zu (10 g Barbitursaure gelost in 100 ml Wasser von 600 C). Der Farbstoff fallt aus. Er wird nach dem Abktihlen auf Zimmertem peratur abgesaugt und durch Extraktion mit Methanol oder Aceton gereinigt. Zur Messung der Absorptionskurve wurde jeweils eine kleine Menge des in teressierenden Farbstoffes in Wasser gelost und die Extinktion der Losung unter Variation der Lichtwellenlange mit einem Spektralphotometer gemessen. Seite 6 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen 2.1 Absorptionskurven der Farbstoffe 2.11 Absorptionskurven der Picolinfarbstoffe Die Farbstoffe wurden aus reinstem 0(-, B- und J(-Picolin hergestellt. Da nur technische Pi coline zur Verfugung standen, muBten diese sorgfaltig gereinigt werden. ol-Picolin wurde durch Destillation gereinigt. Wir be nutzten dazu eine mit Braunschweiger Wendeln gefullte 1 m lange Fraktionier kolonne. Vor- und Nachlauf wurden verworfen und nur die bei 1290 C kon stant siedende mittlere Fraktion benutzt. Die Reinigung des B-Picolins geschah durch Umkristallisieren des Salzes C6H7N • ZnC12• Beim (-Picolin fuhrten fraktionierte Destillation und mehrfaches Umkri stallisieren des f-Picolinoxalats zum reinen Produkt. Der Reingungspro zeB wurde in allen Fallen optisch uberpruft. , p-Picolin Pyridin + ',0 A b b i 1 dun g 1 Absorptionskurven des Pyridin-, B- und (-Picolinfarbstoffs. ~-, Samtliche Kurven sind auf den gleichen maximal en Extinktionswert reduziert Die Formeln der Farbstoffe lauten (R = Barbituratrest): Pyridinfarbstoff: R-CH=CH-CH=CH-CH=R CH 3 I c( -Picolinfarbstoff: R-C=CH-CH=CH-CH=R Sei te 7 Forschungsberichte des Wirtschafts- undVerkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen E 1,0 a,s 400 4S0 sao sso )..{m#-ll A b b i 1 dun g 2 f AbsDrptionskurve des ~, -Lutidinfarbstoffes 7 H 3 B-Picolinfarbstoff: R-CH=C-CH=CH-CH=R yH3 (-Picolinfarbstoff: R-CH=CH-C=CH-CH=R 2.12 Absorptionskurven der Lutidinfarbstoffe Y - f - Es wurden d..., und ol, rf....' - Lutidin untersucht. 0(, Lutidin wurde durch fraktionierte Destillation gereinigt. Reines Ol , ~\ -Lutidin wurde aus einem technischen Produkt durch fraktionierte Destillation und Um- kristallisieren des Quecksilbersalzes C7H9N.HC1.HgC12 in reiner Form dar gestellt. Reines ol, oe' - Lutidin gibt ebenso wie reines 2,4,6-Trimethyl pyridin keinen Farbstoff. Die Formel des Farbstoffes lautet: ,H3 ,H3 R-CH=CH-C=CH-C=R 2.13 Absorptionskurven der Pyridinaldehydfarbstoffe Es wurden untersucht: Pyridinaldehyd-2, Pyridinaldehyd-3, Pyridinaldehyd-4 und 6-Methylpyridinaldehyd-2. Die substituierten Pyridine mit der Aldehydgruppe in Stellung 2 geben kei nen Farbstoff. Sei te 8 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen E Pyridin. . 'd~hyd-3 Pyridinaldt!hyd-4 '/0 0,5 450 500 550 (j00 650 )..(mp J A b b i 1 dun g 3 Absorptionskurven der ausPyridinaldehyd-3 und Pyridinaldehyd-4 hergestellten Farbstoffe Die Formeln der Farbstoffe lauten: Pyridinaldehyd-3- CRO I farbstoff: R=CR-C=CR-CR=CR-R Pyridinaldehyd-4- 1 RO farbstoff: R=CR-CH=C-CH=CH-R 2.14 Absorptionskurven der Pyridincarbonsaurenfarbstoffe Es wurden Picolin-, Nicotin- und Isonicotinsaure untersucht. Picolinsaure gibt keinen Farbstoff. Nicotinsaureamid gibt einen ahnlichen Farbstoff wie Nicotinsaure. 2.15 Vergleich der Absorptionskurven Zusammenfassend kann man folgendes sagen: 1. In 2-Stellung substituierte Pyridine: Farbstoffbildung nur dann, wenn der Substituent klein ist (-CR ), keine 3 Farbstoffbildung bei groBen Substituenten (-CRO,-COOH). Absorptionsmaxi m;u. mum bei ca 475 Seite 9 Forschungsberichte des Wirtschafts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen E /sonic ot i nsii ur~ ',0 qs 400 450 soo sso 600 650 >. IfrfJ} A b i 1 dun g 4 Absorptionskurven der Farbstoffe aus Nicotinsaure und Isonicotinsaure ',0 E 0,5 450 500 550 ~ tnp} A b b i 1 dun g 5 Absorptionskurve des Nicotinsaureamidfarbstoffes 2. In 3-Stellung substituierte Pyridine: Es bilden sich in jedem FaIle Farbstoffe. Die Absorptionsmaxima Iiegen mI". zwischen 487,5 und 500 Sei te 10 Forschungsberichte des Wirtscha£ts- und Verkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen 3. In 4-Stellung substituierte Pyridine: Auch hier erfolgt in jedem Falle Farbstoffbildung. Die Absorptionsmaxima liegen zwischen 601 und 605 m~. 4. In 2,6-Stellung substituierte Pyridine: In keinem Falle Farbstoffbildung, der Grund dafur sind vermutlich steri sche Einflusse. Tabelle 1 gibt eine Ubersicht tiber die Lage der Maxima und die Halbwerts breiten der Absorptionsbanden der einzelnen Farbstoffe. Tab ell e 1 Ausgangssubstanz Absorptionsmaximum Halbwertsbreite (m;"') des Farbstoffes (mp) Pyridin 580 42 symmetrischer Farbstoff t{-Picolin 475 104 asymmetrischer Farbstoff r/..., Y-Lutidin 480 110 " " B-Picolin 500 90 asymmetrischer Farbstoff Pyridinaldehyd-3 500 88 " " Nicotinsaure 487,5 37 " " Nicotinsaureamid 490 32 " " (-Picolin 601 42 symmetrischer Farbstoff Pyridinaldehyd-4 604 39 " " Isonicotinsaure 605 39 " " Die Absorptionsmaxima der symmetrischen und der asymmetrischen Farbstoffe liegen etwa 100 m~ auseinander. Nur die Stellung des Substituenten hat maBgeblichen EinfluB auf die Lage des Absorptionsmaximums, die Art spielt nur eine untergeordnete Rolle. 1m Gegensatz hierzu hangt die Breite der Absorptionsbande auch von der Art des Substituenten abo Nach der Lage der Absorptionsmaxima sollte es moglich sein, symmetrische und asymmetrische Farbstoffe nebeneinander photometrisch zu bestimmen. So kann man z.B. sagen, daB Nicotinsaure neben Isonicotinsaure und Pico linsaure nachweisbar ist, dagegen ist eine Bestimmung von Nicotinsaure neben Nicotinsaureamid nicht moglich. Sei te 11