Chmelka - Melan Einfiihrung in die Statik A c h t e, erwei terte und verbesserte Auflage Von Fritz Chmelka U nveriinderter N achdruck 1977 Mit 167 Abbildungen 1968 Springer-Verlag Wien· New York Dr. phil., Dr. techno FRITZ CHMELKA O. Professor an der Universitat in Innsbruck Das Werk 1st urheberrechtlich geschfitzt. Die dadurch begrfindeten Rechte, insbesondere die der tJbersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wledergabe auf photcmechanischem oder ithnlichem Wege und der Spelcherung in Datenverarbeltungsanlagen, blelben, auch bel nur auszugswelser Verwertung, vorbehalten. © 1942, 1954, 1961, and 1968 by Springer-Verlag/Wlen Softcover reprint of the hardcover 8th edition 1968 Library of Congress Catalog Card Number 68-27733 ISBN-13: 978-3-211-80855-9 e-ISBN-13: 978-3-7091-8187-4 DOl: 10.1007/978-3-7091-8187-4 Vorwort zur aebten Auflage Die erste Auflage des vorliegenden Buches, die im Jahre 1942 erschien, ging von Vorlesungen aus, die zuerst von meinem verehrten Lehrer ERNST MELAN und spiiter dann von mir an der Architekturfakultiit der Technischen Hochschule in Wien gehalten wurden. Dieses damals noch sehr schmale Biichlein soUte in erster Linie dazu dienen, jenen Studie renden, die durch Kriegsdienst am Besuch der Vorlesungen verhindert waren, einen Studienbehelf in die Hand zu geben. Das Biichlein wurde sehr freundlich aufgenommen und erlebte zuniichst fiinf verhiiltnismiiBig unveriinderte Auflagen. Erst die sechste Auflage steUte eine wesentliche Erweiterung gegeniiber den vorhergegangenen dar, so daB aus dem Biichlein schon ein kleines Buch geworden war, wiihrend die siebente Auflage (1961) wiederum nicht wesentlich von der sechsten abwich. Die vorliegende achte Auflage unterscheidet sich abermals sehr merk lich von ihren Vorgiingerinnen. Sie bringt zuniichst eine vollige Neuge staltung und wesentliche Erweiterung des I. Kapitels, das von den Kriiften handelt. 1m Gegensatz zu den friiheren Auflagen wurden hier die Vektoren mit Frakturbuchstaben bezeichnet, und in dieser Bezeich nung wurden einige ganz einfache Vektoroperationen dargesteUt. Damit soUte eine Verbindung zu den Lehrbiichern der aUgemeinen Mechanik hergesteUt werden. Allerdings ergab sich dadurch eine Schwierigkeit hin sichtlich des in diesem Buch zu behandelnden Sachgebietes, denn kaum je werden in der technischen Praxis etwa die auf einem Trager stehenden Lasten sowie seine Auflagerdriicke mit Frakturbuchstaben bezeichnet. Sie werden vielmehr durch Pfeile gekennzeichnet, und ihre Betriige werden entweder in Lateinbuchstaben oder in Form spezieUer Zahlen daneben geschrieben. Der "Obergang von der einen zu der anderen Be zeichnung, die am Beginn des III. Kapitels vorgenommen wurde, steUt zweifellos eine gewisse Inkonsequenz dar, die jedoch auch manche andere Biicher iiber diesen Gegenstand nicht vermeiden konnen; nur sprechen sie meist nicht so ausfiihrlich dariiber, wie es hier geschieht. Indessen soUsich der Studierende daran gewohnen, das Wesentliche der Dinge zu eriassen, und soU nicht an einer bestimmten Bezeichnung kleben. Er wird dann iiberrascht sein, wie schnell er sich von der einen auf die andere Bezeich nung umzustellen vermag. IV Vorwort zur achten Auflage Eine zweite wesentliche Anderung gegeniiber den friiheren Auflagen dieses Buches betrifft die Bezeichnung der Krafteinheiten. In der vor liegenden Auflage wurde ausnahmslos die Bezeichnung Kilopond (kp) bzw. Megapond (Mp) eingefiihrt und verwendet. Zwar sagt das oster reichische MaB- und Eichgesetz, daB fiir die Krafteinheit weiterhin die Bezeichnung Kilogramm (kg) bzw. Tonne (t) verwendet werden darf, sofern keine Verwechslungsmoglichkeit mit der betreffenden Massen einheit besteht. Eine solche Moglichkeit besteht nun tatsiichlich in der Statik nicht. Doch sollte der Leser trachten, stets die neue Bezeichnung zu verwenden, die sich in der Dynamik bestens bewiihrt hat und die sich auch in der Statik mehr und mehr einburgert. In seinem ganzen Aufbau wie auch in den Anwendungsbeispielen ist das Buch, wie in seinen bisherigen Auflagen, in erster Linie auf das Bau wesen (Bauingenieurwesen und Architektur) ausgerichtet. Zur Weiter bildung auf diesem Gebiet konnen die im selben Verlag erschienenen Bucher Einfiihru1/{/ in die Festigkeitslehre von F. CHMEr. . KA und E. MELAN sowie Einfiihru1/{/ in die Baustatik von E. MELAN zur Hand genommen werden. Was beim Leser an mathematischen Vorkenntnissen voraus gesetzt wird, ist gering, und entspricht etwa dem an einer allgemein bildenden hOheren Schule vermittelten Lehrstoff. Das Buch ist mit Ab sicht so ausfuhrlich gehalten, daB auch jene Leser, die keine sonstige Anleitung erhalten, in den Gegenstand einzudringen vermogen. Am 10. Dezember 1963 starb vollig unerwartet ERNST MELAN, der als Mitautor der ersten sieben Auflagen dieses Buches gezeichnet hatte. Mit ihm schied eine Personlichkeit aus dem Leben, die in geradezu idealer Form den akademischen Lehrer, den Forscher und den praktischen Konstrukteur in sich vereinigte. GroBzugig wie er war, lieB er mir schon bei der Verfassung der ersten Auflage so gut wie vollkommen freie Hand, stand mir jedoch mit seinem wertvollen Rat stets hilfsbereit zur Seite. Ich mochte an dieser Stelle seiner in Dankbarkeit gedenken. Wie schon bei der Herstellung aller bisherigen Auflagen war der Ver lag auch diesmal in dankenswerter Weise bereit, auf aIle meine Wunsche einzugehen, und die Zusammenarbeit verlief in angenehmster Weise. Bad Aussee, im September 1968 FRITZ CHMELKA Inhaltsverzeichnis Selte I. Die Zusammensetzung und das Gleichgewicht von Kriften 1. Zur Definition der Kraft. . . . . . . . . . 1 2. Die Newtonschen Grundgesetze der Mechanik 4 3. Einteilung der Mechanik 7 4. Einheiten 7 5. Kraftsysteme . 9 A. Das zentrale ebene Kraftsystem 6. Zeichnerische Behandlung des zentralen ebenen Kraftsystems 9 7. Zerlegung einer Kraft in zwei Komponenten . . . . . . . . 13 8. Rechnerische Behandlung des zentralen ebenen Kraftsystems . 14 9. Beispiele fUr die Reduktion zentraler ebener Kraftsysteme 18 B. Das allgemeine ebene Kraftsystem 10. Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . 20 11. Verschiebbarkeit einer Kraft in ihrer Wirkungslinie . . . 21 12. Gleichwertige Kraftsysteme . . . . . . . . . . . . . 22 13. Zeichnerische Reduktion des aligemeinen ebenen Kraftsystems 22 14. Ergebnisse der Reduktion des aligemeinen ebenen Kraftsystems 25 15. Gleichgewicht von zwei und von drei Kriiften 28 16. Moment einer Kraft. . . . 28 17. Moment eines Kriiftepaares 30 18. Gleichwertige Kriiftepaare . 31 19. Zusammensetzung von Kriiftepaaren 33 20. Kriiftepaar und Einzelkraft 34 21. Vorbemerkungen zur rechnerischen Reduktion des allgemeinen ebenen Kraftsystems . . . . . . . . . . .. ..... 36 22. Rechnerische Behandlung des aligemeinen ebenen Kraftsystems 38 23. Systeme von starren Korpern .............. 42 24. Beispiele fUr die Reduktion allgemeiner ebener Kraftsysteme 43 25. Zerlegung von Kriiften. Gleichgewichtsaufgaben 47 26. Das Erstarrungsprinzip . . . . . . . . . . . . . 50 c. Das riiumliche Kraftsystem 27. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . 51 28. Das zentrale riiumliche Kraftsystem. . . . . . . . 51 29. Der Winkel zwischen zwei Richtlingen im Raum . . 55 30. Die Reduktion des allgemeinen riiumlichen Kraftsystems 56 VI Inhaltsverzeichnis Selte 31. Del' Momentenvektor im Hamn. . . . . . . . . . . . . . . . 57 32. Zerlegung des Momentenvektors in Komponentell. . . . . . . . 59 33. Fortfiihrung del' Reduktion des allgemeinen raumlichen Kraft- systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1 34. Beispiel del' Reduktion eines allgemeinen raumlichcll Kraftsystems 65 II. Schwerpunkte ebener Flachen 35. Definition und Eigenschaften des Schwerpunkts 68 36. Das statische Moment . . . . . . . . . 71 37. Zwei Hilfssatze . . . . . . . . . . . . . . . 71 38. Schwerpunkte technisch wichtigcr Flachen . . . 74 39. Schwerpunkt eines aus Walzprofilen zusammengesetzten Quer- schnittes. . . . . . . . . . . . . . . . 81 40. Zeichnerische Ermittlung des Schwerpunkts . . . . . . . 81 III. Die einfachsten statisch bestimmten Trager 41. Allgemeines . . . . . 83 42. Arten der Auflagerung . 84 A. Del' Trager auf zwei Stiitzen 43. Vorbemerkung beziiglich del' Bezeichnung . 88 44. Bestimmung del' Auflagerdriicke . . . . . 90 45. Beispiel zur Bestimmung del' Auflagerdriicke 94 46. Auflagerdriicke bei lotrechter Belastung . . 95 47. Beispiele zur Bestimmung del' Auflagerdriicke bei lotrechter Be- Iastung . . . . . . . . . . . . . 97 48. Die inneren Krafte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 49. Beispiel zur Berechnung von M, N, Q ......... " 102 50. Querkraft- und Momentenverlauf bei Belastung mit Iotrechten Ein zelkraften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 51. Beispiele zur Ermittlung des Querkraft- und Momentenverlaufs bei Belastung mit lotrechten Einzelkraften 106 52. Streckenlasten . . . . . . . . . . . 107 53. Beispiele von Tragern mit Streckenlast 109 54. Zusammenhang zwischen M, Q und p . 111 55. Zeichnerische Ermittlung del' Biegemomente bei lotrechter Be- lastung . . . . . . . . . . . . . . . .. ..... 115 56. Beispiele zur zeichnerischen und rechnerischen Behandlullg von Tragern mit lotrechter Belastung . . . . . . . . . . . . 119 57. Trager mit nicht lotrechten Lasten . . . . . . . . . . . 130 58. Trager, die mit Momenten bzw. Kraftepaaren belastet sind. 134 B. Del' Krag- odeI' Freitrager 59. Allgemeines ...................... . 135 60. Bestimmung von Auflagerdruck, Einspannmoment, Querkraft und Biegemoment ..... 137 61. Beispiele von Freitragern 140 Inhaltsverzeichnis VII Seite C. Del' Trager auf zwei Stiitzen mit Kragarmen 62. Rechnerische und zeichnerische Behandlung eines Tragers mit Kragarmen 14fi IV. Ebene Fachwerke 63. Aligemeines . . . . . . . . . . . . . . . 149 64. Die rechnerische Ermittlung del' Stabkrafte . . . . . 154 65. Beispiel zur rechnerischen Ermittlung von Stabkraften 155 66. Einfache Falle . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 67. Formeln fiir die Stabkriifte bei lotrechter Belastung . . 158 68. Beispiel zur Berechnung del' Stabkrafte eines Fachwerks mit lot- rechter Belastung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 69. Del' Paralleltrager bei lotrechter Belastung. . . . . . . . 164 70. Beispiel zur Berechnung del' Stabkrafte eines Paralleltragers 166 71. Zeichnerische Ermittlung del' Stabkrafte nach CULMANN 167 72. Zeichnerische Bestimmung del' Stabkrafte mittels des Cremona planes (reziproken Krafteplanes) . . . . . . . . 169 73. Beispiele zur Ermittlung del' Stabkrafte mittels des Cremona planes sowie zur Berechnung von Stabkraften 172 V. Der Gelenk- oder Gerbertrager 74. Allgemeines ....................... 181 75. Biegemoment und Querkraft bei lotrechter Belastung . . . . . . 183 76. Beispiel zur Ermittlung del' Auflagerdriicke sowie des Momenten- und Querkraftverlaufs. . . . . . . . . . . . . 186 77. Zeichnerische Behandlung mittels des Seilpolygons 188 78. Gerbertrager auf beliebig vielen Stiitzen . 189 79. Beispiel einer Gelenkpfette. . . . . . . 194 80. Del' Gerbertrager in Fachwerkausfiihrung 195 VI. Der Dreigelenkbogen 81. Aligemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 82. Zeichnerische Ermittlung del' Kampferdriicke. Die Stiitzlinie . . . 203 83. Bestimmung von Biegemoment, Normal- und Querkraft mit Hilfe del' Stiitzlinie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 205 84. Rechnerische Behandlung des Bogens bei lotrechter Belastung . . 207 85. Beispiel zur rechnerischen Ermittlung von M, N, Q . . . . . . . 210 86. Zeichnerische Bestimmung des Momentenverlaufs bei lotrechter Be- lastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 211 87. Beispiel zur zeichnerischen Ermittlung des Momentenverlaufs 213 88. Bogen mit Streckenlast . . . . . . . . . . . . . . . .. 213 89. Rechnerische Behandlung des Dreigelenkbogens bei beliebig gerich. teter Belastung (1. Methode) . . . . . . . .. ...... 216 90. Rechnerische Behandlung des Dreigelenkbogens mit waagrechter Belastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 91. Rechnerische Behandillng des Dreigelenkbogens bei beliebiger Be- lastung (2. Methode) .................... 222 VIII Inhaltsverzeichnis Seite 92. Der Dreigelenkbogen in Fachwerkausfiihrung . 225 93. Der Dreigelenkbogen mit Zugband . . . . . 227 VD. Weitere statisch bestimmte Systeme 94. Rahmen und ihre statisch bestimmten Grundsysteme 228 95. Zwei weitere statisch bestimmte Systeme 233 Namen- und Sachverzeichnis ..... 238 I. Die Zusammensetzung und das Gleichgewicht von Kraften 1. Zur Definition der Kraft. Die Statik, von der das vorliegende Buch handelt, ist ein Teilgebiet der Mechanik. Diese kann etwa als die Lehre von den Bewegungen der Korper und ihrem Verhalten unter dem Ein fluB von Kraften bezeichnet werden. Damit stoBen wir bereits auf den gar nicht so leicht zu definierenden Begriff der Kraft. Was unter einer Kraft zu verstehen ist, wird zunachst aus einer subjektiven Empfindung abgeleitet. Wir wissen, daB es einer Anstrengung, einer Muskelanspan nung, bedarf, urn einen Korper aus dem Ruhezustand in Bewegung zu versetzen, und ebenso, urn einen in Bewegung befindlichen Korper an zuhalten. Aber auch wenn wir bloB die Bewegungsrichtung eines Korpers andern wollen, ohne den Betrag seiner Geschwindigkeit zu andern, ist eine solche Anstrengung notig. In allen dieselll Fallen sagen wir, daB wir auf den Korper eine Kraft ausgetibt haben und daB wir dadurch seinen Bewegungszustand geandert haben. Unter "Anderung des Bewegungs zustandes" verstehen wir eine Anderung der GroBe der Geschwindigkeit oder eine Anderung der Richtung der Geschwindigkeit oder auch beides zugleich. Denn auch bei einer bloBen Richtungsanderung der Geschwin digkeit andert sich der Bewegungszustand eines Korpers. Bewegt er sich etwa gleichformig langs eines Viertelkreises, so hat er am Ende dieses Wegsttickes eine Bewegung in einer Richtung, in der ursprtinglich keine Bewegung vorhanden war, wahrend die Bewegung in der Anfangs richtung aufgehOrt hat. Wir beobachten ferner, daB wir an ein und demselben Korper mit einer groBeren Anstrengung, also mit einer groBeren Kraft, eine starkere Anderung des Bewegungszustandes hervorrufen als mit einer geringeren Kraft. Wir bringen einen Wagen schneller auf eine bestimmte Geschwin digkeit, wenn wir kriiftiger anschieben, als wenn wir uns nicht so sehr anstrengen. Und dann ist auch noch die Richtung, in der wir die Kraft auf den Korper einwirken lassen, auf die Anderung seines Bewegungszu standes von EinfluB. Ziehen wir verschiedene Korper in Betracht, so sehen wir, daB wir an ihnen mit der gleichen Anstrengung oft sehr verschieden groBe Anderun- 1 Chmelka-MeJan. Statlk. 8. Auf!. 2 1. Die Zusammensetzung und das Gleichgewicht von Kriften gen des Bewegungszustandes hervorbringen. Als den Grund hiediir sehen wir die verschiedene M a8sen der Korper an. KorpergroBerer Masse (etwa ein beladener Wagen) setzen einer Bewegungsanderung einen groBeren Widerstand entgegen als solche kleinerer Masse (der leere Wagen). Soviel iiber das Verhalten von Korpern, auf die wir selbst mit unserer Muskelkraft einwirken. Nun beobachten wir aber auch Bewegungs anderungen an Korpern, ohne daB wir selbst daran irgendwie beteiligt sind. Wir sagen, daB auch diese Bewegungsanderungen durch Krafte verursacht werden, und objektivieren damit den zunachst rein subjek tiven Kraftbegriff. Wird etwa ein Ball von einer Wand zuriickgeworfen, so sagen wir, die Wand habe auf den Ball eine Kraft ausgeiibt, genauso wie wir es auch mit unserer Hand hiitten tun konnen. Und fallt ein los gelassener Stein herunter, so bezeichnen wir als Ursache dieser Bewegung die Anziehungskraft, die die Erde auf den Stein ausiibt, oder kurz die Schwerkraft. Wir haben damit die Kraft als die Ursache der Anderung des Bewe gungszustandes eines Korpers definiert. Es soll nicht verschwiegen wer den, daB manche Autoren die Kraft nicht in diesel' Weise definiert wissen wollen und daB sich der Kraftbegriff bei genauer Analyse als ein sehr schwierig zu fassender Begriff erweist. Doch fiir unsere Zwecke mag die oben gegebene Elklarung ausreichen. Wir haben gesehen, daB zur eindeutigen Kennzeichnung einer Kraft sowohl die Angabe ihrer Grope oder, wie man auch sagt, ihres Betrages als auch die Angabe ihrer Richtung gehOrt. Physikalische GrOBen diesel' Art nennt man Vektoren. Physikalische Begriffe, zu deren Kennzeichnung bloB die Angabe ihres Betrages, also bloB eine einzige Zahl, erforderlich ist, heiBen Skalare. Beispiele fiir Vektoren sind auBer der Kraft noch die Geschwindigkeit, die Beschleunigung (das ist die Geschwindigkeits iinderung in derZeiteinheit) usw. Beispiele fiir Skalare sind die Masse, die Temperatur. Ein Vektor laBt sich als gerichtete GroBe vorteilhaft durch einen Pfeil darstellen, dessen Lange in irgendeinem MaBstab dem Betrag del' be treffenden physikalischen GroBe entspricht. In den spateren technischen Anwendungen werden wir jedoch oft so verfahren, daB wir durch einen Pfeil beliebiger Liinge lediglich die Richtung des Vektors angeben und seinen Betrag bloB zu dem Pfeil dazuschreiben. In diesem Kapitel hin gegen, wo wir mit den Vektoren selbst ein wenig rechnen wollen, werden wir einen Vektor, also den Inbegriff von GrOBe und Richtung, stets durch einen Frakturbuchstaben bezeichnen, und seinen Betrag mit dem ent sprechenden LaOOinbuchstaben; also beispielsweise den Kraftvektor '.p, del' den (soots positiven) Betrag P hat. FUr diesen "absoluten Betrag" des Vektors '.p schreibt man oft auch l'.p! = P.