Sozialwissenschaftliche Fakultät Methodenmodul MZS.BA.01a: Einführung in die quantitative und qualitative Sozialforschung Teil A: Quantitative Sozialforschung Skript zu den Lerneinheiten: Lerneinheit 1: Wozu empirische Sozialforschung? Lerneinheit 2: Der Forschungsprozess Lerneinheit 3: Forschungsethik Lerneinheit 4: Kennzeichen empirischer Aussagen Lerneinheit 5: Grundkonzepte der Aussagenlogik Lerneinheit 6: Logische Probleme bei der Prüfung empirischer Aussagen Lerneinheit 7: Logik der quantitativen Sozialforschung Lerneinheit 8: Kausalität Lerneinheit 9: Untersuchungsdesigns Lerneinheit 10: Operationalisierung Lerneinheit 11: Messen Lerneinheit 12: Theorien des Befragtenverhaltens Lerneinheit 13: Frageformulierung und Fragebogengestaltung Lerneinheit 14: Befragungsformen Lerneinheit 15: Beobachtungen Lerneinheit 16: Inhaltsanalyse und nichtreaktive Erhebungsmethoden Lerneinheit 17: Grundgesamtheit und Stichprobe Lerneinheit 18: Zufallsauswahlen Lerneinheit 19: Ausfälle und Gewichtungen Lerneinheit 20: Datenaufbereitung, Indexbildung und Skalierung Lerneinheit 21: Datenanalyse Lerneinheit 22: Ergebnispräsentation Lerneinheit 23: Anwendung von Forschungsergebnissen Lerneinheit 1: Wozu empirische Sozialforschung? Empirische Wissenschaften formulieren empirische Aussagen, das sind Aussagen, die etwas über die Realität behaupten. Beispiele für empirische Behauptungen aus den Sozialwissenschaften sind: • In allen menschlichen Gesellschaften gibt es Statusunterschiede (Soziologie). • Im deutschen Bildungssystem des beginnenden 21 Jhds. sind Mädchen erfolgreicher als Jungen (Pädagogik). • Wenn vor einer Wahl eine große Koalition regiert hat, gewinnen die Parteien an Stimmen, die nicht der großen Koalition angehören (Politikwissenschaft). Von wissenschaftlichen Erkenntnissen kann gesprochen werden, wenn solche empirischen AAussagen nachh ddem SSttandd dder FForschhung zuttreffffen. Benötigt werden empirische Aussagen letztlich, um ... • Phänomene (Ereignisse) zu beschreiben und zu erklären, • zutreffende Vorhersagen (Prognosen) über das Eintreten zukünftiger Ereignisse zu treffen • und geeignete Maßnahmen (Interventionen) vorzuschlagen, um Zielzustände zu realisieren (Ereignisse herbeizuführen), • bbzw. dden Erffollg von Maßßnahhmen zu bewerten ((zu evalluiieren)). Hinweis: Sozialwissenschaftler formulieren allerdings nicht nur empirische Aussagen, sondern auch normative Regeln, z.B.: „Immigranten sollen mehr Sprachkenntnisse erwerben.“ Empirie: Quantitative Methoden L01-1 Die Beziehung zwischen Sozialforschung und Sozialwissenschaften EEmmppiirriisscchhee AAuussssaaggeenn eerrffüülllleenn ddaannnn ddeenn AAnnsspprruucchh vvoonn WWiisssseennsscchhaaffttlliicchhkkeeiitt,, wweennnn ssiiee ddeenn Regeln der Wissenschaft genügen, d.h. insbesondere intersubjektive Gültigkeit beanspruchen können, also im Prinzip von jeder Person als vermutlich wahr betrachtet werden (sollten), da sie • nach den akzeptierten Regeln der jeweiligen wissenschaftlichen Disziplin gewonnen werden und • jederzeit durch neue Erkenntnisse in Frage gestellt werden können. Die in der Wissenschaft formulierten empirischen Aussagen sollen zutreffen, also die Realität, wie sie ist, korrekt wiedergeben. Es muss daher eine Verbindung zwischen der Realität und den AAuussssaaggeenn ggeebbeenn. Gegenstand der empirischen Sozialforschung ist es, diese Verbindung zwischen sozialwissen- schaftlichen Aussagen auf der einen Seite, und der Realität auf der anderen Seite herzustellen. DDaazzuu wweerrddeenn ddiiee eemmppiirriisscchheenn PPhhäännoommeennee, aauuff ddiiee ssiicchh ssoozziiaallwwiisssseennsscchhaaffttlliicchhee AAuussssaaggeenn bbee- ziehen • beobachtet (Datenerhebung), •• aannaallyyssiieerrtt ((DDaatteennaauusswweerrttuunngg)) uunndd • interpretiert (Dateninterpretation). Empirie: Quantitative Methoden L01-2 Die Beziehung zwischen Sozialforschung und Sozialwissenschaften DDaabbeeii kköönnnneenn FFeehhlleerr aauuffttrreetteenn.. • Bei der Beobachtung können Beobachtungsfehler (wie Falschwahrnehmungen und das Übersehen relevanter Aspekte) auftreten; • bei der Analyyse können Analyysefehler ((z.B. durch die Anwendungg unggeeiggneter Analyyse- methoden) auftreten; • bei der Interpretation können Interpretationsfehler (z.B. Ziehen von falschen Schlussfolge- rungen aus den Ergebnissen) auftreten. Beispiele für Fehler bei der Formulierung empirischer Aussagen: a. Konstruktion von Pseudo-Regelmäßigkeiten HHiinneeiinnddeeuutteenn vvoonn RReeggeellmmääßßiiggkkeeiitteenn iinn zzuuffäälllliiggeenn VVaarriiaattiioonneenn:: Versuchspersonen sollten Regelmäßigkeit eines Gewinnspielautomaten erraten. Obwohl es tatsächlich gar keine Regelmäßigkeit gab, (er-) fanden die Versuchspersonen RReeggeellmmääßßiiggkkeeiitteenn,, aann ddeenneenn oofftt ssooggaarr ffeessttggeehhaalltteenn wwuurrddee,, wweennnn ddeerr FFoorrsscchheerr nnaacchh ddeemm Versuch darüber informierte, dass der Gewinnspielautomat ohne Regel rein zufällig Er- gebnisse produzierte. ((Expperiment von Wrigght/Bavelas,, zitiert nach Diekmann 2000,, S. 41)) Empirie: Quantitative Methoden L01-3 Beispiele für Fehldeutungen und Artefakte bb.. EErrwwaarrttuunnggssaabbhhäännggiiggee BBeeoobbaacchhttuunngg Konformitätsdruck Wenn „Verbündete“ (in der Wissenschaft als Konförderierte oder Agenten bezeichnet) eines Expperimentators,, die von den tatsächlichen Versuchsppersonen eines Expperiments fälschlicherweise als weitere Versuchspersonen wahrgenommen werden, konsistent falsche Beobachtungsurteile berichten, besteht bei Versuchspersonen oft ein Konformi- tätsdruck in Richtung der falschen Urteile. Den eigenen Beobachtungen wird also möglicherweise weniger getraut, als den konsis- tenten Urteilen anderer. (Beispiel: Experiment von Asch, zitiert nach Diekmann 2000, S. 43) c. Selektive Wahrnehmung Stichprobenselektion, Wahrnehmungsselektion, Erinnerungsselektion In den siebzigger Jahren des 20. Jhds. hat der Maggier Uri Geller im Fernsehen behaupptet,, dass sich durch gemeinsames Konzentrieren von ihm und den Zuschauern Löffel und Gabeln verbiegen lassen. Tatsächlich berichteten Fernsehzuschauer, dass sie nach dem ggemeinsamen Konzentrieren verboggene Löffffel oder Gabeln in ihren Schubladen ffanden. Dieses Phänomen lässt sich darauf zurückführen, dass einigen Zuschauern erst durch die Fernsehsendung und das anschließende Nachsehen bewusst wurde, dass sie einen verbogenen Löffel oder eine verbogene Gabel in ihrer Schublade hatten. (Beispiel nach Diekmann 2000, S. 44) Empirie: Quantitative Methoden L01-4 Beispiele für Fehldeutungen und Artefakte d. Deduktionsfehler Wie wahrscheinlich ist es, dass bei einer zufällig ausgewählten Person ein Positivergebnis in einem Aids-Test falsch ist, wenn (1.) der Test alle echten Aids-Fälle korrekt entdeckt, (2.) der Test bei 1% der Nichterkrankten fehlerhaft ein positives Resultat (erkrankt) meldet und (3.) in der Bevölkerung tatsächlich 0.1% Aids haben. Die Antwort „1%“ ist falsch. Tatsächlich beträgt die Wahrscheinlichkeit über 90%, dass der Test fälschlicherweise zu einem positiven Ergebnis führt. (Beispiel nach Diekmann 2000, S. 50) Daten: tatsächlich an AIDS erkrankt (in Prozent) Testergebnis ja nein insgesamt positiv 100.0% 1.0% negativ 0.0% 99.0% insgesamt 100.0% 100.0% (von 0.1%) (von 99.9%) IInn ZZaahhlleenn zz.BB. 11,000000 999999,000000 11,000000,000000 ja nein insgesamt Anteil von Personen positiv 1,000 9,990 10,990 mit falsch positivem Ergebnis nneeggaattiivv 00 998899,001100 998899,001100 99,999900 von 1100,999900 = 9900.99 %% insgesamt 1,000 999,000 1,000,000 Empirie: Quantitative Methoden L01-5 Beispiele für Fehldeutungen und Artefakte e. Scheinkausalität BBeiispiiell: SSchheiinbbarer ZZusammenhhang zwiischhen TTelleffonbbesiitz undd moralliischhem Rigorismus (gemessen über die Ablehnung von Schwangerschaftsabbrüchen) TTeelleeffoonnbbeessiittzz IInn HHaauusshhaalltteenn, ddiiee 11999922 üübbeerr Abtreibung, wenn im Haushalt? einen Telefonanschluss verfügten, die Frau es will ja nein war der Anteil der Abtreibungs- - ssoollllttee vveerrbbootteenn sseeiinn 5544.77%% 3333.00%% ggeeggnneerr uumm ++2211.77 ((5544.77%% −3333.00%%)) - sollte erlaubt sein 45.3% 67.0% Prozentpunkte höher als in Haus- (2331) (782) halten, die über kein Telefon ver- (Quelle: Allgemeine Bevölkerungsumfrage der ffüüggtteenn!! Sozialwissenschaft 1992) Bei Differenzierung nach alten und neuen Bundesländern gibt es praktisch keinen Zusammen- hhaanngg.. alte Länder neue Länder Telefonbesitz Telefonbesitz AAbbttrreeiibbuunngg, wweennnn iimm HHaauusshhaalltt?? iimm HHaauusshhaalltt?? DDiiee PPrroozzeennttssaattzzddiiffffeerreennzzeenn die Frau es will ja nein ja nein betragen in den alten Län- - sollte verboten sein 58.5% 62.8% 28.9% 29.7% dern –4.3 Prozentpunkte und - ssoollllttee eerrllaauubbtt sseeiinn 4411.55%% 3377.22%% 7711.11%% 7700.33%% iinn ddeenn nneeuueenn LLäännddeerrnn –00.88 (2026) (78) (305) (704) Prozentpunkte. Empirie: Quantitative Methoden L01-6 Konsequenz: Aufgabe der empirischen Sozialforschung DDiiee iinn ddeerr eemmppiirriisscchheenn SSoozziiaallffoorrsscchhuunngg eennttwwiicckkeelltteenn RReeggeellnn uunndd MMeetthhooddeenn eeiinnsscchhlliieeßßlliicchh ddeerr Statistik dienen dazu, zutreffende Aussagen zu gewinnen und Beobachtungs-, Analyse- und Interpretationsfehler möglichst auszuschließen. Was leistet hierbei die quantitative Sozialforschung? DDiiee qquuaannttiittaattiivvee SSoozziiaallffoorrsscchhuunngg bbeesscchhääffttiiggtt ssiicchh vvoorr aalllleemm mmiitt AAuussssaaggeenn üübbeerr Ereignismengen: • EErffassung von VVertteiillungseiigenschhafftten Wie ist das Einkommen in einer Gesellschaft verteilt? Gibt es Unterschiede im durchschnittlichen Einkommen von Männern und Frauen? • Prüfung von Hypothesen über Eigenschaften und Zusammenhänge in einer Gesellschaft oder zwischen Gesellschaften IIsstt ddiiee AAuusslläännddeerrffeeiinnddlliicchhkkeeiitt uunntteerr AArrbbeeiittsslloosseenn hhööhheerr aallss uunntteerr BBeesscchhääffttiiggtteenn gleichen Alters, gleichen Geschlechts und gleicher Bildung? Ist die Bevölkerung in der Bundesrepublik unzufriedener mit den Politikern als die Bevölkerungg in Italien? Empirie: Quantitative Methoden L01-7 Leistungen der quantitative Sozialforschung • Hinweise zur Entwicklung alternativer Hypothesen und Erklärungen, iinsbbesonddere wenn siichh eiine HHypothhese odder EErkklläärung alls ffallschh erweiist. Warum beteiligen sich Menschen an Lotterien, wenn der im Durchschnitt zu erwartende Gewinn geringer ist als der Preis für ein Los? • Aufdeckung von Zusammenhängen, die den handelnden Subjekten in einer Gesellschaft nicht bewusst sein müssen. WWaarruumm ggeehheenn MMeennsscchheenn bbeeii AAuussssiicchhtteenn aauuff GGeewwiinnnnee hhööhheerree RRiissiikkeenn eeiinn aallss bei Aussichten auf Verluste? Was leistet die quantitative Sozialforschung nicht? Erfassung aller Einzelheiten und Idiosynkrasien •• iinn ssuubbjjeekkttiivveenn SSiinnnnddeeuuttuunnggeenn • und individueller Biographien Voraussetzungen quantitativer Sozialforschung Vermutungen, was bei einem interessierenden sozialen Phänomen besonders relevant sein könnte (Arbeitshypothesen) Empirie: Quantitative Methoden L01-8 Basisliteratur zum Teil quantitative Sozialforschung Es gibt eine Vielzahl von Einführungen in die empirische Sozialforschung. Die Vorlesung oriientiiert siichh vor allllem an: • Schnell, R., Hill, P., Esser, E. (1991 ff.): Methoden der empirischen Sozialforschung. München: R. Oldenbourg (diverse Auflagen). • DDiieekkmmaannnn, AA. ((11999988, 22000077)):: EEmmppiirriisscchhee SSooziiaallffoorrsscchhunngg. GGrrunnddllaaggeenn, MMeetthhooddeenn, Anwendungen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt (diverse Auflagen, 2007 stark überar- beitet). ((EEiinnee ddiieesseerr EEiinnffüühhrruunnggeenn ssoollllttee zzuurr VVoorr- uunndd NNaacchhbbeerreeiittuunngg ddeess VVoorrlleessuunnggssssttooffffeess gelesen werden!) Empirie: Quantitative Methoden L01-9 Lerneinheit 2: Der Forschungsprozess Empirische Sozialforschung ist ein systematischer Prozess zur Gewinnung empirischer Erkenntnisse. Ausgehend von einer interessierenden Fragestellung werden Informationen ggeewwoonnnneenn uunndd sscchhlliieeßßlliicchh ggeennuuttzztt.. Es gibt unterschiedliche Vorschläge zur Aufteilung des Forschungsprozesses in Teilprozesse ooddeerr PPhhaasseenn. Gemeinsam ist allen Vorschlägen, dass unterschieden wird zwischen • der Formulierung der Fragestellung, • der Festleggungg der emppirischen Vorggehensweise,, • der Gewinnung und Analyse des empirischen Materials, • der Interpretation der Ergebnisse und • der Verwendung der Ergebnisse. Die Einteilung des Forschungsprozesses in Phasen bedeutet nicht, dass alle Phasen stets strikt nacheinander der Reihe nach abgearbeitet werden. SSttaattttddeesssseenn kkaannnn eess SSpprrüünnggee zwiisscchheenn ddeenn PPhhaasseenn unndd IItteerraattiioonneenn ((WWiieeddeerrhhoollunnggeenn)) ggeebbeenn. Empirie: Quantitative Methoden L02-1 Forschungsprozess UUnntteerrsscchhiieeddlliicchhee AAuufftteeiilluunngg ddeess FFoorrsscchhuunnggsspprroozzeesssseess iinn FFoorrsscchhuunnggsspphhaasseenn:: A. Entdeckungs- 1. Spezifikation der Forschungs- zusammenhhang ffrage ((FFormulliierung von AAr- (Fragestellung) beitshypothesen) I. Definitionsphase 2. Transformation in einen B. Begründungs- Forschungsplan zusammenhang ((Infformations- 3. Datenggewinnungg II. Durchführunggspphase gewinnung) 4. Datenanalyse (& -interpretation) III. Analysephase C. Verwertungs- zusammenhang 5. Ergebnispräsentation IV. Disseminationsphase (Nutzung) Empirie: Quantitative Methoden L02-2 Der Forschungsprozess SSiinnvollll iist ddiie UUnterschheiiddung von PPhhasen odder AArbbeiitsschhriitten iinsoweiit, alls siie hhellffen können, die Aufgaben zu verdeutlichen, die sich im Forschungsprozess stellen. I. Deffiiniitiionsphase 1. Spezifikation der Forschungsfragen • FFoorrmmuulliieerruunngg ddeess FFoorrsscchhuunnggsszziieellss:: wwaass ssoollll eerrffoorrsscchhtt wweerrddeenn?? • Stand der Forschung (Literatursichtung): was ist bereits erforscht? • Benennung des Forschungsdefizits: was ist noch unbekannt oder unklar? • Formulierungg von Arbeitshyyppothesen: welche Vermutunggen lieggen vor? 2. Umsetzung in einen Forschungsplan • Entwicklung des Untersuchungsdesigns • FFesttllegung von UUnttersuchhungs- undd Analyseeinheiten und deren Auswahl • Festlegung der Erhebungsinhalte und -mmeetthhooddeenn ((OOppeerraattiioonnaalliissiieerruunnggsssskkiizzzzee)) • Festlegung der Analysemethoden (Analyseplan) • EErraarrbbeeiittuunngg ddeess ZZeeiitt- uunndd KKoosstteennppllaannss Empirie: Quantitative Methoden L02-3 Der Forschungsprozess II. Datenerhebungsphase 3. Datengenerierung (falls Primärerhebung, d.h. Daten neu erhoben werden müssen) • Erstellung der Erhebungsinstrumente • Prüfung und evtl. Modifikation der Instrumente (Pretest) • Stichprobenziehung (Realisierung des Auswahlplans) • Erhebung und Verkodung der Daten (Feldphase) III. AAnalysephase 4. Datenanalyse (auch bei Sekundäranalysen, das sind Forschungen, in denen Daten verwendet werden, die ursprünglich für andere Forschungen erhoben wordden siindd)) • Datenaufbereitung (Fehlerbereinigung, Index- und Skalenbildung) • Statistische Analysen (Datendeskription und Zusammenhangsanalysen) •• EErrggeebbnniissiinntteerrpprreettaattiioonn IV. Disseminationsphase 55. PPrräässeennttaattiioonn uunndd NNuuttzzuunngg ddeerr FFoorrsscchhuunnggsseerrggeebbnniissssee • Erstellung des Forschungsberichts (Dokumentation) • Vorträge und Publikationen in Aufsätzen/Monographien • WWeeiitteerrggaabbee ddeerr DDaatteenn ffüürr SSeekkuunnddäärraannaallyysseenn • Anwendung der Ergebnisse in Erklärungen, Prognosen, Maßnahmen Empirie: Quantitative Methoden L02-4 Explorative, deskriptive und konfirmatorische Studien Empirische Untersuchungen werden bisweilen nach dem vorrangigen Forschungsziel unterschieden in vorwiegend: • explorative, • deskriptive bzw. • konfirmatorische Studien. Kennzeichen explorativer Studien •• kkeeiinn ooddeerr nnurr eeiinn ggeerriinnggeess VVoorrwiisssseenn üübbeerr ddeenn zu unntteerrssucchheennddeenn RReeaalliittäättssaausssscchhnniitttt. Vorrangiges Ziel ist daher • Gewinnung von (ersten) Erkenntnissen über ein Forschungsfeld • iinsbbesonddere ddiie EEnttddeckkung von empiiriischhen ZZusammenhhäängen, die in nachfolgenden konfirmatorischen Studien überprüft werden sollen. DDaa ssttaannddaarrddiissiieerrttee EErrhheebbuunnggssmmeetthhooddeenn rreellaattiivv vviieell VVoorrwwiisssseenn eerrffoorrddeerrnn,, werden in explorativen Studien oft, aber nicht immer unstandardisierte Methoden eingesetzt. Bisweilen wird daher behaupptet,, dass expplorative Studien nur mit Methoden qualitativer Forschung bearbeitet werden können; aber: explorative Studien können sich trotz nichtstandardisierten Erhebungs- methoden an der generellen Vorgehensweise von quantitativen Untersuchungen orientieren. Empirie: Quantitative Methoden L02-5 Explorative, deskriptive und konfirmatorische Studien KKeennnnzzeeiicchheenn ddeesskkrriippttiivveerr SSttuuddiieenn • Gewinnung von (Detail-) Informationen über einen Gegenstandsbereich z.B.: Wie ist das Einkommen verteilt? Wie viele Kappitalverbrechen werden in einem Zeitraum begganggen? Wie viele Studierende brechen ein Studium ab? Wie hoch ist der Zusammenhang zwischen Bildung und Einkommen? IImm UUnntteerrsscchhiieedd zzuu eexxpplloorraattiivveenn SSttuuddiieenn iisstt üübbeerr GGeeggeennssttaannddssbbeerreeiicchh VVoorrwwiisssseenn vvoorrhhaannddeenn. Kennzeichen konfirmatorischer Studien • Prüfung von Hypothesen, die i.a. Zusammenhänge zwischen Größen postulieren z.B.: Bei gleicher Bildung, Arbeitszeit und Berufserfahrung verdienen Frauen weniger als Männer Die Hypothesen in konfirmatorischen Studien sind Vermutungen, die bereits vorder Durchführung der konfirmatorischen Studie explizit formuliert werden. In der Forschungspraxis werden oft gleichzeitig mehrere Forschungsziele verfolgt, so dass primär konfirmatorische Untersuchungen auch deskriptive oder explorative MMoommeennttee bbeeiinnhhaalltteenn uunndd eennttsspprreecchheennddeess ffüürr vvoorrwwiieeggeenndd eexxpplloorraattiivvee ooddeerr ddeesskkrriippttiivvee Studien gilt. Empirie: Quantitative Methoden L02-6 Auftragsforschung und Eigenforschung In Abhänggiggkeit vom Anlass einer Untersuchungg Unterscheidungg zwischen • Auftragsforschung: Ein Auftraggeber hat ein Interesse an einer Forschungsfrage und beauftragt die Durchführung der Studie, die von ihm finanziert wird. Die Auftragsvergabe erfolgt oft über eine Ausschreibung, zu der Forschungseinrichtungen Angebote einreichen; • EEiiggeennffoorrsscchhuunngg:: Die Forschungseinrichtung untersucht eine selbstgestellte Forschungsfrage. Aufgrund der hohen Kosten (insbesondere der Datenerhebung) erfolgt oft keine Eiggenfinanzierungg,, sondern es werden Forschunggsggelder ((sogg. Drittmitteln)) über einen Forschungsantrag an eine Förderungsinstitution eingeworben. Die Verggabe von Drittmittel bzw. die Entscheidungg über ein Forschunggsanggebot bei einer Auftragsforschung erfolgt in der Regel nach einer Begutachtung des Forschungsantrags bzw. des Angebots. Beim in der Wissenschaft üblichen Peer-Review-Verfahren begutachten Fachkollegen den Forschungsplan. Dabei gilt das Prinzip der Anonymität. Der begutachtete Forscher weiß und erfährt nicht, wer begutachtet. Beii Gutachhten übber Forschhungsbberiichhte ((gepllante Pubblliikkatiionen)) erffähhrt offt auchh dder Gutachter nicht, wer den Bericht geschrieben hat. Empirie: Quantitative Methoden L02-7 Begutachtung über Peer-Reviews KKrriitteerriieenn ddeerr BBeegguuttaacchhttuunngg Ist das Forschungsprojekt erfolgversprechend: • Sind neue Erkenntnisse zu erwarten? ((BBeerrüücckkssiicchhttiigguunngg ddeess FFoorrsscchhuunnggssssttaannddeess, kkllaarr ffoorrmmuulliieerrttee uunndd bbeeaannttwwoorrttbbaarree Forschungsfrage) • Sind die Realisierungsaussichten hinreichend hoch? ((ggeeeeiiggnneetteess FFoorrsscchhuunnggssddeessiiggnn, rreeaalliissttiisscchhee ZZeeiitt- uunndd KKoosstteennppllaannuunngg, vorhandenes Forschungsknowhow/Reputation → eigene Vorarbeiten) Wichtiggste Förderunggsinstitutionen für die Sozialwissenschaften: • Deutsche Forschungsgemeinschaft (http://www.dfg.de) • Volkswagen-Stiftung(http://www.volkswagen-stiftung.de) Unabhängig von der Finanzierung ist für das Gelingen einer Untersuchung ein realistischer Zeit- und Kostenplan sehr wichtig: •• SSeehhrr hhääuuffiigg wwiirrdd ffüürr ddiiee eeiinnzzeellnneenn SScchhrriittttee zzuu wweenniigg ZZeeiitt eeiinnggeeppllaanntt. • Wenn Kosten unterschätzt werden, kann ein Forschungsprojekt scheitern, wenn sie überschätzt werden, findet sich möglicherweise kein Finanzgeber. Empirie: Quantitative Methoden L02-8
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