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Einführung in die Operative Logik und Mathematik PDF

305 Pages·1955·7.45 MB·German
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DIE GRUNDLEHREN DER MATHEMATISCHEN WISSENSCHAFTEN IN EINZELDARSTELLUNGEN MIT BESONDERER BERUCKSICHTIGUNG DER ANWENDUNGSGEBIETE HERAUSGEGEBEN VON R. GRAMMEL . E. HOPF . H. HOPF . F. RELLICH F. K. SCHMIDT· B. L. VAN DER W AERDEN BAND LXXVIII EINFUHRUNG IN DIE OPERATIVE LOGIK UND MATHEMATIK VON PAUL LORENZEN Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1955 EINFUHRUNG IN DIE OPERATIVE LOGIK UND MATHEMATIK VON PAUL LORENZEN APL. PROFESSOR DER MATHEMATIK AN DER UNIVERSITAT BONN MIT 1 TEXTABBILDUNG Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1955 ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER CBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN OHNE AUSDRUCKLICHE GENEHMIGUNG DES VERLAGES 1ST ES AUCH NICHT GESTATTET, DIESES BlJCH ODER TEILE DARAUS AUF PHOT01IECHANISCHE}[ WEGE (PHOTOKOPIE, MIKROKOPIE) ZU VERVIELFALTIGEN ISBN 978-3-662-01540-7 ISBN 978-3-662-01539-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-01539-1 COPYRIGHT 1955 BY SPRINGER-VERLAG BERLIN IIEIDELBERG Urspriinglich erschienen bei Springer Verlag oHG Berlin Gottigen Heidelberg 1955. Vorwort. Der Plan, meine bisherigen Untersuchungen zu einer neuen - hier "operativ" genannten - Begrundung der Mathematik systematisch auszuarbeiten und zusammenfassend darzustellen, geht auf die freund liche Initiative der Herausgeberdieser Sammlung zuruck. Ich danke insbesondere Herrn F. K. SCHMIDT fUr seine Forderung des Planes. Das Buch ist so geschrieben, daB es keine speziellen Kenntnisse weder der Logik noch der Mathematik voraussetzt. Ich hoffe, daB es daher von jedem, der die mathematischen Anfangervorlesungen gehort hat, verstanden werden kann. Wer sich nicht fur Logik interessiert und also bereit ist, alles Logische als "selbstverstandlich" hinzunehmen, braucht Teil I nur fluchtig zu lesen. Zur Erleichterung fur solche Leser sei auf die Erklarung der wichtigsten Bezeichnungen hingewiesen. Fur viele gute Ratschlage bei der Abfassung des Manuskriptes und bei den Korrekturen bin ich den Herren H. GERICKE, G. MULLER und G. PICKERT dankbar. Herrn E. WETTE verdanke ich daruber hinaus noch das Sachverzeichnis. Mein besonderer Dank gilt auch dem Verlag fUr seine entgegen kommende Mitarbeit. Bonn, den 1. Marz 1955. PAUL LORENZEN. Inhaltsverzeichnis. Seite ErkHirung der wichtigsten Bezeichnungen VII Einleitung. . . . . . . . . . . I. Logik. 1. Protologik. S 1. Schematisches Operieren . 9 § 2. Ableitbarkeit und ZuHissigkeit 17 § 3. Eliminationsverfahren . . . . 21 § 4. Induktion und Inversion. . . 26 § 5. Unableitbarkeit und Gleichheit 31 2. Logische Partikeln. § 6. Konsequenzlogik 38 § 7. Konjunktion und Disjunktion ...... . . 55 § 8. Negation ................ . 74 3. Erweiterungen der Logik. § 9. Gleichheit und Kennzeichnungen . . . . 84 § 10. Abstraktion, Relationen und Funktionen . 99 § 11. Modalitiit und Wahrscheinlichkeit. . . . 105 II. Konkrete Mathematik. 4. Arithmetik. § 12. Systeme und endliche Mengen 119 § 13. Grundzahlen . . . . . . . . . . 132 § 14. Lange und Kardinalzahl . . . . . 141 § 15. Rationale und algebraische Zahlen. 150 5. Sprachkonstruktionen. § 16. Die elementare Sprache ..... . 165 § 17. Sprachschichten . . . . . . . . . . . 182 6. Analysis. § 18. Reelle Zahlen. . . . . . . 194 § 19. Mengen und Abbildungen 207 § 20. Erweiterungen der Analysis. 219 III. Abstrakte Mathematik. 7. Allgemeine Strukturtheorie. § 21. Gebilde und Strukturen . . . . . . . . . 239 § 22. Elementare und nichtelementare Strukturen . 247 8. Spezielle Strukturen. § 23. Algebra . . . . . . 255 § 24. Topologie . . . . . 264 Li tera tu rver zeichnis 274 Bezeichnungen . 276 Sachverzeichnis ... 280 Erklarung der wichtigsten Bezeichnungen. (1) Logik: M engenlehre: Implikation Subtraktion '- -i>- (.-) Aquivalenz ++ (~) BOoLEsche Addition nx Konjunktion A, Ax (fUr alle x) Durchschnitt r., Disjunktion v, Vx (fUr manche x) Vereinigung u, Ux Negation --, Komplement '-- (2) ~ bezeichnet die definitorische Gleichheit oder Aquivalenz. (3) Fur Formeln A(x) bezeichnet txA(x) dasjenige x mit A(x) (falls es genau ein so1ches gibt), xxA(x) die Menge der x mit A(x). Mit M=xxA(x) wird gesetzt: xEM~A(x). (4) Fur Terme Y(x) bezeichnet Ax Y(x) die Funktion, die fur x den Wert Y(x) annimmt. Mit I=AxY(x) wird gesetzt: 11 x~Y(x). (5) In Xl' X2, ... deutet ... an, daB endlich viele Glieder folgen. In Xl' X2, •.... deutet ..... an, daB unendlich viele Glieder folgen. (6) *, t, t werden als Nennvariable fUr Grundzahlen benutzt, so daB z. B. X * die F olge An Xn, also Xl' X 2, . .. .. bezeichnet. (7) Die benutzte Methode, die Zusammensetzung von Formeln oder Termen mit Punkten statt mit Klammern zu bezeichnen, ist in § 1 erkHirt, z. B. AABvC statt (AAB)vC, + + Ln·X Yn· statt L,,(X Yn)· Einleitung. Dies Buch enthalt eine neue Begrtindung der fundamentalen Teile der Mathematik - es sei daher hier der Versuch gemacht, die verwendete Methode in die gegenwartige Situation der Grundlagenforschung ein zuordnen. Das Begrtindungsproblem als die radikale Frage nach dem Woher jedes mathematischen Wissens (Woher wissen wir, daB 2 X 2 = 4 gilt, daB "A oder B" aus "A" folgt, daB es zu je zwei Mengen eine Ver einigungsmenge gibt, usw. ?) findet historisch seine erste L6sung in der griechischen Philosophie. Der Mensch hat teil an den unveranderlichen Ideen. Diese Teilhabe bedeutet insbesondere, daB er im Besitz des Wissens mehrerer fundamentaler Satze ist. Es gibt "Axiome", deren Wahrheit jedem, der an der Idee der Zahl, des Punktes, usw. teil hat, unmittelbar gewiB, "evident" ist. Diese antike Auffassung der Mathe matik als eines Systems von Satzen, das seine unerschtitterliche Grund lage in evidenten Axiomen hat, hat in der abendlandischen Entwicklung bis zur Entdeckung der nichteuklidischen Geometrien im vorigen Jahr hundert wohl unbestritten geherrscht. Mit der Entwicklung der Infinitesimalrechnung verlaBt allerdings schon das 17. und 18. Jahrhundert die strenge Methode der Antike. Die Analysis arbeitet auf Grund einer "Anschauung" des Unendlich Kleinen, deren mathematischer Inhalt nirgendwo in Axiomen prazise erfaJ3t wird. Die gleichzeitig entstehende Dynamik ist bis heute noch nicht zu einer Theorie more geometrico geworden. Die Widerspriiche, die beim unkritischen Operieren mit unendlichen Reihen, z. B. + + ... + + ... + + ... 1 - 1 1 - 1 = (1 - 1) (1 - 1) = 0 0 = 0 =1-(1-1)- (1-1)-··· =1-0-0-... = 1, auftraten, fiihren im 19. Jahrhundert zu einer "ersten Reform" der Analysis, die mit der Definition der reellen Zahlen als gewisser "Mengen" von rationalen Zahlen (z. B. der DEDEKINDschen Schnitte) abschlieI3t. Das Unendlich-Kleine ist dadurch auf den Mengenbegriff zurtickgefiihrt und dieser bildet - als scheinbar nicht mehr zurtickftihrbarer Grundbe griff - die wieder nur "anschauliche" Grundlage der CANToRschen Mengenlehre. Diesmal stellten sich jedoch sehr schnell Widerspriiche ein. 1st z. B. M die Menge aller Mengen, N die Menge aller Elemente x von M mit Lorenzen, Operative Logik. 2 Einleitung. x Ef X, dann gilt N =f= x fiir aIle x EM, d. h. N ist eine Menge und ist keine Menge. Ebenso: Aus N Ef N folgt N EN, aus N EN folgt N Ef N, also gilt N EN und N Ii N. Vor dem Bekanntwerden dieser und ahnlicher Widerspriiche hatte FREGE 1893 eine Formalisierung der Mathematik ausgearbeitet, deren logische Axiome zugleich eine Basis fiir die Mengenlehre zu liefern ver sprachen. Aber auch in dieser Formalisierung lie Ben sich die Wider spriiche ableiten. Seit etwa 1900 besteht daher die Aufgabe einer "zweiten Reform" der Analysis. Diese wird zumeist als die Aufgabe aufgefaBt, ein wider spruchsfreies Axiomensystem fiir·d ie Mengenlehre (= Logik) zu finden. Die eleganteste Losung hat zuletzt QUINE 1951 gegeben. Aber wie weit sind wir heute davon entfernt, die Axiome und Ab leitungsregeln einer solchen Theorie fiir "evident" zu halt en ! Seit den Untersuchungen iiber das euklidische Parallelenaxiom im 19. Jahrhun dert, aus denen die nichteuklidischen Geometrien (die nicht nur als logische Moglichkeiten aufgefaBt werden) hervorgegangen sind, ist das Vertrauen auf Erkenntnis durch Evidenz weitgehend verloren gegangen. So entstand das HILBERTsche Programm des "Formalismus". Eine formalisierte Theorie wird mit ihren Axiomen und logischen Regeln als ein Kalkiil betrachtet, also als etwas, was ein bloBes Figurenspiel sein konnte (aber nicht ist), und mit diesen Kalkiilen als Gegenstand der "metamathematischen" Untersuchung soIl ihre Widerspruchsfreiheit (d. h. fiir keine Formel A sind A und non-A ableitbar) bewiesen werden. Dies Programm hat sich fiir die formalisierte Arithmetik und dariiber hinaus fiir die sog. verzweigte Typenlogik durchfiihren lassen [GENTZEN 1936, LORENZEN 1951 (1)]. Die Metamathematik fiihrte aber auch zu dem Resultat (GODEL 1931), daB jeder Kalkiil, der eine Formalisierung der Arithmetik enthalt, unvollstandig ist (d. h. fiir manche Formeln A ist weder A noch non-A ableitbar). Schon vor der Entwicklung der formalistischen Auffassung setzte mit BROUWER 1908 eine ganz andere Richtung in der Grundlagen forschung ein: der Intuitionismus. Ihr Ansatzpunkt ist die Frage, ob das Unendliche wirklich (aktual) oder bloB moglich (potentiell) sei. Wahrend fUr die Antike das Unendliche nur etwas potentielles war, ist fiir das mittelalterliche und neuzeitliche Denken weitgehend die aktuale Auffassung des Unendlichen (in der jeweiligen Interpretation als Jen seits oder Diesseits) charakteristisch. Erst der Intuitionismus bringt - auf der Grundlage der KANTischen Philosophie - die Ruckkehr zur potentiellen Auffassung. Die axiomatische Begrundung wird verworfen, und an die Stelle der Evidenz der Axiome tritt eine bei jedem Beweis schritt erforderliche Intuition. Einleitung. 3 Der Leser braucht aber nicht zu fiirchten, daB unsere Diskussion des Begriindungsproblems jetzt die unkontrollierbaren Formen eines Meinungsstreites annimmt. Das vorliegende Buch vermeidet vielmehr diesen Streit giinzlich durch eine strenge Beschriinkung auf das, was von jedem Mathematiker anerkannt werden kann - unabhiingig von seiner Meinung liber das, was Mathematik sei oder sein solIe. Trotz der vielen Diskrepanzen zwischen Intuitionismus und Formalis mus iiber das Wesen der Mathematik sind sich beide Parteien niimlich praktisch (beinahe) einig. Jede "mathematische" Ableitung eines For malisten kann von jedem Intuitionisten kontrolliert werden, und sogar jeder "metamathematische" Beweis eines Formalisten wird von jedem Intuitionisten anerkannt. Denn der Formalismus beschriinkt sich fiir seine metamat hemat ischen Beweise auf die "finiten" Beweismit tel, die wie die intuitionistischen das Unendliehe nur als etwas Potentielles auffassen. Ein Unterschied besteht allerdings darin, daB nicht auch umgekehrt alle intuitionistischen Beweise von der formalistischen Seite anerkannt werden konnen. Der Intuitionist "beweist" z. B. die Widerspruehsfrei heit der iiblichen Formalisierung der Arithmetik dureh Interpretation: A v B wird durch ---, ( ---,A A ---, B), Vx A (x) durch ---, Ax ---,A (x), ---,A durch A-i>-1 =1=1 ersetzt und die entstehenden Siitze, die nur noeh mit -i>-, A, Ax zusammengesetzt sind, sind dann in der gewohnlichen Interpretation "intuitionistisch wahr". Wie liiBt sich diese Wahrheit aber kontrollieren ? Der Gegenstand dcr finiten Metamathematik sind gewisse Kalkiile, was ist aber der Gegenstand der intuitionistischen Mathematik? Ohne dem Intuitionismus daraus einen Vorwurf zu machen, wird man fest stellen konnen, daB in der Frage des Gegenstandes und der Beweismittel die finite Metamathematik dem Verstiindnis des Mathematikers keine Schwierigkeiten bietet, wiihrend dagegen der Intuitionismus ohne Ein arbeitung in die BROUWERsche Auffassung von Denken, Sprache, Mathematik usw. nicht verst and en werden kann. Vom Intuitionismus und Formalismus gemeinsam anerkannt bleibt also eine "finite Mathematik", insbesondere die rekursive Arithmetik. Dieser Ausweg aus dem Dilemma des Grundlagenstreites wurde von SKOLEM 1923 beschritten. Wie SKOLEM 1950 feststellen mume, hat dieser Ausweg jedoch nur wenig Interesse gefunden. Mit der "operativen" Mathematik wird ein neuer Ansatz in Riehtung dieses Auswegs gemacht. Wie der Gegenstand der Metamathematik gewisse Kalkiile sind (namlieh die "Formalisierungen" mathematischer Theorien), hat die operative Mathematik beliebige Kalkiile als ihren Gegenstand. Die These, daB Mathematik nichts als die Theorie der Kalkiile (= formal systems) sei, wurde von CURRY 1951 aufgestellt. Wir benutzen von dieser These Bur die eine Hiilfte, naeh der die Theorie 1*

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