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Einführung in die moderne Mathematik: Das Werkzeug der Algebra [Lecture notes, ] PDF

146 Pages·2000·0.705 MB·German
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Einfu(cid:127)hrung in die moderne Mathematik Das Werkzeug der Algebra 1 Dieter Blessenohl Sommersemester 2000 1 Mathematis hes Seminar, Christian-Albre hts-Universit(cid:127)at,Kiel Einleitung Unter allen Fa hspra hen ist diejenige der Mathematik am h(cid:127)o hsten ent- wi kelt, was ni ht bedeutet, da(cid:25) sie au h die verst(cid:127)andli hste ist. Um eine kurze Formel wie Z b f(x)dx =F(b)(cid:0)F(a) a zu verstehen, bedarf es vieler Vorbereitungen.Au h der Fu(cid:127)nf-Worte-Satz Alleendli henS hiefk(cid:127)orpersindkommutativ\istni htvomAlltagsgebrau h " der Spra he her zu ers hlie(cid:25)en. Wer si h zum Fa hmann in dieser Wissen- s haft ausbildenwill,hat eszuallererstmitdieserunzug(cid:127)angli henVers hlos- senheit der Fa hspra he zu tun. Eine weitere S hwierigkeit liegt fu(cid:127)r den Anf(cid:127)anger in der axiomatis h de- duktiven Form, in der ihm Mathematik an der Universit(cid:127)at entgegentritt. Warum um alles in der Welt sollte er si h fu(cid:127)r Gruppen, Ringe, K(cid:127)orper, Vektorr(cid:127)aume interessieren? Da(cid:25) Mathematik der Prototyp einer axioma- tis h deduktiven Wissens haft sei, in der aus vorgegebenen Axiomen na h strengen Regeln Folgerungen gezogen werden, geh(cid:127)ort zu den popul(cid:127)aren Al- lerweltsweisheiten und tri(cid:11)t prima vista si herli h zu. Zumindest ist die zeitgen(cid:127)ossis he Mathematik so organisiert, undder Gewinnan Klarheitund Dur hsi htigkeit, den das axiomatis h deduktive Vorgehen fu(cid:127)r das Geb(cid:127)aude der Mathematik bringt, kann gar ni ht u(cid:127)bers h(cid:127)atzt werden, weshalb man sie dem Anf(cid:127)anger au h in dieser Form zeigen mu(cid:25). L(cid:127)a(cid:25)t man aber als eine vorl(cid:127)au(cid:12)ge De(cid:12)nition einmal gelten, Mathema- tik sei das, was die Mathematiker ma hen, so zeigt si h s hnell, da(cid:25) die wesentli he T(cid:127)atigkeit des Mathematikers - das, was ihn zum Mathematiker ma ht -Fors hungist.Diekodi(cid:12)zierteForm, inderMathematik inBu(cid:127) hern, Aufs(cid:127)atzen und Vorlesungen ers heint, verdankt si h immer s hon der An- strengung, si h anderen mitteilen zu mu(cid:127)ssen - und zu wollen. Viellei ht hat die S hule Ihnen den Eindru k vermittelt, da(cid:25) in der Mathematik alles er- fors htsei.Siehabenm(cid:127)ogli herweisegeh(cid:127)ort,da(cid:25)au hdieletzten,entlegenen Spezialprobleme (Fermats he Vermutung, Klassi(cid:12)kation der endli hen ein- fa hen Gruppen)ku(cid:127)rzli herledigt worden seien. Ni hts istfals heralsdieser Eindru k; das Gegenteil ist der Fall. Die angebli hen Erledigungen werfen mehrFragenauf,alssiebeantworten.Jemehrwirwissen,umsowenigerwis- 1 sen wir, k(cid:127)onnte man in u(cid:127)bertreibender Zuspitzung sagen. Der grunds(cid:127)atzli h o(cid:11)ene und unabges hlossene Charakter der Mathematik hat beinahe mehr mit ihrem Wesen zu tun als die axiomatis h deduktive Methode. Deshalb ist es so wi htig, im Laufe des Studiums mit mathematis her Fors hung in Beru(cid:127)hrung zu kommen. 2 Inhaltsverzei hnis I Mengen und natu(cid:127)rli he Zahlen 5 1 Mengen, Relationen, Paare 6 2 Spezielle Relationen: Funktion, A(cid:127)quivalenz, Ordnung 16 3 Vollst(cid:127)andige Induktion 30 4 Grundlegende Kombinatorik 38 5 Fakult(cid:127)aten 47 6 Das Pas als he Dreie k 51 II Verknu(cid:127)pfungen, algebrais he Strukturen 58 7 Produkte von Relationen, das Na heinander von Funktio- nen 59 8 Magmen, Halbgruppen, Monoide, Gruppen 66 9 Homomorphismen und Homomorphies(cid:127)atze 77 10 Kongruenzrelationen und Faktorstrukturen 85 11 Potenzre hnung in Halbgruppen, Monoiden und Gruppen 92 P Q 12 , et al. 98 13 Bildweise Verknu(cid:127)pfung von Funktionen 105 14 Universelle Eigens haften von N, N0 und Z 111 3 III Ringe 119 15 Ringe 120 16 Ringhomomorphismen 127 17 Ideale und Faktorringe 132 IV U(cid:127)ber den Aufbau des Zahlensystems 137 V Aufgaben 138 4 Teil I Mengen und natu(cid:127)rli he Zahlen 5 Kapitel 1 Mengen, Relationen, Paare Soweit es den streng logis hen Aufbau der Mathematik angeht, kommen wir mit den drei Grundbegri(cid:11)en 'Menge', 'Relation', 'Paar' aus. Zwar las- sen si h au h die Zahlen darauf zuru(cid:127) kfu(cid:127)hren, do h wollen wir uns zun(cid:127)a hst auf den naiven Standpunkt stellen, da(cid:25) die natu(cid:127)rli hen, ganzen, rationalen und reellen Zahlen und das Re hnen mit ihnen bekannt seien. Ein korrekter Aufbau des Zahlsystems erfordert mehr U(cid:127)bung im Umgang mit abstrakter Begri(cid:11)sbildung, als wir sie bei unseren Lesern voraussetzen wollen. Im drit- ten Teil dieser Vorlesung, na hdem das geh(cid:127)orige begri(cid:15)i he Arsenal ni ht nur bereitgestellt, sondern dem Leser ho(cid:11)entli h au h vertraut ist, kommen wir darauf zuru(cid:127) k. a. Mengen 1 Cantors De(cid:12)nition\ des Begri(cid:11)s 'Menge' " Eine Menge M ist eine Zusammenfassung von wohlbestimm- tenundwohlunters hiedenenObjektenunsererAns hauungoder unseres Denkens (wel he die Elemente von M genannt werden) zu einem Ganzen. Wir erhalten, so fu(cid:127)gen wir hinzu, dadur h ein neues wohlbestimmtes und wohlunters hiedenes Objekt unserer Ans hauung oder { eher no h { unse- res Denkens, mit dem wir dann in glei her Weise verfahren k(cid:127)onnen. Es mag uns einleu hten, da(cid:25) in einem Korb voller A(cid:127)pfel diese sol he wohlbestimm- ten und wohlunters hiedenen Objekte unserer Ans hauung sind, und da(cid:25) der Korb gewisserma(cid:25)en die Zusammenfassung zu einem Ganzen darstellt. A(cid:127)hnli h ers heinen uns die, von Kindesbeinen an vertrauten, natu(cid:127)rli hen Zahlen 1;2;3;::: jede fu(cid:127)r si h wohlbestimmt, wohlunters hieden von allen anderen, und ihre Zusammenfassung zu einem Ganzen { einem Objekt frei- li hnurunseresDenkens,daswirmitdemBu hstabenN bezei hnenunddie 1 Georg Cantor 1845 -1918 6 Menge der nat(cid:127)urli hen Zahlen nennen { bereitet uns keine S hwierigkeiten. Die Zusammenfassung deuten wir dur h die Klammern f und g an, also N =f1;2;3;:::g: Einmal im Zuge fu(cid:127)hren wir weiter ein N0 = f0;1;2;:::g | Menge der natu(cid:127)rli hen Zahlen mit 0 Z = f(cid:1)(cid:1)(cid:1)(cid:0)2;(cid:0)1;0;1;2;:::g | Menge der ganzen Zahlen Q | Menge der rationalen Zahlen R | Menge der reellen Zahlen Fu(cid:127)r jede natu(cid:127)rli he Zahl n setzen wir zur Abku(cid:127)rzung n =f1;2;:::;ng: Na h Cantors Vors hlag k(cid:127)onnten wir nun au h fN;Zg oder f1;2;3;:::;Ng oder fN;Z;Q;Rg bilden. Sogar alle denkbaren Mengen k(cid:127)onnten wir wieder zusammenfassen wollen und { was sollte uns hindern? { die Menge M aller Mengen bilden.In dieser Zusammenfassungmu(cid:127)(cid:25)te M selbst wieder als Element vor- kommen, da M ja alle Mengen als Elemente enth(cid:127)alt, also au h si h selbst. Es sei dahingestellt, ob diese Bildung no h im Sinne von Cantors De(cid:12)nition ist. Immerhin ist jede Menge erst na h der T(cid:127)atigkeit des Zusammenfas- sens da, w(cid:127)ahrend bei der Bildung von M dur h Zusammenfassen M s hon vorhanden sein mu(cid:25), da es ja mit allen anderen Mengen zu einem neuen Ganzen zusammengefasst werden soll. Hinter diesem vorsi htigen Einwand (cid:127)o(cid:11)net si h ein logis her Abgrund. Mengen, die si h selbst als Element ent- halten, sind ohnehin sehr unheimli h. Es gibt au h gar kein Beispiel dafu(cid:127)r, das si h in einfa her Weise vorstellen lie(cid:25)e. Die Menge f1;2;3g enth(cid:127)alt ge- nau die Elemente 1 und 2 und 3 und das Objekt f1;2;3g selbst ni ht. Statt der etwas ungemu(cid:127)tli hen Menge aller Mengen betra hten wir bes heidener die Menge X aller weniger unheimli henMengen, n(cid:127)amli haller Mengen, die si h ni ht selbst als Element enthalten. Nun gibt es o(cid:11)enbar genau zwei M(cid:127)ogli hkeiten: Entweder ist X eine Menge, die si h ni ht selbst als Element enth(cid:127)alt; dann ist X aber do h { na h De(cid:12)nition von X { ein Element von X. Oder X enth(cid:127)alt si h selbst als Element, ist also {erneutna hDe(cid:12)nitionvonX {eineMenge,diesi hni htselbst als Element enth(cid:127)alt. 7 Das lei htfertige Experimentieren mit Cantors De(cid:12)nition hat uns in einen 2 unl(cid:127)osbaren Widerspru h verstri kt, der na h seinem Entde ker Russels he Antinomie hei(cid:25)t. Sol he und (cid:127)ahnli he Erfahrungen fu(cid:127)hrten im ersten Vier- tel des 20. Jahrhunderts zur sogenannten Grundlagenkrise der Mathematik. Dur h begri(cid:15)i he Pr(cid:127)azisierung der logis hen Grundlagen in der mathema- tis hen Logik und dur h die Axiomatisierung der Mengenlehre haben die Mathematiker si h aus dieser Krise wieder befreit { vorl(cid:127)au(cid:12)g. Cantors De(cid:12)nition\istkein Beispiel fu(cid:127)rdas, was wir heutzutage inder Ma- " thematik unter einer s harfen De(cid:12)nition verstehen. Vielmehr wird hier nur bes hrieben, was wir uns unter 'Menge' vorstellen. Wirerkl(cid:127)arendenBegri(cid:11)'Menge' ni ht,sondernbenutzenihnalseinenni ht weiter de(cid:12)nierten Grundbegri(cid:11). Wi htig sind uns die Eigens haften dieses Grundbegri(cid:11)s und zwar vor allem: fu(cid:127)r jedes Objekt x mu(cid:25) klar sein, ob es zur Menge geh(cid:127)ort oder ni ht. Genauer gesagt haben wir no h einen weiteren Grundbegri(cid:11): 2 Wir s hreiben x2M : xgeh(cid:127)ort zu (ist Element von) M; x2= M : xgeh(cid:127)ort ni ht zu (ist ni ht Element von) M: Was wir gerade sagten, bedeutet 1.1. Fu(cid:127)r alle Objekte x und alle Mengen M gilt stets entweder x2M oderx2= M: Esistdabeiegal,obwirwissen,obxzuM geh(cid:127)ortoderni ht.Z.B.isteseine (cid:25) o(cid:11)ene Frage, ob rational ist. Jeder Mathematiker ist aber selbstverst(cid:127)and- e (cid:25) (cid:25) li h u(cid:127)berzeugt, da(cid:25) entweder 2Q oder 2= Q gilt. e e 1.2. Mengen sind genau dur h die zu ihnen geh(cid:127)orenden Objekte, ihre Ele- mente bestimmt, d.h. zwei Mengen, die die glei hen Elemente enthalten, sind glei h. Eine lei hte Formalisierung von 1.2: M und N m(cid:127)ogen Mengen bezei hnen. Dann gilt: M ist glei h N genau dann, wenn M die glei hen Elemente wie N enth(cid:127)alt. 2 Bertrand Russel 1872 -1970 8 In umgangsspra hli h formulierten S(cid:127)atzen wie diesen wird die Phrase 'ge- nau dann, wenn' oft dur h 'gdw.' abgeku(cid:127)rzt. Wir fu(cid:127)hren einige Zei hen der mathematis hen Spra he ein: = bedeutet 'ist glei h' () bedeutet 'genau dann, wenn' oder 'ist (cid:127)aquivalent mit' Eine weitere Formalisierung von 1.2: Seien M, N Mengen. Dann gilt: M =N () M enth(cid:127)alt die glei hen Elemente wie N. 'M enth(cid:127)alt die glei hen Elemente wie N' bedeutet: fu(cid:127)r alle Objekte x gilt: x geh(cid:127)ort zu M genau dann, wenn x zu N geh(cid:127)ort, oder, wie wir nun s hreiben k(cid:127)onnen: fu(cid:127)r alle Objekte x gilt: x2M ()x2N: Die Phrase 'fu(cid:127)r alle Objekte x gilt' p(cid:13)egt man inder mathematis hen Logik mit 8x abzuku(cid:127)rzen(undni htmit'8xgilt',wasKauderwels hist).Wirerhaltenals halbwegs endgu(cid:127)ltige Formalisierung von 1.2 1.3. M, N seien Bezei hnungen fu(cid:127)r Mengen. Dann gilt 8M;N (M =N ()8x(x 2M ()x2N)) Wir benutzen i.a. lieber die Umgangsspra he und nur gem(cid:127)a(cid:25)igt diese Spra- he der mathematis hen Logik. Die Mathematik ist au h so s hon s hwierig genug. Au(cid:25)erdem ist die umgangsspra hli he Formulierung, die allerdings pr(cid:127)azise sein mu(cid:25), dem na hvollziehenden Leser zug(cid:127)angli her. Mengenwerdengew(cid:127)ohnli haufz(cid:127)ahlendoderdur heineEigens haftbes hrie- ben. Beispiele fu(cid:127)r die Bes hreibung von Mengen. f1;2;3g ist die Menge, deren Elemente genau die Zahlen 1, 2 und 3 sind | aufz(cid:127)ahlende Bes hreibung. fnjn ist eine natu(cid:127)rli he Zahl mit 1 (cid:20) n (cid:20) 3g ist dieselbe Menge bes hrie- ben dur h eine Eigens haft. fnjn2N; 1(cid:20)n(cid:20)3g | no h einmal dieselbe Menge. 1.4. De(cid:12)nition. Seien M, N Mengen. M hei(cid:25)t Teilmenge von N (in Zei- hen: M (cid:18)N) gdw. jedes Element von M au h zu N geh(cid:127)ort. 9

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