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Einführung in die Literaturinterpretation PDF

279 Pages·2005·1.671 MB·German
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I II Sammlung Metzler Band 217 III Jürgen Schutte Einführung in die Literaturinterpretation 5., aktualisierte und erweiterte Aufl age Verlag J.B. Metzler Stuttgart · Weimar Der Autor: Jürgen Schutte, geb. 1938, Prof. a.D., lehrte Neuere deutsche Literatur an der Freien Universität Berlin, in Ålborg (Dänemark), Peking und Bangkok sowie bei Stanford Overseas Studies in Berlin. 1987-1991 als Kurator der Ausstellungen »Dichter und Richter« (1988) und »Peter Weiss« (1991) an der Akademie der Künste Berlin. Veröffentlichungen zur Literatur des 16. Jahrhunderts, der Moderne um 1900 und der Gegenwartsliteratur. Unter anderem: »Schympff red. Frühformen bürgerlicher Agitation in Thomas Murners ‚Großem lutherischem Narren‘« (Metzler Verlag 1973), »Lyrik des deutschen Naturalismus (1885–1893)« (Sammlung Metzler 1976), »Lyrik des Naturalismus« (Anthologie, 1982), »Die Berliner Mo- derne« (mit Peter Sprengel, 1982), »Dichter und Richter. Die Gruppe 47 und die deutsche Nachkriegsliteratur« (1988), »Peter Weiss: Leben und Werk« (mit Gunilla Palmstierna-Weiss, 1991). Bibliografi sche Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. ISBN 978-3-476-15217-6 ISBN 978-3-476-01433-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-01433-7 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 2005Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 2005 www.metzlerverlag.de [email protected] V Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Zur Zitierweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1. Literaturaneignung als kommunikative Praxis. . . 7 1.1 Lektüre – Kritik – Interpretation: Formen der Aneignung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.2 Methodische Praxis der Interpretation . . . . . . . . . . . . . . 17 1.2.1 Methoden und »Ansätze« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 1.2.2 Textauswahl und Textkritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 1.2.3 Lesarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 1.2.4 Hermeneutischer Exkurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 1.2.5 Kriterien der Angemessenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 1.2.6 Arbeitsschritte einer methodischen Interpretation . . . . . 40 1.3 Modell der literarischen Kommunikation . . . . . . . . . . . . 45 2. Wirklichkeit – Autor – Text: Produktionsästhetische Analyse . . . . . . . . . . . . . . . 56 2.1 Der Text als Botschaft des Autors und Zeugnis seiner Entstehungszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 2.1.1 Der Text als symbolische Handlung . . . . . . . . . . . . . . 57 2.1.2 Der Text als Fiktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 2.1.3 Ästhetische Funktion, Darstellung, Ausdruck und Appell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 2.2 Modell der Textproduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 2.3 Zugänge zur produktionsästhetischen Analyse . . . . . . . . 74 2.4 Text und Kontext (1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 2.4.1 Lebensgeschichtlicher Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 2.4.2 Sozialgeschichtlicher Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 2.4.3 Literarischer Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .103 VI Inhaltsverzeichnis 3. Kategorien und Verfahren der Strukturanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 3.1 Der Text als Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 3.2 Kategorien der Inhaltsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 3.3 Strukturanalyse narrativer Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 3.3.1 Fabelanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 3.3.2 Erzählsituation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 3.4 Strukturanalyse lyrischer Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 4. Text – Leser – Wirklichkeit: Rezeptionsästhetische Analyse . . . . . . . . . . . . . 180 4.1 Der literarische Text als Rezeptionsvorgabe . . . . . . . . . 180 4.1.1 Rezeption als Aneignung von Erfahrung . . . . . . . . . . 180 4.1.2 Rezeptionsbedingungen fi ktionaler Texte . . . . . . . . . 184 4.2 Modell der Textrezeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 4.3 Zugänge zur rezeptionsästhetischen Analyse . . . . . . . . 200 4.3.1 Was macht der Leser, der einen Text liest? . . . . . . . . 205 4.4 Text und Kontext (2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 5. Hinweise zur Technik des wissenschaftlichen Arbeitens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 5.1 Bibliographieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 5.2 Examensarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 5.3 Exzerpt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 5.4 Gruppenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 5.5 Handbücher – Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 5.6 Kartei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 5.7 Konspekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 5.8 Mitschreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 5.9 Protokoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240 5.10 Zitieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 5.11 Literaturhinweise zur Technik wissenschaftlicher Arbeit 243 6. Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 6.1 Grundlagenliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 6.2 Weiterführende und zitierte Literatur . . . . . . . . . . . . . 247 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266 1 Einleitung »Genuß bietet die Sinngebung der Erscheinungen« Bertolt Brecht Begriff und Praxis der Interpretation sind eine bleibende Heraus- forderung für die Literaturwissenschaft. Zwischen »Stop making sense!« (Norbert Bolz 1989) und der These von der »Unhintergeh- barkeit der Interpretation« (Oliver Jahraus 2001) bewegen sich die Defi nitionen und die Wertschätzungen der Tätigkeit, die in der vorliegenden Einführung erkundet werden soll. Es scheint, als habe weder Susan Sontags viel zitierter Essay »Against interpretation« aus dem Jahr 1966 (dt. 1980) noch Hans Magnus Enzensbergers »be- scheidener Vorschlag zum Schutze der Jugend vor den Erzeugnissen der Poesie« (1976) noch auch der Streit zwischen Hermeneutik und Dekonstruktion in den 1980er Jahren das Vertrauen in die welterschließende Kraft der Textauslegung nachhaltig erschüttert. So verbreitet das Bewusstsein von einer lang dauernden »Grund- lagenkrise der Literaturwissenschaft« ist, so unübersehbar ist die Tatsache, dass sich »im Wissenschaftsbetrieb eine breitgefächerte Interpretationspraxis unabhängig und davon relativ unbeeinfl ußt etabliert hat« (Jahraus 2001, 241). Dieser Widerspruch zwischen der theoretischen Fragwürdigkeit und der praktischen Bedeutung der Literaturinterpretation soll als Ausgangspunkt der vorliegenden Einführung festgehalten sein. »Interpretation«, hieß es Mitte der 1980er Jahre in der Ein- leitung zur ersten Aufl age, »ist in den letzten Jahren wieder in den Mittelpunkt literaturwissenschaftlicher Refl exion gerückt. Das hängt u.a. damit zusammen, dass die Frage nach dem »Nutzen der Literatur«, die von den revoltierenden Studenten und Intellektu- ellen um 1968 in äußerst fruchtbarer Weise aufgeworfen wurde, bis heute nicht verstummt, geschweige denn gelöst ist. Nicht nur zahlreiche Schriftsteller, auch Literaturwissenschaftler machen sich systematisch Gedanken über den Gebrauchswert der Literatur, über die Bedeutung von Lesen und Schreiben für das gesellschaftliche Leben überhaupt, für die individuelle Entwicklung der einzelnen Menschen«. Die literaturwissenschaftliche Entwicklung in dem hier zur De- batte stehenden Zeitraum ließ sich als eine Entwicklung von der »Kunst der Interpretation« zur Theorie und methodischen Praxis der Interpretation resümieren. Es handelte sich, wenigstens der Möglichkeit nach, um eine Verwissenschaftlichung der Interpre- 2 Einleitung tationspraxis, die sich vor allem aus der Rezeption der »von der deutschen Literaturwissenschaft einst verworfenen Paradigmen des Strukturalismus und der Sozialgeschichte« ergab (Rosenberg 2003, 225f.). Die literaturwissenschaftliche Landschaft hatte in diesem Prozess in der Tat bedeutsame Veränderungen erfahren. Mit der entschiedenen Ausweitung des Literaturbegriffs, der Wie- derentdeckung pragmatischer und sozialhistorischer Dimensionen, mit der Entwicklung beziehungsweise Aneignung neuer Metho- den – Rezeptionsästhetik, Strukturalismus, Texttheorie u.a. – und Wissenschaftsdisziplinen – Linguistik, Kommunikationstheorie, Psychoanalyse u.a. – wurden ganz neue oder lange verschüttete Fragestellungen (wieder) aktuell und bisher unbegangene oder lange vergessene Wege (von neuem) gebahnt. Die in den Aus- einandersetzungen nicht immer im Interesse der Sache beklagte »Methodologisierung« der Literaturwissenschaft führte zu einer erheblichen Vertiefung des literaturgeschichtlichen Bewusstseins und erweiterte, in Verbindung damit, die Perspektiven und Mög- lichkeiten der exakten Texterfassung sowie der literarischen und historischen Wertung. Es hatte sich herausgestellt, dass sehr vieles von dem, was die bis in die 1960er Jahre dominierende werkimma- nente Interpretation als unhinterfragbaren Ausdruck »dichterischen Schöpfertums« bezeichnete, sehr wohl bestimmten sprachlichen, semiotischen, literatur- und sozialgeschichtlichen Gesetzmäßig- keiten entspricht und daher exakt beschrieben und rational erklärt werden kann. »Analyse statt Interpretation«, lautete die Parole: »Statt des »Begreifens, was uns ergreift«, analysieren wie »es« ge- macht ist und/oder klären, was seine Entstehungs- und Wirkungs- bedingungen waren (ebd., 226)«. Mitte der 1980er Jahre schien es an der Zeit, die damals not- wendigerweise polemisch abgebrochene Diskussion mit der »werk- immanenten Interpretation« ein Stück weit wieder aufzunehmen. Anlass dazu bot die literaturwissenschaftliche – und zum Teil die literarische – Entwicklung. Denn das Entscheidende an dem von allen Seiten konstatierten »Paradigmawechsel« der Literaturwis- senschaft war ja doch wohl die Entdeckung des wirklichen Lesers, womit auch die tatsächliche Wirkung und Wirksamkeit der Lite- ratur wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückten. Konnte man auch kaum behaupten, dass die Produktionsästhetik durch eine Rezeptionsästhetik »abgelöst« worden war, so hat doch das verstärkte Augenmerk auf letztere in erheblichem Maße produktive Kräfte und Tendenzen innerhalb der westdeutschen Literaturwis- senschaft freigesetzt. Die von Harald Weinrich geforderte »Lite- raturgeschichte des Lesers« hat ebenso wie die Forderung Hans Einleitung 3 Dieter Zimmermanns nach einer »Geschichte der gelesenen Lite- ratur« die literarhistorische Forschung vom ästhetischen oder ide- ologiekritischen Vorurteil auf den Boden der Tatsachen gebracht. Neben die Frage nach der historischen Funktion der Literatur, die durch eine solche Hinwendung zu den wirklichen Rezeptionspro- zessen weitergehend differenziert werden konnte, trat die Frage nach der Eigenart der ästhetischen Erfahrung als eine nach der spezifi schen Funktionsweise literarischer Werke. Das führte unter anderem zu einer Zentrierung auf die Probleme der Textkonstituti- on und insbesondere der Sinnkonstitution durch den literarischen Text und in der Lektüre: »Wie entsteht Bedeutung? Wie entsteht sie speziell im literarischen Text?« – und: »Was heißt Verstehen?« und: »Wie kann die ästhetische Erfahrung als sinnproduzierende Tätigkeit verstanden werden?« – Die systematische Integration von inhaltlichen, rezeptionsästhetischen und institutionellen Aspekten führte zu einer sehr fruchtbaren Orientierung an den wirklichen Lese-Bedürfnissen und Lektüre-Erfahrungen auch in der fachdi- daktischen Diskussion. Schien es auf der einen Seite eine Zeitlang so, als werde durch die »Szientifi zierung« der Literaturwissenschaft, etwa durch die Rezeption der Arbeiten der russischen formalen Schule, des Prager und des französischen Strukturalismus das Problem der Herme- neutik zur Scheinfrage degradiert, so wurde die Aussicht auf eine »methodische Praxis der Interpretation« im Laufe der 1980er von ganz anderer Seite nachhaltig in Frage gestellt. Poststrukturalismus und Dekonstruktion radikalisieren den Protest gegen die „Allianz von komplexem Text und akademischer Lektüre als eine instituti- onell gesicherte Machtkonstellation“ (Aleida Assmann 1996, 14). Sie gehen von der »Unlesbarkeit« der Texte aus und entwickeln »Formen der Lektüre, die den Texten ihre Fremdheit zurückgibt, anstatt sie in Sinn zu übersetzen und dem Verstehen preiszugeben« (ebd., 16). Die lang andauernde Debatte zwischen Hermeneutik und Dekonstruktion scheint mittlerweile schon wieder beendet; sie erweist sich im Rückblick als eine äußerst fruchtbare Kritik, die den Blick geschärft hat für den Ereignischarakter und die beson- dere Bedeutung der ästhetischen Erfahrung. Für Fabian Stoermer, dem ich hier folge, ist Literaturwissenschaft »Erfahrungswissen- schaft in einem besonderen Sinn, nämlich Wissenschaft, die sich mit Denkerfahrungen im Medium ästhetischer Wahrnehmung be- schäftigt«. Unter dieser Voraussetzung gilt die Feststellung: »Nach der Interpretation ist vor der Interpretation« (Stoermer 2002).

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