Susanne Hartwig Einführung in die Literatur- und Kulturwissenschaft Lateinamerikas MiOt unmlinfaen-gMraetiecrhiealm Susanne Hartwig Einführung in die Literatur- und Kulturwissenschaft Lateinamerikas SchwerpunktHispanoamerika MitBeiträgenvonVerenaSchmöller undMirjamA.Leuzinger MitzahlreichenAbbildungenundGrafiken J.B. Metzler Verlag DieAutorin SusanneHartwigistProfessorinfürromanischeLiteraturenundKulturen anderUniversitätPassau(SchwerpunktLateinamerika). BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikation inderDeutschenNationalbibliografie;detailliertebibliografische DatensindimInternetüberhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. ISBN978-3-476-02657-6 ISBN978-3-476-05547-7(eBook) DiesesWerkeinschließlichallerseinerTeileisturheberrechtlichgeschützt. JedeVerwertungaußerhalbderengenGrenzendesUrheberrechtsgesetzesist ohneZustimmungdesVerlagesunzulässigundstrafbar.Dasgiltinsbesondere fürVervielfältigungen,Übersetzungen,MikroverfilmungenunddieEinspei- cherungundVerarbeitunginelektronischenSystemen. J.B.MetzleristeinImprintdereingetragenenGesellschaft Springer-VerlagGmbH,DEundistTeilvonSpringerNature www.metzlerverlag.de [email protected] Einbandgestaltung:Finken&Bumiller,Stuttgart Satz:primustypeHurlerGmbH,Notzingen J.B.Metzler,Stuttgart ©Springer-VerlagGmbHDeutschland,einTeilvonSpringerNature,2018 Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................ VII I GrundlegendeFragestellungen ......................................... 1 1 LateinamerikaalsSubjektundObjektderForschung........ 3 2 Literatur(wissenschaft)undKultur(wissenschaften) ........ 13 3 LateinamerikaforschunginDeutschland.......................... 33 II LiteraturenLateinamerikas............................................... 45 4 BesonderheitenlateinamerikanischerLiteratur- wissenschaft ................................................................ 47 4.1 Wissenschaftskonzept ..................................................... 47 4.2 Literaturgeschichtsschreibung........................................... 52 5 Entdeckungen,Konfrontationen(Conquistaund früheKolonialzeit) ........................................................ 75 6 KolonialeKontexte(BarockzeitalterundAufklärung) ....... 97 7 NationaleundkontinentaleKonstrukte(vomNeoklassi- zismuszumModernismo).............................................. 117 8 PluralisierungderRealität(vompostmodernismo zumBoom)................................................................... 151 9 ZeitdesKaltenKrieges(zwischencompromisopolítico undnuevanovelahistórica)............................................ 207 10 Globalisierung(Jahrtausendwende)................................ 241 11 LateinamerikanischesKino ............................................ 265 III KulturenLateinamerikas.................................................. 275 12 BesonderheitenlateinamerikanischerKulturkonzepte....... 277 13 Grenzen:EigenesundFremdes ...................................... 287 13.1 Einleitung ..................................................................... 287 13.2 LateinamerikaundEuropa ............................................... 297 13.3 LateinamerikaunddieUSA.............................................. 309 13.4 Mestizaje,TranskulturationundHybridität ......................... 326 13.5 GlobalisierungundPostokzidentalismus ............................ 338 14 Gedächtnis:VergangenheitundGegenwart ...................... 361 14.1 Einleitung ..................................................................... 361 14.2 (Nationale)Narrative ...................................................... 369 14.3 MythenundIkonen ........................................................ 383 14.4 Traumata ...................................................................... 394 14.5 Alltagsgeschichte............................................................ 411 V Inhaltsverzeichnis 15 Gesellschaft:DominanzundMarginalisierung.................. 425 15.1 Einleitung ..................................................................... 425 15.2 GewaltundMacht .......................................................... 429 15.3 GenderStudiesundFrauenforschung................................. 440 15.4 SubalternStudies .......................................................... 458 15.5 Culturapopular.............................................................. 475 IV Anhang ........................................................................ 499 16 KommentierteBasisbibliographie.................................... 501 17 GrundlegendeLiteratur.................................................. 507 18 RegisterderDefinitionen ............................................... 513 19 RegisterderVertiefungskästen ....................................... 515 20 Personenregister ........................................................... 517 Online-Anhang1:GrundbegriffederTextanalyse 1 DerText ....................................................................... 5 1.1 Text-undLiteraturbegriffe................................................ 5 1.2 Semiotik ....................................................................... 15 2 GattungenundTextsorten .............................................. 21 2.1 Gattungen,Textsorten,Medien ......................................... 21 2.2 Epik–ErzählungundRoman ........................................... 30 2.3 Drama–DramentextundAufführung ................................ 44 2.4 Lyrik–GedichtundLied ................................................. 55 2.5 FilmundGattungenderMassenmedien ............................. 65 3 RhetorikundStilistik .................................................... 73 4 TheorienundMethodenderInterpretation ...................... 83 Online-Anhang2:PraktischeHinweise 1 DieErstellungwissenschaftlicherArbeiten ...................... 5 1.1 MerkmaleeinerwissenschaftlichenArbeit.......................... 5 1.2 ElementeeinerwissenschaftlichenArbeit ........................... 9 1.3 Arbeitsschritte .............................................................. 12 2 LiteratursucheundbibliographischeHilfsmittel ............... 17 3 Lektürevorschläge......................................................... 21 3.1 Leseliste........................................................................ 21 3.2 KommentierteBasisbibliographie ...................................... 23 DieseKapitelfindenSieimInternetunter http://www.metzlerverlag.de/9783476026576(Downloads) oderunterhttp://www.springer.com/de/book/9783476026576 (Zusatzmaterial). VI Vorwort LängstschonsindLateinamerikastudieninDeutschlandkeinGeheimtipp mehr.SeitderJahrtausendwendekonntensiesichanvielenUniversitäten des deutschsprachigen Raumes fest etablieren und die traditionell auf Spanien fokussierte Hispanistik ausdifferenzieren. Diese Entwicklung machteineeigenständigeEinführungindieLiteratur-undKulturwissen- schaften Lateinamerikas dringend notwendig. Der Besonderheit der Re- gion entsprechend, stellt der vorliegende Band schon in seinem Grund- konzeptdieengeVerbindungderLiteraturundKulturindenVordergrund und betritt damit als Einführung in die Lateinamerikanistik im deutsch- sprachigenRaumNeuland. AufeinleitendeallgemeineÜberlegungenfolgenzweiGroßkapitel:»Li- teraturen Lateinamerikas« und »Kulturen Lateinamerikas«. Das erste GroßkapitelskizzierteineLiteraturgeschichte,diesichwenigereinzelnen Meisterwerken, Kanonfragen, Periodisierungen, Gattungs- oder Stildis- kussionen widmet, als vielmehr die Verwobenheit fiktionaler Texte mit den zeitgenössischen Diskussionen über lateinamerikanische Iden- tität(en), Weltdeutungen, Normen und Narrative verdeutlicht, also eine Kulturwissenschaft der lateinamerikanischen Literaturen sein will. Da- raufaufbauendstelltdaszweiteGroßkapitelgrundlegendekulturwissen- schaftliche Fragestellungen vor und beleuchtet Texte – oft Hybride zwi- schenLiteraturundphilosophischer,politischerodersozialwissenschaft- licherAbhandlung–,diesichexplizitmitdenBesonderheitenlateiname- rikanischerKulturenbeschäftigen.Vielevonihnenentstandenlangevor dem Konzept einer ›Kulturwissenschaft‹. Beide Großkapitel sind durch- gehendaufeinanderbezogen,wasdiezahlreichenQuerverweisebelegen. Mit dieser Struktur will die vorliegende Einführung zeigen, dass man Lateinamerikas Kulturwissenschaften nicht sinnvoll ohne die Literatur- geschichte studieren kann und dass eine reine Literaturwissenschaft la- teinamerikanischer Texte ohne kulturwissenschaftliche Öffnung eine eurozentrische Reduktion bleibt: Für Lateinamerika ist die eine For- schungsrichtungnichtohnedieanderezuhaben. Gut vierhundert Seiten für mindestens zwanzig Länder, mindestens 500 Jahre, Theorien, Modelle und Methoden aus mindestens vier Kon- tinenten – die Schwierigkeit liegt auf der Hand. Das vorliegende Buch kann unmöglich umfassend, detailliert und einfach zugleich sein. Die Flut an Daten und an Möglichkeiten der Verknüpfung macht pragmati- sche Vorentscheidungen zwingend. Immerhin ist eine Einführung keine Enzyklopädie, kein Lexikon und kein Forschungsbericht, und sie muss auchnichtstrittigeFragenentscheiden.DasZielpublikumsindjainerster Linie Studierende in Zeiten des World Wide Web, die sich im Feld der Lateinamerikanistik Einstiegspunkte für weiterführende Forschungen er- arbeiten wollen. Die Aufgabe der Einführung ist entsprechend, Daten- mengen zu reduzieren und zu strukturieren sowie Entwicklungen zu skizzieren, die Anregungen geben, an selbst ausgewählten Stellen As- VII Vorwort pekte mit geeigneter Forschungsliteratur zu vertiefen: Nach der Lektüre istvorderLektüre. Komplexitätsreduktionbedeutetjedochzwangsläufig,dassvieleAuto- rinnen und Autoren, viele Theorien und Denkansätze unberücksichtigt bleiben müssen (Kritikern dieser Reduktion sei als Warnung Honoré de Balzacs wunderbare Novelle »Le chef-d’œuvre inconnu« empfohlen). Schon die spanischsprachigen Literaturen und Kulturen in den Vorder- grundzustellenunddieenglischen,frankophonen,indigenensowiedie Kreolsprachen weitgehend auszuklammern, ist eine ungeheure Reduk- tion, die jedoch explizit thematisiert und damit bewusst gemacht wird. AuchgibtesguteGründe,alsEinstiegindielateinamerikanischenLitera- tur- und Kulturwissenschaften das (über Jahrhunderte sehr dominante) Hispanoamerikazuwählen,insbesonderewenngleichzeitigdaraufWert gelegtwird,dieLeserinnenundLeserfürdiefürLateinamerikacharakte- ristische Überlagerung verschiedener Literaturen und Kulturen zu sensi- bilisieren.LateinamerikaistebeneinhistorischgewachsenerDialograum, der auf vielfältige Weise Auseinandersetzungen mit dem Eigenen und demFremdenzeigt. Die besondere Leistung dieses Buches ist neben Auswahl und Struk- turierungderDatenmengedieSystematikderDarstellung.Kulturwissen- schaftliche Einführungen gehen gewöhnlich chronologisch vor und fas- senTheorierichtungeninEntwicklungslinienzusammen.Dievorliegende Einführung ordnet hingegen die kulturwissenschaftlichen Ansätze nach drei ›Lektüreachsen‹, die sich an Niklas Luhmanns Systemgrenzen (der Sach-, der Zeit- und der Sozialdimension) inspirieren: Eigenes vs. Frem- des, Vergangenheit vs. Gegenwart und Dominanz vs. Marginalisierung. Damit unterteilt sie die kulturwissenschaftlichen Ansätze nach Ge- brauchszusammenhängen und nicht nach Entstehungskontexten. Daher gibteseinige›Wiedergänger‹inallendreiKapitelnwieGloriaAnzaldúas Borderlands, Rigoberta Menchús Me llamo Rigoberta Menchú... oder die postmoderne Guerilla EZLN, die für mehr als eine Lektüreachse auf- schlussreich sind. Manche Leserinnen und Leser mögen solche Wieder- holungen stören; sie zeigen jedoch, dass die genannten Texte an Schar- nierstellenderDiskussioneninundüberLateinamerikastehen.Dashier vorgeschlageneModellregtzudemzumNachdenkenüberEinordnungen neuererTendenzenan,etwadiedes(nuramRandeerwähnten)Ecocriti- cismoderderGreenStudies,diemöglicherweisenachdemKapitel»Glo- balisierung«ihrenPlatzfindenkönntenunddanndasIn-den-Blick-Neh- meneinerneuenkulturellenAußengrenzedefinierten. Ein Wort zur geschlechtergerechten Sprache und einigen besonderen Ausdrücken: Ich habe auf das sperrige Leser*innen, Leserinnen und Le- ser, LeserInnen, Leser_innen, Leserx u.v.m. verzichtet, nicht weil ich glaube, dass die Differenzierung unwichtig ist, sondern weil ich den Le- sefluss mit besonders markierten Wörtern nicht stören wollte. Ich bitte um Verständnis, wenn ich das generische Maskulin benutze und die weibliche(bzw.geschlechtsneutrale)ForminWörternwie›Leser‹,›Auto- ren‹ oder ›Rezipienten‹ (bisweilen sogar ›Studenten‹) immer mitgedacht habe. Des Weiteren habe ich gelegentlich die Wörter ›Indio‹, criollo/ ›Kreole‹ und ›Afroamerikaner‹ gebraucht, obwohl diese aus verschiede- VIII Vorwort nenGründennurmitkritischerDistanzierungverwendetwerdensollten. SchließlichwurdeauchinderBibliographieeineVerkürzungvorgenom- men:Umdiesenichtaufzublähen,zitiereichdiehäufiggenannteLitera- turgeschichtevonMichaelRössnernurunterdemHerausgebernamenals ›Rössner 2007‹, obwohl viele Unterkapitel von anderen Autorinnen und Autorenstammen. Bei der Anlage der Einführung wurde auf Benutzerfreundlichkeit ge- achtet. In den Einzelbibliographien am Ende jedes Hauptkapitels und in der Gesamtbibliographie am Ende des Buches sind vor allem Lexikon- artikel, neuere Monographien und Monographien mit Einführungs- und Überblickscharakterberücksichtigt.DieLiteraturkapitelenthaltenzudem LeselistenundTabellenmithistorischenÜberblicken.DieKapitel»Grund- begriffe der Textanalyse« und »Praktische Hinweise« wurden als Online- Texteausgelagert(Online-Anhang1und2;http://www.springer.com/de/ book/9783476026576); auf sie wird mit den Kürzeln ›OA1‹ und ›OA2‹ verwiesen. Insbesondere das Kapitel zu Grundbegriffen der Textanalyse wurde knapp gehalten, da nicht erneut in voller Breite Grundlagen der Literatur- und Kulturwissenschaften vorgestellt werden sollten, die an andererStellez.T.schonausgezeichneterläutertwurden(siehediekom- mentierteBasisbibliographieamEndedesBuches).AlsZugeständnisan dasE-Book-Zeitalterunddie(ohnehinelektronischen)Lesegewohnheiten der Studierenden wurde auf ein Schlagwortregister verzichtet. Auch für ein interessiertes außeruniversitäres Publikum ist der Band geeignet, da ermöglichstwenigvoraussetzt–allerdingsSpanischkenntnisseundLese- fertigkeit im Portugiesischen: Spanische, portugiesische und englische Zitatewerdennichtübersetzt. Das Kapitel 2.8 zum Kino hat Dr.Verena Schmöller (München) ver- fasst.DieKapitel3.2.2(LateinamerikaundEuropa)und3.2.4(Mestizaje, Transkulturation und Hybridität) stammen von Dr.Mirjam A. Leuzinger (Passau)undwurdenvonmirgestaltet. Folgenden Menschen möchte ich explizit meinen Dank aussprechen: meinem Kollegen aus Wuppertal, Matei Chihaia, für kritische Lektüre sowie einfallsreiche und kurzweilige Kommentare zu den Kapiteln über die»KulturenLateinamerikas«;MirjamA.LeuzingerfürkritischeLektüre der Kapitel 1 und 3, wertvolle Ergänzungen und Präzisierungen; Petra Millies-Bald für die kompetente Einrichtung des Personenregisters und vielfältigeHilfebeiderEndredaktiondesBuches;HenriekeBornholdtfür eine kritische Lektüre aller Kapitel aus studentischer Sicht; Rebecca Gramlich für das Korrekturlesen des fertigen Manuskriptes und manch guten Tipp zu einem noch klareren Satzbau; den Studierenden meiner Vorlesungen und Seminare für alle Anregungen, die sie aus Lateiname- rikamitgebrachthaben,undfüralleFragen,diemichneugieriggemacht oderherausgeforderthaben;vorallemaberundinsbesondereUteHecht- fischervomMetzler-VerlagfürdieunersetzlicheArbeiteinerLektorin,für Hinweise, Vorschläge und Korrekturen sowie eine allgemein anregende undproduktiveArbeitsatmosphäre.SchließlichdankeichallenMenschen (insbesondere meinem Mann Nobert Rump), die es mir ermöglicht ha- ben, die flüchtige Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben immer IX Vorwort wieder Realität werden zu lassen und Freiräume für die Fertigstellung diesesBucheszuschaffen. »Wer’snichteinfachundklarsagenkann,dersollschweigenundweiter- arbeiten, bis er’s klar sagen kann« (Karl Popper) – die Leserinnen und Leser mögen selbst beurteilen, ob ich dieser Maxime gerecht geworden bin. Manche Darstellungen sind auf der Suche nach Klarheit vielleicht extrem kurz ausgefallen. Über Hinweise darauf, welche Lücken doch noch zu schließen sind, freue ich mich und bitte um eine Nachricht ([email protected]). Passau,imNovember2017 SusanneHartwig X
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