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Einführung in die deutsche Literatur des 12. bis 16. Jahrhunderts: Patriziat und Landesherrschaft - 13.–15. Jahrhundert PDF

319 Pages·1982·11.311 MB·German
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Winfried Frey· Walter Raitz· Dieter Seitz u.a. Einführung in die deutsche Literatur des 12. bis 16. Jahrhunderts Band 2: Patriziat und Landesherrschaft - 13.-15. Jahrhundert Grundkurs Literaturgeschichte Westdeutscher Verlag Winfried Frey· Walter Raitz • Dieter Seitz zusammen mit Wolfgang Dittmann, Hartmut Kokott, Hartmut Kugler, Maria E. Müller, Hans-Herbel't Räkel, Paul-Gerhard Völker Einführung in die deutsche Literatur des 12. bis 16. Jahrhunderts Band 2: Patriziat und Landesherrschaft - 13.-15. Jahrhundert Westdeutscher Verlag CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Frey, Winfried. Einführung in die deutsche Literatur des 12. [zwölften) bis 16. [sechzehnten) Jahrhunderts/ Winfried Frey; Walter Raitz; Dieter Seitz. - Opladen: Westdeutscher Verlag (Grundkurs Literaturgeschichte) NE: Raitz, Walter:; Seitz, Dieter: Bd. 2. Patriziat und Landesherrschaft - 13.-15. Jahrhundert/zusammen mit Wolfgang Dittmann ... - 1982. ISBN 978-3-531-11484-2 ISBN 978-3-531-11484-2 ISBN 978-3-322-93589-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-93589-2 © 1982 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Druck und buchbinderische Verarbeitung: W. Langelüddecke, Braunschweig Alle Rechte vorbehalten. Auch die fotomechanische Vervielfältigung des Werkes (Fotokopie, Mikrokopie) oder von Teilen daraus bedarf der vor herigen Zustimmung des Verlages. ISBN 978-3-531-11484-2 Inhalt Vorbemerkung ............................... 7 1. Minnesang im späteren 1 3. Jahrhundert ............ 9 2. Politische Spruchdichtung im 13. Jahrhundert . . . . . . .. 41 3. Oswald von Wolkenstein ...................... 80 4. Rudolf von Ems 114 5. Konrad von Würzburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 135 6. Märendichtung ............................ 155 7. Ständelehre und Stände kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 184 8. Jans Enikel und die Weltchronistik im späten Mittel- alter ................................... 216 9. Johannes von Tepl: Der Ackermann aus Biihmen . . . . .. 253 10. Das geistliche Schauspiel ...................... 282 Register .................................... 000 Die Verfasser 000 5 Vorbemerkung Für den Zeitraum, den dieser zweite Band des literaturgeschichtli chen Grundkurses behandelt, gilt, wie für den des abschließenden dritten Bandes, daß sich kein Kanon des Vorbildlichen herausgebil det hat. Literatur wird aus vielerlei ökonomischen, politischen und sozialen Gründen ab der Mitte des 13. Jahrhunderts weiten Kreisen zugänglich, sie wird in größere Lebenszusammenhänge eingebunden, wird daher vielfältiger, verliert alte, gewinnt neue Funktionen, aber natürlich nicht schlagartig, sondern allmählich, oft auch für den Be trachter aus der Distanz vieler Jahrhunderte nur mühsam erkennbar, weil selbst das Neue alte Traditionen und Konventionen bevorzugt. Diese Situation hat die Literaturwissenschaft bislang sichtlich irritiert, und sie hat dem Ausdruck verliehen durch Vernachlässi gung: Wohl keine literaturgeschichtliche Epoche darf als so wenig erforscht gelten wie die beiden Jahrhunderte am Ausgang des Mittel alters. Heute in einer Zeit, in der wir sensibler die Spannungen gesell schaftlicher und kultureller Umbruchsituationen wahrzunehmen ver mögen und vorsichtiger geworden sind, vermeintlich ideale Zustände absolut zu setzen, werden uns gerade die unübersehbaren Auflö sungserscheinungen des mittelalterlichen Feudalismus, seine allmäh liche Transformation in eine letztlich bürgerliche Gesellschaftsord nung, werden uns die Prozesse der literarischen Bewältigung dieser tiefgreifenden strukturellen Wandlungen ein stärkeres Interesse abge winnen als früheren Generationen, die noch ihre Auffassungen von historischer Genese in Vorstellungen von Blüte- und Verfallszeiten artikulierten. Die Prozesse des Brüchigwerdens von Traditionen, deren Überwin dung oder deren Funktionswandel, die Prozesse der Entstehung neuer Normen, Wertvorstellungen und Formen, die das soziale und politische Leben der Zeit zwischen 1250 und 1450 kennzeichnen, sind noch nicht abrupt, gewaltsam revolutionär - das werden sie erst im darauffolgenden Jahrhundert -, dennoch, die Literatur re gistriert sie in feinsten Reaktionen. Die einzelnen Beiträge des Bandes versuchen, vor allem dies zu verdeutlichen, indem sie die the matische und stilistische Umakzentuierung bzw. Veränderung über- 7 nommener und die Entstehung neuer literarischer Ätißerungsformen verfolgen. Davon wird die Auswahl der behandelten Gegenstände be stimmt, die mehr auf die signifikanten Umbrüche als auf die Entfal tung des ganzen Panoramas· oder die breite Dokumentation des Vorhandenen abhebt. Der Untertitel des Bandes, Patriziat und Landesbemchaft, will den Blick auf zwei politische Erschcinungen des Zeitraums lenken, die - keineswegs konflikdos - die Zeit nachhaltig prägten. Die Entwick lung des Patriziats geht in ihren Ursprüngen unserem Zeitraum vor aus, aber sie bestimmt seit dem 13. J ahrbundert weitgehend die sich in Gleichklang wie Widerspruch zur Adelsherrschaft entwickelnde städtische Gesellschaft und Kultur, die Vorbild, Ansporn, Ausdruck und Legitimation u.a. in der Literatur von Autoren findet, deren Existenz und Werk oft genug zwischen Hof und Stadt, Adel und Patriziat oszilliert. Zur gleichen Zeit, und vielfältig verflochten mit der Entwicklung städtischen Lebens und Bewußtseins, wird die feudale (nach unse rem heutigen Verständnis prästaatliche) Herrschaftsform in der be sonderen Gestalt der Territorialisierung verwandelt zur sich allmäh lich stabilisierenden Landesherrschaft, die dann - am Ende unseres Zeitraums - übergeht in den Fürstenstaat, der die politische Verfas sung Deutschlands bis ins 20. Jahrhundert hinein geprägt hat. Der vorliegende Band beginnt mit drei Abhandlungen über Ly rik. Die beiden ersten haben ihren Schwerpunkt im 13. Jahrhundert und nehmen die übliche Unterscheidung von Lyrik und Sprucbdicb tung auf, die dritte dokumentiert das Ende des behandelten Zeit raums am Beispiel Oswalds von Wolkenstein. Es folgen drei Beiträge über epische Texte, die mit Rudolf von Ems, Konrad von Würzburg und der eigentlich neuen epischen Form des 13. Jahrhunderts, der Märendicbtung, die Spannweite der Erzählweisen und Themen an deuten wollen. Die beiden nächsten Beiträge befassen sich mit Tex ten der Ständelebre und Ständekritik und der Weltcbronistik, die ihre signifikante Form und Funktion im 13. Jahrhundert entwickelt ha ben und dann nur noch modifiziert, aber darum nicht weniger wirk sam, tradiert wurden. Den Schluß bilden Arbeiten über Gegenstände, die am Ende der Epoche Neues repräsentieren (Der Ackermann aus Böbmen) oder aber nach langer Entwicklungszeit ihre größte Wir kung erst entfalten (Das geistlicbe Scbauspiel). 8 1. Minnesang im späteren 13. Jahrhundert Sltihen uf die minnesenger Das Zitat der Kapitelüberschrift ist einem Gedicht entnommen, das unter dem Namen GeltarlGedruts überliefert ist. Etwas lax über setzt hieße es: Haut die Minnesänger, wo ihr sie trefft.1 Das ganze Lied lautet: (KLO 13, Il) Man singet minnewise da ze hove und inmeschalle: so ist mir so not nach alder wat deich niht von frouwen singe. mir waern viere kappen lieber danne ein krenzelin. mir gaebe ein herre libter sinen meidem uz dem stalle dann obe ich alse ein waeher Flaeminc fiir die frouwen dringe. ich wil bi dem wirte und bi dem ingesinde sin. ich f1iuse des wirtes hulde niht, bit ich in slner kleider: so waere im umbe ein überigez hübschen michel leider. git mir ein herre sin gewant, diu €re ist unser beider. s/ahen uf die minnesenger die man runen sibt. (Jetzt singt man am Hofe lärmend Minnelieder; mir dagegen feh len so dringend alte, getragene Kleider, daß ich keine Lust habe, von vornehmen Damen zu singen. Vier Mäntel wären mir lieber als ein Kränzchen. Ein Herr gäbe mir eher seinen Hengst aus dem Stall, als daß ich mich wie ein flämischer Galan an die Damen heranmache. Ich will mich lieber bei dem Herrn und bei den Hofleuten aufhalten. Ich verliere das Wohlwollen des Hausherm nicht, wenn ich ihn um seine (abgetragenen) Kleider bitte; übertriebenes Scharwenzeln dagegen wäre ihm sehr ver haßt. Gibt mir ein Herr seine getragene Kleidung, so ist dies für uns beide ehrenhaft. Haut die Minnesänger, die man jetzt schmeicheln hört). Daß die dem Minnesang offensichtlich gesellschaftlich abverlangte Funktion, in die Normen häfischer Kultur einzuüben, individuelle Fähigkeiten, Bedürfnisse und Affekte der Ritter zu modellieren und zu konditionieren, und daß das dieser Funktion vorauszusetzende soziale Selbstverständnis der Minnesänger nicht problemloser, nicht widerspruchsfreier Natur war, davon geben Walthers Lieder der sog. nideren minne, Hartmanns Unmutslied, verschiedene Lieder Morun gens deutliches Zeugnis. Doch dies bleiben Einzelphänomene, die 9 sich nicht systematisch durchhalten, weder im Werk des betreffen den Autors, noch als Kennzeichen der Gattung (vgl. dazu Grund kurs Bd. 1, S. 88 ff. und S. 262ff.). So springt ins Auge, daß im Vergleich zu diesen Liedern der Wi derspruch von Minneideal und Sänger/Ritter-Realität im Liede Gel tars/Gedruts mit zweifellos größerer Radikalität zum Ausdruck kommt: Er lehnt den Minnesang überhaupt im Hinblick auf die nicht mehr zu verheimlichende Diskrepanz zwischen gesellschaftlicher Realität und lyrischer Norm ab, indem er gegen die offensichtlich noch bestehenden Formen von Minnesang aggressiv polemisiert. Diese Position bezeichnet damit einen Extrempunkt der Entwicklung der Minnelyrik im 13. Jahrhundert und deutet zugleich auf deren histo risches Ende hin. Dazwischen aber gibt es eine Vielzahl von Nuan cen des Funktions- und Formwandels: Distanzierungen und/oder kritische Adaptionen des höfischen Minnesangs mit Mitteln der Iro nie und der Satire (Neidhart), Versuche der Rettung des höfischen Minnesangs durch die Einbettung konventioneller Minnelieder in einen die Minnevorstellungen problematisierenden Kontext (Ulrich von Lichtenstein), funktionale, zu den Normen des Feudalsystems affirmative Neukonzeptionen mit Hilfe einer manierierten Stilistik (Neifen, Hohenfels, Winterstetten), schließlich jene Formen des Wi derspruchs im Gegengesang, wie sie in den Liedern Geltars oder des Kai von Niunzen zu finden sind; einen Höhepunkt bildet zweifellos Steinmar, der seine Kritik über die destruktive Form der satirischen Negation hinausbringt, indem er sie konstruktiv wendet durch die Integration des Widerspruchs in einen anderen Liedtypus, das Herbstlied. Im Grunde führt die historische Entwicklung sogar über den Extrempunkt der konfrontativen Ablehnung hinaus, da mit Had laub ein gegenüber den manierierten, traditionalistischen Rettungs versuchen der "staufischen " Autorengruppe verändertes traditiona les Funktionsmodell entsteht, das die Möglichkeiten der höfischen Kunstformen zu repräsentativer Selbstdarstellung und Herrschafts legitimation einer feudalen Machtgruppe zu nutzen sucht im Rah men eines städtisch-oligarchischen sozialen Zusammenhanges, wie er z. B. von der politischen, ökonomischen und ästhetischen Interes sengemeinschaft des Züricher Patrizierkreises um Heinrich von Klin genberg und die Manesse repräsentiert wird. Zusammenhänge dieser Art sind bislang nur unzureichend Gegen stand wissenschaftlicher Untersuchungen gewesen, wie überhaupt die Lyrik des späteren 13. Jahrhunderts ein Stiefkind der Literaturwis senschaft geblieben ist, weil man im Grunde nach der sogenannten 10 Blütezeit der Lyrik um 1200 hier hauptsächlich Epigonalität vermu tete. Daß die im folgenden skizzierten Linien der Entwicklung, die vor allem deren Widersprüchlichkeit hervorheben sollen, relativ grob bleiben müssen, ist nicht zuletzt auch diesem unbefriedigenden Zu stand der Forschung geschuldet. Ein lyrischer Paradigmawechsel: Neidhart von Reuental Am markantesten ausgeprägt ist die Veränderung im Umgang mit der minnelyrischen Tradition und im dichterischen Selbstverständnis schon früh am Beginn des gut 80 bis 90 Jahre andauernden Ent wicklungsprozesses bei einem Autor, den die Literaturwissenschaft ler als Neidhart von Reuental zu bezeichnen pflegen, ohne daß auch nur annähernd Gesichertes über seine historische Existenz oder seine Biographie bekannt wäre. In dem lyrischen Werk dieses Autors und, allgemeiner, in dem sich darin abzeichnenden einschneidenden Wandel der lyrischen For men sind wir einem deutlichen lyrischen Paradigmawechsel konfron tiert, dessen Bedeutung für die Entwicklung der höfischen Lyrik und als Indikator grundlegender soziokultureller Veränderungen von der Literaturwissenschaft lange Zeit verkannt wurde. Hilflos paradoxe Bezeichnung wie z.B. die von der "höfischen Dorfpoesie" oder der "ritterlichen Dörperlyrik" sind dafür kennzeichnend. Am ehesten noch haben stilkritische Untersuchungen, die satirische, komische und parodistische Elemente der neuen Lyrik aufdecken konnten, den Bruch mit der Tradition vermerken, aber doch nur unzureichend erklären können. Den Literaten der Zeit indessen ist klarer gewesen, daß sich, wie in der Realität, so auch in der Literatur, einschneidende Veränderun gen anzubahnen begannen. Ein polemischer Ausfall Walthers von der Vogelweide in seinem Lied Owe, hovelichez singen2 gegen die "Neutöner" läßt an Härte und Kompromißlosigkeit nichts zu wünschen übrig. Walther klagt darüber, daß das Ansehen der höfischen Dichtung am Hofe stark her abgemindert wird. Ihre Liebhaber könnten das nur aufs äußerste bedauern. Frau Unfuoge (die Personifikation unhöfischer Lebensart) habe dort gesiegt und ungefüege doene - d.h. nicht den bislang gül tigen Normen des höfischen Dichtens mehr entsprechende, also un höfische Lieder -, hätten am Hofe daher die Oberhand gewonnen. Die Liebhaber der alten, die Normen der Konvention anerkennen den höfischen Lyrik, könnten diese Entwicklung nur beklagen. 11

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