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Einführung in die analytische Zahlentheorie PDF

243 Pages·1995·6.64 MB·German
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Springer-Lehrbuch Springer-V erlag Berlin Heidelberg GmbH Jorg Briidern Einfiihrung in die analytische Zahlentheorie Springer Prof. Dr. Jorg Briidern Mathematisches Institut A Universitlit Stuttgart pfaffenwaldring 57 0-70550 Stuttgart Mathematics Subject Classification (1991): 11-01, 11-NOS, llN13, llN36, 11M06 Die Deutsche Bibliothek -CIP-Einheitsaufnahme Brlldllrn,lilrg: Einfilhrung in die anaIytische Zahlentheorie / Jllrg Brildern. -Berlin; Heidelberg; New York; Barcelona; Budapest; Hong ICong; London; Mailand; Paris; Tokyo: Springer, 1995 (Springer-Lehrbuch) ISBN 978-3-540-58821-4 ISBN 978-3-642-57823-6 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-57823-6 Dieses Werk ist urheberrechdich geschiltzt. Die dadurch begrilndeten Rechte. insbesondere die der Obersetzung, des Nachdrucks. des Vortrags. der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung. der MikroverfiImung oder der Vervielflltigung auf anderen Wegen und der Speiche rung in Datenverarbeitungsanlagen. bleiben. auch bei nur auszugsweiser Verwertung. vorbehaIten. Eine Vervielflltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutsch land vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulăssig. Sie ist grundsatzlich vergii tungspflichtig. Zuwiderhandiungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgeset zel. o Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1995 Urspri1nglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 1995 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen. Handelsnamen. Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeicbnung nicht zu der Annahme. dafl solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung a1s frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Satz: Reproduktionsfertige Vorlage vom Autor SPIN: 10491863 44/3143-543210 -Gedruckt auf săurefreiem Papier Vorwort Der vorliegende Text basiert auf Vorlesungen, die der Verfasser unter den Ti teln Primzahlverteilungim akademischen Jahr 1991/92 und Einfuhrung in die analytische Zahlentheorie im Wintersemester 1993/94 an der Georg-August Universitat Gottingen gehalten hat. Dabei sollten die wichtigsten Methoden der multiplikativen Zahlentheorie in moglichst kondensierter Form, aber mit vollstandigen, von externen Anleihen freien Beweisen dargestellt werden. Die eher funktionentheoretischen Aspekte wie eine ausfiihrliche Diskussion von Dirichletschen Reihen wird der Leser nicht finden, der Akzent wurde bewu6t auf der arithmetischen Seite gesetzt. Die analytischen Eigenschaften etwa der Riemannschen Zetafunktion werden stets nur so weit entwickelt wie es die hier zur Sprache kommenden zahlentheoretischen Untersuchungen erfordern. Die ersten beiden Abschnitte des ersten Kapitels haben einfiihrenden Charakter. Eingebettet in eine historische Ubersicht zur Primzahlvertei lung werden fUr die analytische Zahlentheorie typische Fragen vorgestellt. Anschlie6end wird der grundlegende Zusammenhang zwischen arithmetischen Funktionen und Dirichlet-Reihen diskutiert und die Theorie an klassischen Grundaufgaben erprobt: der Dirichletsche Primzahlsatz, der Primzahlsatz und Summen zweier Quadrate werden besprochen. Das zweite Kapitel steht im Zeichen der bemerkenswerten Beitrage Bern hard Riemanns, der den Weg zum Beweis des Primzahlsatzes geebnet hatte. Das Schliisselergebnis sind die expliziten Formeln in 2.7. Der Primzahlsatz ergibt sich dann erneut. Dieser Weg ist nicht der kiirzeste, aber wohl der eindrucksvollste und durchsichtigste. Die analoge Theorie fiir arithmetische Progressionen wird stets parallel entwickelt und im dritten Kapitel weiter aus gebaut. Dieser Abschnitt gipfelt im fiir spat ere Anwendungen so wichtigen Satz von Siegel-Walfisz. In diesen beiden Kapiteln lehnt sich die Darstellung an das Buch von Davenport an. 1m vierten Kapitel wird die Zetafunktion im kritischen Streifen naher un tersucht. Rier finden bereits Methoden Anwendung, die fiir die gegenwartige Forschung von Bedeutung sind. Die in Kapitel 7 benotigten Mittelwertsatze fiir die Riemannsche Zetafunktion ergeben sich als einfache Folgerung der bei den zentralen Satze, der approximate functional equation und der Momenten abschatzung fUr Dirichlet-Polynome. Die Dirichlet-Polynome wiederum wer den mit der verallgemeinerten Rilbertschen Ungleichung nach Montgomery und Vaughan behandelt. Zumindest fUr die in dieser Vorlesung behandel ten Anwendungen gibt es einfachere Zugange, doch zahlt sich der scheinbare Umweg bei der Diskussion des groBen Siebs im fiinften Kapitel aus. Fur VI Ungleichungen yom Typ des graBen Siebs liefert die Montgomery-Vaughan Ungleichung zur Zeit die besten Resultate. Gleichzeitig wird eine gewisse Analogie zwischen Dirichlet-Poly nomen und trigonometrischen Polynomen sichtbar. In Kapitel 6 steht eine Identitat von Vaughan im Mittelpunkt, die Summen iiber Primzahlen in gewisse handlichere Summen iibersetzt. Das ermoglicht einen weitgehend elementaren Beweis des Satzes von Bombieri Vinogradov nach einer Methode von Vaughan. Daneben wird noch das temare Goldbachsche Problem gelost. Die dabei zur Anwendung kommende Hardy-Littlewoodsche Kreismethode hatte ein eigenes Kapitel verdient, die tieferliegenden Anwendungen derselben auf Probleme der Primzahlverteilung gehen aber doch iiber die Ziele dieses Buches hinaus. Das letzte Kapitel ist von den Kapiteln 5 und 6 unabhangig und stellt eine andere Entwicklungslinie vor. Es werden Methoden zu Untersu chung der Nullstellenverteilung der Zetafunktion behandelt, die zu Dich teabschatzungen fiihren. Der Text schlieBt mit dem schon en Satz von Huxley iiber Primzahlen in kurzen Intervallen. Obwohl nicht offensichtlich, hangen die Methoden der Kapitel 5, 6 und 7 doch eng zusammen. Der historische Beweis des Satzes von Bombieri-Vinogradov benutzt Dichteabschatzungen fiir Dirichletsche L-Funktionen anstelle der Vaughan-Identitat. Andererseits kann der schon erwahnte Satz von Huxley mit einer Variante der Vaughan Identitiit nach Heath-Brown ohne Riickgriff auf Dichteabschatzungen bewie sen werden. Die Methode von Halasz-Montgomery in 7.3 fuBt auf einer Ver allgemeinerung der Besselschen Ungleichung, aus der sich wiederum auch das groBe Sieb ableiten lafit. Eine vollig andere Anordnung des Materials ist durchaus denkbar. Der gesamte Text entspricht etwa 6 Semesterwochenstunden Vorlesung. Fiir einen kiirzeren Kurs konnen entweder Kapitel 7 oder die Kapitel 5 und 6 fortgelassen werden. Ohne Schaden fur den weiteren Fortgang kann auch eine beliebige Teilmenge der folgenden Abschnitte iibergangen werden: 1.8, 2.9, 4.3, 5.6, 6.4. Wird Kapitel 7 nicht gelesen, darf auch 4.5 ausgelassen werden. Kapitel 1 ist in sich geschlossen und kann auch als kurze Einfiihrung in die Methoden der analytischen Zahlentheorie fur sich gelesen werden. Zur Lekture sollten neben den iiblichen Anfangervorlesungen und ei ner Kursvorlesung uber elementare Zahlentheorie rudiment are Kenntnisse in Funktionentheorie (Stichwort Residuensatz) ausreichen. Allen Freunden und Kollegen, die das Entstehen dieses Buches mit kriti schem Rat begleitet haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Herr Alexan der Dumer und Herr Lutz Lucht haben Teile des Manuskripts durchgesehen, me in Dank gilt ihnen fur ihre wertvollen Hinweise ebenso wie Herm Siegfried Lehr fur die Herstellung der Abbildungen. Zu besonderem Dank verpflichtet bin ich Herm Stephan Daniel, der mehrere vorlaufige Versionen dieses Textes mit groBer Sorgfalt und Geduld gepriift hat. Stuttgart, im Mai 1995 Der Verfasser Standardnotationen 1m allgemeinen solI ten Bezeichnungen aus dem Kontext heraus verstandlich sein. Die folgenden Konventionen werden im Text ohne Kommentar benutzt. Die natiirlichen Zahlen N enthaIten nicht die Null, wir schreiben No = NU {O}. Das Symbol p ist ausschlie61ich fiir Primzahlen reserviert. Komplexe Variable schreiben wir meist wie in der analytischen Zahlentheorie ublich 8 = + it mit reellen t. Gelegentlich wird auch, vor allem in funktionen (1' (1', = theoretischem Zusammenhang, z x+iy benutzt. Der komplexe Logarithmus und die allgemeine Potenz sind stets mit dem Hauptzweig des Arguments, also -11" < arg 8 ~ 11", erklart, wenn nicht ausdrucklich Gegenteiliges gesagt wird. Fur a, bEe bezeichnet [a, b] die orientierte Strecke von a nach b. Wird J: diese als Integrationsweg benutzt, wird anstelle von ~a.bl geschrieben. Die Bezeichnung [a, b] wird bei reellen a, b auch fur das abgeschlossene Intervall benutzt; MiBverstandnisse sind nicht zu befiirchten. Das ofi"ene Intervall wird mit (a, b) bezeichnet. Bei ganzen Zahlen a, b ist (a, b) der groBte gemeinsame Teiler von a und b, wiederum gibt dies nicht zu MiBverstandnissen AnlaB. Gelegentlich treten nur bedingt konvergente Reihen auf. Wir schreiben dann 00 lim L am = Lam, M-+oo Iml$M m=-oo diese kompakte Schreibweise ist entsprechend vorsichtig zu interpretieren. Die Landau-Symbole 0,0 haben ihre iibliche Bedeutung. 1st Gee und sind 1 : G -t C, 9 : G -t [0,00) Funktionen, dann schreiben wir 1 = O(g), wenn es eine Konstante c E lR gibt mit I/(z)1 ~ cg(z) fur alle z E G. Anstelle von 1 = O(g) wird oft die handlichere Schreibweise 1 « 9 benutzt. In den Anwendungen hiingen 1 und 9 oft noch von Parametern abo Die Konstante c hangt dann, sofern nichts anderes gesagt wird, in der Regel von diesen Pa rametern abo 1st a Haufungspunkt von q. . dann schreiben wir 1(8) = 0(g(8)) fiir 8 -t a, wenn lim 1(8)/g(8) = 0 ist. Ahnlich wird 1(8) -- g(8) fur 8 -t a ~-+a gesetzt, wenn lim/(8)/g(8) = 1 ist; hier darf 9 auch komplexwertig sein. ~-+a Inhaltsverzeichnis 1. Arithmetiscbe Funktionen und Dirichlet-Reihen..... .... ... 1 1.1 Primzahlverteilung: eine Einftihrung ...................... 1 1.2 Teilerstatistik.......................................... 10 1.3 Der Ring der arithmetischen Funktionen .................. 18 1.4 Konvergente Dirichlet-Reihen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 24 1.5 Charaktere............................................ 33 1.6 Der Dirichletsche Primzahlsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 35 1.7 Der Primzahlsatz I ..................................... 39 1.8 Summen von zwei Quadraten ............................ 44 2. Die Ideen Riemanns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 53 2.1 Die Gammafunktion ......... . ............ ....... ....... 53 2.2 Die Funktionalgleichung der Zetafunktion ................. 58 2.3 Primitive Charaktere und Gau6sche Summen .............. 66 2.4 Die Funktionalgleichung fur Dirichletsche L-Funktionen ..... 72 2.5 Der Produktsatz von Hadamard.. . . .. . . . .. . . . . .. .. . . .. . .. 75 2.6 Nullstellen und logarithmische Ableitung . . . . . . . . . . . . . . . . .. 81 2.7 Die expliziten Formeln .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 87 2.8 Der Primzahlsatz II. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 91 2.9 Die vertikale Verteilung der Nullstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 95 3. Primzahlverteilung in arithmetischen Progressionen . . . . . . .. 99 3.1 Die Nullstellen Dirichletscher L-Funktionen . . . . . . . . . . . . . . .. 99 3.2 Der Satz von Siegel ..................................... 106 3.3 Der Primzahlsatz in arithmethischen Progressionen ......... 110 4. Die Zetafunktion im kritiscben Streifen .................... 117 4.1 The Approximate Functional Equation .................... 117 4.2 Die Lindelof-Vermutung ................................. 126 4.3 Das Dirichletsche Teilerproblem .......................... 131 4.4 Die Hilbertsche Ungleichung und Verwandtes .............. 136 4.5 Potenzmomente der Zetafunktion ......................... 147 x Inhaltsverzeichnis 5. Das gro6e Sieb ............................................. 153 5.1 Eine erste Version des groBen Siebs ....................... 153 5.2 Das Dualitiitsprinzip .................................... 156 5.3 1st das groBe Sieb ein Sieb? .............................. 163 5.4 Einige Anwendungen des groBen Siebs ..................... 168 5.5 Das groBe Sieb und Charaktersummen .................... 183 5.6 Gleichverteilung in Restklassen ........................... 188 6. Vaughan-Identitaten und deren Anwendungen ............. 193 6.1 Fast eine Trivialitiit ..................................... 193 6.2 Der Satz von Bombieri-Vinogradov ....................... 197 6.3 Die Teiler von p + 1 ..................................... 202 6.4 Das terniire Goldbachsche Problem ....................... 208 7. Die Nullstellen der Zetafunktion ........................... 217 7.1 Benachbarte Primzahlen ................................. 217 7.2 Der Nullstellendetektor .................................. 220 7.3 Eine Methode von Halasz ................................ 226 7.4 Der Dichtesatz von Huxley .............................. 229 Literatur ..................................................... 235 Index ......................................................... 237 1. Arithmetische Funktionen und Dirichlet-Reihen 1.1 Prirnzahlverteilung: eine Einfiihrung Die natiirlichen Zahlen und auch das Rechnen mit diesen erscheinen nicht nur Mathematikern vertraut, ja s elbstverstandlich. Primzahlen sind beinahe genauso selbstverstandlich. Beim Teilen mit Rest kommen namlich immer wieder Zahlen vor, die sich nur durch 1 und sich selbst ohne Rest teilen las sen. Dies ist die antike Definition einer Primzahl1. Es iiberrascht also nicht, wenn schon in friihen Quellen Primzahlen behandelt werden. Zumindest seit Euklid war bekannt, d aB Primzahlen d ie Bausteine d er multiplikativen Struk tur der natiirlichen Zahlen sind, denn jede natiirliche Zahl ist ein Produkt von Primzahlen, und dieses Produkt ist auch im w esentlichen eindeutig. Fundamentalsatz der Arithmetik. Zu Jedem n E N existieren eindeutig bestimmte Zahlen e(p) E No! so dafJ gilt I1 n = pe(p). p Insbesondere sind nur endlich viele e(p) von Null verschieden. Der Beweis ist einfach und wird in der elementaren Zahlentheorie er bracht. Die Existenz ergibt sich sofort durch Induktion iiber n. Fiir die Ein deutigkeit braucht man den Euklidischen Hilfssatz: Teilt p ein Produkt ab, so auch mindestens einen Faktor, etwa a. Dies allein sollte Motivation genug sein, Primzahlen genauer zu studie reno Die Fragen, die sich anbieten, sind mannigfach. Zunachst ist zu kliiren, wieviele Primzahlen es gibt. Dann kann man weiter fragen: Gibt es stets Primzahlen in einer vorgegebenen Restklasse? Wie lang muB ein Intervall sein, urn sicherzustellen, daB mindestens eine Primzahl darin enthalten ist? Erzeugen die Primzahlen etwa auch die additive Struktur von 7l? Nach einer Vermutung von Goldbach (1742) sollten sich alle geraden Zahlen n ~ 4 als Summe zweier Primzahlen schreiben lassen. Derartige Fragestellungen sind 1 Nach d ieser Definition i st 1 e ine Prirnzahl, was fruher durchaus u hlich w ar. Heute wird 1 nicht zu den Prirnzahlen gerechnet.

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Diese Einführung in die analytische Zahlentheorie wendet sich an Studierende der Mathematik, die bereits mit der Funktionentheorie und den einfachsten Grundtatsachen der Zahlentheorie vertraut sind und ihre Kenntnisse in Zahlentheorie vertiefen möchten. Die ausführliche, motivierende Darstellung
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