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Einfluss des hydrologischen Regimes auf Verteilung und Abundanz von Süßwassermoostieren (Bryozoa) / The influence of the hydrological regime on the distribution and abundance of moss animals (Bryozoa) PDF

2005·1.8 MB·English
by  WössEmmy R
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Preview Einfluss des hydrologischen Regimes auf Verteilung und Abundanz von Süßwassermoostieren (Bryozoa) / The influence of the hydrological regime on the distribution and abundance of moss animals (Bryozoa)

© Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Einfluss des hydrologischen Regimes auf Verteilung und Abundanz von Süßwassermoostieren (Bryozoa) E.R. Wöss Abstract: The influence of the hydrological regime on the distribution and abundance of moss ani- mals (Bryozoa). Distribution and abundance of bryozoan populations were studied in four backwaters of the riverine forests of the Danube and in a pond near Laxenburg in Lower Austria. All water bodies showed a seasonal pattern typical of eutrophic ponds, however, the environmental conditions of the backwater sites were generally much more unstable than those of Laxenburg. The most striking differ- ence was related to enormous fluctuations in water level caused by floods of the Danube and led to dam- age of submerged substrates with bryozoan aufwuchs. In the backwaters Plumatella fungosa (PALLAS) was consistently the most abundant species, followed by P. emarginata ALLMAN and Fredsriceila sultana (BLU- MENBACH), while Cristatella mucedo CuviER, Hyalinetta punctata (HANCOCK), Plumatella repens (LlN- NAEUS), Paludicella articulata (EHRENBERG) and Plumatelh fruticosa ALLMAN were uncommon to rare. The successional sequence at Laxenburg resulted in a shift in dominance to Plumatetta casmina OKA and Hyalinella punctata over Plumatella fungosa from June on, while P. emarginata, Fredericetia sultana, Palu- dicella aniculata and Plumatetia repens were most often present but less common. Key words: Danube backwaters, Laxenburg pond, hydrological regime, habitat stability, bryozoan abun- dance, population dynamics. 1 Einleitung sowie für Lophopus crystaüinus (MARCUS 1934). Untersuchungen über Vorkommen und Häufigkeit kloniebildender benthischer Die seit 1986 in Aulandschaften und Süßwasserorganismen sind bislang noch Kleingewässern Niederösterreichs durchge- nicht zahlreich, insbesonders im Falle der führten Erhebungen brachten ein Spektrum Bryozoa, obwohl gerade diese Tiergruppe als von zehn Bryozoenarten zutage (WÖSS dominanter Faktor in der benthischen Le- 1989a, b, 1990, 1991, 1994, 1996, 2002, bensgemeinschaft des Süßwassers auftreten 2005), mit zum Teil hohen Kolonieabun- kann (RADDUM & JOHNSEN 1983; BUSHNELL danzen in den Monaten Mai bis Oktober. et al. 1987). Dies ist auch auf den Umstand Der Blickwinkel dieser Untersuchung ist auf zurückzuführen, dass Bryozoenkolonien die Moostierfauna zweier Gewässertypen ge- nicht ganzjährig in natürlicher Umgebung richtet, Augewässer mit periodischen Über- anzutreffen sind. In jahreszeitlich geprägten schwemmungsvorgängen und einem Teich, temperaten Klimazonen wechseln einander der durch vergleichsweise konstantere Um- Kolonievorkommen, die auf den Zeitraum weltverhältnisse charakterisiert ist. Es geht Frühjahr bis Herbst beschränkt bleiben, und darum, Auswirkungen der unterschied- Dauerstadien, die als Überwinterungsorgane lichen hydrologischen Regimes auf die Ver- dienen, ab. Nur für die auch in tieferen Ge- teilung und Abundanz der einzelnen Arten wässerzonen lebenden Arten Fredericella darzulegen. sultana und PaludiceUa articulata, wird eine Überwinterungsfähigkeit ihrer Kolonien an- genommen (ZSCHOKKE 1906; BREHM & Denisia 16, zugleich Kataloge der OÖ. Landesmuseen RUTTOER 1926; RADDUM & JOHNSEN 1983), Neue Serie 28 (2005), 111-124 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at SK mmm H Abb. 1: Untersuchungsgebiet mit den 2 Untersuchungsgebiet Existenz vor allem den häufigen Überflutun- fünf Standorten. L - Laxenburg, D1 - gen des Augewässersystems durch die Donau Maria Eilend, D2 - Regelsbrunn, D3 - Das Untersuchungsgebiet umfasst vier verdankt (BlFFL et al. 1988). Hochwässer Petronell-Carnuntum und D4 - Bad Altarme in den Donau-Auen südöstlich von Deutsch-Altenburg (aus Wöss 2002). können das ganze Jahr hindurch auftreten, Wien zwischen dem Mündungsbereich der doch häufen sie sich in den Monaten Mai bis Fischa (Donau Strkm 1905) und der Alt- August, da das hydrologische Regime der armeinmündung Bad Deutsch-Altenburg Donau vor allem vom Inn und dessen hohe (Donau Strkm. 1887) sowie den südlich der Abflüsse aus der sommerlichen Schnee- Stadtgrenze der Bundeshauptstadt gelege- schmelze in den Alpen gekennzeichnet ist. nen Laxenburger Schlossteich (Abb. 1). Die Pegelschwankungen erreichen bis zu 8 m und übertragen sich innerhalb weniger Stun- 2.1 Die Augewässer den auf den Grundwasserkörper und die Die Gewässer - Dl bei Maria Eilend, D2 Hauptarme im Auengebiet (HEILER 1993). bei Regelsbrunn, D3 bei Petronell Carnun- 2.1.1 Standortbeschreibung (nach tum und D4 bei Bad Deutsch Altenburg - BIFFL et al. 1988, mit Ergänzungen) befinden sich auf der orographisch rechten Donauseite in einem Auengebiet, das sich, Dl - Maria Eilend (48°7' N, 16°40' E, im Gegensatz zur linksufrigen Au durch ei- Seehöhe 150 m; Abb. 2a, b): Das Gewässer ist ein Teil des ehemaligen Flussbettes der nen hohen Vernetzungsgrad mit dem Strom Fischa, wird am rechten Ufer von einer Ter- auszeichnet (JUNGWIRTH et al. 1991). rasse begrenzt und hat sich dort tief und Die rechtsufrige Au zwischen Fischa- steilufrig ins Gelände eingegraben. Gegen mend und Hainburg lässt sich im wesent- die erste Traverse hin verflacht sich der lichen auf einen ehemaligen Donauast, teil- langgestreckte Altarm. Es handelt sich um weise sogar Hauptast, zurückführen. Trotz ein stehendes Gewässer, das aber infolge des der zur linksufrigen Au vergleichsweise ge- Grundwasserzustromes nicht trockenfällt. ringeren Gewässervielfalt und höheren an- Das Substrat ist schottrig (Mesolithal), thropogenen Belastungen findet sich noch Schlammablagerungen sind selten. Das Ge- immer ein breites Artenspektrum, das seine wässer ist reich an submersen Makrophyten, 112 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Abb. 2: Augewässer-Standorte bei Niedrigwasser und Hochwasser (1991). a, b: Maria Eilend (DI), c d: Regelsbrunn (D2); e, f: Petronell-Carnuntum (D3); g, h: Bad Deutsch-Altenburg (D4). 113 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Abb. 3: Standort Laxenburg (L), D4 - Bad Deutsch - Altenburg (48°8' Schleuse am Ausrinn des Teiches. N, 16°54' E, Seehöhe 144 m; Abb. 2g, h): Das Gewässer ist eine ca. 3 km flussabwärts gelegene Fortsetzung jenes Flussarmes, an Jem sich der Probenstandort D3 befindet und besteht aus einem Hauptarm mit zwei kleineren Nebenarmen. Das orographisch rechte Ufer ist durch Kurpark, Boots- und Badestege :u einem geringen Teil anthropo- gen beeinflusst, das linke Ufer samt den kleineren Seitenarmen hingegen zur Gänze naturbelassen, hier treten mehrmals Röh- richtbestände auf. Das Sediment trägt eine hohe Schlammauflage, ausgenommen da- von ist der schottrige Abschnitt unmittelbar vor dem Treppelweg. Submerse Makrophy- ten finden sich mäßig bis häufig. 2.2 Der Laxenburger Schlossteich Der Laxenburger Park, in einem Auen- gebiet 17 km südlich von Wien angelegt und erstmals im 14. Jahrhundert in habsbur- «ischem Besitz, erhielt unter Kaiser Franz I. seine heute noch gültige Neugestaltung (MACHURA 1994). Schon in den Jahren im flachen Abschnitt befindet sich links- 1789 bis 1800 waren die Kanäle, der „Große ufrig ein Röhrichtbestand. Teich" und der „Kleine Goldfischteich" aus- gehoben worden, verantwortlich für die zum D2 - Regelsbrunn (48°7' N, 16°47' E, Teil kunstvoll angelegten Wasserläufe zeich- Seehöhe 145 m; Abb. 2c, d): Der Altarm ist nen sich der deutsche Gartenarchitekt Lud- ein ehemaliger Donauarm, die Bettsedimen- wig von Sckell und Ludwig de Traux aus te sind generell schottrig (Mesolithal). Der Antwerpen. Form und Ausbildung des Probenstandort befindet sich unmittelbar „Großen Teiches" - der als Untersuchungs- unterhalb der Traverse, die hier drei Durch- gewässer ausgewählt wurde - soll dabei eine lässe aufweist und schließt den Bereich des verblüffende Ähnlichkeit mit der Gartenan- Blockwurfes (Makrolithal) mit ein. Es han- lage des Katsura Palastes in Japan aufweisen. delt sich generell um einen sehr dynami- Mehrere Inseln unterteilen die Wasserfläche schen Abschnitt, der bereits bei niedrigen und geben dem Teich mit den geschwunge- Wasserständen herrschende Durchfluss nen Uferlinien den Charakter eines durch- bringt laufend Ablagerungen von Asten und aus natürlichen Gewässers. diversen Substraten unmittelbar nach der Traverse mit sich. Das Auengebiet des Laxenburger Parkes wird nicht mehr von der Schwechat, deren D3 - Petronell - Camuntum (48T N, ehemaliges Flussbett im Bereich des Parkes 16°52' E, Seehöhe 144 m; Abb. 2e, 0: Das nun trocken liegt, gespeist, sondern vom Gewässer ist ein durch die Donauregulierung Wasser der Triesting (WENINGER 1988). Bei im Jahre 1880 abgetrennter Donauarm; das Münchendorf zweigt der Laxenburger Kanal Substrat dieses eher sehr seicht ausgebildeten von der Triesting ab und entlässt im wesent- Armes ist schottrig mit teilweiser Schlam- lichen am Südwest-Ende der Parkanlagen mauflage. Der Probenstandort umfasst rechts- den Forstmeisterkanal, ein ca. 15m breites ufrig einen durch eine Insel geschützten und Gerinne, das unter anderem auch zur Ver- strömungsberuhigten Abschnitt („Bucht"), sorgung des Großen Teiches dient. Weiter sowie linksufrig einen gegenüber der Insel ge- flussabwärts vermengt sich der Laxenburger legenen Röhrichtbestand. Kanal mit dem zum System der Schwechat 114 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at gehörigen Badner Mühlbach (= Heidbach) 4b). Laub-Mischwald reicht bis direkt ans Abb. 4: Standort Laxenburg (L). und beide zusammen bilden als Lobenbach Ufer und es gibt kleinere Röhrichtbestände. a: westlicher Teichabschnitt mit betonierter Uferbegrenzung; b: östlicher, (= Hahnenbach) die Nordgrenze des Park- Auffallend ist das mächtige Wurzelwerk, das naturbelassener Teichabschnitt. geländes. Der Große Teich reicht bis zum von an der Uferkante stehenden Bäumen, nordöstlichen Ende des Parkes und sein vor allem Alnus glutinosa und Quercus sp., Ausrinn mündet hier in den Lobenbach. zum Gewässerboden zieht; submerse Makro- phyten treten nur vereinzelt auf. Bemerkenswert ist die Schleuse am Aus- rinn (Abb. 3), mit deren Hilfe von Mitte 3 Methodik April bis Anfang November der Wasserspie- gel schon allein aus touristischen Beweg- An den Probenstandorten wurden in gründen konstant hoch gehalten wird, um beiden Untersuchungsjahren von Mitte den reibungslosen Ablauf der Ruder- und April bis Mitte November wöchentlich Elektrobootsvermietung zu gewährleisten. (1991) bzw. vierzehntägig (1992) Substrate Im Herbst wird für die vom Tiergarten in einem vorgegebenen Zeitrahmen aufge- Schönbrunn ausgeführte, üblicherweise sammelt und die darauf befindlichen Moos- jährlich stattfindende Abfischung der Teich tierkolonien, beziehungsweise im 2. Jahr kurzfristig nahezu gänzlich ausgelassen, um auch die Schwammkolonien, registriert. schließlich über die Wintermonate mit ge- senktem Wasserspiegel wiederum konstant 1991 geschah die Probennahme in fünf eingestellt zu bleiben. Das hydrologische Gewässern, den vier Donau-Altarmen (Dl Regime des Teiches zeichnet sich - im Ver- - Maria Eilend; D2 - Regelsbrunn; D3 - Pe- gleich zu den Donau-Augewässern - durch tronell-Carnuntum; D4 - Bad Deutsch-Al- eine höhere Vorhersagbarkeit aus, da Stö- tenburg) und im Laxenburger Schlossteich rungen durch Hochwässer fehlen. (L). 1992 wurde die Besammlung auf drei Untersuchungsgewässer reduziert (Dl - Ma- 2.2.1 Standortbeschreibung ria Eilend; D4 - Bad Deutsch-Altenburg L (48°4' N, 16°22' E, Seehöhe 174 m): und L - Laxenburg), dafür allerdings an drei Das ca. 4 ha messende Gewässer wurde Stellen pro Gewässer ausgeführt. durch sorgfältig eingestampften Lehmschlag über dem sonst wasserdurchlässigen Aubo- 3.1 Besammlungsmodus und den künstlich aufgestaut (MACHURA 1994). Bestimmung Der gesamte westliche Teil ist durch intensi- Vom Ufer aus watend oder unter zu Hil- ve touristische Aktivitäten gekennzeichnet. fenahme eines Schlauchbootes wurden bis Hier, an der dem Laxenburger Schloss zuge- zu einer Wassertiefe von etwa 2,5 m Sub- wandten Seite, ist die Uferbegrenzung groß- strate aus dem Wasser gefischt und auf mög- teils mit Beton eingefasst (Abb. 4a). lichen Aufwuchs geprüft. Die häufigsten Das östliche Ufer - der nahe der Ort- Substrate waren im Wasser liegende Baum- schaft Achau gelegene Abschnitt - ist hin- stümpfe, untergetauchte Äste und Wurzeln, gegen vom Schlosspark aus nicht zugänglich seltener submerse Wasserpflanzen und Stei- und wirkt wesentlich naturbelassener (Abb. ne, noch seltener waren es künstlich ins Ge- 115 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Abb. 5: Laxenburger Schlossteich, a: winterlicher Status mit abgesenktem Wasserspiegel und freigelegten Baumwurzeln, die als Substrat für Aufwuchsorganismen dienen; b: sommerliche Ansicht der Probenentnahmestelle wässer eingebracht Gegenstände wie Styro- por oder Kunststoffteile. Abbildung 5a zeigt eine typische Situation im Laxenburger strafe als Werkzeug. Im Falle untergetauch- Schlossteich, die photographische Aufnah- ter massiver Baumstämme oder ähnlicher, me entspricht dem winterlichen Status nach nicht aus dem Wasser entfernbarer Gegen- Ablassen des Teichwassers. Hier wird die stände, wurde versucht, die Kolonien mit ei- Ostseite des Gewässers von zahlreichen, di- nem Messer möglichst schonend von der rekt am Gewässerrand befindlichen Bäumen Unterlage abzuheben. flankiert (Abb. 5b), deren dichtes Wurzel- Die Kolonien wurden entweder vor Ort werk ins Wasser ragt und ein ideales Sub- unter zu Hilfenahme einer Lupe oder eines strat für diverse sessile, koloniebildende Or- Feldbinokulars bestimmt, oder, wie in der ganismen darstellt. Mehrzahl der Fälle, in Wasserbehältern ins Beim Hantieren dienten ein langer Labor gebracht. Dabei gelang es im überwie- Metallrechen zum Durchkämmen des Ge- genden Maße die Moostiere auf dem Sub- wässerbodens, kleinere Gartenscheren zum strat zu belassen. Größere Holzstücke mit Abb. 6: Donau, Donau-Augewässer D1, D4 Abzwicken der Äste und Zweige bzw. eine dichtem Kolonieaufwuchs etwa wurden mit und Laxenburger Schlossteich: Pegelstände 1991 und 1992. Handsäge zum Durchtrennen dickerer Sub- der Handsäge in 30 cm-Abschnitte aufge- teilt und für den Transport in 10 1 Wasser- 152 -i kanister verfrachtet. 150 - Donau Die Identifizierung der Arten war zum D4 Teil mit einer Sektion der Kolonien verbun- 148 - den, wobei für die Bestimmung insbesonders 146 - ausgeformte oder in Bildung begriffene Dau- erstadien herangezogen wurden. 144 - 142 - 3.2 Abundanz-Auswertung Im Jahre 1991 wurde für die rangskalier- 140 - te Abundanzbewertung der Kolonievorkom- 138 - men eine Besammlungsdauer von 15 Minu- ten herangezogen, d.h. der Moostierauf- 136 - wuchs, der sich auf Substraten befand, die innerhalb dieser Zeitspanne in einem Ge- wässer aufgesammelt wurden, kam in Be- tracht. Im Jahre 1992, wo die Probennahme 1.4.91 1.7.91 1.10.91 31.12.91 31.3.92 30.6.92 30.9.92 30.12.92 an drei Standorten pro Gewässer stattfand, 116 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at wurde der zeitliche Bezugswert von 3 x 30 Untersuchungsperiode, als dass Überflutun- Tab. 1: Rangskalierte Abundanzbewertung der Bryozoen-Funde. Minuten Aufsammlungsdauer für Substrate gen weniger markant in Erscheinung treten pro Gewässer verwendet (Tab. 1). und sich die Sommermonate 1992 durch ei- Anzahl der Kolonien Rangskala ne andauernde Hitzeperiode auszeichnen. 1991 1992 Die im Zeitraum März bis Juni des Jahres 1 selten 1-5 1-30 4 Ergebnisse stattfindenden Hochwasserspitzen der Do- 2 mäßig häufig 6-15 31-90 4.1 Pegelstand 3 häufig nau bleiben hinter jenen des Vorjahres zu- Bei allen untersuchten Gewässern han- rück. Von den letzten Junitagen an bis Mit- delt es sich um nährstoffreiche Gewässer mit te November hat die Donau durchwegs Nie- geringer Wassertiefe, die einer starken som- drigwasser und der Wasserspiegel in den Au- merlichen Erwärmung unterliegen (WöSS gewässern ist stetig sinkend. Die geringeren 2002). Während die Umweltparameter im physikalischen Schwankungen schaffen sta- Laxenburger Schlossteich vergleichsweise bilere Voraussetzungen für die Habitate ses- geringen äußeren Schwankungen ausgesetzt siler Lebewesen, sofern ihr Lebensraum jetzt sind, werden die Augebiete maßgeblich vom nicht durch den temperaturbedingt perma- hydrologischen Regime der Donau beein- nent sinkenden Wasserspiegel vom Tro- flusst. Die Situation der Augewässer wird ckenfallen bedroht ist. von regelmäßigen Überflutungen der Donau Im Laxenburger Teich variiert hingegen geprägt, die hier eine ihrer letzten beiden der Pegelwert von Mitte April bis Ende Ok- freien Fließstrecken auf österreichischem tober im Zentimeterbereich. Für die Besied- Boden besitzt (HuMPESCH 1996). Die Pegel- lung des Litoralbereichs im Laxenburger Schwankungen der Donau übertragen sich Schlossteiches ist die Anhebung des Wasser- mit einer Zeitverzögerung von wenigen spiegels im April und das Ablassen des Tei- Stunden auf die Altarme (HEILER 1993; ches Anfang November der bestimmende HEIN 1993; Abb. 6). Sind die Augewässer Faktor, hochwasserbedingte Störungen kön- bei Niedrigwasser noch als isoliert zu be- nen ausgeschlossen werden, da zwischenzeit- trachten, so kommt es bei höheren Pegel- lich die Schleuse am Ausrinn den Wasser- ständen neben Austauschprozessen über das spiegel auf gleichem Niveau hält. 1991 fin- Grundwasser auch zu einem Einströmen von Oberflächenwasser. Im Extremfall tritt eine det von Seiten des Tiergartens Schönbrunn weitreichende Verbindung der Augewässer die normalerweise übliche herbstliche Ab- untereinander auf, die von einer Anglei- fischaktion nicht statt, und der Teich wird in chung der geochemischen Werte an jene des den ersten beiden Novembertagen sogleich Donaustroms begleitet wird. Dies trifft cha- auf seinen konstant-niedrigeren winter- rakteristischerweise auf das Jahr 1991 zu, das lichen Pegelwert eingestellt, der 0,56 m stark durch Überflutungen, insbesonders unterhalb des sommerlichen Wertes liegt. durch ein 100-jähriges Hochwasserereignis Anfang August geprägt war. In den Auge- wässern belaufen sich die maximalen Pegel- Tab. 2: Artenliste der in den Jahren 1991 und 1992 in den schwankungen in diesem Jahr auf bis zu 6,6 Donau- Altwässern (D1, D2, D3 und D4) und im Laxenburger Teich (L) gefundenen Bryozoen. m. Zum Zeitpunkt der stärksten Flutwelle, beginnend am 4- August, sind die Pegel- Taxon Vorkommen Messstandorte für mehrere Tage unzugäng- Gymnolaemata lich (Abb. 2b, d, f, h); die Messwerte für die- Ctenostomata Paludicellidae sen Termin lassen sich nur nachträglich aus Paludicella articulata (EHRENBERG 1831) L,D1, D2, D3, D4 Schlammspuren an Sträuchern und Bäumen Phylactolaemata ermitteln, die nach Abklingen der Hoch- Fredericellidae wasserspitze zurückbleiben. Fredericella sultana (BLUMENBACH 1779) L,D1, D2, D3, D4 Plumatellidae Plumatella casmiana OKA 1907 L,(D1) Die von den Hochwässern verursachte Plumatella emarginata ALLMAN 1844 L,D1, D2, D3, D4 mechanische Zerstörung und Zusedimentie- Plumatella fruticosa ALLMAN 1844 D2, D4 rung der Substrate stellen die gravierendste Plumatella fungosa (PALLAS 1768) L,DI, D2, D3, D4 Plumatella repens (LINNAEUS 1758) L,D1, D2, D3, D4 Beeinträchtigung für die Habitate der sessi- Hyalinella punctata (HANCOCK 1850) L,D1, D2, D3, D4 len Organismenwelt dar. Das Folgejahr er- Cristatellidae gibt insofern eine Gegenüberstellung zur 1. Cristatella mucedo CUVIER 1789 D1, D2, D3, D4 117 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Laxenburg, L Danube site 01 Danube eite 02 Oanube site D3 Oanube site D4 Plumatella lungosa P. emarginata » D*» P. repens -•-« •-••- »• P. casmania Hyatinella punclata • • • Fredericella sultana Paludicella articulata -• •- Cristatella mucedo • •• - ~* Plumatella truticosa 'A'M'JlJ'A'S'O'N1 »J'A'S'O'Nl 'A»M"J•J IA«M«J'J'A'S'O'N' Abb. 7: 1991 - Rang-Abundanzen der 4.2 Bryozoa der Donau-Auen auf, Plumatella casmiana, Bryozoa in den vier Donau-Augewässer von einer einzigen Ausnahme abgesehen, Maria Eilend (D1), Regelsbrunn (D2), 4.2.1 Artenliste nur im Laxenburger Schlossteich. Funde in Petronell-Carnuntum (D3) und Bad Bei den Besammlungen der Jahre 1991 Deutsch-Altenburg (D4) sowie im Form von lebenden Kolonien sind im Zei- Laxenburger Schlossteich (L) (aus Wöss und 1992 werden die in Tabelle 2 aufgeliste- traum zwischen 16. April und 11. Novem- 1994). ten neun Bryozoenarten gefunden. Mit Aus- ber 1991 festzustellen, vor Mitte April und nahme von Paludicella articulata handelt es ab Mitte November finden sich nur Dauer- sich um Vertreter der Klasse der Phylacto- stadien. laemata. Listet man die Gewässer nach ihrer Ab- 4.2.2 Verteilung und Abundanz im undanz an Bryozoen auf, ergibt sich unter Jahre 1991 Berücksichtigung der eben erwähnten hoch- Abbildung 7 gibt einen Überblick über wasserbedingten Ausfälle an Beprobungsta- den jahreszeitlichen Verlauf der Kolonie- gen folgende Reihung: Abundanzen bei wöchentlicher Probennah- L > D4 > D2 > D3 > Dl me. Die Anzahl der Aufsammlungstermine war in den Donau-Augewässern mit 29 an- Im Laxenburger Schlossteich ist der Bry- gesetzt, im Laxenburger Schlossteich belief ozoenbewuchs am dichtesten, gefolgt vom sie sich auf 24- In den Donau -Auen verhin- Augewässer D4; die Donau- Auen sind zwar derten die Hochwässer in Regelsbrunn (D2) artenreicher, aber die Hälfte der Arten sind fünfmal, in Maria Eilend (Dl) und Petro- durch ein überwiegend seltenes Vorkommen nell-Carnuntum (D3) zweimal und in Bad charakterisiert. Deutsch-Altenburg (D4) einmal den Zu- In den Donau-Auen zeichnen sich gene- gang zu den Probenstandorten. rell stärkere Schwankungen in den Moos- Die Faunenliste der Moostiere umfasst tier-Beständen ab, die wesentlich mit den im ersten Untersuchungsjahr in den vier auftretenden Hochwasserereignissen ver- Donau-Altarmen acht, im Laxenburger knüpft sind. Auf die Überflutungen im Schlossteich sechs Arten. Fünf Bryozoa-Ar- Frühjahr und Sommer sind sowohl die mas- ten kommen in allen Gewässern vor (Piu- siven Partikelablagerungen zurückzuführen, matella fungosa, P. emarginata, Fredericella die vorhandene Kolonien gravierend beein- sultana, Hyalinella punctata und Paludicella trächtigen, als auch die Beschädigungen articulata). Plumatella repens, P. fruacosa und und Verfrachtungen von Substraten, auf de- Cristatella mucedo treten nur in Gewässern nen sich Aufwuchsorganismen befinden. 118 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Wiederholt kommt es zum Zusammenbruch bestehender Moostierpopulationen. Die do- minierende Art in den Donau-Auen ist Plu- matella fungosa, lediglich im Gewässer D2, einem Standort mit Fließgewässercharakter, stellt Fredericelia sultana die vorherrschende Art dar, wo sie ähnlich hohe Anteile er- reichte wie ansonsten Plumateüa fungosa. In den Donau-Auen stabilisieren sich erst nach dem Höchstwasserstand vom 4.8. die Um- weltverhältnisse und die Fluktuationen in den Moostierbeständen verringern sich deutlich. Trot: alledem ist in Summe der Moostieraufwuchs in den Augewässern als intensiv zu bezeichnen. In Laxenburg sind typischerweise jene Teile der Wurzelstöcke des Altbaumbestan- des, die aus der Uferbefestigung heraus ins punctata, Fredericella sultana und Paludicella Abb. 8: Laxenburger Schlossteich - dichter Wasser ragen, vom Frühjahr bis zum Herbst articulata), während Plumateüa casmiana al- Bryozoenbewuchs mit Plumatella casmiana (Chitinröhren, flächig wachsend), Hyalinella mit Bryozoen-Kolonien überzogen (Abb. 8). lein im Schlossteich vertreten ist und Cri- punctata (Gallertgehäuse), Fredericella Generell verteilen sich im Schlossteich die statella mucedo nur in den beiden Donau- sultana (Chitinröhren, aufrechte Funde wesentlich gleichmäßiger auf die Altarmen. Plumateüa fruticosa wird 1992 Wuchsform). sechs vorhandenen Moostierspezies als in nicht mehr registriert. Lebende Kolonien den Donau-Auen. Drei Arten nehmen je- sind im Zeitraum 21. April bis 14. Novem- doch zwei Drittel aller Funde ein: P. casmia- ber auffindbar; die Reihung der Gewässer na, P. fungosa und Hyalinella punctata. nach ihrer Abundanz an Moostieren bleibt gegenüber dem Vorjahr unverändert: Der Einfluss der sommerlichen Hoch- wässer auf die Abundanz zweier Moostierar- L > D4 > Dl ten wird in Abbildung 9 beispielhaft de- Die Populationsdichten sind in allen monstriert. H. punctata, eine der drei domi- drei Untersuchungsgewässern überwiegend nierenden Arten im Schlossteich, schlüpft im Frühjahr am spätesten von allen Moos- als hoch einzustufen. Die für die Donau-Au- tieren aus ihren Dauerstadien, den Flottob- en im ersten Probenjahr so bestimmenden Abb. 9: Rang-Abundanz von Plumatella lasten. Sie löst die bis dahin vorherrschende Einbrüche der Moostierpopulationen nach fungosa und Hyalinella punctata in den vier Donau-Altarmen und im Laxenburger Art Plumateüa fungosa ab und bleibt zusam- Hochwasserereignissen fehlen großteils und Schlossteich zwischen 24.7.1991 und men mit P. casmiana bis zum September in die Fluktuationen in den Abundanzen sind 24.8.1991; Hochwasser in den Donau-Auen hoher Dichte im Schlossteich vertreten. In dementsprechend geringer. Die vorherr- am 4.8.1991 (aus Wöss 1996). den Donau- Auen stellen sich die Rahmen- Donau - Augewässer Laxenburg bedingungen für Hyalineüa punctata anders dar: während nach dem größten Hochwasser im August Plumatella fungosa wieder konti- nuierlich an Häufigkeit zunehmen kann, trifft dies für Hyahneüa punctata nicht zu. 4.2.3 Verteilung und Abundanz im Jahre 1992 In Abbildung 10 ist die Verteilung der Bryozoa im 2. Untersuchungsjahr abzulesen. In den verbleibenden drei Untersuchungs- 236 206 213 221 227 235 gewässern werden sieben Moostierarten fest- Tage gestellt, sechs davon kommen in den Do- nau-Auen und in Laxenburg vor (Plumatella Plumatella fungosa fungosa, P. emarginata, P. repens, Hyalinella Hyalinella punctata 119 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Lranburg. L Danube s*e 01 Danube wU O4 Bryozoen-Kolonien vorzuweisen, wobei drei Viertel der Funde wiederum auf drei Arten Plumati* tuogott zurückzuführen sind. PlumateUa fungosa do- miniert im Frühjahr, ab Juni treten P. casmi- ana und Hyalinelia punetata in sehr hohen Abundanzen auf. Bemerkenswert ist weiters die hohe Anzahl von Schwammkolonien, die im Herbst 1992 fast die Hälfte aller Fun- de ausmachen, zu einem Zeitpunkt, wo im Gegensatz zu 1991 die Koloniezahlen aller Moostierarten bereits rückläufig sind. 5 Diskussion Während sich im Laxenburger Teich die Koloniefunde gleichmäßiger auf die einzel- Cristatala mucmdo I nen Arten verteilen, steht in den Donau- Auen PlumateUa fungosa als dominierende Art im Vordergrund. Im Jahre 1991 entfal- Porlfera len in drei Altarmen die Mehrzahl der Fun- T I I I II A MJ J A S ON A MJ J A S ON A M J J A S ON de auf diese Spezies, in einem der Augewäs- ser - Dl - kann ihr mehr als jede 2. aufge- sammelte Kolonie zugerechnet werden. Abb. 10: 1992 - Rang-Abundanzen der sehenden Stellung von P. fungosa in den Au- Bryozoa und Porifera in den zwei Donau- 1992 tritt die Dominanz von P. fungosa noch gewässern ist wiederum gegeben, nach ihr Augewässern Maria Eilend (D1)und Bad klarer zu Tage, so sind drei Viertel (Dl) bzw. Deutsch-Altenburg (D4) sowie im folgen in der Häufigkeitswertung die Arten zwei Drittel (D4) der in den Donau-Auen Laxenburger Schlossteich (L) (aus Woss P. emarginata und Fredericella sultana. Kolo- aufgefundenen Kolonien diesem Moostier 2002). nievorkommen der beiden Gallert-Formen zuzuordnen. Im Gegensatz zum Laxenburger CristateUa mucedo und Hyalinelia punctate Schlossteich liegt P. fungosa in den Donau- sind im Sommer zahlreicher als jene von Auen auch im September und Oktober in PlumateUa repens und PaludiceUa articulata. hoher Koloniezahl vor. In den Augewässern Maria Eilend und Bad Deutsch-Altenburg Der besonders intensiv mit Aufwuchsor- kann P. fungosa in beiden Jahren speziell im ganismen besiedelte Laxenburger Schloss- Frühjahr und Herbst großflächige Kolonien Abb. 11: PlumateUa fungosa - massive teich hat im Vergleich zu den Donau-Altar- und damit eine hohe Biomasse entwickeln Kolonieform des „Klumpen-Moostiers". men 1992 eine 1,8 bis 4,4-fache Anzahl an (Abb. 11). Es werden die von WESENBERG- LUND (1939) beschriebenen knollenförmi- gen Gebilde mit einem Gewicht von 1 kg Lebendgewicht erreicht. Die meterlangen Kolonien sind ausnahmslos als Massenkolo- nien zu sehen (WlEBACH 1960), die ihren Ursprung einer Vielzahl von miteinander verschmolzenen Einzelkolonien verdanken, die aus benachbart am Substrat liegenden und simultan gekeimten Sessoblasten ent- standen sind (Abb. 12). Der besondere Bau der spindelförmigen Zooarien führt dazu, dass die einzelnen Cystidröhren einige Zen- timeter lang werden können, weiters haftet an der Basis jedes Cystids ein Sessoblast am I 2 3 4 5 • 7 8 Substrat (Abb. 13). Werden Teile des Zooa- riums beschädigt bzw. weggerissen, kann sich die Kolonie durch Sessoblastenkeimung regenerieren oder durch Knospung aus über- 120

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