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Einfluß verschiedener Schmelzen auf die Zerspanbarkeit von Gesenkschmiedestücken PDF

103 Pages·1964·4.245 MB·German
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FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr.1348 Herausgegeben im Auftrage des Ministerpräsidenten Dr. Franz Meyers von Staatssekretär Professor Dr. h. c. Dr. E. h. Leo Brandt DK 621.73:621.91.07 Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Herwart Opitz Dr.-Ing. Wiifried König Dipl.-Ing. WolfDieter Neumann Laboratorium für Werkzeugmaschinen und Betriebslehre der Rhein.-Westf. Techn. Hochschule Aachen Einfluß verschiedener Schmelzen auf die Zerspanbarkeit von Gesenkschmiedestücken WESTDEUTSCHER VERLAG· KÖLN UND OPLADEN 1964 ISBN 978-3-663-06270-7 ISBN 978-3-663-07183-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-07183-9 Verlags-Nr. 011348 © 1964 Ьу Westdeutscher Verlag, Кбln und Opladen Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag Inhalt 1. Einleitung ..................................................... 7 2. Stand der Erkenntnisse .......................................... 8 3. Aufgabenstellung und Abgrenzung des Versuchsbereiches ............ 13 4. Zerspanungsuntersuchungen zur Ermittlung der Streuungen in der Zer- 15 spanbarkeit verschiedener Stähle Ck 45 ........................... . 4.1 Zerspanungsuntersuchungen beim Bohren.... ...... . ........... 18 4.2 Zerspanungsuntersuchungen beim Drehen ..................... 28 4.21 Verschleißuntersuchungen ................................... 28 4.22 Schnittkraftmessungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 33 5. Untersuchungen zur Ermittlung der Ursachen für ein unterschiedliches Kolkstandzeitverhalten verschiedener Stähle Ck 45 . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 40 5.1 Versuchswerkstoffe ... . .................. ....... ....... ...... 40 5.11 Wärmebehandlung der Versuchswerkstücke .................... 41 5.12 Festigkeitseigenschaften ..................................... 45 5.13 Gasanalysen, Einschlußbestimmung und Rückstandanalysen ...... 47 5.2 Zerspanungsversuche an Stählen Ck 45 in verschiedenen Wärme- behandlungszuständen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 50 5.3 Zusammenhang zwischen der Austenitbildung der Versuchswerk stoffe und dem Verschleiß auf der Spanfläche . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 55 5.31 Bestimmung des Auflösungsverhaltens der Versuchswerkstoffe in isothermischer Versuchsführung .............................. 56 5.32 Untersuchung der Auflösungsvorgänge in den Spanunterseiten ... 69 5.4 Untersuchung des anormalen Verschleißverhaltens der Schmelze Al 86 (Stahl Ck 45) .............................................. . 6. Zusammenfassung............................................... 95 7. Literaturverzeichnis ............................................. , 97 5 1. Einleitung Eine entscheidende Voraussetzung für die Festlegung zweckmäßiger Bearbeitungs bedingungen bei der spanenden Formgebung ist u. a. die Kenntnis des Standzeit verhaltens der Werkzeuge. Die Bedeutung und Problematik dieser Frage wurde schon frühzeitig erkannt und kommt in zahlreichen Veröffentlichungen zum Aus druck [1,2,3,4]. Mit zunehmendem Umfang der Serien- und Massenfertigung bei gleichzeitig erhöhten Anforderungen an die Genauigkeit des Fertigproduktes ist die Bedeu tung dieser Frage ständig gewachsen. Die Ausnutzung automatisierter Anlagen hängt weitgehend von einer gesicherten Standzeit aller im Einsatz stehenden Werkzeuge ab. Die wirtschaftliche Seite dieser Frage wird durch die Ergebnisse funktioneller Kostenanalysen unterstrichen, die zeigen, daß das Minimum der Fertigungskosten nur bei einer ganz bestimmten Abstimmung der Werkzeug kosten mit allen anderen bei der Fertigung auftretenden Kostenfaktoren zu er reichen ist [5]. Seit etwa 60 Jahren werden Zerspanungsuntersuchungen durchgeführt, um für die Praxis Richtwerte für eine zweckmäßige und wirtschaftliche Bearbeitung der verschiedenen Werkstoffe zu erstellen. Voraussetzung für derartige Richtwert untersuchungen ist die Forderung nach einer Normung der Werkstoffe und Werkzeugstoffe und die damit verbundene Beschränkung der Stahl- und Werk zeugsorten. Die Folgerung von SCHLESINGER [6], daß durch die Schaffung der Stahlnormen die Möglichkeit gegeben sei, für einen bestimmten Werkstoff eine gleichmäßige Bearbeitbarkeit zu sichern, deren Kennwert man nur einmal zu bestimmen braucht, hat sich nur zum Teil erfüllt. Die Erfahrung lehrt, und einige Autoren weisen auch darauf hin - hier seien besonders die Arbeiten von SCHAUMANN [7] erwähnt -, daß verschiedene Schmelzen gleicher Normbezeichnung, Erschmelzungsart und Festigkeit mit ein und demselben Werkzeug unterschiedlich zerspanbar sein können. Die Bedeutung dieser Feststellung geht aus den eingangs geschilderten Zusammenhängen zwischen Werkzeugkosten und Fertigungskosten eindeutig hervor und begründet die Notwendigkeit, die Ursachen für die Streuungen der Zerspanbarkeit verschiedener Stähle gleicher Normbezeichnung näher zu untersuchen, um damit Stähle gleichmäßiger Bearbeitbarkeit herstellen zu kön nen. 7 2. Stand der Erkenntnisse Soweit in der Literatur über systematische Untersuchungen der Streuungen in der Zerspanbarkeit verschiedener Schmelzen eines Werkstoffes berichtet wird, handelt es sich meist um Zerspanungsuntersuchungen mit Schnellarbeitsstahl werkzeugen [8,9]. Hier können die Streuungen in der Zerspanbarkeit zum Teil auf Festigkeits- und Analysenabweichungen der einzelnen Werkstofflieferungen zurückgeführt werden. Da das Erliegen bei Werkzeugen aus Schnellarbeitsstahl in der Hauptsache durch ein Erweichen der Schneide infolge der Schnittemperatur hervorgerufen wird, ist eine Abhängigkeit der Zerspanbarkeit, gekennzeichnet durch den Erliege punkt, von den Festigkeitseigenschaften oder der Analyse erklärlich, da die auf tretenden Temperaturen in diesem Schnittgeschwindigkeitsbereich von der Festigkeit, d. h. von der Vorbehandlung und der chemischen Zusammensetzung des bearbeiteten Werkstoffes abhängen [10]. Bei Hartmetall-Drehwerkzeugen reichen jedoch zur Bestimmung des Werkzeug verschleißes die Festigkeits- oder auch Analysenwerte allein nicht aus [11], son dern es müssen noch andere Einflußgrößen in Betracht gezogen werden. Bei der Bearbeitung mehrerer Werkstoffe gleicher Normbezeichnung mit Hartmetall werkzeugen konnte z. B. SCHAUMANN [7] einen Zusammenhang zwischen dem Verschleiß auf der Spanfläche und der chemischen Zusammensetzung bzw. den Festigkeitseigenschaften der untersuchten Werkstoffe nicht nachweisen. Er ver mutet deshalb, daß nichtmetallische Einschlüsse im Stahl mitbestimmend für den Verschleiß am Hartmetall-Drehwerkzeug sind. Er weist jedoch darauf hin, daß diese Untersuchungen nur einen Teil der Grundlagen liefern, die zur Er forschung der Ursachen der unterschiedlichen Zerspanbarkeit verschiedener Schmelzen eines Stahles notwendig sind. Eine Behandlung dieses Problems führt zwangsläufig auf die Vorgänge an der Werkzeugschneide und zu Untersuchungen über den Ablauf und die Ursachen des Verschleißangriffes auf das Werkzeug. Diese Betrachtungsweise wird durch die besonders in den letzten Jahren vertieften Kenntnisse von den Verschleiß ursachen erleichtert. Die Untersuchung des Werkzeugverschleißes stellt ein umfangreiches Gebiet der Zerspanungsforschung dar, welches über den Rahmen der Fertigungstechnik hinaus in die Physik, Chemie und Werkstoffkunde hineingreift. Im wesentlichen lassen sich dabei drei Teilgebiete unterscheiden: Das erste Forschungsgebiet umfaßt alle mit der empirischen Ermittlung des Verschleißes verbundenen Fragen und wirkt sich unmittelbar auf die Bearbeitung aus. Grundlegende Arbeiten wurden hier von WEBER [12] geleistet. Das zweite Gebiet umfaßt die Erforschung der Vorgänge im Werkstückstoff bei 8 hohen Verformungs geschwindigkeiten und Temperaturen, wie SIe 1m Zers pa nungsvorgang vorliegen. Das dritte Gebiet beinhaltet die Erforschung der physikalischen und chemischen Ursachen des Verschleißes. Die vorliegende Arbeit stützt sich im Rahmen der Aufgabenstellung im wesentlichen auf die Forschungsergebnisse des dritten Teil gebietes über die Bearbeitung von Stahl mit Hartmetallwerkzeugen. Beim Zerspanen finden im Bereich der Schneide eines Werkzeuges Verformungs-, Trenn- und Reibvorgänge statt. Die Werkzeuge unterliegen hohen Beanspru chungen, die nach bestimmten Schnittzeiten zu Verschleiß erscheinungen führen, die in Abhängigkeit von den Schnittbedingungen und der Schneids toff-Werkstoff paarung als Schneidkantenabrundung, Spanflächen-, Kolk- und Freiflächen verschleiß auftreten können [12, 13]. Hartmetallwerkzeuge zeigen bei Dreh operationen an Stahlwerkstoffen mit den heute üblichen Schnittgeschwindig keiten meist gleichzeitig Freiflächen-und Kolkverschleiß (Abb. 1), die die Stand- :\bb. 1 Freiflächen- und Kolkverschleiß am Hartmetall-Drehwerkzeug zeit des Werkzeuges begrenzen. Unter dem Begriff der Standzeit wird dabei die reine Arbeitszeit des Werkzeuges zwischen zwei Anschliffen, d. h. bis zum Un brauchbarwerden der Schneide oder bis zum Erreichen einer bestimmten Ver schleißgröße verstanden. Der Freiflächenverschleiß, gekennzeichnet durch die Verschleißmarkenbreite B, beeinflußt den eingestellten Arbeitsdurchmesser und führt außerdem zu schlechte ren Oberflächengüten. Dem Verschleiß auf der Spanfläche des Werkzeuges, dem sogenannten Kolkverschleiß, kommt bei Hartmetallwerkzeugen eine besondere praktische Bedeutung zu, da er den Keilwinkel des Werkzeuges verringert und so infolge der höheren Bruchempfindlichkeit des Hartmetalles erheblich leichter zum Ausbruch der Schneide führt als vergleichsweise bei Schnellarbeitsstahl. Als wesentliche Ursache für den Verschleiß am Werkzeug kommen nach dem heutigen Stand der Erkenntnisse in Betracht: 1. Ausbrüche der Schneid kanten infolge mechanischer Überbelastung. 2. Mechanischer Abrieb, z. B. durch Verunreinigungen im Stahl [14]. 9 3. Mikroausbröckelungen im Bereich der Schneide durch Kaltpreßschweißungen zwischen Schneidstoff und Werkstückstoff [15]. 4. Oxydationsvorgänge im Bereich der Schneide [16]. 5. Thermoströme [16, 17]. 6. Diffusion. Alle diese Vorgänge überlagern sich je nach den angewendeten Schnittbedingun gen in weiten Bereichen und sind in ihrer Wirkung nur schwer voneinander zu trennen. Nach Ansicht vieler Forscher tritt jedoch bei der Zerspanung von Stahlwerk stoffen mit Hartmetallwerkzeugen unter hohen Schnittgeschwindigkeiten als Ur sache für den Kolkverschleiß die Diffusion in den Vordergrund. Da die vorliegende Arbeit sich im wesentlichen auf die Untersuchung der Ursachen des Verschleißes auf der Spanfläche von Hartmetallwerkzeugen beschränkt, sollen in den nach folgenden Betrachtungen die bisherigen Ergebnisse kurz erläutert werden. LOLADSE [18] konnte zeigen, daß bei der Zerspanung von erhitztem Stahl (900°C und höher) alle Hartmetallqualitäten nahezu unabhängig von der Schnittgeschwin digkeit verschleißen. Dabei vermindern sich die Schnittkräfte bei hohen Tempe raturen erheblich. Durch das Aufheizen des Werkzeuges ist nach LOLADSE sowohl bei hohen als auch bei niedrigen Schnittgeschwindigkeiten die Temperatur in der Kontaktzone zwischen ablaufendem Span und Werkzeug gleich. Die Standzeit erhöht sich bei niedrigen Schnittgeschwindigkeiten nur wenig, obwohl sich die Reibungsarbeit um das 20 000-30 OOOfache gegenüber derjenigen bei hohen Schnittgeschwindigkeiten verringert. Unter diesen Bedingungen besteht also zwischen der Reibung an der Kontaktfläche und der Standzeit des Werkzeuges keine direkte Abhängigkeit. Dieses experimentelle Ergebnis kann nach LOLADSE nicht mehr an Hand der Theorie des mechanischen Abriebes oder des Adhäsions verschleißes erklärt werden, sondern deutet auf Diffusionserscheinungen hin. Starke plastische Verformungen im Bereich der Schneide begünstigen den Ablauf von chemischen Reaktionen und die Diffusion zwischen Werkzeug- und Werkstückstoff. Die Theorie des Diffusionsverschleißes wird unterstützt durch Untersuchungen von KÜSTERS [19], der die Temperaturen in der Spanfläche mit über 1000°C angibt. Bei statischen Diffusionsversuchen mit der Paarung Stahl-Hartmetall stellten VIERREGGE [15] und ALTENWERTH [14] fest, daß bereits bei Temperaturen von 800° C Kohlenstoff aus dem Hartmetall in den Stahl einwandert. Bei höheren Temperaturen tritt eine metallreiche Mischkarbidzone aus aufgelösten Wolfram karbiden und Eisen auf, deren Zusammensetzung mit (FeW)6C angegeben wird; die titankarbidhaltigen Mischkarbiden beteiligen sich nicht an der Diffusion. Bei Zerspanen von Stahlwerks toffen findet nach VIEREGGE vorwiegend ein Kohlenstoffentzug aus dem Hartmetall statt, so daß die Metall-Kohlenstoff-(MC) Schneidstoffkarbide in kohlenstoffarme Doppelkarbide, wie M6C und M23C6, übergehen. Diese besitzen gegenüber den Ausgangskarbiden eine wesentlich geringere Härte und werden deshalb bereits bei ihrer Entstehung abgetragen, so daß im Gegensatz zu den statischen Diffusionsversuchen beim Zerspanen die 10 Vorgänge im Gebiet der Schneide zu keinen direkt sichtbaren Diffusionszonen im Hartmetall führen. Diffusionsuntersuchungen, die OSTERMANN [20] an verschiedenen Paarungen Hartmetall-Stahlwerkstoff durchgeführt hat, bestätigen im wesentlichen die Be obachtungen von VIEREGGE. OSTERMANN kommt jedoch durch Einbezug mehre rer Stähle mit unterschiedlichem Kohlenstoffgehalt zu der Feststellung, daß die Auflösung der Wolframkarbide von dem Kohlenstoffgehalt der mit dem Hart metall gepaarten Stähle abhängig ist. Der bei der Versuchstemperatur von 12000 C in der Stahlprobe vorliegende Austenit reichert sich mit Kohlenstoff an, der durch die Auflösung der Wolframkarbide geliefert wird. Die Tiefe der Diffu sionszone ist bei vorgegebener Temperatur einmal abhängig von der Haltezeit, zum anderen aber von dem Kohlenstoff-Konzentrationsgefälle zwischen beiden Diffusionspartnern. Die Auflösung der Wolframkarbide muß bei der Diffusions richtung Hartmetall-Stahl um so stärker in Erscheinung treten, je niedriger der Kohlenstoffgehalt des mit dem Hartmetall gepaarten Stahles ist. Dieses Resultat steht jedoch im Widerspruch zu den Zerspanungsergebnissen, bei denen der Verschleiß am Werkzeug mit steigendem Kohlenstoffgehalt der Stähle zunimmt. OSTERMANN macht für den Verschleiß primär die Festigkeit der Schweißverbindung zwischen den Diffusionspartnern Hartmetall und Stahl verantwortlich und konnte zeigen, daß die Trennung zwischen Hartmetall und Stahl bei hochkohlenstoffhaltigen Stählen direkt im Hartmetall erfolgt, wobei Hartmetallbestandteile aus dem Gefügeverband herausgerissen werden. Im Gegen satz hierzu erfolgt die Trennung bei niedrig gekohlten Stählen in der Schweiß stelle selbst, so daß hier nur ein kontinuierlicher Abtrag dünner Hartmetall schichten stattfindet. Neben diesen Verschleißursachen, die auf eine unmittelbare Reaktion zwischen Schneidstoff und Werkstoff zurückzuführen sind, können weitere Verschleiß faktoren auftreten, die aus Gefügeveränderungen innerhalb des Schneidstoffes infolge Temperatureinwirkung resultieren. Nach KIEFFER und SCHWARZKOPF [21] weisen Hartmetalle mit weniger als 10% Kobalt ein zusammenhängendes Karbid skelett auf, in dem Kobalt eingelagert ist. Mit steigenden Temperaturen baut Kobalt als starker Solvent Wolframkarbid und Titankarbid in sein Gitter ein, was zur Auflösung der Brücken des Karbidskelettes führt. AXER [16] führte Drehver suche mit Hartmetallplatten durch, aus denen das Kobalt durch Säureangriffheraus gelöst war. Während bei den unbehandelten Schneidplatten Kolkverschleiß auftrat, ging bei den präparierten Meißeln die Verschleißform in einen Span flächenverschleiß über, der im Gegensatz zum Kolkverschleiß nicht zu einer Schwächung des Schneidkeiles und damit zu höheren Standzeiten führt. Die Tatsache, daß oei hohen Schnittgeschwindigkeiten bzw. hohen Schneiden temperaturen Diffusionserscheinungen zwischen Werkstoff und Schneidstoff auf treten, ist zwar kennzeichnend für die Verschleiß ursache, gibt aber noch keinen Einblick in den Mechanismus des Verschleißablaufes. OSTERMANN [20] konnte durch elektronenmikroskopische und röntgenographische Untersuchungen von Spanlängsschliffen und Spanunterseiten den Nachweis erbringen, daß der Werk stoff während des Gleitens über die Spanfläche in einer dünnen Schicht eine 11 O(-y-Umwandlung durchläuft. Die entstehende Austenitphase bestimmt maß geblich das Reaktionsvermögen mit dem Schneidstoff und damit den Verschleiß auf der Spanfläche des Werkzeuges [22,23]. Steht bei der Zerspanung eine kohlenstoffa rme Austenitphase mit dem Hartmetall in Kontakt, so findet die Trennung an den Verschweißstellen immer in der Diffu sionsschicht statt. Bei kohlenstoffr eicher Austenitphase erfolgt die Trennung dagegen im Hartmetall, da hier die Festigkeit der Diffusionsschicht und des Stahles wesentlich höher liegt als die des Hartmetalles. Im letzteren Fall werden also häufig größere Hartmetallteile durch den Span fortgerissen, woraus ein stärkerer Verschleiß resultiert. Bei einem ferritisch-perlitischen Stahl mit mittlerem Kohlenstoffgehalt werden sowohl die Ferrit- als auch die Perlitkörner in den austenitischen Zustand über führt, wenn eine O(-y-Umwandlung in der Spanunterseite eintritt. Ein Konzen trationsausgleich zwischen den aus Perlit-und Ferritbereichen entstandenen Auste nitkörnern kann in der kurzen Berührungszeit des Spanes von ca. 1 ms nicht statt finden. Zwischen diesen einzelnen Körnern und dem Hartmetall kommt es je nach Kohlenstoffgehalt zu unterschiedlichen Reaktionen; durch die kohlenstoff reichen Austenitkristalle werden einzelne Karbide oder ganze Karbidgruppen aus dem Werkzeug herausgerissen, während die kohlenstoffarmen Austenit kristalle keine tiefgehende Zerstörung des Hartmetalles bewirken. Durch die Kenntnis des Verschleißablaufes in der Spanunterseite konnten weitere Ergebnisse der empirischen Zerspanungsforschung gedeutet werden. Gefüge zustände, bei denen die Ferrit-und Perlitkörner weit auseinander liegen, müssen hinsichtlich des Kolkverschleißes beste Standzeitwerte ergeben. Gefüge, die eine schnelle Auflösung des Kohlenstoffes im Austenit ermöglichen, zeigen einen hohen Kolkverschleiß. 12

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