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Eine verwirrende Ostracoden-Fauna aus dem "Sarmat" von Küçük Çekmece, W Istanbul PDF

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Mitt.Bayer.Staatssig.Paläont.bist.Geol. g ) Ebensogut läßt sich aus einer solchen „Mischfauna" aber auch konstruieren, daß entweder dieeineoderdieandereGruppezwarkennzeichnendistfürihrenBiotop,dabeiabermitbereits abgelagerten Thanatocoenosen aus dem anderen Biotop vermischt wurde. Solche „Mischfau- nen" sind besondersdann leichterkennbar,wenn inderselben Probejeweilssehrverschieden- artige Faunenelemente nebeneinander vorkommen, wenn also beispielsweise neben Tertiär- OstracodenauchsolcheausdemJuranachweisbarsind.SolcheFällesindausProbenimRhein- talgrabenbekanntund belegt: ^ In der Ziegelei Bott-Rauenberg (bei Maisch, S Wiesloch; im Kraichgau) stehen braune und graue Mergel an, die den Mittleren Pechelbronner Schichten des Unter-Oligozän zugeordnet werden(Rüger 1928;Weblr 1938;Malz 1973). EinedichteProbenserieausdemGesteinsprofil dieser Ziegelei enthält eine meist zwar spärliche, aber recht gut erhaltene oligozäne Ostraco- den-Fauna, darunter die dort topotypische Schuleridea (Aeqi-tacytheridea) liencnklausi Malz 1973.GuteinDrittelallerProben(8von23)enthältdarüberhinausaberaucheinwandfreiiden- tifizierbare Dogger-Ostracoden. Ihre Bestimmung als Plenrocythere-, Fnhrhergiella- und Glyptocythere-Anen läßt somit auf ein Bajocium-Alter schließen. Als eine naheliegende Schlußfolgerung ergibt sich daraus, daß das Tertiär-Meer in einem Küstenbereich an einem Dogger-Hangnagte,dessenSedimenteund Fossilienaufarbeiteteunddiesezusammenmitder Tertiär-Faunaerneut einbettete. EinsolcherFall,beic4emdieumgelagertenFossilienaltersmäßiggutemstufbarsmd,hatauch eine Parallele in den norcideutschen Geschieben. Die durch den Eis-Transportvon Skandina- vienherindienorddeutscheTiefebeneverfrachtetenerratischenBlöckelassensichdurchFos- silienmeistaufdenOrt derkunftzurückführenundgebensoeinenHinweisaufdieFließ- richtungdes Eises. DiemirvorliegendeProbemit„Sarmat"-OstracodenschließtjedochmehrereMöglichkeiten einerDeutungein, dieeine verläßlicheAussageüberdas Nebeneinandervonso unterschiedli- chen Öko-Fossilien kompliziert gestaltetodergar unmöglich macht. a) Zweifel an einer „sauberen" Probe Die Bedenken, daß die verwirrende Ostracocien-Fauna ciurch eine unsachgemäße Proben- entnahmezustandekam, bestehenweiterhin. Sollteessich demnachumeineSchlitzprobehan- deln,dannwäredamitbelegt, daßdieeinzelnenSchichtenjeweilswechselweiseÖko-Fossilien unterschiedlicherBiotopeenthaltenundsomitinnerhalbderProfilstreckeverschiedeneFazies- bereicheerfaßtsind.FürdieseAnnahmewürdenochamehestensprechen,daßsowohldiema- rinen als auch dieSüßwasser-Arten gleich guterhalten sind. b) „Mischfauna" durch Umlagerun Die Annahme, daß eine Süßwasser-Fauna zusammen mit einer zuvor bereits abgelagerten marinen Fauna eingebettet wurcfe oder umgekehrt, daß bereits abgelagerte Süßwasser-Sedi- mente durch einen marinen Einfluß transgressiv überspült wurden, kann nicht völlig ausge- schlossenwerden. AberfürdieeineoderandereAnnahmegibteskeinenentsprechendensedi- mentologischen Hinweis.AuchdiebeidenunterschiedlichenÖko-Fossilgruppenlassenausih- rer gleich guten Erhaltung nicht erkennen, welche von beiden umgelagert wurde. Zumindest dürftezwischen derAblagerungdereinenund deranderen Gruppekein großerzeitlicherAb- stand gelegen haben. Bei der Annahme einer Umlagerung erscheinen die marinen Elemente nochamehestenumgelagert,weilvonihnenfastausschließlichadulteStückevorliegen,wohin- gegen von den Süßwasser-Arten, so von Candona sp., gleichzeitig mehrere aufeinanderfol- gendeJuvenilstadien belegtsind. Auch andere Befundeweisen aufeine „Mischfauna" hin, wieetwa „Sedimentfüllungenvon ßrofM-Gehäusen" [= Süßwasserschnecke] „mit marinen Foraminiferen" (Rückert-Ülkümen 1990: 31) oder die von der Autorin bearbeiteten fossilen Fische, von denen „neben marinen Vertretern... auchlimnischeFormenvorkommen"(1990:32).Besondersdie„Sedimentfüllun- genvonBrotia-GeYvkusen'gebeneinenrechteindeutigenHinweis,daßverschiedeneÖko-Fos- silien zusammen vorkommen. Damit läßt sich zwar einerseits die Aussageverbinden, daß die i?roZ^/^-Gehäuse bereits abgelagertwaren, bevorsie mitForaminiferen verfülltwurden. Ande- rerseitsläßtsichdarausaberauchebensogutableiten,daßdieForaminiferennochloseaufdem Sediment lagen, und erst später verfingen sich die am Boden schwoienden Foraminiferen mit den durch einen Süßwasser-Zufluß eingespülten Brotia-Gehiusen. AlsKompromißdieserbeidenMöglichkeitenbietetsichaußerdeman,daßderAblagerungs- raum in einem Gezeitenbereich lag, wo auf- und ablaufendes Wasserdie verschiedenen Öko- Fossilienmiteinandervermischte.EinsolcherFalleines gleichzeitigen ökologischenWech- sels von Süß- zu Meerwasserwird von Bäte (1967) am Beispiel derOstracoden auscierUpper Estuarine Series (= Bathonium) von E-England diskutiert. Entsprechend seinen Schlußfolge- rungen sind dort zwei Faziesbereiche miteinander verzahnt. Süßwasser-Arten werden durch FlüsseinbrackischeodermarineBiotopeverfrachtet,undumgekehrtbringteinÜberflutendes Süßwasser-Körpers durch Meerwasser marine Ostracoden in den limnischen Bereich, so daß am Endediewechselweiseaufgearbeiteten Sedimenteteils autochthone, teils allochthoneFau- nenelementenebeneinanderenthalten. DiehierbearbeiteteThrakien-ProbeermöglichtbishernochkeinesichereAussagedarüber, a) ob die darin nachgewiesenen und verschiedenen Biotopen zugeordneten Ostracoden durch eineSchlitzprobemiteinandervermischtwurden, b)obundweicheFaunenelementedavonau- tochthon bzw. allochthonsindundc)obderAblagerungsraumevtl.einemGezeitenbereichim Mündungsgebiet eines ehemaligen Flusses zugerechnetwerden kann. c) Gehören „Mischfaunen" zum Regelfall im „Sarmat" von Thrakien? Bereits einigeJahre zuvorwurden mir von Frau Dr. Rückkrteinzelne Ostracoden-Faunen aus Thrakien zur Bestimmung vorgelegt. Auch in diesen Fällen bestanden jeweils Zweifel an dem „autochthonen" Nebeneinander von marinen und Süßwasser-Arten (siehe Malz in Rük- kert-Ülkümen 1990: 330). DieseProbenwarenaberniesoindividuenreichunddieOstracoden darin auchwenigerguterhalten, sodaß derenBearbeitungnichtgenügenderfolgversprechend erschien. RückwirkendlassensichaberjetztdiesevorausgegangenenProbenindieBeurteilung miteinbeziehenundhelfen somit, das Bild abzurunden. Die von mir als verwirrend bezeichnete Ostracoden-Fauna aus dem „Sarmat" von Kü^ük (Jekmece hat auch eine bekannteParallele in der Literatur. Indenvon Sönmez-Gökcen (1973: Tab. 2, Tab. 5) im Gebiet zwischen Akviran und Incegizals „Stampien" eingestuften Profilen „35—39" wurden solche Mischfaunen der „Faunizone IV" zugewiesen. Es handelt sich ciabei ebenfallsumeineFossil-GemeinschaftvonSüßwasser-undmarinenOstracocien. Nebentypi- schen Süßwasser-ArtenderGattungen Cypria, CypridopsisundIlyocyprissinddortauchzahl- reiche Arten mariner Gattungen verzeichnet. Die Fossil-Gemeinschaft aus dem „Coupe 38" vonEIncegiz(SöNMEZ-GöKgEN1973:Abb. 10-1l;Tab. 5)weistdabeiinihremArten-Bestand sehrguteÜbereinstimmungmitdervorliegenden „Sarmat"-FaunavonKügük(^ekmeceauf,so daß ich daraus zwaraufaltersgleicheSchichten schließe, dabei abereinesichereDatierungdes 89 geologischenAlters, „Stampien" (nach Sönmez-Gökqen) oder „Sarmat" (nach Rück.ert-Ülkü- men)zunächstoffenlasse. Die von SöNMEZ-GöKgEN (1973: Tab. 5) im „Coupe 38" nachgewiesenen marinen Taxa des „Stampien" beziehensichnämlichemerseitsaufArteninoffenerNomenklatur,aufcf.-Bestim- mungenoderaufneueArten. DieseGruppeistsomitwenigaussagekräftigfüreineexakteAl- tersdatierung. DarüberhinaussindaberaucheinigeBestimmungenaufW-europäischeOligo- zän-Arten bezogen (darunter auch die Foraminifere Globigerina ampliapertura). Vorbehalt- licheinerÜberprüfungundBestätigungdieserBestimmungenanhanddesentsprechendenVer- gleichsmaterials darfsomitdas oligozäneAlterdieserSchichtenfolgeals gesichertgelten. BezogenaufdieAltersdatierungder „Sarmat"-Probevon Kügük(Jekmeceergibtsichdurch denNachweisvonBosquetinasp.(Taf. 1 Fig. 1)zwareinealtersgleicheParallelezuden „Stam- pien"-ProbenvonSönmez-Gökcen.DieandereninderProbeenthaltenenArten(siehe„Liste") stellenaberinsgesamteinenErstnachweisdarundkönnensomitzueinerDatierungwenigbei- tragen.NurdurchdenNachweisvonPterygocythereissp.gr.cornuta(Roemer1838),Taf. 1 Fig. 11, 12,istnochamehesteneinHinweisaufPaläogengegeben.NachdenneuerenUntersuchun- gen von Guernet (1990: 285; Abb. 2) erlischt nämlich die im frühen Eozän einsetzende Ent- wicklungslinie der cornuta-Gru^pe. bereits im ältesten Miozän. Inwieweit diese Schlußfolge- rungenauchfürdasGebietderöstlichenParatethysunddamitfürdieThrakien-Profilezutref- fen, muß jedochvorerstoffenbleiben. Tafel 1 W Marine „Sarmat"-Ostracoden von Kü^ük (^ekmece, Istanbul (Ost-Thrakien, Türkei). [Von demselben Fundpunkt stammendievonRückert-Ülkümen(1990:Taf. 1 Fig. 1, 3) abge- bildeten Fischskelette.] — Die „Sarmat"-Einstufung wird hier mit Vorbehalt wiedergegeben, weil fürdienachgewiesenenArtenein Oligozän-Alternichtausgeschlossenwerden kann. DieAbkürzungen bedeuten: L = linke, R = rechte Klappe, G — Gehäuse. In Klammern jeweils LängederStücke in mm. Die abgebildeten marinen Ostracoden sowie zusätzliche Belegstücke und alle im Text er- wähntenSüßwasser-OstracodensindimForschungsinstitutSenckenberg,FrankfurtamMain, hinterlegt (Katalog SMF Xe). Aus derselben Probe befindet sich außerdem eine zweite Serie mariner Ostracoden in der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie, München (BSP 1980 X475-480). Flg. 1. Bosquetinasp. 1. L(0,97),vonaußen. - Xe 15359. Fig.2—4. Buntoniasp. 2.R(0,48),voninnen. - Xe 15372. 3. G(0,47),vonunten. - Xe 15372. 4. L(0,47),vonaußen. - Xe15372. Fig.5—10. Schuleridea(Amphischuleridea)sp. 5. R(0,93),voninnen. - Xe 15366. 6.L(0,90),voninnen. - Xe 15366. 7.G(0,95),vonrechts. - Xe 15367. 8.G(0,90),vonoben. - Xe 15368. 9.G(0,86),vonunten. - Xe 15369. 10. L(0,95),vonaußen. - Xe 15370. Fig. 11—12. Pterygocythereissp.gr.cornuta(Roemer 1838) 11. L(1,04),vonaußen. - Xe 15362. 12.G (0,98),vonunten. - Xe 15362. 90 Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 32, 1992 Malz, H.: Eineverwirrende Ostracoden-Fauna Tafel 1 Listederin der „Sarmat"-Probe vom Kügük (^ekmece-See nachgewiesenen Ostracoden-Gattungen Da es sich um eine Einzelprobe handelt und somit jeglicherprofilmäßige Anschluß an dar- über oder darunter nachweisbare Faunen fehlt, wird auf eine artliche Bestimmung bzw. eine Neubeschreibungvon Artenverzichtet. Bereitsdurch dieBestimmungderGattungen (siehe u. a. Taf. 1) sind genügendökologische Anhaltspunkte gegeben, um die hier geführte Diskussion und die daraus abgeleiteten Schluß- folgerungen zu begründen. — In derProbewurden nachgewiesen und belegt: Marine Arten Bosquetina sp. (massenhaft;Xe 15359—15361), Pterygocythereissp. gr. cornuta (massenhaft; Xe 15362—15364), Paracyprideissp. (nicht selten; Xe 15365), Schtdleridea (Amphischnleridea)sp. (nichtselten; Xe 15366—15370), Loxoconcha sp. (nicht selten; Xe 15371), Buntonia sp. (sehrselten; 15372), Cytheridea sp., juv. (sehrselten; Xe 15373). Süßwasser-Arten Candona sp. (massenhaft, mit mehreren aufeinancierfolgendenJuvenilstadien < 0.95 mm, je- doch ohne adulteStücke; Xe 15374), Heterocyprissp. (selten; Xe 15375), Herpetocyprissp. (sehrselten;Xe 15376). Schriftenverzeichnis Bäte,R. H. (1967):TheBathonianUpperEstuarineSeriesofEasternEngland. Part I:Ostracoda. — Bull. brit.Mus.(natur.Hist.),Geol., 14(2):21-66, 1 Abb.,22Tat.; London. GUERNET,C.(1990):L'evolutiondugenrePterygocythereisBlake, 1933(Ostracode),duCretaceäl'actuel. -Rev.Micropaleont.,33(3/4):279-293,2Abb.,3Taf.;Paris. Malz,H.(1973):OstracodenausdemSannoisundjüngerenSchichtendesMainzerBeckens,3.Ehemalige „Cytheridea"-Anenund-Verwandte. - Not.-Bl. Hess. L.-AmtBodenforsch., 101: 188-201,4Taf.; Wiesbaden. RüCKERT-Ülkümen,N.(1990):NeueErgebnissezumAlterdermiozänenFisch-SchichteninNord-Thra- kien(Türkei),StratigraphieI. - Mitt.Bayer.Staatsslg.Paläont.hist.Geol.,30:27-37,3Abb.,3Taf.; München. Rüger,L.(1928):GeologischerFührerdurchHeidelbergsUmgebung. - 351S., 108Abb., 1 Karte, 1Tab.; Heidelberg(C.Winter). SöNMEZ-GöKgEN,N.(1973):Etüdepaieontologique(Ostracodes)etstratigraphiquedeniveauxduPaieo- geneduSud-EstdclaTlirace. - Publ.Inst. Et.Rech.Min.Turquie,No. 147: 1-118, 13Abb.,8Tab., 12Taf.;Ankara. Weber,H.(1938):EozänundUnteroligozänindenKraichgauhügelnvonUbstadtundRot-Malschsüdlich Heidelberg. - Bad. geol.Abb.,9: 52-74,4Abb.; Karlsruhe. 92

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