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eine andere Welt ist möglich - konrad-goerg.com PDF

293 Pages·2016·1.08 MB·German
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Konrad Görg ... eine andere Welt ist möglich ... Politische und philosophische Zitate - Gedanken über den Tag hinaus Wir sollten nie mit den Dingen zufrieden sein, wie sie sind. Der Zustand der Welt lässt dies nicht zu. Kofi Annan (früherer Generalsekretär der Vereinten Nationen) Inhalt 1. Einleitung ................................................................................................... S. 3 2. Wahrheitssuche .......................................................................................... S. 5 3. Der selbstverantwortliche Mensch in einer pluralen Welt ….................... S. 21 4. Wissenschaft, Technik und Fortschrittsgläubigkeit .................................. S. 43 5. Mensch und Natur, nicht nur um die Menschen weinen …...................... S. 68 6. Die Gesellschaft des entfesselten Marktes ................................................ S. 94 7. Der Staat, ein Anhängsel des Marktes …………………………............ S. 126 8. Globalisierte Werbung und Medienwirklichkeit .................................... S. 155 9. Bildung in einer entgrenzten Lern- und Wissensgesellschaft ….…...…. S. 175 10. Männer zwischen Beruf und Familie .................................................... S. 196 11. Zeit ist Geld, der rastlose Mensch ......................................................... S. 204 12. ,,11. September“, Krieg im Namen der ,,Freiheit“ ................................ S. 214 13. Wir müssen glauben, das Unmögliche sei möglich …….………..…... S. 249 14. Weisheiten, Alter, Glaube und Tod ....................................................... S. 269 15. Literaturverzeichnis ......................................................... S.296 (beim Herausgeber) 2 1. Einleitung ´Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, warum lesen wir dann das Buch?` (Franz Kafka in einem Brief an Oskar Pollak). ... Eine andere Welt ist möglich ... (A. Roy) – mit dieser optimistischen, ja anmaßenden Behauptung will diese Zitatensammlung interessierte Leserinnen und Leser zu einer kritischen Auseinandersetzung einladen. Die Sammlung versteht sich dabei weder als ein schöngeistiges Sammelsurium der Beliebigkeit – das passende Zitat für jede Gelegenheit –, noch als intellek- tuelle Ergänzung einer bürgerlich-elitären Bildung, die mit dem geliehenen Wort glänzen will: „wie Goethe schon sagte ...“ Der Untertitel hebt politische und philosophische Äußerungen hervor. Politik wird hier nicht parteipolitisch, sondern als das verstanden, was alle im Staat im Blick auf das Gemeinwohl angehen muss. Philosophie meint nicht akademische Schulphilosophie, sondern das Nachdenken über die Bestimmung des Menschen und die ethischen Maßstäbe des Handelns. Im Chor der verschiedenen Stimmen, die in diesem Buch zur Sprache kommen und miteinander in einen Dialog treten, zeichnet sich als Leitmotiv die Besorgnis über die Maßlosigkeit des Menschen ab. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, wie über die Zeiten hinweg bis heute in ermutigender Übereinstim- mung Menschen erkennen, was im Blick auf eine humane – und das heißt für mich zugleich schöpfungsbewahrende – Zukunft zu tun wäre. Der tiefere Grund für die Gestalt dieses Buches als eine reine Sammlung liegt in ihrer Entstehungsgeschichte: Schon in meiner Jugend war ich von Gedanken fasziniert, die mich durch ihre inhaltlichen Aussagen berührten und zugleich treffend in Worte gefasst waren. Denn wieviel Kraft hat doch eine Sprache, die ein bisher vielleicht nur erahntes Gefühl zum Ausdruck bringt, die nicht beschönigt oder verschleiert, die nicht im Klischee steckenbleibt. Und so wie manch einer wichtige Passagen im Gelesenen unterstreicht, habe ich die für mich bedeutsamen Aussagen in einer Art Tagebuch festgehalten. 3 Im Laufe der Jahre richtete sich das Interesse besonders auf Themen, die meinen beruflichen Erfahrungen galten. Als in einer Klinik tätiger, nun schon etwas älterer Arzt erlebe ich heute mehr denn je unsere Berufsgruppe in einem Span- nungsfeld zwischen Ökonomie, Technik und Menschlichkeit: Hamstergleich im Laufrad einer technisierten und ökonomisierten Medizin gelingt es immer weniger, ärztliche Tätigkeiten als ganzheitliche Fürsorge für den Anderen, den Patienten, sozial verantwortlich auszuüben. Eingebunden sind diese subjektiven Erfahrungen in dramatische Verän- derungen unserer globalisierten Umwelt, denen wir Einzelne – so wird uns zumindest suggeriert – alternativlos ausgeliefert sind: Privatisierung und Ökono- misierung bisher vom Gemeinwesen fürsorglich verwalteter Lebensbereiche, zunehmender Sozialabbau in den Industrienationen, Auseinanderdriften von Armut und Reichtum, Hunger und Krankheiten in der Dritten Welt, Terror, Krieg und Umweltzerstörung etc. Wie Mosaiksteine fügten sich im Laufe der Zeit die einzelnen gesammelten Zitate namhafter Naturwissenschaftler, Politologen, Journalisten, Philosophen, Theologen und nicht zuletzt Dichter zu einem thematischen Gesamtzusammen- hang, der – die vielfältigen Gesichter von Wahrheit anerkennend – Perspektiven eröffnen will und so m. E. die Vision von einer "besseren Welt" durch- schimmern lässt. Ich bin mir dabei der Problematik bewusst, dass Zitate – aus dem ursprüng- lichen Zusammenhang gerissen – vor Missinterpretation nicht geschützt sind. Doch vielleicht regt das eine oder andere Wort selbst den eiligen Leser dazu an, tiefer zu gründen, womit ich auf das bibliographische Verzeichnis verweise. Aufgrund der skizzierten Entstehungsgeschichte der Sammlung war diese zunächst nur für den privaten Gebrauch gedacht. Dass daraus nun doch eine Veröffentlichung geworden ist, habe ich meinen drängenden Freunden zu verdanken („die Zeiten verbieten das Schweigen“ Johann Gottfried Herder), eine Veröffentlichung, die sich ihrer inhaltlichen Einseitigkeit gewiss bewusst ist, aber wer in der heutigen Zeit ein Korrektiv zu bieten hat, muss einseitig sein – ´tüchtig einseitig` (Sören Kierkegaard). Konrad Görg 4 2. Wahrheitssuche Ich weiß, dass ich nichts weiß. Sokrates Der Mensch ist ein Blinder, der vom Sehen träumt. Friedrich Hebbel Weil du die Augen offen hast, glaubst du, du siehst. Johann Wolfgang Goethe1 Das einem jeden von uns gewährte Blickfeld ist nur ein kleines Fragment einer bei weitem größeren Wahrheit, die zu kennen dem Sterblichen nicht gegeben ist. Neil Postman Die Welt ist nach oben offen. Wir müssen die Möglichkeit einräumen, dass der Unterschied zwischen uns und der Amöbe vor unseren Augen fast zur Bedeutungslosigkeit schrumpfen könnte, wenn wir den noch viel gewaltigeren Abgrund zu sehen vermöchten, der auch uns noch immer von der Wahrheit der Welt trennt. Hoimar von Ditfurth Wir trachten nach der Wahrheit und finden in uns nur Ungewissheit. Blaise Pascal Während der Ebbe schrieb ich eine Verszeile in den Sand und legte alles, was mich mit Herz und Geist bewegte, hinein; zur Flutzeit kehrte ich wieder, um über sie nachzusinnen, und fand nichts als meine Unwissenheit am Strand. Khalil Gibran 5 Eine Sache der Perspektive Wenn es eine einzige Wahrheit gäbe, bräuchte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema zu malen. Pablo Picasso Die Wahrheit war schon immer eine Tochter ihrer Zeit. Leonardo da Vinci Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, sondern so, wie wir sind. Talmud Wahrheitserfahrung gibt es auch auf der anderen Seite. Karl Ernst Nipkow1 Das Gegenteil einer richtigen Aussage ist eine unrichtige, das Gegenteil einer tiefen Wahrheit ist eine andere tiefe Wahrheit. Niels Bohr Es gibt nicht nur die eine, alles andere ausschließende Wahrheit, sondern mehrere Wahrheiten, die immer wieder Zweifel an den eben gewonnenen Gewissheiten hervorrufen. Carola Stern Es existieren viele Wahrheiten. Die Wahrheiten widersprechen, reflektieren, ignorieren und verspotten sich, weichen voreinander zurück, sind füreinander blind. Manchmal spürt man, dass man die Wahrheit eines Moments in der Hand hält, dann gleitet sie einem durch die Finger und ist verschwunden. Harold Pinter (Auszug aus der Rede anlässlich der Verleihung des Nobelpreises für Literatur 2005) 6 „Sich an die Wahrheit heranarbeiten“ (Georg Seeßlen) Wir leben in einer Welt konkurrierender Ansprüche auf die eine Wahrheit. Damit müssen wir zurande kommen. Und deswegen finde ich folgenden Gedanken schön: Im Abstand zur Wahrheit kommen wir uns als Menschen näher, im Bewusstsein, dass wir sie nicht "besitzen", aber als Menschen darauf angelegt sind, nach ihr zu suchen, sie zu erstreben, aber so, dass wir andere dabei in ihren Wahrheitsansprüchen nicht vernichten. So einfach und so schwierig. Wolfgang Thierse2 „Die Wahrheit ist vom Diktat zum Gespräch geworden“ (F. Steffensky) Nicht der Besitz vermeintlich unverbrüchlicher Wahrheiten, sondern der immer wieder neu angestrengte Versuch, der Wahrheit nachzuforschen, ist das Fundament der intellektuellen und moralischen Redlichkeit. Dieses Nachforschen heißt vor allem immer: Wahrnehmen – auch das, was Menschen einander an Grauen anzutun in der Lage sind. nach Ivan Nagel2 (Auszug aus der Laudatio anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2003 für Susan Sontag in der Paulskirche) Solange uns eine absolute Wahrheit nicht zugänglich ist, müssen wir uns damit begnügen, dass die relativen Wahrheiten einander korrigieren, und auch den Mut zur Einseitigkeit aufbringen. Im vielstimmigen Orchester ... sind wir zu einer Einseitigkeit, die sich ihrer selbst bewusst bleibt, nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet. Viktor E. Frankl Wer ein Korrektiv zu bieten hat, muss einseitig sein – "tüchtig einseitig". nach Sören Kierkegaard1 Vielleicht entdecken wir dann in diesem wissenden Nichtwissen ..., welcher Weg entstehen möchte. Ursula Haupt 7 Erkenntnistheoretische Vorbemerkungen zu unserer ´äußeren Realität` Unsere Alltagserfahrung sagt uns fortwährend, dass uns eine eigen- und widerständige strukturierte Welt gegenübersteht. Ohne diese erkenntnisrealistische Grundannahmen können wir gar nicht handeln. Tatsächlich aber liegen aufnehmende und konstruierende Vorgänge ineinander, denn die Strukturen der Wirklichkeit und die Strukturen unseres wahrnehmend erkennenden Auffassungsapparats sind durch evolutionsgeschichtliche Prozesse aufeinander abgestimmt. Mit den elementarsten Ausrichtungen beginnend, wie oben und unten, vorher und nachher, Ursache und Wirkung, ich und du, wir und die Anderen (binäre Klassifikationen) baut sich vom Anfang des menschlichen Lebens an in der Ontogenese die Welt des Kindes als "Weltbild" auf („haltende Umgebung“, Robert Kegan). Was uns als äußere Realität begegnet und völlig zweifelsfrei als Außen erlebt wird, ist die vom erkennenden, und das heißt begreifend-deutenden Subjekt sinnhaft konstruierte Welt. nach Karl Ernst Nipkow5 Der Mensch ist ein Verhältnis Beide – denkendes Subjekt und objektivierbares Sein – stehen sich in einem Subjekt-Objekt-Verhältnis gegenüber und sind gleichzeitig auch aneinander gekettet: Wenn ich "Welt" sage, dann heißt dies, dass es um "meine" Welt geht; denn eine von meinem Erfahrungsakt abgelöste Welt gibt es nicht, jedenfalls taucht sie nicht im Horizont möglicher Erfahrung auf ... Die weltlichen Dinge sind folglich nur in Relation zu mir zu haben … Und wenn ich "Ich" sage, dann meine ich damit nicht mehr das cartesianische Ich, keine in sich geschlossene Monade à la Leibnitz, sondern ein Ich, in dem sich die Welt spiegelt. Mit anderen Worten: Auch dieses mein Selbst ist seinerseits wieder ein Verhältnis, eine Relation: zu Gott, zum Mitmenschen und zur Außenwelt überhaupt. Wenn ich also definieren will, was der Mensch sei, muss ich antworten: Er ist ein Verhältnis. nach Helmut Thielicke 8 Aus erkenntnistheoretischer und ideologiekritischer Sicht betrachtet, muss daher jegliches Reden von absoluten Wahrheiten relativiert werden. nach Karl Ernst Nipkow5 „Existenz ist selektive Blindheit“ (G. Spencer-Brown) In einer Welt, in der die Dinge nicht selber zu uns sprechen, in der wir der eigenen Deutung nicht sicher sind und der öffentlichen Deutung nicht trauen, müssen wir uns sozusagen in Hör- und Sichtweite miteinander über unsere Erfahrungen verständigen. Bildung ist dann der Prozess der Verständigung der Menschen über ihre Welt und ihr Leben und nicht eine Auseinandersetzung zwischen Subjekt und Objekt. Da die Welt nicht eindeutig ist, muss um die zureichende Deutung gestritten werden. Hans Rauschenberger Mit jedem Schritte, mit dem ich mir eine Umwelt erobere, setzte ich mich der Gefahr des Irrtums aus. Gottlob Frege Deutungsversuche der Wirklichkeit Die Wirklichkeit als solche entzieht sich unserem Zugriff. Nur in ihrem Deutungshorizont wird Wirklichkeit mittelbar. Der Wert oder die Bedeutung des Wirklichen ist eine Art Bearbeitung dieses Wirklichen durch den menschlichen Geist, weil Wirklichkeit ohne diese Bearbeitung nichts für uns Gegebenes ist. Die Wirksamkeit der Wirklichkeit besteht darin, dass sie uns nötigt, sie zu deuten. Engen wir jedoch unsere Deutungsversuche zunehmend ein, um am Ende Eindeutigkeit im Sinne unseres wissenschaftlichen Eindeutigkeitsideals zu erzielen, so minimalisieren wir sogleich die Wirklichkeit ... Der Erfahrung aber, dass Wirklichkeit nur noch als messbar gedeutet wird, drängt sich der Umkehrschluss geradezu auf, wonach nur noch das Messbare wirklich ist. Hans Rauschenberger 9 Die Ideologie ´europäischer Denk-Selbstverständlichkeiten` Wir sind als Europäer an bestimmte logische und wissenschaftliche Denkstrukturen angepasst, z.B. die der Analytik und Synthetik, der Gegensatzbestimmung und Identitätsbildung, der Unterstellung der gleichen Vernunft und Natur aller Menschen. Aber sind die Rationalität des griechischen Logos-Konzepts, das Wissenschaftsideal des auf R. Descartes und F. Bacon zurückgehenden westlichen Wissenschaftsbetriebs und der Rationalismus des Menschenbildes der Aufklärung allgemeingültig? Es wäre ebenfalls zu fragen, wie sich diese Kategorien in der Geschichte ausgewirkt haben, und zwar so, dass wir sie gar nicht mehr als geschichtlich bedingte Phänomene erkennen. nach Karl Ernst Nipkow5 Es ist Illusion zu meinen, über Wahrheit sei im Modus des Feststellens von Tatsachen und begrifflichen Denkens zu verfügen. Bernhard Dressler Wahrheit, Wissenschaft und Vernunft Die Wissenschaft liefert dem Menschen Wissen, aber sie gibt ihm kein Gewissen. Sie kann sagen, was richtig und falsch, aber nicht, was gut und böse ist. Selbst das wissenschaftliche Ideal der reinen Wahrheitssuche ist in außerwissenschaftlichen Motiven verankert. Wohl kann die rationale Wissenschaft das Material herbeischaffen, die einer braucht, um eine sittliche Entscheidung zu treffen, Norm und Motiv seiner Entscheidung aber muss er aus anderen Bereichen beziehen. Die Vernunft selbst kann den Menschen nicht dazu bewegen, dass er auch tut, was sie ihn erkennen lässt. Sie besitzt nur Vorschlagsrecht, aber keine Handlungsvollmacht. Wissenschaft kann den Kopf zurechtsetzen, aber keine neuen Herzen schaffen. Darum kann sie ebenso der Freiheit wie der Unterdrückung, dem Frieden wie dem Kriege, dem Fortschritt wie dem Wahnsinn, sowohl Gott als auch dem Teufel dienen. Heinz Zahrnt 10

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Der selbstverantwortliche Mensch in einer pluralen Welt … . Khalil Gibran Nur ein Narr riskiert sein Leben zugunsten einer so nutzlosen Kreatur.“ –.
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