ebook img

Ein Beitrag zur Phänologie von Larinioides sclopetarius (Araneae: Araneidae) PDF

2007·5.4 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Ein Beitrag zur Phänologie von Larinioides sclopetarius (Araneae: Araneidae)

Arachnol.Mitt. 34:9-15 Nürnberg,Dezember2007 Ein Beitrag zur Phänologie von Larinioidessclopetarius (Araneae: Araneidae) Marcus Schmitt&Anja Nioduschewski Abstract:A contribution towardsthe phenologyofLarinioidessclopetarius(Clerck,1757) (Araneae:Ara- neidae).We investigated a colonyofLarinioidessclopetarius,the bridge spider,situated ata bridge-likedam in thecityofDuisburg,Germany.ThestudyranfromMarchuntilOctober2004.Themeanpopulationdensity(all sizeclasses)was26.2ind./m2.TheabsolutemaximumwasfoundinJuly(71.3ind./m2).Mostofthespiderlings werefoundfromJunetoOctoberwithmeandensitiesupto30.9ind./m2inJuly,indicatingthatbreedingofL. sclopetariusstarted in summer.Adultmalesandfemalesoccurred inspring,althoughthehighestabundances (upto morethan 3 individualsofeach sex per m2) werefound in summerand autumn.Theadult sex ratio averaged overthe study period was 1:1.2 (dd:9 9).Some comparisons with otheraraneids, both solitary and social species,aredrawnanddiscussed. Keywords:abundance,breeding,colonial spider,sexratio Manche ein Radnetz bauende Spinnen, insbe- UETZ 1982, SCHMITT2004).DiesesVerhaltenist sondere Vertreter derAraneidae, zeigen ein inter- vorallemanBeleuchtungskörperninGewässernähe essantes, von den meisten anderen Spinnenarten unddamitinurbanisiertenGebietenzubeobachten abweichendesVerhalten: Siegehenvonsolitärerzu (Wiehle1931,Schmidt1984,Schmitt2004). kolonialer (UETZ Sc HODGE 1990) Lebensweise L. sclopetariusträgt daher auch den Populärnamen über,z.B.vonFOELIX(1992) auchalsparasoziales „Brückenspinne“.Wenngleich die Lebensweise in Verhaltenbezeichnet.DieTiereverbindenihreGe- GruppenbeiSpinnendergemäßigtenBreitensehr spinste,behaltendeneigentlichenFangnetzteil,das selten vorkommt, wurde der „soziale“ Aspekt der Rad, aber als individuell verteidigtes Territorium VerhaltensbiologiederBrückenspinnenochwenig bei. Ungerichtete (unfreiwillige?) Kooperation untersucht,unddas,obwohldieKolonienohnegros- findet nur beim Netzbau statt, da Halte- und senAufwandzugänglich sind.Im Gegensatzdazu Rahmenfäden von mehreren Individuen gebaut liegenvon manchentropischenundsubtropischen und genutzt werden können. Als Voraussetzung Araneidae fundierte Arbeiten über die Implika- dieser Koloniebildungwird eine erhöhte intraspe- tionenderKoloniebildungvor(z.B.BUSKIRK1975, zifischeToleranz angesehen, die zumeist auflokal Uetz1983,Cangialosi&Uetz1987,Hodge deutlich erhöhte Nahrungsvorkommen zurückge- &UETZ 1995). führt wird („aggregating response“, HEILING Sc Angaben zur Ökologie von L. sclopetarius HERBERSTEIN1999).DieNetzkolonienkolonialer gehen z.B. aus Arbeiten von HEILING (1999) oder parasozialer Spinnen können aus zwei bis zu und HEILING Sc HERBERSTEIN (1999) hervor, mehreren 10000 Individuen bestehen (BUSKIRK einen grundsätzlichen Beitrag zur Phänologie der 1975,Uetz 1983,Aviles 1997). Araneidae stelltz.B.WlEHLE (1931) bereit. Larinioidessclopetarius (Clerck, 1757), eine bis Von unsererArbeitsgruppe wurde eine L. sclo- mm 14 große, nachtaktive, holarktisch vorkom- petarius-K.o\omc im mittlerweile sanierten Innen- mende Radnetzspinne (Araneidae), tritt häufig hafen von Duisburg (Ruhrgebiet), einem Indus- in großen Kolonien auf, die manchmal mehrere triedenkmal, erforscht. Eigentlicher Studienort Hundert Individuen umfassen (BURGESS Sc warderübereine Stauanlageverlaufende,nachder Partnerstadtbenannte „Portsmouth-Damm“.Wir Dipl.Ökol.MarcusSchmitt,UniversitätDuisburg-Essen,Campus wolltenwissen,wiesichdiePopulationquantitativ Essen,AllgemeineZoologie,Universitätsstraße5,45117Essen. (Abundanz) und qualitativ (Altersstruktur, Ge- E-Mail:[email protected] schlechterverhältnis) über die Monateverändert. AnjaNioduschewski,UniversitätHamburg,BiozentrumGrindel, Verhaltensbiologie,Martin-Luther-KingPlatz3,20146Hamburg. E-Mail:[email protected] 10 M.Schmitt&A.Nioduschewski MaterialundMethoden Abstand jeweils drei zufällig ausgewählte Brük- Untersuchungsgebiet kenabschnitte, danach bis zum Ende der Studie im Wochenabstand zwei bis drei Abschnitte. Bei Tieren, die sich in der Lampenregion befanden, kamennötigenfallsHandspiegelundTaschenlampe zum Einsatz. Erfasst wurde die Gesamtzahl der SpinnenjeAbschnitt,dieKörpergrößeunddasGe- schlecht.DieTierewurdeninsiebenGrößenklassen unterteilt: 1-2mm, >2-4mm, >4-6mm, >6-8 mm, >8-10mm, >10-13mm, > 13mm.DieVermessung fandvorOrtmiteinem Linealstatt,dasvorsichtig nebendieTieregehaltenwurde.Mitzunehmender Routine konntendie Körperlängengeschätztwer- mm den.AlsadultwurdenWeibchengrößerals 10 mm undMännchengrößerals 8 mitausgeprägten BulbiandenPedipalpenbetrachtet.DieFestlegung des Reifezustands anhand der Körpergröße istbei Abb.1: DerStudienortim DuisburgerInnenhafen.Zu Feldstudien nicht unüblich (z.B. SPILLER 1984, erkennensinddiesichwiederholenden,gleichförmigen RAYOR&UETZ AbschnittedesDammgeländers,andenennachts 2000). und inderDämmerungL.sclopetariusaktivwird.Inden DiestatistischeBearbeitungderDatenzumGe- Handläufen befindensich Lampen.(Foto:M.Schmitt) schlechtsverhältniserfolgtemitSPSSfürWindows, Fig.1: ThestudysiteattheinnerharbourofDuisburg.You Version12.Angewendetwurdederzweiseitigechi2- canrecognisetheuniformbalustradesectionsofthe Test. damwhereatnight,duskanddawn,L.sdopetariusbecomes active.Thehandrailscontain lamps.(Photo:M.Schmitt) Ergebnisse DieUntersuchungerfolgteaufeinembrückenarti- Phänologie und Verteilung der Größenklassen gen,96mlangen,praktischvegetationsfreienFuß- undGeschlechter gänger-undAutodamm(Abb.1)imdemRheinan- Insgesamtwurden an 30 Zählterminen von März gebundenen Innenhafen der Großstadt Duisburg, bis Oktober 2004 in 73 vollständig ausgezählten Nordrhein-Westfalen (TK 4506, 51°26’26” Nord, Brückenabschnitten 6299 Spinnen gezählt. Ab- 6°46’06” Ost, 30 m NN). Die Distanz zum Was- bildung 2 zeigt die absolute Verteilung über die serspiegelbetrugaufdereinen Seite etwa drei, auf Größenklassen.Mitüber2533Individuen(40,2%) deranderen rundzehnMeter. Die Spinnenlebten bildetendie kleinsten Spinnen diegrößte Gruppe, zum Großteil gut sichtbar an den Geländern des Damms, die rechts aus 30 Abschnitten, links aus 32 Abschnitten bestanden. Diese gleichförmigen Segmente wiesen eine beobachtete Fläche von c jeweils 3,29 m2 auf.JederAbschnittwar horizon- "<rOus > tal zwischen Boden und Handlauf durch sechs C annähernd äquidistante Querstreben, gleichsam „Netzbauhilfen“, unterteilt. Im unterseits hohlen Handlauf befanden sich Leuchtstoffröhren, die als Teil der öffentlichen Straßenbeleuchtung in der Dämmerung zentral gesteuert ein- bzw. aus- N<> geschaltet wurden. Hier gab es auch Spalten, in Größenklassen [mm] denen sich die Spinnenverstecken konnten. Datenerhebung Abb.2: Verteilungallergezählten Individuen(n=6299) DieBrückenspinnenwurdenvom 17.Märzbiszum aufdieGrößenklassen;gesamterZeitraum(März- Oktober). 30. Oktober 2004 gezählt. Bei trockenem Wetter Fig.2: Distributionofallcounted individuals(n=6299) untersuchten wir mit Beginn der Aktivitätszeit overthesizeclasses;entirestudyperiod (March- (Abenddämmerung) bis Juni in zweiwöchigem October). PhänologievonLarinioidessdopetarius 11 die größten Weibchen kamen auf270 Exemplare 4). Die Siedlungsdichte der kleinsten (jüngsten) (4,3%).DemnachprädominiertendieSpinnender Spinnen (1-2 mm) war zum Anfang der Studie Klassen 1-2mmund >2-4mmmitzusammenüber gering, mit Werten deutlich unter 1 Ind./m2 Ab . 3800 Individuen (60,6 %) deutlich. JuniändertesichdasBild:am8.6.wurdenanjeweils DiemittlerePopulationsdichtebetrugüberden drei Brückenabschnitten 15 kleinste Individuen gesamtenErfassungszeitraum86,2 SpinnenjeAb- (1,5 Ind./m2 gezählt, am 26.6. waren es bereits ) schnitt, das bedeutete 26,2 Ind./m2. Wie Tab. 1 248 (25,1 Ind./m2), im Monatsmittel 13,3 Ind./ m mm zeigt,schwankte dieAbundanzzwischen4,6Ind./ 2 DiemeistenJungspinnenvon 1-2 zeigten . m2vonMärzbis Maiund 71,3 Ind./m2 imJuli. In sich im Juli, mit einer mittleren Siedlungsdichte diesemMonatwarendemnachhochgerechnetüber von 30,9 Ind./m2 (Abb. 3). Der Mittelwert über 14500SpinnenaufdenGeländernderknapp 100m diegesamteAufnahmezeitvon33Wochenbetrug m langenBrückezufinden(Populationsdichteje 2x 10,6 Ind./m2 Fürdie anderen Größenklassengal- . Abschnittsgrößeinm2xAnzahlAbschnitte:71,3x tenentsprechendfolgendeMittelwerte: >2-4mm: 3,29x 62). Außerdem war die Zusammensetzung 5,4Ind./m2 >4-6 mm: 3,5 Ind./m2 >6-8 mm: 2,4 ; ; derGrößenklassenindenerstenMonatenziemlich Ind./m2; >8-10 mm: 1,6 Ind./m2 (88: 0,7, 9 9: gleich.AbJuniindesnahmnichtnurdieAbundanz 0,9); >10-13 mm: 1,8Ind./m2 (88:0,9, $ 9:0,9); mm zu,sondern auchdieUngleichverteilungderKlas- > 13 (nur 9 9): 1,1 Ind./m2. Die prozentuale sen,vor allem in HinblickaufdieJungtiere. AufteilungderGrößenklasseninjedemMonatund Sowohl von den erwachsenen als auch von überdenGesamtzeitraumistausTabelle2ersicht- den kleinen Spinnen bis 2 mm gab es Individuen lich. Man erkennt wiederum, dass die Juvenilen, währenddesganzenBeobachtungszeitraums(Abb. insbesonderediejüngstenunterihnen,anteilmäßig Tab.1: VerteilungallerSpinnen(n=6299)aufdieGrößenklassenjeMonat(Werteineckigen Klammern:Anzahl derfürdenjeweiligenMonatabgesuchtenGeländerabschnitte).MittlereIndividuenzahljem2(alsErgebnisder DivisionderabsolutenAnzahlanSpinnendurchdieMengederGeländerabschnitteunddieFlächevon3,29m2 jeAbschnitt),AngabeninrundenKlammern:OriginalwertederjeGrößenklassegezählten Individuen. Tab.1: Distributionofallspiders(n=6299)acrosssizeclassespermonth(valuesinsquared brackets:numberof scannedbalustradesectionsoftherespectivemonth).Averagenumberofindividuals/m2(calculatedbydividing thetotal numberofspidersbythenumberofbalustradesectionsandtheareaofeachsection:3.29m2),valuesin roundbrackets:originaldataofindividualscountedpersizeclass. März April Mai Juni Juli August Sept. Okt. gesamt [9] [9] [9] [6] [10] [11] [8] [11] [73] 1-2 mm 0,5 0,2 0,1 13,3 30,9 15,6 12,7 9,3 10,5 (14) (5) (3) (263) (1016) (564) (333) (335) (2533) >2-4mm 1,3 0,5 0,6 4,7 13,6 11,1 6,0 3,3 5,4 (38) (14) (19) (92) (448) (400) (157) (119) (1287) >4-6 mm 1,2 1,5 1,1 1,0 10,9 4,9 3,5 2,3 3,5 (35) (44) (32) (20) (359) (177) (92) (83) (842) >6-8 mm 0,6 1,6 0,7 0,8 7,1 2,7 2,6 1,7 2,4 (IB) (47) (21) (15) (235) (97) (69) (63) (565) >8-10mm 0,6 0,8 1,0 0,4 3,3 1,5 2,5 2,3 1,6 (18) (23) (29) (8) (107) (54) (67) (82) (388) >10-13 mm 0,4 0,1 0,4 1,8 3,5 2,0 2,7 2,5 1,7 (13) (4) (13) (35) (114) (74) (70) (91) (414) mm 0 0,1 0,6 1,3 2,0 1,4 1,3 2,0 1,1 > 13 (0) (2) (19) (26) (67) (52) (33) (71) (270) 4,6 4,7 4,6 23,3 71,3 39,2 31,2 23,3 26,2 gesamt (136) (139) (136) (459) (2346) (1418) (821) (844) (6299) 12 M.Schmitt&A.Nioduschewski den gesamten Zeitraum betrug: S8 1,6 Ind./m2 : , $ 9: 2,0 Ind./m2 insgesamt wurden 382 adulte , Männchenund475 adulteWeibchengezählt.Das Geschlechtsverhältnis(S6:$ $)dererwachsenen Spinnen lag im Studienzeitraum somit bei 1:1,2, dieses zahlenmäßige Übergewicht der Weibchen warstatistischhochsignifikant(chi2-Wert= 117,49, p = 0,001, df= 1). Diskussion Unsere Untersuchung ergab, dass L. sclopetarius eine große Kolonie aus, im Sommer, maximal fast 15000 Individuen auf der ca. 100 Meter langen Abb.3: Phänologiederjuvenilen(1-2mm) undadulten Brücke mitten in der Großstadt bildete. Wir Spinnen,März(3.) bisOktober(10.). fanden keine weitere Spinnenart dort. Im Schnitt Fig.3: Phenologyofthejuvenile(1-2mm)andadult lebtenimmerhingut26Brückenspinnenaufjedem spiders,March (3rd)toOctober(10th). QuadratmeterderBalustraden.Die„Bevölkerungs- explosion“ im Juni/Juli (Abb. 3) ist eindeutig auf klar dominierten und abJuni die Verteilungvöllig frischgeschlüpfte Jungtiere zurückzuführen. Die neugewichteten. erste„Welle“ schlüpfenderJungspinnen startete in Geschlechterverhältnis derJunimitte, aber noch bis zum Oktober gab es DievonunsalsadultgewertetenWeibchen(inden immer ein erhebliches Quantum an Jungspinnen zwei Klassen >10-13 mm und > 13 mm) waren der Klasse >1-2 mm. Dies deutet daraufhin, dass verglichen mit den unreifen Tieren erwartungs- die Weibchen mehrfach begattet oder die Eier gemäß geringvertreten: von Märzbis Mai gab es mittels eines ausreichend großen Spermienvorrats zwischen0,2 und 1,0 Ind./m2 in derübrigen Zeit sukzessive befruchtet werden, so dass mehrere , schwankte ihre Abundanz zwischen 2,0 (August) Eikokons produziert werden können. Wir halten undmaximal3,8Ind./m2(Oktober,Abb.3).Große, aber auch eine sehr kurze Generationenfolge bei geschlechtsreifgewertete Männchen mit deutlich „Sommerspinnen“ aufgrund der hervorragenden ausgeprägten Tasterbulbi (in den zwei Klassen energetischen Situation ausdrücklich für möglich, zwischen 8 und 13 mm) konnten bereits im März d.h.Jungspinnen aus demJuni könnten sich viel- bestätigtwerden,ihreAbundanzlagzunächstzwi- leicht schon bis zum Herbst selbst wieder repro- schen 0,1 (April) und 0,9 Ind./m2 (Juni), danach duziert haben. Einzelne Eikokons im Bereich der zwischen3,4(Juli)und1,9Ind./m2(Oktober,Abb. Lampenregion/des Handlaufskonntenwirfinden, 4). Die Mittelwerte der erwachsenen Tiere über viele dürften aber unter den Lampen versteckt Tab.2: ProzentualeVerteilungderSpinnen (n=6299)aufdieGrößenklassenjeMonat. Tab.2: Percentagedistributionofallspiders(%)acrosssizeclassespermonth(n=6299). März April Mai Juni Juli August Sept. Okt. gesamt mm 1-2 10,3 3,6 2,2 57,3 43,3 39,8 40,6 39,7 40,2 mm >2-4 27,9 10,1 14,0 20,0 19,1 28,2 19,1 14,1 20,4 mm >4-6 25,7 31,7 23,5 4,4 15,3 12,5 11,2 9,8 13,4 mm >6-8 13,2 33,8 15,4 3,3 10,0 6,8 8,4 7,5 9,0 mm >8-10 13,2 16,5 21,3 1,7 4,6 3,8 8,2 9,7 6,2 mm >10-13 9,6 2,9 9,6 7,6 4,9 5,2 8,5 10,8 6,6 mm > 13 - 1,4 14,0 5,7 2,9 3,7 4,0 8,4 4,3 PhänologievonLarinioidessclopetarius 13 gewesen sein. Aber auch eine Zuwanderung von deren anthropogenen Habitatfaktors ist hingegen JungtierenausderUmgebung,z.B.durchFadenflug gut bekannt.Wie HEILING (1999) und HEILING („Ballooning“), muss in Betrachtgezogenwerden. HERBERSTEIN (1999) in ihren Arbeiten über Da die Menge älterer Spinnen von Juni aufJuli L. sclopetarius nachweisen konnten, gibt es einen ebenfalls sprunghaft zunahm, z.B. in der Klasse klarenpositivenZusammenhangzwischenderZahl >6-8 mm von 0,8 Ind./m2 auf7,1 Ind./m2 (Tab. potenziellerBeutetiereundderMengekünstlichen 1),istauchbeiihnenaufImmigrationzuschließen. Lichts, den sich die angeborenermaßen positiv Zudem erfolgte die Auswahl der pro Termin ab- phototaktischen Spinnen durch die Wahl ihrer zusuchendenAbschnitte derBrückengeländerper Netzstandorte zunutze machen. In unserer Studie Los. Es kann darum nichtausgeschlossenwerden, lagen die Beutemaxima imJuni, so profitieren auf dass aus noch ungeklärterUrsache eine Ungleich- dieseWeisegerade dieJungspinnen,dieja imJuni verteilung der Spinnen auf den Geländern der undJuli erscheinen, vom sehr hohen Beuteange- Brücke vorlag und wir daher insbesondere imJuli bot, denn die meisten Insekten in den Netzen der mm durchZufallbesonders„spinnenreiche“Abschnitte Spinnen waren mit 1-5 Länge nur sehr klein in den Zensus einbezogen. (SCHMITT et al. in Vorb.). Eine Größenordnung, Die prozentuale Verteilung der Größenklas- die übrigens auch von NENTWIG (1985) für die sen war sehr ungleichmäßig (Tab. 2), die kleinen meistenBeutetieregroßertropischerRadnetzspin- Spinnenvon 1-4 mm dominierten anteilmäßig in nen(Körperlängebis20mm)angegebenwird.Der den Sommermonatendeutlich,imFrühjahrwaren GrundfürdasvonunsbeobachteteMassenvorkom- es, bei erheblich geringerer Gesamtzahl, eher die men von bis zu 71 Spinnen/m2 ist folglich sicher mm mittelgroßen Individuen (>4 bis 8 mm). aufdas Vorhandensein mehrerer, gleichzeitigwir- Der Ort hat sich als Brückenspinnenhabitat kender Faktoren zurückzuführen, nämlich aufdie dauerhaft etabliert, denn auch in den Jahren vor den Netzbau begünstigenden Habitatstrukturen, und nach unserer Studie zeigte sich „dasselbe die künstliche Beleuchtung und das wegen der Bild“: stark übersponnene Brückengeländer ab direkt anliegenden Stillwasserbereiche ergiebige dem Frühsommer. In der Bevölkerung hat es der Nahrungsangebot. Portsmouth-Damm, gelegen in einer modernen LiteraturangabenzurSpinnendichtesindhäufig Dienstleistungszone, daher zu einer gewissen Be- problematischundschwermiteinanderzuverglei- kanntheit gebracht. Die Brückenspinne war den chen, da es sich fast immer (wie auch bei uns) um gesamten Zeitraum der Studie von der zweiten dreidimensionaleLebensräumemitzumTeilgroßer Märzhälfte bis Ende Oktober mit erwachsenen innerer Oberfläche (z.B. Böden) handelt, die auf Tieren vertreten, die größtenTiere beiderlei Ge- eineFlächeprojiziertwurden.Überdiesgehtesoft schlechtsgabesaber,fürAraneidaetypisch,abdem um interspezifischeAbundanzen (z.B.TURNBULL & & Sommer (Abb. 4). Bereits bei Voruntersuchungen 1960, Dumpert Platen 1985, Topping im Februar fanden sich mittelgroße Tiere (bis 10 LÖVEI 1997, Nyffeler 2000). Dennoch gibt mm) aufder Brücke. Diese Befunde entsprechen es einige vergleichbare Angaben von anderen & zumindest bezüglich der männlichen Tiere jenen Araneidae. Metepeira datona Chamberlin Ivie, vonWlEHLE (1931),derbetont,erhabe außerim 1942kamaufbestimmtenInselnderBahamasüber Sommer auch im April, Mai und Oktober reife alleAltersklassenverteiltmitdurchschnittlich0,91 Männchen vorgefunden. Dass adulte oderjeden- Ind./m2 vor (SCHOENER &TOFT 1983), also mit fallsheranwachsendeIndividuenvonL.sclopetarius einemWert knapp 30fach unterjenem fürL. sclo- & überwintern, gilt als wahrscheinlich (HEIMER petariusausdervorliegendenArbeit.Fasstmannur NENTWIG 1991),WlEHLE (1931: S. 91) verweist subadulte und adulte Weibchen zusammen, dann in diesem Zusammenhang aufdenUmstand, dass fanden sich beiArgiopebruennichi (Scopoli, 1772) „dieArtinsehrverschiedenenGrößenüberwintert, 0,3-1 Ind./m2 (KÖHLER &C SCHÄLLER 1987, dassaberallediesezurÜberwinterungschreitenden TARASCHEWSKI et al. 2005) - und das in struk- TiereausdemselbenJahrestammen [...],manalso turreicherKrautschicht! Diese Spanneistdeutlich die Lebensdauer auf1 Jahr festsetzen muss.“ Die vom Mittelwert unserer Studie verschieden: zwei m Frage,obundggf.wiedieEiervonL.sclopetariusan adulte 2 9 je 2 . steinernenodermetallenenBauwerkenüberwintern HoheIndividuendichtensindtypischfürpara- können,istnochungeklärt.DieWirkungeinesan- soziale bzw. koloniale Arten. So wurden z.B. bei 14 M.Schmitt&A.Nioduschewski Parawixia bistriata (Rengger, 1836) mehr als 20 sclopetarius dürfte mithin im Hochsommerliegen. Spinnenje m2bestätigt (BUSKIRK 1981: subErio- VergleichbareAngabenzumGeschlechtsverhältnis phorab.).ZwarsprechenBURGESSßcUETZ(1982) erwachsenerAraneidae,zumalinKolonienlebender bei L. sclopetarius von „fortuitous aggregations“ Arten,fehlen leider nochweitgehend. [zufällige Ansammlungen], aber der Unterschied NatürlichwäreeinelängerfristigeBeobachtung, zuandereninGruppenlebendenRadnetzspinnen, am besten über mehrereJahre und in verschiede- die die Autoren „colonial“ nennen,wird aus ihren nen klimatischen Regionen, wünschenswert, um Ausführungen nicht deutlich. Immerhin könnten die Phänologie von L. sclopetariusbesserbewerten „fortuitous aggregations“ die Keimzelle fürhöhere zu können. In dieser Hinsicht ist der vorliegende Sozialitätbilden(UETZ&HIEBER1997)Jedenfalls Beitragnur einAnfang. sind alle bekannten parasozialenArten fakultative Koloniebilder(bis aufMetepeiraincrassataF.O.P- Zusammenfassung Cambridge,1903),dieihreindividuellenFangnetze Wir untersuchten eine Kolonie der Brückenspinne verteidigen, bisweilen kannibalisch sind und, von Larinioides sclopetarius (Clerck, 1757) an einem Stras- Ausnahmen abgesehen (FOWLER&GOBBI 1988, sendammimInnenhafenvonDuisburg.DieStudiefand MASUMOTO 1998), weder bei Beutefang noch zwischen März und Oktober 2004 statt. Die mittlere Brutpflege kooperieren (BUSKIRK 1981, UETZ & Populationsdichte über alle Größenklassen betrug26,2 Hodge1990,Uetz&HIEBER1997).Gemeinsam I(7n1d,.3/mI2n,dd.a/sma2b)s.oDliuetekMlaeixnistmeunmJuwveunridlestiamdiJeulniffaesntdgeesntewlilrt istihneninderRegel,dasssieinGebietenmitüber- hauptsächlichvonJunibis Oktober,miteinermaxima- durchschnittlichgutenNahrungsvorkommenleben, len mittleren Dichte von 30,9 Ind./m2 imJuli, so dass zumeist in den Tropen, und aus diesem Grunde manaufdenSommeralsSchlupfterminschließenkann. einrelativhohesMaßanintraspezifischerToleranz GroßeMännchenundWeibchengabesbereitsvereinzelt ausbilden.Andere,seltenergefundeneVorteile,die imFrühjahr,allerdingswurdendiehöchstenAbundanzen das Gruppenlebenbei Spinnenbefördern können, (mitmehrals3 Ind./m2jeGeschlecht)im Sommerund Herbsterreicht. Das durchschnittliche Geschlechtsver- sind Spinnseidenersparnis, Schutz vor Prädation hältnisderadultenSpinnenlagüberdiegesamteUntersu- oder erhöhte Zugänglichkeit für Paarungspartner (LLOYD &Elgar 1997). Gerade letzterer Punkt Vcehrugnlgesizcehietgmeisteahnednebreein1A:1ra,2ne(idd<e5n:,9d9a)r.uEntsewresrodlietnäreeiuningde istinteressant,denntypischfürsoziale Spinnenist sozialeArten,gezogen. diedeutlicheAbweichungvompanmiktischenGe- schlechtsverhältnis (1:1) zugunsten derWeibchen Literatur bei den erwachsenen Individuen (AVILES 1997). AVILESL.(1997):Causesandconsequencesofcoopera- DieseAbweichungwarbeiL.sclopetariusinunserer tion andpermanent-socialityinspiders.In: CHOEJ. Studie zwar statistisch signifikant, allerdings mit <3cB. CRESPI (Hrsg.): Evolution ofsocialbehaviour 1:1,2 (dd:$9) nur gering, verglichen z.B. mit ininsectsandarachnids.CambridgeUniversityPress. Wertenvon 1:5beiAnelosimuseximius(Keyserling, S.476-498 1884) (VOLLRATH 1986)oderDiaeasocialisMain, BURGESS J.W. & G.W. UETZ (1982): Social spacing 1988 (Rowell&MAIN 1992), also Spinnen hö- strategies in spiders. In:WlTT P.N. &J.S. ROVNER herer Sozialität. Freilich muss beachtet werden, (Hrsg.): Spider communication: mechanisms and dass ein solcher Durchschnittswert nicht einer ecological significance. Princeton University Press. auffälligen Asynchronität Rechnung trägt,wie sie S.317-351 inunsererStudieauftauchte:imHerbst,wennreife BUSKIRKR.E.(1975):Aggressivedisplayandorbdefence inacolonialspider,Metabusgravidus.-Anim.Behav. Weibchen noch häufigwaren (undvielleicht auch 23:560-567 übergespeichertes Spermaverfugten),warenviele BUSKIRK R.E. (1981): Sociality in the Arachnida. In: erwachseneMännchenbereitsverschwunden(Abb. HERMANN H.R. (Hrsg.): Social insects,Volume II. 4).ZiehtmandasGeschlechtsverhältnisderMona- AcademicPress,NewYork. S.281-367 teJuli undAugust heran, dann lag es bei ziemlich CANGIALOSI K.R. & G.W. UETZ (1987): Spacing in genau 1:1,der KurvenverlaufinAbb. 4istparallel. colonial spiders: effects ofenvironment and experi- AndiesemVerhältniswürdesichimÜbrigenauch ence.-Ethology76:236-246 dannnichtsändern,fallseinigederTierebeiderGe- DUMPERTK.&R.PLATEN(1985):ZurBiologieeines schlechterzum Zeitpunkt der Diagnose doch erst Buchenwaldbodens,4.DieSpinnenfauna.-Carolinea subadult waren. Die Hauptbegattungszeit von L. 42: 75-106 PhänologievonLarinioidessclopetarius 15 FOELIX R.F. (1992): Biologie der Spinnen. 2. Aufl., SCHMIDT G. (1984): Spinnen. Lebensweise, Haltung Thieme, Stuttgart.331 S. undZucht.AlbrechtPhillerVerlag,Minden. 189 S. FOWLER H.G. &N. Gobbi (1988): Cooperative prey SCHMITT M. (2004): Larinioides sclopetarius eine pa- , capturebyanorb-webspider.-Naturwissenschaften rasoziale Spinne Mitteleuropas? - Arachnol. Mitt. 75:205-209 27/28:55-67 HEILING A.M. (1999): Why do nocturnal orb web SCHOENERT.W.StC.A.TOFT(1983):Dispersionofa spiders (Araneidae) search for light? - Behav. Ecol. small-islandpopulationofthespiderMetepeiradatona Sociobiol.46:43-49 (Araneae:Araneidae)inrelationtoweb-siteavailabil- Heiling A.M. St M.E. Herberstein (1999): The ity.-Behav. Ecol. Sociobiol. 12: 121-128 importanceofbeinglarger:intraspecificcompetition SPILLER D. (1984): Seasonal reversal ofcompetitive for prime web sites in orb-web spiders (Araneae, advantage between two spider species. - Oecologia Araneidae).-Behaviour 136: 669-677 64: 322-331 HEIMERS.&W.NENTWIG(1991):SpinnenMitteleu- Taraschewski C., D. Sanders, H. Nickel St C. ropas.Parey,Berlinu.Hamburg.543 S. PLATNER(2005):Effectsofthewasp-spider,Argiope HodgeM.A.&G.W.UETZ(1995):Acomparisonof bruennichi,onplanthoppers andleafhoppers.-Beitr. agonisticbehaviourofcolonialweb-buildingspiders Zikadenkunde 8:49-58 fromdesertandtropicalhabitats.-Anim.Behav.50: TOPPINGC.J.&G.L.LOVE!(1997):Spiderdensityand 963-972 diversityinrelationtodisturbanceinagroecosystems KÖHLERG.&G. SCHÄLLER(1987):Untersuchungen inNewZealand,withacomparisontoEngland.-N. zur Phänologie und Dormanz der Wespenspinne Zeal.J. Ecol.21: 121-128 Argiope bruennichi (Scopoli) (Araneae: Araneidae). TÜRNBULLA.L.(I960):Thespiderpopulationofastand -Zool.Jb. Syst. 114: 65-82 ofoak (QuercusroburL.) inWythamWood, Berks., LLOYDN.J.StM.A.Elgar(1997):Costsandbenefits England.-Can. Entomol. 92: 110-124 offacultativeaggregatingbehaviourintheorb-spin- UETZ G.W. (1983): Sociable spiders. - Nat. Hist. 92: ning GasteracanthaminaxThorell(Araneae:Aranei- 62-69 dae).-Austr.J. Ecol.22:256-261 UETZ G.W. St M.A. Hodge (1990): Influence of MASUMOTOT. (1998):Cooperativepreycaptureinthe habitat and prey availability on spatial organization communalweb spiderPhiloponellarajfrayi(Araneae, andbehaviorofcolonialweb-buildingspiders.-Nat. Uloboridae).-J.Arachnol.26: 392-396 Geogr. Res.6:22-40 NENTWIG W. (1985): Prey analysis offour species of UETZG.W.StC.S.HlEBER(1997):Colonialweb-build- tropicalorbweavingspiders(Araneae:Araneidae)and ingspiders:Balancingthecostsandbenefitsofgroup- a comparison with araneids ofthe temperate zone. living.In:CHOEj.StB.CRESPI(Hrsg.):Evolutionof -Oecologia66:580-594 socialbehaviourininsectsandarachnids.Cambridge NYFFELERM.(2000):Ecologicalimpactofspiderpreda- UniversityPress. S.458-475 tion:acriticalassessmentofBristowe’sandTurnbull’s VÖLLRATHF.(1986):Eusocialityandextraordinarysex estimates.-Bull.Br.Arachnol. Soc. 11:367-373 ratiosinthespiderAnelosimuseximius(Araneae:The- RAYORL.S.8cG.W.UETZ(2000):Age-relatedsequen- ridiidae).-Behav.Ecol. Sociobiol. 18:283-287 tialweb-building as an adaptive spacing strategyin WlEHLEH.(1931):SpinnentiereoderArachnoidea.27. the colonial spiderMetepeira incrassata (Araneidae). Familie. Araneidae. In: DAHL M. &H. BlSCHOFF -Anim.Behav.59: 1251-1259 (Hrsg.):DieTierweltDeutschlandsundderangren- Rowell D.M. StB.Y. Main (1992): Sex ratio in the zenden Meeresteile. 23. Teil. Gustav Fischer,Jena. socialspiderDiaeasocialis(Araneae,Thomisidae).-J. S. 1-136 Arachnol.20:200-206

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.