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Ehe und Familie PDF

194 Pages·1982·3.085 MB·German
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Claus Mühlfeld Ehe und Familie Studienreihe Gesellschaft Herausgeber Horst Reimann Meinem Patenkind Patrick in herzlicher Verbundenheit gewidmet. Claus Mühlfeld Ehe Familie und Westdeutscher Verlag CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek MühIfeld, Claus. Ehe und Familie/Claus Mühlfeld. - Opladen: Westdeutscher Verlag, 1982. (Studienreihe Gesellschaft) ISBN 978-3-531-11440-8 © 1982 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Umschlaggestaltung· Horst Dieter BiJrkle, Darmstadt Satz· Satzstudio Frohberg, Freigericht Alle Rechte vorbehalten. Auch die fotomechanische Vervielfaltlgung des Werkes (Fotokopie, Mikrokopie) oder von Teilen daraus bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages ISBN 978-3-531-11440-8 ISBN 978-3-322-85510-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-85510-7 Vorwort Die Vertrautheit mit der Institution Ehe hat em Denken in Selbstver stimdlichkeiten begünstigt, so daß erst durch die Problematisierung der Alltagserfahrung ein Zugang zu dieser sozialen Lebensform eröff net wird. Ehe und Familie als einen "dramatischen Vorgang" zu be greifen, ihn als elementaren SOZlalisatlOnsprozeß zu interpretieren, stört zunächst nicht traute Behaglichkeit. Wird man jedoch aufgefor dert, Alternativen zu entwickeln, erfahren wir rasch die Begrenztheit unserer Phantasie, die Grundstrukturen der famllialen Gruppe schim mern deutlich erkennbar hinter den "Gegenentwürfen" durch. Diese Studie zur Ehe und Familie soll nicht eine Bestandsaufnah me im Sinne einer "Verklärung" sem. Beide werden vielmehr als Pro zeß menschlicher Vergesellschaftung verstanden, die nicht frei von Auswirkungen sozialen Zwanges smd. In ihnen begegnen Wir einem konflikrfähigen und -trächtigen Zusammenschluß von Menschen, die ihre Lebenswirklichkeit nur über Sozialisationsprozesse herstellen können. In dem Ausmaß, wie es den Beteiligten gelingt, eine sozial und moralisch akzeptierte Form des Zusammenlebens zu entwickeln, wirkt diese als soziale Verhaltensanforderung auf sie zurück. Gemein samkeit und Individualität sind nicht soziale Pole, zWischen denen Ehe und Familie sich entwickeln können, die soziale Vereinbarkeit bei der Ausrichtungen muß in Übereinstimmung zueinander gebracht werden. An diesem Prozeß der sozialen Selbstfindung können Men schen auch scheitern, was nicht mit der Ablehnung von Ehe und Fa milie verwechselt werden darf. Den emzelnen Kapiteln sind am Ende themenvertiefende Litera turhinweise beigefügt, die ein weiterführendes Studium anregen und begleiten sollen. Diese Abhandlung verdankt viel der tätigen Mithilfe von Frau Dip!. Päd. Andrea Dormann. Sie war mir mit viel Übersicht und Ge schick bei der Materialsammlung behilflich. Dafür sei ihr herzlich ge dankt. Für die Fertigstellung des Typoskripts möchte ich mich be- 6 Vorwort sonders bel Frau Marianne Mayer bedanken. Sie hat mit nie ermü dendem Eifer sIch der schwlengen Aufgabe angenommen, dIe Vorla ge zu transknbieren. Dem Verständms und der bewährten MItarbeit memer Frau fühle Ich mIch in dankbarer Anerkennung verpflIchtet. Erlau, Im Sommer 1981 C.M. Inhalt Emleltung .................... . 9 Ehe und Familie im gesellschaftlIchen Kontext .. 12 FamllIale Lebenswelten .............. . 22 Generatives Verhalten ............... . 41 Familiale Sozialisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Partnerwahl, Partnerbindung und Heirat . . . . . . . . . . . . . . 85 Familienzyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 FamilIe und Haushalt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 111 Familienberatung und Familientherapie . . . . . . . . . . . . . . .. 130 Scheidung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 141 Beruf und Hausarbeit: Zur sozialen Rolle der Frau. . . . . . . .. 156 Familie und Freizeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 164 Weiterführende Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 173 Sachregister 187 Glossar .............. . 190 Einleitung Ehe und FamIlie sind nicht nur demographische Ereignisse, die sich nach Heiratsalter, Ehedauer, Geburtenzahl, Scheidungsrate usw. sta tistisch erfassen lassen; in ihnen begegnen wir zugleich sozialen Le bensformen, wobei der Plural verdeutlichen will: Variationen über ein Thema, das in all seinen Erscheinungsbildern zugleich auch im mer gesellschaftlichen Bewertungen und moralischen UrteIlen unter hegt. Die Annäherung an den Gegenstandsbereich durch eine sozial wissenschaftliche FachdiszIplin wird deshalb oft zu emer Begegnung mit Ge- und Verbotstafeln, die Zonen der alleinigen Zustimdlgkeit je nach Weltanschauung oder wissenschaftlichem Standort markieren sollen. Den Bewertungen und Erkenntnissen fügen sich manchmal unsere eigenen Erfahrungen mehr oder minder nahtlos em, beginnt doch in aller Regel unsere Biographie mit der Famihe, sei diese nun vollständig oder unvollständig. In unserem Sprachgebrauch haben wir uns an den Begriff "die Familie" bereits derart gewöhnt, daß zunächst von der Forschung Selbstverständlichkeiten erwartet werden oder vielmehr das, was der einzelne als Selbstverständlichkeiten voraussetzt. Die Enttäuschungs anfälligkeit menschlicher Erwartungen kann zumeist durch die Fami liensoziologie eingelöst werden. Das Gewohnte wird durch Wissen schaft entzaubert; wie alle sozialen Gruppierungen hat die Familie Orgamsationsprobleme zu lösen und muß sich mit den Folgen von Vergesellschaftung auseinandersetzen. Der Verweis auf Verhaltens formen, die sich aus dem Gruppencharakter von Familie ergeben, hat eine weitere soziale Komponente zum Inhalt: soziale Beziehungen in Gruppen unterliegen Regeln, die ihrerseits bestimmte Verkehrsfor men zulassen bzw. erst ermöglichen. Mit der Zulassung von Verhal tensformen werden aber andere ausgeschlossen, weil sie entweder in Unvereinbarkeitsbeziehung miteinander stehen oder sich als proble matisch erweisem Eheschließung folgt den Mustern von Vergesell schaftungsprozessen, d.h. die Beziehungen der Partner, ihre Umgangs- 10 Einleitung formen mlt-und zuemander, folgen Erwartungen der Gegenseitigkeit, des Vertrauens, der Achtung usw. Mit dieser Aussage werden zwei Punkte markiert, die zentral für eme familiensozIologische Analyse smd. Der Gruppencharakter von Familie macht auf Eigenschaften aufmerksam, die eingelost werden mussen, damit Menschen in Grup pen sIch miteinander verstandigen können. Zum anderen regeln Er wartungen der Gegenseitigkeit usw. die Beziehungen der Partner, es müssen also vor dem Zusammenschluß Emstellungen vorhanden sem, die den Gruppenbildungsprozeß erst ermöglichen. Ehe und Familie werden als Formen menschlichen Zusammenle bens durch vermittelte Einstellungen und Erwartungen bestimmt, zu emem Zeitpunkt, bei dem das Ereignis Partnerwahl oder Heirat noch nicht emgetreten ist. Deshalb darf mit einiger Berechtigung davon ausgegangen werden, daß die Einstellung zu Ehe und FamIlie als ge sellschaftlich vermittelt zu betrachten und die Prozeßstrukturen, die den Gruppenfertigungsversuch In Gang setzen, in Abha'ngigkelt von Gesellschaft interpretiert werden müssen. Wenn Menschen über Part nerwahl und Heirat nun ihrerseits beginnen, ihr Zusammenleben zu realisieren, so treffen die Bündel der mdlviduellen Erwartungen mit den gesellschaftlich vermittelten Emstellungen aufeinander. Beide Einstellungs- und Erwartungsebenen treten nun als Verhaltensauf forderungen an die beteiligten Personen heran, deren akzeptable Problemlösung die Individuen aber selbst finden und erarbeiten müs sen. Die Synchronisierung der VerhaltensemsteIlungen und -erwar tungen ist jedoch nicht völlig in das freie Ermessen z.B. der Ehepart ner gestellt, denn gesellschaftliche Institutionen wie Recht oder Berufstätigkeit greifen mit ihren spezifischen Anforderungen von außen in das familiale Gruppenhandeln ein. Das Erziehungsrecht der Eltern bedeutet nicht freie Verfügbarkelt über die eigenen Kinder, noch elterliche Willkürherrschaft, was sich etwa an der Schulpflicht der Kinder ablesen läßt. Betrachtet man bel der Berufstätigkeit von Mann oder Frau etwa nur den Faktor Zelt, so wird sehr schnell deut lich, daß die Arbeitszeit mit ihren konkreten Erfordernissen auf die Gestaltung des Familienlebens emen enormen Einfluß ausübt: der Tagesablauf (Aufstehen, Essen, Freizeitverhalten, etc.) muß mit den zeitlichen Anforderungen des Berufs in ÜberemstImmung gebracht werden. Einleitung 11 Von außen kommende Erfordermsse wirken normativ auf den fa milialen Prozeß des Zusammenlebens, die persönlichen Erwartungen der Partner zu- und voneinander können sich aber auch mcht Jenseits der sozialen Mechanismen entfalten, die das Leben m einer Gruppe als Prozeß der Vergesellschaftung gestalten. Selbst wenn von der An nahme ausgegangen wird, die GruppenmitglIeder waren m Ihrem so zialen Handeln vollIg auf sich selbst gestellt, so ISt damit noch kemes wegs sichergestellt, daß sie miteinander reden könnten. Da z.B. m ei ner Familie mit zwei Kmdern mcht alle gleichzeitig mitemander re den können, wenn sie sich über emen Sachverhalt (etwa Möbelkauf) verständigen wollen, müssen sie sich zumindest über Form und Ab lauf des Gespräches einigen. Die Emlgung hat aber zugleich emen Zwangscharakter für Jeden Gesprachstellnehmer, denn die Reihenfol ge, wann und wer redet, engt die Sprechhandlungen jedes Familien mitgliedes mcht nur em, sondern sie "zwmgt" auch zum Zuhören oder zum argumentbezogenen Antworten. Im Gespräch werden Koa litlonsbildungen möglich und sichtbar, die jedem Beteiligten die Struktur für die zu erwartende Entscheidung aufzeigen. Das Zusam menleben in der Gruppe ist nie frei von normativen Erwartungen an den einzelnen durch die Gruppenmitglieder, denen er sich mcht ent ziehen kann, solange ihm das Leben in der Gruppe soziale Befriedi gung gewährt. Ehe und Familie als Forschungsgegenstände der Sozialwissen schaften dürfen daher nicht isoliert gesehen, noch als konfliktfreier Zusammenschluß von Menschen interpretiert werden. So sehr der Wunsch nach Emotionalität und Enipathie auch heute zum durch gängigen Verhaltensmuster für Familie geworden ist, so bildet sie doch eine Gruppe, die sich den Auswirkungen des Prozesses der Ver gesellschaftung zu stellen hat.

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