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Effekte der außenpolitischen Instrumente Chinas in Afrika PDF

490 Pages·2018·3.935 MB·German
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Preview Effekte der außenpolitischen Instrumente Chinas in Afrika

Charlotte Nguébong-Ngatat Effekte der außenpolitischen Instrumente Chinas in Afrika Die Facetten des chinesischen Engagements am Beispiel Kameruns Effekte der außenpolitischen Instrumente Chinas in Afrika Charlotte Nguébong-Ngatat Effekte der außenpolitischen Instrumente Chinas in Afrika Die Facetten des chinesischen Engagements am Beispiel Kameruns Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Siegmar Schmidt und Prof. Dr. Rainer Tetzlaff Charlotte Nguébong-Ngatat Ludwigshafen, Deutschland Charlotte Nguébong-Ngatat, Universität Koblenz-Landau, 2016 u.d.T. Charlotte Nguébong-Ngatat: „China in Afrika: Neokolonialismus oder „ pragmatische Zusam- menarbeit“? Außenpolitische Instrumente Chinas und ihre politischen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen am Beispiel Kameruns.“ Die vorliegende Dissertation wurde durch den Fachbereich 6 der Universität Koblenz-Landau zur Erlangung des akademischen Grades einer Doktorin der Staatswissenschaften am 15.07.2016 angenommen. ISBN 978-3-658-22027-3 ISBN 978-3-658-22028-0 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-22028-0 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Für meine verstorbene Mutter Marie Chantal Joël Joëlle-Gloria Nelson Noah V Geleitwort Was wollen die Chinesen in Afrika? Was bewirkt Chinas präzedenzloses Wirtschaftsengage- ment in Afrika? Wer profitiert von der chinesischen Charmeoffensive, mit der die kommunis- tische Volksrepublik China Ländern wie Kamerun begegnet? Solche Fragen werden hierzu- lande des Öfteren gestellt – und das nicht ohne Grund. Denn tatsächlich herrscht auch unter Sozialwissenschaftlern/innen eine gewisse Unsicherheit darüber, wie Chinas Wirken in Afrika beurteilt werden sollte. Eine erste mögliche Interpretation lobt China als selbstlosen Entwick- lungspartner, der den afrikanischen Ländern mit Krediten, Direktinvestitionen, Stipendien und Geschenken tatkräftig helfen würde, ihren Entwicklungsrückstand aufzuholen. Eine zweite In- terpretation unterstellt Peking neokoloniale Absichten in dem Sinne, dass Chinas primäres In- teresse der eigenen Versorgung mit afrikanischen Rohstoffen gälte und dass ihm dabei die öko- logischen und politischen Folgen seiner Ausbeutungspolitik gleichgültig seien. Eine dritte In- terpretation sieht China mit seinen Staatskonzernen in erster Linie als unfairen Wettbewerber, der mit billigen Konsumwaren die Märkte afrikanischer Länder überschwemmen würde und somit deren eigene Industrieproduktion zu ersticken drohe. Viertens fürchten andere wiederum China als alternative globale Ordnungsmacht, die im Rahmen ihrer elitären Kulturoffensive und ihrer globalen South-South-Kooperationspolitik der westlichen Hegemonie Paroli zu bie- ten beabsichtigen und damit deren good governance-Ideale unterlaufen würde (zum Schaden der großen Mehrheit der Bevölkerung). Diese Unsicherheit in der Beurteilung der chinesisch-afrikanischen Beziehungen ist auch dem Umstand geschuldet, dass die Öffentlichkeit meistens nur sehr wenig über die genauen Kondi- tionen erfährt, zu denen die Volksrepublik China ihre diversen Handels- und Hilfsangebote präsentiert. Könnten die afrikanischen Partnerländer in naher Zukunft erneut in eine Schulden- falle geraten, weil auch chinesische Kredite eines Tages zurückgezahlt werden müssen? Daher ist es besonders zu begrüßen, dass sich eine Politologin mit afrikanischer Abstammung auf den Weg gemacht hat, mittels Feldforschung in Kamerun, ihrem Herkunftsland - Licht in das Dunkel zu bringen und eine Antwort auf die Frage nach den entwicklungspolitischen Aus- wirkungen der chinesischen Handels- und Entwicklungskooperation zu versuchen. Besondere Anerkennung verdient das originelle Vorgehen von Frau Nguébong-Ngatat bei der Beschaffung ihrer Daten in Kamerun. Nicht jedem wäre es gelungen, in einer eher spröden, von Misstrauen VII gezeichneten Forschungslandschaft 26 Experteninterviews durchzuführen, um so unterschied- liche Sichtweisen auf das chinesische Engagement in Kamerun und dessen Wirkung auf das afrikanische Partnerland einfangen zu können. Ferner konnte sie durch teilnehmende Beobach- tung und Besichtigung von drei chinesischen Hilfe-Projekten eigene Eindrücke über das Mitei- nander von chinesischen und kamerunischen Projektmitarbeitern gewinnen. Sie beschreibt den bunten Strauß wirtschaftspolitischer und entwicklungspolitischer Instrumente (Besuchs-Diplo- matie, Handelspolitik, Investitionspolitik, Entwicklungshilfe (Projekthilfe), Militärhilfe (Aus- bildung) und kulturelle Zusammenarbeit), mit denen China die Beziehungen zu seinen afrika- nischen Partnerländern zu fördern versteht. Eine höchst willkommene Alternative zu den Prä- missen der westlichen Partnerländern stellt für viele afrikanische Länder der chinesische Grundsatz dar, sich nicht in die inneren Angelegenheiten eines (in dem Fall afrikanischen) Part- nerlandes einzumischen (d.h. u.a. über Menschenrechtsverletzungen hinwegzusehen). Wenn- gleich diese Alternative durchaus einerseits gewünscht und befürwortet wird, so beschreibt sie das Verhalten Chinas andererseits dennoch auch partiell als "neokolonialistisch". Für sie steht fest, dass Chinas politische Präsenz auf der afrikanischen Weltbühne als kommende Weltmacht Nummer eins den politischen Handlungsspielraum afrikanischer Regierungen vergrößert hat. Intensiv hat sich Frau Nguébong-Ngatat bemüht, die Auswirkungen des chinesischen Engage- ments auf Beschäftigung, Wachstum, Lebensqualität der Bevölkerung sowie auf das Wertesys- tem, auf Demokratie und Umwelt abzuschätzen, und zwar unter der zentralen Fragestellung, ob der Beitrag Chinas für die Realisierung der Entwicklungsziele Kameruns maßgeblich gewesen sei, - was für die meisten Themen bejaht werden konnte. Gleichwohl übersieht sie dabei nicht die bestehenden Ambivalenzen einer Politik, die von einem politisch und wirtschaftlich so po- tenten Partner wie China unweigerlich ausgehen. Einerseits werden die chinesischen Experten und Entwicklungshelfer von fast allen Befragten aus der Zivilgesellschaft und aus dem Regie- rungslager als „glaubwürdig, fleißig, diszipliniert, kämpferisch, belastbar, bescheiden, kreativ, leistungsstark und zielstrebig mit qualitativ hohen Arbeitsergebnissen bewertet“, andererseits werden chinesische Methoden der Durchführung von Entwicklungsprojekten als zu sino-zen- trisch kritisiert. Abschließend kommt sie zu dem Ergebnis, dass Chinas Engagement in Kamerun als pragma- tisch, partnerschaftlich und für beide Seiten als nützlich anzusehen sei. In 15 von 26 Aspekten ihrer exemplarischen Wirkungsevaluierung konnte sie eine positive Wirkung feststellen, vor VIII allem beim wirtschaftlichen Wachstum und auf dem Arbeitsmarkt. Diese relativ positive Ent- wicklungsbilanz hätte weitaus strahlender sein können – meint die Autorin -, wenn sich nicht in Staat und Verwaltung Kameruns die endemisch gewordene Korruption so stark ausgebreitet hätte. Es könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass das starke chinesische Engagement zu politischen Anreizen geführt hätte, dringend notwendige Strukturreformen in den staatlichen Verwaltungsbetrieben zu vertagen. Es handelt sich also um eine originelle, lesenswerte Studie über Stärken und Schwächen chine- sischer Entwicklungshilfe aus der Sicht einer gebürtigen Kamerunerin, die zu spannenden Dis- kussionen Anlass geben dürfte. Prof. Dr. Siegmar Schmidt Prof. Dr. Rainer Tetzlaff IX Vorwort Im Laufe der zwei vergangenen Jahrzehnte wurden viele Ölvorkommen, Erdgas, Eisenerz, Dia- manten, Holz und andere Rohstoffe in verschiedenen Ländern Afrikas entdeckt. Diese neue Entdeckungen, der rasante Aufstieg Chinas und Indien zu Weltmächten, die Krisen zwischen den USA und den Ländern des Persischen Golfs, die Erweiterung terroristischer Netzwerke vom Nahen und Mittleren Ost auf Afrika treiben diesen Kontinent progressiv ins Zentrum des Interesses internationaler Akteure, die sich nun in ihrer Afrikapolitik neu festlegen müssen. Dieses Gerangel um Rohstoffsicherung verleiht Afrika nicht nur eine neue strategische Bedeu- tung für die globale Sicherheit, sondern auch eine neue weltwirtschaftliche Bedeutung, die da- rauf gründet, dass der Raum im Norden vom Tschad bis nach Angola im Süden und im Westen bis zum Golf von Guinea in den letzten Jahren praktisch als „west-afrikanisches Öldreieck" fungierte. Gerade das afrikanische Öl, das inzwischen ca. 12% der Weltreserven beträgt, ist aus verschie- denen Gründen begehrt: Erstens sind die Erschließungs- und Produktionskosten im internatio- nalen Vergleich relativ günstig. Zweitens entspricht das Erdöl nicht nur den geltenden Quali- tätsstandards, sondern ist wegen seines niedrigen Gehalts an Sulfid sehr nachgefragt auf dem Markt. Drittens ist das Erdöl aufgrund der geographischen Lage an der Atlantikküste leicht zu transportieren, insbesondere für Frankreich und die USA. Viertens unterliegen die meistens Staaten Afrikas mit der Ausnahme Nigerias keine enormen institutionellen Beschränkungen, da sie keine Mitglieder der OPEC sind. Fünftens haben die betroffenen Staaten keine dichten historischen Beziehungen, die eine Aggregation ihrer Interessen derart erleichtern könnte, dass sie sich gemeinsam z.B. durch ein Embargo oder die Bildung eines Erdölkartells gegenüber größeren Mächten behaupten könnten und sechstens trägt das Erdöl aus Afrika zur Verwirkli- chung der Diversifizierungsstrategie vieler Länder wie China, die das Öl für die Industrie be- nötigen. Doch die Frage bleibt, wie afrikanische Staaten wie Kamerun aus diesem Interesse vieler internationalen Akteure Kapital schlagen, wie sie dem besonderen Stil Chinas Rechnung tragen, mit postkolonialer Unterdrückung und Demütigung abrechnen und ihre Bevölkerung eigenständig zur nachhaltigen Entwicklung führen können. Die vorliegende Arbeit geht daher weit über die in der Literatur bestehende Polarisierung über das Engagement Chinas in Afrika hinaus und legt sowohl für das Zielland Kamerun als auch für die Konkurrenten, China, Frank- reich und der EU, Handlungsoptionen nahe. XI Dafür, dass eine solche Arbeit fertig gestellt werden konnte, habe ich meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Siegmar Schmidt, für seine unermüdliche Unterstützung zu verdanken. Seine Anregungen und sorgfältige Kritik waren mir stets eine unschätzbare Motivationsquelle, insbe- sondere in den Phasen meiner Arbeit, in denen ich manche Rückschläge eingesteckt hatte. Ein besonderer Dank gebührt ebenfalls meinem Zweitgutachter, Herrn Prof. Dr. Rainer Tetzlaff, für seine beruhigenden Worte und die Orientierung, die er stets für mich hatte. Ich danke weiterhin meinen Interviewpartnern und weiteren Informanten, die hier aufgrund der Wahrung der Anonymität der Interviews nicht genannt werden können. Meine Anerkennung geht an viele kamerunische Ministerien, insbesondere das Referat „Zusammenarbeit mit Asien und Schwellenländern“ des Außenministeriums (MINREX) und das Referat „Zusammenarbeit und Entwicklung“ des Ministeriums für Wirtschaft und Raumplanung (MINEPAT), an die Ge- neraldirektion „Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung“ der EU sowie ihre Auslands- vertretung in Kamerun, die chinesische Botschaft in Kamerun, die Tageszeitungen Mutations und Le Messager, die Verbände Dynamique Citoyenne, ACDIC und GICAM. Mein besonderer Dank gilt ferner dem emeritierten Kardinal Christian Tumi für das herzliche Gespräch und den zugesprochenen Mut. Dank der Mitwirkung all dieser Institutionen und Persönlichkeiten konnte ich auf ein vielseitiges Forschungsmaterial zugreifen und somit mehr Substanz für meine Ar- gumentation gewinnen. Für die kritische Lektüre und viele Anregungen danke ich Dr. Florentin Saha Kamta, Dr. Sou- lemanou Pepouna, Michelle Kremmelbein, Elise und Collinet Finjap Njinga, Marie Chantal und Olivier Nlend. Einen besonderen Dank bin ich meiner Familie und meinen Freunden in Kamerun verpflichtet, die mich während meiner Feldforschung vor Ort aufgenommen, das nö- tige Instrumentarium für mein Weiterkommen bereitgestellt sowie dank einer unerwarteten Übernahme und Teilung meiner anderweitigen Pflichten meinen Aufenthalt bedeutend erleich- tert und meine Konzentration auf die Forschung gefördert hatten. Hochachtung zolle ich hierfür besonders Florence und Dominik Fopoussi, Lisette und Vincent Tsopghui, Nathalie und Ray- mond Njenga Wanji, Jocelyn und Augustin Tchoffo, Marie und Boniface Foudjo, Leopoldine und Gabriel Teigou, Sylvie Kamta, Parfait Tabapsi, Appolinaire Tchoffo, Annie Kapcheu und Cristelle Pola. Zu guter Letzt danke ich meinem Mann Joel für seine Sorgsamkeit, sein Interesse an meiner Forschung, seine guten Ratschläge und seine tatkräftige Unterstützung insbesondere bei der XII

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