EDV-Pionierleistungen bei komplexen Anwendungen Helmut Schröder EDV-Pionierleistungen bei komplexen Anwendungen Automation des Postscheck- und Postsparkassendienstes Helmut Schröder Kronberg im Taunus Deutschland ISBN 978-3-8348-2414-1 ISBN 978-3-8348-2415-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-8348-2415-8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Vieweg © Springer Fachmedien Wiesbaden 2012 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Einbandentwurf: KünkelLopka GmbH, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Vieweg ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.springer-vieweg.de Vorwort Als Zeitzeuge der EDV-Gründerzeit habe ich lange überlegt, wie meine damaligen Erleb- nisse und Erfahrungen in einem Buch festgehalten werden können. Von 1962 bis 1976 war ich als IBM-Mitarbeiter in eines der größten EDV-Projekte eingebunden, die Automatis- ierung der Postscheck- und Postsparkassendienste. Es ging damals um das größte EDV- Potential Deutschlands, über das ein einzelner Kunde zu entscheiden hatte. Bei der Suche nach noch vorhandenen Unterlagen stieß ich überraschend auf eine fast vollständige Dokumentation der seinerzeitigen Ereignisse im Bundesarchiv in Koblenz. Das Ministerium für das Post- und Fernmeldewesen als Entscheider über diese Projekte hatte seine Unterlagen dem Bundesarchiv bei der Privatisierung der Deutschen Bundes- post im Jahre 1989 übergeben. Das Archiv enthält nicht nur die Vorgänge des Ministeriums, sondern auch externe Dokumente, wie z. B. Presseveröffentlichungen und Beschwerden von Kunden. Man kann diese Dokumente auch „als das Salz in der Suppe“ bezeichnen. Dieses Buch gibt sie aus- zugsweise wider. Öfter wurde auch in der „Zeitschrift für das Post- und Fernmeldewesen“ und im „Jahr- buch des Postwesens“ über den Stand der Automation berichtet. In den Museen für Kom- munikation in Berlin und Frankfurt ist dies archiviert. Ergänzt wurde dieser Fundus durch Gespräche mit ehemaligen an den Entscheidungen beteiligten Mitarbeitern der Deutschen Bundespost und der EDV-Hersteller sowie mit früheren IBM-Kollegen. Von 1956 bis 1966 war Richard Stücklen Minister für das Post- und Fernmeldewesen. Er war in den Projekten persönlich engagiert, mehrfach brachte er in seinen Reden und Veröffentlichungen die Bezeichnung „Pionierleistungen“ zum Ausdruck und entschied, die Projekte über Beauftragte voranzutreiben. Darauf bezieht sich der Titel dieses Buches. Stücklen meinte damit Pionierleistungen, die er von den EDV- Herstellern IBM, Standard Elektrik Lorenz(SEL) und Telefunken erwartete. Aber er bedankte sich auch mehrfach für die Pionierleistungen bei den Projektbeteiligten. Hinzu kam, dass die Mengenprofile der zu automatisierenden Anwendungen und folglich die Anforderungen an EDV-Lösungen einzigartig waren. Diese außerordentliche Situation ist Ausgangspunkt meiner Dokumentation. Natürlich gab es auch einen ständigen Wettbewerb zwischen den Herstellern, an dem sich ab 1965 V VI Vorwort die Siemens AG beteiligte. Dessen Höhen und Tiefen sind ebenfalls Teil meiner Doku- mentation. Bedanken möchte ich mich bei allen Beteiligten an der Entstehung dieser Dokumenta- tion, die ich namentlich nicht alle aufführen kann. Besonders möchte ich den Beitrag von Gerd Wölpl herausheben. Er war von 1958 bis 1997 an leitender Position Gestalter der EDV im Postsparkassenamt München. In 1997 wurde mit ihm die Idee entwickelt, dieses Buch zu schreiben. Gerd Wölpl machte sich bald an die Arbeit. Er verstarb leider kurz nach der Fertigstellung seines Beitrages zur Entwicklung des automatisierten Postsparkassen- dienstes. Das Wichtigste aus seiner Darstellung habe ich berücksichtigt. Mitarbeiter vom Posttechnischen Zentralamt (PTZ), vor allem Dipl. Ing. Johannes Berbner und Hans Dietrich Ehlerding, konnten mich mit vielen interessanten Details und Fotos bei meinen Recherchen sehr gut unterstützen, dafür nochmals vielen Dank. Dank auch an Professor Dr. de Beauclair, seinerzeit verantwortlicher Referent im PTZ, er hat mich mehrfach mit seinem Wissen unterstützt. Ich möchte auch meinen ehemaligen Kol- legen, Klaus Kreuzer, für seine Unterstützung danken. Seiner Sammlerleidenschaft ist es zu verdanken, dass ich über das Geschehen von 1957 bis 1962 wichtige Informationen bekam. Inhaltsverzeichnis Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI 1 Einführung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 Erkundungsphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.1 EDV-Pioniere der 50er Jahre. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.2 Was war im Postscheckdienst zu automatisieren? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.2.1 Buchungsbetrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.3 Die Studienergebnisse und Auswahl der EDV-Hersteller. . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2.4 Die Angebote der drei Entwicklungsfirmen (IBM, SEL, Telefunken). . . . . . . 23 2.5 Verträge entsprechend Pflichtenheft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3 Das Umfeld Anfang der 60er Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 3.1 Die 1. und 2. Generation EDV-Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 3.1.1 Betriebssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 3.1.2 Programmierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 3.2 Gewinnung von EDV-Mitarbeitern und ihre Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . 35 3.2.1 Ausbildung der Mitarbeiter im Vertrieb. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 3.2.2 Ausbildung der Mitarbeiter für die Instandhaltung von EDV-Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 3.3 Entwicklung beim Neubau von Rechenzentren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 3.4 Die zweite Generation EDV-Anlagen wird angekündigt . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.5 Instandhaltung der EDV-Systeme der 1. + 2. Generation . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 4 Entwicklungsphase. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 4.1 Start des Wettbewerbs der Hersteller (IBM, SEL, Telefunken) . . . . . . . . . . . . 43 4.2 Postsparkassen – Entwicklung und zugleich Realisierung . . . . . . . . . . . . . . . . 44 4.2.1 Eine Maschine arbeitet wie 335 Menschen. Erfolge der Automation im Postsparkassenamt Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . 49 4.3 Belegleser-Massentest mit Zahlungsverkehrsbelegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 4.4 Die Kreditwirtschaft passt auf, dass der Postscheckdienst keinen Vorsprung mit der Automation erreicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 4.5 Erster Erfolg 1961– automatisierter Dauerauftragsdienst . . . . . . . . . . . . . . . . 60 VII VIII Inhaltsverzeichnis 4.6 Die erfolgreichen Projekte der beiden Postsparkassen . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.7 Die Postscheck-Entwicklungen zeigen erste Ergebnisse. . . . . . . . . . . . . . . 64 4.7.1 SEL führt der Post Teile ihrer Systemlösung erstmalig vor. . . . . . 64 4.7.2 Telefunken stellt auf einem internationalen Fachpresseemp- fang seine Systemlösung mit zusätzlichen Geräten vor. . . . . . . . . 67 4.8 Im Postscheckamt Hamburg wird die Automatisierung mit Belegverarbeitung vorbereitet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 4.9 Entwicklungen der IBM für den Postscheckdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 4.9.1 Entwicklung der Vorbereitungsplätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 4.9.2 Entwicklungen für den Belegleser, Verpackungsanlage . . . . . . . . 78 4.10 Erstmalige Kontenführung mit Belegverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 5 Die dritte Generation EDV-Anlagen wird angekündigt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 5.1 Die Bedeutung der Ankündigung im Rückblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 5.2 Auswirkungen der IBM/360 Ankündigung auf den Praxisbetrieb im PSchA Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 6 Minister Richard Stücklen zieht Zwischenbilanz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 7 Erfolgreiche Projekte durch Teilautomatisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 7.1 Das Zahlkarten-Klarschriftleseverfahren als erste Stufe. . . . . . . . . . . . . . . 95 7.2 Magnetkonten-Buchungsmaschinen als Zwischenlösung . . . . . . . . . . . . . 102 7.3 Mikroverfilmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 8 Das Direkteingabe-Buchungsverfahren bringt Wirtschaftlichkeit und automatisierte Kontenführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 8.1 Der Wettbewerb der Hersteller erreicht die Zielgerade . . . . . . . . . . . . . . . 115 8.2 Der Postsparkassendienst hat die EDV-Automatisierung geschafft . . . . . 116 9 Das RKW begutachtet den Automatisierungserfolg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 9.1 Postscheckdienst. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 9.2 Die wichtigsten Erkenntnisse zur Entwicklung des Postscheckdienstes waren folgende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 9.3 Postsparkassendienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 10 Schlussbetrachtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 10.1 Die größten Hemmnisse: Einführung von automationsgerechten Belegen + Ausbau der Rechenzentren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 10.1.1 Schleppender Ausbau der Postscheck-Rechenzentren trotz Wirtschaftlichkeit des Direkteingabe-Buchungsverfahrens . . . . 126 10.2 Schlussbemerkungen aus Dokumenten des Postscheckdienstes aus 1977. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 10.3 Worin bestanden die Pionierleistungen?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 10.3.1 Entwicklung der Vorbereitungsplätze 1 (Ersteingabe) und 2 (Geprüftes Kodieren) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Inhaltsverzeichnis IX 10.3.2 Funktionserweiterungen der Belegleser. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 10.3.3 Entwicklung von Verpackungsanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 10.3.4 Die menschliche Komponente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 10.4 Meine persönlichen Beiträge zur Automatisierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Abkürzungen BPM Ministerium für das Post- und Fernmeldewesen DBP Deutsche Bundespost EDV Elektronische Datenverarbeitung GPSS General Purpose System Simulator IOCS Ein-/Ausgabe-Steuerungssystem für die Bearbeitung von Systemmeldungen im Anwendungsprogramm. OPD Oberpostdirektion PÄ Postämter PSA Postsparkasse(n) PSchA Postscheckamt PSchÄ Postscheckämter PSchD Postscheckdienst bzw. Postscheckdienstes PTZ Posttechnisches Zentralamt, Darmstadt RZ Rechenzentrum SEL Standard-Elektrik Lorenz SLS Second Level Support Tfk Telefunken VSAM Virtuelle Speicher Zugriffsmethode ZPF Zeitschrift für das Post- und Fernmeldewesen XI
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