Hanns Christof Brennecke Ecclesia est in re publica ≥ Arbeiten zur Kirchengeschichte Begründetvon Karl Holl† und Hans Lietzmann† herausgegebenvon Christian Albrecht und Christoph Markschies Band 100 Walter de Gruyter · Berlin · NewYork Hanns Christof Brennecke Ecclesia est in re publica Studien zur Kirchen- und Theologiegeschichte im Kontext des Imperium Romanum Herausgegeben von Uta Heil, Annette von Stockhausen und Jörg Ulrich Walter de Gruyter · Berlin · NewYork (cid:2)(cid:2) GedrucktaufsäurefreiemPapier, dasdieUS-ANSI-NormüberHaltbarkeiterfüllt. ISSN 1861-5996 ISBN 978-3-11-019947-5 BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschen Nationalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternet überhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. (cid:2)Copyright2007byWalterdeGruyterGmbH&Co.KG,D-10785Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungenunddieEinspeicherungundVerarbeitunginelektronischenSystemen. PrintedinGermany Umschlaggestaltung:ChristopherSchneider,Berlin Vorwort Die Herausgeber freuen sich, vorliegende Aufsatzsammlung aus An- lass des sechzigsten Geburtstages von Hanns Christof Brennecke am 15.Februar2007präsentierenunddemJubilarüberreichenzukönnen. MitdieserGabeverbindetsichderWunschnachvielenweiterenJahren fruchtbarer wissenschaftlicher Arbeit und guter persönlicher Begegnun- genmitdemakademischenLehrer. HannsChristofBrenneckewurde1947inBerlingeboren,studierte von1965–1970anderHumboldt-UniversitätBerlinundvon1970–1972 anderRheinischenFriedrich-Wilhelms-UniversitätBonnEvangelische Theologie und Christliche Archäologie, war von 1974–1986 Assistent am Tübinger Lehrstuhl für Ältere Kirchengeschichte seiner akademi- schen Lehrerin Luise Abramowski, wurde 1988 zunächst Professor an derRuprecht-Karls-UniversitätHeidelbergundwechselteimJahr1989 andieFriedrich-Alexander-UniversitätErlangen-Nürnberg,andererbis heuteforschtundlehrt.HannsChristofBrenneckeistMitbegründerund -herausgeber der Zeitschrift für Antikes Christentum, Mitherausgeber derPatristischenTexteundStudiensowiederZeitschriftfürdieNeute- stamentlicheWissenschaftunddieKundederälterenKirche.Fernerist erMitgliedderAkademiegemeinnützigerWissenschaftenzuErfurt,der KommissionzurHerausgabederGriechischenChristlichenSchriftsteller derBerlin-BrandenburgischenAkademiederWissenschaften,derPatri- stischenKommissionderUnionderAkademienderWissenschaftenin DeutschlandundVizepräsidentderAssociationInternationaled’Études Patristiques.EristordinierterPfarrerderEvangelisch-LutherischenKir- cheinBayern. FürdaswissenschaftlicheWerkwiedaskirchlicheEngagementvon Hanns Christof Brennecke ist der Gedanke leitend, dass sich Kirche und Theologie in Vergangenheit und Gegenwart stets innerhalb der sieumgebendenGesellschaftartikulierthabenundartikulieren.Dieser Gedanke durchzieht sämtliche seiner hier gesammelten Aufsätze, die daher unter den Titel des Optatus-Zitats »Ecclesia est in re publica« gestelltwordensind. VI Vorwort ThematischlassensichdreiSchwerpunkteausmachen,dieseitvielen JahrendaswissenschaftlicheInteressedesJubilarsaufsichziehen:Die trinitätstheologischenAuseinandersetzungenvorundnachdemersten ökumenischenKonzilvonNizäa,dieFragenachIntegrationundAbgren- zungderfrühenChristeninihremVerhältniszumImperiumRomanum unddieGeschichtedesSymbolsvonChalkedonundseinerRezeption undkirchenpolitischenInanspruchnahme. Methodisch beeindruckt das Werk von Hanns Christof Brennecke durchstrikteOrientierungandenQuellenunddurchkritischenZugriff aufsie,wodurchmancheinderLiteraturstetswiederholteAuffassun- gen einer gründlichen Revision unterzogen werden und sich so neue Perspektiven in der Kirchengeschichtsschreibung ergeben. Es erweist sich,dassGründlichkeitinderQuellenanalyse,Detailgenauigkeitund handwerkliche Solidität zweifellos der beste Weg sind, um neue und weiterführende wissenschaftliche Ergebnisse zu Tage zu fördern und innovativeForschungzubetreiben. DieHerausgeberdankendenstudentischenHilfskräftenMariaBartsch, EvaEnte,NicoleKraemerundBastianLemitzinHallesowieChristoph MeißnerundChristianMüllerinErlangenfürihreengagierteMitarbeit. SiedankenfernerdenHerausgebernder»ArbeitenzurKirchengeschich- te«, Herrn Prof. Dr. Christian Albrecht und Herrn Prof. Dr. Christoph Markschies,fürdieAufnahmediesesBandesindieReihesowieHerrn Dr.AlbrechtDöhnertvomVerlagWalterdeGruyterfürdieBetreuung derDrucklegung. DieAufsätzesindinihrerchronologischenReihenfolgeabgedruckt. Literatur- und Stellenangaben wurden vereinheitlicht, offensichtliche Druckfehler stillschweigend beseitigt. Der Sammlung ist eine Biblio- graphie von Hanns Christof Brennecke angefügt, die seine Veröffentli- chungenbiszumZeitpunktderDrucklegungdiesesBandeserfasst.Das JahrderErstveröffentlichungderAufsätzeistimInhaltsverzeichnisin eckigenKlammernangezeigt,dergenaueFundortinderBibliographie erschlossen. Die ursprüngliche Seitenzählung ist jeweils am äußeren Randangegeben. UtaHeil,AnnettevonStockhausenundJörgUlrich Inhaltsverzeichnis Zum Prozeß gegen Paul von Samosata: Die Frage nach der Verurteilung des Homoousios 1 [1984] Bischofsversammlung und Reichssynode. Das Synodalwesen im Umbruch der konstantinischen Zeit 25 [1989] Erwägungen zu den Anfängen des Neunizänismus 49 [1989] Ecclesia est in re publica, id est in imperio Romano (Optatus III3).DasChristentuminderGesellschaftanderWendezum »Konstantinischen Zeitalter« 69 [1992] Lukian von Antiochien in der Geschichte des Arianischen Streites 103 [1993] Der Absolutheitsanspruch des Christentums und die religi- ösen Angebote der Alten Welt 125 [1995] Christianisierung und Identität – Das Beispiel der germani- schen Völker 145 [1996] Frömmigkeits- und kirchengeschichtliche Aspekte zum Syn- kretismus 157 [1996] »An fidelis ad militiam converti possit«? [Tertullian, de idolo- latria 19,1] Frühchristliches Bekenntnis und Militärdienst im Widerspruch? 179 [1997] VIII Inhaltsverzeichnis Heilen und Heilung in der Alten Kirche 233 [1997] Chalkedonense und Henotikon. Bemerkungen zum Prozess der östlichen Rezeption der chri- stologischen Formel von Chalkedon 259 [1997] Wie man einen Heiligen politisch instrumentalisiert. Der Heilige Simeon Stylites und die Synode von Chalkedon 291 [1999] Die Styliten als Römer 315 [2002] Bibliographie Hanns Christof Brennecke 337 Zum Prozeß gegen Paul von Samosata: ∗ Die Frage nach der Verurteilung des Homoousios ProfessorD.WilhelmSchneemelcher zum70.Geburtstag I Diekirchen-unddogmengeschichtlicheBedeutung,diedemsogenann- ten»Fall«desPaulusvonSamosata,d.h.derAbsetzungundVerurteilung jenes häretischen Inhabers des antiochenischen Bischofsstuhles in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts, allgemein beigemessen wird, verhältsicherstaunlicherweiseumgekehrtproportionalzudem,waswir überihnwirklichwissen;dasistnämlichsogutwienichts!DieBeschäf- tigungnahezuallerdogmen-undkirchengeschichtlichenStandardwerke und Lehrbücher mit Person und Werk jenes häretischen Bischofs hat vornehmlichzweiGründe: 1. scheintesso,daßPaulusvonSamosataindieallesinallemfüruns rechtdunkleVorgeschichtedesarianischenStreitesgehört; 2. hatsein»Fall«imEingreifendesKaisersAurelianaucheinefürdas dritteJahrhundertungewöhnlichekirchenpolitischeDimension,die schonaufdiekonstantinischeZeitvorauszuweisenscheint. FürAdolfvonHarnackhattePaulusvonSamosata(bzw.das,wasv.Har- nackvondentradiertenPaulus-Fragmentenfürechthielt)auchaktuelle BedeutungfürevangelischeTheologieundKircheimausgehenden19.Jh. SaherdochindenFragmentendesSamosatenerseinenochinderzwei- tenHälftedes3.Jh.lebendigenichthellenisierteChristologie,dieden Menschendes19.Jh.unmittelbaransprechenkonnte;fürv.Harnack»die ∗ Als»MasterTheme«aufder»NinthInternationalConferenceonPatristicStudies«im September1983inOxfordvorgetragen. 2 HannsChristofBrennecke kostbarstenStückeaufdemGebietderaltenDogmengeschichte,Stücke, 271 diewirrestlosnachzudenkenundnachzuempfindenvermögen.«1 FüralleBeschäftigungmitderPersondesPaulusvonSamosataist natürlichauchwichtig,daßEusebimVII.BuchseinerKirchengeschichte ziemlichausführlichvondiesemhäretischenBischofaufdemStuhlevon AntiochienunddenSynodenspricht,dieihnabsetztenundexkommuni- zierten.2 AberobwohlderBerichtdesEusebetwasechsDruckseitenin derSchwartz'scheneditiominorausmacht,3 erfahrenwirauchdortüber den antiochenischen Bischof im Grunde nichts. Das ist vielleicht auch nichtsoverwunderlich,giltderBerichtdesEusebdochinersterLinie demhöherenRuhmdesvonihmverehrtenundamRandeauchmitdem FalldesPaulusvonSamosatabefaßtenDionysvonAlexandrien.4 ÜberhauptscheintmaninderaltenKircheüberPaulus,besonders wasseinehäretischenLehrenanging,nichtallzugenauBescheidgewusst zuhaben.Dashateswahrscheinlicherleichtert,ihnzumErzvaterfaktisch allerseitdemviertenJahrhundertauftretendenKetzereienzumachen.5 WahrscheinlichausdemnördlichvonEdessaamEuphratgelegenen Samosatastammend,warPaulusum260alsNachfolgerdesDemetrianus inpolitischfürAntiochiensehrbewegterZeitBischofgeworden.6 Doch schonbald,somußmannachEusebvermuten,hatermitseinerLehre 1 A.vonHarnack,DieRedenPaulsvonSamosataanSabinus(Zenobia?)undseine Christologie(F.Loofs,PaulusvonSamosata,Leipzig1924),SPAW.PH151,1924,151(= A.vonHarnack;J.Dummer(Hrsg.),KleineSchriftenzurAltenKircheII,OpusculaIX 2,Leipzig1980,695);dortauchAlbrechtRitschlsübereinstimmendeAuffassunginder BeurteilungPaulsv.Samosata.Soweitichsehe,hatv.HarnacksenthusiastischesUrteil überdieChristologiePaulsvonSamosataauchunterliberalenTheologenkeineSchule gemacht,vgl.z.B.H.Lietzmann,GeschichtederaltenKircheIII,Berlin31961,85–89. 2 Eus.,h.e.VII27–30;dieExkommunikationdesPaulusEus.,h.e.VII29,1. 3 300–305. 4 Vgl.dasganzeVII.Buchderh.e.,dassichausgiebigmitDionysvonAlexandrien befaßt.WeilDionyszumFalldesPaulusbrieflichStellungbezogenhatte,wirdvon ihmandieserStelleberichtet. 5 ZumBeispielderTheologiedesArius,aberauchdesMarkellundseinesSchülers Photin;spätergiltPaulusganzallgemeinalsVaterderantiochenischenTheologie;vgl. F.Loofs,PaulusvonSamosata.EineUntersuchungzuraltkirchlichenLiteratur-und Dogmengeschichte,TU44,5,Leipzig1924,60–94;R.L.Sample,TheMessiahasProphet: TheChristologyofPaulofSamosata,Ph.D.NorthwesternUniversity1977,30–76;R.M. Hübner,DieHauptquelledesEpiphaniusüberPaulvonSamosata,in:VonKonstantin bisTheodosius,FestschriftW.Schneemelcher,Stuttgart1979,55–74(=ZKG90(1979), 201–220),hatgezeigt,daßschonEpiphaniuskeinegenauerenKenntnisseüberPaulus vonSamosatamehrbesaß,undhatalsQuellefürdenBerichtdesEpiphaniusüber Paulus(haer.65)Ps.Ath.(Apol.),Sabell.(PG28,96–121)nachweisenkönnen. 6 Sample,Messiah(wieAnm.5),1ff.;F.Millar,PaulofSamosata,ZenobiaandAurelian: TheChurch,LocalCultureandPoliticalAllegianceinThird-Century-Syria,JRS61 (1971),1–17.
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