TU Wien Institut f(cid:252)r Analysis und Scienti(cid:28)c Computing Konforme Abbildungen Bachelorarbeit im Rahmen der Bachelorvertiefung Mathematik f(cid:252)r ET Betreuer Herfort, Wolfgang; Ao.Univ.Prof. Mag.rer.nat. Dr.phil. von Erich Z(cid:246)chmann 0925702 22. September 2011 Kurzzusammenfassung Mittels holomorpher Funktionen lassen sich Gebiete winkel- und orientierungstreu transformieren. Diese Funktionen werden auch als konform bezeichnet. In vielen An- wendungsf(cid:228)llen existieren L(cid:246)sungen f(cid:252)r einfache Geometrien. Dank des Verp(cid:29)anzungs- prinzipswerdenL(cid:246)sungenimtransformiertenGebietgesuchtundaufdasurspr(cid:252)ngliche r(cid:252)ck gerechnet. Das erste Kapital dient neben der Einf(cid:252)hrung in die Funktionentheorie dem Vertraut- werden mit der Syntax und den Formulierungen der Arbeit. Im zweiten Kapitel wird die De(cid:28)nition der konformen Abbildung gegeben und auf deren Existenz eingegangen. Es wird kurz der (kleine) Riemannsche Abbildungssatz vorgestellt, ohne diesen zu beweisen. DenSchwarzChristo(cid:27)elTransformationenwirdalsSpezialfalldas3.Kapitalgewidmet. Hier soll ebenfalls nur die Idee der Herleitung pr(cid:228)sentiert werden. Die exakte Beweis- f(cid:252)hrung kann in der Fachliteratur nachgelesen werden. Den Abschluss bilden Beispiele aus Elektro- und Magnetostatik. Neben einem klas- sischen Lehrbuchbeispiel - dem Zylinderkondensator - wird auch auf ein IEEE Paper eingangen. Es wird versucht, den mathematischen Hintergrund in diesem Paper zu beleuchten. I Abstract Holomorphic (analytic) functions preserve angle and orientation. These functions are called conformal. In many situations solutions for simple geometries are at hand. The rules of complex di(cid:27)erentiation allow to solve the problem for the transformed region. After transforming back, the solution in the original domain can be given. The (cid:28)rst chapter is a short introduction to complex analyis and provides some ma- thematical notation. In the second chapter, the de(cid:28)nition and the existence of conformal mapping is gi- ven. The Riemann Mapping Theorem will be presented brie(cid:29)y without proofs. The Schwarz Christo(cid:27)el transformation is a particular case of conformal mapping. The third chapter presents a sketch of proof. This thesis concludes describing some examples from electro and magnetostatics; the cylindricalcapacitorisaclassicaltextbookexampleandamagneticpermeanceexample from an IEEE paper is discussed. II Inhaltsverzeichnis 1 Funktionentheoretische Einf(cid:252)hrung 1 1.1 Multiplikation mit komplexen Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Di(cid:27)erenzierbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.3 Komplexes Potential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.4 Gebietstreue holomorpher Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.5 Winkeltreue holomorpher Funtkionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.6 Orientierungstreue holomorpher Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . 5 2 Eigenschaften konformer Abbildungen 7 2.1 Konformit(cid:228)t . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.2 Biholomorphe Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.3 (cid:220)berlagerungs- und Verp(cid:29)anzungsprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.4 Komposition konformer Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.5 Riemannscher Abbbildungssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 3 Schwarz Christo(cid:27)el Transformation 10 3.1 Idee der Herleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3.2 Schwarz Christo(cid:27)el Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 4 Beispiele anhand elektromagnetischer Felder 13 4.1 Laplacegleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 4.2 Elektrostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 4.2.1 Zylinderkondensator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 4.3 Magnetostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4.3.1 Permeanz einer Ecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 III 1 Funktionentheoretische Einf(cid:252)hrung 1.1 Multiplikation mit komplexen Zahlen Die Multiplikation zweier komplexer Zahlen z ,z in Polarkoordinaten (z = |z|eiarg(z)) 1 2 kann folgenderma(cid:255)en erkl(cid:228)rt werden: |z z | = |z | |z | arg(z z ) = arg(z )+arg(z ) (mod2π) (1.1) 1 2 1 2 1 2 1 2 C Unter einer komplexen Funktion versteht man Funktionen mit De(cid:28)nitionsbereich C und Wertebereich . Also: f : C → C z (cid:55)→ f(z) (1.2) Eine komplexe Funktion f(z) = cz mit c ∈ C bedeutet demnach eine Drehstreckung [8]. Drehstreckungen sind linear, denn: f (λ z +λ z ) = c(λ z +λ z ) = λ cz +λ cz = λ f (z )+λ f (z ) (1.3) 1 1 2 2 1 1 2 2 1 1 2 2 1 1 2 2 Lineare Abbildungen k(cid:246)nnen mittels Matrizen dargestellt werden. Die Drehstreckung (cid:112) mittels Skalierungsfaktor r = x2 +y2 und Drehwinkel ϕ = arctan y kann (cid:252)ber fol- x gende lineare Abbildung beschrieben werden: (cid:32) (cid:33) (cid:32) (cid:33)(cid:32) (cid:33) x rcosϕ −rsinϕ x (cid:55)→ (1.4) y rsinϕ rcosϕ y 1 Di(cid:27)erenzierbarkeit Konforme Abbildungen Eine komplexe Zahl kann man also auch als Matrix au(cid:27)assen. (cid:32) (cid:33) a −b c = a+ib = (1.5) (cid:98) b a 1.2 Di(cid:27)erenzierbarkeit Die Ableitung einer Funktion f(z) kann wie im Reellen mit Hilfe einer Grenzwertbil- dung gefunden werden. Die Funktion f(z) ist in einem beliebigen Punkt z komplex 0 di(cid:27)erenzierbar, wenn der Grenzwert f(z)−f(z ) lim 0 = f(cid:48)(z ) (1.6) 0 z→z0 z −z0 existiert. Wenn man den Isomorphismus zwischen R2 und C ausn(cid:252)tzt, kann man die Funkti- on f(z) = f(x+iy) auch als Summe reller Funktionen (cid:32) (cid:33) (cid:32) (cid:33) u(x,y) Ref(x+iy) (cid:126) f(x,y) = = (1.7) v(x,y) Imf(x+iy) darstellen, sodass f(x+iy) = u(x,y)+iv(x,y). (cid:126) Die Ableitung der Funktion f(x,y) besitzt die Jacobi-Matrix der Form (cid:32) (cid:33) u v x x J (x,y) = . (1.8) f u v y y DadieseAbleitunganeinerStellez = x +iy einerkomplexenZahlentspricht,k(cid:246)nnen 0 0 0 aus der Matrixschreibweise f(cid:252)r komplexe Zahlen (1.5) die Cauchy-Riemannschen Di(cid:27)erentialgleichungen abgelesen werden [3]. u = v u = −v (1.9) x y y x Erich Z(cid:246)chmann 2 Komplexes Potential Konforme Abbildungen Ist K (z ) eine Kreisscheibe mit Mittelpunkt z und Radius ε > 0 und ist f(z),z ∈ ε 0 0 K (z ) komplex di(cid:27)erenzierbar, so ist f holomorph. ε 0 Mit Hilfe des mehrdimensionalen Mittelwertsatzes und den Cauchy-Riemannschen Dif- ferentialgleichungen l(cid:228)sst sich zeigen, dass man die komplexe Ableitung auch folgen- derma(cid:255)en de(cid:28)nieren kann [6]: f(cid:48)(z) = u +iv = v −iu (1.10) x x y y Durch nochmaliges Anwenden der Cauchy-Riemannschen Di(cid:27)erentialgleichungen kann man die Ableitung rein (cid:252)ber Real- oder Imagin(cid:228)rteile de(cid:28)nieren [3]. f(cid:48)(z) = u −iu = v +iv (1.11) x y y x 1.3 Komplexes Potential F(cid:252)r ein ebenes Vektorfeld (cid:32) (cid:33) P(x,y) (cid:126) ∼ F(x,y) = = P(x,y)+iQ(x,y) = F(x+iy) (1.12) Q(x,y) ist die Funktion (cid:126) ϕ : gradϕ = F(x,y) (1.13) eine (reelle) Potentialfunktion. F(cid:252)r ein Vektorfeld mit Potentialfunktion m(cid:252)ssen die Integrabilit(cid:228)tsbedingungen gelten [6]. ∂P(x,y) ∂Q(x,y) = (1.14) ∂y ∂y Dies ist gleichbedeutend mit rotF(cid:126) =(cid:126)0. Wenn eine Funktion ψ derart gefunden werden kann, dass f(z) = f(x+iy) = ϕ(x,y)+iψ(x,y) (1.15) Erich Z(cid:246)chmann 3 Gebietstreue holomorpher Funktionen Konforme Abbildungen holomorph ist, so kann f(z) als komplexes Potential gedeutet werden. Die Funktion ψ(x,y) wird als konjugiert harmonische Funktion bezeichnet und ist bis auf eine addi- (cid:126) tive Konstante eindeutig bestimmt. Das Vektorfeld F(x,y) kann aus der Gleichung (cid:32) (cid:33) ϕ F(cid:126)(x,y) = gradϕ(x,y) = x ∼= ϕ +iϕ = f(z)(cid:48) (1.16) x y ϕ y gewonnen werden. Die Niveaulinien ϕ(x,y) = c und ψ(x,y) = c schneiden einander 1 2 im rechten Winkel [8], da (cid:32) (cid:33) (cid:32) (cid:33) ϕ ψ x x (cid:104)gradϕ,gradψ(cid:105) = (cid:104) , (cid:105) = ϕ ψ +ϕ ψ = ϕ ψ +(−ψ ) ϕ = 0 (1.17) x x y y x x x x ϕ ψ y y Dadurch lassen sich diese Niveaulinien physikalisch interpretieren. Die Niveaulinie ϕ(x,y) = c entspricht einer ˜quipotential(cid:29)(cid:228)che; ψ(x,y) = c einer Flusslinie. 1 2 1.4 Gebietstreue holomorpher Funktionen UntereinemGebietGverstehtmaneineTeilmengederkomplexenZahlenebeneG ⊆ C, f(cid:252)r die gilt [6]: • G ist o(cid:27)en. • G ist zusammenh(cid:228)ngend • G (cid:54)= {} F(cid:252)r jede nicht konstante, holomorphe Funktion f auf dem Gebiet G ist das Bild f(G) 1 wieder ein Gebiet. Damit das Gebiet zusammenh(cid:228)ngend ist, reicht die Stetigkeit , wel- che aus der Holomorphie folgt. Um die O(cid:27)enheit zu zeigen, braucht es einige grundle- gende S(cid:228)tze. Der Beweis kann z.B. in [6] gefunden werden. 1ε−δ Stetigkeit: kleine Argument(cid:228)nderungen f(cid:252)hren zu kleinen ˜nderungen der Funktionswerte Erich Z(cid:246)chmann 4 Winkeltreue holomorpher Funtkionen Konforme Abbildungen 1.5 Winkeltreue holomorpher Funtkionen Eine Abbildung f wird als winkeltreu bezeichnet, wenn f(cid:252)r je 2 beliebige, di(cid:27)erenzier- bare Wege γ ,γ mit Schnittpunkt z bei t die Gleichung 1 2 0 0 (cid:104)f(cid:48)(γ (t )),f(cid:48)(γ (t ))(cid:105) (cid:104)γ(cid:48)(t ),γ(cid:48)(t )(cid:105) cosα = 1 0 2 0 = 1 0 2 0 (1.18) (cid:107)f(cid:48)(γ (t ))(cid:107)(cid:107)f(cid:48)(γ (t ))(cid:107) (cid:107)γ(cid:48)(t )(cid:107)(cid:107)γ(cid:48)(t )(cid:107) 1 0 2 0 1 0 2 0 gilt. Es m(cid:252)ssen also die Schnittwinkel der Ableitungen der Wege und die Schnittwinkel der Ableitungen der Bilder der Wege ident sein. Wenn man wissen m(cid:246)chte, wie das Bild gedreht wurde, muss man nur das Argument der komplexen Ableitung entlang irgend eines Weges bestimmen [1]. In Analogie zu (1.6): (cid:18) (cid:19) f(z)−f(z ) lim arg 0 = arg(cid:0)(f(z ))(cid:48)(cid:1) = arg(cid:0)(f(z)◦γ(t ))(cid:48)(cid:1) (1.19) 0 0 z→z0 z −z0 = arg(f(cid:48)(γ(t )) γ(cid:48)(t )) = arg(f(cid:48)(z ))+arg(γ(cid:48)(t )) (1.20) 0 0 0 0 Durch die freie Wahl des Weges entlang der Grenzwertbildung ist der Drehwinkel der Abbildung entlang aller Wege gleich. F(cid:252)r in(cid:28)nitesimal kleine Abweichungen von γ (cid:228)n- dert sich der Wert der Ableitung nicht, darum erf(cid:228)hrt das in(cid:28)nitesimale Geradenst(cid:252)ck γ(cid:48) dieselbe Winkeldrehung. Somit ist die Holomorphie gleichbedeutend mit der Win- keltreue. Die Ableitung darf allerdings nicht 0 werden, da sonst (1.18) nicht de(cid:28)niert ist. 1.6 Orientierungstreue holomorpher Funktionen (cid:126) Anhand des Vorzeichens der Funktionaldeterminate der Funktion f(x,y) kann die Ori- entierungstreuefestgestelltwerden[9].(cid:220)berdieDarstellungderJacobimatix(1.8)kann die Funktionaldeterminate mit Hilfe der Cauchy-Riemannschen Di(cid:27)erentialgleichungen (1.9) folgenderma(cid:255)en formuliert werden. (cid:32) (cid:33) (cid:32) (cid:33) u v u v det x x = det x x = u 2 +v 2 ≥ 0 (1.21) x x u v −v u y y x x Erich Z(cid:246)chmann 5 Orientierungstreue holomorpher Funktionen Konforme Abbildungen Abbildung 1.1: Winkeltreue einer holomorphen Abbildung Wobei die Funktionaldeterminate nur bei Nullstellen der Ableitung 0 werden kann. Gra(cid:28)k 1.1 zeigt neben der Winkeltreue auch die Orientierungstreue einer holomorphen Abbildung. Erich Z(cid:246)chmann 6
Description: